Das Buch der Sprichwörter
Kapitel 1: Über das Streben nach Weisheit
Wert und Nutzen der Sprüche
1 Die Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs von Israel:
2 Sie schenken Erkenntnis von Weisheit und Zucht, geben kluger Rede Verständnis,
3 lassen Zucht und Einsicht erlangen, Gerechtigkeit, Redlichkeit und Geradheit;
4 den Unerfahrenen geben sie Klugheit, dem Jüngling Verstand und Erkenntnis.
5 Vernimmt sie der Weise, wächst er an Wissen; Lebenskunde erwirbt sich der Verständige:
6 verstehen wird er Spruch und Gleichnis, der Weisen Worte und Rätsel.
7 Die Furcht des Herrn ist höchste Erkenntnis, nur Toren verachten Weisheit und Zucht.
8 Höre, mein Sohn, deines Vaters Belehrung! Achte nicht gering die Weisung deiner Mutter,
9 denn ein lieblicher Kranz sind sie deinem Haupt, deinem Hals ein gar kostbares Geschmeide.
Warnung vor Verführern
10 Mein Sohn, folge nicht der Sünder Lockung,
11 wenn sie sagen: "Komm mit uns, aufzulauern dem Guten, dem Schuldlosen ohne Grund eine Schlinge zu legen!
12 Laßt sie uns wie die Unterwelt lebendig verschlingen, mit Haut und Haar, (laßt sie werden) wie die, die zur Unterwelt fahren!
13 Wir wollen manch kostbares Gut gewinnen, unsere Häuser mit Beute füllen.
14 Wirf dein Los in unseren Kreis! – die Geldbörse führen wir alle gemeinsam."
15 Mein Sohn, ziehe nicht des Weges mit ihnen! Halt deinen Sohn ihren Pfaden fern!
16 Denn ihre Füße eilen zum Bösen, um Blut zu vergießen, rennen sie.
17 Umsonst ist ja das Netz gespannt, wenn die Augen der Vögel es sehen;
18 sie aber: ihrem eigenen Blut lauern sie auf, sie legen sich selbst eine Schlinge.
19 Wer mit ungerechtem Gewinn sich bereichert, endet so: das Geraubte bringt ihn ums Leben. –
'Frau Weisheits' Predigt
20 Die Weisheit predigt auf offener Straße, auf freien Plätzen läßt sie ihre Stimme erschallen.
21 Auf den Mauern hoch oben ertönt ihr Ruf, in der Stadt hält sie ihre Reden am Eingang der Tore:
22 "Wie lange noch, ihr Toren, liebt ihr die Torheit, gefällt euch, ihr Spötter, der Spott, haßt die Einsicht, ihr Unverständigen?
23 Nehmt euch meine Mahnung zu Herzen, dann gieße ich aus über euch meinen Geist, meine Sprüche will ich euch kundtun.
24 Weil ich gerufen und ihr euch geweigert, weil ich gewinkt, und niemand gab acht,
25 weil ihr jeglichen Ratschlag von mir in den Wind schlugt, nichts wissen wolltet von meiner Mahnung,
26 will auch ich eures Unglücks lachen, will spotten, wenn euch die Angst befällt,
27 wenn über euch wie ein Unwetter einbricht der Schrecken, wie ein Sturmwind heranbraust euer Verderben, euch überkommen Drangsal und Not.
28 Dann rufen sie mich – doch ich gebe keine Antwort; sie suchen nach mir – doch sie finden mich nicht.
29 Weil sie die Erkenntnis gehaßt, nach der Furcht des Herrn nicht gefragt,
30 um meinen Rat sich niemals gekümmert, jede Rüge von mir verschmäht –
31 sollen sie die Frucht ihrer Taten genießen, sich sättigen an ihren Plänen.
32 Denn den Tod bringt den Toren ihr Abfall, ihre Sorglosigkeit ist der Narren Verderben.
33 Wer aber mir folgt, darf wohnen in Sicherheit, in Ruhe, ohne Bangen vor Unheil."
Kapitel 2: Die Früchte der Weisheit
1 Mein Sohn, wenn du meine Lehren annimmst, bei dir verwahrst meine Weisung,
2 der Weisheit dein Ohr leihst, dein Herz der Einsicht zuneigst,
3 nach Klugheit rufst, deine Stimme erhebst nach Erkenntnis,
4 wie Silber sie suchst, wie verborgenen Schätzen ihr nachspürst:
5 dann lernst du erkennen die Furcht des Herrn und wirst Gotteserkenntnis gewinnen.
6 Denn Weisheit verleiht nur der Herr; aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Einsicht.
7 Den Aufrichtigen verwahrt er das Heil, ist ein Schild denen, die in Unschuld wandeln.
8 Er schützt die Pfade des Rechts und behütet den Weg seiner Frommen.
9 Verständnis erlangst du dann für Gerechtigkeit, Redlichkeit und Geradheit – für jedes gute Verhalten.
10 Denn dann zieht Weisheit ein in dein Herz, Erkenntnis erfreut deine Seele,
11 Umsicht wacht dann über dich, Besonnenheit wird dich behüten.
12 Sie wird dich bewahren vor bösem Weg, vor den Menschen, die trügerisch reden,
13 die gerade Pfade verlassen, um finstere Wege zu gehen,
14 die Freude haben an schlechtem Tun und Vergnügen finden an der Bosheit des Lasters –
15 krumm ist ihr Pfad, gewunden sind ihre Bahnen. –
16 Sie bewahrt dich vor der Frau eines anderen, der Fremden, die schmeichlerisch redet,
17 die den Freund ihrer Jugend verläßt und vergißt den Bund ihres Gottes.
18 Zum Tod sinkt wahrlich ihr Haus hinab, ins Totenreich führt ihre Straße.
19 Wer bei ihr einkehrt, kommt nie mehr zurück, betritt nie wieder die Pfade des Lebens.
20 Darum wandle auf der Guten Weg, halte ein der Gerechtigkeit Pfade!
21 Denn nur die Guten werden wohnen ihm Land, nur die Rechtschaffenen darin bleiben.
22 Die Frevler aber werden vertilgt aus dem Land, entwurzelt aus ihm die Verräter.
Kapitel 3: Das Glück der Weisheit
1 Mein Sohn, vergiß meine Lehre nicht! Dein Herz beachte meine Weisungen.
2 Denn sie bringen dir in Fülle langes Leben, Jahre des Wohlergehens und Glück;
3 Liebe und Treue sollen dich nie verlassen. Binde meine Gebote an deinen Hals, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens!
4 Dann wirst du Gnade gewinnen und bei Gott und den Menschen reichen Lohn.
Die Gottesfurcht
5 Vertraue auf den Herrn mit ganzem Herzen; auf eigene Einsicht verlasse dich nicht!
6 Denk an ihn auf all deinen Wegen: so wird er die Pfade dir ebnen.
7 Halte dich nicht selber für weise! Fürchte den Herrn und meide das Böse!
8 Das hält deinen Leib gesund, ist ein Jungbrunnen für deine Glieder.
9 Gib Ehre dem Herrn mit deinem Besitz und mit den Erstlingen deines gesamten Ertrages!
10 Dann füllen sich deine Scheunen mit Überfluß, und von Most laufen über deine Fässer.
Wert und Segen der Weisheit
11 Mein Sohn, denke nicht gering von der Zucht des Herrn, laß seine Strafe dich nicht verdrießen!
12 Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er wie ein Vater den Sohn, dem er wohlwill.
13 Heil dem Menschen, der Weisheit erlangt, dem Menschen, der gefunden hat Einsicht!
14 Denn besser als Silber ist es, sie zu erwerben; sie zu gewinnen ist mehr wert als Gold.
15 Kostbarer ist sie als Perlen, all deine Kostbarkeiten kommen ihr nicht gleich.
16 Langes Leben birgt sie in ihrer Rechten, Reichtum und Ehre in ihrer Linken.
17 Ihre Wege sind Wege der Wonne und all ihre Pfade führen zum Heil.
18 Für den, der sie ergreift, ist sie ein Lebensbaum, wer sie festhält, ist glücklich zu preisen.
19 Der Herr hat durch Weisheit die Erde gegründet, den Himmel gefestigt durch Einsicht.
20 Durch seine Klugheit brachen die Fluten der Tiefe hervor, träufeln Tau die Wolken.
21 Mein Sohn, verliere sie nicht aus den Augen! Bewahre Umsicht und Klugheit!
22 Dann werden sie zum Leben deiner Seele, deinem Hals zum Schmuck.
23 Dann ziehst du deines Weges in Sicherheit und stößt nicht an mit deinem Fuß.
24 Nicht zu ängstigen brauchst du dich, legst du dich nieder, ruhst du, wird Schlaf dich erquicken.
25 Du brauchst nicht zu bangen vor plötzlichem Schrecken noch vor der Vernichtung, die über den Frevler hereinbricht.
26 Der Herr wird deine Zuversicht sein und deinen Fuß vor dem Fallstrick bewahren.
Nächstenliebe
27 Verweigere keine Wohltat dem Bedürftigen, wenn es in deiner Macht steht, sie zu spenden!
28 Wenn du es heute schon kannst, so sage nicht zu deinem Nächsten: "Geh, komm wieder, morgen will ich dir geben!"
29 Sinne nichts Böses wider deinen Nächsten, während er arglos bei dir weilt!
30 Streite mit niemandem ohne Grund, wenn man dir nichts zuleide getan!
31 Beneide nicht gewalttätige Menschen, ihre Wege wähle nicht!
32 Denn der Herr verabscheut den Frevler, doch ein treuer Freund ist er dem Frommen.
33 Der Fluch des Herrn liegt auf dem Haus des Frevlers, doch den Wohnsitz der Gerechten segnet er.
34 Zum Spötter wird er den Spöttern, den Demütigen aber spendet er Gnade.
35 Ehre ist der Erbteil des Weisen, doch Schande ist aufgespart den Toren.
Kapitel 4: Der Weg zur Weisheit
1 Hört, Kinder, die Mahnung des Vaters! Merkt auf, um Weisheit zu lernen!
2 Denn gute Lehren gebe ich euch; verachtet nicht meine Weisung!
3 Da ich als Kind noch bei meinem Vater weilte, als zartes einziges Kind unter der Obhut der Mutter,
4 da belehrte er mich und sagte zu mir: "Dein Herz halte fest meine Worte! Beobachte meine Gebote, so wirst du leben!
5 Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht! Vergiß das nicht! Weiche nicht ab von den Worten meines Mundes"
6 Laß nicht von ihr, sie wird dich bewahren! Behalte sie lieb: sie wird dich behüten!
7 Weisheit fängt damit an, daß man sie sich erwirbt: verschaffe dir Einsicht mit all deiner Habe!
8 Schätze sie hoch: sie wird dich erhöhen, zu Ehren wird sie dich bringen, wenn du sie umarmst.
9 Um dein Haupt wird einen lieblichen Kranz sie dir winden, schenken wird sie dir eine herrliche Krone."
Warnung vor dem Pfad der Frevler
10 Höre, mein Sohn! Nimm an meine Worte! So werden dir zahlreich werden die Jahre deines Lebens.
11 Den Weg der Weisheit will ich dir weisen, dich leiten auf rechter Bahn.
12 Gehst du darauf, wird dein Schritt nicht beengt sein, läufst du darauf, so wirst du nicht straucheln.
13 Halte Zucht! Verlasse sie nicht! Bewahre sie! Sie ist ja dein Leben.
14 Betritt nicht der Frevler Pfad! Geh nicht auf dem Weg der Bösen!
15 Fliehe ihn, geh nicht darauf! Weiche ihm aus, geh vorüber!
16 Sie können nicht ruhen, wenn sie nichts Böses getan, ihr Schlaf ist ihnen geraubt, wenn sie nicht jemanden verführt.
17 Denn sie essen des Frevels Brot und trinken den Wein der Gewalttat.
18 Der Pfad der Gerechten ist wie der Morgenschein; er wird immer lichter bis zum vollen Tag.
19 Der Gottlosen Weg ist wie dunkle Nacht; sie wissen nicht, worüber sie straucheln.
20 Mein Sohn, merke auf meine Worte! Neige dein Ohr meinen Sprüchen!
21 Laß sie nie deinen Augen entschwinden, bewahre sie im innersten Herzen!
22 Denn Leben sind sie für den, der sie findet, Genesung für seinen ganzen Leib.
23 Mit aller Sorgfalt hüte dein Herz: aus ihm quillt hervor das Leben.
24 Halte deinem Mund die Lüge fern, laß rein sein von Trug deine Lippen!
25 Geradeaus schaue dein Auge, frei vor dich hin dein Blick!
26 Deine Füße setze auf ebene Bahn, fest bestimmt seien all deine Wege.
27 Biege nicht ab nach rechts oder links, halte fern deinen Fuß vom Bösen!
Kapitel 5: Warnung vor der fremden Frau
1 Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, meiner Einsicht neige dein Ohr!
