Das Buch der Richter
Kapitel 1: Die politischen und religiösen Verhältnisse Israels nach Josuas Tod
Besiegung des Kanaaniterfürsten Adoni-Zedek
1 Nach Josuas Tod befragten die Israeliten den Herrn: "Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter in den Kampf ziehen?"
2 Der Herr antwortete: "Juda soll ausziehen! Siehe, ich gebe das Land in seine Gewalt."
3 Da forderte Juda seinen Bruderstamm Simeon auf: "Zieh mit mir aus in meinen Losanteil! Wir wollen gegen die Kanaaniter kämpfen. Ich werde dann auch mit dir in deinen Losanteil ziehen." So zog Simeon mit ihm
4 Nun machten sich die Judäer auf den Weg, und der Herr gab die Kanaaniter und Perisiter in ihre Gewalt. Sie schlugen sie bei Besek, zehntausend Mann.
5 In Besek trafen sie nämlich auf Adoni-Besek, kämpften mit ihm und schlugen die Kanaaniter und Perisiter.
6 Als Adoni-Besek floh, setzten sie ihm nach, nahmen ihn gefangen und hieben ihm die Daumen und die großen Zehen ab.
7 Da sagte Adoni-Besek: "Siebzig Könige, deren Daumen und große Zehen abgehauen waren, lasen die Brocken unter meinem Tisch auf. Wie ich verfahren bin, so vergilt es mir Gott." Man brachte ihn dann nach Jerusalem, wo er starb.
8 Hierauf kämpften die Judäer gegen Jerusalem, nahmen es ein, schlugen es mit der Schärfe des Schwertes und steckten die Stadt in Brand.
Die Eroberung von Hebron und Debir.
9 Danach zogen die Judäer hinab, um mit den Kanaanitern zu kämpfen, die im Gebirge, im Südland und in der Schefela wohnten.
10 Hierauf rückten die Judäer gegen die Kanaaniter in Hebron an – Hebron hieß früher Kirjat-Arba – und schlugen Scheschai, Ahiman und Talmai.
11 Von dort zogen sie gegen die Bewohner von Debir. Debir hieß früher Kirjat-Sefer.
12 Da sagte Kaleb: "Wer Kirjat-Sefer bezwingt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau."
13 Nun eroberte es Otniël, der Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs. Daraufhin gab dieser ihm seine Tochter Achsa zur Frau.
14 Als sie hinzog, redete sie ihrem Vater zu und erbat Land von ihm. Sie ließ sich vom Esel herabgleiten, und als Kaleb sie fragte: "Was ist dir?",
15 antwortete sie ihm: "Gib mir ein Hochzeitsgeschenk! Du hast mich ja nach dem Südland vergeben, so gib mir auch Wasserquellen!" Da gab ihr Kaleb Brunnen in der Höhe und Brunnen in der Niederung.
16 Die Söhne des Keniters, des Schwiegervaters des Mose, zogen mit den Judäern von der Palmenstadt in die Wüste Juda hinauf, die im Süden von Arad liegt, und ließen sich dort unter dem Volk nieder.
17 Da zog Juda mit seinem Bruderstamm Simeon in den Krieg. Sie schlugen die Kanaaniter, die in Zefat wohnten, und vollzogen an der Stadt den Bann. Daher nannte man die Stadt Horma (Untergangsweihe).
18 Alsdann eroberte Juda Gaza mit seinem Gebiet, Aschkelon mit seinem Gebiet und Ekron mit seinem Gebiet.
19 Der Herr war mit den Judäern, so daß sie das Bergland in Besitz nehmen konnten. Die Bewohner der Ebene konnten sie jedoch nicht vertreiben, weil diese eiserne Wagen hatten.
20 Hebron gaben sie, wie Mose befohlen hatte, dem Kaleb, und dieser vertrieb daraus die drei Söhne Anaks.
21 Aber die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, zu vertreiben, das vermochten die Benjaminiter nicht. So blieben die Jebusiter in Jerusalem unter den Benjaminitern bis heute wohnen.
Die Kriegszüge der Nachkommen Josefs
22 Auch das Haus Josef zog aus, und zwar nach Bet-El, und der Herr war mit ihnen.
23 Das Haus Josef ließ Bet-El – die Stadt hieß früher Lus – beobachten.
24 Als die Wachen einen Mann aus der Stadt herauskommen sahen, sagten sie zu ihm: "Zeige uns doch, wo man in die Stadt hineinkommen kann! Wir wollen dafür Gnade an dir üben."
25 Als er ihnen gezeigt hatte, wie man in die Stadt eindringen konnte, schlugen sie die Stadt mit der Schärfe des Schwertes. Den Mann aber und seine ganze Familie ließen sie abziehen.
26 Der Mann begab sich in das Land der Hetiter, baute dort eine Stadt und nannte sie Lus. So heißt sie noch heute.
Israels Treulosigkeit gegen den Bundesgott
Mißerfolge im Eroberungskrieg
27 Manasse konnte die Bewohner von Bet-Schean, Taanach, Dor, Jibleam und Megiddo und ihrer Dörfer nicht vertreiben. So blieben die Kanaaniter in jener Gegend ruhig wohnen.
28 Sobald aber die Israeliten stärker geworden waren, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig, ohne sie jedoch alle aus ihrem Besitz vertreiben zu können.
29 Auch Efraim vertrieb die Kanaaniter, die in Geser wohnen, nicht. So blieben die Kanaaniter unter ihnen in Geser wohnen.
30 Sebulon konnte die Bewohner von Kitron und Nahalol nicht vertreiben. So blieben die Kanaaniter unter ihnen wohnen, wurden aber fronpflichtig.
31 Ascher konnte die Bewohner von Akko, Sidon, Mahaleb, Achsib, Helba, Afek und Rehob nicht vertreiben.
32 So wohnten die Ascheriter mitten unter den Kanaanitern, die in der Gegend verblieben, weil man sie nicht vertrieb.
33 Naftali konnte die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat nicht vertreiben. So wohnte es mitten unter den Kanaanitern, die in der Gegend verblieben. Doch wurden die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat fronpflichtig.
34 Die Amoriter drängten die Daniter ins Gebirge zurück und ließen sie nicht in die Ebene hinabkommen.
35 So blieben die Amoriter in Har-Heres, Ajalon und Schaalbim wohnen. Als aber die Macht des Hauses Josef sich vergrößerte, wurden sie fronpflichtig.
36 Das Gebiet der Amoriter erstreckte sich von der Skorpionen-Steige bis nach Sela und weiter hinauf.
Kapitel 2: Strafspruch des Gottesboten
1 Da kam der Engel des Herrn von Gilgal herauf nach Bochim und sagte: "Ich habe euch aus Ägypten weggeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen hatte. Ich versprach: Auf ewig werde ich meinen Bund mit euch nicht brechen.
2 Ihr aber dürft mit den Bewohnern dieses Landes kein Bündnis schließen, sondern müßt ihre Altäre niederreißen. Aber ihr hörtet nicht auf meinen Befehl. Warum habt ihr das getan?
3 So sage auch ich: Ich werde sie nicht vor euch vertreiben. Sie sollen eure Widersacher sein und ihre Götzen euch zum Fallstrick werden."
4 Als der Engel des Herrn so zu allen Israeliten gesprochen hatte, fing das Volk laut zu weinen an.
5 Deshalb nannte man jenen Ort Bochim (Ort des Weinens). Sie brachten dort dem Herrn ein Opfer dar.
Josuas Tod
6 Als Josua das Volk entlassen hatte, zogen die Israeliten ab, ein jeder in seinen Erbanteil, um das Land in Besitz zu nehmen.
7 Und das Volk diente dem Herrn bei Lebzeiten Josuas und aller Ältesten, die Josua überlebten und noch alle Großtaten des Herrn gesehen hatten, die er für Israel gewirkt hatte.
8 Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn, starb im Alter von 110 Jahren.
9 Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Heres im Gebirge Efraim, nördlich vom Berg Gaasch.
10 Als dann auch dies ganze Geschlecht zu seinen Vätern versammelt war und ein anderes Geschlecht nach ihnen heranwuchs, das den Herrn nicht kannte noch die Taten, die er für Israel gewirkt hatte,
11 taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel, und dienten den Baalen.
12 Den Herrn aber, den Gott ihrer Väter, der sie aus Ägypten weggeführt hatte, verließen sie. Sie liefen anderen Göttern nach, den Göttern der Heiden ringsumher, beteten sie an und erzürnten so den Herrn.
Israels Abfall – Gottes Langmut
13 Als sie so vom Herrn abfielen und dem Baal und den Astarten dienten,
14 entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten, und er gab sie Räubern preis, die sie ausraubten. Er ließ sie in die Gewalt ihrer Feinde ringsum fallen, so daß sie vor ihren Feinden nicht mehr standhalten konnten.
15 Jedesmal, wenn sie ins Feld zogen, war die Hand des Herrn gegen sie zu ihrem Unheil, wie der Herr vorausgesagt und wie der Herr ihnen zugeschworen hatte. Und ihre Not war groß.
16 Da ließ der Herr Richter erstehen, die sie aus der Gewalt ihrer Feinde befreiten.
17 Doch auch ihren Richtern schenkten sie kein Gehör, sondern gaben sich fremden Göttern hin und beteten sie an. Schnell wichen sie vom Weg ab, den ihre Väter gegangen waren, die des Herrn Gebote befolgt hatten. Sie aber handelten nicht so.
18 Wenn der Herr ihnen Richter erstehen ließ, dann war der Herr mit dem Richter und errettete sie aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte. Denn der Herr ließ sich durch ihre Klagen über ihre Bedränger und Bedrücker rühren.
19 Sobald aber der Richter gestorben war, trieben sie es aufs neue schlimmer als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachliefen, ihnen dienten und sie anbeteten. Sie ließen nicht ab von ihrem verstockten Tun und Treiben.
Bestrafung und Prüfung des Volkes
20 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er sagte: "Weil dieses Volk meinen Bund übertreten, zu dem ich ihre Väter verpflichtet habe, und meine Gebote nicht befolgt hat,
21 will ich aus allen Völkern, die Josua bei seinem Tod übriggelassen hat, niemand mehr vor ihnen vertreiben.
22 Durch sie will ich die Israeliten auf die Probe stellen, ob sie den Weg des Herrn einhalten und darauf wandeln, wie ihre Väter es getan haben, oder nicht."
23 Statt jene Völker sofort zu vertreiben, ließ der Herr sie übrig und gab sie nicht in die Hand Josuas.
Kapitel 3:
1 Dies sind die Völker, die der Herr übrigließ, um durch sie die Israeliten in all dem zu erproben, was sie hinsichtlich der Kriegsführung in Kanaan noch nicht wußten.
2 So sollten die Geschlechter der Israeliten das Kriegshandwerk lernen, das einzige, was sie von früher her nicht kannten.
3 Es sind fünf Fürsten der Philister, alle Kanaaniter, die Sidonier und die Hiwiter, die auf dem Libanongebirge wohnen, vom Berg Baal-Hermon bis nach Lebo-Hamat.
4 Sie dienten dazu, Israel auf die Probe zu stellen und zu erfahren, ob sie die Weisungen des Herrn befolgen würden, zu denen er ihre Väter durch Mose verpflichtet hatte.
5 So wohnten die Israeliten mitten unter den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern.
6 Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen, gaben ihre eigenen Töchter den Söhnen jener und dienten ihren Göttern.
Die Richter
Der Richter Otniël
7 Als die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, und den Herrn, ihren Gott, vergaßen und den Baalen und Ascheren dienten,
8 entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel und er ließ sie in die Gewalt Kuschan-Rischatajims, des Königs vom nördlichen Mesopotamien, fallen. Acht Jahre lang mußten die Israeliten Kuschan-Rischatajim dienen.
9 Als die Israeliten zum Herrn um Hilfe riefen, ließ der Herr den Israeliten einen Retter erstehen, der sie befreite, Otniël, den Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs.
10 Über ihn kam der Geist des Herrn, und er wurde Richter in Israel. Als er zum Krieg auszog, gab der Herr Kuschan-Rischatajim, den König von Nordmesopotamien, in seine Gewalt, und er vernichtete Kuschan-Rischatajim.
11 Nun hatte das Land vierzig Jahre lang Ruhe, bis Otniël, der Sohn des Kenas, starb.
Der Richter Ehud
12 Als die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, ließ der Herr den König der Moabiter, Eglon, stärker werden als die Israeliten, weil sie taten, was dem Herrn mißfiel.
13 Er verbündete sich mit den Ammonitern und Amalekitern, zog herbei und besiegte die Israeliten. Dann nahmen sie die Palmenstadt ein.
14 Hierauf dienten die Israeliten Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre.
15 Der Herr ließ nun, als die Israeliten zum Herrn um Hilfe riefen, ihnen einen Retter erstehen, Ehud, den Sohn Geras aus Benjamin, einen Mann, der linkshändig war. Als die Israeliten einmal durch ihn Abgaben an Eglon, den König von Moab, schickten,
16 verfertigte sich Ehud einen zweischneidigen Dolch von einer Spanne Länge, befestigte ihn unter seinem Gewand an seiner rechten Seite
17 und lieferte so die Abgaben an Eglon, den König von Moab, ab. Eglon war ein sehr dicker Mann.
18 Als jener mit der Ablieferung der Abgaben fertig war, entließ er die Leute, die die Abgaben getragen hatten,
19 kehrte selbst bei den Götzenbildern in der Nähe von Gilgal wieder um (kam zum König zurück) und sagte: "Ich habe mit dir etwas vertraulich zu besprechen, o König." Dieser gebot Schweigen. Da entfernten sich alle, die bei ihm waren.
20 Ehud ging nun auf ihn zu – er saß allein in seinem kühlen Obergemach – und Ehud sagte: "Ich habe ein Gotteswort für dich!" Als jener von seinem Stuhl aufstand,
21 griff Ehud mit seiner linken Hand zu, riß den Dolch von seiner rechten Hüfte und stieß ihm denselben in den Leib,
22 so daß der Griff sogleich hinter der Klinge eindrang und das Fett die Klinge umschloß, weil er den Dolch nicht wieder aus seinem Leib herauszog. Dabei kam der Kot heraus.
23 Nun ging Ehud in die Halle hinaus, verschloß die Tür des Obergemachs hinter sich und schob den Riegel vor.
24 Als er sich entfernt hatte, kamen seine Diener herbei, um nachzusehen. Da sie die Tür des Obergemachs verriegelt fanden, dachten sie: Er wird wohl seine Notdurft in der kühlen Kammer verrichten.
25 So warteten sie denn sehr lange. Als er aber die Tür des Obergemachs immer noch nicht öffnete, holten sie den Schlüssel und machten auf. Da lag ihr Herr entseelt am Boden.
26 Ehud aber war, während sie gewartet hatten, entronnen, bis zu den Götzenbildern gelangt und nach Seïra entkommen.
27 Sobald er heimgekehrt war, stieß er auf dem Gebirge Efraim in die Posaune, und die Israeliten stiegen mit ihm vom Gebirge herab. Er stand an ihrer Spitze.
