Vorbereitungsgebet

O Jesus, Ewiger Sohn des Ewigen Vaters,
wahrer Gott vom wahren Gott,
lass mich in dieser heiligen Übung
Deines Kreuzweges schauen,
wie Du Dein gnadenspendendes Leiden
in dieser Welt durch alle Jahrhunderte
hindurch in Deiner Kirche fortsetzt
und vollendest.
Ergänze Du selbst in uns,
den Gliedern Deines mystischen Leibes,
was an Deinem Leiden für die Vollendung
Deiner Kirche noch aussteht.
Schmerzhafte Mutter Maria,
Herz der heiligen Kirche,
Tempel des Heiligen Geistes
und Sitz der Weisheit,
gib mir auf diesem Kreuzweg Anteil
an Deinem Mitleiden und Miterlösen.
Amen.

 

1. Station – Jesus wird zum Tod am Kreuz verurteilt1. Station – Jesus wird zum Tod am Kreuz verurteilt

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Wir erinnern uns der heuchlerischen Geste des Pilatus: Er wusch sich die Hände zum Zeichen der Unschuld und sprach doch das Todesurteil über den Erlöser aus. Es hat sich an dieser Gesinnung bis heute nicht viel geändert: sie waschen alle in Unschuld ihre Hände, sie schieben die Verantwortung auf anonyme Mehrheiten, auf demokratisch gewählte Ausschüsse; waschen sich die Hände in Unschuld und unterzeichnen wieder und wieder das Todesurteil für Christus – indem sie zulassen, dass der Glaube verfälscht wird.

Und viele kleinere und kleine Pilatusse setzen – statt ihre Stimme zu erheben, statt zu protestieren – ihren Namen in missverstandenem Gehorsam unter den Urteilsspruch. Armer Erlöser, der Du in Deiner Kirche immer wieder Deine Verurteilung erfährst!

In der Einsicht unserer Schuld wollen wir die Konsequenzen ziehen: wir wollen nicht warten, bis andere aufwachen; wir selbst wollen das Unsere in unserem Rahmen tun und nicht stillschweigen, wenn man Dich, o Herr, wieder zum Tode verurteilen möchte. Wir wissen aber auch, dass wir unehrlich wären, wollten wir die Bekehrung nicht bei uns selbst beginnen, und wir versprechen es Dir am Beginn dieses Kreuzweges, Deinen Willen in allem und jedem mehr als bisher zur Richtschnur unseres Lebens zu machen.

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

2. Station – Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter2. Station – Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

"Wer sein Kreuz nicht trägt und mir nicht nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein" (Lk 14,27), sagte Christus zu den Seinen, doch wurden diese Worte von Seinen Jüngern gelegentlich, von uns allen aber gründlich, vergessen. Die Opferscheu hat unser ganzes religiöses Leben unglaubwürdig gemacht, sie ist auch die Ursache des Priestermangels, der Grund des katastrophalen Versagens in moralischer, sittlicher Hinsicht. Man will vom Kreuz nichts mehr wissen; trifft aber das Kreuz einen Menschen derart, dass er nicht mehr ausweichen kann, so tritt Murren und Klagen an die Stelle geduldigen Ertragens.

O Herr, unser Erlöser, durch das Kreuz hast Du uns erlöst. Wie sollten wir dieser Erlösung würdig sein, wenn wir nicht bereit sind, das Kreuz auf uns zu nehmen? Wir dürfen kaum sagen, dass wir Dich lieben, wenn wir nicht bereit sind, Dir auch Opfer zu bringen. Wir wissen, dass Du in Deiner Güte uns nicht Kreuze aufbürdest, die nicht notwendig wären zu unser aller Heil. So, wie eine Krankheit oft durch einen schmerzhaften Eingriff geheilt werden kann, so ist im Leben für uns das Kreuz oft notwendig, sollen wir nicht in Ewigkeit verloren gehen. Darum, o Herr, bitten wir Dich: gib uns Kraft und Liebe, um das Kreuz bereitwillig auf uns zu nehmen, so wie Du es getan hast.

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

3. Station – Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze3. Station – Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuze

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Der Sturz war vorauszusehen: die Last war einfach zu schwer. Zu dem körperlichen Schmerz hinzu kam noch die innere Einsamkeit: ringsum rohe Menschen ohne Mitleid, denen das Leiden des Erlösers bestenfalls gleichgültig war; ja, die sich sogar freuten, Seine Qualen vergrößern zu können. Wie bitter ist dieses Leiden-müssen umgeben von Verständnislosigkeit.

