Das zweite Buch Samuel

Kapitel 1: David als König

David erhält die Nachricht vom Tod Sauls

1 Es war nach dem Tod Sauls. Als David vom Sieg über die Amalekiter zurückgekehrt war und zwei Tage in Ziklag verweilt hatte,

2 kam am dritten Tag aus dem Lager Sauls ein Mann mit zerrissenen Kleidern und staubbedecktem Haupt. Bei David angelangt, warf er sich ehrerbietig zur Erde nieder.

3 David fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Aus dem Lager der Israeliten bin ich entkommen."

4 David fragte ihn weiter: "Was ist geschehen? Erzähle es mir!" Er berichtete: "Das Heer ist aus der Schlacht geflohen. Viele von den Leuten sind gefallen und umgekommen. Auch Saul und sein Sohn Jonatan sind tot."

5 Darauf fragte David den jungen Mann, der ihm die Botschaft brachte: "Woher weißt du, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?"

6 Der junge Mann, der ihm Bericht erstattete, gab zur Antwort: "Ich kam von ungefähr auf das Gebirge Gilboa. Da sah ich Saul auf seinen Speer gestützt dastehen. Wagen und Wagenkämpfer drangen auf ihn ein.

7 Als er sich umwandte und mich erblickte, rief er mich an. Ich antwortete: 'Hier bin ich!'

8 Er fragte mich dann: 'Wer bist du?', und ich erwiderte ihm: 'Ein Amalekiter bin ich.'

9 Da befahl er mir: 'Tritt her zu mir und töte mich; denn der Schlag hat mich getroffen, und doch ist noch das volle Bewußtsein in mir!'

10 So trat ich denn hinzu und tötete ihn; denn ich wußte wohl, daß er seinen Fall nicht überleben würde. Dann nahm ich den Stirnreif von seinem Haupt und die Spangen von seinem Arm. Hiermit überbringe ich sie meinem Herrn."

 

Bestrafung des vermeintlichen Mörders

11 Da faßte David seine Kleider und zerriß sie; ebenso taten alle Männer, die bei ihm waren.

12 Sie klagten und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan, um das Volk des Herrn und das Haus Israel, weil sie durch das Schwert gefallen waren.

13 David fragte dann den jungen Mann, der ihm die Botschaft gebracht hatte: "Woher bist du?" Er antwortete: "Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremdlings."

14 Da fuhr David ihn an: "Wie, du hast dich nicht gescheut, deine Hand auszustrecken und dem Gesalbten des Herrn das Leben zu nehmen?"

15 Und David rief einen seiner Krieger herbei und befahl: "Komm her! Stoß ihn nieder!" Der gab ihm den Todesstoß.

16 David aber rief ihm zu: "Dein Blut komme über dein Haupt; denn dein eigener Mund hat wider dich Zeugnis abgelegt, da du sagtest: 'Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet'."

 

Davids Klage um Saul und Jonatan

17 David sang auf Saul und dessen Sohn Jonatan folgendes Klagelied.

18 Er befahl, man solle die Söhne Judas das Bogenlied lehren. Aufgezeichnet ist es im Buch der Helden:

19 Auf deinen Höhen, Israel, liegen tot die Besten; wie sind sie gefallen, die Helden?

20 Schweigt darüber in Gat! Sprengt die Kunde nicht aus auf Aschkelons Straßen! Sonst freuen sich der Philister Töchter, sonst jubeln laut die Töchter der Heiden.

21 Berge von Gilboa! Nicht Tau, nicht Regen netze fürderhin euch noch die Felder, die voll der Erstlingsfrucht: denn dort liegen die Schilde der Helden – Sauls Schild, als wäre er nie mit dem Öl gesalbt.

22 Ohne das Blut der Erschlagenen, ohne das Fett der Helden kehrte nie zurück Jonatans Bogen; nie kehrte erfolglos heim Sauls Schwert.

23 Ja, Saul und Jonatan, die Lieben, die Treuen: Wie im Leben sind im Tod sie vereint. Schneller waren sie als die Adler, stärker als Löwen.

24 Töchter Israels, weint um Saul! Der euch köstlich in Purpur gewandet, mit goldener Zier eure Kleider behing.

25 Wie sind doch gefallen die Helden in des Kampfes Gewühl! Auf deinen Höhen liegt Jonatan tot.

26 Leid trage ich um dich, du mein Bruder, Jonatan! Wie warst du mir lieb! Höher als die Liebe der Frauen galt mir deine Liebe.

27 Ach, gefallen sind die Helden, zerbrochen das Rüstzeug zum Krieg.

 

Kapitel 2: David wird König von Juda; Dank an Jabesch-Gilead

1 Hierauf befragte David den Herrn: "Soll ich in eine der Städte Judas ziehen?" Der Herr antwortete ihm: "Ziehe hin!" David fragte weiter: "Wohin soll ich gehen?" Er gab ihm zur Antwort: "Nach Hebron."

2 So begab sich denn David dorthin mit seinen beiden Frauen: Ahinoam aus Jesreel und Abigajil, der Frau Nabals von Karmel.

3 Auch die Kriegsleute, die bei ihm waren, ließ er mitziehen, jeden mit seiner Familie. Sie nahmen in den Städten von Hebron Wohnung.

4 Da kamen die Judäer und salbten David dort zum König über das Haus Juda. Als man David nun berichtete: "Die Männer von Jabesch-Gilead haben Saul begraben",

5 sandte David Boten an die Männer von Jabesch-Gilead und ließ ihnen sagen: "Seid gesegnet vom Herrn, die ihr Saul, eurem Herrn, diesen Liebesdienst erwiesen und ihn bestattet habt!

6 So möge denn der Herr auch euch Liebe und Treue erweisen! Doch auch ich will euch solch einen guten Dienst erweisen, weil ihr dieses getan habt.

7 Jetzt aber seid mutig und zeigt euch als tapfere Männer; denn Saul, euer Herr, ist zwar tot, aber dafür hat der Stamm Juda mich zu seinem König gesalbt."

 

Davids Kampf um die staatliche Einheit

Isch-Boschet von Israel

8 Abner, der Sohn Ners, Sauls Heerführer, nahm Isch-Boschet, den Sohn Sauls, brachte ihn nach Mahanajim

9 und machte ihn zum König über Gilead, Ascher, Jesreel, Efraim, Benjamin und ganz Israel.

10 Isch-Boschet, der Sohn Sauls, war vierzig Jahre alt, als er König von Israel wurde. Er regierte nur zwei Jahre. – Zu David stand allein der Stamm Juda.

11 Die Zeit, die David in Hebron über den Stamm Juda König war, betrug sieben Jahre und sechs Monate.

 

Die Schlacht bei Gibeon

12 Von Mahanajim zog Abner, der Sohn Ners, mit den Leuten Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, nach Gibeon.

13 Auch Joab, der Sohn der Zeruja, und die Leute Davids rückten aus. Beim Teich in Gibeon stießen sie aufeinander. Die einen lagerten sich diesseits, die anderen jenseits des Teiches.

14 Da rief Abner dem Joab zu: "Die Jünglinge sollen ein Kriegsspiel vor uns aufführen!" – Joab antwortete: "Sie sollen auftreten!"

15 Sie nahmen Stellung und traten abgezählt einander gegenüber, zwölf von Benjamin, von der Seite Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids.

16 Jeder faßte den anderen beim Kopf und stieß dem Gegner das Schwert in die Seite. So fielen sie alle zugleich. Daher nannte man jenen Ort Helkat-Hazzurim (Feld der Steinmesser). Er liegt bei Gibeon.

17 Es entspann sich nun an jenem Tag ein sehr harter Kampf. Abner und die Israeliten wurden von den Leuten Davids geschlagen.

 

Asaël wird von Abner getötet

18 Auch die drei Söhne der Zeruja waren dabei, Joab, Abischai und Asaël. Asaël war schnellfüßig wie eine Gazelle auf dem Feld.

19 Als nun Asaël dem Abner nachjagte, ohne nach rechts oder links von Abner abzubiegen,

20 wandte sich Abner um und fragte: "Bist du Asaël?" Er antwortete: "Ich bin es."

21 Da bat ihn Abner: "Wende dich nach rechts oder links, packe dir einen von den jungen Leuten und nimm dir seine Rüstung!" Aber Asaël wollte nicht von ihm ablassen.

22 Nun forderte Abner den Asaël nochmals auf: "Laß ab von mir! Wozu soll ich dich zu Boden schlagen? Wie könnte ich noch deinem Bruder Joab unter die Augen kommen?"

23 Doch jener wollte nicht von ihm ablassen. Da stieß ihm Abner das Speerende in den Unterleib, so daß der Speer hinten herausdrang. Er stürzte dort hin und starb an der Stelle. Alle, die an den Ort kamen, wo Asaël gefallen und gestorben war, blieben stehen.

24 Nur Joab und Abischai jagten Abner nach. Die Sonne ging gerade unter, als sie den Hügel Amma erreichten, der Giach gegenüberliegt am Weg zur Wüste Gibeon.

25 Hier sammelten sich die Benjaminiter bei Abner, schlossen sich zu einer Schar zusammen und nahmen auf der Spitze eines Hügels Stellung.

 

Der Waffenstillstand

26 Nun rief Abner dem Joab zu: "Soll denn das Schwert ewig fressen? Siehst du nicht, daß das Ende furchtbar sein wird? Warum befiehlst du den Leuten nicht, von ihren Brüdern abzulassen?"

27 Joab antwortete: "So wahr Gott lebt, hättest du nicht geredet, dann hätten die Leute sich erst am Morgen von der Verfolgung ihrer Brüder zurückgezogen."

28 Nun stieß Joab in das Widderhorn. Sofort machten alle Leute halt, gaben die weitere Verfolgung der Israeliten auf und stellten den Kampf ein.

29 Abner und seine Leute zogen während dieser ganzen Nacht durch die Jordanebene, überschritten den Jordan, durchquerten ganz Bet-Horon und kamen nach Mahanajim.

30 Als Joab von der Verfolgung Abners abgelassen und die ganze Schar gesammelt hatte, fehlten von Davids Leuten neunzehn Mann, dazu Asaël.

31 Dagegen hatten die Männer Davids von Benjamin und den übrigen Leuten Abners 360 Mann erschlagen, die tot dalagen.

32 Den Asaël nahmen sie mit sich und bestatteten ihn im Grab seines Vaters zu Betlehem. Joab und seine Leute marschierten die ganze Nacht hindurch. Als der Tag anbrach, waren sie in Hebron.

 

Kapitel 3:

1 Doch der Krieg zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids ging später noch lange weiter. David wurde immer mächtiger, Sauls Haus immer schwächer.

 

Davids Familie in Hebron

2 In Hebron wurden dem David folgende Söhne geboren: Sein Erstgeborener war Amnon, von Ahinoam aus Jesreel;

3 sein zweiter war Kilab, von Abigajil, der Frau Nabals aus Karmel; der dritte war Abschalom, der Sohn der Maacha, der Tochter des Königs Talmai von Geschur,

4 der vierte Adonija, der Sohn der Haggit, der fünfte Schefatja, der Sohn der Abital,

5 der sechste Jitream von Egla, der Frau Davids. – Sie wurden dem David in Hebron geboren.

 

Abners Zerwürfnis mit Isch-Boschet

6 Solange Krieg war zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids, hielt Abner treu zum Haus Sauls. –

7 Nun hatte Saul eine Nebenfrau gehabt, die Rizpa hieß, eine Tochter des Aja. Eines Tages fragte Isch-Boschet den Abner: "Warum gibt du dich mit der Nebenfrau meines Vaters ab?"

8 Abner wurde über die Frage Isch-Boschets sehr zornig und schrie: "Bin ich denn ein judäischer Hundskopf? Bis heute habe ich dem Haus Sauls, deines Vaters, und seinen Brüdern und Freunden nur Gutes getan. Ich habe dafür gesorgt, daß du nicht in Davids Hände gefallen bist, und heute machst du mir Vorwürfe wegen einer Frau?

9 Dies und jenes soll Gott Abner antun, wenn ich nicht das wahr mache, was der Herr dem David zugeschworen hat:

10 Entreißen werde ich das Königtum dem Haus Sauls und den Thron Davids aufrichten über Israel und Juda von Dan bis Beerscheba."

11 Isch-Boschet wagte dem Abner kein Wort zu erwidern, so sehr fürchtete er sich vor ihm.

 

Abners Verhandlungen mit David

12 So schickte denn Abner sofort Boten zu David und ließ sagen: "Wem gehört das Land?" Und er bat: "Schließe doch einen Bund mit mir! Dann soll meine Hand mit dir sein, und ich will ganz Israel dir zuführen!"

13 Der gab zur Antwort: "Gut! Ich will einen Bund mit dir schließen. Nur eines fordere ich von dir: Du darfst mir nicht unter die Augen treten, es sei denn, daß du Michal, die Tochter Sauls, mitbringst, wenn du kommst, um vor mir zu erscheinen."

14 Zugleich schickte David Boten zu Isch-Boschet, dem Sohn Sauls, und ließ sagen: "Gib mir meine Frau Michal zurück, die ich mir für hundert Philistervorhäute erworben habe."

15 Isch-Boschet sandte hin und ließ sie ihrem Mann Paltiël, dem Sohn des Lajisch, wegnehmen.

16 Ihr Mann ging mit ihr und folgte ihr weinend bis Bahurim. Doch Abner fuhr ihn an: "Mache, daß du fortkommst!" Da kehrte er um.

17 Abner besprach sich auch mit den Ältesten Israels und sagte: "Schon längst wolltet ihr David zum König über euch haben.

18 Jetzt führt es aus; denn der Herr hat David verheißen: 'Durch die Hand meines Knechtes David will ich mein Volk Israel erretten aus der Gewalt der Philister und aller seiner Feinde'."

19 Ebenso verhandelte Abner mit Benjamin. Dann machte sich Abner auf den Weg, um David in Hebron alles mitzuteilen, was Israel und ganz Benjamin beschlossen hatten.

 

Abners Tod

20 So kam Abner mit zwanzig Mann zu David nach Hebron. David veranstaltete für Abner und die Männer, die bei ihm waren, ein Gastmahl.

21 Dabei versprach Abner dem David: "Ich will mich aufmachen und hingehen und ganz Israel um meinen Herrn, den König, scharen, damit sie einen Vertrag mit dir schließen. Dann wirst du überall König sein, wie du es gewünscht hast." – Hierauf ließ David den Abner in Frieden ziehen.

22 Da kehrten gerade Davids Leute und Joab von einem Streifzug zurück und brachten reiche Beute mit. Abner war nicht mehr bei David in Hebron; denn dieser hatte ihn schon in Frieden ziehen lassen.

23 Als Joab und die ganze Schar, die ihn begleitet hatte, eintraf, berichtete man dem Joab: "Abner, Ners Sohn, ist zum König gekommen, und der hat ihn in Frieden wieder ziehen lassen."

24 Joab ging zum König und sagte: "Was hast du getan? Abner ist bei dir gewesen. Warum hast du ihn in Frieden fortgehen lassen?

25 Du kennst doch Abner, den Sohn Ners. Er ist ja doch bloß gekommen, um dich zu hintergehen, dein Tun und Lassen zu erkunden und alles zu erfahren, was du tust."

26 Als Joab von David weggegangen war, schickte er Boten hinter Abner her. Sie brachten ihn von Bor-Sira zurück, ohne daß David etwas davon wußte.

27 Als Abner nun nach Hebron zurückkam, nahm ihn Joab in das Tor beiseite, als wolle er heimlich mit ihm reden. Dabei stach er ihm wegen des Blutes seines Bruders Asaël in den Unterleib, daß er starb.

 

Davids Trauer um Abner

28 Als David nachher davon erfuhr, rief er aus: "Ich und mein Königtum sind vor dem Herrn für immer unschuldig am Blut Abners, des Sohnes Ners.

29 Es komme auf das Haupt Joabs und sein ganzes Vaterhaus! Nie fehle es im Haus Joabs an Leuten, die Fluß und Aussatz haben, nie an Leuten, die sich auf Krücken stützen, die durchs Schwert fallen und an Brot Mangel haben!

30 Haben doch Joab und sein Bruder Abischai den Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asaël bei Gibeon im Krieg getötet hat."

