Das zweite Buch der Makkabäer

Kapitel 1: Einleitungsbriefe

Drei Briefe

1 "Den jüdischen Brüdern in Ägypten unseren Gruß. Die jüdischen Brüder in Jerusalem und Judäa wünschen euch Frieden und Heil.

2 Möge Gott euch Segen spenden und seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob, seinen treuen Dienern, eingedenk sein!

3 Er schenke euch allen ein Herz, das ihn fürchtet und seinen Willen wohlgemut und bereitwillig erfüllt.

4 Er erschließe euch den Sinn für sein Gesetz und seine Gebote und schaffe euch Frieden!

5 Er erhöre eure Gebete, wende euch seine Huld zu und verlasse euch nicht in der Zeit der Not!

6 So beten wir allhier für euch."

7 "Unter der Regierung des Königs Demetrius, im Jahr 169, haben wir Juden euch geschrieben, in jenen Jahren härtester Drangsal, die über uns hereinbrach, als Jason und sein Anhang vom Heiligen Land und vom Königtum abtrünnig wurden.

8 Man verbrannte die Tempelpforten und vergoß unschuldiges Blut. Wir aber beteten zum Herrn und wurden erhört. Wir konnten wieder Brand- und Speiseopfer darbringen, die Lampen anzünden und die Schaubrote auflegen.

9 So feiert denn die Tage des Laubhüttenfestes des Monats Kislew! – Geschrieben im Jahr 188. – "

10 "Die Bewohner Jerusalems und Judäas samt dem Hohen Rat und Judas entbieten Aristobul, dem Lehrer des Königs Ptolemäus aus dem Geschlecht der gesalbten Priester, sowie den Juden in Ägypten Gruß und Heil.

11 Aus großen Gefahren von Gott errettet, sagen wir ihm innigen Dank, da er so mächtig gegen den König aufgetreten ist.

12 Er war es, der die Feinde aus der Heiligen Stadt geworfen hat.

13 Denn als der Fürst mit seinem scheinbar unüberwindlichen Heer nach Persien kam, wurde er im Heiligtum der Nanäa erschlagen. Die Priester der Nanäa wandten eine List an.

14 Antiochus war nämlich unter dem Vorwand, sich mit der Göttin zu vermählen, dorthin gekommen. In Wirklichkeit aber wollte er sich nur die reichen Schätze als Mitgift aneignen.

15 Die Priester der Nanäa holten sie hervor. Als aber Antiochus mit wenigen Begleitern in den Tempelbezirk gekommen war, schlossen sie das Tempelhaus ab, sobald jener dort eingetreten war.

16 Dann öffneten sie in der Decke eine verborgene Tür, warfen Steine herab und zerschmetterten den Fürsten. Sie hieben die Leichen in Stücke und warfen die Köpfe den Draußenstehenden zu. –

17 Unser Gott sei gepriesen, der so die Gottlosen preisgegeben hat! –

18 Wir gedenken, am 25. Kislew die Tempelreinigung zu feiern. Da halten wir es für unsere Pflicht, euch dies mitzuteilen, damit auch ihr das Laubhüttenfest sowie das Feuerfest begeht, und zwar, weil Nehemia den Tempel und den Brandopferaltar wieder aufbaute und Opfer darbrachte.

19 Als nämlich unsere Väter nach Persien abgeführt wurden, nahmen die frommen Priester heimlich etwas vom Feuer des Brandopferaltares und verbargen es in einer leeren Brunnenhöhlung. Darin verwahrten sie es so, daß der Ort allen unbekannt blieb.

20 Nach Verlauf von vielen Jahren gefielt es Gott, daß Nehemia vom Perserkönig hergesandt wurde. Dieser hieß nun die Nachkommen der Priester, die das Feuer verborgen hatten, danach zu forschen.

21 Aber sie berichteten uns, kein Feuer, sondern nur schlammiges Wasser gefunden zu haben. Darauf ließ er sie davon schöpfen und bringen. Als nun alles zum Opfer bereit war, hieß Nehemia die Priester das Holz und was darauf lag, mit dem Wasser zu begießen.

22 Dies geschah. Und als nach einiger Zeit die Sonne, die bis dahin von Wolken verdeckt war, hell schien, loderten gewaltige Flammen auf, so daß alle staunten.

23 Während sich das Opfer verzehrte, verrichteten die Priester ein Gebet. Jonatan stimmte an. Die Priester und alle übrigen beteten gleich Nehemia mit.

24 Das Gebet lautete: 'Herr, Herr und Gott, du Schöpfer des Weltalls, du Furchtbarer, Gewaltiger, Gerechter und barmherziger, alleiniger König, Gütiger,

25 einziger Lebensspender, allein Gerechter, Allherrscher, Ewiger, der du Israel aus aller Not befreist und unsere Väter auserwählt und geheiligt hast:

26 Nimm diese Opfer an für dein ganzes Volk! Schütze und heilige dein Erbteil!

27 Führe uns wieder zusammen aus der Zerstreuung! Befreie die in heidnischer Knechtschaft Schmachtenden! Laß die Heiden erkennen: du bist unser Gott!

28 Strafe, die uns unterdrücken und in ihrem Übermut verhöhnen!

29 Pflanze dein Volk wieder an deinen heiligen Ort, wie Mose verheißen hat!'

30 Dazu sangen die Priester Loblieder.

31 Als das Opfer gänzlich verbrannt war, ließ Nehemia das übrige Wasser über große Steine gießen.

32 Als das geschehen war, entzündete sich eine Flamme, die aber durch das vom Altar wiederaufleuchtende Feuer verzehrt wurde.

33 Dies wurde bekannt, und man berichtete auch dem Perserkönig, daß an dem Ort, wo die weggeführten Priester das Feuer verborgen hatten, nunmehr Wasser zum Vorschein gekommen sei, mit dem die Leute des Nehemia die Opfer geweiht hätten.

34 Nachdem der König die Sache geprüft hatte, ließ er die Stelle einfrieden und als heilig erklären.

35 Er gab denen, die sein Wohlwollen hatten, reichliche Geschenke und nahm auch solche entgegen.

36 Die Leute des Nehemia nannten das Wasser 'Neftar', das heißt 'Reinigung'. Bei den meisten aber heißt es 'Neftai'.

 

Kapitel 2:

1 In den Urkunden findet sich auch, daß der Prophet Jeremia die Weggeführten etwas von dem eben erwähnten Feuer mitnehmen ließ.

2 Auch schärfte der Prophet ihnen ein, sie sollten des Herrn Gebote nicht vergessen und sich in ihrem Sinn nicht irremachen lassen, wenn sie die prunkvollen Götzenbilder aus Gold und Silber sähen.

3 Mit noch vielen anderen Reden ermahnte er sie, das Gesetz aus ihrem Herzen nicht schwinden zu lassen.

4 Ferner stand in der Schrift, wie der Prophet infolge göttlicher Eingebung sich das Zelt und die Bundeslade nachtragen ließ und dann den Berg hinanstieg, den Mose bestiegen hatte, um Gottes Erbland zu schauen.

5 Als Jeremia dahin kam, fand er eine geräumige Höhle. Er brachte das Zelt, die Bundeslade und den Rauchopferaltar dort hinein und verschloß den Eingang.

6 Einige seiner Begleiter aber gingen hin, sich den Weg zu merken, konnten ihn jedoch nicht finden.

7 Als Jeremia das erfuhr, machte er ihnen Vorwürfe und sprach: 'Der Ort soll unbekannt bleiben, bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm gnädig ist.

8 Dann erst läßt der Herr diese Geräte wieder zum Vorschein kommen. Die Herrlichkeit des Herrn erscheint in der Wolke, wie sie sich zur Zeit des Mose zeigte. Auch Salomo hat gebetet, die Stätte möge in Herrlichkeit geheiligt sein.'

9 Es wird auch erzählt, wie der Weise unter den Weisen bei der Einweihung und Vollendung des Tempels ein Opfer darbrachte.

10 Wie Mose zum Herrn betete und dann Feuer vom Himmel fiel, das die Opferstücke verzehrte, so betete auch Salomo, und Feuer kam und verzehrte die Brandopfer.

11 Mose sprach: 'Weil das Sühnopfer nicht genossen wurde, ist es verbrannt worden.'

12 Auch Salomo hielt eine achttägige Feier.

13 Das gleiche wird auch in den Schriften und Denkwürdigkeiten des Nehemia erzählt. Ferner heißt es, daß er eine Bibliothek gründete, in die er die Bücher der Könige und der Propheten sowie die Schriften Davids und die Urkunden der Könige über Weihegeschenke zusammentrug.

14 Ebenso sammelte Judas alle Bücher, die infolge des Kriegsausbruches zerstreut worden waren. Sie befinden sich in unserem Besitz.

15 Solltet ihr danach verlangen, so laßt sie abholen!

16 Wir schreiben euch, weil wir die Tempelreinigung zu feiern gedenken. Ihr werdet gut daran tun, wenn ihr diese Tage mitfeiert.

17 Zu Gott, der sein ganzes Volk befreit und ihm samt und sonders das Erbe, das Königtum, das Priestertum und das Heiligtum geschenkt hat,

18 wie er es im Gesetz verhieß, haben wir das Vertrauen, daß er sich unser bald erbarmen und uns aus der weiten Welt wieder an dem heiligen Ort zusammenführen wird. Hat er uns doch von großen Übeln befreit und seine Stätte gereinigt." –

 

Vorrede des Verfassers

Inhalt des Buches

19 In fünf Büchern hat Jason von Zyrene berichtet von der Geschichte des Judas Makkabäus und seiner Brüder, von der Reinigung des großen Tempels und der Altarweihe,

20 ferner von den Kriegen gegen Antiochus Epiphanes und dessen Sohn Eupator,

21 von den himmlischen Erscheinungen zum Besten derer, die für das Judentum so glorreich und tapfer stritten, daß sie ungeachtet ihrer geringen Zahl das ganze Land wiedergewannen und die barbarischen Horden verjagten,

22 den weltberühmte Tempel wiedererlangten, die Stadt befreiten und die fast abgeschafften Gesetze wieder einführten, weil der Herr in seiner großen Güte ihnen gnädig war.

23 Wir wollen versuchen, das alles in einem Buch kurz zusammenzufassen.

 

Arbeitsweise des Verfassers

24 Wir gedachten nämlich der Menge der Zahlen und der Schwierigkeit, die aus der Fülle des Stoffs erwächst, wenn man sich in die EInzelereignisse des Berichtes hineinarbeiten will.

25 So waren wir darauf bedacht, den Lesefreunden eine angenehme Unterhaltung, den Studierenden eine Stütze des Gedächtnisses, kurz, allen Lesern einen Nutzen zu verschaffen.

26 Freilich war für uns der Auszug, den wir gemacht haben, nichts Leichtes, sondern eine Arbeit, die Schweiß und Nachtwachen kostete.

27 Aber wie ein Gastgeber keine leichte Arbeit hat, die Gäste zufriedenzustellen, so wollen auch wir gern die Mühe auf uns nehmen, weil viele uns dafür dankbar sein werden.

28 Jedoch überlassen wir die genaue Untersuchung der Einzelheiten dem Geschichtsschreiber. Wir selber bemühen uns nur um einen regelrechten Auszug.

29 Wie der Baumeister eines neuen Hauses für den ganzen Bau zu sorgen hat, während dem Anstreicher und Maler nur die passende Ausschmückung obliegt, so, will mir dünken, ist es auch bei uns der Fall.

30 Es ist Sache des Geschichtsschreibers, zu forschen, allseitig Kritik zu üben und die Einzelheiten genau zu untersuchen.