Christus leidet heute in Seiner Kirche, Er stürzt in Seiner Kirche zu Boden, rohe Schergen helfen dabei noch nach. Du, unser Erlöser, gib uns etwas von Deiner inneren Kraft, inmitten einer christenfeindlichen Umwelt uns von einem Fall immer wieder zu erheben! Lass uns nicht gleichgültig Dir gegenüber sein!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

4. Station – Jesus begegnet seiner betrübten Mutter4. Station – Jesus begegnet seiner betrübten Mutter

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Endlich ein Mensch, der dem leidenden Erlöser nicht Hass, sondern Liebe entgegenbringt: wenigstens die Erleichterung, die das Mitleid gewährt! Und doch: welchen Schmerz bedeutet es für die Mutter Gottes, ansehen zu müssen, wie sehr ihr Kind, an dem ihr ganzes Herz hängt, leiden muss! Wer den Erlöser kränkt, kränkt Seine Mutter; wer Seine Mutter schmäht und beleidigt, schmäht und beleidigt deren Sohn: zu allen Zeiten der Kirche fand man im Gefolge der Irrlehren immer eine Geringschätzung der allerseligsten Jungfrau, und jede restaurative Bewegung in der Kirche war immer von tiefer Marienverehrung gekennzeichnet! Wenn wir wieder Ordnung in der Kirche haben wollen, müssen wir uns an die Mutter Gottes halten!

O Mater dolorosa, wir wollen auf Deiner Seite stehen, mit Dir Christus in Seiner leidenden Kirche beweinen, mit Dir wollen wir versuchen, wenigstens etwas die Schmerzen zu lindern, keinesfalls aber gleichgültig zusehen! Lieber bei der weinenden Mutter Gottes stehen und dem leidenden Erlöser in die Augen sehen dürfen, als bei den selbstgerechten Schriftgelehrten den Triumph der Schlechtigkeit auskosten!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

5. Station – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen5. Station – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Nicht Mitleid war es, dass man Simon von Cyrene zwang, das Kreuz tragen zu helfen: man wollte nur, dass Christus unbedingt die Schmach und Schande des Kreuzes sicher erlebe. Auch heute wird dem leidenden Erlöser in Seiner Kirche gelegentlich dem Anschein nach eine Erleichterung verschafft, und letztlich steht auch hier im Hintergrund oft die teuflische Absicht, die Kirche zu kreuzigen. Und wir, wie benehmen wir uns in der Rolle Simons? Tragen wir das Kreuz nur gezwungen – oder aus Liebe?

Herr Jesus Christus, wir wollen Dir wirklich ehrlich das Kreuz tragen helfen. Wir müssen uns gut überlegen wie wir das am besten zuwege bringen. Erleuchte uns, dass wir entschlossen und klug mit angreifen, wenn wir sehen, dass wir Kreuz tragen helfen können. Kein anderes Motiv, nicht Wichtigtuerei, nicht Dickköpfigkeit, nur die Liebe zu Dir soll unser Handeln in der Kirche bestimmen!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

6. Station – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch6. Station – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Eine der frommen Frauen versucht in einer spontanen Geste die Leiden des Erlösers wenigstens zu lindern. Man hat vielleicht über sie gelächelt oder gemurrt, sie aber hatte dafür kein Augenmerk: nur das Antlitz des leidenden Erlösers drängte sie, zu helfen. Die Gesichtszüge des Herrn, so wird uns berichtet, haben sich dann in dem Tuch abgeprägt.

Warum finden wir heute so selten die Gesichtszüge Christi in seinen Dienern abgeprägt, warum ist so viel Diesseits und so wenig Jenseits in den Physiognomien der Menschen zu spüren? Weil die lautere Liebe zu Gott fehlt, weil wir an uns selbst und nicht an Ihn denken!

