Das Buch Hosea

Kapitel 1: Gottes Liebe zum treulosen Bundesvolk

Überschrift

1 Das Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn Beeris, in den Tagen Usijas, Jotams, des Ahas und Hiskijas, der Könige von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes des Joasch, des Königs von Israel, erging.

 

Verwerfung und Wiederannahme des Volkes

Die Namen der Kinder, Sinnbilder der Verwerfung Israels

2 Erste Rede des Herrn an Hosea: Der Herr sprach zu Hosea: "Geh, nimm dir eine Dirne zur Frau und bringe mit ihr Dirnenkinder hervor! Das Land ist ja auch treulos gegen den Herrn!"

3 Da ging er hin und vermählte sich mit Gomer, der Tochter Diblajims. Sie wurde guter Hoffnung und gebar ihm einen Sohn.

4 Da sprach der Herr zu ihm: "Gib ihm den Namen Jesreel! Denn nur noch eine kleine Weile, und ich ahnde die Blutschuld von Jesreel am Haus Jehu und mache ein Ende dem Königtum des Hauses Israel.

5 An jenem Tag zerschmettere ich Israels Macht im Tal Jesreel."

6 Abermals wurde sie guter Hoffnung und gebar eine Tochter. Da sprach der Herr zum ihm: "Gib ihr den Namen Lo-Ruhama (Kein Erbarmen)! Denn ich will fortan dem Haus Israel keine Erbarmen mehr erweisen. Für immer will ich seiner vergessen.

7 Dem Haus Juda aber will ich Erbarmen erweisen und es erretten durch den Herrn, seinen Gott. Doch will ich es nicht durch Bogen, Schwert und Kriegsgerät erretten, noch durch Rosse und Reiter."

8 Als Gomer Lo-Ruhama entwöhnt hatte, wurde sie wiederum guter Hoffnung und gebar einen Sohn.

9 Da sagte er: "Gib ihm den Namen Lo-Ammi (Nicht-mein-Volk)! Denn ihr seid nicht mehr mein Volk, und ich bin nicht mehr da für euch.

 

Kapitel 2: Nach der Bekehrung: Umänderung der unglückandrohenden Namen in das Gegenteil

1 Jedoch wird dereinst die Zahl der Kinder Israels den Sandkörnern am Meer gleichen, die man nicht messen und nicht zählen kann. Und anstatt ihnen zu sagen: 'Ihr seid Nicht-mein-Volk', wird man sie 'Kinder-des-lebendigen-Gottes' nennen.

2 Alsdann werden sich die Kinder Judas und die Kinder Israels zusammenscharen und sich ein einziges Oberhaupt wählen und aus dem Land hinaufziehen; denn groß wird der Tag von Jesreel sein.

3 Nennt dann eure Brüder 'Ammi' (Mein-Volk) und eure Schwestern 'Ruhama' (Erbarmen)!

 

Israels Untreue, Bestrafung und Rückkehr zu Gott

Die Trennung der Ehegatten

4 Stellt eure Mutter zur Rede! Stellt sie zur Rede! Sie ist nun nicht mehr meine Frau, und ich bin nicht mehr ihr Mann. Entfernen soll sie aus ihrem Antlitz die buhlerischen Zeichen, die Male des Ehebruchs von ihrer Brust.

5 Sonst nehme ich ihr ihre Kleidung ab und stelle sie hin, wie sie war, da sie eben geboren. Ich richte sie zu wie die Wüste und mache sie wie dürres Land. Ich lasse sie sterben vor Durst

6 und schone auch nicht ihrer Kinder, denn Dirnenkinder sind sie.

7 Eine Dirne war ja ihre Mutter, die sie gebar; Schande trieb sie und sprach: 'Nachlaufen will ich meinen Liebhabern, die Brot mir spenden und Wasser, Wolle und Flachs und Öl und Getränke.'

 

Gefangenschaft und Umkehr

8 Mit Dornen will ich dir darum versperren den Weg, aufbauen eine Mauer, daß du deinen Pfad nicht mehr findest.

9 Dann möchtest du nachlaufen deinen Liebhabern, doch wirst du sie nicht mehr erreichen. Du möchtest sie suchen, doch wirst du sie nicht mehr finden. Alsdann wirst du sagen: 'Ich will mich aufmachen und zurückkehren zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt'

 

Undank und Strafe

10 Sie aber hat nicht erkannt, daß ich ihr gab das Getreide, den Most und das Öl, daß ich ihr schenkte viel Silber und Gold, das sie verwandte zu Baalgötzenbildern.