2 So wahrst du die Klugheit und hütest deiner Lippen Zucht!
3 Der Dirne Lippen triefen von Honig, und glatter als Öl ist ihr Gaumen.
4 Doch zuletzt ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein zweischneidiges Schwert.
5 Zum Tod hinab steigen ihre Füße, ihre Schritte führen zur Unterwelt.
6 Sie wandelt nicht auf dem Pfad des Lebens; ohne daß sie es merkt, geht sie dahin auf unsteten Bahnen.
7 Wohlan, ihr Söhne, hört auf mich! Weicht nicht ab von den Worten meines Mundes!
8 Halte fern von ihr deinen Weg! Komm nicht nahe der Tür ihres Hauses!
9 Sonst gibst du deine Jugendblüte anderen preis, einem Unerbittlichen deine Jahre.
10 Sonst sättigen sich andere an deiner Habe, und dein Erwerb kommt ins Haus eines Fremden.
11 Du müßtest zuletzt noch bitterlich klagen, wenn dahinsiechen dein Leib und dein Fleisch,
12 und müßtest gestehen: "Die Zucht habe ich gehaßt! Mein Herz hat die Warnung mißachtet.
13 Meiner Lehrer Stimme habe ich nicht gelauscht, kein Gehör geschenkt meinen Erziehern.
14 Fast wäre ich völlig ins Unglück geraten inmitten der Versammlung und Gemeinde."
15 Trink Wasser aus deinem eigenen Brunnen, aus deiner Quelle rieselndes Wasser!
16 Sollen deine Quellen nach außen verströmen, auf die Straßen hinaus deine Bäche?
17 Nein, dir allein sind sie eigen, neben dir keinem Fremden.
18 Dein Brunnen sei gesegnet! Freue dich der Frau deiner Jugend,
19 der Hinde voll Liebreiz, der Gazelle voll Anmut! Die Liebe zu ihr darf dich immer entzücken, an ihrer Liebe dich allzeit ergötze!
20 Warum, mein Sohn, willst du einer anderen dich freuen, eine Fremde in Liebe umarmen?
21 Fürwahr, offen liegen vor den Augen des Herrn eines jeden Wege; er achtet auf all seine Pfade.
22 Den Frevler fängt seine eigene Schuld; gebunden wird er mit den Stricken seiner Sünde.
23 Sterben wird er aus Mangel an Zucht, in seiner großen Torheit stürzt er ins Verderben.
Kapitel 6: Einzelmahnungen
Warnung vor Bürgschaft
1 Mein Sohn, bist du Bürge geworden für deinen Nächsten, hast du den Handschlag einem anderen gegeben,
2 bist du durch ein Versprechen gebunden, durch eine Zusage gehalten,
3 so tu doch dies, mein Sohn, damit du dich frei machst – denn in die Hand deines Nächsten bist du geraten: geh hin, wirf dich nieder, bestürme deinen Nächsten,
4 gönne keinen Schlaf deinen Augen, deinen Wimpern keinen Schlummer,
5 reiße dich los aus seiner Hand wie eine Gazelle, wie ein Vogel aus der Hand des Voglers. –
Warnung vor Müßiggang
6 Geh zur Ameise, Fauler – betrachte ihr Tun und werde weise!
7 Wenn sie auch keinen Fürsten hat, keinen Vogt und keinen Gebieter,
8 so sorgt sie doch im Sommer für ihre Nahrung, sammelt zur Erntezeit sich Speise. – [Oder geh zur Biene und sieh, wie fleißig sie ist und wie erhaben das Werk, das sie vollbringt. Was sie hervorbringt, verwenden Könige und Edle zu ihrer Gesundheit; bei allen ist sie gesucht und berühmt: mag sie auch schwach sein an Kraft, so hat sie doch Weisheit voraus, die von ihr geehrt wird.]
9 Wie lange noch, Fauler, willst du liegen bleiben? Wann willst du vom Schlaf dich erheben?
10 "Ein bißchen noch schlafen, noch schlummern ein bißchen, ein bißchen die Hände noch falten und ruhen!"
11 Schon kommt über dich wie ein Läufer die Armut, wie ein Krieger kommt über dich der Mangel.
Warnung vor Falschheit
12 Ein Schurke, ein Frevler ist, wer mit falscher Rede umhergeht,
13 mit den Augen zwinkert, mit dem Fuße deutet, Zeichen gibt mit den Fingern,
14 wer im Herzen Ränke schmiedet und Händel stiftet jederzeit. –
15 Darum wird das Verderben ihn plötzlich ereilen, jäh wird er hilflos zerschellen!
Warnung vor anderen Sünden
16 Sechs Dinge sind es, die dem Herrn verhaßt, und seinem Herzen sind sieben ein Greuel:
17 Das stolze Auge, die falsche Zunge und die unschuldig Blut vergießende Hand,
18 das boshafte Ränke schmiedende Herz, die eilends zum Bösen laufenden Füße,
19 der Lügen redende falsche Zeuge und der, der Zwietracht sät zwischen Brüdern.
Warnung vor Ehebrechern
20 Beachte, mein Sohn, deines Vaters Ermahnung, und laß nicht ab von der Unterweisung deiner Mutter!
21 Immerdar binde sie dir aufs Herz, um den Hals sie dir winde,
22 damit sie dich geleiten, wenn du gehst, und über dich wachen, wenn du ruhst, sie – wenn du erwachst – mit dir gehen zur Arbeit.
23 Denn Leuchten sind die Ermahnungen, die Unterweisungen Lichter; ein Weg zum Leben sind die Mahnungen zur Zucht.
24 Sie schützen dich vor dem bösen Weg, vor der glatten Zunge der Fremden.
25 Trage in deinem Herzen nach ihrer Schönheit kein Gelüst, laß dich nicht fangen von ihren Wimpern!
26 Denn für eine Dirne kommt man herunter auf einen Laib Brot. Aber eines Mannes Ehefrau jagt einem edlen Leben nach.
27 Kann man wohl Feuer bergen im Gewand, ohne das Kleid zu versengen?
28 Kann jemand wandeln auf glühenden Kohlen, ohne sich die Füße zu verbrennen?
29 So ergeht es dem, der mit der Frau des anderen sich einläßt; nicht ungestraft bleibt, wer sie berührt.
30 Übersieht man es dem Dieb, selbst wenn er nur stiehlt, seinen gierigen Hunger zu stillen?
31 Ersetzen muß er es siebenfach, wird er ertappt, müßte er selbst hingeben sämtliche Habe seines Hauses.
32 Wer mit einer Frau die Ehe bricht, hat den Verstand verloren; solches tut nur, wer sich selbst ins Verderben will stürzen.
33 Schläge und Schande trägt er nur davon, und seine Schmach ist untilgbar.
34 Denn Eifersucht ist des Mannes Grimm, am Tag der Rache kennt er keine Schonung.
35 Kein Sühnegeld kann ihn versöhnlich stimmen; magst du ihm noch so viel schenken, er gibt sich nicht zufrieden.
Kapitel 7:
1 Bewahre, mein Sohn, meine Worte im Sinn, und birg bei dir meine Weisung!
2 Bewahre meine Gebote, und du wirst leben, wie deinen Augapfel hüte meine Lehre!
3 Binde sie dir an die Finger, schreibe sie dir auf des Herzens Tafel!
4 Sprich zur Weisheit: "Du meine Schwester!" und nenne die Einsicht: "Vertraute",
5 daß sie dich fern von der Frau eines anderen halte, von der Fremden, die schmeichlerisch redet.
6 Da ich durchs Fenster meines Hauses blickte, hinauslugte durch meine Gitter,
7 achtgab auf Toren und Weise, da bemerkte ich einen unerfahrenen Jüngling.
8 Die Straße schritt er hinab, an einer Ecke vorbei, er war auf dem Weg nach Hause.
9 Der Tag neigte sich im Dämmerlicht, beim Einbruch des nächtlichen Dunkels.
10 Auf einmal trat ihm entgegen ein Weib – im Dirnenkleid, arglistigen Sinnes.
11 Frech streifte sie umher, nicht hielt es ihre Füße zu Hause,
12 bald auf der Straße, bald auf den Plätzen – an jeder Ecke lauerte sie.
13 Sie hielt ihn fest und küßte ihn, und sagte mit frechem Gesicht:
14 "Ein Friedopfer war ich noch schuldig, und heute habe ich mein Gelübde erfüllt.
15 Darum ging ich aus, dir entgegen; ich suchte dich und habe dich gefunden.
16 Mit Decken habe ich mein Lager bereitet, mit buntem ägyptischen Leinen,
17 besprengt habe ich mein Bett mit Myrrhe, mit Aloe und Zimt.
18 So komm! Wir wollen in Liebe schwelgen, bis zum Morgen in Liebeslust.
19 Der Mann ist nicht zu Hause, auf Reisen ist er, weit fort.
20 Den Geldbeutel hat er mitgenommen; erst am Vollmondstag kehrt er zurück."
21 Mit glatten Lippen verführte sie ihn, zog ihn mit viel Überredung.
22 Wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wird, folgte ihr nach der Einfältige, wie ein Hirsch, der im Netz sich verstrickt,
23 bis ein Pfeil ihm die Leber durchbohrt, wie ein Vogel, der ins Fangnetz fliegt und nicht merkt: es geht um sein Leben.
24 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich! Merkt auf die Worte meines Mundes!
25 Laß auf den Weg zu ihr nicht locken dein Herz, verirre dich nicht auf ihre Pfade!
26 Denn groß ist die Zahl der Erschlagenen, die sie gefällt, viele sind es, die sie gemordet.
27 Eine Straße zur Unterwelt ist ihr Haus, zu den Kammern des Todes führt sie hinab.
Kapitel 8: Die Einladung der Weisheit
Die Weisheit bittet um Gehör
1 Horch! Ruft nicht die Weisheit? Ist es nicht die Einsicht, die ihre Stimme erhebt?
2 Sie steht oben, hoch über der Straße oder auch, wo die Wege sich kreuzen.
3 Laut ruft sie am Tor, wo man die Stadt verläßt, oder zur Stadt hereinkommt:
4 "An euch, ihr Männer, ergeht mein Ruf, an die Menschenkinder richte ich mein Wort.
5 Habt Verständnis für Klugheit, ihr Leute voll Einfalt! Nehmt an Vernunft, ihr Toren!
6 Hört zu! Denn Treffliches will ich euch künden, zu wahrhaftiger Rede öffne ich meine Lippen.
7 Ja, meine Zunge spricht lautere Wahrheit, ein Greuel ist Falschheit meinen Lippen.
8 Meines Mundes sämtliche Worte sind wahr, sie sind ohne Falschheit und Tücke.
9 Sie alle sind dem Einsichtigen klar, und einfach dem Wahrheitssucher.
10 Nehmt lieber als Silber meine Weisung an, lieber als kostbares Gold die Erkenntnis!
11 Denn mehr wert als Perlen ist die Weisheit, ihr kommt keinerlei Kostbarkeit gleich.
Die Weisheit preist ihre Güter
12 Ich, die Weisheit, bin im Bund mit der Klugheit; tiefes Wissen ist mein Erwerb.
13 Die Furcht des Herrn ist Haß gegen das Böse; gegen Hochmut und Hoffart, bösen Wandel und falsche Rede hege ich Haß.
14 Bei mir ist Umsicht und kluger Rat; mein ist Einsicht und Stärke.
15 Durch mich regieren die Könige, entscheiden die Großen nach Recht.
16 Durch mich befehlen die Fürsten, die Edlen und alle Richter auf Erden.
17 Die mich lieben, liebe ich wieder; es finden mich, die mich suchen.
18 Bei mir sind Reichtum und Ehre zu finden, auch bleibender Wohlstand und stattliches Gut.
19 Meine Frucht ist besser als Gold, besser als Feingold; mein Ertrag ist mehr wert als geläutertes Silber.
20 Auf dem Pfad der Gerechtigkeit wandle ich, inmitten der Bahnen des Rechts.
21 Denen, die mich lieben, spende ich Güter, ihre Schatzkammern fülle ich an.
Die Weisheit erzählt von ihrem Ursprung
22 Mich schuf der Herr im Beginn seines Waltens, als erstes seiner Werke in der Urzeit.
23 Ich ward bestellt von Ewigkeit her, von Anbeginn, vor dem Ursprung der Welt
24 Noch war die Tiefe der Flut nicht bestimmt, da ward ich geboren; es gab noch keine Quellen mit sprudelndem Wasser.
25 Noch waren die Berge nicht eingesenkt, da ward ich vor den Hügeln geboren,
26 bevor er Land und Gefilde erschuf, und des Erdenrunds erste Schollen.
Die Weisheit schildert ihr Wirken
27 Ich war dabei, als er den Himmel baute, als er abmaß die Wölbung über den Wassern der Flut;
28 als er in der Höhe die Wolken ballte, die Quellen anschwellen ließ aus dem Urmeer,
29 als er dem Meer seine Schranken gesetzt, daß die Flut ihr Ufer nie überschreite, und er die Säulen der Erde gefestigt –
30 da stand ich, sein Liebling, an seiner Seite, war Tag für Tag voll Entzücken, voll Freude vor ihm allezeit,
31 voll Freude auf seiner weiten Erde, voll Entzücken an den Menschenkindern.
Die Weisheit verheißt das Leben
32 Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich! Heil denen, die wandeln auf meinen Wegen!