31 David befahl dem Joab und allem Volk, das bei ihm war: "Zerreißt eure Kleider, legt Sacktuch an und klagt um Abner!" Der König David ging hinter der Bahre her.

32 Als man Abner in Hebron begrub, brach der König am Grab Abners in lautes Weinen aus. Auch das ganze Volk weinte.

33 Der König stimmte ein Klagelied auf Abner an und sang: "So, wie ein Tor stirbt, mußte Abner sterben:

34 Es waren deine Hände nicht gebunden und deine Füße nicht in Fesseln. Du bist gefallen, wie man fällt durch böse Menschen." Und alles Volk weinte noch mehr um ihn.

35 Als dann das ganze Volk kam, um David zum Essen zu bewegen, solange es noch Tag war, schwur David: "Gott tue mir dies und das, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder irgend etwas anderes genieße."

36 Das ganze Volk aber vernahm dies und fand Wohlgefallen daran, wie überhaupt alles, was der König tat, des gesamten Volkes Beifall fand.

37 An jenem Tag erkannte alles Volk und ganz Israel, daß die Ermordung Abners, des Sohnes Ners, nicht vom König ausgegangen war.

38 Der König sagte zu seinen Dienern: "Wißt ihr nicht, daß heute ein Fürst und ein Großer in Israel gefallen ist?

39 Ich bin heute noch zu schwach, obgleich ich zum König gesalbt bin. Diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind stärker als ich. Der Herr vergelte dem, der Böses tat, nach seiner Bosheit!"

 

Kapitel 4: Die Ermordung Isch-Boschets

1 Als Sauls Sohn erfuhr, daß Abner in Hebron ums Leben gekommen sei, entsank ihm der Mut, und ganz Israel geriet in Bestürzung.

2 Nun hatte Sauls Sohn zwei Truppenführer. Der eine hieß Baana, der andere Rechab. Sie waren Söhne des Benjaminiters Rimmon aus Beerot – auch Beerot wird nämlich zu Benjamin gerechnet,

3 jedoch sind die Bewohner von Beerot nach Gittajim geflohen und halten sich dort bis auf den heutigen Tag als Fremdlinge auf.

4 Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an beiden Füßen gelähmt war. Er zählte fünf Jahre, als die Kunde von Saul und Jonatan aus Jesreel eintraf. Seine Wärterin hatte ihn genommen und war geflohen. In der Eile der Flucht fiel er und wurde so lahm. Er hieß Merib-Baal.

5 Die Söhne Rimmons aus Beerot also, Rechab und Baana, machten sich auf und gingen während der Mittagshitze in das Haus Isch-Boschets, als dieser seine Mittagsruhe hielt.

6 Die Türhüterin des Hauses war beim Reinigen des Weizens eben eingenickt und schlief. Da schlichen sich Rechab und Baana durch.

7 Als sie in das Haus gekommen waren, lag Isch-Boschet auf seinem Bett in der Schlafkammer. Sie ermordeten ihn, hieben ihm den Kopf ab, nahmen den Kopf und gingen während der ganzen Nacht die Jordanebene hinab.

8 Sie brachten Isch-Boschets Kopf zu David nach Hebron und sagten zum König: "Hier ist der Kopf Isch-Boschets, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der dir nach dem Leben trachtete. So hat heute der Herr meinem Herrn, dem König, Rache gewährt an Saul und seinen Nachkommen."

 

Die Bestrafung der Mörder

9 David erwiderte dem Rechab und seinem Bruder Baana, den Söhnen Rimmons aus Beerot, und sagte zu ihnen: "So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Bedrängnis errette hat,

10 Ich habe den, der mir die Botschaft brachte: 'Saul ist tot!' – und der sich für einen Glücksboten hielt, ergreifen und ihn in Ziklag niederhauen lassen, während ich ihm doch einen Botenlohn hätte zahlen müssen.

11 Wenn nun ruchlose Menschen einen unschuldigen Mann gemordet haben in seinem Haus auf seinem Lager, sollte ich da nicht sein Blut von euch fordern und euch vom Erdboden vertilgen?"

12 Und David gab den Kriegern Befehl. Diese hieben sie nieder, schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Den Kopf Isch-Boschets nahmen sie und begruben ihn im Grab Abners zu Hebron.

 

Kapitel 5: David wird König von ganz Israel

1 Hierauf kamen alle israelitischen Stämme zu David nach Hebron und sagten: "Siehe, wir sind von deinem Fleisch und Blut.

2 Schon früher, als Saul noch unser König war, bist du es gewesen, der Israel ins Feld und wieder heimwärts führte. Dir hat der Herr verheißen: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst Fürst über Israel sein!"

3 Als sich so alle Ältesten beim König in Hebron eingefunden hatten, schloß der König David mit ihnen zu Hebron vor dem Herrn einen Bund. Dann salbten sie David zum König über Israel.

4 Dreißig Jahre war David alt, als er König wurde, und vierzig Jahre war er König.

5 In Hebron regierte er sieben Jahre und sechs Monate über Juda, in Jerusalem herrschte er 33 Jahre über ganz Israel und Juda.

 

Die Eroberung Jerusalems

6 Eines Tages zog der König mit seinen Kriegern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die Bewohner dieser Gegend. Man sagte zu David: "Hier wirst du nicht hineinkommen, sondern die Blinden und Lahmen werden dich vertreiben." Damit wollte man sagen: "David wird hier nicht einziehen."

7 Doch David eroberte die Burg Zion, das ist die spätere Davidsstadt.

8 Damals sagte David: "Wer die Jebusiter schlägt, indem er durch den Wasserschacht vordringt, und die Lahmen und Blinden, die David haßt..." Deshalb sagt man: "Ein Blinder und Lahmer darf nicht ins Haus kommen."

 

Davids Bauten

9 David nahm in der Burg Wohnung und nannte sie Davidsstadt. David führte ringsum – vom Millo an nach innen zu – Bauten auf.

10 Immer mehr nahm Davids Macht zu, weil der Herr, der Gott der Heerscharen, mit ihm war.

11 Hiram, der König von Tyrus, schickte an David Boten mit Zedernstämmen, Zimmerleuten und Steinmetzen, damit sie David einen Palast bauten.

12 David erkannte, daß der Herr ihn als König über Israel bestätigt und seine Herrschaft zu Ansehen gebracht habe um seines Volkes Israel willen.

 

Familiennachrichten

13 David nahm sich noch weitere Nebenfrauen und Frauen aus Jerusalem, nachdem er von Hebron dorthin übergesiedelt war. So wurden ihm noch mehr Söhne und Töchter geboren.

14 Dieses sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schima, Schobab, Natan, Salomo,

15 Jibhar, Elischua, Nefeg, Jafia,

16 Elischama, Eljada und Elifelet.

 

Davids Siege über die Philister

17 Als die Philister hörten, daß man David zum König über Israel gesalbt habe, kamen alle Philister heran, um Davids habhaft zu werden. Sobald David davon Kunde erhielt, zog er nach der Bergfeste hinab.

18 Die Philister rückten heran und breiteten sich in der Rafaïter-Ebene aus.

19 David befragte den Herrn: "Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr antwortete David: "Ziehe hinauf! Denn ich werde die Philister in deine Hand geben."

20 Also zog David nach Baal-Perazim. Dort machte David sie nieder. Er rief aus: "Der Herr hat die Reihen meiner Feinde vor mir her durchbrochen, wie ein Wasser (einen Damm) durchbricht." Darum nannte man jenen Ort Baal-Perazim (Herr der Durchbrüche).

21 Die Götzenbilder, die sie dort im Stich ließen, nahmen David und seine Leute weg.

22 Als die Philister noch einmal heranrückten und sich über die Rafaïter-Ebene ausbreiteten,

23 befragte David den Herrn. Er antwortete: "Ziehe nicht hinauf, sondern umgehe sie und greife sie von den Baka-Bäumen her an!

24 Sobald du in den Wipfeln der Baka-Bäume das Geräusch von Schritten hörst, dann rüste dich hurtig; denn dann geht der Herr vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!"

25 David tat so, wie ihm der Herr geboten hatte, und brachte den Philistern eine Niederlage bei von Geba bis in die Nähe von Geser.

 

Kapitel 6: Jerusalem, die neue Gottesstadt

Die Überführung der Bundeslade in das Haus Obed-Edoms

1 Eines Tages versammelte David abermals alle Auserlesenen in Israel, 30.000 Mann.

2 Dann machte sich David auf und zog mit allen Kriegern, die bei ihm waren, nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes heraufzuholen, die den Namen trägt: "Der Name des Herrn der Heerscharen, der über den Kerubim thront."

3 Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und brachte sie aus dem Haus Abinadabs, das auf der Höhe stand, weg. Usa und Achjo, die Söhne Abinadabs, führten den neuen Wagen.

4 So brachten sie die Lade Gottes aus dem Haus Abinadabs, das auf der Höhe stand, weg. Achjo ging vor der Lade her.

5 David und alle Israeliten tanzten voll Eifer vor dem Herrn, unter Liedergesang in Begleitung von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln.

6 Als sie zur Tenne Nachons gekommen waren, griff Usa nach der Lade Gottes und hielt sie fest, weil die Rinder zu Fall zu kommen drohten.

7 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Usa, und Gott schlug ihn daselbst wegen seines Frevels. Er starb dort neben der Lade Gottes.

8 David war sehr betrübt darüber, daß der Herr den Usa geschlagen hatte. Darum nannte man jenen Ort Perez-Usa (Schlag, Wegraffung des Usa) bis auf den heutigen Tag.

9 Weil David an jenem Tag in Furcht geriet vor dem Herrn und sich dachte: Wie kann da die Lade des Herrn zu mir kommen?,

10 ließ David die Lade des Herrn nicht zu sich in die Davidsstadt bringen. Vielmehr brachte David sie in das Haus Obed-Edoms aus Gat.

11 So blieb die Lade des Herrn drei Monate im Haus Obed-Edoms aus Gat. Der Herr segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus.

 

Die Überführung der Bundeslade nach Jerusalem

12 Als man dem König David meldete: "Der Herr hat das Haus Obed-Edoms und all seinen Besitz gesegnet um der Lade Gottes willen", ging David hin und holte die Lade Gottes voller Freude aus dem Haus Obed-Edoms in die Davidsstadt.

13 Als die Träger der Lade des Herrn sechs Schritte gemacht hatten, opferte er Rinder und Mastkälber.

14 David selbst tanzte voll Eifer vor dem Herrn. Dabei war David nur mit dem leinenen Schurz umgürtet.

15 So führte David mit allen Israeliten die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenschall hinauf.

16 Als die Lade des Herrn in die Davidsstadt einzog, schaute Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster und sah den König David vor dem Herrn springen und hüpfen. Da verachtete sie ihn in ihrem Herzen.

17 Man brachte dann die Lade des Herrn hinein, stellte sie an ihren Platz in dem Zelt, das David für sie errichtet hatte, und David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar.

18 Als David mit der Darbringung der Brand- und Friedopfer fertig war, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen.

19 Er ließ unter das ganze Volk, an die ganze Menge der Israeliten, Männer und Frauen, an jeden einzelnen einen Brotkuchen, ein Stück Fleisch und einen Traubenkuchen verteilen. Dann ging das ganze Volk nach Hause.

 

Michals Hochmut

20 Als David heimkehrte, um seine Familie zu begrüßen, kam Michal, Sauls Tochter, David entgegen mit den Worten: "Wie ehrenvoll hat sich heute der König von Israel benommen, der sich heute vor den Augen der Mägde seiner Knechte entblößte, wie es Gesindel tut!"

21 Doch David erwiderte Michal: "Vor dem Herrn, der mich vor deinen Vater und seinem ganzen Haus erwählt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestimmt hat, ja, vor dem Herrn will ich tanzen,

22 selbst wenn ich mich noch mehr erniedrigen und in meinen Augen verdemütigen müßte. Aber bei den Mägden, von denen du redest, bei denen werde ich mir Ehre einlegen."

23 Michal, Sauls Tochter, bekam bis zu ihrem Tod kein Kind.

 

Kapitel 7: Gottes Haus und Davids Haus

Davids Plan für Gottes Haus

1 Als der König seinen Palast bezogen und der Herr ihm vor allen seinen Feinden ringsum Ruhe verschafft hatte,

2 sagte der König zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernpalast, die Gotteslade aber steht unter Zeltdecken."

3 Natan antwortete dem König: "Führe alles aus, was du im Sinn hast! Denn der Herr ist mit dir."

4 Aber noch in derselben Nacht erging das Wort des Herrn an Natan:

5 "Geh und sage meinem Knecht David: So spricht der Herr: Du willst mir einen Palast bauen als Wohnung für mich?

6 Ich habe doch niemals in einem Palast gewohnt seit der Zeit, da ich die Israeliten aus Ägypten weggeführt habe, bis auf den heutigen Tag. Vielmehr bin ich in einer Zeltwohnung umhergewandert.

7 Habe ich, solange ich unter all den Israeliten umherzog, zu einem von den Richtern Israels, denen ich befohlen, mein Volk Israel zu weiden, jemals mit einem Wort gesagt: Warum habt ihr mir keinen Zedernpalast erbaut?

 

Gottes Plan für Davids Haus

8 Darum sage jetzt zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst meines Volkes Israel seiest.

9 Ich war mit dir bei allem, was du unternahmst, und habe alle deine Feinde vor dir vertilgt. Ich will dir einen großen Namen schaffen, wie ihn nur die Größten auf Erden haben.

10 Ich will meinem Volk Israel einen Ort anweisen und es dort einpflanzen, daß es an seiner Stätte ruhig wohnen kann und sich nicht mehr zu ängstigen braucht. Gewalthaber sollen es nicht mehr bedrücken wie früher,

11 seit der Zeit, da ich Richter über mein Volk Israel einsetzte. Ich will dir Ruhe verschaffen vor deinen Feinden. Der Herr verkündet dir, daß der Herr dir ein Haus bauen wird.

12 Wenn einst deine Tage voll sind und du dich bei deinen Vätern zur Ruhe gelegt hast, will ich deinen leiblichen Sohn zu deinem Nachfolger bestimmen und ihm sein Königtum bestätigen.

13 Er soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron für alle Zeit festigen.

14 Ich will ihm Vater sein, er sei mir Sohn. Verfehlt er sich, so werde ich ihn mit Menschenruten und mit Schlägen, wie sie Menschen treffen, züchtigen.

15 Niemals aber wird meine Huld sich von ihm wenden, wie ich sie von Saul habe weichen lassen, den ich wegräumte vor dir.

16 Dein Haus und dein Königtum sollen auf ewig Bestand vor mir haben. Dein Thron soll feststehen für immer!"

 

Davids Dank und Bitte

17 Als Natan all diesen Worten und dieser ganzen Offenbarung entsprechend mit David geredet hatte,

18 ging der König David hin, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich, allmächtiger Herr? Was ist mein Haus, daß du mich bis hierher gebracht hast?

19 Und dies genügte dir noch nicht, allmächtiger Herr. Du hast vielmehr dem Haus deines Knechtes Verheißungen gegeben für ferne Zeiten. Du hast mich wie einen großen Menschen behandelt, allmächtiger Herr!

20 Was soll David noch viel zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht, allmächtiger Herr.

21 Um deines Wortes willen und nach deinem Herzen hast du all dies Große getan und deinem Knecht eine Offenbarung gegeben.

22 Deshalb bist du so groß, Herr und Gott. Dir ist niemand gleich. Außer dir ist kein Gott nach allem, was wir vernommen haben.

23 Wo ist ein Volk auf Erden wie dein Volk Israel? Wo wäre ein Gott hingegangen, um ein Volk für sich als sein Volk zu erkaufen, ihm einen Namen zu schaffen, für dieses Volk große und wunderbare Taten zu vollführen, wie du es vor deinem Volk getan, das du dir aus Ägypten erlöst und vor dem du Völker und deren Götter vertrieben hast?

24 Du hast dir dein Volk Israel für alle Zeiten als Volk bestimmt, und du, Herr, bist ihr Gott geworden.

25 So laß nun, Herr und Gott, die Verheißung, die du deinem Knecht und seinem Haus gegeben hast, für alle Zeiten in Erfüllung gehen und tue, was du zugesagt!

