• Offenbarung an Barbara Weigand, Bd. 1-7

1. Januar 1902

"Weil er standgehalten und die Gnade ergriffen hat, so will Ich ihm die Gnade der Unterscheidung der Geister geben."

Jesus: "Sage N., Ich entbiete ihm zum neuen Jahr einen herzlichen Gruß und beglückwünsche ihn zu dem, was er bereits hinter sich hat. Weil er sich überwinden konnte, zu glauben, hat er vor seinen Brüdern und Genossen sehr vieles voraus. Denn Ich rechne es ihm noch zu größerem Verdienst, daß er dir geglaubt, als dir, weil du überzeugt sein mußt, daß Ich es bin, während er auf dein Wort hin glauben muß, und weil er dazu seine ganze Ehre und seinen guten Namen riskiert hat, indem er dir die ganze Zeit beistand.

Du hättest ja auch nicht standhalten können, und es hätte ja auch eine Enttäuschung sein können und dann wäre er blamiert gewesen. Das alles habe Ich ihm groß angeschlagen. Weil Ich will, daß das Glaubensleben aller Christen soll erneuert werden, so muß jemand dabeistehen, der die Sache befördert. Auf ihn habe Ich Mein Auge geworfen, und weil er standgehalten und die Gnade ergriffen hat, so will Ich ihm die Gnade der Unterscheidung der Geister geben, daß er bei all seinen Kindern, die er zu leiten bekommt, nicht fehlgehen kann. Er soll nur in sich immer den Heiligen Geist fragen. Ich gebe ihm die Gnade, die Geister zu unterscheiden in den schwierigsten Fällen, welcher Geist den Menschen leitet.

Auch soll er vor seinen Amtsbrüdern immer die heilige Freude genießen und die Sicherheit und Gewißheit, daß er mit Gott vereinigt ist und all sein Wirken in Gott ausübt. Das ist aber eine solche Auszeichnung für ihn, daß die Zeit kommt, wo sie mit Bewunderung auf ihn schauen und bereuen, daß sie es nicht auch so gemacht wie er. Diese Gnade hat er nur dadurch erlangt, daß er über sich hinwegging und glaubte. Und weil er den Tadel und die Verachtung der Menschen nicht gescheut, so hat er auch das voraus, daß Ich ihn über die anderen Ängste und Zweifel hebe, mit denen viele andere geplagt sind. Ich gebe ihm die Sicherheit, daß er sein Heil wirkt, daß er ohne Scheu sich nicht mehr umzusehen braucht, während anderen in den Sinn kommt auszutreten, oder sie meinen, wenn sie hier oder dort wären. Sie kommen nicht aus sich heraus, weil sie das liebe 'Ich' nicht vergeben wollen.

Sie haben nur in sich zu kämpfen und zu hadern. Ich liebe es, wenn der Mensch großmütig sich etwas vergeben kann und über sich hinweggeht. Weil er das Opfer seiner Ehre gebracht, kann Ich ihm das andere ersparen, daß er meint, er sei nicht am rechten Platz. Das ist die Krankheit von N. Er wollte glatt dastehen und nichts tun und hat nichts als ein gemartertes Leben."

Barbara: Der Herr ließ mich durchblicken, daß er es noch erlebt, daß die Sache durchgeführt ist, und daß die geistige Freude seine Gesundheit hält und er noch länger lebt. Er soll die Freude nur nach außen zeigen.


6. Januar 1902

Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:

Jesus: "Ihr habt nur die Aufgabe festzustehen und alles das, was Ich euch sage und mitteile, zu befördern; denn es ist die wichtigste Sache, die es noch gegeben hat, weil alles für Meine Kirche von großem Nachteil und Schaden ist, wenn es nicht beachtet wird. Ob die Leute so oder so reden und wie die Priester der Sache gegenüberstehen, muß euch Nebensache sein. Ihr habt darüber nicht zu grübeln. Eure Hauptaufgabe ist, daß ihr das besorgt, daß es für die Kirche verwertet werden kann.

Ich betone es nochmals, die Geistlichkeit, die Bischöfe, Priester und klösterlichen Genossenschaften sollen ihren Posten nicht verlassen, weil sie sonst dem Feind Tür und Tor öffnen und das Kirchengut preisgeben, selbst dann nicht, wenn sie sich von den Gläubigen unterhalten lassen müssen, weil ihr Geld nicht ausreicht. Die Feinde suchen nur, sie ihrer Güter zu berauben, sonst wollen sie nichts."

 

8. Januar 1902

Jesus: "Warum so fürchten? Was zögert ihr, die Botschaft abzusenden? Es dauert lange, bis Ich einmal eine Seele gefunden habe, die Mir standhält, daß Ich Mich ihr mitteilen kann. Jetzt, da Ich sie gefunden, will Ich auch durch sie reden."

 

10. Januar 1902

"Eine Seele, die Mich liebt, ist bei Mir wie Bischof und Kaiser und König, bei Mir sind Papst und Bettler gleich."

Barbara: Bei der heiligen Stunde gestern zeigte Sich der Herr sehr glücklich, wie einer, der vorher unter einem schweren Kreuze schmachtete und jetzt jemand gefunden hat, der Ihm das Kreuz erleichtert. Er schien aufzuatmen. Er sagte, Er habe große Freude an dem Plan und danke N., daß er die Sache so gemacht. Es gehe alles gut. Als ich den Kreuzweg hielt, spürte ich zwischen der achten und neunten Station die Nähe des Herrn. Mein Herz zerschmolz, ich fühlte große Wonne und hatte die Überzeugung, daß der Herr bei mir sei.

Jesus: "Sage N., er soll ein Stephanus sein, und wie dieser dem Hohen Rat, so soll er dem Bischof sein Verhalten vorhalten mit Freimut. Sie sollten sich mal prüfen, ob sie es ihm nicht so gemacht wie die Pharisäer Mir. Auch sie erwarteten einen Christus, aber eine andere Person, nach ihren Ideen. Sie glauben, daß Ich im Heiligsten Sakrament zu der Seele komme, aber zu ganz anderen Menschen, als Ich sie ihnen vorstelle. Ich bin aber nicht wie die Menschen, nicht, wie dein früherer Bischof sagte zu Luise: 'd wenn es der Heiland ist, mit einer so geringen Person können wir doch nicht ans Tageslicht kommen, da müßten wir uns ja schämen.'Eine Seele, die Mich liebt, ist bei Mir wie Bischof und Kaiser und König, bei Mir sind Papst und Bettler gleich."

 

Erster Josefs-Mittwoch am 15. Januar 1902

"Denn was Ich euch gesagt habe, ist bereits alles in Erfüllung gegangen."

Mariechen hatte sich bei der Arbeit mit den an die Bischöfe gerichteten Briefen eine schwere Halsentzündung zugezogen. Der heilige Josef tröstete sie und sagte, daß dies die Betauung und Begießung der Arbeit sei. Aber die heilige Stunde sollt ihr trotzdem halten. Durch das Absenden der Briefe käme jetzt der Gebetsverein zustande. "Ihr geht jetzt im Licht und die anderen im Dunkeln!"

Jesus: "Ihr könnt euch jetzt freuen und den anderen die Bedenken und Ängste lassen. Eure Sache könnt ihr jetzt durchschauen; denn was Ich euch gesagt habe, ist bereits alles in Erfüllung gegangen. Ich habe gesagt: Wenn sie es nicht annehmen, werde Ich sie umgehen und andere herbeiführen. Ich habe auch gesagt: Und wenn auch alle dagegen sind, werde Ich es doch durchführen. Das ist jetzt erfüllt. Die Gebetsarmee entsteht. Denn jeder Bischof verwertet es für sich und hält die Leute zum Gebet an. Es wird jetzt alles durchgeführt.

Sage deinen zwei Freundinnen und N., sie sollten sich jetzt zum Dank stimmen und der gedrückten Stimmung nicht nachgeben. Ihr habt eure Schuldigkeit getan, und wie sie es aufnehmen, geht euch nichts an. Aber an euren Vorgesetzten ist es jetzt, sich zu ängstigen, weil sie denken müssen, sie hätten dem Willen Gottes widerstrebt, und in der Zeit, wo es in Erfüllung geht, haben sie den Trost und das Licht nicht."

 

17. Januar 1902

"Wenn du nicht gewollt hättest, hätte Ich dir diktieren können und es wäre doch nicht geschrieben worden."

Jesus: "Du hast recht geschrieben, Meine Tochter, daß du alles so offen und frei dargelegt, wie man dich behandelte."

Barbara: "Das habe ich nicht getan, Du hast es mir ja vorgesagt."

Jesus: "Ja, Ich habe es getan, und du hast es getan. Wenn du nicht gewollt hättest, hätte Ich dir diktieren können, und es wäre doch nicht geschrieben worden. Wenn du deinen Willen und deine Zustimmung nicht dazu gegeben hättest, wäre es doch nicht geschehen. So ist es mit allem. Wenn Ich den Menschen noch soviel zurede und ihnen Rat gebe und Meine Liebe und Güte ihnen beweise, wenn es die Menschen machen wie Meine Diener dir gegenüber, wenn sie alles anhören und nichts tun, so kann Ich ihnen zureden und beistehen wollen, aber es nutzt nichts, weil sie nicht glauben.

Das ist ein trauriger Zug der Gottlosigkeit. Daß es so weit gekommen ist, daß die Welt nichts mehr glaubt, und daß die Kirche so geschmäht ist, daran sind zum großen Teil die Priester schuld, weil sie den Weltgeist in den Geist der Kirche mit aufgenommen haben.

Das Prinzip der Weltkinder ist auch das der Kinder der Kirche. Die guten Weltleute sagen: 'Ja, Religion muß man haben, ohne sie geht es nicht!' Aber sie wollen nur solche Religion, die ihnen paßt, und nicht, wie sie die katholische Kirche lehrt. Die Priester sagen: 'Es gibt ein inneres Leben, weil es in der Kirche Glaubenssatz ist.' Aber von der praktischen Ausführung wollen sie nichts wissen. Sie wollen es nur so, wie es ihnen paßt. Weshalb bekämpfen sie denn das innere Leben so sehr?

Deine Prüfung geht fort bis zu deinem Lebensende, weil die Priester mit dem Zeitgeist Schritt für Schritt halten. Das Wort deiner Vorgesetzten: 'Wenn es der Heiland ist, soll Er Sich jetzt durchdrücken', war zwar spottweise gesprochen, aber doch ein prophetisches Wort. Ich habe Mich jetzt durchgedrückt. Jetzt können sie es alle sehen."


Brief an einen Missionar

"Darin lag die Prüfung für die Engel. Sie sollten wissen, daß sie Geschöpfe sind, die sich nicht erkühnen dürfen, in Meine Rechte einzugreifen."

Er wurde krankheitshalber aus Indien nach Europa gesandt, und der Herr ließ ihm sagen, er möge in Europa bleiben:

Missionar: "Wozu soll ich in Europa bleiben?"

Barbara: "Anders, als daß Sie sich in die Notwendigkeit der Anordnung des Herrn fügen. Hätten Sie als Märtyrer des Blutes vollenden sollen, so hätte Er Sie nicht Ihren Verfolgern entführt und in die Heimat gesandt."

Missionar: "Worin soll das Kreuz bestehen, das ich zu tragen habe?"

Barbara: "Daß Sie jetzt gegen Ihren eigenen Willen, der darin besteht, mit Mut und Entschlossenheit Blut und Leben im Heidenland für den Glauben und Christus hinzugeben, zum Opfer zu bringen, sich den Anordnungen und Fügungen Gottes freudig unterwerfen, weder sich vordrängen noch zurückschrecken, sondern geduldig abwarten, bis Er Selbst durch Ihre Vorgesetzten Sie anderswohin ruft. Sie wollen wissen, wie der Auftrag, den Sie bekommen haben, sich für die Kirche und die Genossenschaft abwickelt? Sie sollen so zielbewußt handeln, als ob Sie ganz sicher wüßten, daß alles zum Besten der Kirche und der geistlichen Orden gereichen werde; denn der Herr bezahlt die Absicht, nicht den Erfolg. Der Erfolg aber ist bei Seinen Geschöpfen immer an gewisse Bedingnisse geknüpft. Wenn Er zum Beispiel durch ein dazu von Ihm erwähltes Geschöpf der Welt irgendeine Botschaft oder Strafe ankündigt, so knüpft Er die Ausführung Seiner Pläne immer an Bedingnisse.

Als Er der Jungfrau Maria den Engel gesandt, hat Er nicht direkt gesagt 'Du mußt', sondern 'Ich will und will wissen, ob auch Du gewillt bist'. Wenn Er den Völkern Strafen ankündigt, nimmt Er sie zurück oder hält sie auf, wenn Seine Geschöpfe Seine Autorität wieder anerkennen. Obwohl Er den Messias verheißen, hätte Er die Verheißung doch zurückgenommen, wenn die dazu berufene Jungfrau nicht mitgewirkt, nicht eingewilligt hätte. Dann sei aber nicht der Bote zu tadeln. Dies gehe in Erfüllung oder nicht nach Wollen oder Nichtwollen Seiner Geschöpfe. Daß Sie nämlich absolut den Erfolg schon voraus wissen wollen, ist ein Eingriff in Seine Rechte. Diese behält Er Sich allein vor."

Jesus: "Sage ihm, er möge sich damit begnügen, daß Ich ihm verspreche, wenn er so großmütig handele, daß ihm der Erfolg seiner Bemühung ganz einerlei sei, wenn er nur zu Gottes Ehre und zum Besten der Menschheit gearbeitet, Ich ihn bald selbst durchschauen lasse. Diese blinde Hingabe an Gottes heiligen Willen, und daß er in seinen und der Menschen Augen das scheinbar Minderwertige tue, gefällt Mir mehr, als eigenwillig für Mich in den Martertod zu gehen. Zwar lasse Ich oft Meine dazu Auserwählten eine Zukunft durchschauen, aber immer behalte Ich Mir dabei eine Prüfung vor. Meine Geschöpfe müssen wissen, daß sie Geschöpfe sind, auch wenn Ich sie mit der höchsten Würde bekleidet habe.

Das Beispiel davon habt ihr an den Engeln, die bei Mir im Rate gesessen, als Ich ihnen den von Ewigkeit her bestimmten Plan mit der Erschaffung des Menschen vorgelegt hatte. Hätte dort Luzifer, der bei Mir im Rate gesessen, es durchschauen dürfen wie Ich, dann hätte er sich nicht so geärgert, weil er dies nicht konnte, und er wäre nie ein Teufel geworden. So aber wollte Ich, indem Ich den Engeln den Sündenfall der zu erschaffenden Geschöpfe vorlegte, zugleich zeigen, daß Ich auch an sie eine Prüfung stelle. Und diese Prüfung war, daß Ich ihnen zeigen wollte, daß sie, obwohl sie im Rate sitzen und vollkommene Wesen sind, sich doch mit Gottes Eigenschaften nicht messen können, daß nur Meine Liebe Sich vervielfältigen wollte an den Geschöpfen, die Ich erschuf aus Lehm, und daß Ich Meine Barmherzigkeit zeigen wollte, nachdem der Mensch gesündigt hatte. Darin lag die Prüfung für die Engel. Sie sollten wissen, daß sie Geschöpfe sind, die sich nicht erkühnen dürfen, in Meine Rechte einzugreifen."

 

18. Januar 1902

"Man kann nicht glauben, mit welchem Wohlgefallen Ich auf solche Herzen schaue, die mit unbeschränktem Vertrauen auf Mich schauen, trotz aller Hindernisse und aller Zerwürfnisse, die ihnen vorkommen."

Die Nichte von Barbara war infolge der Erkältung beim Vervielfältigen der Briefe sehr schwer erkrankt, und man fürchtete sehr um ihr Leben. Da sie der guten Sache wegen die Krankheit sich zugezogen, war Barbara sehr betrübt und beklagte sich bei Jesus bei der heiligen Kommunion, daß wohl ihre Sünden schuld seien, wegen deren der Herr es nicht anders gemacht. Sie jammerte Ihm auch vor, sie könne sich am Ende doch auch täuschen, weil sie sich gar zu unvollkommen sehe, da sie beim Hereinbrechen von schweren Kreuzen gleich so zusammengeschlagen sei und Er wohl nicht zufrieden sein könne. (Es kam nämlich die schwere Krankheit von Mariechen sowie die der Schwester von Barbara, die sie eiligst verlangte, ohne die anderen Kreuze und Ängste zusammen.)

Barbara: Nach der heiligen Kommunion zog mich der Herr so an Sich, daß ich ganz in Ihm wohnte und lebte. Dieser Zustand dauerte lange. Ich opferte Ihm all mein Leben und Streben und sagte, daß ich mich ganz Seinem Willen unterwerfen wolle. Wenn ich Ihn, da ich nächste Woche wieder nach Rück gehe, meiner kranken Schwester beizustehen, dann nicht genießen und Er nicht in mir wirken kann, so wollte ich Ihm zuliebe Ihn verlassen. Er zeigte Sich mir wirklich persönlich und kam auf mich zu, wie ich Ihn so oft gesehen habe, so lieb und traut, wie es nicht auszusprechen ist.

Jesus: "Fürchte dich nicht, gehe ruhig weiter. Denn das ist der Kampf, den alle Gerechten durchkämpfen müssen, die mit Mir herrschen und triumphieren wollen. Der Lohn, der euch vorbehalten ist, ist unendlich groß. Und wenn auch alle Leiden der Welt zugleich auf die Seele einstürmten und die Seele darunter stirbt, wäre es gar nichts gegen die Ewigkeit; denn ihr müßt bedenken, daß der Lohn nie, nie mehr endet, sondern ewig, ewig dauert. Damit ist die kurze Spanne Zeit, wo der Mensch leidet, gar nicht zu vergleichen.