28 Auf seine Aufforderung: "Folgt mir, denn der Herr hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben", stiegen sie unter seiner Führung hinab, sperrten den Moabitern die Jordanfurten und ließen niemand hinüber.
29 Sie erschlugen damals von den Moabitern etwa zehntausend Mann, lauter starke und tapfere Leute. Niemand entkam.
30 So mußte sich Moab damals der Herrschaft Israels beugen, und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe.
Der Richter Schamgar
31 Nach ihm trat Schamgar, der Sohn Anats, auf. Er erschlug mit einem Ochsenstecken 600 Philister. Auch er war Richter in Israel.
Kapitel 4: Debora und Barak
Jabin knechtet Israel
1 Als die Israeliten nach dem Tod Ehuds wieder taten, was dem Herrn mißfiel,
2 ließ sie der Herr in die Gewalt Jabins, des Königs von Kanaan, fallen, der in Hazor regierte. Sein Feldherr war Sisera.
3 Da riefen die Israeliten zum Herrn um Hilfe. Denn er hatte 900 eiserne Wagen und bedrückte hart die Israeliten, zwanzig Jahre lang.
Debora und Barak führen das israelitische Heer
4 In jener Zeit richtete Debora, eine Prophetin, die Frau des Lappidot, Israel.
5 Sie wohnte unter der Deborapalme zwischen Rama und Bet-El auf dem Gebirge Efraim. Die Israeliten zogen zu ihr hinauf zum Gericht.
6 Sie ließ nun Barak, den Sohn Abinoams, aus Kedesch in Naftali, rufen und sagte zu ihm: "Der Herr, der Gott Israels, befiehlt dir: Geh hin, zieh auf den Berg Tabor und nimm zehntausend Mann mit dir von den Naftalitern und Sebulonitern!
7 Ich will Sisera, den Feldherrn Jabins, mit seinen Wagen und Heerhaufen zu dir an den Bach Kischon führen und ihn in deine Hand geben."
8 Barak erwiderte ihr: "Wenn du mit mir gehst, will ich gehen. Wenn du aber nicht mit mir gehst, gehe auch ich nicht."
9 Sie entgegnete: "Gewiß werde ich mit dir gehen. Doch wird dir dann kein Ruhm zuteil werden auf dem Zug, den du unternimmst, sondern der Herr wird Sisera in die Hand einer Frau fallen lassen." Hierauf machte sich Debora auf und begab sich mit Barak nach Kedesch.
10 Dann entbot Barak Sebulon und Naftali nach Kedesch, und 10.000 Mann zogen unter seinem Befehl hinauf. Auch Debora ging mit ihm.
11 Heber aber, der Keniter, hatte sich von Kain, von den Söhnen Hobabs, des Schwiegervaters des Mose, getrennt. Er schlug sein Zelt bei der Eiche von Zaanannim bei Kedesch auf.
Siseras Niederlage
12 Als man nun Sisera meldete, Barak, der Sohn Abinoams, sei auf den Tabor gezogen,
13 entbot Sisera alle seine Wagen, 900 eiserne Streitwagen, und sein ganzes Kriegsvolk, das ihm unterstand.
14 Da sagte Debora zu Barak: "Auf! Denn dies ist der Tag, an dem der Herr den Sisera in deine Hand geben wird. Der Herr selber wird vor dir herziehen." Hierauf stieg Barak vom Berg Tabor hinab, und 10.000 Mann folgten ihm.
15 Der Herr brachte den Sisera und alle seine Wagen und sein ganzes Heer durch die Schärfe des Schwertes vor Barak in Verwirrung. Sisera sprang vom Wagen und floh zu Fuß.
16 Barak verfolgte die Wagen und das Heer bis nach Haroschet-Gojim. Das ganze Heer Siseras fiel durch die Schärfe des Schwertes; auch nicht ein einziger blieb übrig.
Jaëls Tod
17 Sisera floh zu Fuß zum Zelt Jaëls, der Frau des Keniters Heber; denn zwischen Jabin, dem König von Hazor, und der Familie des Keniters Heber herrschte Frieden.
18 Jaël kam heraus, Sisera entgegen und sagte zu ihm: "Kehre ein, Herr, kehre ein bei mir, fürchte dich nicht!" Da kehrte er bei ihr im Zelt ein, und sie deckte ihn mit einer Decke zu.
19 Er bat sie: "Gib mir etwas Wasser zu trinken, denn ich bin durstig." Sie öffnete den Milchschlauch, gab ihm zu trinken und deckte ihn wieder zu.
20 Darauf sagte er zu ihr: "Stelle dich an den Eingang des Zeltes! Wenn jemand kommt und dich fragt: 'Ist hier jemand'? so antworte: 'Nein'!"
21 Jaël, Hebers Frau, ergriff aber einen Zeltpflock, nahm einen Hammer, trat leise an ihn heran und schlug ihm den Pflock durch die Schläfe, so daß er in die Erde eindrang. Er war nämlich vor Ermüdung eingeschlafen. So fand er den Tod.
22 Als Barak, der Sisera verfolgte, vorbeikam, ging Jaël ihm entgegen und sagte zu ihm: "Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst!" Als er eintrat, lag Sisera tot da, der Pflock steckte in seiner Schläfe.
23 So demütigte Gott an jenem Tag Jabin, den König von Kanaan, vor den Israeliten.
24 Und die Hand der Israeliten lastete immer schwerer auf Jabin, dem König von Kanaan, bis sie Jabin, den König von Kanaan, vernichtet hatten.
Kapitel 5: Deboras und Baraks Siegeslied
1 An jenem Tag sangen Debora und Barak, der Sohn Abinoams, folgendes Lied:
'Preiset den Herrn!'
2 "Führer führten in Israel. Willig zum Kampf bot sich das Volk: Preist darum den Herrn!
3 Könige, hört! Fürsten, horcht auf! Singen will ich dem Herrn ein Lied, will weihen mein Spiel dem Herrn, Israels Gott.
4 Als du, o Herr, auszogst von Seïr, als du anbraustest von Edoms Gefilden, bebte der Boden, gossen die Himmel, troffen von Wasser die Wolken.
5 Die Berge wankten vor dem Herrn, der Sinai vor dem Herrn, Israels Gott.
'Verlassen fühlt man sich...'
6 In den Tagen Schamgars, des Anatsohnes, zu Jaëls Zeit, lagen verödet die Straßen. Auf gewundenem Seitenpfad schlich, wer sonst auf offenem Wege dahinzog.
7 Es war kein Führer in Israel, verlassen fühlte man sich, bis ich, Debora, erstand, erstand als Mutter in Israel!
8 Weil neue Götter man suchte, pochte damals der Krieg ans Tor, doch man sah nicht Schild noch Speer bei den Vierzigtausend in Israel.
'Preiset das rechte Walten des Herrn!'
9 Israels Fürsten gehört mein Herz, die im Volk sich willig zum Kampfe boten: Preist darum den Herrn!
10 Die ihr reitet auf weißen Eseln, die auf Teppichen ihr ruht, die ihr hinzieht auf den Straßen, stimmt ein Loblied an!
11 Lauter noch als der Hirten Ruf dort an den Tränken preiset das rechte Walten des Herrn, das rechte Walten an seinen Führern in Israel! – Schon steigt zu den Toren hinunter das Volk des Herrn.
'Du Volk des Herrn, an Helden so reich!'
12 Auf, auf, Debora! Auf, auf, singe ein Lied! Erhebe dich, Barak! Fange deine Fänger, Abinoams Sohn!
13 Du Heldenrest, nun komme herab! Du Volk des Herrn, an Helden so reich, steige herab zu mir!
14 Von Efraim zieht man zu Tal, dir folgt man, Benjamin, mit deinen Scharen. Fürsten steigen von Machir hinab, aus Sebulon mit dem Zepter die Führer.
15 Mit Debora sind Issachars Fürsten vereint und Naftali mit Barak. Ihm nach stürmt man hinab ins Tal. Langen Kriegsrat hält man in Rubens Gauen.
'Was bleibst du sitzen, was weilst du fern?'
16 Was bleibst du sitzen zwischen den Hürden und lauschest dem Geblök der Herden? – Langen Kriegsrat hält man in Rubens Gauen.
17 Gilead pflegt jenseits des Jordan der Ruhe. Und Dan – was weilt er noch fern bei den Schiffen? Am Strand des Meeres sitzt Ascher still, bleibt ruhig wohnen an seinen Buchten.
18 Nur Sebulon ist ein Volk, das sein Leben preisgibt dem Tod, und Naftali auf den Höhen des Feldes.
'Vom Himmel her kämpfen die Sterne mit...'
19 Da kommen zum Kampf Könige her, Kanaans Könige kommen zur Schlacht, bei Taanach an den Wassern Megiddos. Doch Beute an Silber machen sie nicht.
20 Vom Himmel her kämpfen die Sterne mit, gegen Sisera streiten sie aus ihren Bahnen.
21 Der Bach Kischon reißt sie fort, der Bach der Schlachten, der Bach Kischon. Tritt auf mit Macht, meine Seele!
22 Da stampfen Hufe von Rossen daher, ihre Recken brausen, sie brausen dahin.
23 'Verfluchet Meros!' sprach der Engel des Herrn, 'ja, verfluchet seine Bewohner! Denn sie kamen nicht zu Hilfe dem Herrn, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden.'
'Hoch sei sie gepriesen!'
24 Vor allen Frauen sei Jaël gerühmt, Hebers Frau, des Keniters! Vor allen Frauen im Zelt sei hoch sie gepriesen!
25 Wasser heischt er, sie spendet Milch. – Butter reicht sie im Ehrenbecher.
26 Doch zum Zeltpflock hin tastet ihre Hand, zum Schmiedehammer ihre Rechte; schon schlägt auf Sisera sie ein, zermalmt sein Haupt, zerschmettert und durchbohrt ihm die Schläfe.
27 Zu ihren Füßen krümmt er sich, sinkt hintüber, liegt da. Er krümmt sich zu ihren Füßen, fällt dann zurück, bleibt, wo er hinsank, erschlagen liegen.
'Es klagt Siseras Mutter...'
28 Durchs Fenster späht sie, durchs Gitter klagt Siseras Mutter: "Was säumt nur heimzukommen sein Wagen? Was verzögert sich der Hufschlag seiner Gespanne?
29 Es geben Bescheid ihr ihrer Edelfrauen Klügste; ihre Antwort sagt sie sich stets nun vor:
30 "Sicher fanden sie, teilten sie Beute: Ein Mädchen, zwei Mädchen für jeden Mann. Beute: bunte Stoffe für Sisera. Beute: buntgewirkte Gewänder, farbiges Tuch. Ein Kleid, zwei Tücher für meinen Hals. An Beute: – – –
Ausklang
31 So werden zunichte, alle deine Feinde, o Herr! – Die aber, die ihn lieben, sind wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Heldenkraft." – Darauf hatte das Land vierzig Jahre lang Ruhe.
Kapitel 6: Der Richter Gideon
Israels Bedrückung durch die Midianiter
1 Als die Israeliten wieder taten, was dem Herrn mißfiel, gab sie der Herr sieben Jahre lang in die Gewalt der Midianiter.
2 Schwer lastete die Bedrückung der Midianiter auf Israel. Die Israeliten flüchteten sich vor den Midianitern in die Schluchten der Berge, Höhlen und Bergfesten.
3 Wenn die Israeliten die Saat bestellt hatten, kamen die Midianiter, Amalekiter und die Söhne des Ostens herbei und zogen gegen sie heran.
4 Sie lagerten sich gegen sie und ernteten den Ertrag des Landes bis nach Gaza hinan. So ließen sie für die Israeliten keine Lebensmittel mehr übrig, nicht einmal Schafe, Rinder und Esel.
5 Denn sie zogen mit ihren Herden und ihren Zelten herbei. Wie Heuschreckenschwärme kamen sie heran. Sie und ihre Kamele waren nicht zu zählen. So kamen sie in das Land, um es zu verheeren.
6 Israel wurde von den Midianitern arg bedrängt. Da schrien die Israeliten zum Herrn.
Strafspruch des Propheten
7 Als die Israeliten zum Herrn um Hilfe gegen die Midianiter schrien,
8 sandte der Herr den Israeliten einen Propheten, der ihnen verkündete: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten weggeführt und euch aus dem Haus der Knechtschaft herausgeholt.
9 Ich habe euch aus der Gewalt der Ägypter und aller eurer Bedrücker befreit. Ich habe sie vor euch vertrieben und euch ihr Land gegeben.
10 Ich habe euch befohlen: Ich bin der Herr, euer Gott. Verehrt nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Aber ihr habt nicht auf meine Stimme gehört."
Gideons Berufung
11 Da kam der Engel des Herrn und setzte sich unter die Eiche bei Ofra, die dem Abiësriter Joasch gehörte, während dessen Sohn Gideon Weizen in der Kelter ausklopfte, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen.
12 Ihm erschien der Engel des Herrn und sagte zu ihm: "Der Herr ist mit dir, du starker Held."
13 Gideon antwortete ihm: "Bitte, mein Herr! Wenn der Herr mit uns ist, warum hat uns alles dies getroffen? Wo bleiben alle seine Wundertaten, von denen uns unsere Väter erzählten, da sie sagten: Der Herr hat uns aus Ägypten weggeführt? Jetzt aber hat uns der Herr verstoßen und in die Gewalt der Midianiter gegeben."
14 Der Herr wandte sich zu ihm und sagte: "Ziehe hin in dieser deiner Kraft und befreie Israel aus der Gewalt der Midianiter. Ich sende dich."
15 Er aber entgegnete ihm: "Verzeihung, mein Herr! Womit soll ich Israel retten? Ist doch mein Geschlecht das geringste in Manasse, und ich bin der letzte in meiner Familie."
16 Der Herr erwiderte ihm: "Da ich mit dir bin, so schlägst du die Midianiter wie einen Mann."
17 Er entgegnete ihm: "Wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet!
18 Geh doch nicht von hier weg, bis ich zu dir zurückkomme, dir eine Gabe von mir bringe und sie dir vorsetze." Er antwortete: "Ich bleibe, bis du wiederkommst."
19 Da ging Gideon hin und richtete ein Ziegenböckchen zu, ferner ein Efa Mehl zu ungesäuerten Broten. Das Fleisch legte er in einen Korb, die Brühe tat er in einen Topf, brachte es zu ihm hinaus unter die Eiche und setzte es ihm vor.
20 Doch der Engel Gottes sagte zu ihm: "Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote, lege sie auf den Felsen da und gieße die Brühe darüber aus!" – Er tat so.
21 Nun streckte der Engel des Herrn das Ende des Stabes aus, den er in der Hand hatte, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da schlug Feuer aus dem Felsen und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Der Engel des Herrn aber verschwand vor seinen Augen.
22 Da erkannte Gideon, daß es der Engel des Herrn war. "Wehe, allmächtiger Herr", rief nun Gideon aus, "ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen."
23 Aber der Herr antwortete ihm: "Der Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht! Du wirst nicht sterben!"
24 Gideon erbaute dem Herrn dort einen Altar und nannte ihn: "Der Herr ist Friede". – Bis auf den heutigen Tag steht er noch in Ofra, das den Abiësritern gehört.
