• Die Erscheinung in Marienfried
  • Das Zeichen des lebendigen Gottes

Nach wenigen Wochen ihrer Tätigkeit im Pfarrhaus (Ausbildung zur Seelsorgshelferin), klagte Bärbl – gemäß des Berichtes des Pfarrers – über bisher nicht gekannte Schmerzen an den Füßen, dann an der Herzseite und bald auch an den Händen. Es war ihr wie wenn ein Fremdkörper darin stecken würde, den man herausziehen möchte. Das Zerren griff von den Händen auf die ganzen Arme über.

An der Seite spürte sie einen so durchdringenden Schmerz, dass sie nicht mehr wusste, ob es hinten oder vorne am meisten weh tat. Mit den körperlichen Vorgängen war auch ein Sühneleiden verbunden. Sie glaubte eine Last von Sünden zu tragen und befand sich oft in einer tiefen Gottverlassenheit. Die schmerzhaften Stellen an Händen und Füßen brachen am Freitag, den 21. Februar 1947 zum erstenmal auf und bluteten. Der Schmerz an den Fußrücken war so heftig, dass sie nur äußerst mühsam gehen und stehen konnte.

Am 28. Februar 1947 bluteten die Wunden der Füße – die deutlich die Gestalt von Stigmen hatten heftig. Bärbl hatte das Gefühl, als würde in den Händen etwas furchtbar reissen und zerren; der bohrende Schmerz zog sich bis in die Arme hinein. Am zweiten Fastenfreitag schmerzten die Füße derart, dass sie dieselben vor den Hausgenossen (Pfarrer, Anna und Tante) nicht mehr verbergen konnte. Solange nur die Füße bluteten, war sich Bärbl über den Charakter dieser Wunden noch nicht im klaren. Erst als am zweiten Fastenfreitag auch die Seite zu bluten begann und sich bohrende Schmerzen in den Händen ankündigten, wurde sie mit einem wahren Schrecken gewahr, was mit ihr geschah. Das Ärgste an der ganzen Sache war ihr, dass sie durch die Stigmen an den Händen auffallen würde. Nur mit größtem Widerstreben gab sie ihr Geheimnis preis und bat flehentlich, es zu bewahren.

Zu den physischen Schmerzen kamen schliesslich auch seelische Leiden sowie die Teilnahme an der Passion Christi. Die Stigmen an den Füßen und an der Seite bereiteten ihr am kommenden Freitag starke Schmerzen. Sie bluteten heftig. Auch an den Knien bildeten sich Wunden wie von tiefgehenden Hautschürfungen, die ebenfalls stark bluteten. An den Innenflächen der Hand bildete sich ganz scharf ein Dreieckszeichen ab. Diese Passionsmerkmale waren von schwersten Depressionen, von einer furchtbaren seelischen Verlassenheit begleitet. Erst am Nachmittag des jeweiligen Fastenfreitags trat nach 15.00 Uhr Erleichterung ein. Samstag-Nacht konnte sie wieder durchschlafen.

Montags und dienstags sah sie nachts Arme Seelen und erfüllte deren Gebetswunsch. Sie übernahm bei solchen Gelegenheiten auch manchmal die Schuld der betreffenden Seelen, so dass sie oft nicht mehr ein und aus wusste vor Sünden.

Am Schmerzens-Freitag drückte sich das Blut an den Dreiecks-Zeichen der Hand heraus. Gegen Mittag, zog sich die Haut an den Handrücken zusammen, und es zeichnete sich ganz scharf ein Stigma ab, das aber noch nicht blutete. Um diese Stelle machte sich eine starke Rötung der Haut bemerkbar. Die Schmerzen an den Stigmen waren viel stärker als an den früheren Freitagen. Bis 11.00 Uhr hielt sich Bärbl unter Aufbietung äusserster Willenskraft aufrecht. Als dann aber auch die Stigmen der Hände auf einmal stark zu bluten begannen und von ihr verbunden wurden, brach sie gegen 11.30 Uhr ohnmächtig zusammen. Wir trugen sie in das Gästezimmer und legten sie aufs Bett. Bald zeigten sich bei ihr deutliche Anzeichen einer Passionsekstase. Zeitweise war der Schmerz so stark, dass Krämpfe ihren Körper erschütterten, so dass das Bett hin und her geschüttelt wurde.