"O Haupt voll Blut und Wunden", so sangen unsere Vorfahren in frommen Weisen, um in Liebe am Leiden Christi teilzunehmen. Wir sind so kalt geworden, o Herr, unsere Gottesdienste sind nicht mehr das Bild Deiner Züge, welche Du uns einprägtest, sondern vielmehr ein Abbild innerer Leere und Kälte. Erfülle uns wieder mit der Glut Deiner Liebe, die uns alles andere vergessen lässt! Sende uns Menschen, welche in Deinem Auftrag wieder Dein Abbild in die Kirche einprägen und gleichzeitig die Karikatur der Teufelsfratze aus der Kirche tilgen!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

7. Station – Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuze7. Station – Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuze

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Trotz der Hilfe des Simon von Cyrene stürzt der Herr ein zweites und drittes Mal, die Schmerzen nehmen mehr und mehr zu, die Kräfte lassen nach. Schwache Naturen würden aufgeben. Christus aber kennt Seine Sendung vom Vater, Er rafft Sich wieder auf und geht den Kreuzweg weiter. Christus stürzt in seiner Kirche öfter als dreimal, immer schwerer, immer schmerzlicher. Wir sind immer dazu geneigt, aufzugeben; wir sagen, es nütze ohnehin nichts mehr, nur um das mühsame Von-vorne-Anfangen zu vermeiden. Das aber wäre nicht mehr Nachfolge Christi!

Herr Jesus Christus, Deinem Beispiel gemäß wollen wir uns immer wieder aufrichten und nicht resignieren. Wir wissen: jeder unserer eigenen großen und kleiner Fehler belastet in der Krisenzeit der Kirche diese noch zusätzlich; wir können uns das einfach nicht leisten, wir wollen nicht an Deinem schmerzlichen Stürzen in der Kirche mitschuldig werden. So gib uns, o Herr, die Kraft, den Kreuzweg reinen Herzens zu gehen!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

8. Station – Jesus tröstet die weinenden Frauen8. Station – Jesus tröstet die weinenden Frauen

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

"Weint nicht über mich, sondern weint über euch und über eure Kinder" (Lk 23,28), sagte der Erlöser zu den weinenden Frauen Jerusalems. An weinenden Frauen und Männern hat die Kirche heute keinen Mangel: geklagt wird genug. Vermögen wir sonst nichts? Dann trifft uns der Vorwurf des Herrn, über uns selbst zu weinen. Die Kirche stünde in einer besseren Situation, wäre nicht nur geklagt, sondern auch gehandelt worden.

Lieber Heiland! Ja, wir müssen weinen und klagen: über das Schicksal Deiner Kirche und unsere eigenen Sünden, die es so weit haben kommen lassen.

Aber unser Klagen ist nur dann ehrlich, wenn es uns zur Tätigkeit anspornt, und dies nehmen wir uns jetzt vor: unser unerschrockenes Eintreten für die Kirche sowie unsere Selbstheiligung sollen unser Beitrag dazu sein, die Kirche wieder als Haus voll Glorie schauen zu dürfen!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

9. Station – Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuze9. Station – Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuze

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Das psychologisch lähmende Auf und Ab ist ein Grundzug des Kreuzweges: nach dem ersten Sturz die lindernde Begegnung mit der Mutter, die Geste der Veronika; nach dem zweiten Sturz die Teilnahme der weinenden Frauen; darauf aber wieder die Trostlosigkeit des dritten Sturzes. Wie zermürbend hat doch der Teufel Regie geführt! Und ebenso zermürbend führt er auf dem Kreuzweg der Kirche Regie!

Da kommen Meldungen, welche die Hoffnung aufkeimen lassen, der Tiefpunkt der Entwicklung sei überwunden, es gehe nun wieder aufwärts; bald zerstören dann Enttäuschungen wieder alle Hoffnung, und wir sehen nur, dass mehr Menschen dem Sog des teuflischen Handwerkes zum Opfer fallen.

Und wir werden müde. Aber der Herr hat auch nach dem dritten Sturz den Kreuzweg noch fortgesetzt. Jesus Christus, Herr Deiner Kirche, mit Dir wollen wir den Kreuzweg durchleiden, mit Dir wollen wir nach jedem Sturz uns wieder erheben. Wir leben in einer schlimmen Zeit; zugleich ist es die Zeit, in welcher wir Dir beweisen können, dass wir in Treue zu Dir stehen wollen. Gib uns, o Herr, die Kraft, Dir treu zu bleiben!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

10. Station – Jesus wird seiner Kleider beraubt10. Station – Jesus wird seiner Kleider beraubt

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Der Betäubungstrank aus Essig und Galle hätte die Schmerzen gelindert, aber das Bewusstsein geraubt. Christus wollte lieber bewusst leiden, als im Dämmer der Narkose den Erlösungstod zu sterben. Der Betäubungstrank steht auch heute zur Verfügung: beschwichtigende Redensarten, welche den Blick für die ernste Lage der Kirche trüben sollen. Dem Beispiel des Herrn folgend, wollen wir den schmerzlichen klaren Blick einer Täuschung vorziehen. – Die Entkleidung vor der Kreuzigung, wie sie damals üblich war, sollte dem Herrn den Rest menschlicher Würde rauben und Ihn dem Gespött preisgeben, wie dies heute in lästerlichen und sakrilegischen Theaterstücken und anderen literarischen Erzeugnissen geschieht.