Gideons Kampf gegen Baal
25 In jener Nacht befahl ihm der Herr: "Nimm den Stier deines Vaters, nämlich den fetten Stier von sieben Jahren, reiße den Baalsaltar deines Vaters nieder und haue die Aschere daneben um!
26 Errichte dann dem Herrn, deinem Gott, einen Altar hoch oben auf der Burg da, in der Bastion, und nimm den fetten Stier und opfere ihn als Brandopfer mit dem Holz der Aschere, die du umhauen sollst."
27 Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der Herr ihm befohlen hatte. Weil er sich aber vor seiner Familie und den Leuten der Stadt fürchtete, es bei Tage auszuführen, tat er es bei Nacht.
28 Als die Leute der Stadt am anderen Morgen in der Frühe aufstanden, siehe, da war der Baalsaltar niedergerissen, und die Aschere daneben umgehauen. Der fette Stier aber war als Brandopfer auf dem neu errichteten Altar geopfert worden.
29 Sie fragten einander: Wer hat das getan?" Als sie nachforschten und sich erkundigten, hieß es: "Gideon, der Sohn des Joasch, hat es getan."
30 Da sagten die Leute der Stadt zu Joasch: "Gib deinen Sohn heraus! Er muß sterben, weil er den Baalsaltar niedergerissen und die Aschere daneben umgehauen hat."
31 Aber Joasch erwiderte allen, die bei ihm standen: "Wollt ihr für Baal kämpfen? Wollt ihr ihm zu Hilfe kommen? Wer für ihn streitet, ist bis zum Morgen tot. Wenn er ein Gott ist, so mag er für sich selbst streiten, weil einer seinen Altar niedergerissen hat."
32 Daher gab man Gideon an jenem Tag den Namen Jerubbaal, d.h. "Baal kämpfe wider ihn", weil er seinen Altar niedergerissen hat.
Gideon sammelt ein Heer
33 Als nun alle Midianiter und die Amalekiter nebst den Söhnen des Ostens sich zusammentaten, herüberzogen und sich in der Ebene Jesreel lagerten, kam der Geist des Herrn über Gideon.
34 Er stieß in die Posaune. Als daraufhin die Abiësriter seinem Aufgebot Folge leisteten,
35 schickte er Boten in ganz Manasse umher, und auch sie ließen sich aufbieten und folgten ihm. Ferner sandte er Boten durch Ascher, Sebulon und Naftali. Auch diese zogen ihnen entgegen.
Gottes Zeichen für Gideon
36 Gideon richtete nun an Gott die Bitte: "Solltest du wirklich Israel durch meine Hand erretten, wie du verheißen hast?
37 Siehe, ich lege das Vlies eines Schafes auf die Tenne. Wenn nur auf dem Vlies Tau liegt, während sonst der Boden überall trocken ist, weiß ich, daß du Israel durch meine Hand erretten wirst, wie du verheißen hast."
38 Und so geschah es. Als er am nächsten Morgen in der Frühe aufstand und das Vlies ausdrückte, preßte er Tau aus dem Vlies, eine ganze Schale voll Wasser.
39 Dann flehte Gideon zu Gott: "Zürne mir nicht, wenn ich nur noch dies eine Mal rede! Laß mich nur noch dieses Mal mit dem Vlies einen Versuch machen! Das Vlies allein möge trocken bleiben, während auf dem Boden überall Tau liegt."
40 Und Gott tat so in jener Nacht. Das Vlies allein blieb trocken, während auf dem Boden überall Tau lag.
Kapitel 7: Die 'Musterung' der Streiter
1 In der Frühe machte sich Gideon auf und seine ganze Schar mit ihm. Sie lagerten sich bei der Quelle Harod, während das Lager der Midianiter sich nördlich davon am Fuß des Hügels More in der Ebene befand.
2 Da sagte der Herr zu Gideon: "Das Kriegsvolk, das du bei dir hast, ist zu zahlreich, als daß ich die Midianiter in seine Gewalt gäbe. Sonst könnte Israel sich mir gegenüber rühmen: Ich habe mir durch eigene Kraft geholfen.
3 So rufe denn laut vor den Leuten aus: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um und mache sich vom Gileadgebirge fort!" Daraufhin kehrten von der Schar 22.000 Mann um, während 10.000 zurückblieben.
4 Der Herr aber sagte zu Gideon: "Die Schar ist noch immer zu zahlreich. Führe sie hinab zum Wasser! Dort werde ich sie dir sichten. Von wem ich dir sage: Dieser geht mit dir, der soll mit dir gehen. Von wem ich aber zu dir sage: Dieser geht nicht mit dir, der soll nicht mitgehen."
5 Nachdem er die Leute ans Wasser hinabgeführt hatte, sagte der Herr zu Gideon: "Jeden, der das Wasser mit der Zunge leckt, wie die Hunde lecken, den stelle besonders, ebenso jeden, der zum Trinken niederkniet!"
6 Da betrug die Zahl derer, die das Wasser mit der Hand zum Mund leckten, dreihundert Mann. Die übrigen Leute ließen sich alle auf die Knie nieder, um Wasser zu trinken.
7 Nun sagte der Herr zu Gideon: "Mit den dreihundert Mann, die das Wasser leckten, werde ich euch retten und die Midianiter in deine Hand geben. Alle anderen sollen ein jeder in seine Heimat zurückkehren."
8 Nachdem sie den Mundvorrat der Leute und ihre Posaunen an sich genommen hatten, entließ er alle Israeliten, einen jeden in seine Heimat. Nur die dreihundert Mann behielt er zurück. Das Lager der Midianiter befand sich unter ihm in der Ebene.
Die nächtliche Erkundung
9 In jener Nacht sagte der Herr zu ihm: "Mache dich auf! Gehe zum Lager hinab! Denn ich gebe es in deine Hand.
10 Fürchtest du dich aber, allein hinabzugehen, so gehe in Begleitung deines Dieners Pura hinab zum Lager!
11 Erlausche, was sie reden! Dann wirst du Mut bekommen, in das Lager hinabzuziehen!" So begab er sich mit seinem Diener Pura hinab bis in die nächste Nähe der Lagerwachen.
12 Die Midianiter und die Amalekiter sowie alle Söhne des Ostens hatten sich in der Ebene gelagert, so zahlreich wie die Heuschrecken. Ihre Kamele waren unzählbar, so zahlreich wie der Sand am Meer.
13 Als Gideon hinkam, erzählte einer einem anderen gerade folgenden Traum: "Höre, ich habe einen Traum gehabt. Es rollte ein Gerstenbrotkuchen in das midianitische Lager und kam bis an ein Zelt. Er traf es, so daß es umfiel, und zwar kehrte er es nach oben um. So blieb das Zelt liegen."
14 Der andere antwortete: "Das bedeutet nichts anderes als das Schwert des Israeliten Gideon, des Sohnes des Joasch. Gott gibt die Midianiter und das ganze Lager in seine Hand."
15 Als Gideon die Erzählung des Traumes und seine Deutung gehört hatte, warf er sich nieder. Dann kehrte er in das israelitische Lager zurück und rief: "Macht euch auf! Der Herr gibt das Lager der Midianiter in eure Hand."
Gottes Sieg durch Gideon
16 Hierauf teilte er die dreihundert Mann in drei Haufen und gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge. In den Krügen befanden sich Fackeln.
17 Er befahl ihnen: "Seht auf mich und machte es ebenso! Wenn ich an den Rand des Lagers herangekommen bin, dann tut, was ich tue!
18 Sobald ich mit allen, die bei mir sind, in die Posaune stoße, stoßt auch ihr rings um das ganze Lager in die Posaunen und ruft: Für den Herrn und für Gideon!"
19 Als nun Gideon mit den hundert Mann, die bei ihm waren, zu Beginn der mittleren Nachtwache – eben hatte man die Wachen aufgestellt – an den Rand des Lagers herangekommen war, stießen sie in die Posaunen und zerschlugen die Krüge in ihren Händen.
20 Gleichzeitig stießen die drei Heerhaufen in die Posaunen und zerschlugen die Krüge. In der linken Hand hielten sie die Fackeln, in der rechten die Posaunen, um zu blasen, und riefen: "Das Schwert für den Herrn und für Gideon!"
21 Jeder blieb dabei an der Stelle stehen, wo er war, rings um das Lager. Da geriet das ganze Lager in Verwirrung. Sie schrien und suchten zu fliehen.
22 Während jene in die dreihundert Posaunen stießen, richtete der Herr das Schwert des einen gegen den anderen, und zwar im ganzen Lager, und das Heer floh bis nach Bet-Schitta auf Zereda zu, bis Sefat-Abel-Mehola bei Tabbat.
Die Verfolgung der Midianiter
23 Nun wurden die Israeliten von Naftali, Ascher und ganz Manasse aufgeboten, und sie setzten den Midianitern nach.
24 Auch sandte Gideon Boten im ganzen Gebirge Efraim umher mit der Weisung: "Zieht hinab den Midianitern entgegen und schneidet ihnen das Wasser ab bis Bet-Bara, nämlich den Jordan!"
25 Auch nahmen sie die beiden Midianiterfürsten Oreb (Rabe) und Seeb (Wolf) gefangen. Oreb erschlugen sie am Rabenfelsen, und Seeb hieben sie bei der Wolfskelter nieder. Sie nahmen dann die Verfolgung der Midianiter auf und brachten die Köpfe von Oreb und Seeb zu Gideon über den Jordan.
Kapitel 8: Die Eifersucht der Efraimiter
1 Da fragten ihn die Efraimiter: "Warum hast du uns das angetan, daß du uns nicht schon riefest, als du zum Kampf gegen die Midianiter auszogst?" So machten sie ihm schwere Vorwürfe.
2 Er erwiderte ihnen: "Was habe ich denn nun im Vergleich zu euch geleistet? Ist nicht die Nachlese Efraims besser als die Lese Abiësers?
3 In eure Hand gab Gott die Midianiterfürsten Oreb und Seeb. Was habe ich da im Vergleich mit euch geleistet?" Bei diesen Worten legte sich ihr Groll gegen ihn.
Gideon wird in Sukkot und Penuël abgewiesen
4 Als Gideon an den Jordan gekommen war und er und die dreihundert Mann bei ihm übergesetzt, aber von der Verfolgung erschöpft waren,
5 bat er die Leute von Sukkot: "Gebt doch den Leuten, die mir folgen, Brot! Denn sie sind erschöpft, und ich bin auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebach und Zalmunna."
6 Aber die Vorsteher von Sukkot erwiderten: "Hast du denn die Hände Sebachs und Zalmunnas schon in deiner Hand, daß wir deinen Leuten Brot geben sollen?"
7 Gideon antwortete: "Dafür will ich euch, wenn der Herr den Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gegeben hat, den Leib mit Wüstendornen und Disteln zerdreschen."
8 Von dort zog er nach Penuël hinauf und stellte an sie die gleiche Bitte. Aber die Leute von Penuël gaben ihm denselben Bescheid wie die Leute von Sukkot.
9 Da drohte er auch den Männern von Penuël: "Wenn ich heil zurückkehre, reiße ich diesen Turm nieder."
Die Gefangennahme Sebachs und Zalmunnas
10 Sebach und Zalmunna befanden sich mit ihrem Heer, etwa 15.000 Mann, in Karkor. Das waren alle Überreste von dem ganzen Heer der Söhne des Ostens; 120.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer waren gefallen.
11 Gideon zog auf dem Weg derer, die unter dem Zelt wohnen, östlich von Nobach und Jogboha weiter und überfiel das (midianitische) Lager. Das Lager hatte sich nämlich sicher gefühlt.
12 Sebach und Zalmunna flohen. Er setzte ihnen aber nach und nahm die beiden Midianiterkönige Sebach und Zalmunna gefangen. Das ganze Lager vernichtete er.
Gideons Rache an Sukkot und Penuël
13 Hierauf kehrte Gideon, der Sohn des Joasch, aus dem Kampf von Maale-Heres zurück.
14 Er griff einen jungen Mann auf, der zu den Leuten von Sukkot gehörte, und fragte ihn aus. Dieser schrieb ihm die Namen der Vorsteher von Sukkot und der Ältesten daselbst auf, 77 Mann.
15 Als er dann zu den Leuten von Sukkot kam, sagte er: "Sehr, hier sind Sebach und Zalmunna, derentwillen ihr mich verhöhnt habt mit den Worten: Hast du denn die Hände Sebachs und Zalmunnas, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot geben sollen?"
16 Dann nahm er die Ältesten der Stadt sowie Wüstendornen und Disteln und strafte damit die Männer von Sukkot.
17 Den Turm von Penuël aber ließ er niederreißen und die Männer der Stadt töten.
Sebachs und Zalmunnas Tod
18 Hierauf sagte er zu Sebach und Zalmunna: "Wie sahen die Männer aus, die ihr am Tabor erschlagen habt?" Sie antworteten: "Ganz wie du, jeder hatte das Aussehen eines Königssohnes."
19 Er sagte: "Das waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter. So wahr der Herr lebt! Hättet ihr sie am Leben gelassen, ich würde euch nicht erschlagen."
20 Hierauf befahl er Jeter, seinem Erstgeborenen: "Auf, haue sie nieder!" Aber der Knabe zog sein Schwert nicht, weil er Furcht hatte, da er noch ein Knabe war.
21 Da baten Sebach und Zalmunna: "Auf, stoße du uns nieder! Denn wie der Mann, so seine Kraft." Gideon erhob sich und hieb Sebach und Zalmunna nieder. Die kleinen Monde aber, die ihre Kamele am Hals trugen, nahm er an sich.
Gideon verschmäht die Königswürde
22 Hierauf baten die Israeliten Gideon: "Sei du unser König, du, dein Sohn und dein Enkel! Denn du hast uns aus der Gewalt der Midianiter befreit."
23 Aber Gideon erwiderte ihnen: "Ich kann nicht euer König sein. Auch mein Sohn darf nicht über euch herrschen. Der Herr ist euer König."
24 Dann sagte Gideon zu ihnen: "Ich habe eine Bitte an euch. Gebt mir ein jeder den Ring, den er erbeutet hat!" Jene hatten nämlich goldene Ringe getragen, weil sie Ismaeliter waren.
25 Sie antworteten: "Wir wollen sie dir gern geben." Nun breiteten sie einen Mantel aus, und jeder warf seine erbeuteten Ringe darauf.
26 Das Gewicht der goldenen Ringe, die er erbeten hatte, betrug 1.700 Goldschekel, abgesehen von den kleinen Monden, den Ohrgehängen und den Purpurgewändern, die die midianitischen Könige getragen hatten, und abgesehen von den Halsketten ihrer Kamele.
27 Gideon ließ daraus ein Efod anfertigen und stellte es in Ofra, seiner Heimatstadt auf. Aber alle Israeliten trieben dort Abgötterei damit. So wurde es für Gideon und sein Haus zum Fallstrick.
Gideons Lebensende
28 Die Midianiter waren von den Israeliten so gedemütigt worden, daß sie nicht mehr ihr Haupt erhoben, und das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe, solange Gideon lebte.