Die Arme wurden ihr plötzlich auseinandergerissen und die beiden Füße übereinandergelegt. Sie hatte offenbar keine Gewalt mehr über sich. Es schien, als würde sie von einer fremden Macht beherrscht. Ihre Wunden bluteten stark, besonders die Herzwunde, deren Blut durch Wolljacke und Pullover drang.

Sie griff sich auch immer wieder an den Kopf. Das einzige Empfinden, das sie hatte, war: sie sei verloren, sie schwebe über dem Abgrund. Nach einiger Zeit gingen ihre Arme wieder in die Normalstellung zurück. Sie kam für einen Augenblick zu sich. Mehrfach wiederholte sich dann das krampfhafte Auseinanderreissen der Arme, wobei sich ihre Gesichtszüge infolge der ungeheuren Schmerzen verzerrten. Wir hörten wiederholt die Worte: "Gott, mein Gott – hast Du mich ganz verlassen?" "Nein, es geht nicht mehr!" "Gott, wo bist Du?"

Dieser Zustand dauerte bis 14.30 Uhr. Dann steigerte sich die körperliche und seelische Qual bis zu einer deutlich erkennbaren Agonie Todeskampf. Die Arme blieben jetzt fast immer ausgespannt, Schmerzenskrämpfe durchschüttelten ihren Leib und liessen ein qualvolles Stöhnen vernehmen. Die Durstqualen wurden heftiger. Auf den Lippen sah man blutige Risse.

Als ich ihr etwas Wasser einzuflössen versuchte, erstickte sie fast, weil sie offenbar nicht schlucken konnte. Die Finger der einen Hand tasteten an den Augenhöhlen und am Kopf herum, als habe sie auch dort arge Schmerzen.

Gegen 15.00 Uhr bemerkte man deutlich das Nachlassen der Kräfte. Die Schmerzensschauern wiederholten sich häufiger, der Atem wurde kürzer. Es bot sich der Anblick einer Sterbenden. Kurz nach 15.00 Uhr ein letztes Sich-Aufbäumen des Körpers, ein letztes Röcheln, und die Dulderin hatte ausgerungen, ihr Kopf sank hinab. Wie tot lag sie da.

Nach einer Viertelstunde etwa richtete sich der Oberkörper plötzlich ruckartig auf; ein furchtbares Stöhnen war zu hören, die Hände pressten sich wie zur Abwehr von etwas ungemein Schmerzhaftem auf die Brust; dann sank der Körper wieder scheinbar leblos zurück.

So lag sie in tiefem Schlaf bis nach 16.00 Uhr, wachte dann auf und ging (als sei nichts geschehen) an die Arbeit. Es war ihr nun wieder ganz leicht ums Herz.

Pfarrer Humpf fährt in seinem Bericht fort: Nachdem Bärbl wieder munter war, sagte meine Tante zu ihr: "Wie wird das erst am Karfreitag werden, wenn es heute schon so arg war?" Bärbl antwortete: "Da muss ich fort!" Erst am Samstag erfuhr ich von ihr, was es mit dem Fortgehen am Karfreitag für eine Bewandtnis habe. Sie erzählte, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wäre der Engel der großen Gnadenvermittlerin wieder bei ihr gewesen. Er war sehr ernst – meinte sie – und hat zuerst nichts gesagt. Er legte mir die Hand auf die Stirn und betete: "Herr, Dein Wille geschehe." Ich wurde dabei ruhiger und fühlte mich erleichtert. Danach teilte er mir mit: "Mach dich bereit, am Karfreitag musst du weit fort!" "Wie soll das geschehen – entgegnete Bärbl – wenn ich so stark blute und solche Schmerzen habe?"

"Mach dir keine Sorge, du wirst nicht bluten, aber du wirst viel mehr mitmachen müssen als (am Passionsfreitag)." Bärbl suchte noch Näheres von dem Engel zu erfahren und fragte ihn: "Wohin muss ich denn und wie lange muss ich fort?" worauf dieser erwiderte: "Das steht dir nicht zu, zu wissen. Hab jedoch keine Angst, die Mutter holt dich." Bärbl hierauf: "Muss ich denn etwas mitnehmen?" Der Engel: "Du wirst ganz allein sein! Du sollst bis dahin viel beten! In der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag sollst du im Pfarrhof übernachten."