31 Dem Bearbeiter des Buches muß es gestattet sein, sich kurz zu fassen und auf eingehende Darstellung zu verzichten.

32 So wollen wir jetzt mit der Erzählung beginnen, da wir das Vorwort schon allzu lang gemacht haben. Es wäre doch töricht, wollte man in der Vorrede zur Geschichte weitläufig sein und in der Geschichte selbst sich knapp fassen.

 

Kapitel 3: Gottes Schutz für sein Heiligtum

Simeons Verrat

1 Die Heilige Stadt lag in tiefstem Frieden, und die Gesetze wurden dank der Frömmigkeit des Hohenpriesters Onias und seiner Unerbittlichkeit bei Übertretungen aufs treueste beobachtet.

2 Es kam vor, daß selbst Könige diesem Ort Ehre erwiesen und den Tempel durch reiche Geschenke verherrlichten.

3 So bestritt Seleukus, der König von Asien, aus eigenen Einkünften alle Ausgaben für den Opferdienst.

4 Da entzweite sich ein gewisser Simeon, ein Tempelvorsteher aus dem Stamm Benjamin, mit dem Hohenpriester wegen Verwaltungssachen.

5 Da er gegen Onias nichts ausrichten konnte, ging er zu Apollonius, des Tharseas Sohn, der damals Statthalter von Zölesyrien und Phönizien war.

6 Er erzählte ihm, die Schatzkammer in Jerusalem sei voll unermeßlicher Reichtümer, die Menge Geldes sei unzählbar. Dies sei für den Opferaufwand gar nicht nötig und lasse sich leicht in die Gewalt des Königs bringen.

7 Apollonius begab sich zum König und erstattete ihm Bericht über die angezeigten Gelder. Dieser beauftragte seinen Reichsverweser Heliodor und entließ ihn mit dem Befehl, die erwähnten Gelder herbeizuschaffen.

8 Sogleich machte sich Heliodor auf den Weg, scheinbar um die Städte in Zölesyrien und Phönizien zu besichtigen, in Wirklichkeit aber, um den Wunsch des Königs auszuführen.

9 Er kam nach Jerusalem und wurde vom Hohenpriester der Stadt ehrenvoll empfangen. Er berichtete von der erfolgten Anzeige und erklärte, zu welchem Zweck er gekommen sei. Sodann erkundigte er sich, ob sich die Sache wirklich so verhalte.

10 Der Hohepriester erklärte ihm, es handle sich um hinterlegte Gelder von Witwen und Waisen.

11 Einiges gehöre auch dem Hyrkanus, dem Sohn des Tobija, einem hochangesehenen Mann. Die Sache verhalte sich nicht so, wie der verruchte Simeon angegeben hätte. Die Gesamtsumme betrage an Silber nur 400 Talente, an Gold 200.

12 Es sei ganz unzulässig, daß man die schädige, die auf die Heiligkeit des Ortes sowie auf die Würde und Unverletzlichkeit des weltberühmten Tempels vertrauten.

13 Aber Heliodor berief sich auf die königlichen Befehle und erklärte, das Geld müsse in die königliche Kasse abgeführt werden.

 

Heliodor versucht, den Tempelschatz zu rauben

14 Er bestimmte nun einen Tag und ging hin, die Besichtigung des Tempelschatzes vorzunehmen. Darob geriet die ganze Stadt in nicht geringe Bestürzung.

15 Die Priester warfen sich in ihren priesterlichen Gewändern vor dem Brandopferaltar nieder und flehten gen Himmel zu dem, der das Gesetz über anvertrautes Gut gegeben hatte, er möge denen, die ihr Gut hinterlegt hätten, es unangetastet bewahren.

16 Wer die äußere Erscheinung des Hohenpriesters sah, dem mußte das Herz bluten; denn sein Aussehen und seine veränderte Gesichtsfarbe verrieten seinen tiefen Seelenschmerz.

17 Er war von einem Schaudern und Zittern des Körpers befallen, das denen, die ihn sahen, seine Herzensqual genugsam zu erkennen gab.

18 Scharenweise stürzten die Leute aus den Häusern, öffentlich Gebete zu verrichten, weil der heiligen Stätte Entweihung drohte.

19 Frauen mit unter der Brust gegürteten Bußgewändern füllten die Straßen an. Die sonst eingeschlossenen Jungfrauen liefen teils an die Türen, teils auf die Mauern, teil lugten sie durch die Fenster.

20 Alle hoben die Hände gen Himmel empor und beteten.

21 Es war zum Erbarmen, wie die bunte Menge sich auf die Knie warf und wie der Hohepriester kummervoll dem Kommenden entgegensah.

22 Sie riefen zu Gott, dem Allmächtigen, er möge das anvertraute Gut denen, die es hinterlegt, unversehrt bewahren.

 

Die Offenbarung der Macht Gottes

23 Heliodor schickte sich an, seinen Entschluß auszuführen.

24 Schon befand er sich mit seiner Leibwache in der Schatzkammer. Da ließ der Herr der Geister und Gebieter jeder Kraft eine so wunderbare Erscheinung eintreten, daß alle, die vermessentlich hineingegangen waren, von Gottes Macht betroffen wurden und vor Schrecken außer sich gerieten.

25 Es erschien ihnen nämlich ein prächtig geschirrtes Roß mit einem furchtbaren Reiter. Dieses stürzte auf Heliodor los und schlug mit den Vorderbeinen auf ihn ein. Der Reiter selbst erglänzte in goldener Rüstung.

26 Mit ihm erschienen zwei Jünglinge von großer Stärke, in glänzender Schönheit und in prächtigen Gewändern. Diese traten von beiden Seiten an ihn heran, geißelten ihn unablässig und versetzten ihm viele Hiebe.

27 Er fiel plötzlich zu Boden, und dichte Finsternis umgab ihn. Man ergriff ihn und legte ihn auf eine Tragbahre.

28 So trug man den, der kurz zuvor mit vielen Trabanten und allerlei Kriegsknechten in die Schatzkammer eingedrungen war, in hilflosem Zustand hinaus und erkannte darin eine Offenbarung der Macht Gottes.

29 Durch Gottes Eingreifen der Sprache und aller Hoffnung auf Rettung beraubt, lag er also danieder.

30 Da priesen sie den Herrn, der seine Stätte so wunderbar verherrlichte. Der Tempel, in dem kurz vorher noch lauter Furcht und Schrecken geherrscht hatte, war dank der Kundgebung des allmächtigen Gottes mit Freude und Jubel erfüllt.

 

Die Fürbitte des Hohenpriesters

31 Eilends baten einige Freunde Heliodors den Onias, er möge den Allmächtigen anrufen, daß er dem, der in den letzten Zügen liege, das Leben erhalte.

32 Der Hohepriester brachte nun für das Leben des Mannes ein Opfer dar. Er war besorgt, der König möchte Verdacht hegen, die Juden hätte sich an Heliodor vergriffen.

33 Während der Hohepriester das Sühnopfer darbrachte, erschienen dem Heliodor die gleichen Jünglinge in ihrer vorigen Gewandung, traten zu ihm hin und sprachen: "Sage dem Hohenpriester Onias vielen Dank; denn seinetwegen schenkt dir der Herr das Leben.

34 Nachdem du von Gott gezüchtigt worden bist, verkünde allenthalben seine gewaltige Macht!" – Nach diesen Worten verschwanden sie.

 

Heliodors Bekenntnis

35 Heliodor brachte dem Herrn ein Opfer dar und machte dem, der ihm das Leben erhalten hatte, sehr große Gelübde. Dann nahm er von Onias Abschied und kehrte mit seinen Truppen zum König zurück.

36 Er bezeugte vor jedermann die Wundertaten des allerhöchsten Gottes, die er mit eigenen Augen gesehen hatte.

37 Als der König den Heliodor fragte, wer wohl zu einer nochmaligen Sendung nach Jerusalem geeignet wäre, antwortete er:

38 "Hast du einen Feind oder Hochverräter, so schicke ihn hin, und er wird gepeitscht zu dir zurückkommen, falls er überhaupt mit dem Leben davon kommt. Wahrlich, an jenem Ort waltet eine Gottesmacht!

39 Der, der im Himmel wohnt, ist Wächter und Beschützer jener Stätte. Er schlägt und vernichtet jene, die in böser Absicht hinkommen."

40 So verlief die Geschichte von Heliodor und von der Bewahrung des Tempelschatzes.

 

Kapitel 4: Simeons Verleumdungen

1 Der vorhin erwähnte Simeon, der Verräter des Schatzes und des Vaterlandes, verleumdete Onias, als habe er Heliodor mißhandelt und das Unheil angerichtet.

2 Er erdreistete sich sogar dazu, den Wohltäter der Stadt, den Beschützer seiner Volksgenossen und den Eiferer für das Gesetz einen Hochverräter zu nennen.

3 Die Feindschaft ging so weit, daß einer von Simeons Vertrauten Mordtaten verübte.

4 Onias erwog, wie gefährlich dieser Streit werden könnte, und wie Apollonius, der Statthalter von Zölesyrien und Phönizien, der Bosheit Simeons Vorschub leisten könnte.

5 Daher begab er sich zum König, aber nicht als Ankläger seiner Mitbürger, sondern aus Besorgnis für das Wohl des ganzen Volkes im allgemeinen und ihm besonderen.

6 Denn er sah wohl ein, daß die öffentliche Ruhe ohne das Eingreifen des Königs unerreichbar sei, und daß Simeon von seinem Unverstand nicht ablasse.

 

Umtriebe der hellenistischen Partei

Jason erschleicht sich das Hohepriesteramt

7 Seleukus starb, und Antiochus Epiphanes trat die Regierung an. Da erschlich sich Jason, der Bruder des Onias, das Hohepriesteramt.

8 Bei einem Zusammentreffen mit dem König versprach er ihm 360 Talente Silber und 80 Talente aus anderen Einkünften.

9 Dazu erbot er sich, weitere 150 zu vermitteln, falls er von ihm die Vollmacht erhalte, eine Ringerschule und einen Übungsplatz für die Jugend zu errichten und den Einwohnern Jerusalems das Bürgerrecht von Antiochia zu verleihen.

10 Der König willigte ein. So gelangte jener zur Herrschaft und führte bei seinen Volksgenossen sogleich griechische Sitten ein.

11 Er schaffte die Vergünstigungen ab, die Johanan, der Vater des Eupolemus, von den Königen für die Juden erwirkt hatte. – Eupolemus hatte die Gesandtschaft zu den Römern unternommen, um mit ihnen ein Freundschaftsbündnis zu schließen. – So hob jener die gesetzmäßigen Einrichtungen auf und führte neue, gesetzwidrige Bräuche ein.

12 Mit Absicht baute er hart am Fuß der Burg eine Ringerschule und verleitete die vornehmsten Jünglinge zum Tragen des griechischen Hutes.

13 So erreichten die Vorliebe für das Griechentum und die Aneignung fremder Sitten ihren Höhepunkt als Folge der maßlosen Ruchlosigkeit des gottlosen und unpriesterlichen Jason.

14 Die Priester kümmerten sich nicht mehr um den Altardienst, schätzten den Tempel gering und vernachlässigten die Opfer. Dafür beeilten sie sich, auf dem Ringplatz den gesetzwidrigen Kampfspielen mit dem Scheibenwerfen beizuwohnen.

15 Vaterländische Ehren achteten sie für nichts mehr. Dagegen schätzten sie griechische Auszeichnungen über alles.

16 Deshalb gerieten sie auch in eine schlimme Lage; denn gerade die, deren Sitten sie nachahmten und deren Lebensart sie annahmen, erwiesen sich als ihre Feinde und Bedränger.