O unser leidender Erlöser, wir wollen uns nichts vormachen, uns nicht selbst betrügen; bewusst wollen wir mit Dir den Kreuzweg der Kirche durchleiden. Die ehrwürdigen Kleider einer frommen geheiligten Liturgie, welche man Dir vom Leibe gerissen hat, um in Gottesdiensten, welche diesen Namen gar nicht mehr verdienen, Dein Andenken zu schänden; diese Kleider wollen wir, so gut wir nur können, Dir wieder zurückerstatten. Ganz bewusst wollen wir jede Geste der Ehrfurchtslosigkeit, sei es auch nur aus Bequemlichkeit, stets vermeiden. Unser ganzes Benehmen im Haus Gottes soll jene Ehrfurcht widerspiegeln, welche man heute zu zertreten versucht. Dies lassen wir nicht zu.

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

11. Station – Jesus wird an das Kreuz genagelt11. Station – Jesus wird an das Kreuz genagelt

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Die Kreuzigung war nicht nur die schmerzhafteste, sondern auch schimpflichste Todesart, das Kreuz ein Zeichen der Schande. Als man Christus ans Kreuz nagelte, da wollte man beides, Schmerz und Schande für Ihn. Aber die Pläne der Hölle scheitern auf lange Sicht immer: das Kreuz ist seit 2000 Jahren das Zeichen des Sieges über das Böse, und Christus selbst zeigte sich nach Seiner Auferstehung mit verklärten Wundmalen. Zunächst freilich war nur Bitternis und Schmerz der Annagelung fühlbar, und äußerste Trostlosigkeit prägte diese Stunden.

Vertrauen erbitten wir von Dir, o Herr: Deine Kirche erleidet eine schimpfliche und schmerzliche Annagelung: es sind viele große Nägel, welche Dich durchbohren: die Verfälschung des Glaubens, die Verführung zur Unkeuschheit, die Entwürdigung des Gottesdienstes, die Missachtung Deines Statthalters in Rom und viele andere Nägel. Lass nicht zu, o Gott, dass auch wir mitschuldig werden an diesen Nägeln, gib uns die Gnade, dass wir die Verklärung Deiner heiligen Wunden bald, bald sehen dürfen!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

12. Station – Jesus stirbt am Kreuz12. Station – Jesus stirbt am Kreuz

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

"Durch Dein heiliges Kreuz hast Du die Welt erlöst", so beten wir. Unsere Sünden haben diese Erlösung notwendig gemacht. Wie schwer muss vor Gott eine Sünde wiegen, wenn er Seinen eigenen Sohn als Opfer einem schmerzvollen Tod aussetzt, um uns von den Sünden und der Strafe der Hölle zu befreien! Wie unverantwortlich ist es, die Sünde zu bagatellisieren, sie psychologisch aushöhlen zu wollen! Wie gedankenlos ist dieses sich als ‚Verständnis‘ drapierende Entschuldigen der Sünden!

Nein, o Herr, wir wissen es: wir alle sind Sünder, mehr oder weniger, für uns alle hast Du Dich kreuzigen lassen, um uns zu erlösen, sofern wir uns nur erlösen lassen. Und dieses Erlösungsopfer wird in jeder Heiligen Messe vergegenwärtigt, erneuert und wirksam. Der Ernst der Stunde von Golgotha liegt heute mehr denn je über jeder Heiligen Messe. Wir wollen uns das Messopfer durch nichts rauben und durch nichts ersetzen lassen! Nicht unter dem Kreuz des linken Schächers, der lästert, ist unser Platz, sondern unter dem Kreuze Christi neben der leidenden Mutter Gottes, neben der Büßerin Maria Magdalena, neben dem einzigen verbliebenen Apostel Johannes. Bei diesem Apostel verbleiben wir. – Wir fliehen nicht mit den anderen zehn, wir verraten den Herrn nicht mit Judas!