26 Dann wird dein Name groß sein in Ewigkeit, und man wird sagen: Der Herr der Heerscharen ist Israels Gott, und das Haus deines Knechtes David wird vor dir Bestand haben.

27 Denn du, der Herr der Heerscharen, Israels Gott, hast deinem Knecht geoffenbart: Ich will dir ein Haus bauen. Darum hat dein Knecht den Mut gefunden, dieses Gebet an dich zu richten.

28 Nun denn, allmächtiger Herr, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit. Nachdem du deinem Knecht diese herrliche Zusage gemacht hast,

29 möge es dir nunmehr gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immerdar vor dir bestehe. Denn du, allmächtiger Herr, hast es versprochen. So möge denn durch deinen Segen das Haus deines Knechtes auf ewig gesegnet sein!"

 

Kapitel 8: Davids erfolgreicher Kampf gegen seine äußeren Feinde

Davids Siege über die Philister, Moabiter und Aramäer

1 In der Folge besiegte David die Philister, unterjochte sie und machte so der Oberherrschaft der Philister an der Küste ein Ende.

2 Auch die Moabiter schlug er und maß sie mit der Schnur ab, indem er sie auf die Erde niederlegen ließ. Zwei Schnurlängen maß er ab, für jene, die zum Tod bestimmt waren, und eine volle Schnurlänge für jene, die am Leben bleiben sollten. So wurden die Moabiter David untertan und mußten Tribut zahlen.

3 David besiegte auch Hadad-Eser, den Sohn Rehobs, den König von Zoba, als der sich anschickte, seine Herrschaft am Strom wiederherzustellen.

4 Von ihm nahm David 1.700 Wagenkämpfer und 20.000 Mann Fußvolk gefangen. Sämtliche Pferde ließ David lähmen; nur 100 Pferde ließ er übrig.

5 Als die Aramäer von Damaskus dem König Hadad-Eser von Zoba zu Hilfe kamen, schlug David von den Aramäern 22.000 Mann.

6 Hierauf setzte David Vögte im damaszenischen Aram ein, und die Aramäer wurden David untertan und tributpflichtig. So half Gott David in allem, was er unternahm.

 

Die Beute

7 David erbeutete die goldenen Schilde, welche die Knechte Hadad-Esers besaßen, und brachte sie nach Jerusalem.

8 In Tebach und Berotai, den Städten Hadad-Esers, erbeutete König David sehr viel Erz.

9 Als Toï, der König von Hamat, erfuhr, daß David die ganze Heeresmacht des Hadad-Eser geschlagen habe,

10 sandte Toï seinen Sohn Hadoram mit Geräten aus Silber, Gold und Erz zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadad-Eser gekämpft und ihn besiegt habe. Hadad-Eser war nämlich ein Kriegsgegner des Toï.

11 König David weihte auch diese Geräte dem Herrn mitsamt dem Silber und Gold, das er von allen Völkern, die er unterjocht, zur Weihe bestimmt hatte,

12 von den Aramäern, Moabitern, Ammonitern, Philistern, Amalekitern und von der Beute Hadad-Esers, des Sohnes Rehobs, des Königs von Zoba.

 

Die Unterwerfung der Edomiter

13 Als David nach dem Sieg über die Aramäer zurückkam, erwarb er sich neuen Ruhm: er schlug Edom im Salztal, über 18.000 Mann.

14 Dann setzte er in Edom Vögte ein, und zwar stellte er in ganz Edom Vögte auf, und ganz Edom war David untertan. So half der Herr dem David in allem, was er unternahm.

 

David oberste Beamte

15 David herrschte nun über ganz Israel. An seinem ganzen Volk übte David Recht und Gerechtigkeit.

16 Oberbefehlshaber des Heeres war Joab, der Sohn der Zeruja. Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds.

17 Zadok, der Sohn Ahitubs, und Abjatar, der Sohn Ahimelechs, waren Priester, Seraja war Staatsschreiber.

18 Befehlshaber der Kereter und Peleter war Benaja, der Sohn Jojadas. Davids Söhne waren Priester.

 

Kapitel 9: Jonatans Sohn

1 Eines Tages frage David: "Lebt noch jemand, der vom Haus Sauls übriggeblieben ist? Ich will an ihm um Jonatans willen Barmherzigkeit üben."

2 Nun war im Haus Sauls ein Diener namens Ziba. Diesen rief man zu David. Der König fragte ihn: "Bist du Ziba?" Er antwortete: "Ja, dein Knecht."

3 Der König fragte: "Lebt niemand mehr vom Haus Sauls? Ich will an ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen." Ziba antwortete dem König: "Es lebt noch ein Sohn von Jonatan. Er ist an beiden Füßen gelähmt."

4 Als der König ihn fragte: "Wo ist er?", entgegnete Ziba dem König: "Er ist im Haus Machirs, des Sohnes Ammiëls, in Lo-Dabar."

5 Da schickte König David hin und ließ ihn aus dem Haus Machirs, des Sohnes Ammiëls, aus Lo-Dabar holen.

6 Als nun Merib-Baal, der Sohn Jonatans, Sauls Enkel, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht nieder und huldigte. David sagte: "Merib-Baal!" Er antwortete: "Hier ist dein Knecht."

7 David fuhr fort: "Fürchte dich nicht! Denn ich will dir um deines Vaters Jonatan willen Barmherzigkeit erweisen und dir den ganzen Grundbesitz deines Ahnherrn Saul zurückgeben. Du selbst sollst für immer an meinem Tisch speisen."

8 Da verneigte sich jener und sagte: "Was ist dein Knecht, daß du dich so um einen toten Hund kümmerst, wie ich einer bin?"

9 Hierauf ließ der König Sauls Diener Ziba kommen und befahl ihm: "Alles, was Saul und seinem ganzen Haus gehört, übergebe ich dem Sohn deines Herrn.

10 Du hast ihm mit deinen Söhnen und Knechten das Feld zu bestellen und die Ernte einzubringen, damit der Sohn deines Herrn zu leben hat. Merib-Baal, der Sohn deines Herrn, wird für immer an meinem Tisch speisen." Ziba hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.

11 Nun versprach Ziba dem König: "Wie der Herr König seinem Knecht befiehlt, genau so wird dein Knecht es ausführen. Merib-Baal kann an meinem Tisch speisen wie einer von den Söhnen des Königs."

12 Merib-Baal hatte einen kleinen Sohn namens Micha. Alle, die im Haus Zibas wohnten, standen in Merib-Baals Diensten.

13 Merib-Baal hielt sich in Jerusalem auf, weil er immer am Tisch des Königs speiste. Er war an beiden Füßen gelähmt.

 

Kapitel 10: Die Beschimpfung der Gesandten Davids

1 Danach starb der Ammoniterkönig. Sein Sohn Hanun bestieg an seiner Statt den Thron.

2 David dachte: "Ich will mit Hanun, dem Sohn des Nahasch, freundschaftliche Beziehungen unterhalten, weil auch sein Vater mit mir in gutem Einvernehmen stand." So schickte denn David hin und ließ ihm durch seine Gesandten wegen seines Vaters sein Beileid aussprechen. Als die Gesandten Davids in das Land der Ammoniter gekommen waren,

3 sagten die Fürsten der Ammoniter zu Hanun, ihrem Herrn: "Glaubst du denn, daß David deinen Vater ehren will, wenn er dir Beileidsgesandte schickt? Vielmehr sendet David seine Boten nur deshalb zu dir, um die Stadt zu erforschen, sie auszukundschaften und dann zu zerstören."

4 Da ließ Hanun die Gesandten Davids ergreifen, ihnen den halben Bart abscheren und ihnen die Kleider halb abschneiden bis zu den Lenden. So schickte er sie weg.

5 Als man dies dem David meldete, sandte er ihnen Boten entgegen; denn die Männer waren schwer beschimpft. Der König ließ ihnen sagen: "Bleibt in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist; dann kommt nach Hause!"

 

Joabs Sieg über die Ammoniter und Aramäer

6 Als die Ammoniter einsahen, daß sie sich bei David verhaßt gemacht hatten, sandten die Ammoniter hin und warben die Aramäer von Bet-Rehob und die Aramäer von Zoba an, 20.000 Mann zu Fuß, sowie 1.000 Mann vom König von Maacha und 12.000 Mann von den Bewohnern von Tob.

7 Sobald David davon Kunde erhielt, schickte er Joab mit dem ganzen Heer, lauter tapferen Kriegern, hin.

8 Die Ammoniter rückten aus und stellten sich vor dem Tor in Schlachtordnung auf. Die Aramäer von Zoba und Rehob sowie die Leute aus Tob und Maacha standen für sich im freien Feld.

9 Als Joab sah, daß ihm von vorn und von hinten ein Angriff drohte, wählte er sich die erlesensten Israeliten aus und stellte sich den Aramäern gegenüber.

10 Den Rest des Heeres übergab er seinem Bruder Abischai, und dieser stellte sich den Ammonitern gegenüber.

11 Joab sagte: "Wenn die Aramäer über mich Herr werden, mußt du mir zu Hilfe kommen. Wenn aber die Ammoniter über dich Herr werden, eile ich dir zu Hilfe.

12 Nur Mut! Wir kämpfen für unser Volk und die Städte unseres Gottes. Der Herr tue, was ihm gut scheint!"

13 Als nun Joab mit den Truppen, die er befehligte, zum Angriff gegen die Aramäer vorrückte, flohen sie vor ihm.

14 Sobald aber die Ammoniter sahen, daß die Aramäer sich zur Flucht wandten, ergriffen auch sie vor Abischai die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Darauf ließ Joab von den Ammonitern ab und kehrte heim nach Jerusalem.

 

Davids Sieg über die Ammoniter und Aramäer

15 Als die Aramäer sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, sammelten sie sich wieder.

16 Hadad-Eser ließ sogar die Aramäer jenseits des Stromes aufbieten. Sie zogen nach Helam. Schobach, der Feldherr des Hadad-Eser, hatte den Oberbefehl.

17 Als man David dies meldete, bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und zog nach Helam. Die Aramäer stellten sich David entgegen und kämpften mit ihm.

18 Aber die Aramäer mußten vor den Israeliten die Flucht ergreifen. David vernichtete von den Aramäern 700 Wagen und 40.000 Reiter. Auch ihrem Feldherrn Schobach gab er daselbst den Todesstoß.

19 Da alle Könige, die dem Hadad-Eser untertan waren, sahen, daß sie von den Israeliten geschlagen waren, schlossen sie mit den Israeliten Frieden und unterwarfen sich ihnen. Die Aramäer aber hüteten sich, den Ammonitern fernerhin noch Hilfe zu leisten.

 

Kapitel 11: David und Batseba

Der Ehebruch

1 Im nächsten Jahr um die Zeit, da die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, sandte David den Joab mit seinen Leuten und ganz Israel aus. Sie verwüsteten das Land der Ammoniter und belagerten Rabba. David war in Jerusalem geblieben.

2 Eines Abends erhob sich David von seinem Lager und erging sich auf dem Dach des königlichen Palastes. Da sah er vom Dach aus eine badende Frau. Die Frau war sehr schön.

3 Als der König über die Frau Erkundigungen einholen ließ, sagte man ihm: "Es ist Batseba, die Tochter Ammiëls, die Frau des Hetiters Urija."

4 Hierauf schickte David Boten hin und ließ sie holen. Als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei. Nachdem sie sich von ihrer Unreinheit befreit hatte, kehrte sie in ihr Haus zurück.

 

Der vereitelte Ausweg

5 Als die Frau guter Hoffnung wurde, sandte sie hin und ließ David sagen: "Ich bin guter Hoffnung."

6 Da ließ David dem Joab den Befehl überbringen: "Schicke mir den Hetiter Urija!" Joab sandte Urija zu David.

7 Als Urija zu ihm gekommen war, erkundigte sich David nach dem Befinden Joabs und der Truppen und nach dem Stand des Krieges.

8 Dann sagte David zu Urija: "Geh jetzt in dein Haus hinunter und wasche dir die Füße!" Als nun Urija den Palast des Königs verließ, folgte ihm ein königliches Ehrenmahl.

9 Aber Urija legte sich am Tor des Königspalastes bei den Dienern seines Herrn nieder, ohne in sein Haus hinabzugehen.

10 Man meldete das David: "Urija ist nicht in sein Haus hinabgegangen." Da fragte David den Urija: "Du bist doch von der Reise gekommen. Warum bist du nicht in dein Haus hinabgegangen?"

11 Urija erwiderte David: "Die Lade sowie Israel und Juda wohnen in Hütten. Auch mein Herr Joab und die Diener meines Herrn lagern auf freiem Feld, und da sollte ich in mein Haus gehen, um zu essen und zu trinken und bei meiner Frau zu schlafen? Bei deinem Leben, beim Leben deiner Seele, das tue ich nicht!"

12 Nun sagte David zu Urija: "Bleibe auch heute noch hier! Morgen entlasse ich dich." So blieb denn Urija an diesem und am folgenden Tag noch in Jerusalem.

13 Als er auf Davids Einladung bei ihm aß und trank, machte dieser ihn trunken. Aber als er am Abend wegging, legte er sich auf seinem Lager bei den Dienern seines Herrn schlafen und ging nicht in sein Haus hinab.

 

Der Mordbefehl

14 Am nächsten Morgen schrieb David an Joab einen Brief und ließ ihn durch Urija überbringen.

15 Er schrieb in dem Brief: "Stellt Urija vorn im heftigsten Kampfgewühl auf! Dann zieht euch von ihm zurück, damit er getroffen wird und fällt!"

16 So stellte denn Joab bei der Belagerung der Stadt den Urija an eine Stelle, von der er wußte, daß dort tapfere Männer waren.

17 Als dann die Städter einen Ausfall machten und Joab angriffen, fielen einige von der Truppe, von Davids Mannschaft. Auch der Hetiter Urija fand den Tod.

 

Der Bericht Joabs

18 Hierauf schickte Joab hin und ließ David den ganzen Verlauf des Kampfes melden.

19 Er gab dem Boten den Befehl: "Wenn du dem König den ganzen Hergang des Kampfes bis zu Ende berichtet hast,

20 wird der König zornig aufbrausen und dich fragen: Warum seid ihr beim Kampf so nahe an die Stadt herangerückt? Wußtet ihr nicht, daß man von der Mauer herab schießen würde?

21 Wer hat Abimelech, den Sohn Jerubbaals, erschlagen? Hat nicht eine Frau den oberen Mühlstein von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Tebez starb? Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt? – Dann sage nur: Auch dein Knecht, der Hetiter Urija, ist gefallen."

22 Der Bote ging hin und berichtete nach seine Ankunft David alles, was Joab ihm aufgetragen hatte.

23 Der Bote meldete dem König: "Die Leute waren uns überlegen und machten gegen uns einen Ausfall aufs freie Feld. So mußten wir sie bis ans Stadttor zurückdrängen.

24 Da schossen die Schützen von der Mauer herab auf deine Knechte. Hierbei fielen einige von den Knechten des Königs. Auch dein Knecht, der Hetiter Urija, fand den Tod."

25 David antwortete dem Boten: "Melde Joab dies: Nimm dir diese Sache nicht zu Herzen; denn das Schwert frißt bald diesen, bald jenen! Kämpfe nur tapfer gegen die Stadt und zerstöre sie! Sprich ihm so Mut zu!"

 

Die Heirat mit Batseba

26 Als die Frau des Urija erfuhr, daß ihr Mann Urija gefallen sei, trauerte sie um ihren Gatten.

27 Sobald die Trauerzeit vorüber war, ließ David sie in sein Haus holen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Dem Herrn jedoch mißfiel, was David getan hatte.

 

Kapitel 12: Natans Gleichnis: 'Du selbst bist der Mann!'

1 Deshalb schickte der Herr den Natan zu David. Als er zu ihm kam, sagte er zu ihm: "In einer Stadt lebten zwei Männer. Der eine war reich, der andere arm

2 Der Reiche besaß Schafe und Rinder in großer Zahl.

3 Der Arme hatte gar nichts als ein einziges Lämmchen, das er sich gekauft und aufgezogen hatte. Es war bei ihm und wurde zusammen mit seinen Kindern groß. Von seinem Bissen aß es, und von seinem Becher trank es. Es schlief an seiner Brust und war ihm wie eine Tochter.