11 Darum nehme ich zu seiner Zeit wieder zurück mein Getreide, in seiner Frist meinen Most. Ich nehme ihr wieder weg meine Wolle und meinen Flachs, womit sie bedeckt ihre Blöße.

12 Nun decke ich auf ihre Schande vor ihrer Liebhaber Augen; meiner Hand wird sie keiner entreißen!

13 Ein Ende mache ich all ihrer Lust, ihren Festen und Neumonden, ihren Sabbaten und Feiertagen.

14 Ihre Weinstöcke und Feigenbäume will ich verwüsten, von denen sie sagte: 'Das ist der Lohn, den mir meine Liebhaber gespendet.' – Zur Wildnis will ich sie machen, zum Weideplatz für die Tiere des Feldes.

15 Strafen will ich sie für die Baalsfeste, an denen sie ihnen geopfert, sich mit Ringen geschmückt und Geschmeide und nachlief ihren Liebhabern, während sie meiner vergaß" – Spruch des Herrn.

 

'Ich will ihr zu Herzen reden...'

16 "Darum siehe, ich will sie locken, in die Wüste führen, ihr zu Herzen reden.

17 Ihre Weinberge schenke ich ihr aufs neue. Das Achor-Tal mache ich zur Pforte der Hoffnung. – Dann wird sie mich wieder lieben wie zur Zeit ihrer Jugend, als sie aus Ägypten heraufzog.

 

Die Rückkehr

18 An jenem Tag" – Spruch des Herrn – "rufst du mich wieder: 'Lieber Gemahl!' und nennst mich nicht mehr 'Mein Baal'!

19 Da will ich aus ihrem Mund der Baalsgötzen Namen entfernen, daß man niemals mehr anruft ihre Namen.

 

Der neue Liebesbund

20 Für Israel schließe ich an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes, den Vögeln des Himmels und dem Gewürm auf der Erde. Bogen, Schwert und Kriegsgerät will ich von der Erde vertilgen und es wohnen lassen in Frieden.

21 Dann will ich dich mir verloben auf ewig, dich mir verloben um den Brautpreis von Recht und Gerechtigkeit, von Liebe und Erbarmen.

22 In Treue will ich dich mir verloben, daß du mich erkennst als den Herrn.

23 An jenem Tag will ich erhören" – Spruch des Herrn – "will ich erhören den Himmel, und der wird die Erde erhören.

24 Die Erde wird das Getreide erhören, den Most und das Öl, und diese erhören Jesreel.

25 Dann werde ich sie mir einsäen im Land und Erbarmen schenken der Lo-Ruhama (Kein Erbarmen) und zu Lo-Ammi (Nicht mein Volk) sprechen: 'Mein Volk bist du.' Und es wird sagen: 'Mein Gott!'"

 

Kapitel 3: Die treulose Frau – Sinnbild für das treulose Volk

1 Hierauf sprach der Herr weiter zu mir: "Geh, liebe eine Frau, die sich von einem anderen lieben läßt und Ehebruch treibt, gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, während sie fremden Göttern anhangen und nach Traubenkuchen gieren!"

2 Da kaufte ich mir eine Frau um fünfzehn Silberschekel und um anderthalb Hómer Gerste.

3 Dann sagte ich zu ihr: "Lange Zeit sollst du gefangen leben, damit du nichts Böses treibst und dich mit anderen Männern nicht abgibst. Auch ich lasse mich nicht mit dir ein."

4 Denn lange Zeit werden die Israeliten gefangen sein ohne König, ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Steinmale, ohne Efod und ohne Terafim.

5 Doch danach werden sich die Israeliten bekehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen und sich voll Ehrfurcht dem Herrn unterwerfen und sein Heil umfangen am Ende der Zeiten."

 

Kapitel 4: Das böse und ehebrecherische Geschlecht

'Es gibt im Land keine Treue mehr, keine Liebe...'

1 Ihr Kinder Israels, vernehmt das Wort des Herrn! Klage erhebt der Herr gegen des Landes Bewohner; denn keine Treue, keine Frömmigkeit, keine Gotteserkenntnis gibt es mehr im Land.

2 Meineid und Lüge, Mord, Diebstahl und Ehebruch sind im Schwang; Bluttat reiht sich an Bluttat.

3 Darum trauert das Land und dahin siecht alles, was darin wohnt, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels. Dahingerafft werden selbst die Fische des Meeres.

4 Wahrlich, keiner wird verklagt, keiner getadelt! Doch mit dir will ich rechten, o Priester!

5 Darum wirst du straucheln bei Tag, und auch der Lügenprophet wird mit dir stürzen bei Nacht. Vernichten will ich auch deine Mutter.