Pfarrer Humpf: "Wir wussten diesen Worten keine andere Bedeutung zu geben, als dass Bärbl sterben werde. Daher bat ich sie, sich innerlich und äusserlich auf das Letzte einzustellen, u. a. auch, ihr Testament zu machen. Es war eine Woche größter seelischer Spannung und heiliger Entschlüsse. Ich besprach mich auch mit Pater Gavenda, dem Superior des Claretinerklosters und dem Geistlichen Rat Schmid, beide von Weissenhorn. Sie versprachen mir, auf einen telefonischen Anruf nach Pfaffenhofen zu kommen. Bis Gründonnerstag bluteten die Stigmen. Dem Auftrag des Engels entsprechend kamen wir überein, Bärbl solle im Gästezimmer des Pfarrhauses übernachten."

Gründonnerstag gegen 14.00 Uhr waren Pfarrer Humpf, Anna und Bärbl am Bildstock. Bärbl hielt dann ihre Osterbeichte. Ab 17.00 Uhr fühlte sie das nahen, was der Engel angekündigt hatte und sagte zu Pfarrer Humpf: "Wenn Sie noch etwas fragen wollen, ist es höchste Zeit."

Beim Abendessen nahm sie kaum etwas zu sich und wurde ganz Still.

Pfarrer Humpf: Als wir gegen 22.00 Uhr aus der Kirche kamen, litt Bärbl an erschreckenden Angstzuständen. Sie hielt es im Haus nicht mehr aus und begab sich in die Kirche; fand aber auch dort keinen Trost und ging wieder ins Freie, ohne dass hier ihre furchtbare Angst nachgelassen hätte.

Der Versuch, nach Marienfried zu gehen, endete schon am Gartentor des Pfarrhofes. Im Garten, wo meine Schwester und ich sie nach einiger Zeit in einem völlig erschöpften Zustand von unsagbarer Angst erfüllt, ganz trost- und hilflos über einen Holzstoss gebeugt, fanden, versuchten wir ihr beizustehen, konnten aber mit tröstenden Worten nicht das Mindeste erreichen.

Nach Ostern teilte uns Bärbl über diesen Abend vor dem Karfreitag 1947 mit: In der Kirche während der Mette war ich zuerst unten, dann oben auf dem Chörle. Ich stand unter dem Eindruck: "Du musst sterben – wirst verdammt – Gott hilft dir nicht – die Leute beten – du kannst es nicht." Es hat mich hin und her getrieben. Ich habe nicht mehr ein und aus gewusst.

Pfarrer Humpf begab sich noch in die Marienfried-Kapelle, um Bärbls innere Not zur Gottesmutter zu tragen. Als er ins Pfarrhaus zurückkam, war Bärbl immer noch im Garten. "Ich hab einfach ins Freie gemusst!" sagte sie später. Nach etwa einer Stunde, gegen 22.00 Uhr, zog sie sich ins Gästezimmer zurück. Sie sprach nichts mehr. Man spürte, dass sie unter einem großen seelischen Druck litt.

Bärbl: "Ich begab mich nochmals in die Kirche zur Heiligen Stunde. Als ich gegen Mitternacht zurückkam, nahm sie von uns Abschied. Es war, als sei es für immer. Sie wies noch auf einen Brief hin, der in ihrer Tasche sei und erst am anderen Tag geöffnet werden solle."

Pfarrer Humpf: "Etwa eine Stunde, nachdem Bärbl sich hingelegt hatte, geriet sie plötzlich in Ekstase. Ich rief sie mehrmals beim Namen, sie reagierte jedoch nicht."

Meine Schwester Anna, die nachts bei ihr blieb, erzählte anderentags, Bärbl habe sich die Nacht über in einem eigentümlich unruhigen Schlaf befunden, als erlebe sie innerlich etwas Furchtbares. Ab 2.00 Uhr habe sie laut zu stöhnen begonnen und sich mehrfach gekrümmt und weit zurückgebogen.