33 Hört meine Weisung, daß ihr Weisheit gewinnt! Laßt sie nicht fahren!
34 Wohl dem, der mir lauscht, der Tag für Tag wacht an meiner Tür, der meine Torpfosten hütet.
35 Denn wer mich findet, findet das Leben; was er wünscht, erhält er vom Herrn.
36 Wer mich verfehlt, verletzt seine Seele; alle die mich hassen, lieben den Tod."
Kapitel 9: Die Weisheit lädt zu Tisch
1 Die Weisheit hat sich ein Haus gebaut; es ruht auf sieben Säulen.
2 Sie hat geschlachtet ihr Vieh, gemischt ihren Wein. Ihre Tafel ist schon gedeckt.
3 Sie hat ihre Mägde ausgesandt, zu künden auf den höchsten Stellen der Stadt:
4 "Wer einfältig ist, der kehre hier ein! Wem es an Einsicht gebricht, den will ich belehren.
5 Kommt, eßt von meinem Brot, trinkt den Wein, den ich mischte!
6 Laßt fahren die Torheit, damit ihr lebt. Wandelt einher auf dem Weg der Einsicht!
7 Wer einen Spötter zurechtweist, holt sich selber nur Schande; wer einen Frevler tadelt, zieht sich Beschimpfung zu.
8 Weise keinen Spötter zurecht: er könnte dich hassen. Rüge den Weisen: er wird dich lieben.
9 Belehre den Weisen, so wird er noch weiser! Belehre den Frommen: er gewinnt noch an Einsicht.
10 Der Kern aller Weisheit ist die Furcht des Herrn; den Hochheiligen kennen, ist Einsicht.
11 Denn der Herr ist es, der deine Tage mehrt, der zahlreich macht deines Lebens Jahre.
12 Bist du weise, so bist du es zu deinem Besten. Bist du ein Spötter, so mußt du selber es büßen."
Frau Torheit lädt in ihr Haus
13 Ein unruhiges Weib ist Frau Torheit, sie versteht sich nur auf Verführung.
14 Sie sitzt an der Tür ihres Hauses, auf einem Thron hoch oben in der Stadt,
15 um Vorübergehende einzuladen, die geradeaus des Weges wandeln:
16 "Wer einfältig ist, der kehre hier ein." – Und zu dem Unverständigen spricht sie:
17 "Süß ist gestohlenes Wasser, köstlich schmeckt heimlich entwendetes Brot."
18 Und er weiß nicht, daß die Schatten dort hausen, daß ihre Gäste im Totenreich lagern.
Kapitel 10: Erste Sammlung von Sprüchen Salomos
Der Gerechtigkeit Segen, der Sünde Fluch
1 Sprüche Salomos: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter.
2 Keinen Nutzen bringen ungerecht erworbene Schätze, Gerechtigkeit aber errettet vom Tod.
3 Der Herr läßt den Frommen nicht Hunger leiden, doch die Gier des Gottlosen stößt er zurück.
4 Die faule Hand macht arm, die fleißige Hand schafft Reichtum.
5 Klug ist, wer im Sommer auf Vorrat sammelt, ein Nichtsnutz ist, wer in der Erntezeit schläft.
6 Aufs Haupt der Gerechten strömt reicher Segen, doch der Mund der Frevler birgt Unheil.
7 Des Gerechten Andenken bleibt in Segen, doch den Namen der Frevler verflucht man.
8 Wer weisen Sinnes ist, nimmt Weisungen an, ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall.
9 Wer seines Weges in Unschuld geht, wandelt sicher, wer krumme Pfade geht, wird durchschaut.
10 Wer mit den Augen zwinkert, fügt Kränkung zu, wer mit Freimut rügt, stiftet Frieden.
11 Des Gerechten Mund ist ein Quell des Lebens, doch der Mund der Frevler birgt Unheil.
12 Haß ruft nur Zank hervor, Liebe aber deckt alle Vergehen zu.
13 Auf des Verständigen Lippen ist Weisheit zu finden, doch die Rute gebührt dem Rücken des Toren.
14 Weise halten zurück mit dem Wissen, doch des Toren Mund ist nahes Verderben.
15 Eine feste Stadt ist dem Reichen sein Habe, die Armut ist der Armen Verderben.
16 Der Gerechten Einkünfte dienen zum Leben, der Erwerb des Gottlosen aber zur Sünde.
17 Wer auf Lügen achtet, wandelt den Weg zum Leben, doch in die Irre geht, wer Warnungen abweist.
18 Lügenlippen verbergen den Haß, ein Tor ist, wer üble Nachrede ausstreut.
19 Bei vielem Reden bleibt die Sünde nicht aus, doch wer seine Zunge im Zaum hält, handelt verständig.
20 Erlesenes Silber ist des Gerechten Zunge, doch wenig wert ist der Gottlosen Verstand.
21 Der Gerechten Lippen sind vielen ein Labsal, doch die Toren sterben an ihrer Torheit.
22 Reich macht der Segen des Herrn, eigene Mühe tut nichts dazu.
23 Schandtat zu üben bereitet dem Toren Vergnügen, die Weisheit ist Freude für den Mann von Einsicht.
24 Über den Gottlosen kommt, wovor ihm graut, zuteil wird den Gerechten, was sie begehren.
25 Wenn der Sturmwind daherfährt, ist es mit dem Gottlosen aus, doch auf ewigem Grund steht fest der Gerechte.
26 Was Essig den Zähnen und Rauch den Augen, ist der Faule für den Dienstherrn, der ihn als Boten gesandt.
27 Die Lebenstage verlängert die Furcht des Herrn, doch verkürzt werden der Gottlosen Jahre.
28 Der Gerechten Harren mündet in Freude, doch zunichte wird die Hoffnung der Frevler.
29 Eine Wehr ist der Herr dem, der in Unschuld wandelt, den Frevlern aber Verderben.
30 Der Gerechte wird auf ewig nicht wanken, doch die Gottlosen bleiben nicht wohnen im Land.
31 Der Mund des Gerechten läßt Weisheit sprossen, die falsche Zunge aber fällt dem Verderben anheim.
32 Auf Glück sind bedacht der Gerechten Lippen, der Gottlosen Mund auf Verkehrtheit.
Kapitel 11: Der Gerechten Heil, des Gottlosen Unheil
1 Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel, wohlgefällig ist ihm volles Gewicht.
2 Kommt Übermut, kommt auch Verachtung; Weisheit aber hält sich beim Demütigen auf.
3 Sicher leitet Unschuld die Redlichen, die Treulosen aber richtet die eigene Falschheit zugrunde.
4 Reichtum nutzt nichts am Tag des Zornes, Gerechtigkeit aber errettet vom Tod.
5 Sein Rechttun ebnet dem Unschuldigen den Weg, zu Fall kommt der Frevler durch die eigene Bosheit.
6 Die Redlichen rettet ihre Gerechtigkeit, die Treulosen aber werden durch eigene Gier gefangen.
7 Wenn der Gottlose stirbt, ist sein Hoffen dahin, die Erwartung des Ruchlosen wird vereitelt.
8 Der Gerechte wird aus der Not gerettet, und der Gottlose nimmt seine Stelle ein.
9 Mit seiner Zunge sucht der Ruchlose den Nächsten zu verderben, doch durch Umsicht retten sich die Gerechten.
10 Über das Wohl der Gerechten frohlockt die Stadt, und Jubel herrscht über der Frevler Verderben.
11 Die Stadt kommt empor durch den Segen der Redlichen, durch den Mund der Frevler geht sie zugrunde.
12 Der Unverständige behandelt seinen Nächsten verächtlich, der Mann voll Einsicht aber schweigt.
13 Geheimnisse verrät, wer als Verleumder herumgeht, der Zuverlässige aber hält die Sache geheim.
14 Wo es an der Führung fehlt, geht ein Volk zugrunde; gut aber steht es, wo man viele Ratgeber hört.
15 Gar schlimm kann es gehen, wenn für andere man Bürgschaft leistet; sicher geht, wer dem Handschlag ausweicht.
16 Eine freundliche Frau erhält Ehre, ein Schandfleck aber ist die Frau, die Redlichkeit haßt. Die Faulen kommen zu keiner Habe, Reichtum erhalten die Fleißigen.
17 Ein gütiger Mensch tut sich selber wohl, der Hartherzige schneidet sich ins eigene Fleisch.
18 Der Frevler erwirbt sich eitlen Gewinn, sicheren Lohn aber, wer Gerechtigkeit sät.
19 Wer Gerechtigkeit übt, erlangt das Leben, wer Böses tut, rennt ins Verderben.
20 Ein Mensch mit falschem Herzen ist dem Herrn ein Greuel; doch wohlgefällig ist ihm, wer unsträflich wandelt.
21 Die Hand drauf: Nicht straflos wird der Böse ausgehen, gerettet aber wird das Geschlecht des Gerechten.
22 Im Rüssel des Schweines ein goldener Ring: das ist ein Weib, schön, aber schamlos.
23 Zum Glück führt der Gerechten Begehren, im Unglück endet der Frevler Hoffnung.
24 Der eine teilt reichlich aus und wird immer reicher, ein anderer kargt mit dem Nötigen und wird immer ärmer.
25 Wer wohltut, wird gesättigt; wer andere tränkt, wird selber getränkt.
26 Wer Korn zurückhält, dem flucht das Volk; wer es hergibt, auf dessen Haupt kommt Segen.
27 Wer das Gute anstrebt, erwirbt sich Wohlwollen; das Böse trifft den, der danach trachtet.
28 Dahin schwindet, wer auf seinen Reichtum vertraut; wie grünes Laub gedeihen die Gerechten.
29 Wer sein Haus vernachlässigt, erntet Wind; dienstbar wird der Tor dem Weisen.
30 Der Gerechtigkeit Frucht ist ein Lebensbaum, Gewalttat aber raubt das Leben.
31 Wird dem Gerechten auf Erden vergolten, dann erst recht dem Frevler und Sünder!
Kapitel 12: Verhalten des Weisen und des Toren
1 Wer die Rüge liebt, liebt die Erkenntnis; ein Dummkopf ist, wer den Tadel verschmäht.
2 Der Gute erlangt Gnade beim Herrn, den Ränkeschmied aber verdammt er
3 Kein Mensch gewinnt durch Frevel Bestand, nimmer wankt die Wurzel der Frommen.
4 Eine tüchtige Frau ist ihres Gatten Krone, eine schlechte wie Wurmfraß in seinen Knochen.
5 Des Gerechten Denken geht nur auf das Rechte, der Frevler Ränke einzig auf Trug.
6 Der Gottlosen Reden sind ein Lauern auf Blut, den Rechtschaffenen aber rettet sein Mund.
7 Die Frevler stürzen und sind nicht mehr, das Haus des Gerechten aber bleibt stehen.
8 Nach dem Maß seiner Einsicht wird Lob einem Mann, doch dem Gespött verfällt, wer verschroben.
9 Besser gering sein und sein Auskommen haben, als vornehm tun und nichts zu essen haben.
10 Der Gerechte sorgt für das, was sein Vieh bedarf, ohne Gefühl aber ist das Herz des Frevlers.
11 Wer seinen Acker bestellt, hat satt zu essen; unverständig ist, wer nichtigen Dingen nachläuft.
12 Niedergerissen wird die Feste der Gottlosen, von Dauer ist die Wurzel der Gerechten.
13 Durch seiner Lippen Verfehlung verfängt sich der Böse, der Gerechte aber entrinnt dem Verderben.
14 Von der Frucht seiner Reden wird der Mensch reichlich satt, vergolten wird ihm nach seiner Hände Arbeit.
15 Dem Toren dünkt sein Weg der rechte, der Weise aber nimmt Belehrung an.
16 Der Tor zeigt seinen Ärger auf der Stelle, der Kluge aber sieht über die Schmähung hinweg.
17 Wer die Wahrheit sagt, spricht Verläßliches aus; ein lügenhafter Zeuge bringt nur Enttäuschung.
18 Wie Schwertstiche durchbohrt mancher Reden, Heilung aber bringt die Zunge der Weisen.
19 Wahrhaftige Lippen bestehen für immer, die falsche Zunge nur einen Augenblick.
20 Enttäuschung herrscht im Herzen derer, die Unheil brüten; doch die zum Guten raten, erleben Freude.
21 Keinerlei Unheil trifft den Gerechten, doch voll von Unglück sind die Frevler.
22 Lügenlippen sind dem Herrn ein Greuel, wer die Wahrheit spricht, gefällt ihm.
23 Ein kluger Mann hält mit seinem Wissen zurück, das Herz des Toren schreit die eigene Torheit hinaus.
24 Die Hand des Fleißigen wird Herrschaft erlangen, die lässige aber muß fronen.
25 Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, ein gütiges Wort heitert ihn auf.