4 Als eines Tages Besuch zu dem reichen Mann kam, konnte dieser es nicht über sich bringen, eines seiner eigenen Schafe und Rinder zu nehmen, um dem Gast, der ihn besuchte, ein Mahl zu bereiten. Er nahm vielmehr das Lämmchen des armen Mannes und richtete es für den Gast, der bei ihm eingekehrt war, zu."

5 David wurde über den Mann sehr zornig und sagte zu Natan: "So wahr der Herr lebt, der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes!

6 Das Lamm soll er vierfach ersetzen, weil er so gehandelt und kein Erbarmen geübt hat!"

7 Natan erwiderte David: "Du bist der Mann. So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich gesalbt zum König über Israel, und ich habe dich errettet aus der Hand Sauls.

8 Ich habe dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in den Schoß gegeben. Ich übergab dir das Haus Israel und Juda. Wenn dies zu wenig gewesen wäre, hätte ich für dich noch manches hinzugefügt.

9 Warum hast du dich über das Gebot des Herrn hinweggesetzt und das getan, was ihm mißfiel? Den Hetiter Urija hast du mit dem Schwert erschlagen und seine Frau dir zur Frau genommen. Weil du ihn durch das Schwert der Ammoniter umbringen ließest,

10 soll nun das Schwert niemals von deinem Haus weichen! Denn du hast mich verachtet und die Frau des Hetiters Urija dir zur Frau genommen.

11 So spricht der Herr: Siehe, ich werde durch dein eigenes Haus Unheil über dich kommen lassen. Ich werde deine Frauen vor deinen Augen wegnehmen und sie einem anderen geben. Er wird im Angesicht der Sonne dort mit deinen Frauen Böses tun.

12 Du hast zwar im geheimen gehandelt, ich aber werde diese Drohung vor den Augen von ganz Israel und am hellen Tag ausführen."

 

Davids Reue und Buße

13 Da sagte David zu Natan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Natan antwortete David: "So hat auch der Herr dir deine Sünde vergeben. Du wirst nicht sterben.

14 Doch weil du den Feinden des Herrn durch diese Tat Ärgernis gegeben hast, wird der Sohn, der dir geboren wurde, sterben."

15 Hierauf kehrte Natan in sein Haus zurück. Der Herr aber schlug das Kind, das die Frau des Urija dem David geboren hatte, mit Krankheit.

16 Da suchte David um des Knaben willen Gott auf. David fastete streng. Wenn er nach Hause kam, schlief er des Nachts auf der Erde.

17 Die Ältesten am Hofe traten an ihn heran, um ihn zu bewegen, von der Erde aufzustehen. Er weigerte sich aber und aß nicht mit ihnen.

18 Am siebten Tag starb das Kind. Davids Hofleute scheuten sich, ihm den Tod des Kindes mitzuteilen. Sie dachten nämlich: "Solange das Kind noch am Leben war, hat er uns schon kein Gehör gegeben, wenn wir mit ihm reden wollten. Wie können wir ihm jetzt mitteilen, daß das Kind tot ist? Es gäbe ein Unglück."

19 Als David sah, daß seine Diener miteinander flüsterten, erkannte David, daß das Kind gestorben war. Deshalb fragte David seine Diener: "Ist das Kind tot?" Sie antworteten: "Es ist tot."

20 Nun stand David von der Erde auf, wusch und salbte sich, wechselte die Kleider und ging in das Haus des Herrn, um anzubeten. – Als er in sein Haus zurückgekehrt war, ließ er sich Speise vorsetzen und aß.

21 Seine Diener fragten ihn: "Was ist das für ein Verhalten, das du zur Schau trägst? Als das Kind noch lebte, hast du seinetwegen gefastet und geweint, und nun, nachdem das Kind gestorben ist, stehst du auf und nimmst wieder Speise zu dir."

22 Er antwortete: "Als das Kind noch lebte, habe ich seinetwegen gefastet und geweint, weil ich dachte: Wer weiß, ob der Herr sich meiner erbarmt und das Kind am Leben bleibt?

23 Nun ist es tot. Was sollte ich da noch fasten? Kann ich es wieder zurückbringen? Ich werde zu ihm gehen, aber es kehrt nicht zu mir zurück."

 

Die Geburt Salomos

24 David tröstete seine Frau Batseba. Er ging zu ihr und wohnte ihr bei. Sie gebar einen Sohn, und er nannte ihn Salomo. Der Herr gewann ihn lieb

25 und ließ ihn durch den Propheten Natan mit Rücksicht auf den Herrn Jedidja (Liebling des Herrn) nennen.

 

Die Einnahme von Rabba

26 Joab bestürmte das ammonitische Rabba und eroberte die Königsstadt.

27 Hierauf schickte Joab Boten an David und ließ ihm melden: "Ich habe Rabba bestürmt und die Wasserstadt eingenommen.

28 Biete nun den Rest des Kriegsvolkes auf, belagere die Stadt und nimm sie ein, damit nicht ich die Stadt einnehme und mein Name über ihr ausgerufen werde!"

29 So bot denn David alles Kriegsvolk auf, zog nach Rabba, bestürmte und eroberte es.

30 Er nahm ihrem König die Krone vom Haupt. Sie hatte den Wert von einem Talent an Gold und Edelsteinen und paßte auf Davids Haupt. Er nahm aus der Stadt eine überaus reiche Beute mit.

31 Die Bevölkerung, die darin wohnte, ließ er wegführen, sie an die Sägen, eisernen Picken und eisernen Äxte stellen und an den Ziegelöfen arbeiten. Ebenso verfuhr er mit allen übrigen Ammoniterstädten. Dann kehrte David mit dem ganzen Heer nach Jerusalem zurück.

 

Kapitel 13: Amnon und Tamar

1 Danach begab sich folgendes: Abschalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon, der Sohn Davids liebte sie.

2 So sehr härmte sich Amnon, daß er wegen seiner Schwester Tamar krank wurde. Denn sie war eine Jungfrau, und es erschien Amnon unmöglich, sich mit ihr irgendwie abgeben zu können.

3 Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein sehr kluger Mann.

4 Er fragte Amnon: "Warum siehst du jeden Morgen so elend aus, Königssohn? Willst du es mir nicht anvertrauen?" Amnon erwiderte ihm: "Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Abschalom."

5 Jonadab riet ihm: "Lege dich zu Bett und stelle dich krank! Wenn dann dein Vater kommt, dich zu besuchen, so bitte ihn: Laß doch meine Schwester Tamar kommen und mir etwas zu essen geben! Wenn sie vor meinen Augen die Speise zubereiten würde, daß ich es sehen könnte, so nähme ich gern das Essen aus ihrer Hand an."

6 Amnon legte sich nun zu Bett und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu besuchen, bat Amnon den König: "Laß doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen ein Paar Kuchen backen, daß ich sie aus ihrer Hand essen kann!"

7 David schickte nach Hause zu Tamar und ließ sagen: "Komm in die Wohnung deines Bruder Amnon und bereite ihm das Essen!"

8 Tamar ging in die Wohnung ihres Bruders Amnon. Während er im Bett lag, nahm sie den Teig, knetete ihn, formte ihn vor seinen Augen und buk Kuchen.

9 Dann nahm sie die Pfanne und schüttete sie vor ihm aus. Er weigerte sich jedoch zu essen. Vielmehr befahl Amnon: "Weist alle hinaus!" Als sich alle von ihm entfernt hatten,

10 sagte Amnon zu Tamar: "Bringe das Essen in die Kammer herein, damit ich aus deiner Hand esse!" Tamar nahm die Kuchen, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in die Kammer.

11 Als sie ihm aber das Essen reichte, ergriff er sie und sagte zu ihr: "Komm, lege dich zu mir, liebe Schwester!"

12 Sie erwiderte ihm: "Nicht doch, mein Bruder, entehre mich nicht! Denn so etwas darf man in Israel nicht tun. Begehe keine solche Freveltat!"

13 Wohin sollte ich meine Schande tragen? Du würdest in Israel als ehrloser Mann dastehen. Aber rede doch einmal mit dem König! Er wird mich dir nicht versagen!"

14 Er wollte jedoch auf ihre Vorstellungen nicht hören, sondern überwältigte sie und tat ihr Gewalt an.

15 Danach faßte Amnon eine überaus tiefe Abneigung gegen sie. Ja, der Widerwille, den er gegen sie empfand, war noch größer als die Liebe, die er für sie gehegt hatte. Daher rief Amnon ihr zu: "Mache, daß du fortkommst!"

16 Sie erwiderte ihm: "Wenn du mich jetzt von dir stößt, ist dies ein größeres Unrecht als das andere, das du mir angetan hast!" – Er wollte aber nicht auf sie hören,

17 sondern rief seinen Burschen, der ihm aufwartete, und befahl ihm: "Schaff mir die da hinaus auf die Straße und riegle die Tür hinter ihr zu!"

18 Sie trug ein Ärmelkleid; denn so kleideten sich von alters her die Prinzessinnen, solange sie unverheiratet waren. Der Diener brachte sie auf die Straße hinaus und riegelte die Tür hinter ihr ab.

19 Tamar aber streute Asche auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie anhatte, legte die Hand aufs Haupt und ging wehklagend davon.

 

Abschaloms Rache an Amnon

20 Ihr Bruder Abschalom sagte zu ihr: "War dein Bruder Amnon bei dir? Dann, liebe Schwester, sei still! Er ist dein Bruder. Nimm dir die Sache nicht zu Herzen!" – So blieb denn Tamar unvermählt im Haus ihres Bruders Abschalom.

21 Als der König David den ganzen Vorfall erfuhr, wurde er sehr zornig.

22 Abschalom redete kein Wort mehr mit Amnon, weder im Bösen noch im Guten; denn Abschalom haßte den Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte.

23 Nach zwei Jahren, als Abschalom in Baal-Hazor, das bei Efraim liegt, Schafschur hielt, lud Abschalom alle königlichen Prinzen ein.

24 Auch zum König ging Abschalom und sagte: "Siehe, dein Diener hält Schafschur. Der König wird doch mit seinen Leuten deinen Diener begleiten."

25 Der König erwiderte Abschalom: "Nicht doch, mein Sohn, wir dürfen nicht allesamt kommen. Sonst fallen wir dir zur Last." Obwohl er in ihn drang, wollte er nicht mitgehen, sondern verabschiedete ihn.

26 Abschalom bat: "Wenn also nicht, so darf doch, bitte, wenigstens mein Bruder Amnon uns begleiten." Der König fragte ihn: "Warum soll der mit dir gehen?"

27 Als aber Abschalom in ihn drang, schickte er Amnon und alle königlichen Prinzen mit ihm.

28 Abschalom gab nun seinen Dienern den Befehl: "Gebt acht! Wenn Amnon vom Wein in fröhlicher Stimmung ist und ich euch zurufe: Haut Amnon nieder!, so tötet ihn! Fürchtet euch nicht! Ich bin es ja, der es euch befohlen hat. Seid mutig und zeigt euch als tapfere Männer!"

29 Abschaloms Diener verfuhren mit Amnon so, wie Abschalom es befohlen hatte. Da sprangen die königlichen Prinzen insgesamt auf, schwangen sich ein jeder auf sein Maultier und flohen.

 

Abschaloms Flucht

30 Sie waren noch unterwegs, als das Gerücht schon zu David gedrungen war, Abschalom habe alle königlichen Prinzen ermordet, nicht einer von ihnen sei am Leben geblieben.

31 Der König sprang auf, zerriß seine Kleider und warf sich auf die Erde. Auch alle seine Diener standen mit zerrissenen Kleider da.

32 Doch Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, ergriff das Wort und sagte: "Mein Herr sage nicht, man habe alle jungen Prinzen umgebracht. Nur Amnon allein ist tot. Denn Unheil lag auf Abschaloms Gesicht, seit dem Tag, da jener seine Schwester Tamar entehrt hatte.

33 So möge sich nun mein Herr und König die Sache nicht zu Herzen nehmen und sagen, alle Prinzen seien tot. Nur Amnon allein ist umgekommen.

34 Abschalom aber ist entflohen." – Als der wachhabende Diener Ausschau hielt, sah er viele Leute auf dem Weg nach Horonajim den Berg hinabeilen.

35 Jonadab sagte zum König: "Siehst du? Die Prinzen kommen. Wie dein Knecht gesagt hat, so verhält es sich."

36 Kaum hatte er ausgeredet, da erschienen die Prinzen und brachen in lautes Weinen aus. Auch der König und alle seine Diener fingen laut und heftig zu weinen an.

37 Abschalom aber war geflüchtet und hatte sich zu Talmai, dem Sohn Ammihuds, dem König von Geschur, begeben. – David trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit.

38 Nachdem Abschalom geflohen und nach Geschur gekommen war, blieb er dort drei Jahre.

39 Der König David hörte auf, sich Abschaloms wegen zu grämen; denn er hatte sich damit abgefunden, daß Amnon tot war.

 

Kapitel 14: Joabs Eingreifen

1 Als Joab, der Sohn der Zeruja, erkannte, daß sich der Sinn des Königs wieder Abschalom zuneigte,

2 schickte Joab nach Tekoa und ließ von dort eine kluge Frau holen. Er bat sie: "Tue so, als ob du in Trauer wärest, ziehe Trauerkleider an und salbe dich nicht mit Öl, sondern benimm dich wie eine Frau, die schon lange um einen Toten trauert!

3 Begib dich so zum König und sage ihm folgendes:..."; und Joab legte ihr die Worte in den Mund.

 

Die Frau von Tekoa beim König

4 Die Frau von Tekoa ging zum König, warf sich auf ihr Angesicht zur Erde nieder, huldigte ihm und bat: "Hilf mir, o König!"

5 Als der König sie fragte: "Was wünschest du?", antwortete sie: "Ach, ich bin eine Witwe; denn mein Mann ist tot.

6 Deine Magd hatte zwei Söhne. Die gerieten auf dem Feld in Streit. Da niemand zugegen war, der zwischen ihnen Frieden gestiftet hätte, schlug der eine auf den anderen los und tötete ihn.

7 Jetzt hat sich das ganze Geschlecht gegen deine Magd erhoben und verlangt: Gib den Brudermörder heraus, damit wir ihn umbringen für das Leben seines Bruders, den er erschlagen hat, und so den Erben aus der Welt schaffen! So wollen sie die Kohle auslöschen, die mir übriggeblieben ist, und meinem Mann weder Namen noch Nachkommen auf Erden lassen."

8 Der König sagte zu der Frau: "Geh heim! Ich werde deinetwegen verfügen."

9 Aber die Frau aus Tekoa erwiderte dem König: "Auf mir, mein Herr und König, und auf meiner Familie liegt die Schuld. Den König und seinen Thron trifft keine Verantwortung."

10 Darauf antwortete der König: "Wer etwas von dir will, den bringe her zu mir! Er soll dich nicht weiter antasten!"

11 Sie fuhr fort: "Der König möge vor dem Herrn, seinem Gott, schwören, daß der Bluträcher kein Unheil anrichtet und man meinen Sohn auch noch aus der Welt schafft!" Er versprach: "So wahr der Herr lebt! Deinem Sohn soll kein Haar gekrümmt werden."

12 Nun bat die Frau: "Darf deine Magd noch ein Wort an den Herrn König richten?" Er forderte sie auf: "Rede!"

13 Da sagte die Frau: "Warum planst du das Gleiche gegen das Volk Gottes? Nachdem der König so gesprochen hat, macht er sich schuldig, wenn der König seinen verbannten Sohn nicht zurückkehren läßt.

14 Denn wir müssen zwar sterben und werden wie Wasser sein, das auf die Erde gegossen wird und nicht wieder zurückgeholt werden kann. Aber Gott rafft nicht die Seele hinweg, sondern sinnt ernstlich darauf, einen Verbannten nicht fern von sich in der Verbannung zu lassen.

15 Der Grund nun, weshalb ich kam, um mit dem Herrn König diese Sache zu besprechen, war der, daß die Leute mir Angst machten. Da dachte deine Magd: Ich muß doch einmal mit dem König reden. Vielleicht erfüllt der König die Bitte seiner Magd,

16 denn der König wird mir Gehör schenken und seine Magd aus der Hand des Mannes erretten, der mich zusammen mit meinem Sohn aus dem Gotteserbe austilgen will.