29 Jerubbaal, der Sohn des Joasch, ging hin und wohnte in seinem Haus.
30 Gideon hatte siebzig leibliche Söhne; denn er hatte viele Frauen.
31 Auch seine Nebenfrau in Sichem gebar ihm einen Sohn, dem er den Namen Abimelech gab.
32 Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter. Man begrub ihn im Grab seines Vaters Joasch in Ofra, der Stadt der Abiësriter.
Israels Knechtung unter Abimelech – Israels neuer Abfall zu Baal
33 Als Gideon gestorben war, trieben die Israeliten wieder Götzendienst mit den Baalen und machten sich den "Baal des Bundes" zum Gott.
34 Die Israeliten dachten nicht mehr an den Herrn, ihren Gott, der sie aus der Gewalt all ihrer Feinde ringsum errettet hatte.
35 Auch zeigten sie dem Haus Jerubbaal-Gideon keine Dankbarkeit für alle Wohltaten, die er Israel erwiesen hatte.
Kapitel 9: Abimelech wird König
1 Abimelech, der Sohn Jerubbaals, ging nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und machte ihnen sowie dem ganzen Geschlecht der Familie seiner Mutter folgenden Vorschlag:
2 "Befragt einmal offen alle Bürger von Sichem: Was ist besser für euch, wenn siebzig Männer, all die Söhne Jerubbaals, über euch herrschen, oder wenn ein einziger Mann über euch herrscht? Denkt daran, daß ich von eurem Fleisch und Bein bin!"
3 Diese Äußerung von ihm sprachen die Brüder seiner Mutter vor allen Bürgern von Sichem laut aus, und ihre Herzen neigten sich Abimelech zu. Denn sie sagten sich: "Er ist unser Bruder."
4 Sie gaben ihm siebzig Silberschekel aus dem Tempel des "Baals des Bundes". Hiermit dingte sich Abimelech besitzlose und verwegene Männer, die sich ihm anschlossen.
5 Er begab sich dann in das Haus seines Vaters nach Ofra und ermordete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Männer, auf einem Stein. Nur Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb übrig, weil er sich versteckt hielt.
6 Hierauf versammelten sich alle Bürger von Sichem und Bet-Millo, gingen hin und machten Abimelech zum König bei der Eiche am Denkmal, die in Sichem steht.
Jotams Spott-Fabel
7 Als man dies Jotam mitteilte, ging er hin, stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim und rief ihnen mit lauter Stimme zu: "Hört mich an, ihr Bürger von Sichem, damit Gott auch auf euch höre!
8 Einst gingen die Bäume hin, sich einen König zu salben. Sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König!
9 Aber der Ölbaum entgegnete ihnen: Soll ich mein Fett lassen, das an mir Götter und Menschen preisen, und hingehen, um über die Bäume zu herrschen?
10 Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: Komm, sei du unser König!
11 Aber der Feigenbaum entgegnete ihnen: Soll ich meine Süße lassen und meine köstliche Frucht und hingehen, um über die Bäume zu herrschen? –
12 Nun sagten die Bäume zum Weinstock: Komm, sei du unser König!
13 Aber der Weinstock entgegnete ihnen: Soll ich meinen Saft lassen, der Götter und Menschen erfreut, um über die Bäume zu herrschen? –
14 So sagten denn alle Bäume zum Stechdorn: Komm, sei du unser König!
15 Da antwortete der Stechdorn den Bäumen: Wollt ihr mich im Ernst zum König über euch salben, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wo nicht, so soll Feuer vom Stechdorn ausgehen und die Zedern des Libanon verzehren! –
16 Nun denn! Wenn ihr treu und ehrlich gehandelt habt, als ihr Abimelech zum König machtet, und wenn ihr gut an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt und ihm vergolten habt, was er getan –
17 ihr, für die mein Vater gekämpft und sein Leben eingesetzt hat und die er aus der Gewalt der Midianiter errettet hat,
18 während ihr euch heute gegen das Haus meines Vaters erhoben und seine Söhne, siebzig Mann, auf einem Stein ermordet und Abimelech, den Sohn seiner Magd, zum König über die Bürger von Sichem gemacht habt, weil er euer Bruder ist –
19 wenn ihr also heute treu und redlich an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt habt, so freut euch an Abimelech, und auch er möge euer froh werden!
20 Wenn aber nicht, so gehe Feuer von Abimelech aus und verzehre die Bürger von Sichem und Bet-Millo, wie auch Feuer von den Bürgern von Sichem und Bet-Millo ausgehen und Abimelech verzehren soll!"
21 Darauf floh Jotam und brachte sich in Sicherheit. Er begab sich nach Beer und blieb dort aus Furcht vor seinem Bruder Abimelech.
Es gärt in Sichem
22 Als Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte,
23 sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Bürger von Sichem, so daß die Bürger von Sichem dem Abimelech untreu wurden.
24 So sollte das Verbrechen an den siebzig Söhnen Jerubbaals sich auswirken und ihr Blut über ihren Bruder Abimelech, der sie ermordet hatte, und über die Bürger von Sichem kommen, die ihn ermuntert hatten, seine Brüder zu ermorden.
25 Nun legten ihm die Bürger von Sichem auf den Bergeshöhen einen Hinterhalt. Jeden, der auf seinem Weg an ihnen vorbeikam, plünderten sie aus. Dies wurde Abimelech gemeldet.
Gaals Aufstand
26 Gaal, der Sohn Ebeds, war nämlich mit seinen Brüdern gekommen, und sie hatten sich in Sichem niedergelassen. Die Bürger von Sichem aber hatten ihm Vertrauen geschenkt.
27 Als sie auf das Feld hinausgezogen waren und in ihren Weinbergen die Lese hielten und kelterten, veranstalteten sie ein Freudenfest, gingen in den Tempel ihres Gottes, aßen und tranken und schimpften über Abimelech.
28 Gaal, der Sohn Ebeds, rief aus: "Wer ist Abimelech, und wer sind wir Sichemiter, daß wir ihm untertan sein sollten? Ist er nicht der Sohn Jerubbaals und Sebul sein Verwalter? Seid lieber den Leuten Hamors, des Stammvaters von Sichem, untertan! Warum sollen wir ihm untertan sein?
29 Hätte ich doch über dieses Volk zu bestimmen! Ich würde Abimelech verjagen." – Da sagte man Abimelech: "Verstärke dein Heer und rücke aus!"
30 Als nun Sebul, der Stadtvogt, von den Äußerungen Gaals, des Sohnes Ebeds, hörte, geriet er in Zorn.
31 Er sandte heimlich Boten an Abimelech und ließ ihm sagen: "Siehe, Gaal, der Sohn Ebeds, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen. Nun wiegelt er die Stadt gegen dich auf.
32 Mache dich also des Nachts mit deinen Leuten auf und lege dich auf dem Feld in den Hinterhalt!
33 Frühmorgens, sobald die Sonne aufgeht, brich auf und überfalle die Stadt! Wenn er dann mit seinen Leuten gegen dich ausrückt, verfahre mit ihm, wie es dir paßt!"
Gaals Niederlage
34 Da machte sich Abimelech mit allen seinen Leuten des Nachts auf. Sie legten sich in vier Abteilungen gegen Sichem in den Hinterhalt.
35 Als Gaal, der Sohn Ebeds, herauskam und vor das Stadttor trat, brach Abimelech mit seinen Leuten aus dem Hinterhalt hervor.
36 Gaal erblickte die Leute und sagte zu Sebul: "Da kommen ja Leute von den Bergeshöhen herab." Aber Sebul entgegnete ihm: "Den Schatten der Berge siehst du für Menschen an."
37 Doch Gaal behauptete nochmals: "Siehe, Leute ziehen vom Nabel der Erde herab. Ein anderer Haufen kommt von der Zauberereiche her."
38 Da rief Sebul ihm zu: "Wo ist jetzt dein großes Maul? Du warst es, der höhnte: Wer ist Abimelech, daß wir ihm untertan sein sollen? Das sind nun die Leute, die du verachtet hast. Ziehe jetzt aus und kämpfe mit ihnen!"
39 Nun zog Gaal an der Spitze der Bürger von Sichem aus und kämpfte gegen Abimelech.
40 Aber Abimelech jagte ihn in die Flucht, und er floh vor ihm. Viele blieben erschlagen liegen bis zum Stadttor hin.
41 Während Abimelech in Aruma blieb, vertrieb Sebul den Gaal und dessen Brüder. So konnten sie nicht länger in Sichem bleiben.
Die Zerstörung Sichems
42 Als am anderen Morgen die Leute auf das Feld hinausgingen und man es Abimelech meldete,
43 nahm er das Kriegsvolk, teilte es in drei Haufen und legte sich auf dem Feld in einen Hinterhalt. Sobald er nun sah, daß die Leute aus der Stadt herauskamen, rückte er gegen sie vor und machte sie nieder.
44 Abimelech selber stieß mit seiner Abteilung vor und nahm am Eingang des Stadttores Stellung, während die beiden anderen Abteilungen alle, die auf dem Feld waren, angriffen und niederhieben.
45 Dann bestürmte Abimelech die Stadt den ganzen Tag hindurch. Als er die Stadt eingenommen hatte, tötete er die Einwohner, zerstörte die Stadt und streute Salz darüber.
46 Als alle Bewohner des Turmes von Sichem davon Kunde erhielten, begaben sie sich in den Keller im Tempel des Bundesgottes.
47 Sobald Abimelech gemeldet wurde, daß alle Bewohner des Turmes von Sichem dort beisammen seien,
48 stieg er mit allen seinen Leuten auf den Berg Zalmon. Dort ergriff Abimelech ein Axt, hieb Baumzweige ab, nahm sie auf und legte sie auf seine Schulter. Seinen Leute aber befahl er: "Was ihr mich habt tun sehen, macht mir schleunigst nach!"
49 Da hieben auch sämtliche Leute Mann für Mann Baumzweige ab, folgten dann Abimelech, schichteten sie über dem Keller auf und steckten so über der Besatzung des Turmes den Keller in Brand. Dabei fanden sämtliche Bewohner des Turmes von Sichem den Tod, etwa 1.000 Männer und Frauen.
Abimelechs Tod
50 Hierauf zog Abimelech gegen Tebez, belagerte Tebez und eroberte es.
51 Mitten in der Stadt war ein fester Turm, in den sich alle Männer und Frauen, sämtliche Einwohner der Stadt, geflüchtet hatten. Sie riegelten hinter sich ab und stiegen auf das Dach des Turmes.
52 Abimelech kam bis an den Turm heran und wollte ihn bestürmen. Als er dicht an das Turmtor heranging, um es in Brand zu stecken,
53 schleuderte eine Frau den oberen Mühlstein Abimelech auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel.
54 Er rief schnell seinen Waffenträger herbei und befahl ihm: "Ziehe dein Schwert und gib mir den Todesstoß! Sonst sagt man mir nach: Ein Weib hat ihn umgebracht." Da durchbohrte ihn sein Knappe, und er starb.
55 Als nun die Israeliten sahen, daß Abimelech tot war, zogen sie alle in ihre Heimat zurück.
56 So vergalt Gott dem Abimelech die Freveltat, die er an seinem Vater durch die Ermordung seiner siebzig Brüder begangen hatte.
57 Ebenso ließ Gott alle Freveltaten der Männer von Sichem auf ihr Haupt zurückfallen. So ging der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals, an ihnen in Erfüllung.
Kapitel 10: Die Richter Tola und Jaïr
1 Nach Abimelech trat Tola, der Sohn Puwas, der Enkel Dodos, aus Issachar, zur Errettung Israels auf. Er wohnte in Schamir auf dem Gebirge Efraim und richtete Israel 23 Jahre lang.
2 Dann starb er und wurde in Schamir begraben.
3 Nach ihm trat Jaïr aus Gilead auf und richtete Israel 23 Jahre.
4 Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten und dreißig Städte besaßen, die man bis auf den heutigen Tag "Zeltdörfer Jaïrs" nennt. Sie liegen in Gilead.
5 Als Jaïr starb, begrub man ihn in Kamon.
Der Richter Jiftach
Die Ammoniterplage
6 Die Israeliten taten wiederum, was dem Herrn mißfiel, und dienten den Baalen und Astarten, den Göttern Syriens, den Göttern Sidons, den Göttern Moabs, den Göttern der Ammoniter und den Göttern der Philister. Den Herrn aber verließen sie und dienten ihm nicht.
7 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er gab es in die Gewalt der Philister und in die Gewalt der Ammoniter.
8 Sie quälten und belästigten die Israeliten in jenem Jahr schon 18 Jahre lang – alle Israeliten jenseits des Jordan im Land der Amoriter, in Gilead.
9 Als aber die Ammoniter über den Jordan gingen, um auch Juda, Benjamin und das Haus Efraim zu bekriegen, und die Israeliten in großer Not waren,
10 riefen die Israeliten zum Herrn und gestanden: "Wir haben gegen dich gesündigt. Denn wir verließen unseren Gott und dienten den Baalen."
11 Der Herr aber sagte zu den Israeliten: "Hat man nicht von seiten der Ägypter, Amoriter, Ammoniter, Philister,
12 Sidonier, Amalekiter und Midianiter euch bedrängt? Aber als ihr zu mir riefet, errettete ich euch aus ihrer Hand.
13 Ihr aber habt mich verlassen und anderen Göttern gedient. Darum will ich euch nicht mehr erretten.
14 Geht hin und schreit zu den Göttern, die ihr euch erwählt habt! Sie mögen euch retten, wenn ihr in Bedrängnis seid."
15 Da bekannten die Israeliten dem Herrn: "Wir haben gesündigt. Verfahre mit uns, ganz wie es dir beliebt! Nur rette uns noch dieses Mal!"
16 Sie entfernten darauf die fremden Götter aus ihrer Mitte und dienten wieder dem Herrn. Und er hatte Mitleid mit dem Elend Israels.
Die Berufung Jiftachs zum Richter
17 Als die Ammoniter aufgeboten wurden und in Gilead lagerten, während sich die Israeliten sammelten und bei Mizpa das Lager aufschlugen, sagte das Volk, die Fürsten von Gilead, zueinander:
18 "Wer ist der Mann, der den Kampf gegen die Ammoniter aufnimmt? Er soll das Haupt aller Bewohner von Gilead werden."
Kapitel 11:
1 Jiftach aus Gilead war ein starker Held. Er war der Sohn einer Dirne. Gilead war Jiftachs Vater.
2 Als die Frau des Gilead ihm Söhne gebar und die Söhne dieser Frau größer geworden waren, vertrieben sie Jiftach und sagten zu ihm: "Du kannst in unserer Familie nicht Erbe sei. Denn du bist der Sohn einer fremden Frau."
3 Da floh Jiftach vor seinen Brüdern und ließ sich im Land Tob nieder. Dort scharten sich um Jiftach Leute ohne Hab und Gut und zogen mit ihm auf Beute aus.
4 Als nun nach einiger Zeit die Ammoniter mit den Israeliten Krieg führten
5 und die Ammoniter gegen die Israeliten zu Felde zogen, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jiftach aus dem Land Tob zu holen.