17 Gegen die göttlichen Gesetze zu freveln ist nicht etwas Geringes. Die Folgezeit zeigt es immer wieder.

 

Teilnahme an den Kampfspielen in Tyrus

18 In Tyrus wurden in Gegenwart des Königs die fünfjährigen Kampfspiele abgehalten.

19 Zu diesen Festspielen schickte der verruchte Jason von Jerusalem Gesandte, die das Bürgerrecht von Antiochia hatten. Diese überbrachten 300 Silberdrachmen für ein Heraklesopfer. Aber die Überbringer selbst baten, man solle das Geld nicht für Opfer verwenden, weil sich dies nicht zieme. Man solle es vielmehr für ander Zwecke bestimmen.

20 So war das Geld zwar vom Absender für ein Heraklesopfer bestimmt; aber mit Rücksicht auf die Überbringer wurde es zur Ausschmückung der Schiffe verwendet.

 

Antiochus in Jerusalem

21 Apollonius, der Sohn des Menestheus, wurde anläßlich der Thronbesteigung des Königs Philometor nach Ägypten gesandt. Von ihm erfuhr Antiochus, daß jener ein Gegner seiner Politik sei. Deswegen war er auf seine Sicherheit bedacht und begab sich nach Jafo und von da nach Jerusalem.

22 Er ward von Jason und der Stadt großartig empfangen und hielt unter Fackelschein und Freudenjubel seinen Einzug. Darauf zog er mit seinem Heer nach Phönizien.

 

Menelaus erkauft das Hohepriesteramt

23 Nach drei Jahren entsandte Jason den Menelaus, den Bruder des oben erwähnten Simeon, zum König. Er sollte Gelder überbringen und schon angeregte dringende Angelegenheiten erledigen.

24 Er wußte den König zu gewinnen und pries ihn mit der Miene eines einflußreichen Mannes. So brachte er das Hohepriestertum an sich, indem er Jason um 300 Talente Silber überbot.

25 Nachdem er die königliche Urkunde erhalten hatte, kehrte er heim. Doch besaß er keine des Hohenpriestertums würdige Eigenschaft, sondern nur die Wut eines rohen Tyrannen und den Grimm eines wilden Raubtieres.

26 So ward Jason, der seinen eigenen Bruder arglistig verdrängt hatte, selbst von einem anderen verdrängt und mußte sich ins Land der Ammoniter flüchten.

27 Menelaus trat nun die Herrschaft an, lieferte aber dem König nichts von den versprochenen Geldern ab, obwohl der Befehlshaber der Burg, Sostratus, sie einforderte, da ihm die Eintreibung der Steuern oblag.

28 Deshalb wurden beide vor den König geladen.

29 Menelaus ließ als Stellvertreter im Hohenpriestertum seinen Bruder Lysimachus zurück und Sostratus als Stellvertreter den Krates, den Befehlshaber der zyprischen Truppen.

 

Die Ermordung des Hohenpriesters Onias

30 Während dieser Vorfälle kam es unter den Bewohnern von Tarsus und Mallus zum Aufstand, weil man sie an Antiochis, die Nebenfrau des Königs, verschenkt hatte.

31 In aller Eile zog der König hin, um den Aufstand niederzuschlagen. Als Stellvertreter ließ er Andronikus, einen der Würdenträger, zurück.

32 Da glaubte Menelaus, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben, und schenkte dem Andronikus einige goldene Tempelgeräte, die er sich angeeignet hatte. Andere verkaufte er nach Tyrus und in die umliegenden Städte.

33 Hiervon erhielt Onias zuverlässigen Bericht und rügte dies scharf von seiner Freistätte zu Daphne bei Antiochia aus, wohin er sich zurückgezogen hatte.

34 Deshalb nahm Menelaus den Andronikus beiseite und drang darauf, Onias aus dem Weg zu räumen. Andronikus begab sich zu Onias und reichte ihm in hinterlistiger Weise unter eidlicher Versicherung die Rechte. Obwohl er Verdacht erregte, wußte er doch Onias zu überreden, aus seiner Freistätte herauszugehen. Sofort tötete er ihn ohne alle Scheu vor der Gerechtigkeit.

35 Darüber wurden nicht nur die Juden, sondern auch viele aus anderen Völkern aufgebracht und empörten sich über die ruchlose Ermordung des Mannes.

 

Hinrichtung des Andronikus

36 Als der König aus den Ortschaften Ziliziens zurückkehrte, beschwerten sich die Juden der Hauptstadt bei ihm, und auch die Griechen waren darüber unwillig, daß Onias so rechtswidrig ermordet worden war.

37 Antiochus ward herzlich betrübt und zu Mitleid und Tränen gerührt im Hinblick auf die Tugend und große Rechtschaffenheit des Dahingeschiedenen.

38 Sodann ließ er sofort zornentbrannt dem Andronikus den Purpur und die Kleider herunterreißen und ihn durch die ganze Stadt führen bis zu der Stelle, wo er gegen Onias gefrevelt hatte. Dort ließ er den Blutmenschen hinrichten. So erhielt jener vom Herrn die gebührende Strafe.

 

Untersuchung gegen Menelaus

39 Auf Anstiften des Lysimachus und unter Zustimmung des Menelaus wurden in der Stadt viele Tempelschätze geraubt. Als sich die Kunde davon verbreitete, rottete sich das Volk gegen Lysimachus zusammen; waren doch schon viele goldene Geräte verschleppt worden.

40 Bei der Erbitterung der wutentbrannten Menge bewaffnete Lysimachus gegen 3.000 Mann und verübte Gewalttätigkeiten. Ein gewisser Auranus, ein ebenso alter wie ruchloser Mann, war Anführer.

41 Als man gewahr wurde, daß Lysimachus angreifen ließ, hoben die einen Steine auf, die anderen Prügel. Wieder andere rafften den herumliegenden Schutt zusammen und schleuderten alles durcheinander auf die Leute des Lysimachus.

42 Auf diese Weise verwundeten sie viele von ihnen. Andere schlugen sie zu Boden. So jagten sie alle in die Flucht und erschlugen den Tempelräuber selbst neben der Schatzkammer.

43 Wegen dieser Vorkommnisse wurde eine gerichtliche Untersuchung gegen Menelaus eingeleitet.

44 Als der König nach Tyrus kam, brachten drei Männer, die vom Hohen Rat abgeordnet waren, die Klage bei ihm vor.

45 Schon sah sich Menelaus überführt. Da versprach er Ptolemäus, dem Sohn des Dorymenes, eine hohe Geldsumme, falls er den König umstimmen wollte.

46 Ptolemäus führte den König in einen Säulengang, als sollte er sich erholen, und stimmte ihn um.

47 Der König sprach Menelaus, den Anstifter alles Unheils, von den Anklagen frei. Dagegen verurteilte er jene Ärmsten zum Tod, die frei entlassen worden wären, wenn sie ihre Sache vor Skythen vorgebracht hätten.

48 So mußten Männer, die für die Stadt, das Volk und die heiligen Geräte eingetreten waren, schnell eine widerrechtliche Strafe erleiden.

49 Darüber waren die Tyrer empört und bestritten die Kosten für ein ehrenvolles Begräbnis.

50 Menelaus aber verblieb im Amt infolge der Habsucht der Machthaber. Er häufte Freveltat auf Freveltat und ward seinen Mitbürgern ein schlimmer Widersacher.

 

Kapitel 5: Jasons Anschlag und Ende

1 Um diese Zeit unternahm Antiochus seinen zweiten Feldzug gegen Ägypten.

2 Man gewahrte in der ganzen Stadt fast 40 Tage lang Reitergruppen, die mit goldenen Gewändern und mit Lanzen durch die Luft fuhren,

3 kriegsgerüstete Reiterscharen, die aufeinanderstießen und sich zur Wehr setzten, geschwungene Schilde und Speere in Menge, gezückte Schwerter, abgeschossene Pfeile, funkelnde goldene Rüstungen und Harnische von mancherlei Art.

4 Alle beteten, die Erscheinung möge Gutes bedeuten.

5 Indes verbreitete sich das Gerücht, Antiochus sei gestorben. Da scharte Jason nicht weniger als 1.000 Mann zusammen und griff die Stadt unvermutet an. Die Leute auf den Mauern wurden in die Enge getrieben, und zuletzt ward die Stadt eingenommen. Menelaus flüchtete sich in die Burg.

6 Jason richtete schonungslos unser seinen eigenen Mitbürgern ein Blutbad an, ohne zu bedenken, daß Kriegsglück gegen Stammesgenossen das größte Unglück ist. Es schien gerade, als hole er Siegesbeute von Feinden und nicht von Stammesgenossen.

7 Dennoch gewann er nicht die Herrschaft. Sein hinterlistiger Anschlag nahm vielmehr ein schmähliches Ende, und er mußte nochmals in das Land der Ammoniter flüchten.

8 Am Ende seines schlechten Lebens ward er von dem Araberfürsten Aretas festgenommen. Er flüchtete und zog von Stadt zu Stadt, von allen verfolgt und gehaßt als ein Gesetzesabtrünniger, verwünscht als Henker seines Vaterlandes und seiner Mitbürger und nach Ägypten verjagt.

9 Zuletzt floh er zu den Spartanern, in der Hoffnung, dort wegen der Stammverwandtschaft Schutz zu finden. Doch er, der so viele aus dem Vaterland vertrieben hatte, mußte im fremden Land umkommen.

10 Er, der so viele ohne Begräbnis hatte hinwerfen lassen, blieb unbetrauert und erhielt kein Begräbnis und kein väterliches Grab.

 

Plünderung des Tempels

11 Als dem König Antiochus diese Vorfälle berichtet wurden, glaubte er, Judäa wolle sich empören. Daher brach er mit tierischer Wut im Herzen aus Ägypten auf und eroberte die Stadt mit Waffengewalt.

12 Er gab den Soldaten Befehl, schonungslos alle, die ihnen in die Hände fielen, niederzuhauen und die auf die Dächer Geflüchteten umzubringen.

13 Da gab es ein Niedermetzeln von jung und alt, ein Morden von Männern, Frauen und Kindern, ein Abschlachten von Jungfrauen und Säuglingen.

14 In nicht mehr als drei Tagen kamen 80.000 um; 40.000 wurden hingemordet und ebensoviele als Sklaven verkauft.

15 Damit noch nicht zufrieden, erkühnte er sich, den heiligsten Tempel der ganzen Welt zu betreten. Menelaus, jener Verräter des Gesetzes und des Vaterlandes, machte den Führer.

16 Mit seinen unreinen Händen nahm er die heiligen Geräte weg und raffte die Geschenke, die fremde Könige zur Verherrlichung, zum Ruhm und zur Ehre der Stätte gestiftet hatten, mit seinen unheiligen Händen zusammen.

17 Hochfahrenden Sinnes bedachte Antiochus nicht, daß der Herr wegen der Sünden der Bewohner für kurze Zeit der Stadt zürnte und daß nur deswegen die Stätte preisgegeben sei.

18 Wären nicht die vielen Sünden gewesen, so wäre jener beim Vordringen sofort gegeißelt und von seiner Vermessenheit abgeschreckt worden, gerade wie es dem Heliodor ergangen war, den König Seleukus zur Besichtigung der Schatzkammer abgesandt hatte.

19 Allein der Herr erwählte nicht das Volk um der Stätte willen, sondern die Stätte um des Volkes willen.

20 Darum hatte die Stätte teil an den Heimsuchungen des Volkes, sollte aber später auch an dessen Wohlergehen teilhaben. Die Stätte, die dem Zorn des Allmächtigen preisgegeben ward, sollte nach Versöhnung des großen Herrschers mit aller Herrlichkeit wiederhergestellt werden.