17 Daher dachte deine Magd: Das Wort meines Herrn und Königs soll mir zur Beruhigung dienen, denn mein Herr und König ist ja wie ein Engel Gottes, indem er Gutes und Böses anhört. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!"

 

David durchschaut das Spiel

18 Darauf entgegnete der König der Frau: "Verhehle mir nichts, wonach ich dich frage!" Die Frau bat: "Mein Herr und König rede nur!"

19 Nun fragte der König: "Hat nicht Joab die Hand im Spiel bei dieser Sache?" Die Frau antwortete: "So wahr du lebst, mein Herr und König, es ist unmöglich, links oder rechts an dem vorbeizukommen, was mein Herr und König gesagt hat. Ja, dein Diener Joab hat mich beauftragt. Er hat deiner Magd alle diese Worte in den Mund gelegt.

20 Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, ist dein Diener Joab so vorgegangen. Aber mein Herr ist so weise wie ein Engel Gottes. Er weiß alles, was auf Erden vorgeht."

 

Abschaloms Rückkehr

21 Hierauf sagte der König zu Joab: "Nun ja, ich erfülle deine Bitte. Geh hin und hole den jungen Mann, Abschalom!"

22 Joab warf sich mit dem Angesicht zur Erde, brachte seine Huldigung dar und beglückwünschte den König. Dann rief Joab aus: "Heute hat dein Knecht erfahren, daß ich bei dir, mein Herr und König, in Gnaden stehe, weil der König die Bitte seines Dieners erfüllt hat."

23 Joab machte sich auf, ging nach Geschur und holte Abschalom nach Jerusalem zurück.

24 Der König aber befahl: "Er soll in seine Wohnung gehen und mir nicht unter die Augen kommen!" So zog sich Abschalom in seine Wohnung zurück und erschien nie vor dem König.

25 In ganz Israel gab es keinen Mann, den man wegen seiner Schönheit so sehr pries, wie Abschalom. Von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Makel an ihm.

26 Wenn er sich das Haupt scheren ließ – er ließ es nach Ablauf jedes Jahres scheren; es wurde ihm nämlich zu schwer, so daß er es scheren lassen mußte – so wog sein Haupthaar 200 Schekel nach königlichem Gewicht.

27 Drei Söhne wurden Abschalom geboren und eine Tochter namens Tamar. Sie war eine sehr schöne Frau.

 

Abschaloms Versöhnung mit David

28 Abschalom brachte zwei Jahre in Jerusalem zu, ohne das Angesicht des Königs zu sehen.

29 Nun setzte sich Abschalom mit Joab in Verbindung, um ihn zum König zu schicken. Doch der weigerte sich, zu ihm zu gehen. Als er ein zweites Mal hinsandte, weigerte er sich wieder zu kommen.

30 Abschalom befahl nun seinen Knechten: "Ihr wißt, Joab besitzt ein Grundstück neben dem meinigen und hat Gerste darauf. Geht und steckt es in Brand!" Da steckten Abschaloms Diener das Feld in Brand.

31 Jetzt machte sich Joab auf, ging zu Abschalom ins Haus und fragte ihn: "Warum haben deine Diener mein Feld angezündet?"

32 Abschalom erwiderte Joab: "Siehe, ich habe zu dir geschickt und dir sagen lassen: Komm her, ich möchte dich zum König senden mit der Frage: Warum bin ich aus Geschur heimgekehrt? Es wäre besser für mich, wenn ich noch dort wäre. Jetzt aber möchte ich vor den König treten. Wenn eine Schuld auf mir liegt, töte er mich!"

33 Joab begab sich hierauf zum König und erzählte ihm den Sachverhalt. Dieser ließ Abschalom rufen. Als er zum König gekommen war, warf er sich vor dem König auf sein Angesicht zur Erde nieder, und der König küßte Abschalom.

 

Kapitel 15: Abschaloms Empörung und Tod

Abschaloms Umtriebe

1 Danach schaffte sich Abschalom Wagen und Pferde an, dazu fünfzig Mann, die vor ihm herliefen.

2 Frühmorgens stellte sich Abschalom am Torweg auf. Jeden, der eine Streitsache hatte und den König um Entscheidung angehen wollte, rief Abschalom zu sich und fragte: "Aus welcher Stadt bist du?" – Wenn jener dann antwortete: "Dein Knecht ist aus dem und dem Stamm Israels",

3 sagte Abschalom zu ihm: "Siehe, deine Sache ist gut und recht, aber beim König ist niemand, der dir Gehör schenkt."

4 Abschalom fuhr fort: "Wenn man doch mich zum Richter im Land bestellte! Jedermann, der eine Streitsache oder einen Rechtshandel hat, könnte zu mir kommen. Ich würde ihm schon sein Recht verschaffen."

5 Wenn jemand an ihn herantrat, um sich vor ihm niederzuwerfen, streckte er seine Hand aus, zog ihn an sich und küßte ihn.

6 So macht es Abschalom mit allen Israeliten, die zum König kamen, um sich Recht sprechen zu lassen. Dadurch bestrickte Abschalom die Herzen der Männer Israels.

 

Die Verschwörung

7 Nach Verlauf von vier Jahren sagte Abschalom zum König: "Ich möchte hingehen und in Hebron mein Gelübde einlösen, das ich dem Herrn gemacht habe.

8 Denn als ich in Geschur in Aram weilte, legte dein Diener folgendes Gelübde ab: "Wenn mich der Herr nach Jerusalem zurückkehren läßt, werde ich dem Herrn ein Opfer darbringen."

9 Der König antwortete ihm: "Geh in Frieden!" – Nun machte sich Abschalom auf den Weg und begab sich nach Hebron.

10 Er sandte geheime Boten an alle Stämme Israels und ließ sagen: "Sobald ihr Posaunenschall hört, ruft ihr aus: Abschalom ist König in Hebron!"

11 Mit Abschalom zogen auch 200 Männer aus Jerusalem, die eingeladen waren und arglos mitgingen, ohne von etwas zu wissen.

12 Abschalom ließ auch den Giloniter Ahitofel, Davids Ratgeber, aus seiner Stadt Gilo zur Darbringung der Opfer holen. So gewann die Verschwörung an Kraft, und immer mehr Leute schlossen sich Abschalom an.

 

Davids Flucht aus Jerusalems

13 Da traf bei David ein Bote ein mit der Meldung: "Die Herzen der Israeliten haben sich Abschalom zugewandt."

14 David befahl daraufhin allen seinen Dienern, die bei ihm in Jerusalem waren: "Auf! Wir fliehen! Denn sonst gibt es für uns keine Rettung vor Abschalom. Macht euch schnell auf den Weg! Sonst beeilt er sich und holt uns ein, läßt Unheil über uns hereinbrechen und schlägt die Stadt mit der Schärfe des Schwertes."

15 Die Diener des Königs antworteten dem König: "Ganz so, wie es der Herr und König wünscht! Wir sind deine gehorsamen Diener."

16 So zog der König aus und der ganze Hof hinter ihm her. Nur zehn Nebenfrauen ließ der König zurück zur Bewachung des Palastes.

17 Der König zog also hinaus und alle Leute hinter ihm her. Beim letzten Haus machten sie halt.

18 Alle seine Diener gingen an ihm vorüber. Alle Kereter und Peleter, alle Gatiter, die 600 Mann, die ihm aus Gat gefolgt waren, marschierten am König vorüber.

 

Ittais Treue

19 Zu Ittai aus Gat sagte der König: "Wozu willst auch du mit uns ziehen? Kehre um und bleibe beim König! Du bist ja ein Fremder und ohnehin selbst aus deiner Heimat verbannt.

20 Gestern bist du gekommen, und heute soll ich dich mit uns auf Irrfahrt nehmen, ohne zu wissen, wohin ich gehe. Kehre um und führe deine Landsleute mit dir zurück! Heil und Glück!"

21 Doch Ittai erwiderte dem König: "So wahr der Herr lebt, und so wahr mein Herr und König lebt! Da, wo mein Herr und König sein wird, sei es auf Tod oder Leben, wird auch dein Diener sein!"

22 Nun sagte David zu Ittai: "Gut, ziehe vorüber!" So schritt denn Ittai aus Gat vorüber mit allen seinen Leuten und dem ganzen Troß, der bei ihm war.

23 Die ganze Bevölkerung weinte laut, als all die Leute vorüberzogen. Hierauf ging der König über den Bach Kidron, und auch alles Volk zog hinüber in der Richtung nach der Wüste.

 

Zadoks und Abjatars Rückkehr

24 Auch Zadok war bei ihm mit allen Leviten, die die Bundeslade Gottes trugen. Sie setzten die Lade Gottes nieder, und Abjatar opferte, bis alles Volk den Auszug aus der Stadt beendet hatte.

25 Hierauf sagte der König zu Zadok: "Bringe die Lade Gottes in die Stadt zurück! Finde ich Gnade in den Augen des Herrn, so wird er mich zurückführen und mich ihn und seine Wohnung wieder sehen lassen.

26 Sagt er aber: Ich habe an dir kein Gefallen, so unterwerfe ich mich. Er tue mit mir, was ihm gut scheint!"

27 Der König sagte dann noch zum Priester Zadok: "Du siehst es ein: Kehrt ruhig in die Stadt zurück und mit euch eure beiden Söhne, dein Sohn Ahimaaz und Jonatan, der Sohn Abjatars.

28 Seht, ich warte an den Furten der Steppe, bis eine Botschaft von euch kommt und mir Nachricht gibt."

29 Da brachten Zadok und Abjatar die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben dort.

 

Davids Auftrag an Huschai

30 David stieg nun den Ölberg hinan. Weinend und mit verhülltem Haupt ging er hinauf. Barfuß zog er daher. Auch alle Leute, die bei ihm waren, hatten jeder sein Haupt verhüllt. Unter stetem Weinen stiegen sie aufwärts.

31 Als man David meldete, Ahitofel sei unter den Verschwörern bei Abschalom, rief David aus: "O Herr, betöre Ahitofels Rat!"

32 Als David auf der Höhe, wo man Gott zu verehren pflegte, angekommen war, trat ihm plötzlich der Arkiter Huschai entgegen mit zerrissenem Rock und staubbedecktem Haupt.

33 David sagte zu ihm: "Wenn du mit mir ziehst, bist du mir nur zur Last.

34 Gehst du aber in die Stadt zurück und sagst zu Abschalom: "Dein Diener bin ich, o König; wie ich vordem deines Vaters Diener war, so bin ich nun dein Diener! – dann kannst du Ahitofels Rat vereiteln.

35 Auch die Priester Zadok und Abjatar sind dort bei dir. Teile alles, was du aus dem Königspalast erfährst, den Priestern Zadok und Abjatar mit!

36 Sie haben ihre beiden Söhne dort bei sich, Ahimaaz, den Sohn Zadoks, und Jonatan, den Sohn Abjatars. Durch sie meldet mir alles, was ihr hört!"

37 So ging denn Davids Freund Huschai in die Stadt, als Abschalom gerade in Jerusalem einzog.

 

Kapitel 16: Ziba beschenkt den König

1 David hatte eben den Gipfel überschritten, als ihm Ziba, der Diener Merib-Baals, mit einem Paar gesattelter Esel entgegenkam. Die trugen 200 Brote, 100 Rosinentrauben, 100 Obstkuchen und einen Schlauch Wein.

2 Der König fragte Ziba: "Was willst du damit?" Ziba antwortete: "Die Esel sind zum Reiten für die Familie des Königs, die Brote und das Obst zum Essen für die Diener und der Wein zum Trinken für jene, die in der Wüste matt werden."

3 Der König fragte weiter: "Wo ist der Sohn deines Herrn?" Ziba antwortete dem König: "Er ist in Jerusalem geblieben, weil er dachte: Jetzt wird das Haus Israel mir meines Vaters Reich zurückerstatten."

4 Da sagte der König zu Ziba: "Dein sei alles, was Merib-Baal besitzt!" Ziba antwortete: "Ich werfe mich nieder. Ich habe Gnade gefunden in deinen Augen, Herr König."

 

Schimi flucht David

5 Als der König David nach Bahurim gelangt war, kam von dort ein Mann heraus vom Geschlecht des Hauses Saul, namens Schimi, ein Sohn Geras. Unter gräßlichen Flüchen näherte er sich.

6 Dabei warf er mit Steinen nach David und den Dienern des Königs David, nach dem Volk und den Kriegern zur Rechten und Linken.

7 So lauteten Schimis Flüche: "Fort, fort mit dir, du Blutmensch, du Nichtswürdiger!

8 Nun bringt der Herr über dich das Blut des Hauses Saul, an dessen Statt du dich zum König gemacht hast. Der Herr übergibt das Königtum deinem Sohn Abschalom. Du bist nun ins Unglück geraten, weil du ein Blutmensch bist."

9 Da sagte Abischai, der Sohn der Zeruja, zum König: "Warum darf dieser tote Hund meinem Herrn und König fluchen? Laß mich hin und ihm den Kopf abschlagen!"

10 Aber der König erwiderte: "Was habe ich mit euch zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja? Wenn er so flucht und der Herr ihm eingegeben hat: Fluche dem David!, wer darf dann fragen: Warum tust du so?"

11 Dann sagte David zu Abischai und all seinen Dienern: "Wenn mein leiblicher Sohn mir nach dem Leben trachtet, wieviel mehr nun dieser Benjaminiter? Laßt ihn fluchen; denn der Herr hat es ihm eingegeben.

12 Vielleicht sieht der Herr mein Elend an und gibt der Herr mir Glück an Stelle des Fluches, der mich heute trifft."

13 So zog denn David mit seinen Leuten weiter. Schimi aber ging am Abhang des Berges neben ihm her und fluchte im Gehen, bewarf ihn mit Steinen und überschüttete ihn mit Staub.

14 Endlich kam der König mit allem Volk, das ihn begleitete, ermattet ans Ziel. Dort erholte er sich.

 

Abschalom wird von Huschai getäuscht

15 Unterdessen war Abschalom mit allen Israeliten in Jerusalem angelangt; Ahitofel begleitete ihn.

16 Als der Arkiter Huschai, Davids Freund, zu Abschalom kam, rief Huschai dem Abschalom zu: "Es lebe der König! Es lebe der König!"

17 Abschalom erwiderte dem Huschai: "Ist das deine Treue gegen deinen Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freund gegangen?"

18 Huschai aber antwortete dem Abschalom: "Nein, sondern wen der Herr und das Volk und alle Israeliten erwählt haben, dem gehöre ich an, und bei dem will ich bleiben.

19 Und zweitens: Wem diene ich denn? Doch seinem Sohn. Wie ich deinem Vater gedient habe, so diene ich auch dir."

 

Ahitofels erster Rat

20 Als Abschalom von Ahitofel verlangte: "Gebt mir euren Rat, was wir tun sollen",

21 antwortete Ahitofel dem Abschalom: "Geh hinein zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er zur Bewachung des Palastes zurückließ! Wenn ganz Israel hört, daß du dich mit deinem Vater völlig überworfen hast, werden alle deine Anhänger Mut bekommen."

22 So schlug man denn für Abschalom auf dem Dach ein Zelt auf, und Abschalom ging vor den Augen von ganz Israel hinein zu den Nebenfrauen seines Vaters.

23 Ein Rat nämlich, den Ahitofel gab, galt damals soviel, wie wenn man Gottes Wort befragt hätte. So viel galt jeder Rat Ahitofels bei David wie bei Abschalom.

 

Kapitel 17: Huschai vereitelt Ahitofels zweiten Rat

1 Hierauf schlug Ahitofel dem Abschalom vor: "Ich will mir 12.000 Mann auswählen, um noch in dieser Nacht die Verfolgung Davids aufzunehmen.

2 Ich werde ihn einholen, da er völlig ermattet ist, und ihn in Schrecken setzen. Das ganze Heer, das bei ihm ist, wird fliehen, und ich kann den König allein niedermachen. Dann führe ich das ganze Heer dir zu.

3 Wenn alle Krieger, wie du es wünscht, zurückgekehrt sind, wird im ganzen Volk Frieden herrschen."

4 Der Rat fand den Beifall Abschaloms und aller Ältesten Israels.

5 Gleichwohl gebot Abschalom: "Man rufe noch den Arkiter Huschai! Wir wollen hören, was er zu sagen hat."

6 Als Huschai zu Abschalom gekommen war, teilte ihm Abschalom mit: "Dies ist Ahitofel Rat. Sollen wir seinen Vorschlag ausführen? Wenn nicht, so rede du!"