Dem Menschen, den Ich zu höherer Vollkommenheit und Glorie bestimmt habe, und der sich von Mir ziehen läßt und sich Meinem Willen unterwirft, verschlinge Ich den Weg derart, daß er gar nicht mehr weiß, sich durchzudrücken. Gerade in dem, was der Mensch Mir zuliebe tut, wie bei dir, indem du dich ganz für Mich eingesetzt, lege Ich dir alles so dunkel und beschränkt – obwohl Ich dir das Licht gebe, daß du durchschauen kannst, daß Ich es bin –, daß du dich selber durchkämpfen mußt. So ist es auch mit den drückenden Verhältnissen anderer Menschen, worin der Mensch ganz zermalmt ist. Das tue Ich nur, weil Ich sein Bestes im Auge habe, und Ich weiß, daß die Seele darin doch nicht untergeht. Die, welche untergehen, sind selbst schuld, weil sie zu viel nachgegeben. Ich beabsichtige nur, sie recht hoch in den Himmel zu heben.

Laß alles das kommen, wie es kommt, und zweifle nicht wegen der Dinge, die sich ereignen. Und ginge auch nichts in Erfüllung, so lasse Ich die Verwirrung da nur hereinkommen, um die Verdienste der Gerechten zu vermehren. Man kann nicht glauben, mit welchem Wohlgefallen Ich auf solche Herzen schaue, die mit unbeschränktem Vertrauen auf Mich schauen, trotz aller Hindernisse und aller Zerwürfnisse, die ihnen vorkommen, und wenn auch alles auf sie einstürmt und kein guter Freund sich mehr blicken läßt und man glauben könnte, alles sei null und nichtig, wenn dann die Seele ihren Blick noch auf Mich richtet, setzt sie allem die Krone auf, und Ich vergesse all ihre Fehler und Unvollkommenheiten. An einer solchen Seele habe Ich eine solche Freude und ein solches Wohlgefallen, daß Ich die ganze Welt darüber vergesse.

Sage Lieschen, die Mir so große Gewalt antut wegen ihrem Neffen, daß er katholisch werden soll, daß Ich die Menschen zu sehr liebe, als daß Ich nicht sein Glück wollte und es ihm verschaffen würde. Aber es nützt alles nichts, weil er zu habsüchtig ist und zu viel Menschenfurcht hat. Er hat sich zu sehr in den Kopf gesetzt, daß er dadurch einen Nachteil erleide. Daran hängt er zuviel. Das ist der große Haken, woran so viele scheitern.

Wenn die Christen mit Entschiedenheit durchsetzten, ihren Glauben offen und frei zu bekennen, so stünde auch der Ungläubige da mit Achtung und sie hätten keinen Schaden. Aber die niedere Menschenfurcht und die Habsucht, wenn sie den geringsten Verlust sehen, lassen lieber das Gute fahren, um den Verlust zu verhüten. Gibt der Mensch nicht seinen freien Willen dazu, so kann Ich nichts an ihm anbringen. Verdammen kann Ich ihn nicht, weil er ein braver Mensch ist, aber er muß sich begnügen mit einem einfachen Lohn. Es steht nicht allein in Meiner Macht. Dafür habe Ich den Menschen den freien Willen gegeben. Wer nicht will, der muß den Schaden tragen in der Ewigkeit."

Zwei Klosterkandidatinnen waren unschlüssig, ins Kloster zu gehen, weil sie fürchteten, sie hielten es am Ende nicht aus.

Jesus: "Sie sollten nur gehen und Mir das Opfer bringen, denn dafür ist die Prüfungszeit. Wenn sie diese aber bestehen, brauchen sie sich nicht zu ängstigen, ob sie Beruf haben für das Kloster. Jener Oberin in N. aber sage, sie soll ihr ganzes Kreuz dem heiligen Josef übergeben und nicht gar so schwer nehmen. Es lastet deshalb so schwer auf ihr, weil sie es gar zu schwer aufnimmt. Sie soll sich frei machen und es dem heiligen Josef aufladen; denn Ich habe es ihr gegeben und lade es ihr nicht schwerer auf, als sie es tragen kann. Sie soll die Sorgen für das große Haus dem heiligen Josef übergeben, Meinem Nährvater, der besorgt ihr alles, wie es recht ist. Sie soll Mich mehr lieben und mit liebender Anhänglichkeit sich an Mich wenden. Ich bin kein Gott, der die Menschen tyrannisieren will, sondern ein Gott der Liebe und Güte. Sage den Schwestern in N., sie sollen das Geld ganz ruhig stehen lassen."

 

20. Januar 1902

"Was ist im Vergleich damit der schöne Himmel, den Ich verließ, den Schoß Meines Vaters, wo Ich alles in unendlicher Vollkommenheit hatte."

Barbara: Ich beklagte mich bei dem Herrn, da ich schon wieder dringende Briefe erhalten, daß ich abermals zu meiner kranken Schwester kommen möge, warum Er mir nicht helfe, da Er doch die Sache in einem Augenblick ändern könne. Ich wolle mich ja gerne dem unterwerfen, was Er mir vorgezeichnet, aber ich glaube doch, daß das mein Beruf nicht sei. Er möge mir daher verzeihen, wenn ich es nicht so trage, wie ich sollte, weil mein Geist dort eine ganz andere Richtung habe, und ich nur Kreuz sehe, wo ich nur hinblicke, warum Er mir dann die Verpflichtung auferlege, von hier fortzugehen.

Jesus: "Du mußt dich nur immer an Mein Opferleben erinnern. Was hast du verlassen, wenn du Mainz verläßt? Du verläßt ein Tränental wie in Rück auch, nur daß du ein wenig mehr Annehmlichkeiten und die heilige Kommunion hast und nicht so eingeschränkt bist und deine Bedürfnisse leichter dort befriedigen kannst. Aber was ist im Vergleich damit der schöne Himmel, den Ich verließ, den Schoß Meines Vaters, wo Ich alles in unendlicher Vollkommenheit hatte und in unendlichem Maß alle Wohltaten Meines Vaters genießen konnte. Deine Schwester soll dir jetzt die leidende Menschheit versinnbilden, die Ich retten und der Ich Wohltaten spenden wollte. Du mußt dich immer an Mich erinnern, wie Ich Mich für die ganze, leidende Menschheit einsetzte. So sollst du dich einsetzen, um die Leiden deiner Angehörigen zu lindern. Deine beiden Freundinnen müssen sich unter dasselbe Kreuz stellen wie auch du."

Barbara: "Du weißt, wie schwach ich bin, daß ich gleich unterliege und mir nicht helfen kann. Und wenn ich bös bin und habe keine Gnade, werde ich ungeduldig und kann mir nicht helfen. Willst Du denn das auch haben?"

Jesus: "Das will Ich nicht haben. Du sollst aber auch nicht ängstlich sein. Du sollst nur deine Aufgabe, die Ich von dir verlange, erfüllen, und dann will Ich dir deine Fehler nicht anrechnen.

Wenn du und deine beiden Freundinnen und N. und alle, die es glauben und darum stehen, die innere Freude jetzt entbehren müssen, so ertragt das gern, weil das Mein Wohlgefallen ist. Wenn ihr keinen Trost habt, dann habe Ich Trost an euch. Deshalb habe Ich euch eine Zeitlang getröstet; jetzt sollt ihr eine Zeitlang Mich trösten. Ihr sollt euch dann erinnern an das, was Ich gesagt habe, und die Zeit abwarten, bis Ich es wieder umändere."

Barbara: "O Herr, wie wäre es aber, wenn Du die Strafgerichte, die Du durch mich angekündigt, wieder umänderst, dann würde ich N. bedauern, der in einem anderen Kreis steht, und der dann von allen Seiten verspottet würde."

Jesus: "Er soll überdenken, woher es kommt, daß die Priester in Mainz nicht glauben können. Er soll sehen, wie sie sich streiten um eine Ehrenstelle und sich empören können wegen einer kleinen Zurücksetzung, und eine hohe Stellung suchen und geneigt sind auszutreten, wenn sie diese nicht erlangen. Ist er nicht tausendmal glücklicher als alle Priester, die an solchen Kleinlichkeiten hängen? Alsdann kann er auch begreifen, woher der große Abfall kommt; denn wenn der Weltgeist so eingedrungen ist im Priestertum, ist es erklärlich, warum die Welt nichts glauben kann, wenn die Seele so umzäunt ist mit weltlichen Sachen und nichts glauben will."

Barbara: "O Herr, wenn es aber nicht so in Erfüllung geht, wie Du mir gesagt?"

Jesus: "Gesetzt den Fall, es ginge nicht so in Erfüllung, dann bedenkt, ob es Mir denn anders geht. Ich bin doch tagtäglich enttäuscht über die Menschen. Ich erschaffe den Menschen, und zwar zu Meiner Ehre, und Millionen Menschen machen Mir Unehre und Schande, und Ich gehe ruhig darüber hinweg, nur um Meiner Auserwählten willen, weil Ich eine solche Freude an Meinen Auserwählten habe, daß Ich das andere übersehe. Wenn es alle Menschen so machen wollten, brauchte Ich nicht im Tabernakel zu wohnen.

Ich verlange nur ein standhaftes Vertrauen und Glauben, und daß ihr euch nicht irre machen laßt. N. soll Mir nur immer gleich Mein Wort entgegenhalten, wenn Satan ihm einen Gedanken einflüstern will: Ich habe Dich vor den Menschen bekannt, so mußt auch Du mich bekennen vor Deinem himmlischen Vater und der ganzen Schöpfung! Und wenn es wahr wäre, daß N. zu Leiden bekäme, und du wärest als Schwindlerin verschrien, und wenn Ich um euretwillen die Welt verschonen kann, kann es euch dann nicht einerlei sein, ob ihr Märtyrer der Liebe seid oder des Blutes; denn wenn Ich es so mache, wie Ich es gesagt, so gibt es Märtyrer genug. Wenn Ich um euretwillen die Welt verschonen würde, habt ihr doch genug gewonnen. Oder wollt ihr lieber Märtyrer des Blutes sein als Märtyrer der Liebe?

Sage N., sie soll noch einmal eine Lebensbeichte ablegen und dann aber den Ängsten nicht mehr nachgeben; denn es ist nicht so, wie sie meint. Ich bin mit ihr zufrieden. Sie soll ihre Beichte mit Ruhe und Bestimmtheit ablegen, daß sie ihre Schuldigkeit getan. Diese Ängste sind Überbleibsel von Sündenstrafen; sie muß erst die Jugendsünden damit abbüßen. Ich kann niemand zu einer Glorie erheben, der nicht gesetzmäßig gekämpft hat. Sie hat noch etwas Weltgeist in sich, den sie erst abstreifen muß. Ich bin aber mit ihr zufrieden, und sie soll den Ängsten nicht mehr nachgeben. Bis Mittwoch (22.) gehst du nach Rück, und bis Sonntag geht deine Nichte wieder in die Kirche."

 

21. Januar 1902

Jesus: "Trenne dich doch mit Mut und Entschlossenheit, Ich werde auch droben für dich sorgen. Deine beiden Freundinnen sollen die Einigkeit hochhalten, weil darauf alles beruht. Ihr habt eure Aufgabe erfüllt; das übrige geht euch nichts an, wie es aufgenommen wird."

 

22. Januar 1902

Am Dienstag, dem 21. Januar, war Barbara bereits nach Rück abgereist. Am folgenden Tag kam nachmittags um drei Uhr ein Schreiben vom Bischöflichen Ordinariat an Barbara wie folgt:

Mainz, den 22. Januar 1902

Betreff: Vorladung

Das Bischöfliche Ordinariat an Barbara Weigand, hier. Im Auftrag des Hochwürdigsten Herrn Bischofs laden wir Sie auf nächsten Freitag, den 24. Januar, nachmittags drei Uhr, vor das Bischöfliche Offizialat zu einer Verhandlung auf der Bischöflichen Kanzlei. gez. Dr. Raich

Hierauf antwortete Frau Weigand: Ich habe soeben die an meine Schwägerin Barbara Weigand gerichtete Vorladung erhalten und teile Ihnen mit, daß dieselbe bereits gestern zu ihrer schwerkranken Schwester zur Pflege abgereist ist. Ihre Adresse ist: Barbara Weigand bei Wwe. N. in Rück. Da die Kranke ihrer dringend bedarf, weil niemand da ist, der sie pflegen kann, so überlasse ich es Ew. Hochwürden, das weitere selbst zu bestimmen. In tiefster Ehrfurcht. gez. Frau A. Weigand, Ww.

Es war nämlich im Auftrag des Herrn eine Information für Bischöfe und Priester, den vom lieben Heiland vorausgesagten Sturm auf die heilige Kirche betreffend, an viele Bischöfe und Klöster gesandt worden. Barbara hatte sie aufgeschrieben, wie sie ihr der Herr in der heiligen Kommunion diktiert hatte, und Mariechen hatte sie abgeschrieben, vervielfältigt und abgesandt. An die Diözese Mainz und Köln war nichts gesandt worden. Es scheint von auswärts eine diesbezügliche Anfrage an das Mainzer Ordinariat gestellt worden zu sein, worauf die Vorladung erfolgte.

Am 9. und 27. Dezember 1901 und am 6. Januar 1902 hatte der Herr diese Offenbarung gemacht und am Samstag darauf war sie an die Betreffenden abgesandt worden, so daß sie am Sonntag, an welchem das Fest der Heiligen Drei Könige begangen wurde, in der Kirche ankam. Der Herr fügte es wohl so, weil Er auch auf das Fest der Heiligen Drei Könige zum ersten Mal den Liebesbund geoffenbart hatte.

Bischöfe, an welche das Schreiben abgesandt wurde: Limburg, Fulda, Würzburg, Speyer, Trier, Straßburg, Münster, Paderborn, Osnabrück, Regensburg, Breslau, Augsburg, Bamberg, Salzburg, Eichstätt, Freiburg i.Br., Brixen, Passau, Prag, München-Freising, Ermland, Hildesheim, Rottenburg, Olmütz, Linz/Donau, Wien, Leitmeritz, Laibach, Roermond, Belgien, Rom, St. Pölten, Trient, Gurk, Seckau, Lavant, Triest, Parenzo, Veglia, Gnesen/Posen, St. Gallen, Budweis, Königgrätz, Brünn, Basel, Liège/Belgien.

Bonifatius-Vereine: Limburg, Paderborn, Ludwig-Missions-Verein.

Da Barbara nun abgereist war in eine andere Diözese, so konnte das Bischöfliche Ordinariat auch Lieschen und Luise nicht fassen. So erfüllte der Herr das Wort wiederum: "Wenn es auf der höchsten Spitze ist, werde Ich euch immer heraushelfen."

 

24. Januar 1902

"Denn gleichwie die Schriftgelehrten und Pharisäer Mir und Meiner Lehre gegenüberstanden, so stehen deine Vorgesetzten dir und dem dir aufgetragenen Werk gegenüber."

Barbara: Nach der heiligen Kommunion gab mir der liebe Heiland einen solchen Trost, daß ich den ganzen Vormittag laut habe singen können. Meine Schwester sagte: "Du bist ja heute gar so vergnügt." Und es ist wahr, in dem Elend, in das ich hier gestellt bin, noch fröhlich sein zu können, ist eine Gnade, die Gott allein Seinen Kindern geben kann. Ich war Tags vorher sehr gedrückt, weil ich mir die Dinge, wie sie sich auf meinem Lebensweg zutragen, nicht zusammenreimen konnte. Der Herr sagte in liebevoller Weise:

Jesus: "Warum fürchtest du dich, du möchtest getäuscht sein? Sie haben Mich verworfen, sie verwerfen auch dich. Weißt du nicht, daß der Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden ist? Denn gleichwie die Schriftgelehrten und Pharisäer Mir und Meiner Lehre gegenüberstanden, so stehen deine Vorgesetzten dir und dem dir aufgetragenen Werk gegenüber. (Sie hatten das Werk gerade im Ordinariat verworfen, was Barbara noch nicht wußte.) Aber wisse, dieses Wort gilt auch für dich. Du sollst ein Eckstein werden für viele, und alle, die sich anschließen, sind Bausteine an der Mauer, die da aufgeführt wird.

Deine Vorgesetzten sagen, man brauche es nicht zu machen, wie in deinen Schriften angegeben ist, das sei viel zu hoch. Und doch ist keine andere Rettung möglich, wenn meine Kirche wieder aufblühen soll. Sage nur N., er möge sich freuen, an der Spitze einer Schar zu stehen, die noch den Mut haben, für ihren Glauben einzustehen und zu leiden. Er wird es nicht zu bereuen haben. Er soll die vielen Anfeindungen und Widersprüche nicht fürchten; denn so wie Ich bisher alles gelenkt und geleitet habe, so werde Ich tun, bis alles durchgeführt ist."

 

26. Januar 1902

Heute nach der heiligen Kommunion teilte mir der Herr in liebender Zärtlichkeit mit, daß Er mich nur so hin- und herwerfe, damit ich überall, wo Er mich hinführe, ein gutes Beispiel gebe. Jetzt sei nicht mehr die Zeit, wo man sich in die Wüste zurückziehen müsse, sondern wer Ihm gefallen wolle, müsse in und vor der Welt seinen Glauben offen und frei bekennen.

 

5. Februar 1902

Ein Geistlicher vom Domkapitel, derselbe, der schon als Professor früher bei seinen Verwandten sich über Barbara lustig gemacht, hielt am heutigen Tag eine Predigt, die ihm eigentlich nur als Vorwand diente, um einmal tüchtig gegen uns loszufahren; denn niemand wußte, wovon er eigentlich gepredigt hatte. Erst ging er es sachte an, dann aber warf er sich in die Brust und schrie mit lauter Stimme:

Geistlicher: "Mit dem Hinausverkündigen in die Welt, daß man beten und nur beten und nur beten müsse, damit ist nichts geholfen. Das ist meist nur Faulenzerei. Mit dem Hin- und Herwinseln und den Kopf drehen im Gebet, dabei aber den Nacken nicht beugen unter die Befehle des Bischofs, ist nichts gemacht. Da ersinnt man immer neue Gebetsformeln und vernachlässigt seine Standespflichten. Ihr müßt euch nicht wundern. Ich habe meine guten Gründe. Es gibt solche, die geben sich einer Gefühlsduselei hin."