6 Sie baten Jiftach: "Komm und sei unser Führer! Wir wollen gegen die Ammoniter kämpfen."
7 Aber Jiftach antwortete den Ältesten von Gilead: "Habt ihr mich nicht gehaßt und aus dem Haus meines Vaters vertrieben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, wo ihr in Not seid?"
8 Die Ältesten von Gilead erwiderten Jiftach: "Deshalb haben wir uns jetzt dir wieder zugewandt. Wenn du mit uns gehst und gegen die Ammoniter kämpfst, sollst du über uns, über alle Bürger von Gilead gebieten."
9 Da frage Jiftach die Ältesten von Gilead: "Wenn ihr mich zurückholt, um gegen die Ammoniter zu kämpfen, und der Herr sie mir preisgibt, werde ich dann euer Oberhaupt sein?"
10 Die Altesten von Gilead antworteten Jiftach: "Der Herr ist Zeuge zwischen uns, daß wir so handeln, wie du verlangt hast."
11 Da zog denn Jiftach mit den Ältesten von Gilead. Das Volk machte ihn zu seinem Oberhaupt und Führer. Jiftach trug alle seine Anliegen dem Herrn in Mizpa vor.
Jiftachs Verhandlung mit den Ammonitern
12 Hierauf schickte Jiftach Boten an den König der Ammoniter mit der Anfrage: "Was willst du von mir, daß du gegen mich heranziehst, um mein Land zu bekriegen?"
13 Der König der Ammoniter antwortete den Boten Jiftachs: "Israel hat mir mein Land weggenommen, als es aus Ägypten heraufzog, vom Arnon bis an den Jabbok und bis zum Jordan. Gib es mir jetzt gutwillig zurück!"
14 Jiftach aber schickte nochmals Boten an den König der Ammoniter und ließ ihm sagen:
15 "So spricht Jiftach: Israel hat das Land Moab und das Land der Ammoniter nicht weggenommen.
16 Als die Israeliten aus Ägypten heraufzogen, durch die Wüste bis zum Schilfmeer wanderten und dann nach Kadesch gelangten,
17 sandte Israel Boten an den König von Edom mit der Bitte: Ich möchte durch dein Land ziehen. Aber der König von Edom hörte nicht darauf. Auch an den König von Moab schickten sie, doch auch er wollte nicht. So blieben die Israeliten in Kadesch,
18 zogen dann durch die Wüste, umgingen das Land Edom und das Land Moab und kamen in das Land östlich von Moab. Sie lagerten sich jenseits des Arnon, so daß sie kein Moabitergebiet betraten – denn der Arnon bildet die Grenze von Moab.
19 Hierauf schickten die Israeliten Boten an Sihon, den König der Amoriter, den König von Heschbon, und Israel ließ ihm sagen: Wir möchten durch dein Land hindurchziehen bis an unseren Bestimmungsort.
20 Aber Sihon traute dem Durchzug der Israeliten durch sein Gebiet nicht. Vielmehr bot Sihon sein ganzes Volk auf. Sie bezogen ein Lager in Jahaz, und er kämpfte gegen die Israeliten.
21 Doch der Herr, der Gott Israels, gab Sihon mit seinem ganzen Heer in die Hand der Israeliten, die jene besiegten. So kam Israel in den Besitz des ganzen Landes der Amoriter, die in jenem Land wohnten,
22 und eroberte das ganze Amoritergebiet vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan.
23 Jetzt aber, da der Herr, der Gott Israels, die Amoriter um seines Volkes Israel willen vertrieben hat, willst du es verdrängen?
24 Nicht wahr, wen dein Gott Kemosch verdrängt, in dessen Besitz trittst du ein? Wen also der Herr, unser Gott, um unsertwillen verdrängt, in dessen Besitz treten wir ein.
25 Und nun: bist du etwa stärker als der Moabiterkönig Balak, der Sohn Zippors? Hat er mit Israel gekämpft? Hat er mit ihnen Krieg geführt?
26 Als Israel dreihundert Jahre lang in Heschbon und seinen Tochterstädten wohnte und in Aroër und seinen Tochterstädten und in allen Städten, die am Arnon liegen, warum habt ihr sie in dieser Zeit nicht zurückerobert?
27 Ich habe dir nichts zuleide getan, sondern du tust mir Unrecht, wenn du mit mir Krieg führst. Der Herr, der Richter, wird heute zwischen den Israeliten und Ammonitern richten."
28 Aber der Ammoniterkönig hörte nicht auf die Vorhaltungen, die Jiftach machte.
Jiftachs Gelübde und Sieg
29 Da kam der Geist des Herrn über Jiftach, und er zog durch Gilead und Manasse. Hierauf ging er nach Mizpa in Gilead, und von Mizpa in Gilead rückte er gegen die Ammoniter vor.
30 Jiftach machte aber dem Herrn folgendes Gelübde: "Wenn du die Ammoniter ganz in meine Gewalt gibst,
31 soll der, der mir aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, wenn ich siegreich von den Ammonitern heimkehre, dem Herrn gehören, und ich will ihn zum Brandopfer darbringen."
32 So zog denn Jiftach gegen die Ammoniter, um mit ihnen zu kämpfen, und der Herr gab sie in seine Hand.
33 Er brachte ihnen von Aroër an bis in die Gegend von Minnit, in zwanzig Städten, und bis Abel-Keramim eine gewaltige Niederlage bei. So wurden die Ammoniter vor den Israeliten gedemütigt.
Jiftachs Tochter
34 Als nun Jiftach nach Mizpa in sein Haus zurückkehrte, siehe, da trat seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken und im Reigentanz. Sie war sein einziges Kind; außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter.
35 Sobald er sie erblickte, zerriß er seine Kleider und rief: "Wehe, meine Tochter! Du beugst mich tief darnieder! Ja, du bist es, die mich ins Unglück stürzt. Ich habe dem Herrn ein Gelübde gemacht und kann es nicht zurücknehmen."
36 Sie sagte zu ihm: "Mein Vater, wenn du dem Herrn ein Gelübde gemacht hast, so erfülle an mir, was du gelobt hast! Denn der Herr hat dich Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, nehmen lassen."
37 Dann bat sie ihren Vater: "Dies möge mir gestattet sein: Laß mir noch zwei Monate Zeit! Ich möchte hingehen, auf die Berge steigen und mit meinen Freundinnen meine Jungfrauschaft beweinen."
38 Er antwortete ihr: "Gehe hin!" Und er entließ sie auf zwei Monate. – So ging sie denn mit ihren Freundinnen hin und beweinte auf den Bergen ihre Jungfrauschaft.
39 Nach zwei Monaten aber kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er vollzog an ihr das Gelübde, das er gemacht hatte. Sie hatte noch keinen Mann erkannt. Seitdem ist es Brauch in Israel,
40 daß alljährlich die Töchter Israels hinausziehen, um für die Tochter Jiftachs aus Gilead Klagelieder zu singen, vier Tage im Jahr.
Kapitel 12: Das Aufbegehren der Efraimiter gegen Jiftach
1 Nun wurden die Efraimiter aufgeboten. Sie zogen nordwärts und fragten Jiftach: "Warum bist du zum Kampf gegen die Ammoniter ausgezogen, ohne daß du uns aufgefordert hast, mit dir zu ziehen? Jetzt wollen wir dir dein Haus über dem Kopf in Brand stecken."
2 Jiftach entgegnete ihnen: "Ich und mein Volk hatten mit den Ammonitern einen schweren Kampf. Ich rief euch, aber ihr habt mich nicht aus ihrer Gewalt errettet.
3 Als ich sah, daß ihr mir nicht helfen wolltet, setzte ich mein Leben ein und zog gegen die Ammoniter, und der Herr gab sie in meine Gewalt. Warum zieht ihr nun heute gegen mich heran, um mich anzugreifen?"
4 Darauf bot Jiftach alle Männer von Gilead auf und griff die Efraimiter an. Die Gileaditer brachten den Efraimitern eine Niederlage bei. Diese hatten nämlich gesagt: "Davongelaufene Efraimiter seid ihr. Gilead liegt inmitten von Efraim, inmitten von Manasse."
5 Die Gileaditer besetzten die Jordanfurten nach Efraim. Wenn nun ein efraimitischer Flüchtling bat: "Ich möchte übersetzen", fragten ihn die Männer von Gilead: "Bist du aus Efraim?". Antwortete er: "Nein",
6 so befahlen sie ihm: "Sage einmal "Schibbolet!" Sagte der "Sibbolet" weil er die richtige Aussprach nicht fertigbrachte, so ergriffen sie ihn und hieben ihn an den Jordanfurten nieder. So kamen damals 42.000 Mann aus Efraim um.
7 Jiftach richtete Israel sechs Jahre. Dann starb Jiftach aus Gilead und wurde in einer Stadt Gileads begraben.
Die Richter Ibzan, Elon und Abdon
8 Nach ihm richtete in Israel Ibzan aus Betlehem.
9 Er hatte dreißig Söhne und dreißig Töchter. Die verheiratete er nach auswärts, und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts zu. Er richtete Israel sieben Jahre.
10 Als Ibzan starb, wurde er in Betlehem begraben.
11 Nach ihm richtete in Israel Elon aus Sebulon. Zehn Jahre lang richtete er in Israel.
12 Als Elon starb, wurde er in Ajalon im Land Sebulon begraben.
13 Nach ihm richtete in Israel Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton.
14 Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Er richtete Israel acht Jahre.
15 Nachdem Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton, gestorben war, wurde er in Piraton im Land Efraim auf dem Amalekitergebirge begraben.
Kapitel 13: Der Richter Simson
Simsons Geburt und Erwählung
1 Als die Israeliten wieder taten, was dem Herrn, mißfiel, gab sie der Herr in die Gewalt der Philister, vierzig Jahre lang.
2 Nun lebte damals ein Mann aus Zora vom Geschlecht der Daniter namens Manoach. Seine Frau war unfruchtbar und hatte noch nicht geboren.
3 Da erschien der Engel des Herrn der Frau und sagte zu ihr: "Siehe, du bist unfruchtbar und hast noch nicht geboren. Aber du wirst guter Hoffnung werden und einen Sohn gebären.
4 Nimm dich fortan in acht! Trinke weder Wein noch starkes Getränk und iß nichts Unreines!
5 Wenn du guter Hoffnung geworden bist und einen Sohn geboren hast, so darf kein Schermesser auf sein Haupt kommen. Denn schon von seiner Geburt an soll der Knabe ein Gottgeweihter sein. Er wird als Erster Israel aus der Gewalt der Philister befreien."
6 Die Frau ging hin und berichtete ihrem Mann: "Ein Gottesmann ist zu mir gekommen. Er sah aus wie ein Engel Gottes, voll Würde. Ich habe ihn nicht gefragt, woher er sei. Auch nannte er mir seinen Namen nicht.
7 Er sagte mir: Siehe, du wirst guter Hoffnung werden und einen Sohn zur Welt bringen. Trinke fortan weder Wein noch starkes Getränk und iß nichts Unreines! Denn vom Mutterschoß an bis zum Tag seines Todes soll der Knabe ein Gottgeweihter sein."
8 Da richtete Manoach folgendes Gebet an den Herrn: "Verzeihung, Herr, der Gottesmann, den du gesandt hast, möge doch noch einmal zu uns kommen und uns angeben, was wir mit dem Knaben, der geboren werden soll, zu tun haben."
9 Und Gott erhörte das Gebet Manoachs. Der Engel Gottes kam noch einmal zu der Frau, während sie auf dem Feld war. Weil ihr Mann Manoach sich nicht bei ihr befand,
10 lief die Frau schnell hin und berichtete es ihrem Mann. Sie erzählte ihm: "Siehe, der Mann ist mir wieder erschienen, der damals zu mir kam." Manoach machte sich auf und ging seiner Frau nach.
11 Als er zu dem Mann gekommen war, fragte er ihn: "Bist du der Mann, der mit der Frau sprach?" Er antwortete: "Ja."
12 Nun fragte Manoach: "Wenn nun deine Worte in Erfüllung gehen, welche Vorschriften bestehen dann bezüglich des Knaben und welche Behandlung soll ihm zuteil werden?"
13 Der Engel des Herrn entgegnete dem Manoach: "Die Frau soll sich von all dem enthalten, was ich ihr angegeben habe.
14 Sie darf nichts genießen, was vom Weinstock kommt. Wein und berauschendes Getränk darf sie nicht trinken und nichts Unreines essen. Alles, was ich ihr befohlen habe, soll sie beobachten.
15 Manoach sagte nun zu dem Engel des Herrn: "Wir dürfen dich doch einladen und dir ein Ziegenböckchen vorsetzen?"
16 Aber der Engel des Herrn entgegnete Manoach: "Wenn du mich auch einlädst, so werde ich doch nichts von deiner Speise essen. Willst du aber ein Brandopfer bereiten, so bringe es dem Herrn dar!" Da Manoach nicht wußte, daß es der Engel des Herrn war,
17 fragte Manoach den Engel des Herrn: "Wie ist dein Name? Wir möchten dir danken, wenn deine Verheißung sich erfüllt."
18 Aber der Engel des Herrn erwiderte ihm: "Warum fragst du nach meinem Namen? Er heißt: Wunderbar."
19 Hierauf nahm Manoach das Ziegenböckchen und das Speiseopfer und brachte es auf dem Felsen dem Herrn dar. Da geschah ein Wunder, während Manoach und seine Frau zusahen.
20 Als nämlich die Flamme vom Altar zum Himmel aufloderte, fuhr der Engel des Herrn in der Flamme des Altars empor. Als Manoach und seine Frau das sahen, fielen sie auf ihr Angesicht zu Erde nieder.
21 In der Folge erschien der Engel des Herrn dem Manoach und seiner Frau nicht wieder. Nun erkannte Manoach, daß es der Engel des Herrn gewesen war,
22 und Manoach sagte zu seiner Frau: "Wir müssen sicher sterben. Denn wird haben Gott gesehen."
23 Aber seine Frau erwiderte ihm: "Wenn der Herr uns hätte töten wollen, hätte er kein Brand- und Speiseopfer von uns angenommen und hätte uns dies alles nicht sehen und etwas derartiges nicht hören lassen."
24 Als die Frau einen Sohn gebar, nannte sie ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn.
25 Der Geist des Herrn begann ihn umherzutreiben im Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol.
Kapitel 14: Simsons Brautwerbung
1 Als Simson nach Timna hinabging, lernte er in Timna eine Philisterin kennen.
2 Nachdem er heimgekehrt war, erzählte er seinem Vater und seiner Mutter: "Ich habe in Timna eine Philisterin kennengelernt. Nehmt sie mir zur Frau!"
3 Sein Vater und seine Mutter aber entgegneten ihm: "Gibt es denn unter den Töchtern deiner Brüder und in unserem ganzen Volk keine Frau, daß du dir bei den unbeschnittenen Philistern eine Frau nehmen mußt?" Doch Simson erklärte seinem Vater: "Diese nimm für mich! Denn sie gefällt mir."