7 Huschai aber antwortete Abschalom: "Der Rat, den Ahitofel erteilt hat, ist diesmal nicht gut."

8 Und Huschai fuhr fort: "Du weißt, daß dein Vater und seine Krieger Helden sind, voll grimmen Mutes wie eine Bärin auf dem Feld, der man die Jungen geraubt hat. Dazu ist dein Vater ein Kriegsmann, der nicht mit den Leuten Nachtruhe hält.

9 Er hat sich jetzt sicherlich in einer Schlucht oder sonstwo versteckt. Wenn nun gleich im Anfang einige fallen, so werden die Leute, die es hören, sagen: Die Anhänger Abschaloms haben eine Niederlage erlitten.

10 Dann werden auch die Tapfersten, die ein Herz wie ein Löwe haben, den Mut verlieren. Denn ganz Israel weiß, daß dein Vater ein Held ist und seine Begleiter tapfere Männer.

11 Ich rate vielmehr: Laß ganz Israel von Dan bis Beerscheba zu dir entbieten, so zahlreich wie der Sand am Meer, und ziehe in eigener Person in ihrer Mitte aus.

12 Wenn wir ihn dann an dem Ort, wo er sich gerade befindet, treffen, so fallen wir über ihn her, wie der Tau zur Erde fällt, und von ihm und all den Männern, die bei ihm sind, wird auch nicht einer übrigbleiben.

13 Zieht er sich aber in eine Stadt zurück, so wird ganz Israel Seile an die Stadt anlegen, und wir schleifen sie ins Tal hinab, bis auch nicht ein Steinchen mehr dort zu finden ist."

14 Da erklärten Abschalom und alle Israeliten: "Der Rat des Arkiters Huschai ist besser als der Rat Ahitofels." Der Herr hatte es nämlich so gefügt, daß der gute Rat Ahitofels verworfen wurde, weil der Herr Unheil über Abschalom bringen wollte.

 

Huschais Botschaft an David

15 Huschai berichtete den Priestern Zadok und Abjatar: "So und so hat Ahitofel dem Abschalom und den Ältesten von Israel geraten. Ich dagegen habe so und so geraten.

16 Nun sendet David eilends folgende Botschaft: Übernachte nicht mehr bei den Furten der Steppe, setze vielmehr über! Sonst ereilt den König mit allen Leuten, die bei ihm sind, das Verderben."

17 Jonatan und Ahimaaz standen an der Rogel-Quelle bereit. Eine Magd ging hin und brachte ihnen die Nachricht. Sie sollten dann die Botschaft dem König David überbringen; denn sie durften sich nicht sehen lassen und die Stadt nicht betreten.

18 Ein Knabe aber erblickte sie und berichtete es Abschalom. Da flüchteten die beiden eiligst in das Haus eines Mannes in Bahurim. Der hatte einen Brunnen in seinem Hof, in den sie hinabstiegen.

19 Die Frau nahm eine Decke und breitete sie über dem Brunnen aus. Darüber schüttete sie Grütze, so daß man nichts merken konnte.

20 Als Abschaloms Leute zu der Frau ins Haus kamen, fragten sie: "Wo sind Ahimaaz und Jonatan?" Die Frau antwortete ihnen: "Sie sind zum Wasser gegangen." Nun suchten sie, fanden aber nichts und kehrten nach Jerusalem zurück.

21 Sobald sie weggegangen waren, stiegen jene aus dem Brunnen, eilten fort und erstatteten dem König David Bericht. Sie sagten zu David: "Auf! Setzt eilends über das Wasser! Denn so und so hat Ahitofel in bezug auf euch geraten."

22 Sofort machte sich David mit allen Leuten, die bei ihm waren, auf und setzte über den Jordan. Bei Anbruch des Morgens hatten alle bis auf den letzten Mann den Jordan überschritten.

 

Ahitofels Selbstmord

23 Als Ahitofel sah, daß sein Rat nicht befolgt wurde, sattelte er einen Esel und machte sich auf den Heimweg in seine Stadt. Nachdem er sein Haus bestellt hatte, erhängte er sich. So starb er. Er wurde im Grab seines Vaters beigesetzt.

 

Abschaloms und Davids Vorbereitungen zum Kampf

24 David war schon nach Mahanajim gelangt, als Abschalom mit allen Israeliten, die bei ihm waren, den Jordan überquerte.

25 An Stelle Joabs hatte Abschalom den Oberbefehl über das Heer Amasa übertragen. Amasa war der Sohn eines Ismaeliters, der Jeter hieß. Dieser hatte mit Abigal, der Tochter des Nahasch, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs, Beziehungen gehabt.

26 Die Israeliten unter Abschalom lagerten sich im Land Gilead.

27 Als David nach Mahanajim kam, brachte ihm Schobi, der Sohn des Nahasch aus der Ammoniterstadt Rabba, und Machir, der Sohn Ammiëls aus Lo-Dabar, und der Gileaditer Barsillai aus Roglim

28 Betten, Töpfe, irdenes Geschirr, Weizen, Gerste, Mehl, geröstetes Korn, Bohnen, Linsen, Röstkorn,

29 Honig, Butter, Schafe und Käse. Sie boten es David und seinen Leuten zum Essen an. Denn sie dachten: 'Die Leute sind in der Steppe hungrig, matt und durstig geworden.'

 

Kapitel 18:

1 Hierauf musterte David das Kriegsvolk, das bei ihm war, und setzte Anführer über Tausend und über Hundert.

2 Ein Drittel des Heeres stellte er unter den Befehl Joabs, ein Drittel unter Abischai, den Sohn der Zeruja und Bruder Joabs, und ein Drittel unter Ittai von Gat. Als der König den Leuten mitteilte: "Auch ich will mit euch ausziehen",

3 entgegneten die Leute: "Du darfst nicht mitziehen. Denn wenn wir fliehen, wird man sich um uns nicht kümmern. Wenn auch die Hälfte von uns fiele, würde man sich um uns nicht kümmern. Aber du bist so viel wert wie 10.000 von uns. Auch ist es besser, wenn du uns von der Stadt aus zu Hilfe kommen kannst."

4 Der König antwortete ihnen: "Ich will tun, was euch gut dünkt." – Hierauf stellte sich der König neben das Tor, und das ganze Heer zog nach Hunderten und Tausenden aus.

5 Dem Joab, Abischai und Ittai gab der König den Befehl: "Geht mir schonend mit dem jungen Abschalom um!" – Das ganze Heer war Zeuge, wie der König allen Anführern bezüglich Abschalom Weisung erteilte.

 

Abschaloms Ende

6 So rückte das Kriegsvolk gegen Israel ins Feld. Im Wald Efraim kam es zur Schlacht.

7 Die Israeliten wurden dort von Davids Leuten geschlagen und erlitten an jenem Tag durch den Verlust von 20.000 Mann eine schwere Niederlage.

8 Der Kampf dehnte sich über die ganze dortige Gegend aus. Der Wald brachte mehr Leuten den Untergang, als das Schwert an jenem Tag weggerafft hatte.

9 Zufällig kam Abschalom den Leuten Davids zu Gesicht. Abschalom ritt auf einem Maultier. Als das Maultier unter das Geäst einer großen Eiche kam, blieb er mit dem Kopf an der Eiche hängen und schwebte zwischen Himmel und Erde, nachdem das Maultier unter ihm davongelaufen war.

10 Ein Mann sah es und machte Joab Meldung: "Ich habe Abschalom an einer Eiche hängen sehen."

11 Joab erwiderte dem Mann, der die Nachricht gebracht hatte: "Nun, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn nicht gleich zu Boden geschlagen? Ich hätte dir gern zehn Silberlinge und einen Gürtel gegeben."

12 Der Mann aber antwortete Joab: "Auch wenn man mir tausend Silberlinge zahlen würde, wollte ich meine Hand nicht an den Sohn des Königs legen. Denn wir haben es mit eigenen Ohren gehört, wie der König dir, Abischai und Ittai befahl: Gebt mir acht auf den jungen Abschalom!

13 Würde ich mich an ihm vergreifen, so würde die ganze Sache dem König nicht verborgen bleiben, und du würdest beiseite treten."

14 Joab erwiderte: "Ich mag mich mit dir nicht länger aufhalten." So nahm er denn drei Speere zur Hand und stieß sie Abschalom in die Brust. – Da er noch lebend an der Eiche hing,

15 traten zehn Knappen, Joabs Waffenträger, heran und schlugen Abschalom tot.

16 Hierauf ließ Joab in die Posaune stoßen, und die Leute ließen von der Verfolgung der Israeliten ab. Denn Joab hatte den Leuten Halt geboten.

17 Sie nahmen nun Abschalom, warfen ihn im Wald in eine große Grube und türmten einen mächtigen Steinhaufen über ihm auf. – Ganz Israel aber floh, jeder in seine Heimat.

18 Abschalom hatte sich zu seinen Lebzeiten im Königstal einen Denkstein errichten lassen. Er dachte sich nämlich: "Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen in Erinnerung halten könnte." So hatte er den Denkstein nach seinem Namen benannt. Er heißt bis auf den heutigen Tag "Abschaloms Denkmal."

 

David erhält Nachricht von Abschaloms Tod

19 Ahimaaz, der Sohn Zadoks, sagte: "Ich will hinlaufen und dem König die Botschaft bringen, daß ihm der Herr Sieg über seine Feinde verliehen hat."

20 Aber Joab erwiderte ihm: "Du sollst heute keine Botendienste tun. An einem anderen Tag magst du Bote sein; aber heute darfst du es nicht sein, da ja des Königs Sohn tot ist."

21 Joab befahl einem Kuschiter: "Geh, melde dem König, was du gesehen hast!" Der Kuschiter warf sich vor Joab nieder und eilte davon.

22 Ahimaaz aber, der Sohn Zadoks, sagte noch einmal zu Joab: "Mag kommen, was da will! Ich will doch hinter dem Kuschiter herlaufen!" Joab entgegnete: "Warum willst du denn laufen, mein Sohn? Du bekommst ja keinen Botenlohn."

23 Er antwortete: "Mag kommen, was da will, ich laufe!" Da sagte er zu ihm: "Nun, so laufe!" Ahimaaz schlug den Weg nach der Jordansenke ein und überholte den Kuschiter.

24 David saß gerade zwischen den beiden Toren. Der Wächter war auf das Tordach an der Mauer gestiegen. Als er seine Augen erhob und ausschaute, sah er einen Mann allein daherlaufen.

25 Der Wächter rief dem König die Meldung zu. Der König sagte: "Wenn er allein ist, bringt er gute Botschaft." Während jener immer näher kam,

26 sah der Wächter noch einen zweiten Mann heraneilen. Da rief der Wächter dem Torwart zu: "Ich sehe noch einen Mann allein heranrennen."

27 Der König sagte: "Auch der bringt gute Nachricht!" Der Wächter rief weiter: "Der erste läuft, soviel ich sehe, geradeso wie Ahimaaz, der Sohn des Zadok." Der König antwortete: "Das ist ein guter Mann. Der kommt mit einer guten Botschaft."

28 Ahimaaz aber rief dem König zu: "Sieg!", warf sich dann vor dem König mit dem Angesicht zur Erde nieder und sagte: "Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Leute preisgegeben hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben!"

29 Der König fragte: "Geht es dem jungen Abschalom gut?" Ahimaaz antwortete: "Ich sah ein großes Getümmel, als des Königs Diener Joab deinen Knecht absandte. Ich weiß aber nicht, was vorging."

30 Der König entgegnete: "Tritt ab, bleib dort stehen!" Er trat beiseite und blieb stehen.

31 Da kam der Kuschiter. Der Kuschiter rief aus: "Mein Herr und König lasse sich gute Kunde melden: Der Herr hat dir heute Sieg über alle verliehen, die sich gegen dich empörten."

32 Der König aber fragte den Kuschiter: "Geht es dem jungen Abschalom gut?" Der Kuschiter antwortete: "Wie dem jungen Mann, so möge es den Feinden meines Herrn, des Königs, und allen ergehen, die sich gegen dich in böser Absicht auflehnen!"

 

Kapitel 19: Die Trauer Davids

1 Der König erschauerte und ging weinend in das Obergemach des Tores hinauf. Im Gehen klagte er: "Mein Sohn Abschalom! Mein Sohn! Mein Sohn Abschalom! Wäre ich doch statt deiner gestorben! O Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!"

2 Man meldete Joab, der König weine und trauere um Abschalom.

3 So wurde der Sieg an jenem Tag zur Trauer für das ganze Heer, weil das Volk an diesem Tag erfuhr, daß der König sich um seinen Sohn gräme.

4 Deshalb zog das Heer verstohlen in die Stadt ein, wie sich ein Heer heranstiehlt, das sich mit Schimpf bedeckt hat, weil es in der Schlacht geflohen ist.

5 Der König hatte sich das Gesicht verhüllt. "Mein Sohn Abschalom", klagte laut der König, "Abschalom, mein Sohn, mein Sohn!"

 

Joab macht David Vorhaltungen

6 Da ging Joab zum König ins Haus und sagte: "Du hast heute alle deine Diener beschimpft, obwohl sie heute dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen das Leben gerettet haben.

7 Du hast Liebe erwiesen denen, die dich hassen, und Haß denen, die dich lieben. Denn du zeigst ja heute, daß die Heerführer und Leute für dich gar nicht da sind. Ja, jetzt weiß ich es, wenn Abschalom noch lebte und wir anderen alle wären heute gefallen, so wäre es dir recht.

8 Nun aber steh auf, geh hinaus und rede freundlich zu deinen Leuten! Denn ich schwöre dir beim Herrn: Wenn du nicht hinausgehst, bleibt nicht ein Mann diese Nacht bei dir. Das ist für dich ein schlimmeres Unglück als alles Unglück, das von deiner Jugend an bis jetzt über dich gekommen ist."

9 Da stand der König auf und setzte sich unter das Tor. Als man dem Heer meldete: "Siehe, der König sitzt im Tor!", kamen alle Leute herbei zum König. – Die Israeliten aber waren geflohen, ein jeder in seine Heimat.

 

Wiedergewinnung der alten Machtfülle

Umschwung der Volksstimmung

10 Nun lag das ganze Volk in Hader. In allen Stämmen Israels hieß es: "Der König hat uns von der Herrschaft unserer Feinde befreit, ja, er hat uns aus der Hand der Philister errettet; und doch mußte er vor Abschalom aus dem Land fliehen.

11 Abschalom aber, den wir uns zum König gesalbt hatten, ist in der Schlacht gefallen. Warum zögert ihr noch, den König zurückzuholen?"

12 Daraufhin schickte der König David zu den Priestern Zadok und Abjatar und ließ ihnen sagen: "Fragt die Ältesten von Juda: 'Warum wollt ihr die letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen?'" – Was man in ganz Israel redete, war nämlich zum König in sein Haus gedrungen. –

13 "'Ihr seid meine Brüder, seid von meinem Fleisch und Bein. Warum wollt ihr die letzten sein, wenn es gilt, den König zurückzuholen?'

14 Zu Amasa sagt: 'Du bist ja doch von meinem Fleisch und Bein. So und so tue mir Gott, wenn du nicht auf Lebenszeit an Joabs Statt bei mir Oberfeldherr wirst'."

15 So gewann er die Herzen aller Männer von Juda, so daß sie einmütig den König baten: "Kehre mit all deinen Leuten zurück!"

 

Schimis Bitte um Vergebung

Davids Rückkehr nach Jerusalem

16 Da trat der König den Rückweg an und gelangte an den Jordan. Die Judäer waren dem König nach Gilgal entgegengekommen, um den König über den Jordan zu geleiten.

17 Auch der Benjaminiter Schimi, der Sohn Geras, aus Bahurim, war mit den Judäern dem König David entgegengeeilt

18 und mit ihm 1.000 Mann aus Benjamin. Auch Ziba, der Verwalter des Hauses Saul, war mit seinen fünfzehn Söhnen und seinen zwanzig Dienern zum König an den Jordan gekommen.

19 Als die Fähre hinüberfuhr, um die königliche Familie überzusetzen und ihm zur Verfügung zu stehen, warf sich Schimi, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser über den Jordan fahren wollte.