 

Die Mitschuld der Priester

6 Mein Volk wird vernichtet, weil die Erkenntnis ihm fehlt. Weil du verschmäht die Erkenntnis, verwerfe ich dich als meinen Priester. Weil du vergessen deines Gottes Gesetz, vergesse auch ich deiner Kinder.

7 Je mehr ihrer wurden, um so mehr verfehlten sie sich gegen mich. Ihre Ehre will ich in Schande verwandeln.

8 Sie nähren sich von der Sünde meines Volkes und gieren nach seiner Schuld.

9 So wird es dem Priester wie dem Volk ergehen. Heim suche ich an ihm seinen Wandel und vergelte ihm seine Frevel.

10 Opferfleisch sollen sie fressen, doch nicht satt davon werden. Götzendienst lassen sie halten und haben doch keinen Segen davon, weil sie es verschmähten, den Herrn zu verehren.

 

Israels Götzendienst

11 Töricht machen Götzendienst mit Wein und Most.

12 Mein Volk befragt ein Holzstück. Sein Stab soll Auskunft ihm geben. Der Geist der Hurerei hat es betört. Von Gott ist es abgefallen zur Abgötterei.

13 Auf Bergesgipfeln bringen sie Opfer dar; bringen Räucherwerk dar auf den Hügeln, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen – denn ihr Schatten tut wohl – so kommt es, daß zu Dirnen werden eure Töchter und eure Schwiegertöchter Ehebruch treiben.

14 Doch strafe ich eure Töchter nicht, daß sie zu Dirnen geworden, noch eure Schwiegertöchter, daß Ehebruch sie treiben; denn ihr selbst geht mit Götzendirnen auf die Seite und mit Tempeldirnen opfert ihr. Das Volk aber hat keine Einsicht darin und kommt so zu Fall.

15 Wenn du, Israel, Götzendienst treibst, so möge doch Juda sich nicht verschulden! Geht nicht nach Gilgal! Zieht nicht nach Bet-Awen! Schwört nicht: 'So wahr der Herr lebt!'

16 Ist Israel störrisch wie eine störrische Kuh, wie soll der Herr sie da weiden gleich einem Lamm auf offener Flur?

17 Efraim steht mit den Götzen im Bund. – Laß ihn fahren!

18 Ist das Zechgelage zu Ende, fängt der Götzendienst an. Ihrem großen Gott ziehen sie vor den Götzen!

19 Ein Sturmwind faßt sie mit seinen Flügeln, ob ihrer Opfer werden sie zuschanden!

 

Kapitel 5: Die Verderbnis der einflußreichen Kreise

Anklage gegen Priester, Volksversammlung und Königshaus

1 Hört es, ihr Priester! Merk auf, Haus Israel! Haus des Königs, vernimm es! Denn ihr seid die Hüter des Rechts: Ihr seid für Mizpa zur Schlinge geworden, zum Fangnetz ausgespannt auf dem Tabor.

2 In Schittim gruben sie ein Grube. Eine Zuchtrute will ich aber sein für sie alle.

3 Efraim kenne ich wohl, und Israel ist vor mir nicht verborgen. Denn eben noch, Efraim, hast du den Götzen gedient, Israel hat sich besudelt.

4 Ihre Taten lassen nicht zu, daß sie umkehren zu ihrem Gott, weil der Geist der Hurerei in ihnen herrscht und sie nichts wissen wollen vom Herrn.

5 Israels Stolz muß sich beugen vor ihm. Israel und Efraim fallen durch eigne Schuld. Auch Juda kommt mit ihnen zu Fall.

6 Wohl kommen sie mit ihren Schafen und Rindern, zu suchen den Herrn, doch sie finden ihn nicht. Er ist fort von ihnen.

7 Weil sie dem Herrn die Treue gebrochen und Bastardkinder geboren, soll nun der Feind sie mitsamt ihren Äckern verzehren.

 

Israels und Judas glaubenslose Politik

8 Zu Gibea stoßt ins Horn, zu Rama in die Trompete! Kriegsgeschrei erhebt zu Bet-Awen! Schreckt Benjamin auf!

9 Zur Wüste wird Efraim werden am Tag der Bestrafung. Was fest beschlossen ist gegen Israels Stämme, tue ich kund.

10 Wie Menschen, die Grenzsteine verrücken, sind Judas Fürsten geworden. Über sie will ich ausgießen wie Wasser meinen Grimm.