21 Antiochus nahm aus dem Tempel 1.800 Talente und zog in aller Eile nach Antiochia. In seinem Hochmut wähnte er, das Land schiffbar und das Meer begehbar machen zu können – aus lauter Stolz!

22 Er ließ Aufseher zurück, die das Volk knechten sollen: in Jerusalem den Philippus, der von Geburt ein Phrygier war, von Gesinnung noch mehr ein Barbar als sein Herr.

23 Auf dem Garizim war es Andronikus. Dazu kam noch Menelaus, der noch schlimmer als die anderen gegen seine Mitbürger sich hochmütig benahm und gegen die jüdischen Bürger feindlich gesinnt war.

 

Blutbad des Apollonius

24 Weiter entsandte Antiochus den Erzbösewicht Apollonius mit einem Heer von 22.000 Mann und befahl ihm, alle Erwachsenen niederzuhauen und Frauen und Kinder als Sklaven zu verkaufen.

25 Dieser kam nach Jerusalem, spielte den Friedfertigen und hielt bis zum Sabbat an sich. Als er dann die Juden feiern sah, hieß er seine Leute unter die Waffen treten.

26 Dann ließ er alle, die zu dem Schauspiel hinausgegangen waren, umbringen, drang mit den Waffen in der Hand in die Stadt und ließ eine große Menge niedermachen.

27 Da zog Judas der Makkabäer mit neun anderen in die Wüste. Er lebte mit seinen Leuten im Gebirge nach Art der Tiere. Sie nährten sich beständig von Kräutern, um sich von dem Greuel freizuhalten.

 

Kapitel 6: Religionsverfolgung unter Antiochus Epiphanes

Entweihung des Tempels

1 Nicht lange danach entsandte der König einen Greis, einen Athener, der die Juden zwingen sollte, von den väterlichen Gesetzen abzufallen und nicht mehr nach Gottes Gesetzen zu leben.

2 Ferner sollte er den Tempel zu Jerusalem entweihen und ihn nach dem olympischen Zeus benennen und den auf dem Garizim nach dem gastlichen Zeus, entsprechend der gastfreundlichen Gesinnung der Bewohner des Ortes.

3 Dieses Überhandnehmen des Bösen war selbst dem gewöhnlichen Volk schwer erträglich und widerwärtig.

4 Denn die Heiden erfüllten das Heiligtum mit Ausschweifungen und wüsten Gelagen, belustigten sich mit Dirnen, ließen sich in den heiligen Vorhöfen mit Weibern ein und brachten sonst noch Unziemliches hinein.

5 Der Brandopferaltar wurde mit gesetzwidrigen, ungebührlichen Dingen beladen.

6 Man durfte weder den Sabbat noch die herkömmlichen Feste feiern, noch überhaupt sich als Juden bekennen.

7 Dagegen trieb man sie mit roher Gewalt, namentlich an des Königs Geburtstag, zum Opferschmaus, und an den Dionysien mußten sie mit Efeukränzen am Umzug zu Ehren des Dionysos teilnehmen.

8 Auf Betreiben des Ptolemäus erging auch an die benachbarten griechischen Städte ein Erlaß, sie sollten auf gleiche Weise gegen die Juden vorgehen und sie zum Opferschmaus nötigen.

9 Die aber den Übertritt zum Griechentum verweigerten, solle man hinrichten.

10 Da konnten man den Jammer sehen, der sich einstellte. Man führte zwei Frauen vor, die ihre Kinder beschnitten hatten. Man hängte ihnen die Kinder an die Brust, führte sie öffentlich durch die Stadt und stürzte sie von der Mauer hinab.

11 Andere, die sich eilig in nahe gelegenen Höhlen versammelten, um heimlich den Sabbat zu feiern, wurden dem Philippus verraten. Weil sie aus Achtung vor dem so heiligen Tag sich scheuten, sich zu verteidigen, wurden sie insgesamt verbrannt.

 

Ermahnung des Verfassers

12 Ich ermahne nun alle, die dieses Buch in die Hände bekommen, sich durch die schweren Heimsuchungen nicht entmutigen zu lassen, sondern zu bedenken, daß diese Züchtigungen unserem Volk nicht zum Verderben, sondern zur Besserung dienen.

13 Denn es ist ein Beweis großer Gnade, wenn die Gottlosen sich nicht lange der Ruhe erfreuen, sondern bald der Strafe verfallen.

14 Während der Herr bei anderen Völkern langmütig wartet und sie erst bestraft, wenn sie das Maß ihrer Sünden vollgemacht haben, wollte er mit uns in anderer Weise verfahren.

15 An uns wollte er nicht erst dann Rache nehmen, wenn unsere Sünden aufs höchste gestiegen wären.

16 Darum entzog er uns niemals sein Erbarmen. Er züchtigte wohl sein Volk mit dem Unglück, verwarf es aber nicht.

17 Das sei uns zur Erwägung gesagt. Nach dieser kurzen Abschweifung wollen wir wieder zur Erzählung kommen.

 

Eleasars Martyrium

18 Eleasar, einer der angesehensten Schriftgelehrten, in vorgerücktem Alter und von ehrwürdigem Aussehen, wurde gezwungen, den Mund aufzusperren, um Schweinefleisch zu essen.

19 Er aber zog einen ruhmvollen Tod einem schmachbedeckten Leben vor. Darum spie er es wieder aus und schritt freiwillig zur Marterbank.

20 So ziemte es denen vorzugehen, die sich standhaft gegen alles wehrten, was zu kosten nicht erlaubt ist, geschähe es auch aus Liebe zum Leben.

21 Die Aufseher über den gesetzwidrigen Opferschmaus nahmen den Mann, den sie seit langem kannten, auf die Seite und redeten ihm zu, er solle sich Fleisch kommen lassen, das er essen dürfe. Das könne er selbst zubereiten und sich so den Anschein geben, als esse er nach des Königs Befehl von dem Opferfleisch.

22 Tue er dies, so entgehe er dem Tod und erführe wegen der alten Freundschaft mit ihnen eine rücksichtsvolle Behandlung.

23 Er aber faßte einen hochherzigen Entschluß, würdig seines Alters und des dem Hochbetagten zukommenden Ansehens, sowie des wohlerworbenen Adels seiner weißen Haare, würdig auch seines mustergültigen Wandels, der von Jugend auf ganz den heiligen, gottgegebenen Gesetzen entsprach. Er gab die Erklärung ab, man solle ihn lieber in die Unterwelt schicken.

24 "Denn", sagte er, "es wäre unwürdig zu heucheln. Viele Jungmänner würden sonst meinen, Eleasar sei noch mit neunzig Jahren zum Heidentum übergetreten.

25 So würden sie durch meine Heuchelei und durch meine Anhänglichkeit an die kleine Lebensspanne in die Irre geführt, und ich zöge meinem Alter nur Schimpf und Schande zu.

26 Und wenn ich auch für jetzt den Qualen von seiten der Menschen entränne, so könnte ich doch den Händen des Allmächtigen nicht entfliehen, weder lebend noch tot.

27 Darum will ich jetzt mannhaft mein Leben lassen und mich meines Alters würdig zeigen.

28 Dann hinterlasse ich den Jüngeren ein edles Beispiel, wie man mit Mut und Begeisterung für die hehren und heiligen Gesetze eines ehrenvollen Todes stirbt." – So sprach er und ging sogleich zur Marterbank hin.

29 Seine Häscher verwandelten nun das kurz zuvor ihm bewiesene Wohlwollen in Haß, weil ihnen die eben mitgeteilten Worte Wahnsinn dünkten.

30 Ehe er unter den Schlägen den Geist aufgab, sprach er: "Der Herr in seiner hehren Kenntnis weiß, daß ich dem Tod entrinnen könnte, und daß ich jetzt an meinem Leib die grausamen Qualen der Geißelung erdulde, aber in meiner Seele sie gern aus Gottesfurcht ertrage."

31 So verschied er und hinterließ nicht nur der Jugend, sondern auch der Mehrzahl des Volkes durch seinen Tod ein Vorbild edler Gesinnung und ein Denkmal sittlicher Größe.

 

Kapitel 7: Die makkabäischen Märtyrer

1 Es geschah auch, daß sieben Brüder samt ihrer Mutter ergriffen wurden. Der König ließ sie mit Geißeln und Riemen schlagen, um sie zum verbotenen Genuß von Schweinefleisch zu zwingen.

2 Da sprach der eine von ihnen, der das Wort für die anderen führte: "Was willst du von uns erfragen und erfahren? Wir sind entschlossen, eher zu sterben, als die Gesetze der Väter zu übertreten."

3 Darüber ergrimmte der König und gab Befehl, Pfannen und Kessel glühend zu machen.

4 Als diese glühend waren, ließ er sogleich dem Wortführer die Zunge abschneiden, ihm nach Brauch der Skythen die Haut vom Kopf abziehen und ihm die Hände und Füße abhauen, wobei die anderen Brüder und die Mutter zusehen mußten.

5 Den ganz verstümmelten Körper ließ er noch lebend ans Feuer bringen und in der Pfanne braten. Während aber der Dampf aus der Pfanne aufstieg, ermunterten sich die übrigen zusammen mit der Mutter, heldenmütig zu sterben.

6 Sie sprachen: "Gott, der Herr, sieht es und erbarmt sich gewiß unser, wie es Mose in seinem Straflied klar verkündigt hat, da er sprach: Er wird sich seiner Diener erbarmen."

7 Nachdem der erste auf diese Weise aus dem Leben geschieden war, führte man den zweiten zur Marter. Man riß ihm die Haut mitsamt den Haaren vom Kopf und fragte ihn: "Willst du essen, ehe dir der Leib Glied für Glied gemartert wird?"

8 Er antwortete in seiner Muttersprache und rief: "Nein!" Darum erlitt er die gleichen Qualen wie der erste.

9 In den letzten Zügen rief er noch: "Du Frevler, du raubst uns jetzt das zeitliche Leben. Aber der König des Weltalls wird uns, die wir für seine Gesetze sterben, zum ewigen Leben auferwecken."

10 Danach wurde der dritte gemartert. Als man die Zunge von ihm verlangte, streckte er sie sofort heraus, bot beherzt die Hände dar und sprach mannhaft:

11 "Vom Himmel habe ich sie, und um seiner Gesetze willen schätze ich sie gering. Von ihm hoffe ich sie wieder zu erhalten."

12 Selbst der König und seine Umgebung staunten über den Mut des Jünglings, mit dem er die Qualen für nichts erachtete.

13 Als dieser sein Leben gelassen hatte, bereitete man dem vierten die gleichen Qualen.

14 Dem Tode nahe, sprach er: "Tröstlich ist es, durch Menschen das Leben zu verlieren, wenn man die gottgeschenkte Hoffnung auf eine Auferstehung hegen darf. Dir jedoch wird keine Auferstehung zum Leben zuteil werden."

15 Alsbald führte man den fünften herbei und marterte ihn.

16 Er aber sah den König an und sprach: "Du hast die Macht, über Menschen nach Belieben zu schalten und zu walten, obwohl du nur ein vergänglicher Mensch bist. Glaube aber nicht, daß Gott unser Volk verlassen hat!

17 Warte nur, du sollst seine gewaltige Macht erfahren, wenn er dich und deine Nachkommen bestraft!"

18 Hierauf brachte man den sechsten herbei. Der sprach sterbend: "Täusche dich nicht in eitlem Wahn! Wir leiden dies unsertwegen, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum ergeht es uns so schauerlich.