4 Sein Vater und seine Mutter wußten nämlich nicht, daß die Sache vom Herrn kam. Denn dieser suchte nach einem Anlaß den Philistern gegenüber. Damals herrschten ja die Philister über Israel.
Der Kampf mit dem Löwen
5 So ging denn Simson [mit seinem Vater und seiner Mutter] nach Timnat hinab. Als sie zu den Weinbergen von Timnat kamen, stürzte ihm plötzlich ein junger Löwe brüllend entgegen.
6 Da kam der Geist des Herrn über ihn, und er riß den Löwen entzwei, wie man ein Böckchen entzweireißt, ohne daß er etwas in der Hand hatte. Seinem Vater und seiner Mutter erzählte er nicht, was er getan hatte.
7 Dann ging er weiter und besprach sich mit der Frau. Simson fand Gefallen an ihr.
Simsons Hochzeit
8 Als er nach einiger Zeit wiederkam, um sie heimzuführen, und abbog, um nach dem toten Löwen zu sehen, befand sich im Körper des Löwen ein Bienenschwarm und Honig.
9 Diesen nahm er heraus in seine Hände und aß davon im Weitergehen. Als er zu seinem Vater und zu seiner Mutter kam, gab er ihnen davon zu essen, sagte ihnen aber nicht, daß er den Honig aus dem Körper des Löwen geholt habe.
10 Darauf ging sein Vater hinab zu der Frau, und Simson veranstaltete dort ein Festmahl. Denn so pflegten es die jungen Leute zu halten.
11 Als sie ihn sahen, bestellten sie dreißig Männer, die um ihn sein mußten.
Das Rätsel und seine Lösung
12 Zu diesen sagte Simson: "Ich will euch ein Rätsel aufgeben. Wenn ihr mir während der sieben Tage des Festmahls die Lösung sagen könnt, gebe ich euch dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder.
13 Wenn ihr sie mir aber nicht sagen könnt, müßt ihr mir dreißig Unterkleider und dreißig Festgewänder geben." Sie forderten ihn auf: "Gib dein Rätsel auf! Wir möchten es hören."
14 Er sagte zu ihnen: "Essen ging vom Fresser aus und Süßigkeit vom Starken." Drei Tage lang konnte sie das Rätsel nicht lösen.
15 Am vierten Tag sagten sie zu Simsons Frau: "Berede deinen Mann, daß er uns das Rätsel löst! Sonst verbrennen wir dich und das Haus deines Vaters. Um uns arm zu machen, habt ihr uns eingeladen, nicht wahr?"
16 Nun weinte Simsons Frau ihm vor und sagte: "Du hast nur Abneigung für mich und keine Liebe. Du hast mir die Lösung des Rätsels, das du meinen Landsleuten aufgegeben hast, nicht gesagt." Er erwiderte ihr: "Nicht einmal meinem Vater und meiner Mutter habe ich sie verraten, und dir sollte ich sie preisgeben?"
17 Als sie ihm so die sieben Tage lang, die das Fest bei ihnen dauerte, vorweinte, teilte er ihr am siebten Tag die Lösung des Rätsels mit. So sehr hatte sie ihm zugesetzt. Sie verriet nun die Lösung des Rätsels ihren Landsleuten.
18 Da sagten die Männer der Stadt am siebten Tag, bevor die Sonne unterging: "Was ist süßer als der Honig und was ist stärker als der Löwe?" Er antwortete ihnen: "Hättet ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt, hättet ihr mein Rätsel nie erraten."
Simsons Rache
19 Da kam der Geist des Herrn über ihn. Er ging hinab nach Aschkelon, erschlug daselbst dreißig Mann von ihnen, nahm ihnen ihre Kleidung ab und gab die Festkleider denen, die das Rätsel gelöst hatten. Er war sehr erzürnt und ging hinauf in das Haus seines Vaters.
20 Simsons Frau aber wurde einem der Männer zuteil, die ihm beigesellt gewesen waren.
Kapitel 15: Simson verheert die Felder der Philister
1 Nach einiger Zeit, in den Tagen der Gerstenernte, wollte Simson mit einem Ziegenböckchen seine Frau besuchen. Als er bat: "Ich möchte zu meiner Frau in die Kammer gehen", gestattet ihr Vater ihm nicht den Eintritt,
2 sondern ihr Vater antwortete: "Ich glaubte, du seist ihr abgeneigt. Darum gab ich sie einem deiner Brautführer. Aber ihre jüngere Schwester ist noch schöner als sie. Du kannst sie statt ihrer bekommen."
3 Simson erwiderte ihm: "Diesmal bin ich frei von Schuld, wenn ich den Philistern etwas Böses antue."
4 Nun ging Simson hin und fing dreihundert Füchse, nahm Fackeln, band je zwei Füchse Schwanz an Schwanz zusammen und steckte eine Fackel mitten zwischen zwei Schwänze.
5 Er zündete dann die Fackeln an, ließ sie in die Getreidefelder der Philister laufen und steckte so Garben, Halme, Weinberge und Ölbäume in Brand.
6 Als die Philister fragten: "Wer hat das getan?, hieß es: "Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil dieser ihm seine Frau nahm und sie einem von seinen Brautführern gab." Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie mit ihrem Vater.
7 Simson aber sagte ihnen: "Weil ihr dies getan habt, will ich nicht eher ruhen, bis ich mich an euch gerächt habe."
8 So schlug er alle, die er traf, mit schweren Schlägen von den Waden bis zu den Hüften. Hierauf ging er hinab und hielt sich in der Felsenhöhle von Etam auf.
Gefangennahme Simsons
9 Die Philister zogen nun hinauf, lagerten sich in Juda und breiteten sich bei Lehi aus.
10 Als die Judäer fragten, "Warum seid ihr zu uns heraufgezogen?", antworteten sie: "Zur Gefangennahme Simsons sind wir heraufgezogen, um mit ihm so zu verfahren, wie er mit uns verfahren ist."
11 Da zogen 3.000 Mann von Juda zur Felsenhöhle von Etam hinab und fragten Simson: "Weißt du nicht, daß die Philister unsere Herren sind? Was hast du uns da angetan?" Er entgegnete ihnen: "Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen getan."
12 Sie sagte zu ihm: "Zu deiner Festnahme sind wir gekommen, um dich den Philistern auszuliefern." Simson bat sie: "Schwört mir, daß ihr mich nicht erschlagen werdet!"
13 Sie antworteten ihm: "Nein, wir wollen dich nur gefangennehmen und ihnen ausliefern; töten wollen wir dich nicht." Darauf banden sie ihn mit zwei neuen Stricken und brachten ihn aus der Felsenhöhle herauf.
Simsons Sieg bei Lehi
14 Als er nach Lehi kam und die Philister bei seiner Ankunft in lautes Freudengeschrei ausbrachen, kam der Geist des Herrn über ihn, und die Stricke an seinen Armen wurden wie Flachsfäden, die vom Feuer versengt werden, und seine Fesseln glitten von seinen Händen.
15 Er fand einen frischen Eselskinnbacken, streckte seine Hand aus, ergriff ihn und schlug damit tausend Mann.
16 Da sagte Simson: "Mit dem Eselskinnbacken schlug ich eine Rotte, zwei Rotten, mit dem Eselskinnbacken schlug ich tausend Mann."
17 Als er damit fertig war, warf er den Kinnbacken weg. Man nannte den Ort seitdem Ramat-Lehi (Kinnbackenhöhe).
Die Quelle bei Lehi
18 Weil er großen Durst hatte, rief er zum Herrn und betete: "Du hast deinen Knecht diesen großen Sieg erringen lassen. Aber nun muß ich vor Durst sterben und den Unbeschnittenen in die Hände fallen."
19 Da öffnete Gott eine Vertiefung, wie solche bei Lehi sich finden, und daraus floß Wasser hervor. Als er davon getrunken hatte, kehrten seine Lebensgeister zurück, und er lebte wieder auf. Darum nennt man sie En-Kore (= Quelle des Rufers). Sie ist noch in Lehi bis heute.
20 Simson richtete Israel zur Zeit der Philisterherrschaft zwanzig Jahre lang.
Kapitel 16: Simson in Gaza
1 Als Simson einmal nach Gaza kam, sah er dort ein Dirne und kehrte bei ihr ein.
2 Nun berichtete man den Einwohnern von Gaza: "Simson ist hierhergekommen." Sie liefen zusammen und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf, verhielten sich aber die ganze Nacht hindurch ruhig. Sie sagten: "Sobald es morgen hell wird, erschlagen wir ihn."
3 Simson aber blieb nur bis Mitternacht liegen. Um Mitternacht stand er auf, faßte die Flügel des Stadttores samt den beiden Pfosten, riß sie samt dem Riegel heraus, legte sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges gegenüber Hebron.
Simson und Delila
4 Hierauf gewann er ein Mädchen im Tal Sorek lieb. Sie hieß Delila.
5 Zu ihr kamen die Fürsten der Philister und sagten zu ihr: "Rede ihm zu und mache ausfindig, worin seine große Kraft besteht und wie wir ihn überwältigen und binden können, um ihn klein zu machen! Wir geben dir dann jeder 1.100 Silberschekel."
6 Delila redete nun Simson zu: "Sage mir doch, worin deine große Kraft besteht und womit man dich binden muß, um dich zu überwinden!"
7 Simson antwortete ihr: "Wenn man mich mit sieben frischen, noch nicht ausgetrockneten Sehnen bindet, werde ich schwach und bin wie ein anderer Mensch."
8 So brachten ihr denn die Philisterfürsten sieben frische, noch nicht ausgetrocknete Sehnen hinauf, und sie band ihn damit.
9 Es saßen aber Leute in ihrer Kammer im Hinterhalt. Nun rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Doch er zerriß die Sehnen, wie ein Wergfaden zerreißt, wenn er dem Feuer zu nahe kommt. Aber sein Kraft blieb unerkundet.
10 Da sagte Delila zu Simson: "Siehe, du hast mich hintergangen und mir Lügen vorgeredet. Sage mir jetzt, womit man dich binden kann!"
11 Er entgegnete ihr: "Wenn man mich mit neuen Stricken bindet, die noch bei keiner Arbeit gebraucht wurden, werde ich schwach und bin wie ein anderer Mensch."
12 Delila nahm also neue Stricke und band ihn damit. Dann rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Es saßen nämlich Leute in der Kammer im Hinterhalt. Doch er riß die Stricke von seinen Armen wie einen Faden.
13 Delila aber sagte zu Simson: "Bis jetzt hast du mich hintergangen und mir Lügen vorgeredet. Sage mir doch, womit man dich binden kann!" Er antwortete ihr: "Wenn du die sieben Locken meines Hauptes mit den Kettfäden des Webstuhls verknotest und mit dem Pflock festmachst."
14 Als sie den Pflock eingeschlagen hatte, rief sie ihm zu: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson." Da erwachte er aus dem Schlaf und riß den Webepflock mit den Kettfäden heraus.
15 Nun sagte sie zu ihm: "Wie kannst du behaupten, du wärest mir gut, während doch dein Herz mir nicht gehört? Schon dreimal hast du mich hintergangen und mir nicht verraten, worin deine große Kraft besteht."
16 Als sie ihm nun täglich mit ihren Reden zusetzte und ihn so quälte, daß ihm das Leben verleidet wurde,
17 erschloß er ihr sein ganzes Herz und sagte zu ihr: "Nie ist ein Schermesser auf mein Haupt gekommen. Denn vom Mutterschoß an bin ich ein Gottgeweihter. Würde ich geschoren, so wiche meine Kraft von mir. Ich würde schwach und würde wie ein anderer Mensch."
18 Da erkannte Delila, daß er ihr sein ganzes Herz eröffnet hatte. Sie ließ die Philisterfürsten rufen und ihnen sagen: "Diesmal müßt ihr kommen. Er hat sein ganzes Herz eröffnet." Die Philisterfürsten kamen zu ihr hinauf und brachten das Geld mit.
19 Nun ließ sie ihn auf ihren Knien einschlafen und rief einen Mann herbei, den sie die sieben Locken auf seinem Haupt abscheren hieß. So machte sie ihn schwach, und seine Kraft wich von ihm.
20 Als sie nun rief: "Die Philister rücken gegen dich heran, Simson", erwachte er aus seinem Schlaf und dachte: "Ich werde wie immer freikommen, wenn ich mich schüttle." Er wußte nämlich nicht, daß der Herr von ihm gewichen war.
21 Die Philister aber ergriffen ihn, stachen ihm die Augen aus, führten ihn hinab nach Gaza und legten ihn in eiserne Fesseln. Er mußte im Gefängnis die Mühle drehen.
22 Sein Haupthaar wuchs aber allmählich wieder, nachdem es geschoren war.
Simsons Tod
23 Nun kamen die Philisterfürsten zusammen, um ihrem Gott Dagon ein großes Opfer darzubringen und ein Freudenfest zu feiern. Denn sie sagten: "Unser Gott gab in unsere Hand Simson, der wider uns stand."
24 Bei seinem Anblick priesen die Leute ihren Gott; denn sie sagten: "Unser Gott gab in unsere Hand den, der wider uns stand, den, der das Land uns verheerte und uns Erschlagene in Menge bescherte."
25 Als sie nun guter Dinge waren, riefen sie: "Holt Simson, damit er vor uns tanze!" So ließen sie Simson aus dem Gefängnis kommen, und er mußte vor ihnen tanzen. Man hatte ihn zwischen die Säulen gestellt.
26 Simson aber sagte zu dem Knaben, der ihn an der Hand hielt: "Laß mich los und hilf mir, die Säulen zu betasten, auf denen das Haus ruht. Ich möchte mich anlehnen."
27 Das Haus war voll von Männern und Frauen. Alle Philisterfürsten waren zugegen. Auf dem Dach befanden sich gegen dreitausend Männer und Frauen, die Simsons Tanz zusahen.
28 Simson jedoch richtete folgendes Gebet an den Herrn: "Allmächtiger Herr, gedenke meiner und gib mir nur dies eine Mal noch Kraft, o Gott, um Rache zu nehmen an den Philistern für eines von meinen beiden Augen!"
29 Dann griff Simson nach den beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich dagegen, mit seiner Rechten gegen die eine und mit seiner Linken gegen die andere.
30 Mit dem Ruf: "Nun will ich mit den Philistern sterben!" neigte sich Simson mit aller Macht vornüber. Da stürzte das Haus über den Fürsten und allen Leuten, die darin waren, zusammen. Die Zahl der Toten, die er sterbend umbrachte, war größer als die Zahl derer, die er während seines Lebens getötet hatte.
31 Seine Brüder und seine ganze Familie kamen herab, nahmen ihn, brachten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vater Manoach. Er hatte in Israel zwanzig Jahre gerichtet.
Kapitel 17: Nachträge
Der gesetzwidrige Bilderdienst in Dan
Michas Heiligtum
1 Auf dem Gebirge Efraim wohnte ein Mann mit Namen Micha.
2 Er sagte zu seiner Mutter: "Die 1.100 Silberschekel, die dir gestohlen wurden und derentwegen du einen Fluch ausgestoßen hast, und das sogar in meiner Gegenwart – siehe, das Geld ist bei mir. Ich habe es genommen." Seine Mutter antwortete: "Sei gesegnet, mein Sohn, vom Herrn!"