11 Geknechtet ist Efraim, gebrochen sein Recht, weil es so willig dem Nichts gedient.

12 Wie eine Motte bin ich für Efraim, wie Wurmfraß für Judas Haus.

13 Als Efraim seine Krankheit verspürte und Juda seine eiternde Wunde, ist Efraim nach Assur gelaufen, zum Großkönig sandte Juda. Doch der vermag euch keine Genesung zu bringen noch zu heilen eure eiternde Wunde.

14 Denn wie ein Löwe bin ich für Efraim, wie ein Jungleu für Judas Haus. Ich, ich zerreiße und gehe davon. Ich schleppe weg. – Retten kann keiner.

15 Ich gehe und kehre zu meiner Stätte zurück, bis daß sie erschrocken mein Angesicht suchen. Sie werden mich suchen in ihrer Not.

 

Kapitel 6: Das leichtfertige Beten des Volkes

1 Auf, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat uns zerrissen und wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen und wird uns verbinden.

2 Nach zwei Tagen läßt er uns schon genesen, aufstehen heißt er uns am dritten Tag, so daß wir vor seinem Antlitz leben.

3 Laßt uns einsichtig sein und eifrig streben nach Erkenntnis des Herrn! Sicher wie das Morgenlicht wird er kommen. Wie Winterregen kommt er zu uns herab, wie Spätregen, der das Erdreich befeuchtet.

 

Gott will wahre Liebe und echte Frömmigkeit

4 "Efraim, was soll ich dir tun? Was soll ich mit dir tun, Juda? Wie Morgengewölk ist ja eure Frömmigkeit, wie vergehender Frühtau.

5 Darum schlug ich durch die Propheten drein, durchbohrte sie mit dem Wort meines Mundes. Da trat mein Recht hervor wie das Licht.

6 Denn an Barmherzigkeit habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern; an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern."

 

Greuel an den Kultstätten

7 Sie aber brechen zu Adam den Bund. Dort sind sie mir untreu geworden.

8 Eine Stadt voller Frevler ist Gilead, besudelt mit Blut.

9 Einer Räuberbande gleicht die Rotte der Priester. Sie morden an der Straße nach Sichem. Untat verüben sie.

10 Schauriges habe ich gesehen in Israels Haus. Götzendienst treibt dort Efraim, besudelt sich Israel.

11 Auch dir, Juda, ist schon die Ernte bestimmt, wenn meines Volkes Geschick ich wende.

 

Kapitel 7:

1 Sooft ich Israel heilen will, tritt Efraims Sünde, Samarias Bosheit zutage. Denn sie üben nur Trug: Diebe brechen ein. Draußen plündern die Räuber.

2 Sie sagen sich nicht, daß ich all ihrer Bosheit gedenke. Jetzt stehen um sie her ihre Taten; offen liegen sie vor meinen Augen.

 

Ein Putsch folgt dem anderen

3 In ihrer Bosheit bereiten sie Freude dem König, in ihrem treulosen Treiben seinen Fürsten.

4 Allesamt sind sie falsche Gesellen. Sie gleichen einem glühender Ofen, den der Bäcker nicht mehr heizt, wenn er den Teig knetet und ihn aufgehen läßt.

5 Am Fest unseres Königs glühen die Fürsten vom Wein. Er tauscht mit Spöttern den Handschlag.

6 Sie glühen wie ein Ofen. Voll Arglist ist ihr Herz. Die ganze Nacht schläft ihr Zorn; am Morgen glüht er auf wie loderndes Feuer.

7 Sie alle glühen wie ein Ofen und zehren auf ihre Herrscher. Alle ihre Könige wurden gestürzt. Doch zu mir rief keiner von ihnen.

 

Das nichtige Vertrauen auf ausländische Mächte

8 Efraim läßt sich unter die Heiden verrühren, ein Kuchen, den man nicht umgewendet, war Efraim.

9 Fremde verzehren sein Mark; er merkt es nicht. Er merkt es auch nicht, daß grau schon sein Haar ist geworden.

10 Israels Stolz klagt sie offen an. Sie kehrten nicht zum Herrn, ihrem Gott, zurück und suchten ihn nicht trotz allem.

11 Einer Taube gleich ward Efraim, einfältig, ohne Verstand. Sie riefen Ägypten an, gingen nach Assur.

12 Wenn sie hinziehen, breite ich mein Netz über sie, hole sie herab wie Vögel des Himmels. Ich züchtige sie gemäß ihrer Bosheit.

 

Wehe über die Baalsdiener

13 Weh ihnen, sie wichen von mir! Fluch ihnen, sie wurden mir untreu! – Und ich soll sie erlösen, die gegen mich reden Lügen?