Solches und ähnliches sagte er und noch vielerlei. In der ganzen Stadt sprach man darüber und beriet sich, wer da gemeint sein könne.

Arbeiterfrau: "Da kommt man krumm vor Schaffen in die Kirche und muß auch noch hören, daß man ein Faulenzer sei."

Andere: "Der hat gut sagen mit seinen siebentausend Mark Gehalt. Wo sollen wir Arme denn unseren Trost suchen, wenn nicht im Gebet?"

Junges Mädchen: "O wie bedaure ich den Herrn, daß er innerlich noch so nichts erfahren hat."

Ein Anderer: "Ich habe Tage, wo ich nicht weiß, was anfangen vor lauter Leiden, dann hole ich mir in der Kirche neue Kraft. Der aber sagt, daß das nichts sei. Wie hat der mich in meinem Vertrauen erschüttert."

Bei vielen, die es auf Barbara bezogen, begann das Höhnen und Spotten und Schimpfen von neuem. Wir aber freuten uns dessen, als ob wir die größten Lobsprüche erfahren. Am 3. Februar bekam N. das Verbot durch P. Pr., nicht mehr mit Barbara zu verkehren.

Barbara: Heute gab mir der heilige Josef eine sehr tröstliche Belehrung, wie man doch glücklich sein könne in einem ganzen Leben voll Ängsten, Zweifeln und bangen Sorgen und Bekümmernissen; denn dies sei auch sein Anteil auf Erden gewesen, da er wenig sonnige Tage gehabt. Aber der Blick auf seinen göttlichen Pflegesohn habe ihm immer neue Kraft und neuen Mut gegeben. Den größten Schmerz, aber auch die größte Bewunderung hätte er gehabt, wenn er gesehen, wie der Herr des Himmels und der Erde bei der harten Arbeit das Zimmermannsbeil geschwungen habe. Und außer der lieben Mutter Gottes und ihm hätte niemand Ihn als den erkannt, der Er war. Er hätte sich bei der Arbeit oft vor Ihm niederwerfen mögen. Das müsse auch unser Trost sein, wenn alles auf uns einstürme. Ein Blick auf den im Tabernakel unter uns weilenden, verkannten und verborgenen Gott müsse neuen Mut und Kraft geben, alles zu ertragen.

 

6. Februar 1902

Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:

Jesus: "Laß N. melden, jetzt sei die Zeit gekommen, wo die Worte bei ihm in Kraft treten müssen: 'Röhrlein lasse Ich Mir nicht verstopfen.'Diese Worte müsse er jetzt in Wahrheit übersetzen: 'nicht zurückschrecken vor Menschen, die heute sind und morgen nicht mehr.'Freuen soll er sich, etwas für Mich leiden zu können, die Rache Mir überlassen und die Zeit nicht mit unnützen Klagen verlieren; denn Ich weiß schon, wenn es die Zeit ist."

Abends in der heiligen Stunde sah ich den Herrn und in der Ferne, mit dem Rücken gegen mich gewandt, N., der etwas verwirrt zu sein schien, weshalb der Herr wie zurechtweisend nach ihm blickte.

 

7. Februar 1902

Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:

Jesus: "Sage deinen beiden Freundinnen, sie sollten mehr als je zeigen, daß ihr Vertrauen nicht erschüttert ist, und mit heiliger Freude alles tun und alle Tage den Vorsatz erneuern, mit dir vereinigt, alles zu erdulden, was über dich ergehen soll, denn der Lohn, der euer wartet, muß euch alle Opfer versüßen."

 

9. Februar 1902

Barbara: Nach der heiligen Kommunion hielt mich der Herr in solch süßer Umarmung, daß ich die Schläge Seines Herzens ganz deutlich zu hören glaubte. Und Er sagte mir:

Jesus: "N. soll sich freuen, daß er jetzt neben Mich gestellt ist. Nie wäre er Mir so teuer geworden, als er Mir jetzt ist. Er möge, wenn etwas kommt, das er nicht versteht, sich Meiner erinnern, wie Ich vor Meinen Feinden gehandelt habe und Meinem Beispiele folgen. Nicht umsonst habe Ich euch befohlen, Meine Todesangst recht zu beherzigen, denn Ich wollte, daß dies alles über euch komme. Großmütige Seelen machen Mir mehr Freude, als die Schandtaten aller Menschen Mir Leiden verursachen. Sag dies deinen und Meinen Freunden."

 

Aschermittwoch am 12. Februar 1902

"Für denjenigen leiden, der so viel für uns getan und gelitten hat, ist das größte Werk, das ein Mensch tun kann."

Barbara: Heute hatte ich wieder die große Gnade einer innigen Vereinigung. Mein Körper war wie ein dürres Laub. Es ist merkwürdig, wie gerade an Tagen, wo die Heiligen geehrt werden, die Vereinigung eine viel innigere ist als sonst. Gewiß tut dies der Herr absichtlich, um uns zu zeigen, daß es eine Gemeinschaft der Heiligen gibt und uns zu vergewissern, daß wir im Stand der Gnade sind. Am Schlusse umringte mich eine ganze Schar heiliger Jungfrauen und sangen vor Freude das Magnifikat. Die heilige Barbara rief mir zu:

Heilige Barbara: "Schwester, liebe Schwester, könnte ich doch meine Krone tauschen mit dir! Ich wollte dir meine Krone und meine Glückseligkeit tauschen und du gäbest mir deine Leiden. O wie gern wollte ich es tun. Für denjenigen leiden, der so viel für uns getan und gelitten hat, ist das größte Werk, das ein Mensch tun kann.

Wie schade, daß N. von euch abgeschnitten wurde, aber sei zufrieden, es wird dir an nichts mangeln. Fest und unerschütterlich sollen alle diejenigen stehen, die mit euch in Verbindung getreten waren; denn der Tag kommt, wo ihr alles durchschauen werdet."


18. Februar 1902

In der Heimat von Barbara wurde die heilige Stunde ebenfalls sehr angefochten. Der Kaplan hält die Leute davon ab, indem er sagt:

Kaplan: "Die Leute sollen tun und beten, was er sage, und nicht immer Neues erdichten. Mit der Mainzerin da, das ist ja nur eine Krankheit bei der Person."

Auch sagte der Lehrer in der Schule:

Lehrer: "Es ist mir gesagt worden, die Leute gingen Donnerstagabends in jenes Haus und beteten eine an, die sagt, sie sähe den heiligen Josef. Ihr dürft das nicht tun und nicht hingehen!"

Barbara: Nach einer durchweinten Nacht bin ich doch wieder getröstet, wenn ich vor den Tabernakel komme. Heute hatte ich wieder das große Glück, einigen Trost in mein gemartertes Herz zu bekommen. Nach der heiligen Wandlung war es mir, als träte der Herr in Menschengestalt aus dem Tabernakel und gehe auf mich zu. Lange, lange ruhte meine Seele an Seinem göttlichen Herzen. Aber mein Trost ist wie der Seinige am Ölberg, wo Er betete: 'Wenn es möglich ist...' Er kommt nicht, um den bitteren Kelch von mir zu nehmen, im Gegenteil: Ich muß ihn bis auf die Hefe trinken. Aber Er bringt mir immer wieder neue Stärke, daß ich den Leidenskelch leeren kann.

 

Angebliche Offenbarungen

Mainz, den 30. Januar 1902

Betreff: Angebliche Offenbarungen

Das Bischöfliche Offizialat zu Mainz, an den Hochwürdigsten Herren P. P. O. C. in Mainz. Wie Sie aus der Anlage, um deren Rücksendung wir Sie ersuchen, entnehmen wollen, hat Barbara Weigand, trotzdem ihr jede weiteren Mitteilungen ihrer angeblichen Offenbarungen, außer an den Beichtvater, strengstens untersagt sind, eine "Information der Bischöfe und Priester", wie es scheint, an alle Bischöfe Deutschlands versendet, mit Ausnahme ihres eigenen Bischofs. Sie beruft sich darin auf Pater B., Pater L. und Pater A.

Pater B. erklärte, daß er, um die Person loszuwerden, auf ihr Drängen, ob sie sich an ihren Seelenführer wenden dürfe, im Unwillen gesagt haben könne: "Machen Sie, was Sie wollen." Bei der im Auftrag des Hochwürdigsten Herrn Bischofs am 1. August 1900 angestellten Untersuchung hat sich herausgestellt:

1. daß dem angeblichen übernatürlichen Verkehr fast eine Stunde dauernde abstoßende, widerliche Krämpfe, deren Anblick von einem Anwesenden geradezu abscheulich genannt ward, vorangehen, welche offenbar die Zeichen hysterischer Anfälle an sich tragen und auch nur geeignet sind, eine krankhafte, keineswegs aber eine übernatürliche Erscheinung einzuleiten.

2. Bei der am 3. August 1900 vorgenommenen Prüfung ist die Weigand einer Reihe von Täuschungen unterlegen. Den Heiland ließ sie dem Bischof von Ketteler den Namen Victor Emmanuel geben. Sie täuschte sich, indem sie sagte, ihr Beichtvater sei da, während dieser in seinem Kloster weilte und der hinter der Glastüre Stehende der Hausarzt war. Sie täuschte sich, indem sie von einem gerade vorher geweihten Kreuz behauptete, es sei nicht geweiht. Als sie nichts mehr zu sagen wußte, erklärte sie, ihr Beichtvater habe ihr das Reden verboten, was dieser aber entschieden in Abrede stellte.

3. Auf den auctoritate episcopali in lateinischer Sprache ihr erteilten Befehl, wenigstens zwei Minuten lang zu schweigen, fing sie vor Ablauf der ersten Minute wieder zu sprechen an. Auf Befehl in derselben Sprache, den Heiland zu fragen, welchem Zweck all diese Reden dienen sollten, gab sie keine Antwort, sondern war verwirrt. Dagegen ist es bekannt, daß ekstatische Personen auf jeden Wink ihrer Vorgesetzten gehorchen.

4. In den sogenannten Offenbarungen der Weigand zeigt sich offenbar nichts Weiteres als die Wiederholung der Gespräche und Gedanken, welche fromme Personen bei Betrachtung der gegenwärtigen Anfeindungen der Kirche zu haben pflegen.

5. In den Offenbarungen wie in der "Information der Bischöfe" offenbart sich ein anmaßender Hochmut, indem nur die "Kleinen" und ihr Anhang, die Stützen der Kirche, tadellos erscheinen, den Priestern dagegen Unglaube und Verrat, und den Bischöfen Schlendrian vorgeworfen wird, während wahre Offenbarungen sich durch den Geist christlicher Demut auszeichnen und selbst kleine Fehler der begnadigten Personen oft eine strenge Rüge seitens des Heilandes oder der Heiligen nach sich ziehen.

6. Dazu kommt dann noch der Geist des Ungehorsams, welcher in der Aufzeichnung und Verbreitung der Information der Bischöfe liegt, nachdem jede weitere Aufzeichnung und Mitteilung, außer an den Beichtvater, strengstens untersagt war, und Weigand selbst mit ihrer Unterschrift am 18. August 1900 Gehorsam und Unterwerfung unter die bischöflichen Befehle versprochen hatte.

Aus allen diesen Gründen geht mit Evidenz hervor, daß es sich hier nur um krankhafte Zustände handelt, die mit übernatürlichen Offenbarungen nicht das Geringste zu tun haben. Da aber derartige Täuschungen, wie die Erfahrung lehrt, nicht bloß für die betreffenden Personen, sondern für weite Kreise die nachteiligsten Folgen haben können und die Kirche dem Spott und Gelächter ihrer Gegner aussetzen, da ferner N. dermalen die Hauptstütze der in diesen Täuschungen befangenen Weigand ist, ersuchen wir Sie, denselben darüber zu vernehmen, ob er der Weigand die Erlaubnis zur Aufzeichnung der Information der Bischöfe gegeben, ob er die Redaktion dieses Schriftstückes besorgt und dessen Versendung an die Bischöfe veranlaßt oder bewilligt habe.

Wie immer aber die Aussagen desselben lauten mögen, ersuchen wir Sie im Interesse Ihres Ordens und im Interesse der Kirche dem N. unter Strafe der Suspension jeglichen mündlichen und schriftlichen Verkehr mit der Weigand zu untersagen. Sollten jedoch E. H. wünschen, daß diese Angelegenheit lieber durch den Hochwürdigsten Herrn Bischof von Köln behandelt wird, so sind wir gern bereit, denselben zu bitten, daß er N. zur Vernehmung vorlade. gez. Dr. Raich

Anmerkung zu 2 und 3: Barbara erinnert sich ganz gut, daß sie sich versprach und statt Wilhelm den Namen Victor sagte. Sie weiß nicht, ob sie es verbesserte. Sie versprach sich auch früher in der Ekstase zuweilen, weil die Rede eben durch sie durchfließt wie durch eine Röhre. Der liebe Heiland sagte zuweilen: "Meine Tochter, du hast dich versprochen!"

Es ist ganz falsch, daß sie den Doktor angesehen haben soll für ihren Beichtvater. Zwar verstand Barbara die lateinische Sprache nicht, wohl aber wußte der liebe Heiland den Befehl des Bischofs. Denn auf einmal war Barbara das Licht entzogen, und Barbara sich dazu denkend, der Beichtvater habe diesen Befehl gegeben, sagte: "Eben verbietet mir mein Beichtvater weiterzureden." Sie selbst versteht ja die Rede des Herrn nicht und erst nach einigen Monaten gibt ihr der Herr die Erklärung, oft ganz anders, als wie sie es sich ausgelegt.

Zweimal wurde ihr ein Kreuz in die Hand gegeben, das eines zu sein schien, nur war es auseinandergelegt. Das erste war leer, das zweite hatte wie ein Reliquienfleckchen in der Mitte. Es zog nicht an, es muß keine Reliquie dran gewesen sein. Das erste Mal ging der Weltpriester an ihr Bett und gab ihr das Kreuz in die Hand. Barbara gab es ihm kopfschüttelnd zurück, weil sie damit sagen wollte, es ist ein leeres Kreuzchen. Er nahm es und trat ober ihren Kopf. Wenn nun das Kreuz frisch geweiht war, so hat er es dort geweiht, jedoch ohne Weihwasser. Dann kam er wieder und gab ihr das Gegenstück von dem ersten. Wenn er es nun geweiht hat, so war aber das Fleckchen doch keine Reliquie. Den lateinischen Befehl, wozu die lange Rede sei, verstand Barbara zwar wieder nicht, aber wenn die Herren hätten glauben wollen, so hätten sie aus dem, was der Geist sprach, die Antwort gewiß bekommen; denn jene Belehrung galt gerade dem Hochwürdigsten Herrn Bischof.

 

Ein sonderbarer Traum

Barbara, die krank war, hatte am Sonntag vor Weihnachten 1901 einen sonderbaren Traum, als in ihrer Pfarrei das Hochamt war.

Barbara: Im Traum wollte ich mir in einer Kirche noch den letzten Segen holen; es war mir, als ob ich noch zu einem Schluß zurechtkäme. Ich kam aber in eine Privatwohnung. Es war feierlicher Gottesdienst. Das ganze Domkapitel mit Bischof H. und viele Leute füllten den Saal. Ich mußte im äußeren Raum stehen bleiben und hörte, daß gerade die Predigt sei, doch vernahm ich nur so einen Schall. Der Bischof war im Ornat, sah gegen die Leute und sagte manches zur Aufmunterung neben dem Prediger.

Auf einmal kam Professor B. an das Fenster von außen. Er war wie ein Prediger angezogen und sagte: "Vergeßt nicht, das Skapulier zu tragen und betet täglich den Rosenkranz, damit die liebe Mutter Gottes euch unter Ihren Schutzmantel berge; denn es kommen Zeiten, wo jeder seinen Glauben in sich selbst verteidigen und für sich selbst stehen muß, denn wir nehmen Abschied von euch."

Es kam auch eine Klosterfrau mit einem Kind an der Hand und weinte. Sie war so traurig und war auch auf der Flucht. Die Priester waren zur Flucht gerichtet. Sie hielten eine Abschiedsrede an das Volk. Ich fragte eine Frau, was drin der Prediger gesagt hätte. Sie sagte, das war Herr Dr. S. Die ganze Predigt war nur, um das Volk zu befestigen im Glauben; die Geistlichkeit hat Abschied gefeiert; alle haben geweint.

In Rück ist eine Person, welche an der hysterischen Krankheit leidet und bei der die Ärzte die Hypnose gebrauchen. Als nun Barbara dem dortigen Priester erzählte, daß der Arzt im Elisabethen-Krankenhaus ihr ein Ding vor die Augen hielt und sie mit rasender Stimme aufforderte, darauf zu sehen, Barbara, die sich alle Mühe gab, jedoch nicht konnte, weil ihre Augen erstarrt waren, während sie doch unmittelbar darauf, als man ihr ein Heiligenbild vorhielt, daraufsehen konnte, da sprang der Priester erregt auf und rief: "Wissen Sie denn auch, was der Arzt mit Ihnen vorhatte? Der wollte Sie hypnotisieren, wie sie es bei meinem Pfarrkind tun. Dieses Ding gebrauchen sie, und wer es einmal angeschaut hat, der ist nicht mehr Herr über seinen Willen. Der Doktor kann dann mit dem armen Menschen machen, was er will."