19 Wähne aber ja nicht, ungestraft zu bleiben, da du gegen Gott zu streiten wagst."

20 Über alle Maßen bewundernswert und rühmlichen Gedenkens würdig ist die Mutter. Sie sah an einem Tag ihre sieben Söhne sterben und hielt mutig stand in der Hoffnung auf den Herrn.

21 Einen jeden von ihnen ermahnte sie in der Muttersprache, voll edler Gesinnung. Indem sie weibliche Gemütsart mit Mannesmut stählte, sprach sie zu ihnen:

22 "Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Schoß gebildet wurdet. Nicht ich gab euch Atem und Leben, noch fügte ich die Gliedmaßen eines jeden von euch kunstvoll zusammen.

23 Der Schöpfer des Weltalls ist es, der den Ursprung des Menschen bewirkt, wie er allem das Dasein gibt. Deshalb wird er euch erbarmungsvoll Atem und Leben wiedergeben, die ihr jetzt um seiner Gesetze willen geringschätzt."

24 Antiochus glaubte, sie verachte ihn und vermutete, sie halte eine Schmährede. Er gab dem noch übrigen Jüngsten nicht nur gute Worte, sondern auch das eidliche Versprechen, ihn reich und glücklich zu machen, falls er von den Gesetzen seiner Väter abfalle; ja er werde ihn zu seinem Freund machen und ihm Staatsämter anvertrauen.

25 Allein der Jüngling ging in keiner Weise darauf ein. Daher rief der König die Mutter herbei und drang in sie, dem Knaben zu seinem Heil zu raten.

26 Lange redete er ihr zu, bis sie es übernahm, ihren Sohn zu überreden.

27 Sie beugte sich zu ihm hinab, und dem grausamen Tyrannen zum Hohn sagte sie in der Muttersprache zu ihm: "Mein Sohn, erbarme dich meiner! Ich habe dich neun Monate unter meinem Herzen getragen, dich drei Jahre gestillt und bis zu diesem Alter dich genährt und aufgezogen.

28 Ich bitte ich, mein Kind, schau den Himmel an und die Erde, und betrachte alles, was auf ihr ist, und bedenke, daß Gott dies aus dem Nichts erschaffen hat, und daß auch das Menschengeschlecht den gleichen Ursprung hat!

29 Fürchte dich nicht vor diesem Henker da, zeige dich deiner Brüder würdig und erdulde den Tod, damit ich dich zur Zeit des Erbarmens mit deinen Brüdern wiederfinde!"

30 Während sie noch redete, sprach der Jüngling: "Was zaudert ihr? Ich willfahre dem Befehl des Königs nicht. Ich gehorche dem Gesetz, das Mose unseren Vätern gegeben hat.

31 Du aber, der du der Urheber alles Unheils gegen die Hebräer bist, wirst den Händen Gottes nicht entfliehen.

32 Wir leiden nämlich um unserer Sünden willen.

33 Wenn auch der lebendige Gott eine Weile zürnt, um uns zu züchtigen und zu strafen, so wird er doch seinen Dienern wiederum gnädig sein.

34 Du aber, gottlosester und ruchlosester aller Menschen, der du seine Diener verfolgst, überhebe dich nicht in eitlem Trotz und in nichtigen Hoffnungen!

35 Du bist dem Strafgericht des allmächtigen und allsehenden Gottes noch nicht entronnen.

36 Unsere Brüder sind jetzt nach kurzer Marter der göttlichen Verheißung zufolge ins ewige Leben eingegangen. Du aber wirst im Gericht Gottes für deinen Hochmut der verdienten Strafe verfallen.

37 Wie meine Brüder gebe auch ich Leib und Leben hin für unsere väterlichen Gesetze und flehe zu Gott, er möge unserem Volk bald wieder gnädig sein und dich durch Qualen und Martern zum Bekenntnis zwingen, daß er allein Gott ist.

38 So möge denn bei mir und meinen Brüdern der Zorn des Allmächtigen zur Ruhe kommen, der mit Recht über unser ganzes Volk gekommen ist!"

39 Außer sich vor Zorn ließ der König diesen noch grausamer martern als die anderen, weil er durch die Drohreden erbittert war.

40 Reinen Gewissens ging auch jener in den Tod, indem er sein ganzes Vertrauen auf den Herrn setzte.

41 Nach den Söhnen wurde zuletzt auch die Mutter hingerichtet.

42 Damit sei genug erzählt von dem Opferweg und den außerordentlichen Martern.

 

Kapitel 8: Siegreiche Kämpfe unter Judas Makkabäus

Judas der Makkabäer beginnt den Kampf

1 Judas, der Makkabäer, und seine Leute gingen auf Nebenwegen heimlich in die Ortschaften, riefen ihre Verwandten auf, scharten die dem Judentum Treugebliebenen um sich und brachten gegen 6.000 Mann zusammen.

2 Sie riefen zum Herrn, er möge auf das von allen schwer bedrängte Volk gnädig herabsehen, sich des von den Gottlosen entweihten Tempels erbarmen,

3 mit der dem Untergang und der Vernichtung anheimfallenden Stadt Mitleid haben, auf das zu ihm schreiende Blut hören,

4 der ruchlosen Ermordung unschuldiger Kinder sowie der Lästerungen gegen seinen Namen gedenken und seinen Haß gegen alles Böse offenbaren.

5 Als der Makkabäer seine Schar beisammen hatte, konnten ihm die Heiden bald nicht mehr widerstehen, weil der Zorn des Herrn sich in Erbarmen verwandelt hatte.

6 Er überfiel unverhofft Städte und Dörfer und steckte sie in Brand. Durch Einnahme passender Stellungen besiegte er nicht wenige Feinde und schlug sie in die Flucht.

7 Zu solchen Überfällen benutzte er meistens die Nächte. Überallhin verbreitete sich der Ruf seiner Tapferkeit.

 

Feldzug des Nikanor

8 Als Philippus sah, daß der Mann in kurzer Zeit so großen Erfolg hatte und vom Kriegsglück immer stärker begünstigt wurde, schrieb er an Ptolemäus, den Statthalter von Zölesyrien und Phönizien, er solle für die Sache des Königs eintreten.

9 Dieser berief sogleich Nikanor, den Sohn des Patroklus, einen seiner ersten Freunde, und sandte ihn mit einem Heer von nicht weniger als 20.000 Mann aus allen Volksstämmen, um das ganze Judenvolk zu vernichten. Er gab ihm Gorgias als Feldherrn und erfahrenen Kriegsmann mit.

10 Nikanor beabsichtigte, den Betrag von 2.000 Talenten, den der König den Römern schuldete, aus dem Verkauf gefangener Juden aufzubringen.

11 Alsbald ließ er die Städte am Meer zum Ankauf jüdischer Sklaven auffordern und versprach 90 Stück gegen ein Talent abzugeben. Dabei ahnte er nicht, welche Strafe ihn von seiten des Allmächtigen bald treffen sollte.

12 Judas erhielt Kunde von Nikanors Anmarsch und teilte seinen Leuten mit, daß sich das Heer näherte.

13 Da liefen die Kleinmütigen und die, die kein Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit hatten, davon.

14 Die anderen verkauften ihr Hab und Gut und flehten zugleich den Herrn an, er möge sie von dem gottlosen Nikanor erretten, der sie schon vor dem Kampf verkauft habe.

15 Wolle er das nicht um ihretwillen tun, so doch wegen des Bündnisses mit ihren Vätern und wegen des hehren und ehrwürdigen Namens, den sie trügen.

16 Der Makkabäer versammelte seine Leute um sich, 6.000 an der Zahl. Er ermahnte sie, sich vor den Feinden nicht zu fürchten und vor der großen Menge der Heiden nicht zu verzagen, die wider alles Recht gegen sie heranzögen.

17 Sie sollten tapfer kämpfen und dabei des übermütigen, gottlosen Vorgehens jener gegen die heilige Stätte gedenken sowie der Vergewaltigung der verhöhnten Stadt und der Abschaffung ihrer von den Vätern ererbten Verfassung.

18 "Jene", sprach er, "verlassen sich auf ihre Waffen und ihre kühnen Angriffe. Wir aber setzen unser Vertrauen auf den allmächtigen Gott, der nicht nur unsere Angreifer, sondern die ganze Welt mit einem Wink vernichten kann."

19 Er erinnerte sie auch an die Hilfe, die ihre Vorfahren gefunden hatten: Von Sanherib waren 185.000 umgekommen.

20 In der Schlacht mit den Galatern im Land Babylon kämpften im ganzen 8.000 Mann nebst 4.000 Mazedoniern. Als die Mazedonier ins Gedränge kamen, erschlugen sie unter dem Beistand des Himmels 120.000 und machten reiche Beute.

21 So machte er ihnen Mut, und sie waren entschlossen, für Gesetz und Vaterland zu sterben. Sodann teilte er die Streitmacht in vier Heerhaufen.

22 Seine Brüder Simeon, Josef und Jonatan bestimmte er zu Anführern und wies jedem 1.500 Mann zu.

23 Dann ließ er Eleasar aus dem heiligen Buch vorlesen und gab die Losung aus: "Mit Gottes Hilfe!" Er selbst stellte sich an die Spitze der ersten Schar und zog Nikanor entgegen.

 

Sieg über Nikanor

24 Da der Allmächtige für sie stritt, hieben sie von den Feinden 9.000 nieder, verwundeten und verstümmelten die meisten in Nikanors Heer und zwangen alle übrigen zur Flucht.

25 Sie erbeuteten das Geld derer, die zu ihrem Ankauf gekommen waren, verfolgten sie eine weite Strecke und kehrten erst zurück, als die Zeit drängte;

26 denn es war der Tag vor dem Sabbat. Deshalb konnten sie die Verfolgung nicht fortsetzen.

27 Sie eigneten sich die Waffen und die Beute der Feinde an, feierten den Sabbat und priesen und lobten laut den Herrn, daß er ihnen bis auf diesen Tag geholfen und ihnen wieder sein Erbarmen gezeigt hatte.

28 Nach dem Sabbat gaben sie den Bedrängten sowie den Witwen und Waisen von der Beute mit. Den Rest verteilten sie unter sich und ihre Kinder.

29 Danach verrichteten sie ein gemeinsames Gebet und flehten zu dem barmherzigen Herrn, er möge sich mit seinen Dienern völlig aussöhnen.

 

Sieg über Timotheus und Bakchides

30 Es kam auch zu einem Kampf mit den Leuten des Timotheus und Bakchides. Dabei erschlugen sie mehr als 20.000. Sie nahmen hochgelegene Festungen ein und verteilten die reiche Beute gleichmäßig unter sich und die Bedrängten sowie unter die Waisen, Witwen und Greise.

31 Ihre Waffen brachten sie zusammen und legten sie sorgfältig an passenden Orten nieder. Die übrige Beute brachten sie nach Jerusalem.

32 Sie töteten Phylarches, einen verruchten Krieger des Timotheus, der den Juden allerlei Unheil zugefügt hatte. Dann feierten sie das Siegesfest.

33 Dabei verbrannten sie Kallisthenes, der die heiligen Tore in Brand gesteckt und sich in ein kleines Haus geflüchtet hatte. So erhielt er die wohlverdiente Strafe für seine Gottlosigkeit.

 

Flucht des Nikanor

34 Nikanor, jener Erzbösewicht, der die tausend Händler zum Ankauf der Juden mitgebracht hatte,

35 wurde mit des Herrn Hilfe von denen gedemütigt, die er so geringgeschätzt hatte. Er mußte seine Prachtrüstung ablegen und kam wie ein entlaufener Sklave auf einsamen Wegen mitten durch das Land nach Antiochia, ganz niedergebeugt über die Niederlage seines Heeres.