14 Sie schreien zu mir nicht von Herzen, wenn sie auf ihren Lagern heulen, sich ritzen, um Korn und Most zu erflehen, und doch sich mir widersetzen.

15 Die Arme stählte ich ihnen, doch sie sannen wider mich Böses.

16 Sie wenden sich wohl, aber nicht nach oben. Sie sind wie ein schlaffer Bogen. Ob ihrer lästernden Reden fallen ihre Fürsten durchs Schwert. Verlachen wird man sie im Lande Ägypten.

 

Kapitel 8:

'Mein Zorn entbrennt wider sie...'

1 Setze die Trompete an deinen Mund! – Wie ein Adler kreist das Unheil über dem Haus des Herrn, weil meinen Bund sie brechen und mein Gesetz übertreten!

2 Mir rufen sie zu: 'Mein Gott! Wir, Israel, kennen dich ja!"'

3 Das Heil stößt Israel weg, so wird der Feind es verfolgen.

4 Ohne mich setzen sie Könige ein, stellen Fürsten auf ohne mein Wissen. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold zu ihrem eigenen Verderben.

5 Zum Ekel ist mir dein Stierdienst, Samaria. – Mein Zorn entbrennt wider sie. Wie lange noch werden sie ohne Strafe bleiben?

6 Denn aus Israel stammt er, ein Künstler hat ihn verfertigt. Er ist kein Gott. In Stücke wird er zerhauen, der Stier Samarias.

7 Denn Wind säen sie, Sturm werden sie ernten. Der Halm setzt nicht Frucht an, bringt dann auch kein Mehl. Würde er es bringen, würden es Fremde verschlingen.

 

8 Verschlungen wird Israel!

9 Schon gilt es unter den Völkern als wertloses Gefäß. Denn sie liefen nach Assur. Ein Wildesel bleibt für sich allein, doch Efraim macht Liebesgeschenke.

10 Weil sie aber Geschenke den Völkern gaben, will ich in die Verbannung sie bringen. Dann hören sie bald auf, Könige und Fürsten zu salben.

11 Viele Altäre baut Efraim, um sich zu entsündigen – sie sind ihm zur Sünde geworden.

12 Und schreibe ich tausend Gesetze ihm vor, sie gelten ihm als fremd.

13 Schlachtopfer liebt man – man schlachtet. Fleisch liebt man – man ißt. Doch hat der Herr daran keinen Gefallen. Er gedenkt nunmehr ihrer Schuld und straft ihre Sünden. Nach Ägypten müssen sie wieder.

14 Israel vergaß seinen Schöpfer und baute Paläste. Viele feste Städte errichtete Juda. – Feuer will ich werfen in seine Städte, das frißt ihre Burgen.

 

Kapitel 9: Androhung der Verbannung bei einem Erntefest

1 Freue dich nicht, Israel, jauchze nicht wie die Völker! Denn treulos hast du deinen Gott verlassen. Dirnenlohn liebst du auf allen Tennen.

2 Tenne und Kelter wollen nichts mehr von ihnen wissen; der Most wird sie verleugnen.

3 Sie dürfen nicht länger wohnen im Land des Herrn. Efraim muß nach Ägypten zurück, und in Assur müssen sie Unreines essen.

4 Dem Herrn spendet man da keinen Wein, noch sind lieb ihm ihre Opfer. Wie Trauerbrot sind sie für sie. Unrein wird, wer sie ißt. Ja, für den eigenen Hunger nur reicht ihr Brot; es kommt nicht ins Haus des Herrn.

5 Was wollt ihr dann tun am Tag der Versammlung, am Jahresfest des Herrn?

6 Denn siehe, nach Assur müssen sie ziehen. Ägypten wird sie bestatten. Memfis wird ihre Grabstätte sein. Disteln überwuchern ihre geliebten Silbergötzen, Unkraut wächst in ihren Zelten.

 

Israels Feindschaft gegen die Propheten

7 Es kommen die Tage der Strafe. Es kommen die Tage der Rache. Israel, merke es dir! – "Der Prophet ist ein Narr, der Geistesmann ist verrückt" – so sagst du und zeigst, wie groß deine Bosheit, wie heftig deine Feindschaft.

8 Efraim liegt auf der Lauer gegen meinen Gott. Die Schlinge des Voglers ist dem Propheten gelegt auf all seinen Wegen; angefeindet wird er im Haus seines Gottes.