26 Der Gerechte erspäht fette Weide, der Weg der Gottlosen aber führt in die Irre.
27 Der Lässige erjagt sich kein Wild, dem Fleißigen aber wird kostbares Gut zuteil.
28 Der Pfad der Gerechtigkeit führt zum Leben, zum Tod der Weg des Frevels.
Kapitel 13: Das Schicksal des Frommen und des Frevlers
1 Ein weiser Sohn nimmt Belehrung an, ein Spötter hört auf kein Schelten.
2 Von der Frucht seiner Reden wird einer reichlich satt, den Treulosen gelüstet es nach Gewalttat.
3 Wer seinen Mund behütet, bewahrt sein Leben, Verderben droht dem, der seine Lippen aufreißt.
4 Voll von Wünschen, doch ohne Erfolg, ist die Seele des Faulen; das Verlangen der Fleißigen wird reichlich gestillt.
5 Falsches Treiben ist dem Gerechten verhaßt, der Gottlose bringt sich in Schimpf und Schande.
6 Die Gerechtigkeit schützt den unsträflichen Wandel, die Gottlosigkeit bringt die Sünder zu Fall.
7 Mancher gibt sich für reich aus, obwohl er gar nichts besitzt, mancher für arm und hat doch ein großes Vermögen.
8 Der Reichtum eines Mannes ist ein Lösegeld für sein Leben, der Arme aber findet kein Mittel zum Loskauf.
9 Fröhlich brennt das Licht der Gerechten, indes die Leuchte der Frevler erlischt.
10 Durch Hochmut gibt es nur Hader, wer sich raten läßt, ist weise.
11 Hastig erraffte Habe vergeht, doch reich wird, wer handvollweise sammelt.
12 Lang hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, der erfüllte Wunsch aber ist ein Lebensbaum.
13 Wer ein Mahnwort verachtet, schadet sich selbst, vergolten wird dem, der Ehrfurcht hat vor dem Gebot.
14 Des Weisen Lehre ist ein Quelle des Lebens, um die Fallstricke des Todes zu meiden.
15 Gutes Benehmen bringt Gunst, steinhart aber ist der Treulosen Weg.
16 Ein kluger Mann tut alles mit Überlegung, der Tor aber tut mit seiner Torheit noch groß.
17 Ein gottloser Bote stürzt ins Unglück, ein treuer Bote bringt Heil.
18 Armut und Schande treffen den, der die Rüge verachtet, doch wer auf Zurechtweisung merkt, kommt zu Ehren.
19 Erfülltes Verlangen tut dem Herzen wohl, doch das Böse zu meiden, ist den Toren ein Greuel.
20 Pflege Umgang mit Weisen, so wirst du weise; übel wird es ergehen, wer mit Toren verkehrt.
21 Die Sünder verfolgt das Unglück, den Gerechten wird mit Gutem vergolten.
22 Kindeskindern hinterläßt der Gute ein Erbe, des Sünders Vermögen aber wird dem Gerechten bewahrt.
23 Dem Armen bringt der Neubruch reiche Nahrung, durch Unrecht aber wird mancher hinweggerafft.
24 Wer seine Rute schont, hat seinen Sohn nicht lieb, wer ihn liebhat, züchtigt ihn beizeiten.
25 Der Gerechte hat zu essen, bis er satt ist; der Bauch des Frevlers muß darben.
Kapitel 14: Der Weisheit Vorzug vor der Torheit
1 Frau Weisheit baut sich ein Haus auf, die Torheit reißt es mit eigenen Händen nieder.
2 Wer rechtschaffen handelt, fürchtet den Herrn, wer Irrwege geht, verachtet ihn.
3 Im Mund des Toren ist eine Rute für seinen Hochmut, dem Weisen aber sind seine Lippen ein Schutz.
4 Wo keine Ochsen sind, gibt es kein Getreide, reichen Ertrag gewinnt man durch die Kraft der Stiere.
5 Ein wahrhaftiger Zeuge sagt keinen Trug, ein falscher Zeuge trägt Lügen vor.
6 Der Spötter sucht Weisheit, jedoch vergeblich, dem Verständigen fällt die Erkenntnis leicht.
7 Geh fort von dem Toren, denn du merkst nichts von verständiger Rede!
8 Darin besteht die Weisheit des Klugen, daß er achtgibt auf seinen Weg; doch ein Irrweg ist die Torheit der Toren.
9 Der Tor treibt seinen Spott mit der Sünde; unter Rechtschaffenen herrscht Einvernehmen.
10 Nur das Herz kennt sein eigenes Leid, in seine Freude mischt sich kein Fremder ein.
11 Der Frevler Haus wird zugrunde gehen, aufblühen wird das Zelt der Gerechten.
12 Mancher Weg erscheint einem eben, doch das Ende davon sind Pfade des Todes.
13 Auch beim Lachen kann das Herz sich grämen, und das Ende der Freude ist Leid.
14 Für seinen Wandel empfängt der Abtrünnige Vergeltung, und so auch der Gute für seine Taten.
15 Der Einfältige glaubt jedem Wort, doch der Kluge achtet auf seine Schritte.
16 Der Weise hat Ehrfurcht und meidet das Böse, doch der Tor geht darüber hinweg und fühlt sich sicher.
17 Der Jähzornige verübt Torheit, der Besonnene übt Geduld.
18 Die Toren bleiben im Besitz ihrer Torheit, die Weisen aber schmücken sich mit Erkenntnis.
19 Vor den Guten müssen die Bösen sich bücken und die Frevler an den Türen des Gerechten stehen.
20 Der Arme ist sogar seinem Freund verhaßt, viele aber sind es, die den Reichen lieben.
21 Wer seinen Nächsten verächtlich behandelt, versündigt sich, Heil dem, der sich des Armen erbarmt!
22 Gehen nicht in die Irre, die Böses sinnen? Doch die auf Gutes bedacht sind, ernten Liebe und Treue.
23 Bei jeder Arbeit kommt ein Gewinn heraus, leeres Geschwätz aber bringt nur Verlust.
24 Ihr Reichtum ist der Weisen Krone, dem Toren bleibt als Kranz seine Torheit.
25 Ein Lebensretter ist der wahrhaftige Zeuge, ein Verderber, wer Lügen ausspricht.
26 In der Furcht des Herrn liegt die Zuversicht des Starken, auch seinen Kindern bietet sie Schutz.
27 Die Furcht des Herrn ist ein Brunnen des Lebens, sie hilft, des Todes Fallstricke zu meiden.
28 Auf der Menge des Volkes beruht eines Königs Ruhm, der Sturz des Fürsten rührt her vom Mangel an Leuten.
29 Der Langmütige zeigt viel Klugheit, der Jähzornige begeht Torheit auf Torheit.
30 Ein gelassenes Herz ist des Leibes Leben, doch Leidenschaft ist wie Wurmfraß in den Gebeinen.
31 Wer den Armen bedrückt, lästert dessen Schöpfer, dagegen ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt.
32 Durch seine Bosheit kommt der Frevler zu Fall; durch seine Redlichkeit aber ist gesichert der Gerechte.
33 Im Herzen des Klugen ruht Einsicht – was im Innern des Toren ist, tut sich kund.
34 Gerechtigkeit bringt ein Volk empor; das Laster jedoch ist die Schande der Völker.
35 Dem klugen Diener wird des Königs Gunst zuteil, den Nichtsnutz trifft sein Grimm.
Kapitel 15: Der Weisheit Gewinn, der Torheit Verderben
1 Sanfte Entgegnung beschwichtigt den Groll, ein kränkendes Wort erregt den Zorn.
2 Des Weisen Zunge spricht Weisheit, aus des Toren Mund sprudelt Torheit hervor.
3 An jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie schauen auf Böse und Gute.
4 Eine sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, ihre Verkehrtheit aber schlägt dem Herzen Wunden.
5 Der Tor verschmäht seines Vaters Zucht; klug handelt, wer Zurechtweisung annimmt.
6 Reichlicher Vorrat ist im Haus des Gerechten, Zerrüttung herrscht in den Einkünften des Gottlosen.
7 Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus; der Toren Sinn ist verkehrt.
8 Der Gottlosen Opfer ist dem Herrn ein Greuel, wohlgefällig ist ihm der Rechtschaffenen Gebet.
9 Der Gottlosen Wandel ist dem Herrn ein Greuel, er liebt den, der nach Gerechtigkeit strebt.
10 Schwere Züchtigung steht dem bevor, der abweicht vom rechten Weg; wer Zurechtweisung haßt, geht zugrunde.
11 Unterwelt und Abgrund liegen offen vor dem Herrn, wieviel mehr der Menschen Herz!
12 Der Spötter kann keinen Tadel vertragen, darum verkehrt er nicht mit dem Weisen.
13 Ein fröhliches Herz macht das Antlitz heiter, Herzenskummer bedrückt das Gemüt.
14 Das Herz des Verständigen strebt nach Erkenntnis, des Toren Mund geht auf Torheit aus.
15 Des Bedrückten Tage sind allesamt traurig, wer guten Mutes ist, feiert beständig ein Fest.
16 Besser wenig bei Gottesfurcht als reicher Besitz und Unruhe dabei.
17 Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei als ein gemästetes Rind und Haß dabei.
18 Ein hitziger Mensch ruft Streit hervor, doch ein Langmütiger beschwichtigt den Hader.
19 Des Faulen Pfad ist einer Dornhecke gleich, wohlgebahnt ist der Weg des Rechtschaffenen.
20 Ein weiser Sohn macht dem Vater Freude, ein törichter Mensch verachtet seine Mutter.
21 Torheit ist dem Unverständigen ein Vergnügen, den geraden Weg geht ein verständiger Mensch.
22 Wo Beratung fehlt, mißlingen die Pläne, wo viele Ratgeber sind, gelingen sie.
23 An des eigenen Mundes trefflicher Antwort hat jeder Freude; wie wertvoll ist ein Wort zur rechten Zeit!
24 Der Weg des Lebens geht für den Klugen nach oben, damit er der Unterwelt drunten entgehe.
25 Der Herr reißt nieder das Haus der Stolzen, die Grenze der Witwe stellt er wieder her.
26 Boshafte Pläne sind dem Herrn ein Greuel, gütige Worte vernimmt er gern.
27 Wer unrechten Gewinn erwirbt, zerstört sein Haus, wer Bestechung verabscheut, wird ruhig leben.
28 Was zu antworten ist, überlegt das Herz des Gerechten; Bosheiten sprudelt hervor der Mund des Gottlosen.
29 Fern ist der Herr den Gottlosen, doch das Gebet der Gerechten erhört er.
30 Ein freundlicher Blick erfreut das Herz, frohe Kunde belebt das Gebein.
31 Ein Ohr, das auf heilsame Mahnungen hört, weilt gern inmitten der Weisen.
32 Wer Belehrung verschmäht, mißachtet das Wohl seiner Seele, Einsicht erwirbt sich, wer auf Zurechtweisung hört.
33 Die Furcht des Herrn ist Erziehung zur Weisheit; der Ehre geht die Demut voraus.
Kapitel 16: Gottes alles überschauende Vorsehung
1 Wohl legt es sich der Mensch im Herzen zurecht, doch vom Herrn kommt, was ausspricht die Zunge.
2 Dem Menschen mögen lauter erscheinen all seine Wege, doch ist es der Herr, der die Geister wägt.
3 Befiehl dem Herrn deine Werke, so werden dein Pläne gelingen.
4 Für seinen Zweck hat der Herr alles geschaffen, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks.
5 Dem Herrn ist jeder Stolze ein Greuel. Die Hand drauf: Straflos wird es nicht ausgehen.
6 Durch Übung treuer Liebe sühnt man Verschuldung, durch die Furcht des Herrn weicht man dem Bösen aus.
7 Wenn eines Menschen Wandel dem Herrn gefällt, so söhnt er auch seine Feinde mit ihm aus.
8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als ein großes Einkommen mit Unrecht.
9 Des Menschen Herz legt sich seinen Weg zurecht, doch der Herr lenkt seine Schritte.
10 Ein Gottesurteil ruht auf den Lippen des Königs, beim Rechtsprechen darf sich sein Mund nicht verfehlen.
11 Waage und Waagschalen gehören dem Herrn, sein Werk sind alle Gewichtssteine.
12 Frevles Tun sei den Königen ein Greuel, denn nur durch Gerechtigkeit hat der Thron Bestand.
13 Wahrhafte Lippen müssen dem König gefallen, wer aufrichtig redet, den muß er lieben.
14 Des Königs Grimm gleicht Boten des Todes, doch ein weiser Mann besänftigt ihn.
15 Im freundlichen Blick des Königs liegt Leben, seine Gunst gleicht des Spätregens Wolke.
16 Weisheit erwerben ist weit besser als Gold, und Einsicht gewinnen ist mehr wert als Silber.
17 Böses zu meiden ist der Rechtschaffenen Bahn, wer achthat auf seinen Wandel, behütet sein Leben.
18 Hochmut kommt vor dem Fall, und hoffärtiger Sinn vor dem Sturz.
19 Besser ist es, demütig zu sein mit Geringen, als Beute zu teilen mit Stolzen.
20 Wer auf die Mahnung achtet, der kommt zu Glück; wohl dem, der vertraut auf den Herrn!
21 Wer weisen Sinnes ist, wird verständig gepriesen, und freundliche Rede fördert die Belehrung.
22 Ein Born des Lebens ist Klugheit für ihren Besitzer, ihre Torheit ist die Züchtigung der Toren.
23 Der Verstand des Weisen macht klug seinen Mund und mehrt die Belehrung auf seinen Lippen.
24 Freundliche Worte sind wie Honigseim, süß für die Seele, gesund für den Leib.
25 Gar mancher Weg erscheint einem eben, und doch sind es schließlich Wege zum Tod.
26 Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn, denn sein Mund treibt ihn an.