Wie wahr ist es also, daß Gottes Geist in Barbara wohnte, der es nicht erlaubte, darauf zu sehen.

Ein Pater Anderfing predigte hier, als gerade ein Hypnotiseur Vorstellungen gab, denen auch fromme Katholiken beiwohnten, daß, wer sich dazu hergebe, sich mit dem Teufel in Verbindung setze. Hier aber übergibt man eine gute Katholikin einem solchen Arzt.

 

23. Februar 1902

"Nicht dein Kleid und nicht deine Regel haben dich Mir so gefällig gemacht, wohl aber, daß du deine Ehre Mir zu opfern verstandest!"

Barbara: Am Sonntag hatte ich nach der heiligen Kommunion eine große Gnade. Der Herr zeigte mir einen Teil der Erde, der wie ein grüner Rasenplatz aussah. Auf diesem großen Flecken Erde erblickte ich wie auf einem Dreieck auf dem einen den Heiligen Vater, der gegen den Rasen schaute und ihn prüfend überblickte, auf dem anderen Dreieck Pater N. und auf dem dritten mich selbst. Ich bekam die ganze Erklärung nicht, aber auf das, was folgte, kann ich schließen, daß der Flecken Erde die Kirche Deutschlands bedeutet, die der liebe Herr retten wollte vor dem Zerfall, in der zwar das Christentum jetzt noch grünt und Er deswegen durch den Statthalter Christi, der fortwährend zum Gebet auffordert, ebenso auch durch den Verkehr mit uns, den N. in ganz Deutschland bereits veröffentlicht hat, Deutschland retten wollte. Da es aber verschmäht wird, wie das israelitische Volk einst Ihn Selbst verschmähte, so fügte er an dieses Gesicht folgende Worte:

Jesus: "Betrübet euch nicht, Meine Kinder, weder ihr noch N., Euer Verdienst bleibt euch doch, wenn auch scheinbar alles umsonst ist."

Zu N. Sich wendend: "Freue dich, Mein Freund, noch nie standest du Mir so nahe wie jetzt. Nicht dein Kleid und nicht deine Regel haben dich Mir so gefällig gemacht, wohl aber, daß du deine Ehre Mir zu opfern verstandest!"

Barbara: Als der Herr aufgehört hatte zu reden, sah ich eine große Schar unserer lieben, heiligen Freunde und Freundinnen, die mit großer Begeisterung und heiliger Freude das Magnifikat sangen. Ich war so über alles Irdische erhoben, daß ich vor Entzücken wie ein Holzblock war. Der Herr zeigte mir hier im Beisein dieser Himmelsbewohner alle Leiden, die wir Seinetwegen schon gelitten und was Er uns für jedes derselben für eine Belohnung zugedacht und bereithalte, die zwar in mir eingeprägt, aber zu erklären ich keine Worte habe. Es war dies während des Pfarramtes. Ich war so gefühllos, daß die Kirche längst aus war und alles sich entfernt hatte, bis ich zu mir kam.

 

Josefs-Mittwoch am 26. Februar 1901

Barbara: Am Josefsmittwoch, den 26. Februar, hatte ich wieder von der Wandlung bis zum Schluß diese innige Vereinigung, und der Herr gab mir den Auftrag, N. sollte ruhig sein und abwarten, bis Er es uns sagen ließe. Er soll nur nicht ängstlich sein und alles ruhig über sich ergehen lassen und alle Tage Gott ein Dankgebet darbringen dafür, daß Er ihn berufen habe zu diesem großen Werk. Denn dafür habe Er ihn bewahrt vor den Auswüchsen, die sich in Seiner Kirche eingeschlichen hätten.

Luise aber solle sich nicht wehren, wenn man ihr die Kommunion nehmen wolle und sich auch nicht verbergen, dadurch kämen die Gegner nie zur Einsicht, sondern sie wären nur bestärkt in ihrem Unrecht, frei und offen hintreten, wo sie seither gewesen und ruhig das Urteil entgegennehmen. Weiß sie denn nicht, daß Ich auch so zu ihr kommen kann, ohne diese äußere Form? Sie soll desto öfter geistig kommunizieren.

 

Mariechens Gelübde der Jungfräulichkeit

Am 25. März 1902 legte Mariechen das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Obwohl nun Barbara in Rück war, gab ihr der Herr die Gnade, im Geiste alles mit anzusehen. Sie sah Mariechen an den Altar treten wie eine Königin. Weiß war das Gewand, und sie hatte einen Schleier ähnlich wie die Klosterfrauen von der Unbefleckten Empfängnis in Lourdes, in der linken Hand hielt sie eine Lilie. Der Herr war sehr lieb und freundlich und ließ Barbara erkennen, was dies bedeute. Das weiße Gewand bedeute die Taufunschuld, die sie inmitten der vielen Gefahren dennoch bewahrt habe. Die Lilie bedeute ihre große Liebe zur Reinheit, wodurch ihr Herz Seiner Gnade und Liebe immerdar geöffnet sei. Der Vater und das Schwesterchen selig von Mariechen nahmen auch teil an dieser Feier.

Da an demselben Tag die Familie einen Verlust von einigen tausend Mark hatte, so ließ der Herr Barbara erkennen, daß dieses scheinbare Unglück das Brautgeschenk zu der Vermählung mit Ihm sei, um ihr zu zeigen, daß sie als Seine Braut von jetzt an die irdischen Güter verachten und nach den himmlischen streben solle.


25. März 1902

"Glückselig diejenigen, die es erfassen und glauben können, denn sie haben einen sicheren Weg, nach Vollkommenheit zu streben."

Barbara: Heute hatte ich wieder einmal das Glück, nach der heiligen Kommunion und dann auch bei dem Hochamt, in der innigsten Vereinigung mit dem Herrn zu sein. Der Herr trug mir auf, meinen zwei Freundinnen zu sagen, daß sie zur Sühne der vielen glaubenslosen Menschen ihren Glauben recht offen vor aller Welt bekennen sollen, indem sie sich allen öffentlichen, kirchlichen und privaten Wallfahrten anschließen sollen, wo es ihnen möglich ist, wenn ich auch jetzt nicht dabei sein könnte. Die Zeit käme wieder anders.

"O Herr, warum hältst Du mich hier gleich einer Verbannten, so fern von meinen Lieben dort. Ich könnte dir doch viel besser dort dienen, als hier in den vielen Sorgen und Bekümmernissen."

Jesus: "Weil es Mein Wille ist, denjenigen, die nicht glauben wollen, daß Ich in dir wirke, zu zeigen, daß Ich überall, wo Ich dich hinstelle, auch fortfahren werde, in dir zu reden, zu trösten, zu ermahnen und zurechtzuweisen. Glückselig diejenigen, die es erfassen und glauben können; denn sie haben einen sicheren Weg, nach Vollkommenheit zu streben.

Sage auch N. durch N., er soll sich freuen, dir jetzt so gleichgestellt zu sein, denn dies ist ein Geschenk von Mir, das Ich ihm gemacht für seine Treue, daß er jetzt neben dich gestellt ist. Denn er soll wohl bedenken, daß niemand kann erhöht werden, der vorher nicht hinabgestiegen war. Ja, jetzt ist die Zeit gekommen, wo er ein Kirchenfürst geworden ist, wie Ich ihn dir vor Jahren schon gezeigt; denn Bischof sein ist nichts Großes, aber bischöflich gesinnt sein erhebt den letzten Priester zu dem Rang eines Kirchenfürsten. O wie beschämt wird einmal der Bischof und die Geistlichkeit von Mainz ihm gegenüberstehen, die jetzt gar so kleinlich sind in ihren Gesinnungen."

Barbara: Während des Hochamtes bat ich die liebe Mutter Gottes, Sie möge auch für meine Schwester bitten in der großen Not, in die sie gerade auf ihr schönes Fest versetzt sei. Da erwiderte Sie mir:

Maria: "Das überlasse Ich Meinem Gemahl Josef, der wird schon sorgen. Es freut Mich sehr, daß heute wieder eine Seele gesprochen: 'Ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort.' Zur Danksagung für die große Gnade, daß deine Nichte die Braut Meines Sohnes geworden ist, würde Ich euch gern noch einmal in Lourdes sehen, wenn es auch nicht in diesem Jahre ist."

Jesus: "Sage N. (einem Dorfmädchen), sie soll nicht ängstlich sein um ihre Existenz; denn ihre Nichte, bei der sie ist, wird nicht sterben, wie sie sich so viel abhärmt, wohl aber soll sie beten für ihren Bruder, der immer tiefer in Sünden und Laster sich stürzt, damit er nicht ewig verlorengeht."

 

Karfreitag 1902

"So gewiß aber für Mich auf den Karfreitag der Ostermorgen kam, wo Ich Tod und Hölle besiegte, ebenso gewiß wird auch für euch die Stunde kommen, wo ihr siegen werdet über all eure Feinde."

Barbara: Am Karfreitag weinte ich stundenlang mit dem leidenden Heiland, als ich plötzlich in ein übernatürliches Licht versetzt wurde. Ich sah den Herrn, aber nicht, wie Er uns am Karfreitag von der Kirche vorgestellt wird. Er war ganz von Lichtglanz umflossen, wie Er am Auferstehungsmorgen gewesen sein muß. Er stand in einem Lichtglanz, umgeben von Lichtgestalten, lauter Heilige, von denen, die wir oft verehrten, und die uns schon ihres Besuches würdigten. Sie schlossen einen Kreis um Ihn, und es schien, als werde Er von ihnen getragen.

Dann breitete sich ein Kreis von diesem Lichtglanz gegen die Erde hin aus, und plötzlich sah ich, wie eine geheimnisvolle, magnetische Kraft vier Personen in diesen Lichtkreis hineinzog. Und als ich sie erkannte, waren es wir drei und N. N. Ich war erstaunt, am Karfreitag so etwas zu sehen, was doch für Ostern glaubwürdiger gewesen wäre, und dachte deswegen, es sei eine Täuschung. Aber der Herr redete mich an, und sagte:

Jesus: "Unter diese Schar sollt auch ihr dereinst kommen. So gewiß aber für Mich auf den Karfreitag der Ostermorgen kam, wo Ich Tod und Hölle besiegte, ebenso gewiß wird auch für euch die Stunde kommen, wo ihr siegen werdet über all eure Feinde. Habt nur für jetzt Geduld. Ging es Mir denn anders?"

Während der Zeit, wo Barbara in Rück weilte, mußte sie gar oft von der Kanzel herab Spott und kränkende Reden erfahren. So sagte der Herr Kaplan einst:

Kaplan: "Wenn die Heiligen, die früher gelebt haben, jetzt nochmals kämen, dann würde von diesen vieles nicht mehr gutgeheißen. Die Wissenschaft ist jetzt dahintergekommen. Ich habe ein Buch über die Hysterie. Darin ist bewiesen, daß die Ekstasen Symptome dieser Krankheit sind."

Am Ostertag sagte der Herr Kaplan in der Predigt:

Kaplan: "Man darf nicht glauben, daß die Apostel zu jenen Leichtgläubigen gehörten, die alles glauben, wie es Menschen gibt. Auch gehörten sie nicht zu jenen, die durch ein verweichlichtes Stadtleben ihre Nerven vergiftet haben, so daß sie allerlei Dinge zu sehen glaubten, wie es Leute gibt, was aber Hirngespinst und Einbildung ist. Nein, das waren gesunde Männer mit gesundem, klarem Verstand, in gesunder Luft, in der Seeluft aufgewachsen, usw."

Jeder Zuhörer verstand, wen er mit dieser Anspielung meinte.

Ähnlich ging es hier in Mainz. Weil in der Information von der heiligen Kommunion die Rede ist, so sollte nun auf einmal die heilige Kommunion an all dem Hirngespinst schuld sein, und P. Felix und die übrigen beschlossen, nur mehr viermal wöchentlich die heilige Kommunion zu erlauben. In der ganzen Fastenzeit predigte man an allen Freitagen gegen die öftere Kommunion.

Weil P. Felix wegen seiner Kränklichkeit oft nicht in den Beichtstuhl kam, so war Luise genötigt, zu anderen zu gehen. Einer fragte sie daher: "Wie steht es denn mit der Zahl Ihrer Kommunionen? Ich denke, Sie tun das doch mit Erlaubnis des Beichtvaters?"

Luise erwiderte, daß sie nur zu ihm komme, wenn ihr Beichtvater abwesend sei.

Am folgenden Samstag fragte sie direkt einen anderen, ängstlich gemacht, ob er ihr erlaube, wie seither, sieben Mal zu kommunizieren. "Nein, nur fünf Mal", war die Antwort. Sie sagte, daß sie schon seit fünfundzwanzig Jahren so gehe. Dann muß ich erst ihren Namen wissen und mit dem Pater Guardian reden. Luise sagte es ihm, wer sie sei, und der Beichtvater erwiderte sofort: "Ja, dann glaube ich nicht, daß er es ihnen erlaubt." Luise sagte: "Ich wünsche auch nicht, daß Sie ihn fragen. Ich begnüge mich, wie Sie es für gut finden."

P. Felix aber sagte zu denen, die zu ihm kamen: "Von jetzt an darf weder ich noch andere öfter die Kommunion erlauben als viermal die Woche."

Von da an wurden viele über uns ausgeforscht. Wer nur was wisse, solle es sagen. Umgekehrt sprachen auch unparteiische Leute offen ihr Urteil aus über die Wirtschaft der Schwägerin am 31. März 1902. So erzählte Herr V., er und noch ein Herr aus Mainz hätten ihre Beobachtung in der Wirtschaft der Frau Weigand gemacht. So ruhig, so Schlag auf Schlag, wie jeder bedient werde, so anständig wie da finde man nicht leicht eine Wirtschaft. Ebenso erzählte ein Mann in einer Wirtschaft in Rück, er sei schon oft in der Wirtschaft bei Frau Weigand gewesen, aber so sei keine mehr in Mainz. Da höre man weder fluchen, noch etwas Unsittliches, noch etwas gegen die Religion.

Der Herr verschonte Barbara keineswegs mit aller Art Leiden, während sie in Rück war. Der Boden der Küche brach ein und stürzte in den Keller und infolgedessen mußte das Haus repariert werden. Unter den Hühnern brach eine seuchenartige Krankheit aus, so daß viele verendeten. Dazu kamen die Seitenhiebe, die sie beständig von der Kanzel herab bekam.

 

11. April 1902

Auszug aus einem Brief des Bruders von Barbara in Aschaffenburg, der Barbara zuweilen in ihrer Verbannung in Rück besuchte:

Gestern war Barbara hier. Sie ist halt gar zu trostlos. Verachtet, verspottet von allen Seiten und in der eigenen Familie wenig Trost und Erbauung. Ja selbst die, denen sie ihre ganze Kraft widmet, stellen sich würdig ihren Verfolgern zur Seite. Wohl sagt sie, hat sie nach der heiligen Kommunion noch dieselben Gnaden, aber außer dieser Zeit ist ihr alles dunkel. Nach einem Leben voll des Jammers, der Entbehrung und Entsagung glaubte sie sich nun bald am Ziele. Doch nicht so. Statt mehr Licht, zieht sich der Himmel über ihr zusammen, und es wird von Tag zu Tag düsterer. Weinend klagte sie: Nichts als Enttäuschung, selbst in meiner Kirche, wenigstens in bezug auf ihre Diener.

Wenn man sie erzählen hört, so möchte man mit ihr weinen. Wohl hat sie ein sehr empfängliches Gemüt und faßt manches viel schlimmer auf, als es in Wirklichkeit ist, aber das steht fest, daß ihr an leiblichen Bedürfnissen, besonders aber in bezug auf Seelenleiden, kein Schmerz erspart geblieben. Um so empfindlicher aber ist der Schmerz, wenn dieser verursacht wird durch Leute, denen man Gutes erwiesen, wie Caroline und Valtin, noch viel mehr aber dem Herrn Kaplan von Rück. Diese hätten Ursache genug, ihr zu danken, da doch durch ihre Vermittlung seine jetzige Existenz begründet wurde. Dieser läßt jedoch keine Gelegenheit vorübergehen, in jeder Predigt und Christenlehre Seitenhiebe auf sie auszuführen, daß jedes Kind begreift, wem sie gelten, und jetzt ging er noch so weit, sie wissen zu lassen, daß er sie unter der Woche nicht mehr Beicht höre.

"Es wird eine allgemeine Verwirrung geben." So heißt es vor mehreren Jahren in den Schriften. Und wenn man nicht ganz fest wäre, so möchte man auch irre werden. "Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen", rief der liebe Heiland in Seiner Todesnot, wurde aber nicht irre, Sein Erlösungswerk zu Ende zu führen.

Sonntags geht Barbara allein in eine benachbarte Kapelle und weint sich dort aus. So wollen auch wir niemals irre werden fortzufahren, füreinander zu beten und mit aller Kraft einzustehen für die Rechte der heiligen Kirche und die Zwecke und Ziele des Liebesbundes, und selbst dann nicht irre werden, wenn die ganze Welt sich dagegen auflehnt und der liebe Gott Selbst uns zu verlassen scheint, indem Er unser Gebet nicht erhört und uns von einem Unglück ins andere hineinführt. Wir sind auf dem rechten Weg, und jetzt heißt es nur noch: "Nur weiter und nicht abweichen!"

Das große Unglück, das dich, liebe Schwägerin (Frau Weigand), betroffen, steht mir den ganzen Tag vor Augen, um so mehr, da dasselbe eben durch mich über dich gekommen. Fügung respektive Zulassung Gottes oder Teufels Werk? Wer mag es ergründen?"