20 Er flehte den König an: "Möge mein Herr mir keine Schuld anrechnen und nicht mehr des Vergehens gedenken, das dein Knecht begangen hat an dem Tag, als mein Herr, der König, aus Jerusalem auszog. Der König wolle es mir nicht nachtragen.

21 Dein Knecht weiß ja, daß ich mich vergangen habe. Aber, wie du siehst, bin ich heute als der erste vom ganzen Haus Josef meinem Herrn, dem König, entgegengezogen."

22 Da rief Abischai, der Sohn der Zeruja, aus: "Schimi soll sterben, weil er dem Gesalbten des Herrn geflucht hat!"

23 David aber entgegnete: "Was habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der Zeruja? Ihr werdet mir heute zum Versucher. Sollte heute jemand in Israel sterben müssen, da ich weiß, daß ich heute wieder König von Israel bin?"

24 Dann sagte der König zu Schimi: "Du sollst nicht sterben!", und der König beschwor es.

 

Merib-Baals Rechtfertigung

25 Auch Merib-Baal, Sauls Enkel, ging dem König entgegen. Er hatte seine Füße nicht gepflegt, seinen Bart nicht geordnet noch seine Kleider gewaschen von dem Tag, an dem der König weggegangen war, bis zu dem Tag, an dem er unversehrt wiederkam.

26 Als er nun nach Jerusalem dem König entgegenkam, fragte ihn der König: "Merib-Baal, warum bist du nicht mit mir gegangen?"

27 Er antwortete: "Mein Herr und König! Mein Diener hat mich betrogen. Denn dein Knecht hatte sich vorgenommen, den Esel satteln zu lassen, hinzureiten und mit dem König zu ziehen. Dein Knecht ist ja lahm.

28 Aber er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Mein Herr, der König, gleicht jedoch dem Engel Gottes. So tue nun, was dir gut scheint!

29 Obwohl das ganze Haus meines Vaters von meinem Herrn und König nichts anderes zu erwarten hatte als den Tod, hast du dennoch deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen. Welches Recht und welchen Anspruch habe ich da noch beim König?"

30 Der König antwortete ihm: "Was machst du so viele Worte? Ich bestimme: Du und Ziba sollt euch in den Landbesitz teilen."

31 Merib-Baal aber sagte zum König: "Er mag auch das Ganze hinnehmen, nachdem mein Herr und König wohlbehalten heimgekehrt ist."

 

Barsillais Unterredung mit David

32 Auch der Gileaditer Barsillai war von Roglim herabgekommen und mit dem König an den Jordan gezogen, um ihn über den Jordan zu begleiten.

33 Barsillai war sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren. Er hatte den König während seines Aufenthaltes in Mahanajim verpflegt, da er sehr vermögend war.

34 Der König sagte nun zu Barsillai: "Geh mit mir! Ich will für deinen Unterhalt bei mir in Jerusalem sorgen."

35 Aber Barsillai erwiderte dem König: "Wie lange werde ich noch leben, daß ich mit dem König nach Jerusalem ziehen soll?

36 Achtzig Jahre bin ich jetzt alt. Kann ich da noch Gutes und Schlechtes unterscheiden? Hat da dein Knecht noch Geschmack an dem, was er ißt und trinkt? Kann ich noch der Stimme der Sänger und Sängerinnen lauschen? Warum sollte dein Knecht meinem Herrn und König noch zur Last fallen?

37 Nur ein Stückchen möchte dein Knecht mit dem König über den Jordan gehen. Warum will mir der König gleich in dieser Weise vergelten?

38 Laß doch deinen Knecht heimkehren, damit ich in meiner Vaterstadt beim Grab meines Vaters und meiner Mutter sterbe. Aber siehe, da ist mein Knecht Kimham; der möge mit meinem Herrn, dem König, ziehen! An ihm tue, was du für gut hältst!"

39 Der König antwortete: "Kimham soll mit mir ziehen! Ich werde an ihm tun, was dir gefällt, und dir jeden Wunsch erfüllen."

40 Hierauf setzte alles Volk über den Jordan. Auch der König setzte über. Der König küßte Barsillai und nahm Abschied von ihm. Darauf kehrte jener in seine Heimat zurück.

 

Der Streit zwischen Judäern und Israeliten

41 Der König zog weiter nach Gilgal, und Kimham begleitete ihn. Das ganze Kriegsvolk von Juda sowie die Hälfte des Kriegsvolkes von Israel hatte den König hinüberbegleitet.

42 Nun kamen alle Israeliten zum König und fragten den König: "Warum haben dich unsere Brüder, die Judäer, entführt und den König mit seiner Familie und der ganzen Umgebung Davids über den Jordan gebracht?"

43 Alle Judäer antworteten den Israeliten: "Der König ist doch mit uns verwandt. Warum seid ihr darüber so zornig? Lebten wir etwa auf Kosten des Königs? Ist er denn von uns verschleppt worden?"

44 Aber die Israeliten erwiderten den Judäern: "Wir haben zehn Teile am König. Auch sind wir euch gegenüber die Erstgeborenen. Warum habt ihr uns zurückgesetzt? Wurde nicht zuerst auf unserer Seite der Wunsch geäußert, unseren König zurückzuholen?" – Aber die Antwort der Judäer war noch heftiger als die Rede der Israeliten.

 

Kapitel 20: Schebas Aufstand

1 Zufällig befand sich dort ein nichtswürdiger Mensch namens Scheba, der Sohn Bichris, ein Benjaminiter. Der stieß in die Posaune und rief aus: "Wir haben nichts mit David zu tun. Wir haben nichts mit dem Sohn Isais zu schaffen. Ein jeder kehre heim, Israeliten!"

2 Darauf fielen alle Israeliten von David ab und schlossen sich Scheba, dem Sohn Bichris, an. Die Judäer aber begleiteten ihren König vom Jordan nach Jerusalem.

3 Als David in seinen Palast nach Jerusalem gekommen war, ließ er die zehn Nebenfrauen, die er zur Bewachung des Palastes zurückgelassen hatte, in ein besonderes Haus bringen und sorgte für ihren Unterhalt, hatte aber keinen Verkehr mehr mit ihnen. So lebten sie bis zu ihrem Todestag abgeschlossen als Witwen bei Lebzeiten des Mannes.

4 Hierauf befahl der König dem Amasa: "Biete mir die Judäer binnen drei Tagen auf! Sei du selbst ebenfalls zur Stelle!"

5 Amasa ging nun daran, die Judäer aufzubieten. Als er jedoch über die Zeit hinaus, die er ihm bestimmt hatte, ausblieb,

6 sagte David zu Abischai: "Jetzt wird uns Scheba, der Sohn Bichris, noch gefährlicher werden als Abschalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn! Sonst gewinnt er die festen Städte und macht uns viel zu schaffen."

 

Joabs Mord an Amasa

7 Joabs Leute zogen unter seiner Führung aus, dazu die Kereter und Peleter und alle Kriegshelden. Sie verließen Jerusalem, um Scheba, den Sohn Bichris, zu verfolgen.

8 Als sie an den großen Stein bei Gibeon kamen, trat Amasa auf sie zu. Joab war mit seinem Waffenrock bekleidet. Daran hing ein Dolch, der mit seiner Scheide an die Hüfte gekoppelt war. Dieser glitt in Richtung Boden heraus.

9 Joab fragte nun Amasa: "Geht es dir gut, lieber Bruder?" Dabei faßte Joab mit der rechten Hand Amasa beim Bart, um ihn zu küssen.

10 Amasa achtete aber nicht auf das Schwert in der (linken) Hand Joabs. So konnte dieser es ihm in den Leib stoßen so daß seine Eingeweide heraus auf den Boden quollen. Er starb, ohne daß er ihm noch einen zweiten Stoß zu geben brauchte. Hierauf setzten Joab und sein Bruder Abischai die Verfolgung Schebas, des Sohnes Bichris, fort.

11 Einer von Joabs Leuten mußte bei Amasa stehenbleiben und ausrufen: "Wer es mit Joab hält und wer für David ist, folge Joab nach!"

12 Amasa lag blutüberströmt mitten auf dem Weg. Als der Mann nun sah, daß alle Leute stehenblieben, schaffte er Amasa vom Weg fort auf das Feld und legte ein Gewand über ihn. Denn jeder, der vorüberkam, betrachtete ihn und blieb stehen.

13 Sobald er ihn von der Straße weggeschafft hatte, schlossen sich alle Joab an, um die Verfolgung Schebas, des Sohnes Bichris, aufzunehmen.

 

Schebas Ende

14 Der jedoch durchzog alle Stämme Israels bis nach Abel-Bet-Maacha. Aber alle Städte verachteten ihn, ja, verfolgten ihn sogar.

15 Joabs sämtliche Leute rückten heran, belagerten ihn in Abel-Bet-Maacha, führten gegen die Stadt einen Wall auf, der an die Festungsmauer stieß, und unterhöhlten die Mauer, um sie zum Einsturz zu bringen.

16 Da rief eine kluge Frau aus der Stadt herab: "Hört, hört! Sagt Joab, er möge hierherkommen! Ich möchte mit ihm reden."

17 Als er in ihre Nähe gekommen war, fragte die Frau: "Bist du Joab?" Er antwortete: "Ja." Sie sagte zu ihm: "Höre die Worte deiner Magd an!" Er antwortete: "Ich höre."

18 Sie sagte: "Früher pflegte man zu sagen: Fragt nur in Abel an! Und damit gab man sich zufrieden.

19 Wir sind die friedfertigste und getreueste Stadt in Israel. Du suchst eine Mutterstadt in Israel zu zerstören. Warum willst du das Eigentum des Herrn dem Verderben preisgeben?"

20 Joab erwiderte: "Ganz fern liegt es mir, zu vernichten und zu zerstören.

21 Nicht darum handelt es sich, sondern ein Mann aus dem Gebirge Efraim namens Scheba, der Sohn Bichris, hat sich gegen den König, gegen David, empört. Ihn allein liefert aus, so ziehe ich von der Stadt ab." Die Frau erwiderte dem Joab: "Sein Kopf soll dir alsbald über die Mauer zugeworfen werden!"

22 Voll Schlauheit redete nun die Frau allen Leuten zu, bis sie Scheba, dem Sohn Bichris, den Kopf abhieben und ihn dem Joab zuwarfen. Dieser ließ nun in die Posaune stoßen, und sie lösten sich auf und zogen von der Stadt ab, jeder in seine Heimat. Joab kehrte zum König nach Jerusalem zurück.

 

Davids oberste Beamte

23 An der Spitze des ganzen israelitischen Heeres stand Joab. Befehlshaber der Kereter und Peleter war Benaja, der Sohn Jojadas.

24 Die Fronarbeiten beaufsichtigte Adoniram. Kanzler war Joschafat, der Sohn Ahiluds.

25 Staatsschreiber war Schewa. Priester waren Zadok und Abjatar.

26 Auch der Jaïriter Ira war Priester bei David.

 

Kapitel 21: Nachträge

Die Rache der Gibeoniter und Rizpas Mutterliebe

1 Einst herrschte Hungersnot in den Tagen Davids, drei Jahre lang, Jahr für Jahr. David befragte den Herrn. "Auf Saul und seinem Haus liegt eine Blutschuld", antwortete der Herr, "weil er die Gibeoniter getötet hat."

2 Da ließ der König die Gibeoniter kommen und fragte sie. – Die Gibeoniter gehören nicht zu den Israeliten, sondern zu den Überresten der Amoriter. Obgleich die Israeliten sich ihnen durch einen Eid verbunden hatten, suchte Saul sie in seinem Eifer für die Israeliten und Judäer zu vernichten. –

3 David fragte also die Gibeoniter: "Was soll ich für euch tun? Wie Sühne schaffen? Segnet doch das Erbteil des Herrn!"

4 Die Gibeoniter antworteten ihm: "Es ist uns gegenüber Saul und seinem Haus nicht um Silber und Gold zu tun. Es steht uns auch nicht zu, irgend jemand in Israel zu töten." Er fragte sie: "Was wollt ihr denn? Ich will es für euch tun."

5 Sie erwiderten dem König: "Der Mann, der uns aufgerieben hat und darauf ausging, uns auszurotten, damit wir in keinem Gebiet Israel mehr bestünden,

6 aus dessen Söhnen gebe man uns sieben Männer. Wir wollen sie vor dem Herrn im Gibea Sauls auf dem Berg des Herrn aufhängen." Der König versprach: "Ich werde sie euch ausliefern."

7 Merib-Baal aber, den Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, verschonte der König wegen des vor dem Herrn abgelegten Eides, der zwischen ihnen, David und Jonatan, Sauls Sohn, bestand.

8 Vielmehr nahm der König die beiden Söhne, die Rizpa, die Tochter Ajas, dem Saul geboren hatte, Armoni und Merib-Baal, sowie die fünf Söhne, die Merab, Sauls Tochter, dem Adriël, dem Sohn des Barsillais aus Mehola, geboren hatte.

9 Diese lieferte er den Gibeonitern aus, die sie auf dem Berg vor dem Herrn aufhängten. So kamen die Sieben zu gleicher Zeit ums Leben. In den ersten Tagen der Ernte, bei Beginn der Gerstenernte, starben sie.

10 Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, Sacktuch und breitete es auf dem Felsen für sich als Lager aus vom Beginn der Ernte an, bis sich der Regen vom Himmel über die Leichen ergoß. Sie verhinderte so, daß bei Tag die Vögel des Himmels und bei Nacht die Tiere des Feldes an sie herankamen.

11 Als man nun David berichtete, was Sauls Nebenfrau Rizpa, die Tochter Ajas, getan hatte,

12 ließ David die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan bei den Bürgern der Stadt Jabesch-Gilead holen. Diese hatten sie heimlich von Bet-Schean weggenommen, wo die Philister sie aufgehängt hatten, als die Philister den Saul auf dem Gilboa geschlagen hatten.

13 Von dort also ließ er die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan holen, legte zu ihnen die Gebeine der Gehängten

14 und begrub sie mit den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonatan im Grab von dessen Vater Kisch zu Zela, im Land Benjamin. – Nachdem man alle Anordnungen des Königs ausgeführt hatte, erbarmte sich Gott des Landes.

 

Davids Helden in den Philisterkriegen

15 Einst kam es wieder einmal zum Kampf zwischen den Philistern und den Israeliten. David zog mit seinen Leuten hinab und kämpfte mit den Philistern. Weil nun David dabei ermüdete,

16 konnte Ischbi aus Nob, ein Rafaïter, ihn gefangennehmen. Sein Speer wog 300 Schekel Erz. Er war mit einem neuen Schwert umgürtet. Als er David niedermachen wollte,

17 kam Abischai, der Sohn der Zeruja, diesem zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals beschworen Davids Leute diesen: "Du darfst nicht mehr mit uns zum Kampf ausziehen, damit du nicht Israels Leuchte auslöschst!"

18 Danach kam es in Gob wieder zu einem Kampf mit den Philistern. Hierbei erschlug Sibbechai aus Huscha den Sippai, der zu den Rafaïtern gehörte.

19 Als es dann bei Gob abermals zu einem Kampf mit den Philistern kam, erschlug Elhanan, der Sohn Jaïrs aus Betlehem, den Goliat aus Gat, dessen Lanze wie ein Weberbaum war.

20 Nochmals kam es dann zu einem Kampf bei Gat. Dabei stellte sich ein riesengroßer Mensch ein, der sechs Finger an den Händen und sechs Zehen an den Füßen hatte, im ganzen vierundzwanzig. Auch er stammte von Rafa ab.

21 Als er die Israeliten verhöhnte, erschlug ihn Jonatan, der Sohn von Davids Bruder Schima.

22 Diese vier stammten von Rafa aus Gat ab und fielen durch die Hand Davids und seiner Leute.

 

Kapitel 22: Davids Dank- und Siegeslied

1 David verfaßte in der Zeit, als der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte, zu Ehren des Herrn folgendes Lied.

2 Er sang: "Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter!

3 Gott, du mein Hort; Zuflucht suche ich bei ihm. Mein Schild, meines Heiles Hort! Meine Feste du, meine Freistatt! Mein Retter: Du halfst mir in harter Bedrängnis.