36 Er, der sich vermessen hatte, aus den Gefangenen Jerusalems den Tribut für die Römer aufzubringen, mußte verkünden, daß die Juden Gott zum Vorkämpfer haben, und daß die Juden deshalb unverwundbar seien, weil sie den Gesetzen gehorchten, die er ihnen gegeben hat.

 

Kapitel 9: Antiochus versucht, Tempelschätze zu plündern

1 Um jene Zeit mußte Antiochus mit Schimpf und Schande aus den persischen Gebieten abziehen.

2 Er war in die Stadt Persepolis eingedrungen und hatte den Versuch gemacht, den Tempel zu plündern und die Stadt in seine Gewalt zu bringen. Deshalb scharte sich das Volk zusammen und griff zu den Waffen. So ward der Angriff zurückgeschlagen. Antiochus wurde von den Einwohnern zur Flucht genötigt und mußte einen schimpflichen Rückzug antreten.

3 Auf dem Weg nach Ekbatana erreichte ihn die Nachricht von dem Geschick Nikanors und der Truppen des Timotheus.

4 Da entbrannte er vor Wut und gedachte, die Juden für seine schmähliche Flucht büßen zu lassen. Daher befahl er seinem Wagenlenker, ohne Rast weiterzufahren und die Fahrt zu beschleunigen. Doch schon schwebte des Himmels Strafgericht über ihm. Hatte er doch in seinem Übermut gesprochen: "Ich mache Jerusalem zum Totenacker, sobald ich dorthin komme."

 

Krankheit des Antiochus

5 Aber der Allsehende Herr, der Gott Israels, schlug ihn mit einer unheilbaren und unerhörten Plage. Kaum hatte er zu reden aufgehört, ergriff ihn ein unerträglicher Schmerz in den Eingeweiden und grausame Qualen im Inneren.

6 Mit Recht; denn er hatte andere durch allerlei ausgesuchte Martern im Inneren gequält.

7 Trotzdem ließ er von seinem Übermut nicht ab, sondern war immer noch voll Hochmut. Vor Wut schnaubte er Feuer und Flammen gegen die Juden und befahl, noch rascher zu fahren. Da stürzte er vom dahinsausenden Wagen so unglücklich herab, daß er alle seine Glieder verrenkte.

8 Der in seinem übermenschlichen Hochmut meinte, den Meereswogen gebieten zu können und der die Bergeshöhen mit der Waage abzuwägen gedachte, war jetzt zu Boden geworfen und mußte sich in einer Sänfte tragen lassen. – Für alle ein sichtbarer Beweis der Macht Gottes!

9 Würmer kamen aus dem Leibe des Verruchten heraus, und das Fleisch fiel von dem noch Lebenden unter grausamen Schmerzen stückweise ab. Das ganze Heer wurde durch den Fäulnisgeruch belästigt.

10 Bei dem, der kurz zuvor noch an des Himmels Sterne zu reichen wähnte, konnte es niemand mehr aushalten wegen des unerträglichen Gestankes.

 

Reue des Antiochus

11 Schwer geplagt, begann er, seinen Übermut zu mäßigen und zur Einsicht zu kommen, da unter Gottes Geißelhieben die Schmerzen jeden Augenblick heftiger wurden.

12 Als er dann selbst seinen Geruch nicht mehr ertragen konnte, sprach er: "Es ist recht, daß man sich Gott unterwirft und als sterblicher Mensch sich nicht Gott gleich dünkt."

13 Nun betete der Verruchte zum Herrn, der sich seiner nicht mehr erbarmen wollte,

14 und gelobte, die Heilige Stadt, die er dem Erdboden gleichzumachen und in einen Totenacker umzuwandeln sich beeilt hatte, für frei zu erklären

15 und alle Juden, die er nicht einmal des Begräbnisses wert erachtet, vielmehr samt ihren Kindern den Raubvögeln und wilden Tieren zum Fraß vorzuwerfen beschlossen hatte, den Bürgern Athens gleichzustellen.

16 Ferner gelobte er, den heiligen Tempel, den er früher geplündert hatte, mit den prächtigsten Weihegeschenken zu schmücken, alle heiligen Geräte vielfältig zu ersetzen und den nötigen Opferaufwand von seinen eigenen Mitteln zu bestreiten.

17 Ja, er wollte selbst ein Jude werden und überall in der ganzen Welt die Macht Gottes verkünden.

 

Brief an die Juden

18 Die Qualen ließen nicht nach; denn Gottes gerechte Strafe war über ihn gekommen. Deshalb gab er alle Hoffnung für sich auf und schrieb an die Juden folgenden Brief, der eine Abbitte enthielt und also lautete:

19 "Der König und Kriegsherr Antiochus entbietet den trefflichen Bürgern, den Juden, viele Grüße und wünscht ihnen Gesundheit und Wohlergehen.

20 Wenn ihr samt euren Kindern euch wohl befindet und alles bei euch nach Wunsch geht, sage ich Gott dafür meinen größten Dank. Ich setze jetzt meine Hoffnung nur noch auf den Himmel.

21 Ich liege krank danieder und gedenke in Liebe eurer Achtung und eures Wohlwollens gegen mich. Als ich von den persischen Ländern zurückkehrte, verfiel ich in eine schwere Krankheit. Darum halte ich es für notwendig, für die allgemeine Wohlfahrt Sorge zu tragen.

22 Zwar zweifle ich noch nicht an meinem Aufkommen, habe vielmehr Hoffnung auf Genesung.

23 Jedoch denke ich daran, wie mein Vater, als er einen Kriegszug in das Hochland unternahm, seinen Nachfolger bestimmte.

24 Falls dann etwas Unerwartetes vorfiele oder etwas Mißliches gemeldet würde, sollten die Landesbewohner sich nicht beunruhigen und wissen, an wen die Regierung übergehe.

25 Ich sehe auch, wie die benachbarten und unser Reich angrenzenden Herrscher auf den günstigen Augenblick lauern und den Ausgang abwarten. Deshalb bezeichne ich hiermit meinen Sohn Antiochus als König. Ihn habe ich schon oft bei meinen Zügen ins Hochland den meisten von euch anvertraut und empfohlen. Ich habe an ihn den beiliegenden Brief geschrieben.

26 Ich bitte euch nun dringend, ihr möget meiner Gnadenbeweise im allgemeinen und im besonderen eingedenk bleiben und allesamt mir und meinem Sohn eure gute Gesinnung bewahren.

27 Denn ich bin überzeugt, daß er meine Grundsätze mit Milde und Menschenfreundlichkeit befolgen und in gutem Einvernehmen mit euch stehen wird."

 

Ende des Antiochus

28 So endete dieser Menschenmörder und Gotteslästerer in entsetzlichen Leiden, wie er sie selbst anderen zugefügt hatte, in einem fremden Land im Gebirge durch einen jammernvollen Tod.

29 Die Leiche nahm sein Günstling Philippus mit. Dann floh er aus Furcht vor dem Sohn des Antiochus nach Ägypten zu Ptolemäus Philometor.

 

Kapitel 10: Tempelreinigung

1 Der Makkabäer und seine Leute nahmen mit der Hilfe des Herrn das Heiligtum und die Stadt wieder ein.

2 Sie zerstörten die Altäre, welche die Heiden auf dem Markt errichtet hatten, und beseitigten die Götzenhaine.

3 Dann reinigten sie den Tempel und errichteten einen neuen Brandopferaltar. Sie schlugen Funken aus den Steinen, nahmen von dem Feuer und brachten nach zweijähriger Unterbrechung wieder ein Opfer dar. Auch zündeten sie wieder Rauchwerk und Lichter an und legten die Schaubrote auf.

4 Alsdann warfen sie sich zur Erde nieder und baten den Herrn, er möge sie nicht mehr in ein so großes Unglück geraten lassen, sondern sie gelinde züchtigen, falls sie wieder sündigten, und möge sie nicht mehr lästerlichen und rohen Heiden überliefern.

5 Es traf sich, daß die Tempelreinigung an dem gleichen Tag stattfand, da er Tempel einst von den Heiden entweiht worden war, nämlich am 25. des Monats Kislew.

6 Sie feierten ein achttägiges Freudenfest nach Art des Laubhüttenfestes, eingedenk des Laubhüttenfestes, das sie noch vor kurzem feierten, als sie gleich wilden Tieren in den Bergen und Schluchten leben mußten.

7 Deswegen trugen sie Efeustäbe, grüne Zweige, auch Palmen und sangen Loblieder dem zu Ehren, der ihnen das Glück der Tempelreinigung gewährt hatte.

8 Durch allgemeinen Befehl und Beschluß setzten sie für das ganze Volk der Juden die alljährliche Feier dieser Tage fest.

 

In der Zeit des Antiochus Eupator...

Einleitung

9 Das war also das Ende des Antiochus Epiphanes.

10 Jetzt kommen wir auf die Ereignisse unter Antiochus Eupator, dem Sohn jenes Gottlosen, zu sprechen. Dabei wollen wir die Kriegsleiden nur kurz behandeln.

11 Er übernahm die Regierung und ernannte einen gewissen Lysias, der oberster Befehlshaber im Zölesyrien und Phönizien gewesen war, zum Reichsverweser.

12 Wenn den Juden bisher viel Unrecht geschehen war, so machte Ptolemäus Makron den Anfang mit einer gerechten Behandlung und versuchte ihre Angelegenheiten auf friedlichem Weg zu erledigen.

13 Deshalb wurde er bei Eupator von dessen Freunden verklagt und allerorts ein Verräter genannt, weil er die Insel Zypern, die ihm Philometor anvertraut, verlassen hatte und zu Antiochus Epiphanes übergegangen war. Da es ihm nicht gelang, sein Amt ehrenvoll zu führen, nahm er Gift und machte seinem Leben ein Ende.

 

Judas besiegt die Idumäer

14 Gorgias war nun Befehlshaber in jenen Gegenden. Er warb fremde Söldner und schürte allerorts zum Krieg gegen die Juden.

15 Gleichzeitig machten auch die Idumäer, die günstig gelegene Festungen innehatten, den Juden viel zu schaffen. Sie nahmen die Flüchtlinge aus Jerusalem auf und suchten den Krieg weiterzuführen.

16 Da riefen der Makkabäer und seine Leute zum Gebet auf und baten Gott um seinen Beistand im Kampf. Dann stürmten sie gegen die Festungen der Idumäer.

17 In mutigem Angriff nahmen sie die Plätze, schlugen alle Kämpfer auf den Wällen und hieben nieder, was ihnen in die Hände fiel.

18 So brachten sie nicht weniger als 20.000 Mann um. Gut 9.000 Mann flüchteten sich in zwei sehr feste Burgen, die für eine Belagerung mit allem versehen waren.

19 Der Makkabäer ließ nun Simeon und Josef, dazu Zachäus, mit einer zur Belagerung der Plätze ausreichenden Anzahl von Leuten zurück. Er selbst zog an andere Plätze, wo seine Anwesenheit nötiger war.

20 Simeons Leute ließen sich aber aus Geldgier von der Besatzung der Burgen bestechen, erhielten 70.000 Drachmen und ließen eine Anzahl von ihnen entkommen.

21 Sobald der Makkabäer davon Kunde erhielt, versammelte er die Hauptleute und machte ihnen Vorwürfe, daß sie ihre Brüder um Geld verkauft und zu ihrem Schaden die Feinde hätten entkommen lassen.

22 Er ließ sie als Verräter hinrichten. Dann erstürmte er alsbald die zwei Burgen.

23 Vom Kriegsglück begünstigt, erschlug er in den beiden Burgen über 20.000 Mann.

 

Judas besiegt Timotheus

24 Timotheus, der früher von den Juden geschlagen worden war, sammelte ein Heer von zahlreichen Ausländern, dazu eine große Menge asiatischer Reiter.