3 Als er die 1.100 Silberschekel seiner Mutter zurückgegeben hatte, sagte seine Mutter: "Ich gebe das Silber als Weihegeschenk aus meiner Hand dem Herrn für meinen Sohn, um davon ein Schnitz- und Gußbild anfertigen zu lassen. Dann gebe ich es dir wieder."
4 Als er das Geld seiner Mutter zurückgestellt hatte, nahm seine Mutter 200 Silberschekel und gab sie einem Goldschmied, der davon ein Schnitz- und Gußbild machte. Es wurde im Haus des Micha aufgestellt.
5 Micha hatte jetzt ein Gotteshaus. Er ließ dazu ein Efod und Terafim anfertigen und weihte einen seiner Söhne, der ihm dann als Priester diente.
6 In jener Zeit gab es in Israel keinen König. Jeder tat, was ihm beliebte.
Bestellung eines Leviten aus Juda zum Priester
7 Es lebte damals ein junger Mann aus Betlehem in Juda [aus dem Geschlecht Juda]. Er war ein Levit und weilte dort als Fremdling.
8 Der Mann zog aus der Stadt Betlehem in Juda fort, um sich an einem passenden Ort als Fremdling niederzulassen. So kam er bei seiner Wanderung auf das Gebirge Efraim zum Haus des Micha.
9 Micha fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete: "Ich bin ein Levit aus Betlehem in Juda und bin unterwegs, um mich irgendwo niederzulassen."
10 Micha bat ihn: "Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester! Ich gebe dir jährlich zehn Silberschekel, Kleidung und deinen Lebensunterhalt." Der Levit ging darauf ein.
11 Fortan wohnte der Levit bei dem Mann, und der junge Mann galt ihm wie einer seiner Söhne.
12 Micha stellte den Leviten an, und der junge Mann wurde sein Priester und wohnte im Haus des Micha.
13 Micha dachte: "Nun weiß ich, daß der Herr mich segnen wird, weil ich den Leviten zum Priester habe."
Kapitel 18: Die danitischen Kundschafter
1 In jener Zeit gab es keinen König in Israel. Damals suchte sich der Stamm der Daniter einen Erbbesitz zur Ansiedlung; denn es war ihm bis dahin inmitten der Stämme Israels noch kein Erbbesitz zugefallen.
2 Die Daniter entsandten daher von ihrem Geschlecht fünf Männer, Leute von besonderer Tüchtigkeit, aus dem Grenzgebiet aus Zora und Eschtaol, das Land zu erkunden und kennenzulernen. Sie sagten ihnen: "Zieht hin und erkundet das Land!" Diese kamen nun auf das Gebirge Efraim, zum Haus des Micha, wo sie übernachteten.
3 Als sie beim Haus des Micha waren und die Mundart des jungen Leviten erkannten, kehrten sie dort ein und fragten ihn: "Wer hat dich hierhergebracht? Was tust du da? Was verdienst du hier?"
4 Er antwortete ihnen: "So und so hat es Micha mit mir gemacht. Er hat mich angeworben, und ich bin sein Priester geworden."
5 Sie sagten zu ihm: "Befrage doch Gott, damit wir wissen, ob die Reise, auf der wir sind, glücklich verlaufen wird!"
6 Hierauf gab ihnen der Priester den Bescheid: "Geht getrost! Die Reise, die ihr macht, ist Gott wohlgefällig."
Die Kundschafter in Lajisch
7 So zogen die fünf Männer weiter, kamen nach Lajisch und sahen, daß die Leute, die dort wohnten, nach Art der Sidonier sorglos, still und ruhig lebten. Keiner stiftete Händel an. Man konnte sich seines Besitzes ungestört erfreuen. Sie waren weit von Sidon entfernt und hatten mit der übrigen Welt keinen Verkehr.
8 Als jene zu ihren Brüdern nach Zora und Eschtaol zurückgekehrt waren, fragten ihre Brüder sie: "Was habt ihr zu berichten?"
9 Sie antworteten: "Auf, laßt uns gegen sie ziehen! Wir haben nämlich ein Land gesehen, das wirklich sehr gut ist. Wollt ihr noch unschlüssig sein? Zögert nicht, euch auf den Weg zu machen, hinzuziehen und das Land in Besitz zu nehmen!
10 Wenn ihr hinkommt, trefft ihr ein sorgloses Volk an, ein weit ausgedehntes Land – Gott gibt es in eure Hand – und einen Ort, dem es an nichts mangelt, was es auf Erden gibt."
Der Zug der Daniter nach Lajisch
11 Da brachen von dort, von Zora und Eschtaol, 600 waffengerüstete Männer aus dem Stamm der Daniter auf.
12 Sie lagerten sich auf ihrem Zug bei Kirjat-Jearim in Juda. Man nennt darum den Ort "Dans Lager" bis auf den heutigen Tag. Er liegt westlich von Kirjat-Jearim.
13 Von dort zogen sie weiter auf das Gebirge Efraim zu und kamen zum Haus des Micha.
14 Die fünf Männer, die zur Erkundung des Landes von Lajisch ausgezogen waren, wandten sich mit folgenden Worten an ihre Brüder: "Wißt ihr auch, daß sich in diesen Häusern ein Efod, Terafim und ein Schnitz- und Gußbild befinden? Nun seht zu, was ihr tun wollt!"
15 Da bogen sie dorthin ab, gingen in das Haus des jungen Leviten, in das Haus des Micha, und begrüßten ihn.
16 Die 600 waffengerüsteten Daniter blieben vor dem Tor stehen.
17 Die fünf Männer, die zur Erkundung des Landes ausgezogen und hierhergekommen waren, gingen hinauf und nahmen das Schnitzbild, das Efod, den Terafim und das Gußbild, während der Priester bei den 600 waffengerüsteten Männern vor dem Tor stehen blieb.
18 Als jene in das Haus der Micha hineingegangen waren und das Schnitzbild, das Efod, den Terafim und das Gußbild geholt hatten, fragte sie der Priester: "Was macht ihr da?"
19 Sie antworteten ihm: "Sei still! Lege die Hand auf den Mund, geh mit uns und sei unser Vater und Priester! Ist es für dich besser, Priester für das Haus eines einzigen Mannes zu sein oder Priester für einen Stamm und ein Geschlecht in Israel?"
20 Erfreut darüber, nahm der Priester das Efod, den Terafim und das Schnitzbild und schloß sich den Leuten an.
21 Sie rückten ab und zogen weiter. Die Kinder, die Herden und den Schatz hatten sie an die Spitze gestellt.
22 Nachdem sie sich vom Haus des Micha entfernt hatten, wurden die Männer, die in den Häusern bei dem Haus des Micha wohnten, aufgeboten und setzten den Danitern nach.
23 Als sie die Daniter anriefen, wandten diese sich um und fragten Micha: "Was hast du, daß du dieses Aufgebot machst?"
24 Er antwortete: "Meinen Gott, den ich gemacht habe, habt ihr samt dem Priester weggenommen und seid davongezogen. Was bleibt mir da noch? Wie könnt ihr mich nur fragen: Was hast du?"
25 Doch die Daniter erwiderten ihm: "Laß uns dein Geschrei nicht weiter hören! Sonst könnten erbitterte Leute über euch herfallen, und es wäre um dein und deiner Angehörigen Leben geschehen!"
26 Darauf zogen die Daniter weiter. Micha aber, der einsah, daß sie stärker waren als er, kehrte um und begab sich nach Hause zurück.
Die Eroberung von Lajisch
27 Jene aber führten das Werk des Micha samt dem Priester, der bei ihm war, mit sich fort und gelangten nach Lajisch, wo stille und ruhige Leute wohnten, schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und brannten die Stadt nieder,
28 ohne daß ihr jemand zu Hilfe gekommen wäre. Denn sie lag weit von Sidon weg und hatte mit der übrigen Welt keinen Verkehr. Sie lag nämlich im Tal von Bet-Rehob. Als sie die Stadt wieder aufgebaut hatten, siedelten sie sich dort an
29 und nannten die Stadt "Dan" nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan, der ein Sohn Israels war. Früher dagegen hatte die Stadt den Namen Lajisch getragen.
30 Hierauf stellten die Daniter das Götzenbild bei sich auf, und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes des Mose, und seine Söhne waren Priester bei dem Stamm Dan bis zu der Zeit, wo das Land in die Verbannung geführt wurde.
31 Sie hatten das Gottesbild, das Micha gemacht hatte, bei sich aufgestellt die ganze Zeit hindurch, während der das Haus Gottes in Schilo stand.
Kapitel 19: Die Bestrafung des Stammes Benjamin
Die Reise des Leviten
1 In jener Zeit, als es noch keinen König in Israel gab, hielt sich ein Levit hinten im Gebirge Efraim als Fremdling auf. Er hatte sich ein Mädchen aus Betlehem in Juda zur Nebenfrau genommen.
2 Da aber seine Nebenfrau auf ihn zornig wurde, ging sie von ihm weg und kehrte in ihr Vaterhaus nach Betlehem in Juda zurück. Sie war schon vier Monate dort,
3 als sich ihr Mann aufmachte und ihr nachzog, um sie zur Rückkehr zu überreden. Er hatte seinen Diener und zwei Esel bei sich. Als sie ihn in das Haus ihres Vaters eintreten ließ und der Vater des Mädchens ihn erblickte, kam er ihm freudig entgegen.
4 Da sein Schwiegervater, der Vater des Mädchens, in ihn drang, blieb er drei Tage bei ihm. Sie aßen und tranken miteinander und übernachteten dort.
5 Am vierten Tag, als sie in der Frühe aufgestanden waren und er sich auf den Weg machen wollte, sagte der Vater des Mädchens zu seinem Schwiegersohn: "Stärke dich noch mit einem Bissen Brot! Dann könnt ihr reisen."
6 Sie setzten sich hin, und beide aßen und tranken zusammen. Dann bat der Vater des Mädchens den Mann: "Übernachte noch einmal und sei guter Dinge!"
7 Als dann der Mann aufstand, um sich auf den Weg zu machen, nötigte ihn sein Schwiegervater, daß er noch einmal über Nacht dablieb.
8 Als er am fünften Tag frühmorgens sich erhob, um abzureisen, bat der Vater des Mädchens wiederum: "Stärke dich doch zuerst und wartet, bis der Tag sich neigt!" Und so aßen sie beide zusammen.
9 Als dann der Mann aufstand, um sich mit seiner Nebenfrau und seinem Diener auf den Weg zu machen, sagte sein Schwiegervater, der Vater des Mädchens, zu ihm: "Siehe, der Tag hat sich geneigt. Es will Abend werden. Bleibt hier zur Nacht! Siehe, der Tag geht zu Ende. Übernachte hier und laß es dir gut gehen! Morgen früh könnt ihr euch dann auf den Weg machen, und du kannst nach Hause zurückkehren."
10 Aber der Mann wollte nicht noch einmal zur Nacht dableiben, sondern machte sich auf, zog fort und gelangte bis in die Nähe von Jebus, das ist Jerusalem. Er hatte zwei gesattelte Esel bei sich. Auch seine Nebenfrau war bei ihm.
Die Aufnahme in Gibea
11 Als sie bei Jebus waren und der Tag schon stark abgenommen hatte, sagte der Diener zu seinem Herrn: "Komm, laßt uns in dieser Jebusiterstadt einkehren und in ihr die Nacht verbringen."
12 Aber sein Herr erwiderte ihm: "Wir wollen nicht in einer fremden Stadt einkehren, die den Israeliten nicht gehört. Wir ziehen bis Gibea weiter."
13 Hierauf sagte er zu seinem Diener: "Komm, wir wollen in eine der Ortschaften gehen und in Gibea oder Rama übernachten!"
14 So zogen sie weiter ihres Weges. Die Sonne ging ihnen unter, als sie in der Nähe von Gibea waren, das zu Benjamin gehört.
15 Sie gingen in die Stadt hinein, um in Gibea zu übernachten. Als er drinnen war und sich auf dem Marktplatz der Stadt niedergelassen hatte, war niemand da, der sie zum Übernachten in sein Haus aufgenommen hätte.
16 Da kam ein alter Mann am Abend von seiner Feldarbeit heim. Der Mann stammte vom Gebirge Efraim und weilte als Fremdling in Gibea, während die Bewohner des Ortes Benjaminiter waren.
17 Nun schaute er auf und erblickte auf dem Marktplatz der Stadt den Wanderer. Als der alte Mann fragte: "Wohin gehst du und woher kommst du?",
18 antwortete ihm dieser: "Wir sind auf der Wanderung von Betlehem in Juda in das Innere des Gebirges Efraim. Von dort bin ich. Ich war nach Betlehem in Juda gereist und bin nun unterwegs nach dem Haus des Herrn. Aber niemand nimmt mich in sein Haus auf.
19 Wir haben Stroh und Futter für unsere Esel und Brot und Wein für mich, deine Magd und den Diener, der zu uns, deinen Dienern, gehört. Es fehlt uns an gar nichts."
20 Da sagte der alte Mann: "Du bist mir willkommen. Nur laß es meine Sorge sein, wenn es dir an etwas fehlt. Keinesfalls darfst du auf dem Markt übernachten."
21 Er führte ihn dann in sein Haus und fütterte die Esel. Als sie sich die Füße gewaschen hatten, aßen und tranken sie.
Die Schandtat der Männer von Gibea
22 Während sie sich gütlich taten, umringten Männer aus der Stadt, Söhne Belials, das Haus, schlugen an die Tür und verlangten von dem alten Mann, dem Herrn des Hauses: "Führe den Mann heraus, der bei dir eingekehrt ist! Wir wollen uns mit ihm abgeben."
23 Der Mann, der Hausherr, ging zu ihnen hinaus und sagte zu ihnen: "Nicht doch, meine Brüder! Tut kein Unrecht! Nachdem dieser Mann in mein Haus gekommen ist, dürft ihr nicht eine solche Schandtat begehen.
24 Ich will euch meine Tochter, eine Jungfrau, und seine Nebenfrau herausbringen. Diesen mögt ihr Gewalt antun und mit ihnen verfahren, wie es euch gefällt. Aber an dem Mann dürft ihr eine solche Schandtat nicht begehen."
25 Als aber die Männer nicht auf ihn hören wollten, nahm der Levit seine Nebenfrau und führte sie zu ihnen hinaus auf die Straße. Sie mißbrauchten sie und trieben mit ihr die ganze Nacht hindurch ihr Unwesen bis zum Morgen. Erst bei Aufgang der Morgenröte ließen sie sie frei.
26 Gegen Morgen kam die Frau und brach vor der Haustür des Mannes, bei dem ihr Herr wohnte, zusammen und blieb da liegen, bis es hell wurde.
27 Als ihr Herr am Morgen aufstand, die Haustür öffnete und hinaustrat, um weiterzuziehen, lag die Frau, seine Nebenfrau, vor der Haustür mit den Händen auf der Schwelle.