Frau Weigand hatte Herrn Weigand Geld geliehen, ohne es anzugeben. Bei der Rückzahlung meldete es dieser bei seinem Steueramt und dieses meldete es beim hiesigen, und Frau Weigand wurde zur Verantwortung geladen und mußte mehrere Verhöre bestehen. Sie erhielt deshalb einen Strafbefehl von mehreren Tausend, machte aber bei dem Ministerium ein Gnadengesuch, welches die hiesige Steuerbehörde befürwortete, und durch die Fürbitte des heiligen Josef, der von vielen recht bestürmt wurde, wurde die Strafe auf 2000 Mark, statt 6520 Mark, herabgesetzt, was noch nie dagewesen, wie der Kommissär sagte, bei dem sie sich bedankte.

 

12. April 1902

In den dunklen Gewitterwolken, die von allen Seiten über Barbara losbrachen, hatte sie doch auch recht lichte Augenblicke. Dem Beispiel von Mariechen, die am 25. März das Gelübde der Jungfräulichkeit abgelegt, folgte bald auch die andere Nichte Anna. Diese Feierlichkeit, die sich im Herzen von diesem zwanzigjährigen Mädchen vollzog, durfte Barbara in der Ferne mit ansehen.

Barbara schreibt: Herz-Jesu-Freitag im April 1902 sah ich den Herrn mit einer gar wunderschönen Krone auf dem Haupt, in der Hand ein Szepter tragend, ganz neu und eigenartig, wie ich Ihn noch nie gesehen. Er sagte mir:

Jesus: "Diese Krone trage Ich nur dann, wenn auf Erden eine Seele Mir wieder ihre Jungfräulichkeit gelobt. Diese habe Ich Mir verdient, als Ich von Pilatus dem Volke als Ecce Homo vorgestellt wurde, weil Ich, der größte Wohltäter der Menschen, von dem Volk aus lauter Haß und Verachtung einem Raubmörder nachgesetzt wurde. Sooft nun eine jungfräuliche Seele sich Mir weiht, erweist sie Mir für jene Schmach eine solche Ehre, daß Ich jedesmal vor Meinen Himmelsbewohnern jene Krone trage, die Ich damals trug und durch welche Ich Mir diese herrliche Krone verdient habe; denn eine Jungfrau gilt in den Augen der Weltkinder, was Ich damals galt, als man schrie: "Ans Kreuz mit Ihm!" Wie Ich aber durch Verachtung diese herrliche Krone verdiente, so wird eine Jungfrau eine ähnliche Krone empfangen, wenn sie die Verachtung der Weltkinder geduldig erträgt."

Am Weißen Sonntag, als die Kinder in Prozession in der Kirche einzogen, hatte der Herr mich ganz in Sich hineingeführt. Die Außenwelt war mir entschwunden. Da schaute ich, wie den Kindern voraus unsere Anna ging neben dem Herrn, der überaus liebevoll an ihrer Seite einherschritt wie ein Bräutigam. Bei der Wandlung, während des Hochamtes, knieten die beiden neuen Bräutchen Mariechen und Anna an den Stufen des Altars. Der Herr stand auf dem Altar, wo die heilige Hostie lag, und es ergossen sich aus Seinem Herzen zwei Ströme in die geöffneten Herzen dieser zwei am Altare knienden Mädchen. Der Herr wollte hierdurch die Gnadenströme Seiner göttlichen Liebe andeuten, die sich in jene Seelen reichlicher ergießen können, die ihr Herz Ihm allein erschließen.

Als die Kinder die heilige Kommunion empfingen, öffnete sich der Himmel, und ein Jubel entstand, der nicht zu beschreiben ist. Die Verstorbenen der beiden Gemeinden von Rück und S., ebenso die Schutzengel der Kommunionkinder, nahmen an der Freude des Herrn teil.

 

Brief Barbara vom 27. April 1902

Barbara: Für diesen neugeweihten Priester habe ich eine gar liebliche Belehrung bekommen. Aber vor Arbeit kann ich ans Aufschreiben nicht denken. Der Herr muß große Hoffnung auf diesen Priester setzen, weil Er so schön von ihm sprach, wie er sein Herz bewahren soll, auf daß es für Ihn allzeit eine angenehme Wohnung sein möge.

Die erste Schutzmauer sei die Demut, indem er sich nie etwas selbst zutraue, auch nichts zuschreibe, sondern alles von Ihm allein erwarte und alles auf Ihn zurückführe. Das zweite habe ich vergessen. Das dritte war die heilige Liebe Gottes, die er wie eine starke Festungsmauer um sein Herz herum bauen müsse, daß keine Weltliebe eindringen könne in sein Herz, und Er versprach ihm Seinen Segen, wenn er diese Mittel gut ausnützen werde.

Ein anderes Mal weinte ich sehr über das große Elend, in das ich versetzt bin, weil ich gar so wenig für meine Seele tun kann. Auf einmal sah ich vor mir den Herrn mit dem schweren Kreuz und hinter ihm Simon, der sich herzhaft darunterstellte und tragen half. Der Herr schaute mich an und verschwand. Ich hörte auf zu weinen; denn ich verstand die Predigt. Du sollst also, so sagte ich mir, mit Simon von Cyrene dich unter das Kreuz stellen und tragen, was Er dir auf die Schulter gelegt. Aber wie oft habe auch ich mit Simon mich geweigert. In ein Meer von Widerwärtigkeiten ist man versetzt in so armen Gegenden. Bald ist das Futter all, bald die Streu, dann die vielen Strapazen mit Vieh und Feld, kein Tag, der nicht neue Aufregungen mit sich bringt.

 

18. Mai 1902

"Er soll sich vor seinem Vorgesetzten recht verdemütigen und all seinen Befehlen nachkommen, aber ihm offen sagen, daß er nie seine innere Überzeugung nach außen hin verhehlen werde."

Barbara: Heute bekam ich den Auftrag vom Herrn:

Jesus: "N. wolle doch ja keiner Versuchung nachgeben. Freue dich, Mein treuer Diener, ja freue dich, daß du Mir so gleichgestellt bist. Warum willst du zur Traurigkeit hinneigen? Weißt du nicht, daß auch Ich ohne allen Grund verurteilt wurde von den Stellvertretern Gottes und des Gesetzes?"

Barbara: Als ich Ihn fragte, was N. bei diesen Zuständen machen solle mit der Widerlegung, die er vorhabe, an die Bischöfe zu versenden, sagte der Herr:

Jesus: "Er soll sie freudigen Herzens und mit größter Seelenruhe ausfertigen und hinlegen, bis der Zeitpunkt gekommen ist, wo Ich es ihm sagen werde. Er soll wissen, daß es Mir nicht gefällt, wenn er seine Überzeugung verleugnen wolle, wie ihm seine Vorgesetzten den Vorschlag machen. Er soll in sich bekennen, daß er der Unwürdigste ist, aber wie ein Paulus, der von sich sagte: 'Bin der Geringste unter den Aposteln', aber vor dem Hohen Rat und den Mächtigen der Erde seine Überzeugung aussprach, obwohl er wußte, daß ein offenes Bekenntnis ihm große Leiden bringen werde. Er soll wissen, daß er sich die Krone der heiligen Märtyrer verdienen kann, wenn er standhaft bleibt. Er soll sich vor seinem Vorgesetzten recht demütigen und all seinen Befehlen nachkommen, aber ihm offen sagen, daß er nie seine innere Überzeugung nach außen hin verhehlen werde; denn dies zeuge von großer Geistesschwäche und verstoße gegen die Wahrheit."

Barbara: Ich war so ergriffen über solche Liebe des Herrn und sagte: "O Herr, ist es möglich, daß Du mich noch lieben kannst, da ich doch so wenig für Dich tue?

Da wurde Er so liebenswürdig, daß Er mich Meine Kleine nannte. Dies eine Wort enthielt so viel Süßigkeit, daß mein Herz hätte zerschmelzen mögen.

"Warum, o Herr, kommst Du nicht mehr wie früher in Mainz, an so hohen Festtagen am Vorabend zu mir?"

Jesus: "Wenn Ich mit einem Menschen verkehre, so daß Ich nicht nur seine Seele, sondern auch dessen Leib in Besitz nehme, dann geschieht dies immer, daß andere zu Meiner Liebe hingezogen werden sollen, wie dies in Mainz der Fall war. Aber hier ist eine äußere Erscheinung ganz unnütz. Daß Ich aber jetzt bei dir bin, wirst du wohl nicht bezweifeln."

Barbara: Ich bat auch um ein liebes Wörtchen für meine zwei Freundinnen und ich merkte Ihm an, daß es Ihm Selbst weh tut, uns so lang getrennt zu wissen, und Er versprach mir, daß es auch wieder anders werde.

Nachsatz: Es ist nun buchstäblich erfüllt, daß Barbara allein gehen muß, denn ihr alter treuer Beichtvater (mit dem sie nicht mehr verkehren darf) ist gestorben. Er war fünf Tage krank, sprach öfters von Barbara, und in den letzten Stunden fragte er noch: "Habt ihr es Barbara schon zu wissen getan?"

 

Pfingstmontag 1902

Barbara: Ich sah den Herrn Benefizial (ihren verstorbenen Beichtvater) nach der heiligen Kommunion. Er war traurig, aber doch zufrieden, ja, er schien sogar sehr glücklich zu sein. Ich fragte ihn, wie es ihm gehe, und er sagte:

Beichtvater: "Gut! Daß ich nie nach einer Stelle strebte, wo ich mir hätte Reichtum verschaffen können, wurde mir hoch angerechnet, und weil ich immer ein kindlich, demütiges Glaubensleben führte, hab'ich in meinem Herrn einen gar gnädigen Richter gefunden. Sage meiner Schwester, sie soll meinen Verlust nicht allzusehr beweinen, denn der Ort meiner zukünftigen Herrlichkeit wurde mir schon gezeigt. Sie soll zum Bruder gehen nach Aschaffenburg und dort durch ein von der Welt ganz zurückgezogenes Leben sich vorbereiten auf ihren baldigen Heimgang."

Auf dem Totenbett lag er mit einem Buß-Meßgewand sehr arm und einfach.

Barbara: Ich bat den Herrn, daß N. nicht versetzt werde.

Jesus: "Haben sich denn die heiligen Märtyrer geweigert, für Mich ins Gefängnis und den Tod zu gehen?"

 

Fronleichnamsfest 1902

Barbara: Der liebe Heiland teilte mir mit, daß N. nicht versetzt werde. Er solle aber die Widerlegung nicht ohne Erlaubnis seiner Vorgesetzten fortschicken; denn jetzt sei es ihm übelzunehmen, weil jene davon wüßten, und sie ihn jetzt für einen eigensinnigen Kopf hinstellten. Aber er soll offen und frei darüber mit seinem Ordensoberen sprechen, und falls dieser ihm die Genehmigung verweigere, sich auf die bayerischen Bischöfe berufen, die einen Hirtenbrief herausgaben, ganz nach dem Inhalt der "Information".

Jesus: "Sage dem Dienstmädchen, das ins Kloster will (26 Jahre alt und deshalb nur versuchsweise angenommen), sie soll das Gelübde der Keuschheit ablegen und Mir treu in der Welt dienen. Dies wolle Ich so annehmen, als sei sie eine Klosterfrau. Sage dem anderen Dienstmädchen (33 Jahre alt), es soll sich die Gedanken, ins Kloster zu gehen, aus dem Sinn schlagen; denn es sei nur der böse Feind, der ihr den Frieden des Herzens rauben will."

 

Fest des hl. Antonius von Padua

Barbara: Am 13. Juni 1902 sah Ich nach der heiligen Wandlung den heiligen Antonius zwar im Ordenshabit, aber dieser war unaussprechlich schön. Alles an ihm war entzückend, auch seine Bewegungen und Gebärden, daß ich es nicht wiedergeben kann. Er nannte mich Schwester und versicherte mich seines besonderen Schutzes.

Antonius: "Wisse, daß unter allen Schutzempfohlenen dieser Gemeinde du mir die größte Freude bereitet hast, nicht nur unter denen, die schon in Schippach gelebt, sondern auch unter denen, die jetzt leben und nach dir leben werden, denn wo eine Seele für den Herrn einsteht und für ihn leidet, kommt Ehre dem Schutzpatron und allen denjenigen zu, die mit der Seele in Verbindung stehen. Ihr wisset nicht, welche Aufgabe ihr, du und deine zwei Mitschwestern, von dem Herrn überkommen habt. Harrt aus in Geduld, und ich sage dir, daß ihr die Früchte noch sehen sollt. Jetzt seid ihr getrennt, und du grämst dich ab, weil du so verlassen und hinausgestoßen von den Priestern allein deinen Weg suchen mußt. Wisse, daß du doch dieselben Verdienste hast, obwohl du hier mehr Fehler machst und nicht viel beten kannst, als wenn du in Mainz bei deinen Freundinnen wärest. So will es der Herr. Sei zufrieden."

Barbara: Als ich aber vor Betrübnis und Freude schluchzte und weinte, führte der Heilige mich hinweg, und zwar nach Mainz inmitten meiner beiden Freundinnen. Wir gingen wallfahrten nach G., und es schlossen sich sehr viele Leute an.

Antonius: "Siehe, meine Schwester, wie ich dir in deiner Jugend einmal im Traume deine Lebensaufgabe gezeigt, und wo du in den Verfolgungen, die du deswegen von seiten der Priester zu erdulden hattest, dich hinwenden sollst, so will ich dir heute an meinem Feste zeigen, wie nach überstandenen Leiden ihr noch Früchte sehen sollt; denn ihr alle werdet den Sturm, worin der Herr Seine Tenne säubert, überleben. Und in dem Maße wie man euch verachtete, werden sich nachher die Christen euch anschließen. Niemand wird sich mehr schämen, mit euch zu gehen. Im Gegenteil!"

Barbara: Als Antonius mich verließ, eilte er gegen den Hochaltar zu, wandte sich aber noch einmal um und rief mir zu:

Antonius: "Schwester, nicht weinen! Schau über dich!" Er zeigte gegen den Himmel, und eine große Schar weißgekleideter, männlicher und weiblicher Seligen, alle die lieben, heiligen Freunde und Freundinnen, der heilige Johannes, die heiligen Hildegard, Katharina, Barbara und noch andere, zogen in einer langen Prozession an mir vorüber. Alle schwenkten ihr weißes Fähnlein mir zu als Zeichen eines Grußes. Barbara war aber am allerfreundlichsten zu mir. Der heilige Antonius tröstete mich noch in einem anderen Anliegen, was sich schon nach zwei Tagen erfüllte.

Er sagte noch, der himmlische Vater habe beschlossen gehabt, die ganze Welt durch Hungersnot zu strafen. Ich sah aber den heiligen Antonius und alle Heiligen den himmlischen Vater um Erbarmen anflehen. Dann sagte er:

Antonius: "Sieh, meine Schwester, um all deiner Leiden willen ist der Zorn des himmlischen Vaters besänftigt, und sieh, wie üppig die Saat rings um dich steht, obwohl die Gottlosigkeit um Rache schreit."

 

Fest Peter und Paul am 29. Juni 1902

Barbara: Nach der heiligen Kommunion teilte mir der Herr mit, N. dürfe von seinem Recht Gebrauch machen und könne gleichzeitig an seinen Oberen und an das Bischöfliche Ordinariat die Widerlegung senden, aber die Beilage nur an seinen Oberen. Wenn er dann die Erlaubnis nicht erhalte, solle er tun, was Er ihm eingebe.

Jesus: "N. soll sich nur berufen auf das Recht, das jeder Priester und jede gläubige Seele hat, wie es die Kirche angeordnet. Jede Seele ist einem Priester unterstellt und hat das Recht, sich ihren Beichtvater oder Seelenführer zu wählen und ihre Seelenzustände einem Priester mitzuteilen. Das ist dir in Mainz versagt worden. "Gott zieht die Seele zu irgendeinem Priester hin und die Seele hat das Recht, diesem Zuge zu folgen und sich dahin zu wenden, wo sie sich von Gott hingezogen fühlt. Von diesem Recht hat die Seele Gebrauch gemacht, und ich mache von meinem Priesterrecht Gebrauch. Ich habe das getan durch die Widerlegung, weil ich der einzige bin, der die Sache gründlich studiert und daraufhin habe ich mir erlaubt und bin verpflichtet dazu, weil das Werk ein göttliches und kein menschliches ist."

Barbara: Dieses möge er auf einem Blättchen vorausschicken, das wäre seine Sache. Dann soll er fragen wegen der Beilage, ob Luise seine Skizzen abschreiben dürfe. Diese Offenbarungen, die er herausgezogen aus den Schriften, seien sehr geeignet, viele Priester, die in Zweifeln befangen wären über diese Sache, von den Zweifeln zu befreien, für was man die Sache halten solle, weil sie von Mainz aus verworfen sei. Jetzt sei die Aufgabe an ihm und er bäte ihn recht höflich, daß er Luise die Erlaubnis geben möge, seine Ausführungen und Beilagen abzuschreiben, um ihm dieselben übermitteln zu können, damit auch sie ohne vieles Studium einen Überblick hätten und sich ein Urteil bilden könnten. Sie sollten ihn von der Arbeit überheben, er hätte genug getan und könnte das nicht und wollte auch keine Uneingeweihten dazu benutzen. Es wäre ja auch überhaupt für Bischöfe und Priester. Es sei ja doch jetzt offenbar, daß die Schriften in Erfüllung gegangen wären. Sie sollten nur die Zeitlage betrachten. Eine weitere Erklärung wäre nicht nötig. Wenn sie die Zeitlage studierten, hätten sie die Erklärung, weil alles in Erfüllung gegangen sei.

Diese Auszüge seien sehr praktisch, weil das Notwendigste praktisch zusammengezogen wäre und es also nicht nötig wäre, daß sie das selbst täten und selbst durchlesen, wenn sie es prüfen wollten, was Er jahrelang gesprochen. Es wäre jetzt offenbar, daß das katholische Volk sich zusammenscharen und zusammengeschart werden müsse. Er soll sich nicht fürchten, obwohl wieder neue Verdemütigungen herankämen; es ging einmal nicht anders. Wenn die Antwort verweigert werde, so soll er tun, was Er ihm eingäbe. Er hätte das Recht, von seiner Freiheit als Priester Gebrauch zu machen."