25 So erschien er, um Judäa mit Waffengewalt zu erobern. Schon rückte er heran, da wandten sich der Makkabäer und seine Leute im Gebet an Gott. Sie streuten sich Asche aufs Haupt und legten Bußgewänder um die Hüften.

26 Vor dem Altar niedergeworfen, flehten sie zu Gott, er möge sich ihrer erbarmen und, wie es im Gesetz heißt, sich als Feind ihrer Feinde und als Gegner ihrer Gegner erweisen.

27 Nachdem sie mit dem Gebet zu Ende waren, ergriffen sie die Waffen, zogen weit weg von der Stadt und machten erst halt, als sie den Feinden nahegekommen waren.

28 Sobald das Morgenlicht erstrahlte, griff man auf beiden Seiten an. Die einen hatten in ihrem Gottvertrauen und in ihrer eigenen Tapferkeit die Bürgschaft ihres Glückes und Sieges. Die anderen dagegen ließen sich nur von ihrer Wut in den Kampf führen.

29 Heftig entbrannte der Kampf. Da sahen die Feinde vom Himmel her fünf glänzende Reiter auf goldgezäumten Rossen kommen, die sich an die Spitze der Juden stellten.

30 Zwei nahmen den Makkabäer in die Mitte, deckten ihn mit ihren Rüstungen und schützten ihn gegen Verwundung. Über die Feinde aber warfen sie Geschosse und Blitze.

31 Dadurch wurden diese geblendet, verwirrt und bestürzt. 20.500 Mann und 600 Reiter wurden niedergehauen.

32 Timotheus selbst flüchtete sich in eine starke Festung namens Geser, die unter dem Befehl des Chäreas stand.

33 Voll Mut belagerten der Makkabäer und seine Leute vier Tage lang die Festung.

34 Die Insassen dagegen vertrauten auf die Stärke des Platzes und stießen maßlose Lästerungen und gottlose Reden aus.

35 Als der fünfte Tag anbrach, stürmten zwanzig Jünglinge von den Kriegern des Makkabäers, wutentbrannt ob der Lästerungen, mannhaft auf die Mauer los und schlugen mit Löwenmut jeden nieder, der ihnen in den Weg trat.

36 Andere umgingen die Stadt und griffen sie an. Sie steckten die Türme in Brand, zündeten Scheiterhaufen an und verbrannten die Lästerer. Wieder andere schlugen die Tore ein, ließen die übrige Mannschaft hinein und nahmen so die Stadt ein.

37 Den Timotheus, der sich in einer Zisterne versteckt hatte, töteten sie samt seinem Bruder Chäreas und dem Apollophanes.

38 Danach priesen sie mit Lobgesängen und Dankliedern den Herrn, der so Großes an Israel getan und ihm den Sieg geschenkt hatte.

 

Kapitel 11: Feldzug des Lysias

1 Lysias, der Vormund und Vetter des Königs und Reichsverweser, war über die Ereignisse sehr verärgert.

2 In kurzer Zeit brachte er gegen 80.000 Mann nebst der ganzen Reiterei zusammen und zog gegen die Juden.

3 Seine Absicht war, die Stadt mit Griechen zu besiedeln, den Tempel sowie die heidnischen Heiligtümer mit einer Steuer zu belegen und das hohepriesterliche Amt alljährlich feilzubieten.

4 Dabei gedachte er keineswegs der Macht Gottes, sondern pochte auf die Zehntausende seines Fußvolkes, die Tausende seiner Reiter und seine 80 Elefanten.

5 Er fiel in Judäa ein, näherte sich Bet-Zur, einer starken Festung, die etwas 150 Stadien von Jerusalem entfernt war, und schloß sie ein.

6 Als die Leute des Makkabäers erfuhren, daß Lysias die Festungen belagere, flehten sie mitsamt dem Volk unter Klagen und Weinen zum Herrn, er möge einen guten Engel zur Rettung Israels senden.

7 Dann griff der Makkabäer als erster zu den Waffen und ermunterte die anderen, mit ihm der Gefahr zu trotzen und ihren Brüdern Hilfe zu bringen.

8 So brachen sie mutig auf. Noch waren sie in der Nähe von Jerusalem, da erschien ihnen ein Reiter in weißem Gewand. Er schwang goldene Waffen und zog vor ihnen her.

9 Alle priesen einhellig den barmherzigen Gott und wurden so sehr von Mut erfüllt, daß sie nicht nur Menschen, sondern sogar die wildesten Tiere und eiserne Mauern niederzurennen bereit waren.

10 In guter Ordnung rückten sie mit ihrem himmlischen Mitkämpfer vor, den Gottes Huld ihnen gesandt hatte.

11 Wie Löwen stürmten sie auf die Feinde los und streckten 11.000 Fußsoldaten und 1.600 Reiter nieder.

12 Alle anderen zwangen sie zur Flucht. Die meisten von ihnen entkamen nur verwundet und waffenlos. Lysias selbst entrann nur durch schimpfliche Flucht.

13 Während er über die erlittene Niederlage nachdachte, kam er zur Einsicht, daß die Hebräer durch den Beistand des allmächtigen Gottes unbesiegbar sind.

14 Daher sandte er Boten an sie und ließ ihnen sagen, er wolle unter billigen Bedingungen mit ihnen Frieden schließen und auch den König für sie ganz gewinnen.

15 Der Makkabäer war aus Rücksicht auf das Gemeinwohl mit allen Vorschlägen des Lysias einverstanden. Der König bewilligte dann alle Forderungen, die der Makkabäer für die Juden dem Lysias schriftlich überreicht hatte.

 

Brief des Lysias

16 Der Brief des Lysias an die Juden lautete so: "Lysias entbietet dem Volk der Juden seinen Gruß.

17 Eure Gesandten, Johanan und Abschalom, überreichten euer schriftliches Gesuch und baten um Beantwortung des Inhalts.

18 Was auch dem König vorgelegt werden mußte, habe ich ihm unterbreitet, und er bewilligte, was tunlich war.

19 Wenn ihr nun eure freundliche Gesinnung gegen die Regierung ferner bewahrt, so werde ich mich auch fürderhin für euer Bestes verwenden.

20 Über einige besondere Dinge habe ich eure und meine Gesandten beauftragt, mit euch zu verhandeln.

21 Lebt wohl! Im Jahr 148, am 24. des Dioskorus.

 

Brief des Königs an Lysias

22 Der Brief des Königs lautete so: "König Antiochus entbietet seinem Bruder Lysias seinen Gruß.

23 Nachdem unser Vater unter die Götter aufgenommen worden ist, wollen wir, daß jedermann in unserem Reich ungestört sich seinen Geschäften widmen kann.

24 Nun haben wir erfahren, daß die Juden den Übertritt zum Griechentum, den unser Vater verlangte, mißbilligen, vielmehr ihre eigene Lebensweise beibehalten wollen und daher bitten, daß man ihnen ihre Gesetze lasse.

25 Wir wollen, daß dieses Volk nicht beunruhigt wird, und wir verordnen, daß der Tempel ihnen zurückgegeben wird und sie ihr Leben nach den Sitten ihrer Vorfahren führen sollen.

26 Du tust also wohl daran, wenn du mit ihnen Frieden schließt, damit sie bei der Nachricht von unserem Entschluß wohlgemut werden und sich freudig ihren Angelegenheiten widmen."

 

Brief des Königs Antiochus an die Juden

27 An das Volk erging folgendes Schreiben des Königs: "König Antiochus entbietet dem Hohen Rat der Juden sowie den anderen Juden seinen Gruß.

28 Wenn es euch gut geht, so ist es nach unserem Wunsch. Uns selbst geht es gut.

29 Menelaus hat uns berichtet, daß ihr euch wieder euren Angelegenheiten widmen möchtet.

30 Jene, die bis zum 30. Xanthikus heimkehren, sollen Schutz haben mit der Zusicherung,

31 daß die Juden ihre eigenen Speisevorschriften und Gesetze befolgen dürfen wie früher, und daß keiner von ihnen wegen früherer Vergehen belästigt werden darf.

32 Zugleich sende ich Menelaus, der euch weiter beruhigen wird.

33 Lebt wohl! Im Jahr 148, am 15. Xanthikus."

 

Brief der Römer an die Juden

34 Auch die Römer sandten einen Brief an sie folgenden Inhalts: "Die römischen Gesandten Quintus Memmius und Titus Manius entbieten dem Volk der Juden ihren Gruß.

35 Was Lysias, der Vetter des Königs, euch zugestanden hat, dem stimmen wir zur.

36 Überlegt die Dinge, die nach seiner Meinung dem König unterbreitet werden sollen, und sendet uns sogleich jemand, damit wir uns zu euren Gunsten verwenden können! Wir sind nämlich auf dem Weg nach Antiochia.

37 Beeilt euch also, uns einige Leute zu schicken, damit wir eure Ansicht erfahren!

38 Lebt wohl! Im Jahr 148, am 15. Xanthikus."

 

Kapitel 12: Bestrafung der Judenverfolger in Jafo und Jamnia

1 Nachdem diese Verträge abgeschlossen waren, begab sich Lysias zum König. Die Juden betrieben wieder Ackerbau.

2 Aber die Befehlshaber in jenen Gegenden, Timotheus und Apollonius, der Sohn des Gennäus, sowie Hiëronymus und Demophon, außerdem noch Nikanor, der Statthalter von Zypern, ließen sie nicht in Ruhe und Frieden leben.

3 Die Einwohner von Jafo begingen folgende Schandtat: Sie luden die Juden, die bei ihnen wohnten, ein, mit Weib und Kind in bereitgehaltene Boote zu steigen. – Sie schienen nichts Böses gegen sie im Schilde zu führen, sondern nach gemeinsamen Beschluß der Stadt zu handeln. –

4 Jene nahmen an, weil sie von friedlichen Absichten beseelt waren und keinen Argwohn hegten. Man fuhr sie aber auf die hohe See und versenkte sie in die Tiefe, wohl an 200 Personen.

5 Als Judas von dieser Grausamkeit gegen seine Volksgenossen erfuhr, teilte er es seiner Mannschaft mit.

6 Dann rief er Gott, den gerechten Richter, an und zog gegen die Mörder seiner Brüder. Er zündete bei Nacht den Hafen an, verbrannte die Boote und hieb die dahin Geflüchteten nieder.

7 Da der Platz selbst verschlossen war, zog er ab in der Absicht, wiederzukommen und die ganze Bürgerschaft von Jafo zu vertilgen.

8 Dann erfuhr er, daß die Einwohner von Jamnia gegen die dort ansässigen Juden Ähnliches im Sinn hatten.

9 Deshalb überfiel er auch die Leute von Jamnia bei Nacht und verbrannte den Hafen samt den Schiffen. Der Feuerschein leuchtete bis Jerusalem, 240 Stadien weit.

 

Sieg über die Araber

10 Als sie von dort neun Stadien weitergezogen waren, dem Timotheus entgegen, wurden sie von Arabern angegriffen. Es waren 5.000 Mann zu Fuß und 500 Reiter.

11 Nach hitzigem Gefecht errangen die Leute des Judas mit Gottes Hilfe den Sieg. Die besiegten Nomaden baten Judas um Frieden und versprachen, Vieh zu liefern und ihnen auch sonst behilflich zu sein.

12 Judas glaubte, sie könnten ihm in der Tat viel nützen, und bewilligte ihnen den Frieden. Sie wechselten den Handschlag und kehrten zu ihren Zelten zurück.