4 Den Hochgelobten, den Herrn rief ich an: Schon war meiner Feinde ich ledig.

5 Es hatten mich Wogen des Todes umtobt, Belials Ströme hielten mich in Angst.

6 Bande der Unterwelt umgarnten mich, über mich fielen Schlingen des Todes. –

7 In meiner Drangsal schrie ich zum Herrn, ich schrie auf zu meinem Gott: und er vernahm aus seinem Zelt meine Stimme, an sein Ohr drang der Ruf meines Flehens.

8 Da wankte plötzlich die Erde und bebte, ein Zittern erfaßte die Himmelsfesten: Schwankend hielten sie sich – er war voller Grimm!

9 Aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer flammte aus seinem Mund, Feuerbrände sprühten von ihm.

10 Schon bog die Himmel er nieder und fuhr herab: Seine Füße ruhten auf dunklen Wolken,

11 auf Kerubim saß er und fuhr einher, er brauste daher auf den Flügeln der Stürme.

12 Finsternis zog er rings um sich hin, zum Zelt wurde ihm wasserschweres, dunkles Gewölk.

13 Im Lichtglanz, der vor ihm strahlte, flammten feurige Brände auf.

14 Donner ließ rollen am Himmel der Herr, dröhnen ließ seine Stimme der Höchste.

15 Pfeile schnellte er ab und streute sie, Blitze schleuderte er und jagte sie dahin.

16 Da klafften auf die Tiefen des Meeres, aufgedeckt wurden die Gründe der Welt vor Gottes scheltendem Groll, vor seines Zornhauchs Schnauben.

17 Aus der Höhe langte er her und ergriff mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern,

18 entriß mich meinen mächtigen Feinden, meinen Hassern, die stärker als ich. –

19 Hergefallen waren sie über mich am Tag, da ich in Not war. Doch der Herr wurde mein Halt.

20 Ins Weite führte er mich hinaus. Er hat mich befreit, denn in Huld neigte er sich zu mir her.

21 So vergalt mir der Herr mein rechtliches Tun, so lohnte er mir meiner Hände Reinheit.

22 Denn des Herrn Wege wahrte ich wohl. Nie tat ich Unrecht vor meinem Gott.

23 Vor Augen hielt ich all seine Weisungen, nicht schob ich beiseite seine Satzung.

24 Ohne Tadel wandelte ich vor ihm, war auf der Hut vor meiner Verkehrtheit.

25 Der Herr lohnte mir meine Treue, meine Reinheit, die ihm bekannt.

26 Gut bist du zu den Guten, ohne Makel zu den Makellosen.

27 Rein zeigst du dich dem Reinen, bist böse nur gegen den Bösen.

28 Du hilfst dem geknechteten Volk, zwingst nieder den Blick der Stolzen.

29 Denn meine Leuchte, o Herr, bist du! Mein Gott, der die Nacht mir erhellt.

30 Denn Feindesscharen überrenne ich in deiner Kraft, über Mauern springe ich mit meinem Gott!

31 Gott! Vollkommen ist sein Weg! Bewährt ist das Wort des Herrn. Allen, die fliehen in seinen Schutz, ist er ein Schild.

32 Denn wer ist Gott noch außer dem Herrn? Wer sonst ein Hort, wenn nicht unser Gott?

33 Gott, der mich führt mit Kraft, der aus dem Weg mir räumt die Gefahr.

34 Wie von Hirschen macht flink er meine Füße; auf hohem Grat läßt er mich gehen.

35 Meine Hand unterwies er im Kampf, meine Arme spannten den Bogen aus Erz.

36 Deine Hilfe gabst du mir als Schild, groß macht mich deine Güte.

37 Meinen Schritten gabst du weiten Raum, nimmer wankten mir die Knie.

38 So konnte ich folgen dem Feind und ihn erreichen; nicht eher kehrte ich um, bis er vernichtet dalag.

39 Ich raffte ihn weg, schlug ihn, daß nimmer er aufstand; unter die Füße sank er mir hin.

40 Mit Kraft zum Krieg hast du mich gewappnet: In die Knie zwangst du vor mir, die sich gegen mich gestellt.

41 Meine Feinde triebst du vor mir in die Flucht; so habe ich vertilgt meine Hasser.

42 Um Hilfe schrien sie wohl – doch es war kein Helfer. Sie schrien zum Herrn, doch er hörte sie nicht.

43 Wie Staub der Erde zerrieb ich sie, zerstieß sie, zertrat sie wie Unrat auf der Straße.

44 Du führtest mich unversehrt aus dem Kampf für mein Volk. Eingesetzt hast du mich zum Haupt der Heiden: Hörig wurde mir ein Volk, das nie ich gesehen,

45 Söhne aus fremdem Land bringen Huldigungen mir, sind aufs Wort mir gehorsam.

46 Nieder sinken Söhne aus fremdem Land, aus ihren Burgen kommen zitternd sie hervor.

47 Es lebt der Herr! Laut sei gepriesen mein Hort! Hoch sei gelobt Gott, der Fels meines Heiles!

48 Gott, der zur Rache mir half, Völker mir unter die Füße zwang,

49 Mein Retter vor meinen Feinden! Über meine Gegner hast du mich erhöht, vom Mann der Gewalt mich befreit.

50 Darum will ich dich, meinen Herrn, preisen vor aller Welt, deinem Namen lobsingen.

51 der Glück und Heil seinem König verleiht, Gnade spendet seinem Gesalbten: David und seinem Stamm auf ewige Zeiten!"

 

Kapitel 23: Davids letztes Lied

1 Dies sind Davids letzte Worte, ein Spruch Davids, des Sohnes Isais, ein Spruch des Mannes, der hoch erhoben ward, des Gesalbten des Gottes Jakobs, der Israels Lieder gesungen:

2 "Der Geist der Herrn sprach zu mir, auf meiner Zunge liegt noch sein Wort.

3 Gesprochen hat Israels Gott, geredet hat Israels Fels zu mir: Wer gerecht über die Menschen regiert, wen Gottesfurcht in der Herrschaft berät,

4 ist wie das Licht am Morgen, wenn die Sonne aufstrahlt, keine Wolke den Morgen trübt, und im Sonnenglanz nach dem Regen junges Grün aus der Erde bricht.

5 So steht fest mein Haus zu Gott: ein ewiges Bündnis schloß er mit mir, geordnet in allem und wohl gewahrt! All mein Streben und all mein Sehnen läßt er fürwahr gelingen!

6 Wie ausgerissene Dornen sind die Bösen: Niemand rührt sie an.

7 Wer auf sie trifft, greift zu Eisen und Lanzenschaft, prasselnd flammen sie auf in der Glut."

 

Davids Helden

Die drei Helden ersten Ranges

8 Folgendes sind die Namen der Helden Davids: Jischbaal, der Hachmoniter, das Haupt der Drei. Er schwang seinen Speer und erschlug 800 auf einmal.

9 Nach ihm kam unter den drei Helden der Ahoachiter Eleasar, der Sohn Dodos. Er war mit David in Pas-Dammim, als sich die Philister dort zur Schlacht sammelten. Als die Israeliten sich zurückzogen,

10 hielt er stand und hieb auf die Philister ein, bis ihm der Arm müde wurde und seine Hand am Schwert kleben blieb. So verlieh der Herr an jenem Tag einen herrlichen Sieg. Die Leute kehrten um und folgten ihm, doch nur um Beute zu machen.

11 Nach ihm kam der Harariter Schamma, der Sohn Ages. Einst sammelten sich die Philister in Lehi. Dort war ein Stück Land mit Linsen. Als aber die Leute vor den Philistern flohen,

12 trat er mitten auf das Feld, behauptete es und schlug die Philister. So verlieh der Herr einen großen Sieg.

 

Das Wagnis der drei Helden

13 Einst zogen die drei Vornehmsten von den Dreißig zur Zeit der Ernte hinab zu David in die Höhle Adullam, als eine Schar Philister in der Rafaïter-Ebene lagerte.

14 David befand sich gerade in der Feste. In Betlehem aber lag damals ein Philisterposten.

15 Als nun David den Wunsch aussprach: "Wer besorgt mir Trinkwasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem?",

16 schlugen sich die drei Helden durch das Lager der Philister hindurch, schöpften Wasser aus dem Brunnen am Tor von Betlehem und brachten es David. Aber der wollte es nicht trinken, sondern goß es dem Herrn zu Ehren aus

17 mit den Worten: "Der Herr behüte mich davor, so etwas zu tun. Ist es doch das Blut der Männer, die unter Lebensgefahr dorthin gedrungen sind!" Darum wollte er es nicht trinken. Solches vollbrachten die drei Helden.

 

Abischai und Benaja, die Helden zweiten Ranges

18 Abischai, der Bruder Joabs, der Sohn der Zeruja, war das Haupt der Dreißig. Er schwang seinen Speer über dreihundert, die er erschlagen. Er war bei den Drei angesehen.

19 Da er unter den Dreißig sich auszeichnete, wurde er ihr Anführer, aber an die Drei reichte er nicht heran.

20 Benaja aus Kabzeel, der Sohn Jojadas, war ein tapferer Mann, groß an Taten. Er erschlug die beiden Söhne Ariëls aus Moab. Auch tötete er unten bei einem Brunnen einen Löwen, als Schnee gefallen war.

21 Er streckte auch einen Ägypter von riesenhafter Größe nieder. Obwohl der Ägypter einen Speer in der Hand hatte, ging er mit einem Stock auf ihn zu, riß dem Ägypter den Speer aus der Hand und tötete ihn mit dessen eigenem Speer.

22 Solches tat Benaja, der Sohn Jojadas. Bei den drei Helden besaß er hohes Ansehen.

23 Er war berühmter als die Dreißig, aber an die Drei reichte er nicht heran. David stellte ihn an die Spitze der Leibwache.

 

Die Helden dritten Ranges

24 Unter den Dreißig befand sich Joabs Bruder Asaël, ferner Elhanan aus Betlehem, der Sohn Dodos,

25 Schamma und Elika aus Harod,

26 Helez aus Pelet, Ira aus Tekoa, der Sohn des Ikkesch,

27 Abiëser aus Anatot, Sibbechai aus Huscha,

28 Zalmon, der Ahoachiter, Mahrai aus Netofa,

29 Heled aus Netofa, der Sohn Baanas, Ittai aus Gibea in Benjamin, der Sohn Ribais,

30 Benaja aus Piraton, Hiddai aus Nahale-Gaasch,

31 Abialbon aus Bet-Araba, Asmawet aus Bahurim,

32 Eljachba aus Schaalbon, Jaschen aus Nun,

33 die Harariter Schamma und Ahiam, der Sohn Scharars,

34 Elifelet aus Maacha, der Sohn Ahasbais, Eliam aus Gilo, der Sohn Ahitofels,

35 Hezro aus Karmel, Paarai aus Arab,

36 Jigal aus Zoba, der Sohn Natans, Mibhar aus Gad,

37 Zelek, der Ammoniter, Nachrai aus Beerot, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja,

38 Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir

39 Urija, der Hetiter: zusammen siebenunddreißig.

 

Kapitel 24: Davids Selbstüberhebung und Demütigung

Die Volkszählung

1 Der Zorn des Herrn entbrannte noch einmal gegen die Israeliten, so daß er David gegen sie aufreizte durch den Befehl: "Auf! Zähle Israel und Juda!"

2 Da befahl der König seinem Heerführer Joab: "Ziehe bei allen Stämmen Israels umher von Dan bis Beerscheba und haltet eine Volkszählung, damit ich die Zahl des Volkes kenne!"

3 Aber Joab erwiderte dem König: "Der Herr, dein Gott, wird die Menschen, so zahlreich sie sind, noch hundertmal zahlreicher werden lassen, und mein Herr und König wird es selbst noch erleben. Warum hegt mein Herr und König ein solches Verlangen?"

4 Doch der Befehl des Königs nötigte Joab und die Heerführer, und so gingen denn Joab und die Heerführer vom König weg, um das Volk Israel zu zählen.

5 Sie überschritten den Jordan und fingen bei Aroër an, rechts von der Stadt, die im Bachtal liegt, in der Richtung nach Gad und Jaser zu.

6 Dann begaben sie sich nach Gilead und bis zum Land der Hetiter gegen Kadesch zu. Hierauf kamen sie nach Dan und bogen um nach Sidon hin.

7 Sie gelangten dann nach der festen Stadt Tyrus und zu allen Städten der Hiwiter und Kanaaniter. Darauf begaben sie sich in den Süden von Juda, nach Beerscheba.

8 So zogen sie im ganzen Land umher und kamen nach Verlauf von neuen Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück.

9 Joab teilte dem König das Ergebnis der Volkszählung mit, und zwar belief sich die Zahl der waffenfähigen, ein Schwert tragenden Israeliten auf 800.000 Mann, und die Zahl der Judäer auf 500.000 Mann.

 

Die Strafe

10 Nachdem jedoch David die Volkszählung hatte vornehmen lassen, schlug ihm das Gewissen. Deshalb betete David zum Herr: "Ich habe mich durch das, was ich tat, schwer versündigt. Doch laß, o Herr, deinem Knecht seine Verschuldung hingehen; denn ich war völlig verblendet."

11 Als David am Morgen aufstand, war an den Propheten Gad, den Seher Davids, das Wort des Herrn ergangen folgenden Inhalts:

12 "Geh und sage zu David: So spricht der Herr: Dreierlei lege ich dir vor; wähle dir eines davon, daß ich es dir antue!"

13 Gad begab sich zu David und verkündete ihm folgendes: "Sollen sieben Jahre Hungersnot über dein Land kommen, oder willst du drei Monate vor deinen Feinden fliehen, die dich verfolgen, oder soll drei Tage lang die Pest in deinem Land sein? Nun überlege und sieh zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat!"

14 David antwortete Gad: "Mir ist sehr bange. Wir wollen lieber in die Hand des Herrn fallen, denn sein Erbarmen ist groß! Aber in die Hände der Menschen möchte ich nicht fallen!"

15 So ließ der Herr vom Morgen bis zur festgesetzten Zeit die Pest über Israel kommen. Es starben aus dem Volk von Dan bis Beerscheba 70.000 Mann.

16 Schon streckte der Engel seine Hand nach Jerusalem aus, um es zu vernichten, da gereute den Herrn das Unheil, und er befahl dem Engel, der das Verderben im Volk angerichtet hatte: "Es ist genug! Ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn war gerade bei der Tenne des Jebusiters Arauna angekommen.

17 Als David sah, welches Unheil der Engel unter dem Volk anrichtete, betete er also zum Herrn: "Ach, ich habe gesündigt. Ich habe mich vergangen. Diese aber, die Schafe, was haben sie getan? Wende doch deine Hand gegen mich und meine Familie!"

 

Davids Aussöhnung mit Gott

18 Noch am gleichen Tag erschien Gad bei David und sagte zu ihm: "Geh hinauf und errichte dem Herrn auf der Tenne des Jebusiters Arauna einen Altar!"

19 David zog auf Gads Geheiß hinauf, wie ihm der Herr befohlen hatte.

20 Als Arauna ausschaute und den König mit seinem Gefolge auf sich zukommen sah, trat Arauna hinaus und verneigte sich vor dem König mit dem Angesicht zur Erde.

21 Arauna fragte: "Warum kommt mein Herr, der König, zu seinem Knecht?" David erwiderte: "Um die Tenne von dir zu kaufen. Ich will dem Herrn einen Altar erbauen, damit die Seuche vom Volk abgewehrt werde."

22 Arauna antwortete David: "Mein Herr, der König, wolle sie nehmen und opfern, was ihm beliebt. Siehe, hier sind die Rinder zum Opfer und die Dreschschlitten nebst dem Geschirr der Rinder zum Brennholz.

23 Dies alles, o König, schenkt Arauna dem König." Dann sagte Arauna zum König: "Der Herr, dein Gott, möge dir gnädig sein!"

24 Aber der König erwiderte Arauna: "Nein! Ich will es nur käuflich von dir erwerben. Ich mag dem Herrn, meinem Gott, keine Brandopfer darbringen, die ich umsonst erhalten habe." So kaufte denn David die Tenne und die Rinder für fünfzig Silberschekel.

25 David erbaute dort dem Herrn einen Altar und brachte Brand- und Friedopfer dar. Da erbarmte sich der Herr des Landes, und der Seuche ward Einhalt getan in Israel.