9 Tief sind sie gesunken wie in Gibeas Tagen. Doch ihrer Schuld gedenkt er, er straft ihre Sünden.

 

Bestrafung Israels wegen des Baalsdienstes

10 Wie Trauben in der Wüste, so fand ich einst Israel. Wie eine Frühfrucht am Feigenbaum im ersten Trieb, so schaute ich eure Väter. Doch als sie nach Baal-Pegor kamen, weihten sie sich dem Schandgott. Scheusale sind sie geworden wie der Gott, den sie liebten.

11 Wie Vögel fortfliegen, wird Efraims Menge verschwinden: Keine Geburt gibt es mehr, keine Schwangerschaft, keine Empfängnis.

12 Und sollten sie auch großziehen ihre Kinder, so mache ich sie doch kinderlos! Ja, weh ihnen, wenn ich sie verlasse!

13 Ich sehe, wie Efraim zum Jagen freigibt seine Kinder, wie Efraim seine Kinder zur Schlachtung führt.

14 Gib ihnen, Herr, was immer du magst: Gib ihnen unfruchtbaren Schoß und versiegte Brüste!

 

Die Greuel zu Gilgal

15 In Gilgal ward all ihre Bosheit verübt. Ja, ob ihres frevlen Tuns habe ich dort gelernt, sie zu hassen. Ich will sie jagen aus meinem Haus. Ich liebe sie nicht mehr. Aufrührer sind all ihre Fürsten.

16 Ins Mark getroffen ist Efraim. Seine Wurzel verdorrt. Keine Frucht wird es bringen. Auch wenn sie gebären, töte ich die geliebte Frucht ihres Schoßes.

17 Verwerfen wird sie mein Gott; denn sie folgen ihm nicht. So mögen sie unstet sein unter den Völkern.

 

Kapitel 10: Zerstörung der ungesetzlichen Kultstätten

1 Ein üppiger Weinstock war Israel, dessen Früchte gediehen. Doch je mehr die Zahl seiner Früchte wuchs, um so mehr Altäre stellte es auf. Je besser der Erdboden trug, um so schönere Götzensäulen errichtete es.

2 Geteilt ist ihr Herz. Nun werden sie es büßen: Ihre Altäre sollen zertrümmert, ihre Götzensäulen zerschlagen werden!

3 Dann freilich werden sie sagen: "Wir haben keinen König, weil wir den Herrn nicht gefürchtet. Aber auch ein König – was könnte der für uns tun?"

4 Sie machen nur Worte, schwören trugvolle Eide, schließen Bündnisse ab: Wie Giftkraut in den Ackerfurchen ist das Recht.

5 Um den Stier von Bet-Awen tragen Sorge die Einwohner von Samaria. Ja, sein Volk trauert um ihn. Es zittern für ihn seine Priester, um seinen herrlichen Schatz, weil er weg von ihm wandert.

6 Auch ihn schleppt man nach Assur fort als ein Geschenk für den Großen König. Schmach wird sich Efraim holen. Zuschanden wird Israel an seinen Plänen.

7 Vernichtet wird Samaria. Wie ein Holzstück auf dem Wasser treibt fort sein König.

8 Verwüstet werden die Unheilshöhen, Israels Sünde. Dorn und Distel wuchern auf ihren Altären. Zu den Bergen werden sie sagen: "Bedeckt uns!", "Fallt über uns!" zu den Hügeln.

 

Strafe für den gesetzwidrigen Stierdienst

9 "Seit Gibeas Tagen währt Israels Sünde. Dort sind sie mir treulos geworden. Soll sie bis Gibea hin nicht der Krieg gegen die Rotte der Frevler verfolgen?

10 So komme ich und züchtige sie. Völker sammeln sich gegen sie, wenn ich ob ihrer doppelten Schuld sie strafe.

11 Efraim war ein gelehriges Rind, willig zum Dreschen. Darum lege ich auf seinen schönen Nacken das Joch und spanne Efraim ein. Juda soll pflügen, Jakob soll eggen!

12 Sät in Gerechtigkeit ein, erntete in Liebe! Brecht Neuland auf! Denn es ist Zeit, zu suchen den Herrn, daß er komme und Gerechtigkeit regnen lasse über euch.

13 Ihr habt Frevel gesät, Unheil geerntet, die Frucht der Lüge gegessen. – Magst du auch deinen Wagen vertrauen, deinen vielen Kriegern,

14 so wird doch Kriegslärm ertönen in deinen Städten. All deine Festungen werden zerstört, so wie Schalman am Tag der Schlacht Bet-Arbeel zerstörte. Zerschmettert werden die Mütter samt ihren Kindern.