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

13. Station – Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt13. Station – Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Die größten Meister der Malerei und Plastik haben das Bild der trauernden Mutter mit ihrem toten Sohn auf dem Schoße darzustellen versucht. Es dürfte aber fast unmöglich sein, die ganze Trostlosigkeit und das Leid der Mutter Gottes in ihren Gesichtszügen darzustellen: nur in von Liebe getragenem Mitleid können wir diesen Schmerz ermessen. – Die heilige Mutter Kirche hat heute einen toten Sohn auf ihrem Schoß. Dieser tote Sohn ist die ruinierte Jugend! Die Verantwortlichen sind feige geflohen und suchen nach Ausreden und Entschuldigungen. Davon aber wird dieser Tote nicht lebendig, große Hoffnungen wurden zerstört. Es fällt schwer, bei diesem Leichnam noch an eine Auferstehung zu glauben.

Und doch werden wir nicht aufhören, um diese Auferstehung zu beten. Wir flehen die Mutter Gottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoße an: Nimm unsere Jugend unter Deinen Schutzmantel, lass sie nicht vom Schmutz moralischer Zersetzung erstickt werden; führe die Verirrten zurück; sei in Deiner Verlassenheit uns Trost; gib uns Kraft, an eine Zukunft glauben zu können zu einem Zeitpunkt, wo dies menschlich gesehen unsinnig erscheint! Virgo virginum praeclara, mihi iam non sis amara, fac me tecum plangere. (Hehre Jungfrau der Jungfrauen, willst in Gnaden mich anschauen, lass mich teilen Deinen Schmerz!)

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

14. Station – Jesus wird in das Grab gelegt14. Station – Jesus wird in das Grab gelegt

V: Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich.
A: Denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!

Einst betete unser Volk am Karfreitag und Karsamstag viel und innig vor dem heiligen Grab. Auch dies wird uns heute zunehmend erschwert – die Grabschändung reiht sich würdig an die Kreuzigung Christi in Seiner Kirche. Doch: wir lassen uns den Heiland nicht aus dem Grabe stehlen, sondern wollen treu Wache halten; das Grab Christi ist ja nicht nur der Schlusspunkt des Kreuzweges und des Leidens – es ist auch Ausgangspunkt der Auferstehung. Und auf diese warten wir unverdrossen und unbeirrbar.

Herr Jesus Christus, unser Gott und Erlöser, einige wenige Getreue haben Dir eine würdige Grabstätte bereitet. Wir wissen, dass die Treuen in schweren Zeiten immer nur wenige sind. Gewähre uns, unter diese Treuen zu zählen, dann können wir Schmähung, Verleumdung und Diskriminierung ertragen und die irdische Stellung riskieren, so wie Joseph von Arimathäa und Nikodemus es getan haben. Als Deine Getreuen dürfen wir aber dann auch hoffen, dass wir bald Deine Auferstehung in Deiner Kirche erleben dürfen: ein Erdbeben wird den Stein der Schriftgelehrten wegschleudern; das Siegel der Pharisäer auf Deinem Grab wird zerrissen werden; Du wirst in Deiner Kirche, wider alles Erwarten, glorreich auferstehen; und wir werden die Botschaft Deiner heiligen Engel hören dürfen: Ite, nuntiate, quia surrexit – Geht hin und verkündet, Er ist auferstanden! Und wir werden dann wieder hierher zur Gnadenmutter kommen und ihr freudig zurufen: Regina coeli, laetare – Freu Dich, Du Himmelskönigin! Gib, o Gott dass es bald sei! Amen.

Vater unser ...
Gegrüßet seist Du, Maria ...

V: Gekreuzigter Herr Jesus Christus,
A: erbarme Dich unser und hilf den Armen Seelen im Fegfeuer.

 

14. Station – Jesus wird in das Grab gelegtSchlussgebet

O Jesus, Du setzt Dein ganzes
Erlösungswerk im Heiligen Messopfer,
in der Predigt des Evangeliums
und in der Spendung
der Sakramente der Kirche fort.
Um Deines Leidens willen bitte ich Dich:
Mache aus mir ein gelebtes Heiliges Messopfer,
eine ergänzende Menschheit,
damit ich auf Erden in einer heiligen Lebens-,
Leidens- und Liebesgemeinschaft mit Dir stehe,
um so dereinst als Glied der triumphierenden Kirche
ewig Deine Herrlichkeit anbetend schauen zu dürfen. Amen.