27 Ein Nichtsnutz gräbt nur Unheil aus, auf seinen Lippen brennt es wie verzehrendes Feuer.
28 Ein ränkesüchtiger Mensch stiftet Unfrieden, der Ohrenbläser entzweit vertraute Freunde.
29 Ein gewalttätiger Mensch sucht seinen Freund zu betören und auf schlimme Wege zu führen.
30 Wer seine Augen zukneift, will Ränke ersinnen, wer die Lippen zusammenkneift, hat Bosheit vollbracht.
31 Eine Ehrenkrone ist graues Haar, man erlangt sie durch rechtschaffenen Wandel.
32 Höher steht ein Langmütiger als ein Kriegsheld, wer sich selbst bezwingt, höher als ein Städteeroberer.
33 Im Gewandbausch wirft man das Los, doch vom Herrn kommt all sein Entscheid.
Kapitel 17: Des Gerechten Zufriedenheit, des Bösen Unrast
1 Besser ist ein Stück trocken Brot und Ruhe dabei, als ein Haus voll Opferfleisch mit Hader.
2 Ein kluger Knecht wird Herr über einen nichtsnutzigen Sohn sein, und mit den Brüdern wird er ins Erbe sich teilen.
3 Der Tiegel ist für das Silber da, der Ofen fürs Gold – der Herr aber prüft die Herzen.
4 Der Bösewicht horcht auf verkommene Lippen, der Lügner lauscht auf verderbliche Zungen.
5 Wer des Dürftigen spottet, schmäht dessen Schöpfer; wer sich über Unglück freut, bleibt selber nicht straflos.
6 Der Alten Krone sind Kindeskinder, der Kinder Ruhm ihre Eltern.
7 Dem Toren steht weise Rede nicht an, doch weniger noch Lügenrede dem Edlen.
8 Als ein Zauberstein gilt das Bestechungsgeschenk dem, der es gibt – wohin er sich wendet, hat er Erfolg.
9 Wer Verfehlungen zudeckt, sucht Liebe, wer sie weiter erzählt, entzweit selbst vertraute Freunde.
10 Eine Rüge macht auf den Klugen mehr Eindruck als hundert Schläge auf einen Toren.
11 Der Bösewicht geht nur auf Auflehnung aus, doch ein grausamer Bote wird wider ihn ausgesandt.
12 Eine Bärin, der man die Jungen geraubt, mag einem begegnen – nur nicht ein Tor in seiner Torheit.
13 Wer Gutes mit Bösem vergilt, aus dessen Haus wird das Unglück nicht weichen.
14 Streit anfangen ist wie Wasserfluten entfesseln; darum laß ab vom Streit, ehe er ausbricht!
15 Wer den Schuldigen freispricht und wer den Unschuldigen verurteilt – beide sind dem Herrn ein Greuel.
16 Was soll das Geld in der Hand des Toren? Etwa um Weisheit zu kaufen, da er keinen Verstand hat?
17 Allzeit hegt Liebe der Freund, doch in der Stunde der Not wird er zum Bruder.
18 Ein unverständiger Mensch ist, wer den Handschlag gibt und Bürgschaft leistet für seinen Nächsten.
19 Wer Händel liebt, liebt die Sünde; wer sein Tor hoch baut, sucht den Einsturz.
20 Wer falschen Herzens ist, erlangt kein Glück; wer eine lügnerische Zunge führt, gerät ins Unglück.
21 Wer einen törichten Sohn hat, den drückt der Kummer; eines Toren Vater hat keine Freude.
22 Ein frohes Herz fördert die Heilung; doch ein bedrücktes Gemüt läßt die Glieder verdorren.
23 Der Gottlose nimmt unter der Hand Geschenke, die Pfade des Rechts zu biegen.
24 Der Verständige hat die Weisheit vor Augen, die Augen des Narren schweifen zum Ende der Erde.
25 Ein törichter Sohn ist seines Vaters Kummer und seiner Mutter bitterer Schmerz.
26 Übel ist es, dem Schuldlosen eine Geldstrafe aufzuerlegen; Edle zu schlagen ist gegen alles Recht.
27 Wer seine Worte mäßigt, ist einsichtsvoll; der Kaltblütige ist ein verständiger Mann.
28 Auch ein Tor, so er schweigt, kann als weise gelten; so er seine Lippen verschließt, als verständig.
Kapitel 18: Verträglichkeit und Streitsucht
1 Wer sich trennen will, spürt einen Vorwand auf; mit allen Mitteln führt er den Streit herbei.
2 An Klugheit hat der Tor kein Gefallen, sondern nur am Kundtun seiner Gedanken.
3 Wo die Gottlosigkeit einzieht, da stellt auch die Schande sich ein, und mit der Schandtat kommt die Verachtung.
4 Wie abgründige Wasser sind die Worte aus dem Mund manchen Mannes, ein sprudelnder Bach, ein Born der Weisheit.
5 Es ist nicht recht, für den Schuldigen Partei zu ergreifen und den, der recht hat, vom Gericht zu vertreiben.
6 Die Lippen des Toren entfesseln den Streit, und sein Mund schreit nach Prügel.
7 Dem Toren wird sein Mund zum Verderben, und seine Lippen sind für sein Leben ein Fallstrick.
8 Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen; sie gehen ins Innerste des Leibes hinab.
9 Schon wer bei der Arbeit lässig ist, ist ein Bruder dessen, der niederreißt.
10 Der Name des Herrn ist ein fester Turm; der Gerechte flüchtet hinein und ist geborgen.
11 Eine starke Feste und eine hohe Mauer ist dem Reichen sein Besitz – nach seiner Meinung.
12 Dem Fall des Menschen geht Überhebung, der Ehre aber geht Demut voraus.
13 Gibt jemand Antwort, ehe er noch recht gehört hat, rechnet man ihm dies als Torheit an und Schande.
14 Ein männlicher Mut erträgt sein Leid; doch ein gebrochenes Gemüt – wer kann es ertragen?
15 Ein kluges Herz erwirbt sich Weisheit, das Ohr des Weisen strebt nach Erkenntnis.
16 Geschenke öffnen dem Menschen Tür und Tor und verschaffen ihm Zutritt zu den Großen.
17 Bei seinem Streit hat der erste Recht – dann kommt sein Gegner und widerlegt ihn.
18 Streitigkeiten schlichtet das Los, selbst unter Mächtigen führt es den Entscheid herbei.
19 Ein Bruder, den man beleidigt, ist verschlossener als eine feste Stadt; Streitigkeiten sind wie der Riegel eines Palastes.
20 Jeder sättigt sich an der Frucht seines Mundes, am Ertrag seiner Lippen ißt er sich satt.
21 Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt, wer sie fleißig gebraucht, wird ihre Frucht genießen.
22 Wer eine gute Ehefrau gefunden, hat einen trefflichen Fund gemacht und vom Herrn ein Gnadengeschenk erhalten. [Wer eine gute Frau verstößt, verstößt das Glück; wer eine Ehebrecherin aufnimmt, ist töricht und frevelhaft.]
23 Flehentlich bittet der Arme, doch der Reiche gibt harte Antwort.
24 Es gibt Freunde, die zum Verderben gereichen – aber mancher Freund ist anhänglicher als ein Bruder.
Kapitel 19: Des Frommen Armut, falsches Zeugnis, Faulheit und Spötterei
1 Ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, ist besser als einer, der verkehrt und töricht redet.
2 Schon der Mangel an Erkenntnis ist vom Übel – wer zu hastig ist, tritt sicher fehl.
3 Die eigene Torheit zerstört des Menschen Ziele, und doch grollt sein Herz wider den Herrn.
4 Reichtum verschafft immer mehr Freunde, den Armen aber verläßt sein Freund.
5 Ein falscher Zeuge geht nicht straflos aus – dem Gericht entgeht nicht, wer Lügen verbreitet.
6 Um die Gunst des Vornehmen buhlen viele, und einem Freigebigen ist jeder zugetan.
7 Den Armen hassen all seine Brüder, wieviel eher bleiben ihm fern seine Freunde! Er jagt Worten nach, die nichts bedeuten.
8 Wer Einsicht erwirbt, hat sein Leben lieb – wer Vernunft bewahrt, findet Glück.
9 Ein falscher Zeuge geht nicht straflos aus – wer Lüge spricht, geht zugrunde.
10 Wohlleben kommt dem Toren nicht zu, viel weniger einem Knecht, zu gebieten dem Fürsten.
11 Langmütig macht den Menschen die Klugheit, sein Ruhm ist es, über Verfehlungen hinwegzusehen.
12 Der Zorn des Königs ist wie das Brüllen des Löwen, wie Tau auf Pflanzen ist seine Gunst.
13 Ein törichter Sohn ist ein Unglück für seinen Vater, eines Weibes Zänkereien sind wie stets triefender Regen.
14 Haus und Habe sind von den Ahnen ererbt – eine verständige Frau kommt vom Herrn.
15 Faulheit versenkt in tiefen Schlaf – ein träger Mensch muß Hunger leiden.
16 Wer die Gebote hält, bewahrt sein Leben – wer auf seine Wege nicht achtet, geht zugrunde.
17 Wer sich des Armen erbarmt, gibt dem Herrn ein Darlehen, und er wird ihm vergelten sein Wohltun.
18 Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung ist, aber laß dir nicht einfallen, ihn zu töten.
19 Wer jähzornig ist, muß es büßen; willst du helfen, machst du es nur noch schlimmer.
20 Höre auf Rat und nimm Rüge an, damit du weise wirst in der Zukunft.
21 Im Herzen des Menschen sind viele Pläne, doch nur der Ratschluß des Herrn wird gelingen.
22 Der Mensch hat Freude an seinem Wohltun; doch besser arm als betrügerisch.
23 Die Furcht des Herrn führt zum Leben – wer darin lebt, wird vom Unglück nicht heimgesucht.
24 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel getaucht, mag er sie nicht einmal zu seinem Mund führen.
25 Schlägt man den Spötter, wird der Einfältige klug – rühmt man den Verständigen, nimmt er Einsicht an.
26 Wer den Vater mißhandelt, die Mutter verjagt, ist ein Sohn, der schimpflich und schändlich handelt.
27 Läßt du ab, mein Sohn, auf Zurechtweisung zu hören, weichst du ab von verständigen Lehren.
28 Ein nichtswürdiger Zeuge spottet des Rechts, und der Mund der Frevler verschlingt das Unrecht.
29 Für Spötter sind Strafgerichte bereit und Schläge für den Rücken des Toren.
Kapitel 20: Völlerei, Betrug und Ungestüm
1 Ein Spötter ist der Wein, ein Lärmmacher der Rauschtrank – keiner, der davon taumelt, ist weise.
2 Wie das Brüllen des Löwen ist die Drohung des Königs – wer ihn zum Zorn reizt, verwirkt sein Leben.
3 Es gereicht dem Menschen zur Ehre, vom Streit fern zu bleiben – händelsüchtig ist jeder Tor.
4 Im Herbst mag der Faule nicht pflügen – sucht er dann in der Erntezeit, ist nichts da!
5 Ein tiefes Gewässer ist der Plan im Herzen eines Menschen – ein kluger Mann weiß ihn heraufzuschöpfen.
6 Viele Menschen machen viel Aufhebens mit ihrer Liebe, doch einen wirklich treuen Menschen – wer findet ihn?
7 Wenn einer gerecht und unsträflich wandelt, wird es nach ihm seinen Kindern wohl ergehen.
8 Ein König, der auf dem Richterstuhl sitzt, zerstreut mit seinem Blick alles Böse.
9 Wer darf sagen: "Ich habe ein reines Herz, ich bin frei von der Sünde?"
10 Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß – beide sind dem Herrn ein Greuel.
11 Schon der Knabe gibt in seinen Handlungen kund, ob sein Tun lauter und redlich.
12 Das Ohr, das hört, das Auge, das sieht – beide hat der Herr erschaffen.
13 Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht arm wirst; halte deine Augen offen, dann hast du Brot zur Genüge!
14 "Schlecht, schlecht!" sagt der Käufer – ist er gegangen, prahlt er.
15 Hat man auch Gold und Perlen in Menge – der kostbarste Schmuck sind verständige Lippen.
16 Nimm ihm sein Kleid, denn er hat Bürgschaft geleistet für andere. Pfände ihn statt der Fremden!
17 Süß schmeckt dem Menschen das Brot, das er durch Trug erwarb, doch hinterher füllt sich der Mund mit Kieseln.
18 Pläne erhalten Bestand durch Beratung, darum führe Krieg mit Überlegung.
19 Wer hingeht, um zu verleumden, gibt auch Geheimnisse preis. – Darum laß dich nicht ein mit einem törichten Schwätzer!
20 Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, dessen Licht verlöscht in der Finsternis.
21 Besitz, zu Beginn überstürzt errafft, bleibt ohne Segen am Ende.
22 Sag nicht: "Ich will das Böse vergelten!" – Harre auf den Herrn: Er wird dir helfen!
23 Zweierlei Gewicht ist dem Herrn ein Greuel, falsche Waage ein unrecht Ding!
24 Vom Herrn sind des Menschen Schritte bestimmt. Was versteht der Mensch denn von seinem Weg?
25 Ein Fallstrick für den Menschen ist es, unbedacht zu rufen: "Geweiht!", und erst nachher zu überlegen, was man gelobt hat.