 

Pilgerfahrt nach Aachen ab 14. Juli 1902

"Aber war der Tag zu Ende, so opferten wir dem himmlischen Vater alles auf und schlossen mit dem Tag ab, als ob es der letzte sei."

Am 15. Juli sagte der Herr, es käme noch eine Zeit, wo N. über alle seine Feinde siegen werde und alle vor ihm den Kopf hängen lassen würden; Barbara aber bliebe ihr Leben lang gedemütigt.

Barbara klagte sich ihrer Fehler an und fragte, ob Er denn nicht unzufrieden mit ihr sei.

Jesus: "Das ist Mir nichts Neues, die Apostel haben dieselben Fehler an sich gehabt. Du wärest die erste, die Ich nicht ertragen wollte. So sind alle Menschen. Wenn Ich den Aposteln heute etwas erklärt habe, so legte sich der eine es so aus und der andere so, und Ich mußte immer wieder Geduld haben und es ihnen von neuem sagen."

Barbara: "Ich bedaure N."

Jesus: "Du brauchst ihn nicht zu bedauern, alle deine Bitten werden dir gewährt, aber alles muß erst verdient werden. Das geht alles auf ganz anderen Wegen, als ihr euch zurechtlegt."

Am 16. Juli sagte der Herr, der Neffe von Barbara bekäme eine Frau aus Schippach, und Barbara könne dann wieder nach Mainz zurück. Der Baum des Liebesbundes wäre zwar jetzt noch klein, aber in einiger Zeit würde er seine Zweige und Ästchen nach allen Richtungen hin verteilen. Sie hätten nicht allein die Wallfahrten nach Jerusalem gemacht, um Gott zu verherrlichen, sondern auch, um sich mit den Freunden zu vereinigen und zu freuen und anzueifern. So sollten auch wir jetzt tun; denn diese Freude war euch im Ratschluß Gottes bestimmt.

Maria: "Meinst du, es wäre anders gewesen in Meinem sterblichen Leben? Auch da wechselte Leid und Freud. Als wir nach Ägypten kamen, mußten wir uns sehr arm ernähren. Wir hatten manchen Kummer und Sorgen um das tägliche Brot. Aber war der Tag zu Ende, so opferten wir dem himmlischen Vater alles auf und schlossen mit dem Tag ab, als ob es der letzte sei. So sollt auch ihr jeden Abend mit dem Tagewerk abschließen, als wäre es der Lebensschluß.

Alle Fehler und Mängel klagt demütig Meinem Sohn und opfert Ihm alles auf, und dann will Er alles für voll anrechnen und es wird aufgezeichnet werden in das Buch des Lebens wie ihr aufgeopfert, und danach wird in der Sterbestunde gerichtet. Wenn ihr aber die Aufopferung nicht gesagt, geht der Tag verloren. Sorge nicht für den anderen Tag. Die Arbeit, die du angefangen und nicht zu Ende gebracht, lege nebenhin und schneide ganz ruhig damit ab. So war unser Leben.

Wenn Wir abends zusammenkamen, haben Wir alles nebenhin gelegt und nichts für den anderen Tag zurückgelegt und ergossen uns im Lobe Gottes. Wenn du fällst, stehe ruhig wieder auf. Das ging allen Heiligen nicht anders. Das ist es nicht, worauf der liebe Gott so sehr schaut, sondern auf das Leben und Streben, und wenn man den Fehler bereut, ist es wieder gut. Diese eure jetzige Lage dauert nicht mehr lang. An deiner Schwägerin in Schippach hat Mein Sohn Freude, weil sie es so machen."

 

Vigil von Portiuncula 1902

"Zurück zu einem tiefreligiösen Glauben und Christenleben!"

Als ich heute abend vor dem Tabernakel sehr innig zum Herrn flehte, Er möge mir durch Franziskus auch einen Brosamen zukommen lassen, gern wollte ich auf höhere Gnaden verzichten, nur um die Gabe des Gebetes bäte ich, da hörte ich eine Stimme, die zu mir sprach: "Geh hinweg über all die Kleinigkeiten, denn Ich liebe dich noch wie zuvor." Ich war über diese unerwartete Stimme so erfreut, daß ich außer mir geriet und mit großem Eifer die Kirchenbesuche begann.

Am folgenden Morgen nach der heiligen Kommunion redete der Herr so tröstend, daß es schade ist, daß ich es nur bruchstückweise wiedergeben kann. Er zeigte mir, wie alles dieses so kommen müsse und welch wichtige Bedeutung mein Verweilen in Rück für den Liebesbund habe. Seine jahrelangen Unterredungen mit mir sollten dasselbe bezwecken, was Er zur Zeit durch die Bewilligung des großen Portiuncula-Ablasses habe bewirken wollen, nämlich das erkaltete Christenleben wieder anzufachen und den Glauben zu erneuern. Franziskus habe auf Seinen Befehl hin drei Orden gegründet und diesen Ablaß von Ihm erfleht, so daß alle Kinder der katholischen Kirche Anteil an den Gnaden nehmen könnten, die Er durch Franziskus der Welt habe zukommen lassen.

Hier wolle Er nichts weniger als damals. Er rufe durch alle Worte, die Er mit mir die langen Jahre gesprochen, der Welt zu: "Zurück zu einem tiefreligiösen Glauben und Christenleben!" Darum verlange Er die Einführung der öfteren Kommunion und die Hebung des jungfräulichen Standes. Dazu die Warnungen und Tröstungen für alle, besonders für Eheleute, daß sie das Kreuz gern tragen im Familienleben: Einzig um das Glaubensleben wieder zu erneuern."

Barbara: "O Herr, was soll jene Klosterfrau tun, wenn ihr Krankenhaus nicht viel besucht wird, da sie sich doch so große Unkosten gemacht mit dem Neubau?"

Jesus: "Das ist nicht die Aufgabe, die Ich von ihr verlange. Was geschieht, ohne ihre Schuld, braucht sie vor Mir nicht zu verantworten. Sie soll jeden Kranken behandeln, als sei er ihr Bruder oder Schwester. Dies ist ihre Aufgabe. Ob viele kommen oder wenige, dafür wird sie nie verantwortlich gemacht. Soll Ich ihr noch mal sagen, was Ich ihr schon gesagt: 'habe es gern, wenn man Mich betrachtet als den, der Ich bin: Ein liebevoller Vater.'

Ich habe dir einmal die Familie N. gezeigt auf einem Ozean. Erinnerst du dich noch, wie N. wie ein Fels im Meer stand und all seine Geschwister sich in diesem Ozean befanden? Dieses Gesicht erfüllt sich jetzt. Wer von euch allen hätte damals geglaubt, daß Mein Werk, in welchem das ganze Meer Meiner unergründlichen Liebe, Güte und Barmherzigkeit niedergelegt ist, so untergraben werde, so daß es unterzugehen scheint?

Jetzt ist die Zeit gekommen, wo N. in diesem Ozean steht wie ein Fels. Er genießt die Liebe und Güte Meines Herzens, wie sie niedergelegt sind in deinen Schriften, und alle seine Feinde prallen ab an ihm. Sage seiner Schwester, er soll nicht ängstlich sein, weil er den Bischof von Mainz um Erlaubnis bitten solle; er könne dies auch ganz umgehen, da der Bischof ja die Schriften in Händen hat. Ebenso bei den übrigen, die Schriften gelesen."

Barbara: Dann bat ich für Frl. N., ob sie sich beruhigen könne wegen ihrer Beichten.

Jesus: "Sie soll sich beruhigen und Mir in Liebe anhangen. Auch soll sie unbekümmert sein wegen des zeitlichen Fortkommens ihres Bruders. Sie soll wissen, daß er in Meinen Augen höher steht als viele Beamte seinesgleichen wegen seines geraden Sinnes und seines jungfräulichen Lebens. Ich weiß, was für ihn gut ist."

Barbara: Als ich nun bat, Er möge mich doch so halten hier, daß mein Geist nicht so verfinstert sei, ich könne ja keinen guten Gedanken mehr fassen, da sagte der Herr:

Jesus: "Damit sollst du verdienen und Verdienste sammeln für den Liebesbund. Harre aus! Auf diese Zeit folgt eine andere."

Barbara: Heute hat auch mein früherer Beichtvater von Gr. seinen Einzug in den Himmel gehalten. Er ließ mir seit seinem Tod keine Ruhe. Überall hin verfolgte mich seine Arme Seele. Heute hielt ich bei dem Herrn und der lieben Mutter Gottes innig für ihn an. Ich sah ihn lange stehen wie an einem Eingang, der ihm noch verschlossen war. Während eines Rosenkranzes, den ich für ihn betete, sah ich die liebe Mutter Gottes aus der Pforte heraustreten, und sie hatte in der Hand eine goldene Kette, die Sie um ihn legte. Mit jedem Ave bekam die Kette ein neues Glied und mit dem letzten Ave zog Sie ihn in die Pforte hinein. Er wandte sich um und dankte mir herzlich und sagte: "Für meine Schwester einen Gruß; sie braucht um mich nicht mehr zu trauern, und meinem Bruder sage, er soll sich freuen auf seinen baldigen Heimgang."

Als Luise von Aachen wieder zurückkam, wo sie mit Lieschen und Barbara und Mariechen die Heiligtümer verehrt und durch Begünstigung der Liebesbundmitglieder berühren durfte (vom 14. bis 17. Juli) und sie das erste Mal wieder zur Beichte ging, sagte ihr der Pater N. schon vor der Beichte, daß er vom Pater Provinzial den Befehl erhalten habe, sie nicht mehr Beichte hören zu dürfen.

Luise: "Aufgrund welcher Erkenntnis will denn Pater Provinzial über mich ein Urteil fällen, er kennt mich ja nicht einmal?"

Pater N: "Das betrifft nicht Sie allein, sondern auch Lieschen und Barbara."

Luise: "Aber aus welchem Grund?"

Pater N: "Man will mit der Sache nichts mehr zu tun haben!"

Luise: "Also, mit dem lieben Heiland wollen Sie nichts mehr zu tun haben! Aber Sie schießen ja alle ins Blaue hinein, keiner von Ihnen ist orientiert, hat die Schriften gelesen, und nur auf die Aussagen anderer hin wollen Sie ein Urteil fällen. Es wird schon eine Zeit kommen, wo Sie es alle einsehen, dann aber ist es zu spät."

Pater N: "Seien Sie mir nicht böse, ich kann nichts dazu."

Luise: "Durchaus nicht, ich rechne es mir zur Ehre, dies für den Herrn leiden zu dürfen."

Samstag vorher hatte derselbe Lieschen nach ihrem Namen gefragt und ihr dann dasselbe angekündigt.

Lieschen: "Ich leide das mit Freuden, aber es kommt die Stunde, wo Ihnen die Augen aufgehen, dann aber werden Sie es bereuen."

Barbara war von Aachen – wo sie neben der geistigen Freude doch auch das große Opfer bringen mußte, dem Verbot des Verkehrs mit N. gehorchend diesen weder zu besuchen noch sich mit ihm beraten zu können – wieder nach Rück zurückgekehrt.

Barbara: Vor einigen Jahren wandte sich ein Seminarist verzweifelt an mich und flehte mich an, für seinen Onkel zu beten, der sich in einen Fluß gestürzt hatte. Auf mein inständiges Bitten erwiderte mir der Herr:

Jesus: "Ich kann ihn nicht verdammen, denn er hat seine Jugendzeit gut verlebt und in späteren Jahren war er immer ein guter Christ, aber er gab den Einflüsterungen Satans nach und dieser brachte ihn so weit, daß er den Verstand verlor. Dann trieb er ihn an, sich das Leben zu nehmen. Weil aber so viele Menschen an derselben Mutlosigkeit leiden, darum will Ich, daß es Meinen Kindern bekannt gemacht werde, wie unendlich gut Ich bin, Ich, euer Herr und Gott!"

Barbara: Der Herr zeigte mir dann seine Fegefeuerstrafe, die dieser Unglückliche gerade durch seine Mutlosigkeit sich zugezogen hatte, weil er zu wenig auf Gottes Vorsehung vertraute, und sagte zu mir:

Jesus: "So wird er gepeinigt bis zu dem Tag, wo der junge Priesterkandidat, der sich an dich gewendet, das erste heilige Meßopfer darbringen wird."

Barbara: Als nun dieser Seminarist mich auf das Dringendste bat, seiner Primiz beizuwohnen, ging ich dieser tröstlichen Verheißung halber dorthin nach M. in der Diözese Würzburg im August 1902. Und ich bin enttäuscht worden. Die Arme Seele verließ mich in der letzten Zeit nicht mehr. Ich sah ihn wie einen dunklen Schatten mich begleiten. Sehnsüchtig verlangte er Gebetshilfe. Während der ganzen Primizfeier war die Arme Seele dabei.

Als die Prozession auszog, wo der junge Priester das Allerheiligste trug, begleitete er ihn. Aber er schleppte einen schweren Stein an den Füßen, was mich zu großem Mitleid bewegte. Ich warf mich darum der göttlichen Gerechtigkeit zu Füßen und beschwor sie, doch ihr gegebenes Versprechen zu halten und die Arme Seele aus ihren großen Leiden zu befreien, um der Verdienste Christi, Seiner heiligen Mutter und um all der Verdienste willen, die dieser junge Priester in seinem heiligen Amt für die heilige Kirche ansammeln könne.

Bei der heiligen Wandlung war die Seele an den Altarstufen bis zur heiligen Kommunion. Als der Priester kommunizierte, ging ein Lichtstrahl von ihm aus und fiel auf den Mann, der sofort davon durchdrungen und in ein Licht umgewandelt wurde. Ich glaube fest, daß er in diesem Augenblick erlöst wurde. Dieser Lichtglanz breitete sich über die ganze Kirche aus, und ich sah in ihm viele Lichtgestalten. Der Herr gab mir zu verstehen, daß es lauter Verstorbene aus diesem Ort waren, die Gott ihren Dank abstatteten, daß Er aus ihrer Mitte einen Priester erwählte.

Darunter zeigte Er mir auch die beiden Töchter der Familie W., die Klosterfrau und die andere. Der Herr zeigte mir dies, weil Er durch dieses schauerliche und doch zugleich für uns sehr belehrende Ereignis die Menschen an Seine unendliche Barmherzigkeit und Güte erinnern wollte.

 

Mariä Himmelfahrt am 15. August 1902

"Sie sagte, ich solle Sie alle Tage begrüßen in dem Magnifikat."

Barbara: An diesem Fest erlebte ich eine sehr ergreifende Szene. Ich war schon am Vorabend überaus glücklich. Die Sehnsucht und das Verlangen nach der baldigen Erlösung, um im Himmel an der Seite der lieben Gottesmutter auszuruhen von all dem Elend, verzehrten mich und machte alles Unangenehme vergessen. Bei der heiligen Kommunion war ich sehr glücklich, und der Herr ließ mich Seine Nähe fühlen. Bei dem Hochamt nach der heiligen Wandlung hörte ich die Worte:

Maria: "Schau auf, Meine Tochter, und siehe, was dir gezeigt wird."

Barbara: In diesem Augenblick war ich in ein unbeschreibliches Licht versetzt, und die liebe Mutter Gottes, getragen von sechs Cherubim, zeigte Sich mir, wie Sie damals mit Leib und Seele in den Himmel getragen wurde. Sie war eine solch majestätische Erscheinung, daß ich es nicht zu beschreiben wage. Ihr Gewand war nicht weiß, es war braun und ganz von Gold durchwirkt. Sie stand auf den Flügeln zweier Cherubim, rechts und links war Sie auf zwei Cherubim gestützt und über Ihrem Haupte schwebten zwei Cherubim voraus. Diese sechs Cherubim bildeten eine Krone um Sie herum. Die zwei Cherubim ober Ihrem Haupte lösten sich ab und eilten voraus, als brächten sie die Botschaft von Ihrer nahen Ankunft; denn ich sah dann den Himmel geöffnet, die Heiligste Dreifaltigkeit mit allen Bewohnern des Himmels Ihr entgegeneilen und Sie beglückwünschen. Ich war ganz vertieft ins Schauen von dem, was ich gesehen, als die Stimme wieder anfing:

Maria: "Siehe, so wird der Einzug in die ewige Glückseligkeit für alle sein, die für Meinen Sohn hier auf Erden viel gelitten, Sein Reich auszubreiten gesucht und Seine Ehre zu befördern sich bemüht haben. Sie alle haben eine ähnliche Himmelfahrt.

Sage N., jetzt sei er der Hintergrund, auf dem Mein Sohn Sein Gemälde aufführen wollte. Bei seinem Einzug in den Himmel aber werde er in Vordergrund gestellt werden als der Heerführer einer großen Schar wackerer Streiter, wie es die Liebesbundmitglieder alle sein werden bis ans Ende. Sage seinen Schwestern allen, daß sie die ersten sein werden, die N. auf diesem Wege folgen und darum ablegen alle Ängstlichkeit, ob und wie sie Gott gefallen. Als Mitglieder des Liebesbundes sollen sie ein freies, frohes Herz ihrem Herrn entgegenbringen, frei von jedem Wunsch nach Anerkennung von seiten der Menschen. Dadurch aber sollen sie andere mehr erbauen, als wenn man sie für tauglich hielte, die höchsten Ämter zu verwalten. Deine beiden Mitschwestern, deine Verwandten, die zwei Dienstmädchen und alle, die sich euch anschließen: Freuet euch, kämpfet und ringet jetzt noch, bald werdet auch ihr einziehen mit Mir."