Als ich am Karfreitagmorgen um 6.00 Uhr erwachte, war mein erster Gedanke: "Was ist mit Bärbl?" Sofort begab ich mich zu ihr und Anna ins Gästezimmer. Sie lag da – völlig bewusstlos – wie eine Geopferte. Die Engelsbotschaft schien in dem von mir erwarteten Sinne in Erfüllung gegangen zu sein. Ich war zutiefst erschüttert.

Nun geschah etwas Merkwürdiges. Bärbl erwachte aus ihrem ekstatischen Zustand, öffnete die Augen und sagte mit milder Stimme u. a.: "Ich war beim Heiland. Er hat mich zurückgeschickt. Er ist so einsam. Er hat uns alle so lieb." Dann flüsterte sie: "Ich muss jetzt wieder fort, ich werde ganz im Heiland sein ... Wenn ihr fest betet, kann es sein, dass ich wieder zurückkomme. Habt keine Sorge! Es wird alles recht werden. Ihr braucht niemand herbeizuholen."

Ich fragte noch, wo sie denn gewesen sei, und was sie gesehen habe, worauf sie mitteilte: "Der Heiland stand vor einem großen Mann. Es waren noch viele andere da, ein wildes Durcheinander von Menschen, die den Heiland anklagten. Der Heiland stand ganz ruhig da, ohne etwas zu sagen."

Im Gegensatz zum Vorabend befand sich Bärbl in einem Zustand abgeklärter Ruhe und Gelassenheit. Ihr Blick, ihre Worte und Gebärden waren so vergeistigt und edel, von einer so unsagbaren Güte geprägt, als wäre in ihr der Heiland selbst gegenwärtig.

Bärbl sank bald wieder in den vorigen Zustand zurück, indem sie sagte: "Ich muss jetzt wieder zum Heiland."

Wir gingen um 8.30 Uhr zum Karfreitagsgottesdienst und liessen sie unterdessen allein. Als wir zurückkamen, befand sie sich bereits in der Leidensekstase. Sie litt – wie man aus ihren Gesten und Worten entnehmen konnte – körperlich und seelisch die Passion Christi und zwar im Vergleich zum Schmerzensfreitag in wesentlich gesteigertem Masse. Blutungen erfolgten allerdings keine mehr.

Die Krämpfe waren so heftig, dass sie den ganzen Leib durchzuckten. Das zeigte sich besonders deutlich beim Ausstrecken der Arme, wobei ein – von qualvollem Stöhnen begleitetes – Zittern durch den ganzen Körper ging.

Das Ausstrecken der Arme erfolgte in Abständen von etwa fünfzehn Minuten und dauerte jeweils einige Minuten. Es geschah stets mit solcher Wucht, dass Bärbl sich anfangs, als wir noch keine Vorkehrungen getroffen hatten, die Hände an der Wand bzw. an den Kanten des Nachttischchens fast verletzt hätte. Die Finger waren krampfhaft nach innen gebogen.

Meine Tante beobachtete auch, dass die Füße in verkrampfter Streckung aufeinandergepresst lagen. Nach solchen Schmerzensschauern bemerkte man jeweils ein langsames Nachlassen der verkrampften Haltung und hörte hierbei Gebetsseufzer wie: "Herrgott, wo bist Du?" – "O, Vater!"

Oft griff sie auch nach ihrer Schulter oder fingerte an Kopf und Augenhöhlen herum, als wolle sie dort schmerzende Fremdkörper entfernen.

Meine Tante verständigte nur Lorle Spiegler, Bärbls Verwandte, die dann gegen 13.00 Uhr eintraf und mit uns Zeuge der geschilderten Vorgänge wurde.

Um diese Stunde waren die Leidensstürme so stark, dass wir vom Zuschauen innerlich zutiefst erschüttert waren. Wir konnten ihr in keiner Weise helfen. An den gewaltsam herausgerissenen, qualvoll verkrampften Armen erkannten wir die miterlebte Kreuzigung. Den ganz ausgetrockneten Lippen entsprechend, musste sie furchtbare Durstqualen erleiden. Wir versuchten diese durch Einflößung von etwas Wasser zu stillen. Es gelangte aber kein Tropfen in die Kehle. Sie musste alles wieder heraushusten.