26 Ein weiser König sondert die Gottlosen aus und läßt dann das Rad über sie weggehen.
27 Eine Leuchte des Herrn ist der Menschengeist, er durchforscht alle Kammern des Herzens.
28 Liebe und Treue beschirmen den König, er stützt seinen Thron durch Güte.
29 Der Jünglinge Ruhm ist ihre Kraft, der Alten Zierde ihr graues Haar.
30 Blutige Striemen scheuern weg das Böse, und Schläge läutern die Kammern des Herzens.
Kapitel 21: Gottes unumschränkte Herrschaft über Herzen und Wege der Menschen
1 Gleich Wasserläufen ist das Herz des Königs in der Hand des Herrn: Er leitet es, wohin er will.
2 All seine Wege mag ein Mensch für richtig halten, aber der Herr ist es, der die Herzen prüft.
3 Recht und Gerechtigkeit üben, das ist dem Herrn wohlgefälliger als Schlachtopfer.
4 Stolze Augen und aufgeblasene Herzen, das ist die Leuchte der Gottlosen – doch es ist Sünde.
5 Die Unternehmungen des Fleißigen werfen Gewinn ab, wer sich aber überhastet, nimmt nur Schaden.
6 Schätze, erworben mit lügnerischer Zunge, sind wie ein verwehender Hauch, wie Schlingen des Todes.
7 Die Gottlosen rafft die eigene Gewalttat hinweg, denn sie weigern sich zu tun, was recht ist.
8 Sehr verschlungen ist der Weg des schuldbeladenen Menschen, doch des Lauteren Tun ist gerade.
9 Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als in einem Haus zusammen mit einem zänkischen Weib.
10 Der Sinn der Gottlosen giert nach dem Bösen, sein Nächster findet kein Erbarmen bei ihm.
11 Bestraft man den Spötter, wird der Einfältige klug, belehrt man den Weisen, nimmt er Vernunft an.
12 Der Allgerechte achtet auf das Haus des Frevlers, die Gottlosen stürzt er ins Unglück.
13 Wer sein Ohr dem Jammern der Armen verschließt, dem wird, wenn er ruft, auch keine Antwort zuteil.
14 Verschwiegene Gabe beschwichtigt den Zorn, ein Geschenk aus dem Gewandbausch den heftigsten Grimm.
15 Für den Gerechten ist es eine Freude, wenn Recht geschafft wird, für die Übeltäter ein Schrecken.
16 Ein Mensch, der abirrt vom Weg der Klugheit, wird bald im Reich der Schatten ruhen.
17 Wer gern in Freuden lebt, wird in Armut geraten; nicht reich wird, wer Wein und Salböl liebt.
18 Ein Lösegeld für die Frommen ist der Frevler, für den Rechtschaffenen der Verbrecher.
19 Erträglicher ist es, in der Wüste zu wohnen als bei einer zänkischen und grämlichen Frau.
20 Ein köstlicher Schatz ist in der Wohnung des Weisen, doch ein törichter Mensch vergeudet ihn.
21 Wer nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt, erlangt Leben, Gerechtigkeit und Ehre.
22 Die Stadt der Helden ersteigt der Weise, reißt nieder das Bollwerk, auf das sie vertraute.
23 Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, bewahrt sein Leben vor Drangsal.
24 Ein stolzer, aufgeblasener Mensch – Spötter geheißen – handelt in maßlosem Übermut.
25 Dem Faulen bringt sein Gelüst den Tod, denn seine Hände scheuen die Arbeit.
26 Den ganzen Tag wird gebettelt und gebettelt, doch der Gerechte gibt, ohne zu geizen.
27 Ein Greuel ist der Gottlosen Opfer, zumal, wenn sie es darbringen in schnöder Absicht.
28 Ein falscher Zeuge geht zugrunde, ein Mann, der zuhört, darf allezeit wieder reden.
29 Eine freche Miene trägt ein Gottloser zur Schau, wer aber rechtschaffen ist, achtet auf seinen Weg.
30 Es gibt weder Weisheit noch Einsicht noch Rat gegenüber dem Herrn.
31 Man rüstet das Roß für den Tag der Schlacht – doch der Sieg kommt vom Herrn.
Kapitel 22: Guter Name, rechte Erziehung, Mildtätigkeit
1 Ein guter Name ist besser als großer Reichtum; Beliebtheit ist mehr wert als Silber und Gold.
2 Reiche und Arme leben nebeneinander; der Herr hat sie alle erschaffen.
3 Der Kluge sieht das Unheil voraus und verbirgt sich, die Einfältigen gehen weiter und kommen zu Schaden.
4 Der Lohn der Demut und Gottesfurcht ist Reichtum, Ehre und Leben.
5 Dornen und Schlingen liegen auf dem Weg des Falschen; wer sein Leben bewahren will, hält sich von ihnen fern.
6 Erziehe das Kind gemäß dem Weg, den es einhalten soll; so wird es auch im Alter nicht davon abgehen.
7 Der Reiche herrscht über die Armen; wer borgt, ist des Gläubigers Knecht.
8 Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten; all seine Mühe geht zugrunde.
9 Wer mildtätig ist, hat Segen; denn er gibt dem Armen von seinem Brot.
10 Den Spötter treibe fort, dann geht auch der Streit mit weg, und Zanken und Schimpfen haben ein Ende.
11 Wer die Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen anmutig reden, dessen Freund ist der König.
12 Die Augen des Herrn behüten den Weisen; die Pläne des Treulosen bringt er zu Fall.
13 Der Faule sagt: "Ein Löwe ist draußen; ich könnte auf der Straße zerrissen werden."
14 Eine tiefe Grube ist der Mund der Dirnen; wem der Herr zürnt, der fällt hinein.
15 Torheit wurzelt im Herzen des Kindes; die Zuchtrute aber entfernt sie daraus.
16 Wer einen Armen bedrückt, tut es ihm zum Nutzen; wer den Reichen beschenkt, tut es ihm zum Schaden.
Aussprüche von Weisen
Erster Nachtrag
17 Neige dein Ohr und vernimm die Sprüche von Weisen! Habe acht auf meine Belehrung!
18 Denn gut ist es, wenn du sie in deinem Innern bewahrst. Möchten sie doch alle auf deinen Lippen bereit sein!
19 Damit dein Vertrauen auf den Herrn sich gründe, unterweise ich dich heute in seinen Wegen.
20 Ja, dreißig Worte habe ich dir aufgeschrieben, Ratschläge und Lehren,
21 um dir mitzuteilen die Wahrheit; zuverlässige Worte, damit du richtig antworten kannst dem, der dich fragt.
22 Beraube den Armen nicht; denn er ist ja arm! Unterdrücke im Tor nicht den Armen;
23 denn der Herr wird seine Sache führen, und denen, die ihn berauben, raubt er das Leben.
24 Laß dich nicht mit einem Zornmütigen ein; mit einem Hitzkopf habe keinen Umgang,
25 damit du dich nicht an seinen Wandel gewöhnst und dein Leben gefährdest!
26 Gehöre nicht zu denen, die den Handschlag geben, zu denen, die Bürgschaft leisten für Schulden!
27 Soll man, wenn du nicht zahlen kannst, dein Bett unter dem Leib dir wegziehen?
28 Verrücke die uralte Grenze nicht, die schon deine Ahnen gesetzt!
29 Siehst du einen Mann, der gewandt ist bei seiner Arbeit: Vor Königen wird er noch stehen; er braucht nicht bei Niedrigen Dienste zu tun.
Kapitel 23:
1 Sitzt du bei einem Herrn zu Tisch, so achte darauf, wen du vor dir hast!
2 Setze dir ein Messer an die Kehle, wenn du große Eßlust hast!
3 Laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten; denn sie sind eine trügerische Speise!
4 Mühe dich nicht ab, Reichtum zu erwerben; stehe ab von solchem Vorhaben!
5 Kaum hast du ihn angesehen, ist er auch schon verschwunden. Denn er macht sich Flügel dem Adler gleich, der gen Himmel fliegt.
6 Iß nicht bei einem, der mißgünstig ist; laß dich nicht nach seinen Leckerbissen gelüsten!
7 Denn er denkt nur an sich. "Iß und trink!" sagt er zu dir; aber sein Herz gönnt es dir nicht.
8 Wieder ausspeien mußt du den Bissen, den du gegessen; deine freundlichen Worte hast du verschwendet.
9 Einem Toren sage nichts ins Ohr; denn er verachtet nur deine klugen Worte!
10 Verrücke die uralte Grenze nicht; dring nicht ein in die Äcker der Waisen!
11 Denn ihr Anwalt ist stark; der wird ihre Sache gegen dich führen.
12 Unterwirf dein Herz der Belehrung, deine Ohren verständigen Reden!
13 Erspare deinem Kind nicht die Strafe! Schlägst du es mit der Rute, so wird es daran nicht sterben.
14 Du schlägst es zwar mit der Rute, doch rettest du es so vor der Unterwelt.
15 Mein Sohn, so dein Herz weise wird, freue auch ich mich von Herzen,
16 und meine Nieren frohlocken, wenn deine Lippen reden, was recht ist.
17 Dein Herz ereifere sich nicht ob der Sünder, sondern bemühe dich allezeit nur um die Furcht des Herrn!
18 Wahrlich, es gibt eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden.
19 Höre, mein Sohn, und werde weise und lenke dein Herz geradeaus auf den rechten Weg!
20 Geh nicht mit den Zechern und mit denen, die im Fleischgenuß schlemmen!
21 Denn Säufer und Schlemmer verarmen, und Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.
22 Gehorche dem Vater, der dir das Leben gab; verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden!
23 Wahrheit erwirb und verkaufe sie nicht, auch nicht Weisheit, Zucht und Einsicht!
24 Laut jubelt der Vater eines guten Sohnes; wer einen Weisen als Kind hat, darf sich freuen.
25 Freuen mögen sich dein Vater und deine Mutter; es frohlocke über dich, die dich gebar!
26 Gib mir dein Herz, mein Sohn! Meine Wege laß deinen Augen gefallen!
27 Denn die Ehebrecherin ist eine tiefe Grube, ein enger Brunnen die Dirne.
28 Auch sie liegt wie ein Räuber im Hinterhalt und vermehrt die Zahl der Treulosen unter den Menschen. –
29 Wer hat Ach? Wer hat Weh? Wer hat Streit? Wer hat Kummer? Wer hat Wunden um nichts? Wer hat trübe Augen?
30 Die spät beim Wein sitzen, die gekommen, den Mischwein zu kosten!
31 Sieh den Wein nicht an, der rötlich funkelt, der im Becher blinkt; glatt gleitet er hinunter.
32 Doch hinterher beißt er wie eine Schlange und spritzt Gift wie eine Otter.
33 Seltsame Dinge sehen deine Augen, und dein Herz denkt törichtes Zeug.
34 Du bist wie einer, der mitten im Meer liegt, wie einer, der oben im Mastkorb sitzt.
35 "Man hat mich geschlagen, doch tat es mir nicht weh; man hat mich verprügelt, doch habe ich nichts gespürt. Wann werde ich erwachen? Damit ich von neuem ihm frönen kann!"
Kapitel 24:
1 Sei nicht neidisch auf böse Menschen, hege nicht den Wunsch, ihr Genosse zu sein!
2 Denn ihr Herz sinnt Gewalttat, nur Unheil reden ihre Lippen.
3 Durch Weisheit wird ein Haus erbaut, durch Einsicht gefestigt;
4 durch Klugheit füllen sich die Kammern mit allerlei kostbarer und feiner Habe.
5 Der Weise vermag mehr als der Starke, der Einsichtige mehr als der Kraftvolle.
6 Denn mit klugen Maßnahmen wirst du erfolgreich Krieg führen, und der Sieg ist da, wo eine große Zahl von Beratern tätig war.
7 Zu hoch ist für den Toren die Weisheit; darum tut er bei Beratungen den Mund nicht auf.
8 Wer darauf ausgeht, Schlechtigkeit zu verüben, den heißt man einen Ränkeschmied.
9 Des Toren Sinnen und Denken ist Sünde; der Spötter ist für die Menschen ein Greuel.
10 Erweist du dich schwach, wenn es dir gut geht, so ist deine Kraft auch gering in der Zeit der Drangsal.
11 Errette, die man zum Tod schleppt, befreie, die man zum Richtblock führt!
12 Wolltest du sagen: "Wir haben davon nichts gewußt"? – Wahrlich, der die Herzen wägt, durchschaut es, und der deine Seele beobachtet, weiß es; er vergilt dem Menschen nach seinem Tun!
13 Iß Honig, mein Sohn; denn er ist gesund, und Honigseim ist deinem Gaumen süß!
14 So schätze auch für deine Seele die Weisheit! Hast du sie erworben, so gibt es für dich eine Zukunft, und deine Hoffnung wird nicht zuschanden.
15 Belauere nicht, Gottloser, die Wohnung des Gerechten, zerstöre nicht seine Lagerstatt!
16 Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf; die Gottlosen aber versinken im Unglück.