Barbara: Ich bat auch die liebe Mutter Gottes, mir zu sagen, wie ich Sie am meisten ehren könnte von Ihrer Himmelfahrt bis Mariä Geburt, und Sie sagte, ich solle Sie alle Tage begrüßen in dem Magnifikat.

"Was sollen denn meine beiden Freundinnen und die anderen tun?"

Jesus: "Ich werde es ihnen schon eingeben, was sie tun sollen."

Barbara: Auch sagte mir der Herr, man solle nicht alles so aufnehmen, was man sehe an den Seinigen oder an anderen, was wir gern bessern möchten. Man solle seine Schuldigkeit tun, aber den Kampf mit den bösen Neigungen hätte jeder für sich selbst durchzufechten. Man solle sich nicht allzusehr betrüben, wenn unsere Ermahnungen nicht fruchten wollten.

Jesus: "Sage N. N., sie soll den Jungen mit festem Vertrauen auf die Göttliche Vorsehung studieren lassen. Wenn wir so das Sichere spielen wollten, gäbe es keine Priester mehr. Auch sollen sie das Haus ruhig verkaufen und sich einige Zimmer vorbehalten, solange die Eltern leben, so wären viele Sorgen gemindert."

 

24. August 1902

Auf die Frage, ob man eine Würde ausschlagen dürfe, erwiderte der Herr:

Jesus: "Wenn man gewählt wird zu einer Würde, soll man diese Bürde weder beglückwünschen, noch sich davor fürchten als vor einer Last. Mit der Würde seines Amtes soll man die Demut und Einfalt eines Laienbruders verbinden, so wird diese Auszeichnung nichts schaden."

 

Wallfahrt nach Dieburg am 7. September 1902

"Ihr sollt jetzt in der Geduld geprüft werden und die Tröstungen entbehren, denn viele und große Verdienste könnt ihr so erringen."

Am 7. September fuhren Lieschen und Luise von Mainz nach Dieburg, wo seit mehr als 1000 Jahren eine Wallfahrt zur Mutter Gottes besteht. Die Kirche war um vier Uhr am Vorabend schon angefüllt mit Wallfahrern, und die zahlreichen Beichtstühle waren umlagert. Die ganze Kirche zählte nur drei Bänke zum Knien, und wer so glücklich war, einen Platz darin zu erobern, gab ihn nicht mehr her. Für diesen Abend gelang es uns, bis wir gegen neun Uhr Barbara trafen, die auf unser Bitten von Rück gekommen, so daß die Freude des Wiedersehens uns hinauslockte. Barbara war ganz trostlos angekommen und meinte, sie könne selbst nicht mehr glauben, sie müsse getäuscht sein, und war fest entschlossen, alle Gnaden abzuweisen. Aber wie getröstet verließ sie und wir den Gnadenort.

Um halb elf Uhr kehrten Barbara und Lieschen in die Kirche zurück und verließen sie nicht mehr bis um sechs Uhr anderen Morgens. Das war keine kleine Buße, die ganze Nacht zu stehen und zu beten. Aber die ganze Kirche war gedrängt voller Beter, die alle bis zum Morgen aushielten, betend und singend, einen Rosenkranz an den anderen fügend. Um drei Uhr kam auch Luise wieder; denn es begannen die heiligen Messen und Ämter.

Schon in der Nacht und bei der heiligen Kommunion hatte Barbara große Gnaden. Der Herr sagte, Er habe dies so geschehen lassen, während Barbara geglaubt, aus den Worten des Herrn anderes zu schließen, weil die Eigenliebe zu viel mitgespielt habe. Barbara habe es zu sehr gewünscht, und wir müßten losgeschält sein. Wie Seine Jünger unter dem Kreuz gestanden wären, hätte ihnen das auch nicht in den Sinn gewollt. Das hätten sie nicht begriffen und hätten gedacht, jetzt sei alles aus und alles sei nichts gewesen. Als Er aber auferstanden sei, wäre die ganze Sache gleich anders gewesen. So sei es auch mit dieser Sache. Nicht der ist groß vor Gott, der in den Augen der Welt als etwas gilt; denn Prälat kann jeder werden, wenn er dazu gewählt wird, das ist rasch geschehen, sondern derjenige, der in der Unterdrückung und Abtötung seiner Neigungen sich als Prälat vor Gott beweist, der ist groß vor Gott. Das kann man, wenn man der niedrigste Bruder ist; er kann vor Gott Prälat sein. Das kostet Opfer, aber das andere nicht.

Ihr aber sollt so freudig Gott weiter dienen, als ob ihr alles erreicht, alle Seelen durch euren Eifer gewonnen und zu Gott hingeführt hättet. Nicht ein Tüpflein vom 'i' sollt ihr von euren Andachtsübungen streichen. Die Hauptsache ist, daß ihr fortfahret, daß sie nicht mit Fingern auf euch zeigen und sagen können: "Seht doch, wie sie jetzt nachlassen."

Jesus: "Wie euch die Menschen beurteilen, darum kümmert euch nicht. Du Barbara, dich soll die Welt nicht besitzen, sondern du sollst die Welt besitzen. Du sollst nicht an der Arbeit und an dem Fortgang deiner Geschwister hängen. Wenn es Zeit ist, und Ich dich wieder nach Mainz führe, sollst du ruhig alles beiseite legen und weitergehen. So wie du früher dich Mir hingegeben in den Tröstungen, so sollst du dich jetzt in dieser Lage an Mich hingeben. Ihr sollt an den früheren Tröstungen und Gnaden durchaus nicht hängen; denn ihr sollt jetzt in der Geduld geprüft werden und die Tröstungen entbehren, denn viele und große Verdienste könnt ihr so erringen."

Während des Hochamtes sagte die liebe Mutter Gottes:

Maria: "Sagt Meinem Diener N. einen herzlichen Gruß, und so wahr als es ist, daß Ich in dieser Kirche verehrt werde, so wahr ist es, daß Ich ihn in Meine Arme schließe. Wenn er auch jetzt seinen Feinden scheinbar unterlegen ist und sie ihn beiseite setzen, so dauert das nicht mehr lang; dann wird es wieder anders. N. aber sage, Ich wolle ihr Vorhaben (in die Stadt zu ziehen, um besser Gott dienen zu können) segnen, denn Mein Sohn habe Wohlgefallen daran."

 

Fest Kreuzerhöhung am 14. September 1902

Barbara: Heute schaute mein Geist das Kreuz auf blauem Grund, zu dessen Füßen ganz zusammengebrochen an Leib und Seele ich mich selbst erblickte. Neben mir aber fühlte ich die Nähe der lieben Mutter Gottes, aber ich sah Sie nicht. Sie tröstete mich und sagte, es komme bald wieder eine andere Zeit, ich solle nicht verzagen. Auch N. soll nicht wanken. Er soll Mein Leben recht fleißig studieren und daran Trost suchen für manches, was ihm dunkel ist. Auch sagte mir die liebe Mutter Gottes:

Maria: "Auf einem Wallfahrtsgang schloß der Herr Seinen Bund mit euch. Sage deinen Lieben in Mainz, sie sollen deshalb die Wallfahrtsgänge nicht unterlassen. Daran soll die Welt sehen, daß ihr nicht zu trennen seid; denn es bleibt nicht so, wie es jetzt ist."

 

4. Oktober 1902

"Nimm den Schild des Glaubens und bewaffne dich, wenn die Versuchung und Satan dich mutlos machen will. Hier hast du das Schwert."

Eine fromme Freundin nahm Barbara mit nach Hausen, wo das Michaelsfest besonders festlich begangen wird. Sie schreibt darüber:

Barbara: Wir übernachteten dort bei ganz armen, aber sehr braven Leuten. Um neun Uhr gingen wir zu Bett. Ich war sehr abgespannt und wäre gerne gleich eingeschlafen. Auf einmal fühlte ich jenes geheimnisvolle Schnellen in meinen Gliedern wie in den ersten Zeiten, wo ich das Leiden hatte. Ich wehrte mich ganz entschieden und sagte: "O Herr, verschone mich heute, denn ich bin ja unter lauter fremden Leuten. O Herr, ich will nicht!"

Aber es half nichts. Eine unsichtbare Gewalt erfaßte mir den rechten Arm und warf ihn auf die Decke, und zugleich bekam ich einen solch heftigen Stoß, daß die Frau N., die bei mir schlief, erwachte. Sie sprang aus dem Bett heraus und rief die Hauseinwohner. Diese alle waren nun Zeuge meiner schrecklichen Schmerzen, aber auch der darauffolgenden Tröstungen. Ich bekam die drei Stürme in furchtbarer Weise. Die Leute schrien alle zusammen und weinten. Mitten in dem Schütteln ließ mich die Gewalt fallen, und ich sah meinen Herrn. Er gab mir Verweise wegen meines Kleinmuts. Er war ernst und sagte:

Jesus: "Du willst das Kreuz nicht tragen, das Ich dir auferlegt? Kennst du deine Aufgabe nicht mehr? Ich habe dich nach Mainz geführt und habe dir getan, was du wolltest. Jetzt habe Ich dich nach Rück geführt, damit du tun sollst, was Ich will, nämlich hier sollst du Mich trösten in Meinen Gliedern. Man will sich wundern, daß es gerade den Christen, die noch treu zu Mir halten, am übelsten ergeht. Sage es allen, die mit Leiden heimgesucht sind, und die sich an dich wenden, bei Mir Trost und Hilfe suchend durch deine Vermittlung. Der einzige Trost, den Ich ihnen geben kann, ist der, daß das Leiden für sie das Zeichen ist, daß sie zu den liebsten Kindern Meines Herzens gehören und daß sie für andere mitverdienen müssen und die Stütze Meiner Kirche sein sollen.

Und wenn der Familienvater trauert, wenn eines seiner Kinder ihm den Rücken kehrt und das Vaterhaus verläßt, warum sollte Ich nicht trauern, der Vater aller, der Seine Kinder liebt mehr als alle Väter der ganzen Welt. Und diese Trauer müßt ihr mit Mir teilen."

Der liebe Heiland war bald ernst, bald wieder so zärtlich, daß meine Seele hätte zerschmelzen mögen. Der heilige Erzengel Michael brachte mir ein Schwert und einen Schild und sagte:

Michael: "Weißt du, was dies bedeutet? Glaubst du an eine Gemeinschaft der Heiligen?"

Barbara: "Ja, ich glaube!"

Michael: "Warum willst du aber den Weg nicht wandeln, den sie gewandelt sind? Nimm den Schild des Glaubens und bewaffne dich, wenn die Versuchung und Satan dich mutlos machen will. Hier hast du das Schwert. Streite, kämpfe mit der Waffe des Gebetes und laß dich nie mehr verwirren!"

Barbara: Dann zeigte er mir meine Krone, die um vieles kostbarer geworden, seit ich in Rück bin. Aber es waren viele Lücken darin und die kostbaren Edelsteine ausgefallen, und er sagte:

Michael: "Siehe, hättest du der Ungeduld nie nachgegeben, so wären all die Edelsteine noch in deiner Krone. Beeile dich jetzt, den Willen Gottes in allem zu erfüllen."

Barbara: Es war halb zwölf Uhr, als ich wieder zu mir kam. Alle waren so gerührt, daß man es merkte, daß etwas Himmlisches vorgegangen war.

 

Rosenkranzfest 1902

"Jetzt kannst du von allen Kanzeln herab dieselben Worte hören, die Ich durch dich schon jahrelang gesprochen habe."

Jesus: "Sage N., er brauche sich nicht zu schämen, dein Seelenführer zu sein; denn wenn man dich auch wie einen Verbrecher an den Schandpfahl einer hysterischen Person aufgehängt hat, so mußte dies alles doch so kommen, weil auch Ich an dem Schandpfahl des Kreuzes Mein Werk vollenden mußte. Jetzt kannst du von allen Kanzeln herab dieselben Worte hören, die Ich durch dich schon jahrelang gesprochen habe. Diese Predigten sind nichts anders als das Echo Meiner Worte, die Ich durch dich gesprochen. Besser wäre es freilich gewesen, wenn es früher beachtet worden wäre."

Barbara: Dann zeigte Er mir ein großes Kreuz, das bis zum Himmel reichte und das aus feinstem Gold erglänzte.

Jesus: "Siehe, dies ist der Mut und der feurige Eifer, mit dem Meine Diener jetzt die Rechte Meiner Kirche verteidigen und sich nicht mehr fürchten vor denen, die ihnen zeitlichen Schaden zufügen könnten. Diesen Löwenmut schöpfen sie aber aus ihrer Liebe zu Kreuz und Trübsal, dadurch werden viele gerettet!"

Eine Seele, die durch List und Betrug um einen bedeutenden Teil ihres Vermögens gekommen war, ließ den Herrn um einen Trost bitten, und der gütige Herr würdigte Sich, ihrer Bitte zu willfahren:

Jesus: "Wenn eine Seele es versteht, Mir freiwillig zum Opfer zu bringen, was ihr Eigentum sein könnte und was durch Ungerechtigkeit oder Betrug oder auch mit Gewalt ihr entrissen wurde, so hat sie dasselbe Verdienst, das sie haben würde, wenn sie es freiwillig zu guten Zwecken verwendet hätte, ja noch mehr; denn der freiwillige Geber hat wenigstens einigen Trost in seinem Opfer. Weil aber dieser Trost dem unfreiwilligen Geber abgeht, so belohne Ich es ihm wie einem, der sein Vermögen zu guten Zwecken hergegeben, wenn er Mir zuliebe das Unrecht geduldig erträgt."

 

1. November 1902

Barbara: Heute nach der heiligen Kommunion ließ mich der Herr teilnehmen an dem Glück unserer vorausgegangenen Brüder und Schwestern. Er war so liebevoll, so herablassend wie ein Vater, der ein Freudenfest feiert mit seinen Kindern. Ich kann es nicht beschreiben, welche Tröstungen sich meiner bemächtigten, als ich nach so langer Trennung an Seinem Herzen ausruhen konnte.

Jesus: "Sage N., Meinem Freund, einen herzlichen Gruß, er möge seinen Vorgesetzten und Mitbrüdern zeigen, daß er in Wirklichkeit glaubt, was Ich durch dich ihm sagen ließ in den Schriften, daß er das werde, was Ich dir einmal gezeigt. Denn jener Kirchenfürst sollte nichts anderes bedeuten als den hohen Rang, den er sich erkämpfen soll durch beharrliches Streben nach Vollkommenheit, wie Ich sie ihm gezeigt in deinen Schriften.

Die Familie N. (mehrere ledige Geschwister, die miteinander Gott dienen) grüße Mir recht herzlich. Sie macht Mir große Freude und ist die Zierde einer christlichen Familie. Von ihr wird es dereinst heißen: 'O wie schön ist ein keusches Geschlecht, bei Gott und den Menschen ist es in Ehren.'

Ja, grüße Mir all die treuen Seelen, die Freud und Leid mit euch geteilt. Auch Frau Schäfer vergeßt nicht; denn ihr alle sollt den Glücklichen beigezählt werden, die den guten Kampf durchgekämpft und jetzt bei Mir ausruhen."

Barbara: Dann legte Er mir ein goldenes Halsband an und stellte mich den glückseligen Himmelsbewohnern vor. Es traten Gestalten auf mich zu, die gekleidet waren wie der reichste Fürst. Ich schämte mich aber so, daß ich mich viel lieber zurückgezogen hätte, weil ich alle Fehler an mir sah und mich so unvollkommen erkannte gegenüber solchen reinen Seelen. Fast konnte ich ihren Anblick nicht ertragen. Aber der Herr tröstete mich, daß ich nur ruhig bleiben sollte, solange es Ihm gefiel. Er sagte mir:

Jesus: "Sieh diese hier, die du für Fürsten und Könige hältst, waren einst deinesgleichen. Wenn Ich sie dir nennen wollte, würdest du staunen."

Barbara: Er versprach mir auch, nach überstandener Prüfungszeit wieder durch innigen Verkehr mit Ihm uns zu entschädigen. Mein Hiersein sei nichts anderes als eine Prüfung. Er wolle jetzt nur sehen, ob ich in Geduld ausharre bei Ihm, obwohl Er Sich scheinbar jetzt entziehe.

Jesus (am Tage nach Allerseelen): "Deine zwei Mitschwestern sollen jetzt eine Probe bestehen. Ihre Liebe zu dir wird hart geprüft durch deine lange Trennung von ihnen. Aber sie sollen sich wohl erinnern, daß Ich euch zusammengeführt habe, um die Einigkeit der Heiligsten Dreifaltigkeit zu versinnbilden. Einig in der Gesinnung sollt ihr sein, wo Ich dich auch hinführe und von ihnen trenne. Sie sollen sich erinnern, daß Ich mit Meinem Vater und dem Heiligen Geist doch aufs innigste vereinigt blieb, auch da, wo Ich die menschliche Natur angenommen hatte."

 

Zwiegespräch

Seit August 1902 war P. N. versetzt worden und an seine Stelle kam Pater D. als Guardian. Dieser Tage hatte ein Liebesbundmitglied, die sich bei ihm Rat holte, eine Unterredung mit ihm, worin sie auf Barbara zu sprechen kam. Sie sagte, daß sie in ihrem früheren Leben in ihrem Glaubensleben sehr herabgekommen war, aber durch die Wallfahrt zum heiligen Rock und die Bekanntschaft mit Barbara, die von diesem Zeitpunkt 1891 an datierte, das Glaubenslicht in ihr wieder anfing zu dämmern und allmählich wieder lebendig wurde.

Pater D: "Ja, glauben Sie denn daran? Sie wissen, daß der Bischof es verboten hat?"