Die Schmerzenskrämpfe traten immer häufiger auf; die körperlichen Reaktionen wurden jedoch nach und nach schwächer und der Atem kürzer wie bei einem Sterbenden. Schliesslich kam das Ende; ein letztes Aufflackern ihrer Kräfte, dann sank der Körper in sich zusammen. "Hatte sie ausgelitten?" fragten wir uns.

Nach einer Viertelstunde wurden wir plötzlich noch einmal von einem schauerlichen, gewaltsamen Sichaufbäumen ihres Oberkörpers und einigen Seufzern überrascht. Eine letzte Zuckung, als verspüre sie den Lanzenstich, wobei sich ihre Hände auf die Brust pressten, dann sank der Körper in sich zusammen.

Im Anschluss hieran breitete sich über ihr Gesicht eine verklärte Ruhe aus. Sie schien tot; völlig bewegungslos lag sie da, ohne dass wir den leisesten Atem vernommen hätten. Sie bot das Bild eines selig Entschlafenen. In diesem todesähnlichen Schlaf verbrachte sie den ganzen Karfreitag und Karsamstag.

Nur am Karsamstag-Vormittag, als meine Tante, Anna und ich aus der hl. Messe zu ihr ins Zimmer kamen, rief Bärbl mehrfach sehnsuchtsvoll: "Heiland!" wobei sie sich aufrichtete und die Hände gegen uns ausstreckte. Mir kam der Gedanke, in dieser Gebärde könne die Sehnsucht nach dem Empfang der hl. Kommunion zum Ausdruck kommen, weshalb ich sofort den Leib des Herrn holte. Während der liturgischen Zeremonie der Kommunionspendung waren ihre Augen nur auf die hl. Hostie gerichtet. Mit selig-verklärtem Gesichtsausdruck nahm sie die hl. Eucharistie und blieb so den ganzen Karsamstag und die Osternacht bis zum Ostermorgen.

Wir wussten nun, was der Engel mit dem Auftrag: "Du musst weit fort!" gemeint hatte. Bei diesem mystischen Geschehen Zeuge zu sein, war ein einmaliges Erleben, das unsere Seelen bis ins Tiefste aufgewühlt hat.

Bärbl war in der Osternacht allein im Gästezimmer, so dass wir über ihr Auferstehungserlebnis nur folgendes berichten können: Zwischen 4.00 und 5.00 Uhr morgens konnte sie – ihrer eigenen Schilderung nach – die Auferstehungsfreude nicht mehr allein für sich behalten. Sie stürzte aus ihrem Zimmer und überraschte meine Schwester, meine Tante und mich, indem sie mit jubelnder Stimme eins ums andere Mal rief: "Der Heiland ist auferstanden, er hat uns so lieb!" Zu mir (Pfarrer Humpf) sagte sie noch (vor Freude ganz außer Atem): "Herr Pfarrer, freuen Sie sich, der Heiland lebt – er stirbt nicht mehr – er ist jetzt wieder ganz im Vater – er hat uns alle so lieb – o freuen Sie sich doch – ist das schön – o, ich freue mich so!"

Wir wussten nicht, wie uns geschah. Aus unserer Schlaftrunkenheit herausgerissen, freuten wir uns mit Bärbl. Es war ein Ostermorgen voll Freude ohnegleichen.

Auf einer Romfahrt im Heiligen Jahr 1950 kommt Bärbl auch nach Assisi. In ihrer großen Sorge, mit den sichtbaren Stigmen auf die Dauer aufzufallen und ihren Beruf als Katechetin nicht weiter ausführen zu können, wendet sie sich am Grab des heiligen Vaters Franziskus vertrauensvoll an diesen mit der Bitte, zu helfen, dass Gott ihr die Sichtbarkeit seiner Zeichen wieder fortnehme; die mit den Stigmen verbundenen Leiden wolle sie in aller Demut und im Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter weitertragen. Kurze Zeit nach dieser Romreise, berichtet Anna Humpf, als sie das erste Mal wieder von München nach Pfaffenhofen kam, waren von den Handstigmen Bärbls nur mehr die Narben zu sehen.

Sofern Pfarrer Humpf und seine Schwester richtig informiert sind, Bärbl spricht nämlich hierüber nicht, ist ihr bis heute mit der Sichtbarkeit der Stigmen nicht auch das, mit der Stigmatisation verbundene, mystische Leiden genommen worden.