15 Solches tat Bet-El euch an. Ob eurer abscheulichen Bosheit wird Israels König bald völlig vernichtet."

 

Kapitel 11: Gottes ewige Liebe

Das Lied vom 'Verlorenen Sohn'

1 "Als Israel jung war, gewann ich es lieb und rief meinen Sohn aus Ägypten.

2 Doch je mehr ich sie rief, desto weiter entliefen sie mir. Den Baalen opferten sie und streuten Rauchwerk den Götzen.

3 Und doch habe ich Efraim am Gängelband geführt und ihn auf meine Arme gehoben. Doch sie haben nicht erkannt, daß ich ihr Heiland war.

4 Mit Banden der Güte zog ich sie zu mir, mit Fesseln der Liebe. Von ihrem Nacken löste ich das Joch. Ich neigte mich zu ihm nieder und gab ihm zu essen.

 

Züchtigung und Verbannung

5 Zurück muß Efraim nach Ägypten! Sein König sei Assur, weil sie die Umkehr verweigern!

6 In ihren Städten wird wüten das Schwert, wird ihre Riegel zerbrechen, sie fressen ob ihrer Pläne.

7 Mein Volk neigt ja dazu, sich von mir zu wenden. Ruft man es aufwärts, erhebt sich keiner von ihnen.

 

Gottes Erbarmen

8 Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie könnte ich dich hingeben, Israel, dich preisgeben wie Adma, dich vernichten wie Zebojim? Nein, es dreht sich das Herz in mir um. Mein ganzes Gefühl bäumt sich auf.

9 Ich will nicht tun nach der Glut meines Zornes. Ich kann nicht Efraim wieder vernichten. Denn Gott bin ich und kein Mensch, in deiner Mitte der Heilige. Nicht komme ich zu dir in der Glut meines Zornes."

 

Die Heimkehr aus der Verbannung

10 Hinter dem Herrn ziehen sie her. Wie Löwengebrüll ist sein Ruf. Auf seinen Ruf hin kommen vom Westen Israels Kinder zitternd herbei.

11 Wie Vögel kommen sie zitternd herbei, wie Tauben aus Assur. "In ihre Häuser führe ich sie wieder zurück" – Spruch des Herrn.

 

Kapitel 12: Israels Sünde, Läuterung und künftiges Heil

Israel und sein Stammvater

1 Efraim umgibt mich mit Falschheit, Israels Haus mit Trug. Und Juda schwankt hin und her gegen Gott, gegen den Heiligen, der getreu ist.

2 Efraim weidet den Wind, hascht nach dem Ostwind, immerfort übt es Lüge und Bedrückung. Mit Assur schließen sie ein Bündnis, liefern Öl als Tribut nach Ägypten.

3 Ein ernstes Wort hat der Herr mit Juda zu reden. Er muß Jakob vergelten nach seinem Wandel, ihn strafen nach seinem Tun.

4 Schon im Mutterschoß betrog er den Bruder. In seiner Manneskraft rang er mit Gott.

5 Er rang mit dem Engel und siegte. Er weinte und flehte ihn an. In Bet-El fand er ihn wieder. Daselbst redete er mit uns,

6 der Herr, der Gott der Heerscharen – 'Herr' ist sein Name!

7 So kehre denn um zu deinem Gott. Übe Liebe und Recht! Harre immerfort deines Gottes!

 

Israels Undank und Strafe

8 Falsche Waage handhabt er wie ein Kanaaniter. Er liebt zu betrügen.

9 Efraim spricht: "Ich wurde doch reich, erwarb mir Vermögen. All mein Besitz weist kein Unrecht mir nach, das Sühne verdiente."

10 "Ich aber, der Herr, dein Gott vom Land Ägypten, lasse dich wieder in Zelten wohnen wie in der Zeit der Begegnung.

11 Ich habe zu den Propheten geredet, ich bin es, der viele Visionen gab und in Gleichnissen sprach durch die Propheten.

12 Schon in Gilead verübte man Greuel, betrügerisch ist auch jetzt ihr Tun! Sie brachten Opferstiere in Gilgal dar. So sollen auch ihre Altäre werden wie die Steinhaufen an den Furchen der Äcker."

13 In das Gebiet von Aram floh Jakob. Um eine Frau tat Israel Dienst. Um eine Frau hütete er Schafe.

14 Durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten. Durch einen Propheten ward es behütet.

15 Doch Efraim hat ihm bitteren Kummer bereitet. So läßt der Allmächtige auf ihm seine Blutschuld lasten, wird ihm vergelten seine Schandtat.

 

Kapitel 13:

'Menschen küssen Kälber!'