Liebesbundmitglied: "Wenn ich das nicht glauben darf, was ich gesehen, wie kann man mir zumuten, das zu glauben, was ich nicht gesehen? Ich habe mehrere Male ihren Ekstasen beigewohnt. Ich lernte sie erst kennen auf der Wallfahrt nach Trier, wo meine Schwester sie mitbrachte. Auf der ganzen Reise schimpfte ich mit meiner Schwester, daß sie uns da einen Stockbauer mitgebracht, wie er im Buch steht: Holperig, dumm und eklig. Da also eine Ekstase nicht aus ihr herauskommen kann, so muß es doch von einem Geist herrühren, und das kann der böse Geist nicht sein."

Pater D: "Ja, die hat sich in ihren Betrachtungen so hineingearbeitet. Ihr selbst kann man ja gar nichts vorwerfen."

Liebesbundmitglied: "Wer die Frau Weigand kennt, der weiß da besser Bescheid, daß ihr niemand Zeit läßt zu Betrachtungen. Da müßte man sie nicht kennen."

 

16. November 1902

Barbara schreibt: Ich fühle wohl, daß hier der Ort nicht ist, wo ich hingehöre; denn die Sorgen und zeitlichen Anliegen ersticken jeden guten Gedanken. Ich war deswegen fest entschlossen, nächstfolgende Woche nach Mainz zurückzugehen, da ich dachte, da jetzt die Arbeit nachläßt und meine Schwester auf sein kann, ginge es vielleicht ohne mich. Unter vielen Tränen brachte ich heute dem Herrn mein Anliegen vor, weil ich gar nicht recht erkenne, wie ich am gottgefälligsten handeln könne.

Jesus: "Tue es nicht, Meine Tochter! Bleibe, bis Ich dir ein Zeichen gebe. Das Zeichen wird aber sein: Wenn die Verhältnisse anders geworden in der Familie, wo Ich dich hingestellt habe. Wenn du jetzt gehst, ist noch nichts gewonnen. Wenn du aber bleibst und Mir deinen Willen vollständig zum Opfer bringst, wird Mein Segen dir nicht fehlen, und du wirst den Sieg davontragen über alle deine Feinde."

 

Fest der hl. Katharina am 25. November 1902

"Und doch ist es wahr, daß wir in der innigsten Verbindung mit euch stehen."

Barbara: Wie wohlgefällig dem lieben Gott die Gaben der Liebesbundesmitglieder sind und die Freudigkeit, mit welcher sie Ihm diese schenken, zeigte Er mir am heutigen Fest. Nach der heiligen Kommunion bat ich den Herrn, Er möge mir doch auch einen kleinen Trost zukommen lassen für diejenigen, die so treu zu mir stehen und nicht nur glauben, sondern auch danach handeln. Da schickte Er mir unsere lieben zwei Freundinnen, die heilige Katharina und die heilige Barbara. Beide waren sehr fröhlich und forderten mich auf, mich doch mit ihnen zu freuen. Und es war, wie wenn die heiligen Engel von Gott beauftragt worden wären, alle diejenigen herbeizurufen, die mir nahestehen hier auf Erden.

Meine beiden Freundinnen waren die ersten. Dann kam meine ganze Verwandtschaft in Mainz und alle übrigen und die Liebesbundmitglieder. Die beiden Heiligen zogen einen Kreis um uns herum. Es wurde mir zu verstehen gegeben, daß sie mir zeigen wollten, welch große Freude sie an unserer Freundschaft hätten, und wollten so jedem von uns und allen Liebesbundmitgliedern, die es lesen und hören, einen Trost bereiten. Mariechen und Anna waren zur Rechten und Linken bei mir, durften aber dann zwischen die beiden Heiligen treten, und ich schloß daraus, daß sie dies taten aus Dankbarkeit, weil wahrscheinlich Mariechen ihre Mutter veranlaßt hatte, fünfhundert Mark für die Kuratie von Schippach zu geben. So freuen sich die Heiligen mit, wenn wir unser Herz nicht an die Güter dieser Erde hängen. Die heilige Katharina war sehr herablassend. Sie sagte:

Katharina: "Ach, wie freuen wir uns, daß es auf Erden doch noch Seelen gibt, die in Wirklichkeit auch noch an eine Gemeinschaft der Heiligen glauben. O sage es N., welcher großer Schaden es sei, daß dieser Glaubenssatz in der heiligen, katholischen Kirche zwar gelehrt, aber von den wenigsten geglaubt werde. Und doch ist es wahr, daß wir in der innigsten Verbindung mit euch stehen. Ihr seid die Nachgeborenen. Wir sind die Erstgeborenen. Und gleichwie gute Geschwister sich freuen auf den Tag, wo sie ihre jüngeren Geschwister besuchen und umarmen dürfen, so freuen wir uns auf den Tag, wo wir uns mit euch unterhalten dürfen. Diese Freude macht uns der liebe Gott an den Tagen, wo die Kirche unsere Namen ehrt. O wie viel mehr würde Gott verherrlicht, wenn dieser Artikel besser verstanden und geglaubt würde."

Barbara: Die heilige Barbara war ruhig. Sie war die Gesellschafterin der heiligen Katharina, aber sie war hocherfreut und mit Katharina ganz einverstanden.

 

Fest der hl. Barbara am 4. Dezember 1902

"Wisset aber, daß es Mir leid tut um euretwillen, Deutschland so zu züchtigen, wie Ich beschlossen habe, anderen Ländern zu tun."

Barbara schreibt aus Rück: Mehr als fünfundzwanzig Briefe erhielt ich zu meinem Namenstag. Auch von hier kamen viele und brachten mir ihre Glückwünsche dar. Aber all diese Dinge hätten mich wenig berührt, wenn Einer mir nicht gratuliert hätte, und zwar meine ich den Herrn Selbst.

Ein wehmütiger Zug von Traurigkeit hatte sich auf meine Seele gelagert bei dem Gedanken, ich könnte ein Spielball von Selbsttäuschungen und Einflüsterungen Satans geworden sein und der liebe Gott hätte noch niemals Freude an mir gehabt, weil es scheint, daß die Vorhersagungen sich nicht erfüllen. So gefoltert und gequält ging ich heute früh mit mehreren Personen nach Elsenfeld, wo das Fest der heiligen Barbara gefeiert wird und empfing dort die heiligen Sakramente. Da ging eine plötzliche Umwandlung in mir vor sich. Vorher war ich so ängstlich, ja entsetzt von meinem Elend, aber kaum hatte ich die heilige Kommunion empfangen, als die dunklen Schatten auch schon aus meiner Seele verschwanden, und der Herr rief mich in mein Inneres zurück. Ich traute mir selbst nicht und wehrte mich, aber der Herr hob mich so über mich selbst hinweg, daß ich, ob ich wollte oder nicht, auf Seine Stimme hören mußte.

Jesus: "Ihr seid verwirrt, weil Ich noch zögere mit Meiner angedrohten Züchtigung. Wisset aber, daß es Mir leid tut um euretwillen, Deutschland so zu züchtigen, wie Ich beschlossen habe, anderen Ländern zu tun. Sage deswegen N., ob es nicht besser sei, daß einige sich recht tief demütigen lassen, als daß Mein Zorn sich über ganz Deutschland entlade. Er soll Mein Leben betrachten, und er wird finden, daß Ich Mich tiefer als er und ihr alle verdemütigen mußte. Gründlich müßt ihr geläutert und gesiebt werden, damit der Stolz verschwindet. Mehr ist Mir daran gelegen, euch und alle, die sich mit euch vereinigen, zu gründlicher und großer Heiligkeit heranzubilden, als Meinen Zorn das ganze Volk fühlen zu lassen.

N. soll seine Schwestern ermuntern zur heiligen Freude, wenn sie sehen, wie sie Meinetwegen zurückgesetzt und verachtet werden, als taugten solche nicht zu Ämtern, die angesteckt seien von hysterischen Personen. Wie wirst du, Mein Freund, und alle deine Geschwister sich einmal freuen, daß Ich euch gedemütigt, denn nur auf diesem Wege wird man frei von sich selbst."

Barbara: O könnte ich doch noch all die süßen Worte wiedergeben. Ich war wie eine Bildsäule. Welche Seligkeit finde ich in all meinen Enttäuschungen und Verdemütigungen. O glückselige Verdemütigungen! Als ich nun den Herrn bat, mir doch mitzuteilen, was wir tun sollten, um Ihm recht wohlzugefallen, sagte Er:

Jesus: "Gebt her euren Willen, Ich will ihn besitzen."

Barbara: "O Herr, ich gebe Dir den meinen."

Jesus: "Ich will ihn auch von den anderen."

Barbara: "Herr, den Willen von meinen zwei Mitschwestern und von N. verspreche ich Dir auch, aber die Gesinnung der anderen kenne ich nicht so, aber den Willen von uns vier schenke ich Dir."

Da schaute Er mich an, und es war, als ginge etwas von mir ab und in des Herren Hand. Er lächelte und steckte es in Seinen Busen.

Jesus: "In eure Hände lege Ich jetzt Deutschlands Wohl oder Wehe. Nehmt ihr alles, Verdemütigung von Meiner Seite wie von denjenigen, die Ich über euch gesetzt habe, mit demselben Gleichmut an, wie wenn alles nach eurem Wunsche sei, dann verschone Ich die Völker. Tut ihr es nicht, dann ziehe Ich Meine Hand zurück."

Barbara: O ich bitte, verstehen wir doch die Worte des Herrn: Spott und Hohn, Gelächter und Achselzucken, das ist es, was der Herr meint. Dies haben nur wir vier auf uns zu nehmen. Deswegen lächelte Er und steckte etwas in Seine Brust. Darum auf, Meine lieben beiden Schwestern und mein treuer Priesterfreund, gebet euer Jawort dazu, daß Deutschland gerettet werde. Dann bat ich den Herrn, mir doch meine heilige Namenspatronin zu schicken. Der Herr wandte sich um und sagte etwas, und ich vermutete, daß Er einen Engel beauftragte; denn der Herr verschwand und meine zwei Lieblinge kamen auf mich zu.

Am Fest der heiligen Katharina trat jene vor, heute trat Barbara voraus. O danket doch alle, die ihr es hören oder lesen werdet, für das große Glück, daß Gott uns unter den Schutz solcher Freunde gestellt hat, die es so wahrhaft gut mit uns meinen. Es war, als hätte Barbara keine größere Glückseligkeit als die, von dem lieben Gott die Erlaubnis zu haben, mich zu besuchen. Sie unterhielt sich in so vertrauter Weise mit mir, daß ich vergaß, daß ich ein Erdenwurm bin. Sie nahm mich mit an den Ort, wo die heiligen Bräute Christi ihren Namenstag feierten. In feierlicher Prozession zog eine unabsehbare Schar Jungfrauen dahin. Sie sangen ein Lied, wo die Worte immer wiederholt wurden: "Heilig, heilig, heilig ist das Lamm." Sonst verstand ich nichts davon. Ich bat die Heilige für alle, die mir lieb und teuer sind auf Erden, doch auch einen Trost zu geben, was sie mir gewährte. Sie sagte:

Heilige Barbara: "Alle, die du mir empfiehlst, will ich heute mit einem Besuch erfreuen."

Barbara: "Werden sie dies auch gewahr werden?"

Heilige Barbara: "Ja, ich werde sie alle erinnern, daß heute dein Namenstag ist, dann werden sie eine innige Freude fühlen. Dies soll das Zeichen sein, daß ich bei ihnen war."

Barbara: Dann ermunterte sie uns zur Ausdauer und sagte:

Heilige Barbara: "Noch kein Glied wird euch weggenommen, noch viel weniger das Leben. Also werdet ihr doch die kleinen Opfer bringen, die Gott von euch verlangt. O kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gestiegen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben."

Barbara: Ich sah unter der Schar Jungfrauen auch zwei Mainzer, die ich persönlich kannte. Die heilige Barbara zog einen Kreis und in diesem Kreis erblickte ich alle Liebesbundmitglieder.

Heilige Barbara: "Verstehe, was du schaust: Der ganze Himmel freut sich zwar mit, wenn ein Glied der Heiligen geehrt wird, aber doch freut sich die Gesellschaft besonders, der das Mitglied zugeteilt ist. Nur nach Verdienst wird eines mehr geehrt als das andere. So werden auch alle Mitglieder des Liebesbundes im Himmel eine besondere Freude untereinander genießen, wenn sie ausgehalten. Nur werden diejenigen, die mit dir mehr Verdemütigungen auf Erden auf sich nahmen um des Werkes willen, das der Herr dir aufgetragen, im Himmel mehr Freude genießen als die übrigen."

Barbara: Kurz, wie von Anfang, so zielt heute noch alles, was mir mitgeteilt wird, darauf hinaus: Den Glauben, die Hoffnung und die Liebe in uns neu zu beleben und zu befestigen und eine eifrige Gebetsarmee zu gründen in der glaubensarmen Zeit.

Noch einen Trost gab mir die heilige Barbara. Weil ich so überaus glücklich war, bat ich sie:

"O liebe Schwester, erflehe mir doch in meiner Sterbestunde diese Freude, die ich jetzt empfinde."

Heilige Barbara: "Nicht nur dir, sondern allen, die sich an dich anschließen, besonders aber N. Wie wird er sich einst freuen, daß er geglaubt hat."

Barbara: Welchen Trost empfinde ich darüber, daß ich mich noch keinem Leiden, keiner Verdemütigung entzogen habe. Mit Ergebung, ja mit inniger Freude, sehe ich allem entgegen. Ich habe ja nur meine Schuldigkeit getan. Die Vollziehung hängt von mir nicht ab. Der Herr zeigte mir auch, daß der kranke Bruder N. ein Gott sehr wohlgefälliger Ordensmann sei und leiden müsse für laue Ordensmitglieder.

Jesus: "Sage Frau N., sie möge sich bescheiden zurückziehen von Dingen, die für ihren Stand nicht passen, und sich durch treue Erfüllung ihrer Christen- und Mutterpflichten auf einen guten Tod vorbereiten und den Prozeß begleichen."

 

Fest des heiligen Evangelisten Johannes 1902

"Nicht die Marter und Pein preßten Mir blutigen Schweiß aus, sondern der Undank so vieler, die Meine Wohltaten und Mein Blut mit Füßen traten."

Barbara: Wie voriges Jahr der Herr es durch die Steuergeschichte zuließ, daß Satan den Frieden der Familie stören durfte, so sucht Satan dieses Jahr zwischen den Kindern meiner kranken Schwester Unfrieden zu stiften, indem die verheiratete Tochter sich einbildet, ich sorge mehr für den ledigen Sohn als für sie, und mir deshalb wiederholt heftige Vorwürfe macht. Die beiden ersten Weihnachtstage ließ der Herr meinen Tränen ungestörten Lauf, aber am Fest des heiligen Johannes gab mir der Herr Antwort. Nach der heiligen Wandlung sah ich plötzlich diesen lieben Heiligen vom Altare herkommen. Er winkte mir, ihm zu folgen, was ich auch mit großer Freude tat. Er ging voraus bis an die Altarstufen und verschwand. Aber auf dem Altar stand der Herr und blickte gar lieb und überaus freundlich auf mich herab. Ich bat Ihn um Verzeihung und sagte:

"O Herr, wenn es so mit mir ist, wie meine Nichte sagt, dann habe ich auf Deine Güte keine weiteren Ansprüche mehr zu machen, dann muß ich zufrieden sein mit allem, wenn ich nur nicht auch noch ewig verstoßen werde." Da zog Er mich an Sein Herz, vielmehr Er ließ Sich herab, schloß mich in Seine Arme und sprach:

Jesus: "Hier ruhe aus von deinen Beschwerden!"

Barbara: Noch war meine Angst nicht ganz überwunden, ich traute mir selbst nicht und sagte: "O Herr, kannst Du denn vergessen, daß ich Dich so oft beleidigt habe in meiner Ungeduld?"

Da schmolz Sein Herz vor Mitleid, weil Er meine Ängstlichkeit sah, und Er sagte liebkosend:

Jesus: "Du, deine beiden Freundinnen, N. N., deine Verwandten und alle, die Mich durch dich mehr lieben gelernt, werden bei Mir einstens eine ganz besondere Glückseligkeit genießen."

Barbara: Ich bat dann, Er möge doch auch meiner kranken Schwester beistehen in ihrem großen Elend und ihre Ungeduld übersehen. Da tröstete Er mich und sagte:

Jesus: "Ihre Ungeduld ist die Geißel, womit Ich dich züchtige. Deswegen habe Ich dich hierhergeführt; aus keinem anderen Grund als nur, um dich zu läutern und zu sieben, nicht um dich zu peinigen. Auch deine kranke Schwester wird auf diesem Leidensweg eingehen in Meine ewige Herrlichkeit. Du aber sollst dich in solchen Tagen an Meine Todesangst im Ölgarten erinnern. Nicht die Marter und Pein preßten Mir blutigen Schweiß aus, sondern der Undank so vieler, die Meine Wohltaten und Mein Blut mit Füßen traten. Erinnert euch daran, all ihr frommen Seelen, die Ich mit Leiden aller Art überhäufe hier auf Erden, daß der einzige Trost, worauf Mich Mein himmlischer Vater hinwies, als Er den Engel sandte, darin bestand, Mich einen Blick tun zu lassen, wie viele Ölbergsstunden die Gerechten durchzumachen hätten; da war Meine Stärke dies, daß die Gerechten im Hinblick auf Mich alle Leiden und innere Beängstigungen ertragen werden."

Barbara: Dann schlug der Herr einen anderen Ton an und sagte:

Jesus: "N. soll nicht nachlassen, der Welt Meinen Willen kundzutun. Er soll, was Ich dir am Fest der heiligen Barbara mitgeteilt, an die kirchliche Oberbehörde gelangen lassen; denn es ist von großer Wichtigkeit zur Erneuerung und Belebung des Glaubens, die kirchliche Obrigkeit wissen zu lassen, was Ich mit dir rede."

Barbara: Am Fest des heiligen Johannes zeigte mir der Herr einen Teil der Erde, mit Blut überströmt.