17 Freue dich nicht, wenn dein Feind zu Fall kommt, und wenn er strauchelt, brich nicht in Jubel aus!
18 Sonst sieht es der Herr, und es mißfällt ihm, und er wendet von ihm seinen Zorn ab.
19 Erzürne dich nicht über Übeltäter, ereifere dich nicht über Frevler!
20 Denn der Böse hat keine Zukunft, und die Leuchte der Gottlosen erlischt.
21 Mein Sohn, fürchte Gott und den König, und laß dich nicht ein mit Aufrührern:
22 denn plötzlich bricht ihr Verderben herein und unvermutet beider Untergang!
Zweiter Nachtrag
23 Auch folgende Sprüche stammen von Weisen: Ein übel Ding ist Parteinahme in einer Rechtssache.
24 Wer zum Schuldigen sagt: "Du hast recht!", den verfluchen die Menschen, den verwünschen die Leute.
25 Doch denen, die gerecht entscheiden, geht es gut, und reicher Segen kommt über sie.
26 Wie ein Kuß auf die Lippen ist eine treffliche Antwort.
27 Verrichte deine Arbeit draußen und besorge sie auf dem Feld; dann erst magst du dir einen Hausstand gründen!
28 Sei gegen deinen Nächsten kein falscher Zeuge; täusche nicht mit deinen Lippen!
29 Sag nicht: "Wie er mir getan hat, will ich ihm wieder tun! Ich will jedem vergelten nach seinem Tun." –
30 Am Acker des Faulen kam ich vorüber und am Weinberg des Toren.
31 Siehe, ganz aufgegangen war er in Disteln; obenauf war er ganz mit Unkraut bedeckt, eingestürzt war seine Mauer.
32 Ich sah und habe es beherzigt; ich blickte hin und ließ es zur Lehre mir dienen.
33 "Ein bißchen noch schlafen, noch schlummern ein bißchen, ein bißchen die Hände noch falten und ruhn!" –
34 Schon kommt über dich wie ein Läufer die Armut, wie ein Krieger kommt über dich der Mangel.
Kapitel 25: Zweite Sammlung von Sprüchen Salomos
Nutzen der Bedachtsamkeit, Schaden des Prahlens
1 Auch dies sind Sprüche Salomos, die von den Leuten des Hiskija, des Königs von Juda, gesammelt worden sind.
2 Gottes Ruhm ist es, eine Sache zu verbergen; der Könige Ruhm ist es, eine Sache zu erforschen.
3 Wie die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde, so unergründlich ist der Könige Herz.
4 Scheidet man die Schlacken vom Silber aus, gelingt dem Goldschmied ein Kunstwerk.
5 Scheidet man den Gottlosen von der Nähe des Königs aus, wird dessen Thron durch Gerechtigkeit gefestigt.
6 Brüste dich nicht vor dem König, und stelle dich nicht auf den Platz der Großen!
7 Denn besser ist es, man sagt zu dir: "Rücke herauf, hierher!", als daß man dich vor einem Vornehmeren hinunterrücken heißt.
8 Was du mit eigenen Augen erblickt, das bringe nicht vorschnell als Streitfall vor; denn was willst du hinterher tun, wenn dein Nächster schmählich dich widerlegt?
9 Ficht deinen eigenen Strauß mit deinem Gegner aus; doch gib eines anderen Geheimnis nicht preis!
10 Sonst spricht schlecht von dir, wer es hört, und dein übler Ruf schwindet nimmer!
11 Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen ist ein Wort, gesprochen zur rechten Zeit.
12 Wie ein goldener Ring und ein Geschmeide aus feinem Gold ist ein weiser Mahner für ein lauschendes Ohr.
13 Wie Kühlung durch Schnee in der Erntezeit ist ein treuer Bote für den, der ihn entsandt hat: er erquickt die Seele seines Herrn.
14 Gewölk und Wind und doch kein Regen, so ist ein Mann, der mit Geschenken prahlt, die er doch nie gibt.
15 Durch Langmut läßt sich ein Zorniger überreden; eine sanfte Zunge kann Knochen zerbrechen
16 Hast du Honig gefunden, so iß nur, soviel dir bekommt! Sonst wirst du seiner überdrüssig und mußt ihn erbrechen.
17 Setze deinen Fuß nur selten ins Haus deines Nächsten, sonst wird er dich leid und verabscheut dich.
18 Wie Streithammer und Schwert und scharfer Pfeil ist ein Mensch, der gegen seinen Nächsten als falscher Zeuge aussagt.
19 Ein brüchiger Zahn, ein wankender Fuß, das ist der Treulose zur Zeit der Not.
20 Wie einer, der bei kaltem Wetter den Rock auszieht, wie einer, der Essig gießt auf Laugensalz, ist, wer Lieder singt vor einem mißmutigen Herzen.
21 Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser,
22 denn so sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt, und der Herr wird es dir vergelten. –
23 Wie der Nordwind Regen bringt, so die verleumderische Zunge verdrießliche Miene. –
24 Besser ist es, auf dem Dach in einem Winkel zu wohnen, als in einem Haus zusammen mit einem zänkischen Weib.
25 Kühles Wasser für eine durstige Seele, das ist gute Nachricht aus fernem Land.
26 Getrübter Brunnen, verderbter Quell: das ist ein Gerechter, der vor dem Gottlosen wankt.
27 Zuviel Honig essen ist nicht gut; darum spare mit Worten des Lobes!
28 Eine Stadt, in die man ein Bresche gelegt hat, die ohne Mauern ist: das ist der Mensch, dessen Geist der Selbstbeherrschung ermangelt.
Kapitel 26: Torheit, Faulheit, Falschheit
1 Wie Schnee in den Sommer, wie Regen in die Erntezeit, so wenig paßt Ehre für den Toren.
2 Wie ein Sperling, der davonflattert, wie eine Schwalbe, die wegfliegt, so ist ein grundloser Fluch: er trifft nicht ein.
3 Die Peitsche dem Pferd, der Zaum dem Esel, doch die Rute dem Rücken der Toren!
4 Gib dem Toren nicht Antwort seiner Torheit entsprechend; sonst stellst du dich ihm gleich!
5 Gib dem Toren Antwort seiner Torheit entsprechend; sonst dünkt er sich weise!
6 Die Füße haut sich ab, Unheil erfährt, wer Aufträge durch einen Toren bestellt.
7 Schlaff hängen herab die Schenkel des Lahmen; so nutzlos ist auch ein Weisheitsspruch im Mund der Toren.
8 Einem Toren Ehre erweisen, ist wie einen Stein auf der Schleuder festbinden.
9 Ein Dornzweig, der einem Trunkenen in die Hand gerät: das ist ein Weisheitsspruch im Mund von Toren.
10 Ein Streitsüchtiger bringt alles in Aufregung; er bändelt mit dem Toren an und mit jedem, der vorübergeht.
11 Wie ein Hund, der zurückkehrt zu dem, was er erbrochen, so ist der Tor, der seine Torheit wiederholt.
12 Siehst du einen, der sich weise dünkt, so wisse: für einen Toren ist mehr Hoffnung als für ihn!
13 Der Faule sagt: "Ein Löwe treibt auf dem Weg sein Wesen, ein Löwe ist auf den Straßen!"
14 Wie die Tür sich in ihrer Angel dreht, so der Faule auf seinem Lager.
15 Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, fällt es ihm schwer, sie zum Mund zu bringen.
16 Ein Fauler kommt sich klüger vor als sieben, die kluge Antwort zu geben wissen. –
17 Wie einer, der den vorbeilaufenden Hund bei den Ohren packt, ist, wer sich über einen Streit ereifert, der ihn nichts angeht.
18 Wie ein Wahnsinniger, der Brandpfeile und Todesgeschosse wirft,
19 ist der Mensch, der seinen Nächsten betrügt und dann sagt: "Ich scherze nur."
20 Wo das Holz fehlt, geht das Feuer aus, und wo kein Ohrenbläser ist, da verschwindet der Streit.
21 Wie Kohle zur Glut und Holz zum Feuer dient, so ein zänkischer Mensch zum Streitentfachen.
22 Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen: sie dringen ins Innerste des Leibes ein.
23 Silberglasur über Tongeschirr: das sind liebeglühende Lippen bei boshaftem Herzen.
24 Mit seinen Lippen verstellt sich der Hasser, in seinem Innern jedoch hegt er Trug.
25 Redet er freundlich, so traue ihm nicht; denn in seinem Herzen sind sieben Greuel.
26 Mag Haß sich auch hinter Verstellung verstecken: doch in der Versammlung tritt eines solchen Bosheit zutage.
27 Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; wer auf andere einen Stein wälzt, auf den fällt er zurück.
28 Die falsche Zunge haßt die von ihr Zermalmten; ein heuchlerischer Mund richtet Verderben an.
Kapitel 27: Selbstsicherheit und Verkehrtheit der Menschen
1 Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was ein Tag bringen kann.
2 Ein anderer möge dich loben und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen.
3 Schwer ist der Stein, eine Last ist der Sand – doch der Ärger über einen Toren ist schwerer als beide.
4 Wild ist die Wut und rasend der Zorn – wer aber könnte der Eifersucht widerstehen?
5 Besser offene Rüge als heimliche Liebe.
6 Treu gemeint sind die Schläge aus des Freundes Hand, doch trügerisch sind die Küsse des Hassenden.
7 Wer satt ist, tritt selbst Honigseim mit Füßen, einem Hungernden aber ist alles Bittere süß.
8 Wie ein aus seinem Nest verscheuchter Vogel ist ein Mann, der aus der Heimat flieht.
9 Salböl und Räucherwerk erfreuen das Herz, ebenso süßer Freundestrost aus treuratendem Herzen.
10 Verlasse nicht deinen Freund und den Freund deines Vaters! Geh nicht in das Haus deines Bruders! Am Tag deines Unglücks ist besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.
11 Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz! So kann ich dem antworten, der mich schmäht.
12 Der Kluge sieht die Gefahr und verbirgt sich, die Einfältigen aber gehen weiter und kommen zu Schaden.
13 Nimm ihm sein Kleid, denn er hat Bürgschaft geleistet für einen anderen; um Fremder Willen pfände ihn!
14 Wer seinen Nächsten mit lauter Stimme am frühen Morgen grüßt, dem wird es als Verwünschung ausgelegt.
15 Durchtropfendes Wasser zur Regenzeit und ein zänkisches Weib sind einander gleich.
16 Wer sie aufhält, hält Wind auf und faßt Öl mit seiner Rechten.
17 Eisen wird am Eisen geschärft – so schärft sich ein Mensch am anderen.
18 Wer den Feigenbaum pflegt, wird seine Früchte genießen – wer seinen Herrn behütet, wird hoch geehrt.
19 Wie im Wasser Antlitz gen Antlitz sich kehrt, so steht eines Menschen Herz gegen das andere.
20 Unterwelt und Abgrund sind unersättlich – ebenso unersättlich sind auch die Augen des Menschen.
21 Silber wird im Tiegel geprüft und Gold in der Schmelze – doch ein Mensch wird erprobt an dem Ruf, den er hat.
22 Zerstießest du auch mit dem Stößel den Toren im Mörser mitten unter der Grütze, wird doch seine Torheit nicht von ihm weichen.
23 Auf das Aussehen deiner Schafe gib acht, richte deine Aufmerksamkeit auf die Herden!
24 Denn Wohlstand dauert nicht ewig. Vererbt sich denn eine Krone von Geschlecht zu Geschlecht?
25 Ist geschwunden das Heu und frisches Grün erschienen, sammelt man die Kräuter der Berge,
26 dann liefern die Lämmer dir Kleidung und die Böcke den Kaufpreis für einen Acker,
27 und Ziegenmilch gibt es in Fülle zu deiner und deines Hauses Nahrung, sowie deiner Mägde Unterhalt.
Kapitel 28: Lohn der Gerechtigkeit und Freigebigkeit, Strafe der Habgier und Hartherzigkeit
1 Der Gottlose flieht, wenn ihn auch niemand verfolgt – der Gerechte fühlt sich sicher wie ein junger Löwe.
2 Wegen der Sündhaftigkeit eines Landes wechseln häufig seine Fürsten, aber durch einsichtige, verständige Leute gewinnt das Recht lange Dauer.
3 Ein Frevler, der die Armen bedrückt, ist wie ein Regen, der wegschwemmt, ohne Brot zu bringen.
4 Die das Gesetz mißachten, rühmen den Frevler – die das Gesetz beobachten, entrüsten sich über ihn.
5 Böse Menschen haben keinen Sinn für das Recht; doch die den Herrn suchen, haben Einsicht in allem.
6 Besser ist ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, als ein Mensch, der auf krummen Wegen geht, mag er auch reich sein.
7 Wer das Gesetz beobachtet, ist ein verständiger Sohn; doch wer mit Schlemmern verkehrt, macht seinem Vater Schande.
8 Wer sein Vermögen durch Zins und Wucher vermehrt, sammelt für den, der sich der Armen erbarmt.
9 Wer sein Ohr abwendet, um das Gesetz nicht zu hören, dessen Gebet sogar ist ein Greuel.
10 Wer Rechtschaffene auf bösem Weg in die Irre führt, der wird selber in seine Grube fallen; aber die Unsträflichen werden Segen erlangen.