1 Wenn einst Efraim sprach, herrschte Schrecken. Denn mächtig war er in Israel. Doch als er in Schuld fiel durch Baal, siechte er dahin.

2 Und jetzt noch freveln sie weiter, fertigen ein Gußbild aus Silber sich an, nach dem Muster von Götzen. Machwerk von Künstlern ist alles. "Ihnen", sagen sie, "opfert!" – Menschen küssen Kälber!

3 Darum werden sie sein wie Wolken am Morgen, wie vergehender Tau in der Frühe, wie Spreu, die verfliegt von der Tenne, wie der Rauch, der durchs Gitterwerk zieht.

 

Das undankbare Volk

4 "Doch ich, der Herr, bin dein Gott von Ägypten her. Du kennst außer mir keinen Gott. Außer mir gibt es keinen Helfer.

5 Ich trug Sorge um dich in der Wüste, im Land der Gluten.

6 Bei guter Weide wurden sie satt, ja, als sie satt waren, überhob sich ihr Herz. Darum vergaßen sie mich.

 

Der Zorn Gottes

7 So will ich wie ein Löwe werden für sie, will ihnen auflauern am Weg wie ein Panther.

8 Ich falle sie an wie die Bärin, der Jungen beraubt, und zerreiße ihnen das Herz in der Brust. Dann sollen die Hunde sie fressen, sie zerfleischen die Tiere des Feldes!

9 Das ist dein Unheil, o Israel! Wer kann dich schützen vor mir?

10 Wo bleibt dein König, daß er dich rettet in all deinen Städten? Und all deine Fürsten, von denen du sagtest: 'Gib mir König und Fürsten!'

11 Ich gebe dir in meinem Zorn einen König und nehme ihn wieder in meinem Grimm.

 

Mitleid ist meinen Augen verborgen!

12 Efraims Schuld ist wohlverwahrt. Seine Sünde ist wohlgeborgen.

13 Es kommen die Wehen für seine Geburt – doch ist er ein törichtes Kind, denn zu rechten Zeit stellt er sich nicht im Muttermund ein.

14 Ich soll von der Unterwelt sie erlösen, vom Tod sie befreien? – Wo sind deine Seuchen, o Tod? Wo ist dein Stachel, o Totenreich? Mitleid ist meinen Augen verborgen!"

15 Wohl sieht einem Fruchtbaum er gleich unter den Stammesbrüdern – der Ostwind braust, der Sturmwind des Herrn, herauf aus der Wüste. Da vertrocknet sein Quell, sein Brunnen versiegt: Seine Schätze wird er rauben und all sein kostbares Gut.

 

Kapitel 14:

1 Verwüstet wird Samaria, weil es sich widersetzte seinem Gott: Durch das Schwert werden sie fallen. Zerschmettert werden ihre Kinder, aufgeschlitzt ihre Schwangeren.

 

'Bekehrt euch zum Herrn!'

2 Israel, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott! Durch die eigene Schuld kamst du zu Fall.

3 Nehmt mit euch Worte der Reue! Bekehrt euch zum Herrn und fleht zu ihm: "Nimm weg alle Schuld und laß dich versöhnen! So wollen wir dir darbringen den Lobpreis unserer Lippen.

4 Unser Helfer soll Assur nicht sein! Auf Pferden wollen wir nicht mehr reiten und nicht mehr 'Unser Gott!' zum Werk unserer Hände sagen; denn bei dir findet die Waise Erbarmen."

 

'Ich will für Israel sein wie der Tau...'

5 "Von ihrem Abfall will ich sie heilen und herzlich sie lieben; denn mein Groll ist von ihnen gewichen.

6 Ich will für Israel sein wie der Tau. Blühen soll es wie die Lilie, Wurzel schlagen wie des Libanon Zedern!

7 Ausbreiten sollen sich seine Schößlinge! Wie des Ölbaums soll sein seine Pracht, wie vom Libanon sein Duft!

8 Dann sollen sie wieder in meinem Schatten wohnen, Getreide anbauen und wie der Weinstock blühen! Sie werden berühmt sein wie des Libanon Wein.

9 Was hat dann Efraim noch mit den Götzen zu schaffen? Ich allein erhöre ihn dann und schaue auf ihn nieder. Wie eine immergrüne Zypresse bin ich für ihn; an mir findet er reiche Frucht."

 

Nachwort

10 Wer ist so klug, dies einzusehen? So weise, daß er es begreift? Gerade sind die Wege des Herrn. Gerechte wandeln auf ihnen. Doch die Frevler kommen auf ihnen zu Fall.