28 Er sagte zu ihr: "Steh auf! Wir wollen gehen!" Aber er erhielt keine Antwort. Da lud er sie auf den Esel, und der Mann machte sich auf und zog nach seinem Wohnort.
29 Als er heimgekommen war, nahm er ein Messer, ergriff seine Nebenfrau, zerstückelte sie Glied für Glied in zwölf Stücke und schickte diese im ganzen Gebiet von Israel umher.
30 Jeder, der das sah, rief aus: "So etwas ist seit dem Auszug der Israeliten aus Ägypten bis heute noch nie vorgekommen und nie erlebt worden. Überlegt es euch, faßt einen Beschluß und handelt!"
Kapitel 20: Die Beratung in Mizpa
1 Da zogen alle Israeliten aus, und die Gemeinde von Dan bis Beerscheba, auch das Land Gilead, versammelte sich wie ein Mann vor dem Herrn in Mizpa,
2 und die Häupter des ganzen Volkes, aller Stämme Israels, fanden sich in der Versammlung des Volkes Gottes ein, 400.000 Mann zu Fuß, mit Schwertern bewaffnet.
3 Die Benjaminiter erfuhren, daß die Israeliten nach Mizpa hinaufgezogen seien. Die Israeliten aber fragten: "Sagt an, wie diese böse Sache vor sich gegangen ist!"
4 Der Levit, der Mann der Frau, die ermordet worden war, gab folgenden Bericht: "Ich kam mit meiner Nebenfrau nach Gibea in Benjamin, um zu übernachten.
5 Die Bürger von Gibea erhoben sich gegen mich und umringten nachts das Haus, in dem ich mich befand. Mich wollten sie töten; meine Nebenfrau aber vergewaltigten sie, so daß sie starb.
6 Da nahm ich meine Nebenfrau, zerstückelte sie und schickte die Teile im ganzen Gebiet des israelitischen Erbbesitzes umher, weil sie eine greuliche Schandtat in Israel begangen hatten.
7 Und nun, ihr Söhne Israels allesamt, schafft euch Rat und Tat!"
8 Da erhob sich das ganze Volk wie ein Mann und rief: "Keiner von uns darf heimkehren, und keiner von uns darf sich nach Haus begeben!
9 Nun denn, mit Gibea machen wir es so: Wir lassen gegen sie das Los sprechen.
10 Wir wollen aus allen Stämmen Israels je zehn Männer von hundert und je hundert von tausend und je tausend von zehntausend nehmen, um Nahrung für das Kriegsvolk zu holen. Nach ihrer Rückkehr wollen wir mit Gibea in Benjamin genau so verfahren, wie es die Schandtat verdient, die es in Israel beging."
11 Ganz Israel hatte sich geschlossen, wie ein Mann, gegen die Stadt zusammengetan.
Benjamin rüstet sich zum Kampf
12 Hierauf schickten die israelitischen Stämme an alle Geschlechter in Benjamin Männer mit der Botschaft: "Was ist das für eine Schandtat, die bei euch begangen worden ist?
13 Gebt jetzt die Männer, die Söhne Belials, die sich in Gibea befinden, heraus, damit wir sie töten und das Böse aus Israel wegschaffen!" Aber die Benjaminiter gingen auf die Forderung ihrer Brüder, der Israeliten nicht ein,
14 sondern die Benjaminiter kamen aus den Städten in Gibea zusammen, um gegen die Israeliten in den Krieg zu ziehen.
15 Als man an jenem Tag die Benjaminiter zählte, ergaben sich aus den Städten 26.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer, abgesehen von den Bewohnern Gibeas, die 700 auserlesene Mann zählten.
16 Unter allen diesen Leuten waren 700 auserlesene Mann linkshändig. Ein jeder von ihnen verstand mit Steinen haarscharf ohne Fehlwurf zu schleudern.
17 Als man die Israeliten zählte, ergaben sich, die Benjaminiter abgerechnet, 400.000 mit dem Schwert bewaffnete Männer, lauter tapfere Kriegsleute.
Benjamins Sieg über die Israeliten
18 Hierauf machten sie sich auf, zogen nach Bet-El und befragten Gott. Die Israeliten fragten: "Wer von uns soll zuerst zum Kampf gegen die Benjaminiter ausziehen?" Der Herr antwortete: "Juda zuerst."
19 Am anderen Morgen machten sich die Israeliten auf und lagerten sich vor Gibea.
Die Niederlage der Benjaminiter
20 Dann zogen die israelitischen Mannschaften gegen Benjamin zum Kampf aus, und die israelitischen Truppen stellten sich vor Gibea gegen sie in Schlachtordnung auf.
21 Die Benjaminiter jedoch machten einen Ausfall aus Gibea und streckten an diesem Tag 22.000 Mann von den Israeliten zu Boden.
22 Aber die israelitischen Krieger ließen den Mut nicht sinken. Sie stellten sich noch einmal in Schlachtordnung auf an der Stelle, wo sie es am ersten Tag getan hatten.
23 Als nämlich die Israeliten hinausgezogen waren, bis zum Abend vor dem Herrn weinten und den Herrn befragten: "Sollen wir noch einmal zum Kampf gegen unsere Brüder, die Benjaminiter, ausrücken?", hatte der Herr geantwortet: "Zieht gegen sie aus!"
24 So rückten die Israeliten am zweiten Tag wieder gegen die Benjaminiter aus.
25 Da machten die Benjaminiter am zweiten Tag einen Ausfall aus Gibea und streckten noch 18.000 Mann von den Israeliten zu Boden, lauter mit dem Schwert bewaffnete Männer.
26 Nun machten sich alle Israeliten auf den Weg, das gesamte Volk, und begaben sich nach Bet-El. Sie weinten und blieben dort vor dem Herrn, fasteten während des Tages bis zum Abend und brachten dem Herrn Brand- und Friedopfer dar. Dann befragten die Israeliten den Herrn.
27 Dort befand sich nämlich in jener Zeit die Bundeslade Gottes,
28 und Pinhas, der Sohn Eleasars, der Enkel Aarons, versah in jenen Tagen den Dienst vor ihr. Sie fragten: "Sollen wir noch einmal zum Kampf gegen unsere Brüder, die Benjaminiter, ausziehen, oder sollen wir davon abstehen?" Der Herr antwortete: "Zieht hin! Denn morgen werde ich sie in eure Gewalt geben."
29 Hierauf legten die Israeliten rings um Gibea Leute in den Hinterhalt.
30 Am dritten Tag zogen dann die Israeliten gegen die Benjaminiter heran und stellten sich wie früher vor Gibea in Schlachtordnung auf.
31 Die Benjaminiter rückten dem Kriegsvolk entgegen, ließen sich von der Stadt weglocken und begannen wie früher einige von der Schar zu erschlagen auf den Straßen, von denen eine nach Bet-El, die ander durch die Felder nach Gibeon hinaufführt, etwa dreißig Mann von den Israeliten.
32 Die Benjaminiter dachten nun: "Sie sind von uns wie das erste Mal geschlagen." Aber die Israeliten hatten miteinander ausgemacht: "Wir wollen fliehen, um sie von der Stadt nach den Straßen hin wegzulocken."
33 Darum räumten alle Israeliten ihre Stellungen und stellten sich bei Baal-Tamar auf, während die im Hinterhalt verborgenen Israeliten aus ihren Stellungen westlich von Gibea hervorbrachen.
34 So zogen zehntausend Mann, aus ganz Israel, erlesene Leute, gegen Gibea heran. Ein schwerer Kampf entspann sich. Jene ahnten aber nicht, daß das Verderben über sie hereinbrechen werde.
35 Der Herr ließ nämlich die Benjaminiter von den Israeliten geschlagen werden. Die Israeliten machten an jenem Tag 25.100 Mann von den Benjaminitern nieder, lauter mit dem Schwert bewaffnete Krieger.
36 Nun sahen die Benjaminiter ein, daß sie geschlagen waren. Die Israeliten hatten sich nämlich vor den Benjaminitern zurückgezogen, weil sie sich auf den Hinterhalt verließen, den sie gegen Gibea gelegt hatten.
37 Der Hinterhalt war dann plötzlich gegen Gibea vorgerückt. Es gelang dem Hinterhalt, einzudringen und die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwertes zu schlagen.
38 Zwischen den Israeliten und dem Hinterhalt war vereinbart worden, eine Rauchsäule in der Stadt aufsteigen zu lassen.
39 Als sich nun die Israeliten im Kampf rückwärts wandten und die Benjaminiter schon anfingen, einige von den Israeliten, etwa dreißig Mann, niederzumachen, in dem Glauben, jene seien von ihnen wie in der ersten Schlacht besiegt,
40 da begann das Feuerzeichen, die Rauchsäule, in der Stadt aufzusteigen. Die Benjaminiter wandten sich um und sahen die ganze Stadt in himmelhohen Flammen aufgehen.
41 Nun machten die Israeliten kehrt, die Benjaminiter aber gerieten in Schrecken; denn sie erkannten, daß das Verderben über sie hereingebrochen war.
42 So flohen sie vor den Israeliten in der Richtung nach der Wüste. Aber der Kampf blieb ihnen nicht erspart. Die aus anderen Städten hieben sie in ihrer Mitte nieder.
43 Sie umzingelten die Benjaminiter, verfolgten sie und machten sie nieder, ostwärts bis in die Nähe von Gibea.
44 Dabei fielen von den Benjaminitern 18.000 Mann, lauter tapfere Männer.
45 Sie wandten sich zur Flucht, der Wüste zu, nach Sela-Rimmon. Aber jene hielten bei ihnen auf den Straßen noch eine Nachlese von 5.000 Mann, verfolgten sie bis Gidom und machten von ihnen noch 2.000 Mann nieder.
46 Die Zahl aller gefallenen Benjaminiter betrug an jenem Tag 25.000 Mann, lauter mit dem Schwert bewaffnete, tapfere Männer.
47 Sechshundert Mann war es gelungen, sich in die Wüste nach Sela-Rimmon zu flüchten. Sie verweilten in Sela-Rimmon vier Monate lang.
48 Die Israeliten aber kehrten zu den Benjaminitern zurück und machten sie mit dem Schwert nieder von den Männern bis zum Vieh, alles, was sich in den Städten vorfand. Sämtliche Städte, die angetroffen wurden, steckten sie in Brand.
Kapitel 21: Die Trauer der Israeliten
1 Die Israeliten hatten in Mizpa den Schwur abgelegt: "Keiner von uns wird seine Tochter einem Benjaminiter zur Frau geben."
2 Als dann das Volk nach Bet-El gezogen war und dort bis zum Abend am Heiligtum verweilte, erhoben sie ihre Stimme, begannen laut zu weinen
3 und sagten: "Warum, o Herr, Gott Israels, mußte das in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm aus Israel fehlt?"
4 Am anderen Morgen in der Frühe erbauten sie dort einen Altar und brachten Brand- und Friedopfer dar.
5 Dann fragten die Israeliten: "Wer von allen Stämmen Israels ist nicht in die Versammlung zum Herrn hergekommen?" Man hatte nämlich jedem, der nicht nach Mizpa zum Herrn kommen würde, unter feierlichem Eid angedroht: "Er soll mit dem Tod bestraft werden!"
6 Jetzt aber tat es den Israeliten um ihren Bruderstamm Benjamin leid, und sie klagten: "Nun ist ein Stamm aus Israel abgehauen.
7 Wie verhelfen wir den übriggebliebenen zu Frauen, da wir doch beim Herrn geschworen haben, ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau zu geben?"
Die Frauen von Jabesch-Gilead
8 Als sie nun nachfragten, ob etwa einer von den israelitischen Stämmen nicht nach Mizpa zum Herrn gekommen sei, zeigte sich, daß aus Jabesch-Gilead niemand ins Lager zu der Versammlung gekommen war.
9 Man musterte das Volk, und es stellte sich heraus, daß von den Bewohner von Jabesch-Gilead niemand anwesend war.
10 Da sandte die Gemeinde 12.000 von den tapfersten Männern dorthin mit dem Auftrag: "Zieht hin und erschlagt die Einwohner von Jabesch-Gilead mit dem Schwert, auch die Frauen und die Kinder!
11 Ihr sollt dabei so vorgehen: An jedem Mann und an jeder Frau, die schon einem Mann angehört hat, sollt ihr den Bann vollziehen!"
12 Sie fanden dann unter den Bewohnern von Jabesch-Gilead 400 jungfräuliche Mädchen, die noch keinem Mann angehört hatten. Diese brachten sie in das Lager nach Schilo im Land Kanaan.
13 Dann sandte die ganze Gemeinde hin, verhandelte mit den Benjaminitern, die in Sela-Rimmon waren, und bot ihnen freies Geleit an.
14 Hierauf erst kehrten die Benjaminiter zurück. Man übergab ihnen die Mädchen, die man von den Frauen von Jabesch-Gilead am Leben gelassen hatte. Aber sie reichten für sie nicht aus.
Der Frauenraub in Schilo
15 Da es dem Volk um die Benjaminiter leid tat, weil der Herr eine Lücke in die Stämme Israels gerissen hatte,
16 fragten die Ältesten der Gemeinde: "Wie sollen wir den übriggebliebenen zu Frauen verhelfen, nachdem die Frauen aus Benjamin ausgerottet sind?"
17 Sie sagten: "Den übriggebliebenen Benjaminitern verbleibt nur noch der Besitz. Es darf aber kein Stamm aus Israel verschwinden.
18 Wir können ihnen jedoch keine von unseren Töchtern zur Frau geben. Denn die Israeliten haben geschworen: Verflucht sei, wer an Benjamin eine Frau abgibt!"
19 Sie sagten nun: "Alljährlich findet ja das Fest des Herrn in Schilo statt, das nördlich von Bet-El, östlich von der Straße, die von Bet-El nach Sichem führt, und südlich von Lebona liegt",
20 und gaben den Benjaminitern den Auftrag: "Geht und versteckt euch in den Weinbergen!
21 Sobald ihr nun seht, daß die Mädchen von Schilo herauskommen, um Reigentänze aufzuführen, brecht aus den Weinbergen hervor und raubt euch jeder seine Frau aus den Mädchen von Schilo! Dann kehrt ihr ins Land Benjamin zurück!
22 Wenn aber ihre Väter und Brüder kommen, um bei uns Klage zu führen, dann sagen wir ihnen: Vergebt uns! Denn wir haben im Krieg nicht für jeden eine Frau gewonnen. Wenn ihr sie ihnen nicht gebt, begeht ihr eine Sünde."
23 Die Benjaminiter führten den Befehl aus. Sie holten sich die erforderliche Anzahl Frauen aus den tanzenden Mädchen, die sie raubten, kehrten in ihren Erbbesitz zurück, bauten die Städte wieder auf und ließen sich darin nieder.
24 Auch die Israeliten kehrten in jener Zeit von dort heim, ein jeder zu seinem Stamm und zu seinem Geschlecht. Jeder ging von dort weg auf seinen Erbbesitz.
Erklärung (?)
25 In jener Zeit gab es noch keinen König in Israel. Jeder tat, was ihm gefiel.