11 Der Reiche hält sich selbst für weise; doch ein verständiger Armer forscht ihn aus.
12 Wenn die Gerechten frohlocken, ist die Herrlichkeit groß; doch kommen die Frevler hoch, muß man nach Menschen suchen.
13 Wer seine Sünden verheimlicht, hat keinen Segen – wer sie bekennt und davon läßt, wird Vergebung erlangen.
14 Wohl dem Mann, der stets auf der Hut ist; doch wer sein Herz verhärtet, wird ins Unglück stürzen.
15 Ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär: das ist ein gottloser Herrscher für ein armes Volk.
16 Ein Fürst, dem es an der Einsicht gebricht, ist groß als Erpresser; doch wer unrechten Gewinn verabscheut, wird lange leben.
17 Ein Mann, den eine Blutschuld drückt, bleibt bis zum Grab ein Flüchtling – man halte ihn nicht auf!
18 Wer unsträflich wandelt, wird gerettet, wer aber krumme Wege geht, stürzt in die Grube.
19 Wer seinen Acker bestellt, hat Brot in Fülle – Armut in Fülle hat, wer nichtigen Dingen nachjagt.
20 Der Ehrliche wird reich gesegnet – wer aber schnell sich bereichern will, bleibt nicht ungestraft.
21 Parteilichkeit ist ein übel Ding – schon mancher vergeht sich um ein Stückchen Brot.
22 Der Geizhals geht gierig auf Reichtum aus und bedenkt nicht, daß über ihn kommt der Mangel.
23 Wer einen Menschen rügt, wird hinterher mehr Dank ernten als eine Schmeichlerzunge.
24 Wer seinen Vater und seine Mutter bestiehlt und sagt: "Das ist keine Sünde!", der ist ein Genosse des verkommenen Menschen.
25 Der Habgierige verursacht Streit; wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gelabt.
26 Wer sich auf seinen eigenen Verstand verläßt, ist ein Tor; doch wer in Weisheit wandelt, wird gerettet.
27 Wer dem Armen gibt, dem wird selber nichts mangeln; doch wer seine Augen vor ihm verschließt, wird überhäuft mit Flüchen.
28 Wenn die Gottlosen hochkommen, verbergen sich die Leute; doch wenn sie umkommen, werden mächtig die Gerechten.
Kapitel 29: Der Rechtschaffenheit Segen, der Gottlosigkeit Fluch
1 Ein Mensch, der trotz aller Rüge halsstarrig bleibt, wird plötzlich rettungslos zerschmettert werden.
2 Haben Gerechte die Macht, freut sich das Volk – herrschen die Frevler, jammern die Leute.
3 Wer die Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude; wer mit Dirnen umgeht, bringt sein Vermögen durch.
4 Ein König gibt durch Gerechtigkeit seinem Land Bestand; doch wer Steuern erpreßt, richtet es zugrunde.
5 Ein Mensch, der seinen Nächsten umschmeichelt, breitet vor dessen Schritten ein Netz aus.
6 In der Sünde des bösen Menschen liegt ein Fallstrick, doch der Gerechte darf jubeln und fröhlich sein.
7 Der Gerechte achtet auf die Rechtssache der Armen – der Gottlose kennt keine Teilnahme.
8 Spötter bringen die Stadt in Aufruhr – die Weisen beschwichtigen die Empörung.
9 Rechtet ein Weiser mit einem Toren, so tobt der und lacht – doch gibt es keinen Frieden!
10 Blutgierige Menschen hassen den Unschuldigen – die Rechtschaffenen nehmen sich seiner an.
11 Der Tor macht seinem ganzen Unmut Luft – der Weise hält seinen Zorn zurück.
12 Wenn ein Herrscher auf Lügenreden hört, werden zu Frevlern alle seine Diener.
13 Der Arme und der Bedrücker leben nebeneinander – der Herr gibt beiden das Augenlicht.
14 Ein König, der gerecht die Geringen richtet, dessen Thron hat auf ewig Bestand.
15 Rute und Rüge verleihen Weisheit; doch ein sich selbst überlassenes Kind macht seiner Mutter Schande.
16 Sind die Gottlosen an der Macht, häuft sich der Frevel – deren Sturz erleben die Gerechten mit Freude.
17 Züchtige deinen Sohn, dann verschafft er dir ein ruhiges Leben und bringt deinem Herzen Wonne.
18 Zügellos wird das Volk ohne Offenbarung; doch wohl ihm, wenn es beachtet das Gesetz!
19 Mit Worten allein läßt sich ein Knecht nicht erziehen; denn versteht er sie auch, so folgt er doch nicht.
20 Siehst du einen, der mit seinen Worten schnell fertig ist: ein Tor hat mehr Hoffnung als er!
21 Wenn einer seinen Knecht von Jugend auf verwöhnt, wird Elend sein Ende sein.
22 Ein zorniger Mensch ruft Streit hervor, und ein Hitzkopf richtet viel Unheil an.
23 Erniedrigen wird den Menschen sein Hochmut, doch der Demütige kommt zu Ehren.
24 Wer mit dem Dieb teilt, haßt seine Seele; er hört die Verfluchung, doch macht er nicht Anzeige.
25 Menschenfurcht legt Fallstricke, doch wer auf den Herrn vertraut, ist geborgen.
26 Viele suchen die Gunst des Herrschers; doch vom Herrn kommt jedem sein Recht.
27 Ein Greuel ist dem Gerechten der Frevler. – Dem Gottlosen ist der Rechtschaffene ein Greuel.
Kapitel 30: Die Sprüche Agurs
1 Sprüche Agurs, des Sohnes des Jake aus Massa. – So lautet der Ausspruch des Mannes: Ich habe mich abgemüht, o Gott, ich habe mich abgemüht, o Gott, und bin dahingeschwunden.
Bekenntnis
2 Denn wie ein unvernünftiges Tier bin ich, nicht wie ein Mensch, ich habe nicht eines Menschen Verstand.
3 Auch Weisheit habe ich nicht gelernt, und vom Allheiligen habe ich keine Erkenntnis.
4 Wer ist zum Himmel emporgestiegen und wieder herab? Wer hat den Wind gefangen in seinen Händen? Wer hat die Wasser gebunden in ein Gewand? Wer hat alle Enden der Erde gegründet? Wie heißt er und wie heißt sein Sohn, so du es weißt?
5 Jedes Wort Gottes ist lautere Wahrheit. Ein Schild ist er denen, die sich bergen in ihm.
6 Seinen Worten füge nichts hinzu! Sonst straft er dich, und du stehst da als Lügner.
Bitte
7 Um zweierlei bitte ich dich. Versage es mir nicht, bevor ich sterbe:
8 Halt fern von mir Falschheit und Lügenwort! Gib mir nicht Armut und Reichtum! Laß mich genießen mein Stückchen Brot!
9 Sonst könnte ich, wenn ich satt wäre, dich verleugnen und fragen: "Wer ist der Herr?", oder wenn ich arm wäre, könnte zum Dieb ich werden und mich vergreifen am Namen meines Gottes.
Weisheitssprüche und Einsichten
10 Verleumde einen Knecht nicht bei seinem Herrn! Sonst könnte er dir fluchen, und du müßtest es büßen.
11 Wehe dem Geschlecht, das seinem Vater flucht und seine Mutter nicht segnet!
12 Wehe dem Geschlecht, das sich rein dünkt und von seinem Unrat nicht gesäubert ist!
13 Wehe dem Geschlecht, das den Kopf hoch trägt und seine Wimpern in die Höhe zieht!
14 Wehe dem Geschlecht, dessen Zähne Schwerter sind und dessen Gebiß aus Messern besteht, das den Dürftigen von der Erde wegfrißt und den Armen aus der Mitte der Menschen!
15 Der Blutegel hat zwei Töchter: "Gib her!" und "Gib her!" – Drei gibt es, die nicht zu sättigen sind, und vier, die niemals sagen: "Genug!":
16 Die Unterwelt, der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die des Wassers nie satt wird, und das Feuer, das niemals sagt: "Genug!"
17 Ein Auge, das des Vaters spottet und die Mutter verachtet, sollen die Raben am Bach aushacken, und die jungen Geier sollen es fressen!
18 Drei Dinge sind es, die mir zu wunderbar scheinen, und vier, die ich nicht verstehe:
19 Des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg über einen Felsen, des Schiffes Weg inmitten des Meeres, des Mannes Weg zu der Jungfrau.
20 So ist der Weg der Ehebrecherin: Sie genießt und wischt sich den Mund ab und sagt: "Ich habe nichts Böses getan!"
21 Unter drei Dingen erzittert die Erde, und unter vieren kann sie es nicht aushalten:
22 Unter einem Sklaven, wenn er König wird, unter einem Toren, wenn er Brot in Fülle hat,
23 unter einer Verstoßenen, wenn sie nochmals zur Frau genommen wird, und unter einer Magd, wenn sie ihre Herrin verdrängt.
24 Vier Tiere gehören zu den kleinsten auf Erden und sind doch unglaublich klug:
25 Die Ameisen sind kein starkes Volk und besorgen sich doch ihre Nahrung im Sommer.
26 Die Klippdachse sind kein mächtiges Volk, und doch legen sie sich im Felsen ihre Wohnung an.
27 Die Heuschrecken haben keinen König, und doch zieht ihr Schwarm geordnet aus.
28 Die Eidechse läßt sich mit der Hand fangen und findet sich doch in den Königspalästen.
29 Drei sind es, die stolz einherschreiten und vier, die stattlich dahergehen:
30 Der Löwe, das stärkste unter den Tieren, der vor niemandem kehrt macht,
31 der Hahn, der Bock und ein König an der Spitze seines Heerbanns.
32 Magst du ein Tor gewesen sein, indem du dich selbst überhobst, oder magst du ein Denker gewesen sein: Lege die Hand auf den Mund!
33 Denn stößt man die Milch, gibt es Butter, stößt man die Nase, gibt es Blut, und stößt man den Zorn, gibt es Streit.
Kapitel 31: Die Sprüche Lemuëls
1 Sprüche Lemuëls, des Königs von Massa, die ihn seine Mutter lehrte:
Unterweisungen
2 Was soll ich dir sagen, mein Sohn? Was dir, du Sohn meines Leibes? Was dir, du meiner Gelübde Sohn?
3 Gib deine Kraft nicht den Dirnen und deine Wege nicht den Verderberinnen der Könige!
4 Nicht ziemt sich Königen, Lemuël, nicht ziemt sich Königen, Wein zu trinken, den Fürsten nicht Liebe zum berauschenden Trank.
5 Sie möchten sonst über dem Trinken das Gesetz vergessen und beugen das Recht der Geringen.
6 Reicht einen Rauschtrank dem Elenden und dem Bekümmerten Wein!
7 Er möge trinken und seiner Armut vergessen und seines Elends nicht mehr gedenken.
8 Tu auf deinen Mund für den Stummen, für der Verlassenen Sache!
9 Tu auf deinen Mund, richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und dem Armen!
Das goldene ABC der tüchtigen Hausfrau
10 Ach, wer wird finden eine wackere Frau? Ihr Wert geht weit über Perlen.
11 Bei ihr ist getrost ihres Mannes Herz; an Gewinn wird es nimmer ihm mangeln.
12 Caritas, nicht Übles übt sie an ihm, alle Tage ihres Lebens.
13 Der Wolle und dem Flachs gilt ihre Sorge, mit freudiger Hand ist sie tätig.
14 Einem Handelsschiff ist sie vergleichbar – aus der Ferne holt sie sich Nahrung.
15 Früh schon, da es noch Nacht ist, erhebt sie sich, gibt Speise dem Hausgesinde und weist den Mägden die Arbeit an.
16 Gibt auf den Kauf eines Ackers acht und erwirbt ihn, pflanzt Weinberge an vom Ertrag ihres Schaffens.
17 Hat ihre Lenden gegürtet mit Kraft, rüstig regt sie die Arme.
18 Ihr Wirken gedeiht, sie bemerkt es froh, nie erlischt des Nachts ihre Leuchte.
19 Kommt ihre Hand nur dem Spinnrocken nahe, fassen ihre Finger die Spindel.
20 Liebreich leiht sie dem Armen die Hand, dem Elenden reicht sie die Hände.
21 Mitnichten bangt sie vor Schnee für ihr Haus: All die Ihren sind doppelt gekleidet.
22 Näht für sich selbst die Decken, kleidet sich in Byssus und Purpur.
23 Offen bekannt ist an den Toren ihr Mann, wenn er sitzt bei den Ältesten des Landes.
24 Prächtige Kleider fertigt sie an zum Verkauf, den Händlern liefert sie Gürtel.
25 Rings um sie her ist Schönheit und Kraft; so lacht sie des kommenden Tages.
26 Sie tut in Weisheit auf ihren Mund; auf ihrer Zunge sind liebliche Worte.
27 Treu überwacht sie die Arbeit im Haus, genießt nicht die Speise der Trägheit.
28 Und ihre Söhne stehen da und preisen sie glücklich. Ihr Mann, er spendet ihr Lob:
29 "Viele Frauen haben sich tüchtig erwiesen, doch du hast übertroffen sie alle!"
30 Wohl: Anmut ist Trug und Schönheit vergeht – doch die den Herrn fürchtet, ist zu preisen!
31 Zu genießen vergönnt ihr den Lohn ihrer Müh! Loben möge man ihr Tun an den Toren!