 

Einnahme der Festung Kaspin

13 Er griff auch eine Stadt namens Kaspin an. Sie war mit Erdwällen verschanzt und mit Mauern umgeben und hatte eine gemischte heidnische Bevölkerung.

14 Die Einwohner verließen sich auf die Stärke der Mauern und auf den Vorrat an Lebensmitteln, und so benahmen sie sich herausfordernd gegen die Leute des Judas, beschimpften sie und führten dazu noch lästerliche und ungebührliche Reden.

15 Die Mannschaften des Judas aber riefen den großen Herrn der Welt an, der zu Josuas Zeiten ohne Sturmböcke und Kriegsmaschinen Jericho niedergeworfen hatte, und stürmten mit Löwenmut gegen die Mauern.

16 Mit Gottes Willen nahmen sie die Stadt ein und richteten ein solches Blutbad an, daß der nahe, zwei Stadien breite See mit Blut gefüllt schien.

 

Siegreiche Kämpfe des Judas gegen Timotheus

17 Von dort zogen sie 750 Stadien weiter, um nach Charax zu den Tubianer-Juden zu gelangen.

18 Mit Timotheus trafen sie in der Gegend nicht zusammen. Er war unverrichteter Sache von dort weggezogen, hatte aber an einem festen Platz eine sehr starke Besatzung zurückgelassen.

19 Da zogen zwei Hauptleute des Makkabäers, Dositheus und Sosipater, dorthin und erschlugen die von Timotheus in der Festung Zurückgelassenen, mehr als 10.000 Mann.

20 Der Makkabäer selbst teilte seine Streitmacht in mehrere Heerhaufen und stellte Hauptleute an die Spitze. Dann zog er gegen Timotheus, der 120.000 Mann zu Fuß und 1.500 Reiter bei sich hatte.

21 Als Timotheus erfuhr, daß Judas gegen ihn heranrückte, schickte er die Frauen und Kinder samt dem Troß an einen Ort voraus, der Karnajim hieß. Er war schwer zugänglich und schwer einnehmbar, weil lauter Engpässe dahin führten.

22 Kaum aber erschien der erste Heerhaufen des Judas, da wurden die Feinde ob der Erscheinung des Allsehenden von Furcht und Schrecken ergriffen. Sie wandten sich jählings zur Flucht. Der eine rannte dahin, der andere dorthin, so daß viele von ihren eigenen Leuten verwundet und mit den Spitzen der Schwerter durchbohrt wurden.

23 Judas verfolgte sie mit Ungestüm und hieb die Frevler zusammen. 30.000 Mann fanden so den Tod.

24 Timotheus selbst fiel den Leuten des Dositheus und Sosipater in die Hände und bat sie inständig, ihn am Leben zu lassen. Er gab an, er habe von vielen die Eltern, von anderen die Brüder in seiner Gewalt, und diesen werde es schlimm ergehen, wenn er getötet würde.

25 Er verbürge sich vielfach und feierlich dafür, daß er sie unverletzt zurückschicken werde. So ließen sie ihn frei, um ihre Brüder zu retten.

 

Judas erobert Karnajim und Efron

26 Darauf zog Judas gegen Karnajim und den Tempel der Atargatis und erschlug dort 25.000 Mann.

27 Nachdem er diese Stätte eingenommen und vernichtet hatte, zog er mit seinem Heer gegen die feste Stadt Efron, in der Lysias nebst Truppen aus aller Welt sich aufhielt. Vor den Mauern hatten sich kräftige Jünglinge zu tapferer Abwehr aufgestellt. Auch lagen dort größere Mengen von Kriegsmaschinen und Geschossen.

28 Sie aber riefen den Mächtigen an, der mit starkem Arm die Macht der Feinde zermalmt, und nahmen die Stadt ein. Sie erschlugen darin gegen 25.000 Bewohner.

29 Von da brachen sie auf und zogen gegen Skythopolis, das 600 Stadien von Jerusalem entfernt ist.

30 Die dort ansässigen Juden bezeugten, daß die Bewohner von Skythopolis ihnen immer mit Wohlwollen begegnet seien und auch in schweren Zeiten sich freundlich gegen sie verhalten hätten.

31 Sie dankten ihnen dafür und ermahnten sie, auch fernerhin gegen ihr Volk so wohlgesinnt zu sein. Dann kehrten sie nach Jerusalem zurück, weil das Fest der Wochen nahe bevorstand.

32 Nach dem sogenannten Pfingstfest zogen sie gegen Gorgias, den Statthalter von Idumäa.

 

Sieg des Judas über Gorgias

33 Dieser rückte ihnen mit 3.000 Mann zu Fuß und 400 Reitern entgegen.

34 Als man handgemein wurde, fielen einige Juden.

35 Ein gewisser Dositheus aber, einer von den Leuten Bakenors, ein kühner Reiter, packte Gorgias am Mantel und zog ihn kräftig fort, weil er den Verfluchten lebend fangen wollte. Aber ein thrakischer Reiter stürzte sich auf ihn und hieb ihm den Arm ab. So entkam Gorgias nach Marescha.

36 Da die Leute Esris von den langen Kämpfen ganz erschöpft waren, rief Judas den Herrn an, er möge als Mitkämpfer im Kampf erscheinen.

37 Dann stimmte er in der Muttersprache ein Kriegslied an, stürzte sich unter Kriegsgeschrei plötzlich auf die Truppen des Gorgias und schlug sie in die Flucht.

 

Das Sühnopfer für gefallene Juden

38 Hierauf führte Judas sein Heer nach der Stadt Adullam. Weil gerade der siebte Tag anbrach, heiligten sie sich der Sitte gemäß und feierten dort den Sabbat.

39 Am folgenden Tag gingen die Leute des Judas, da es hohe Zeit war, hin, um die Leichen der Gefallenen zu bergen und sie bei ihren Verwandten in den Gräbern ihrer Väter beizusetzen.

40 Da fanden sie bei jedem der Gefallenen unter dem Leibrock Amulette der Götzen von Jamnia, die das Gesetz der Juden verbietet. So ward es allen klar, daß jene deswegen gefallen waren.

41 Sie priesen alle den Herrn, den gerechte Richter, der das Verborgene ans Licht bringt.

42 Alsdann wandten sie sich zum Gebet und flehten, daß die begangene Sünde gänzlich vergeben werden möchte. Der edle Judas ermahnte das Volk, sich vor der Sünde zu hüten, weil sie mit eigenen Augen die Folgen der Übertretung an den Gefallenen sähen.

43 Dann veranstaltete er eine Sammlung unter seinen Leuten und brachte 2.000 Drachmen Silber zusammen. Diese sandte er nach Jerusalem, damit ein Sündopfer dargebracht würde. Das war eine sehr schöne und edle Handlung, weil er an die Auferstehung dachte.

44 Denn hätte er nicht an die Auferstehung der Gefallenen geglaubt, so wäre es überflüssig und töricht gewesen, für die Verstorbenen zu beten.

45 Auch zog er in Betracht, daß den fromm Entschlafenen eine gar herrliche Belohnung aufbewahrt ist.

46 Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum veranstaltete er für die Verstorbenen ein Sühnopfer, damit sie von ihrer Sünde erlöst würden.

 

Kapitel 13: Das schreckliche Ende des Menelaus

1 Im Jahr 149 erfuhren die Leute des Judas, Antiochus Eupator rücke mit einem großen Heer gegen Judäa an

2 und mit ihm sein Vormund Lysias, der Reichsverweser, jeder mit einem griechischen Heer von 110.000 Mann Fußsoldaten, 5.300 Reitern, 22 Elefanten und 300 Sichelwagen.

3 Auch Menelaus schloß sich ihnen an und ermunterte Antiochus. Er verstellte sich aber, da er nicht das Wohl seines Vaterlandes im Auge hatte, sondern die Wiedereinsetzung in sein Amt.

4 Aber der König der Könige weckte den Zorn des Antiochus gegen den Bösewicht. Als Lysias ihn als den Urheber des ganzen Unglücks hinstellte, befahl er, ihn nach Beröa zu bringen und dort auf die übliche Weise hinzurichten.

5 An diesem Ort befindet sich ein Turm, 50 Ellen hoch und voll glühender Asche. Er hat eine drehbare Maschine, die von allen Seiten alles in die Asche hineinschleudert.

6 Da hinein stieß man alle Tempelschänder und sonstige große Verbrecher und gab sie dem Verderben preis.

7 Eines solchen Todes mußte der ruchlose Menelaus sterben und erhielt nicht einmal ein Grab in der Erde. Ganz mit Recht!

8 Denn er hatte viel gefrevelt am Altar, dessen Feuer und Asche heilig sind. Und so fand er den Tod in der Asche.

 

Kampfesmut der Juden

9 Nunmehr rückte der König mit wildem Ungetüm heran, entschlossen, den Juden noch Schlimmeres anzutun als sein Vater.

10 Judas erfuhr dies und ermahnte das Volk, bei Tag und Nacht den Herrn anzurufen, er möge, wie immer, so auch jetzt ihnen zu Hilfe kommen, da sie in der Gefahr schwebten, Gesetz, Vaterland und den hehren Tempel zu verlieren.

11 Er möge das Volk, das sich seit kurzem erst ein wenig erholt habe, doch nicht wieder in die Hände der ruchlosen Heiden fallen lassen.

12 Alle taten dies einmütig. Auf den Knien liegend, flehten sie drei Tage lang unablässig mit Weinen und Fasten zum barmherzigen Herrn. Dann ermunterte sie Judas und hieß sie bereit sein.

13 Er selbst faßte im Einverständnis mit den Ältesten den Entschluß, auszurücken und mit Gottes Beistand den Kampf auszufechten, ehe das Heer des Königs in Judäa einfiele und von der Stadt Besitz ergriffe.

14 Die Entscheidung stellte er dem Schöpfer der Welt anheim. Er ermahnte die Seinigen, tapfer bis in den Tod für Gesetz, Heiligtum, Stadt, Vaterland und Verfassung zu kämpfen. Hierauf schlug er sein Lager bei Modeïn auf. Seinen Soldaten gab er die Losung: 'Gott ist unser Sieg'.

15 Dann wählte er die tapfersten jungen Krieger aus, überfiel des Nachts das Königszelt und erschlug im Lager gegen 2.000 Mann. Auch den größten Elefanten samt allen Leuten in seinem Turm machte er nieder.

16 Furcht und Schrecken bemächtigte sich des ganzen Lagers.

17 Die Sieger aber, die des Herrn Schutz und Hilfe erfahren hatten, zogen bei Tagesanbruch ab.

 

Kampf um Bet-Zur

18 Der König hatte nun einen Vorgeschmack von der Kühnheit der Juden erhalten. Deshalb suchte er sich der festen Plätze durch List zu bemächtigen.

19 Er rückte gegen Bet-Zur, eine starke Festung der Juden, wurde aber zurückgeworfen; er griff nochmals an und wurde wiederum zurückgeschlagen.

20 Denn Judas hatte die Besatzung mit dem Notwendigen versehen.

21 Aber einer aus dem jüdischen Heer, Rhodokus, verriet den Feinden die Geheimnisse. Er wurde aufgesucht, ergriffen und hingerichtet.

 

Friedensschluß

22 Der König wandte sich nun zum zweitenmal an die Besatzung von Bet-Zur, bot Frieden an und erhielt ihn. So zog er ab. Da aber traf er mit den Leuten des Judas zusammen und wurde besiegt.

23 Auch erfuhr er, der Reichsverweser Philippus habe in Antiochia einen Aufstand angezettelt. Darüber bestürzt, gab er den Juden gute Worte, zeigte sich nachgiebig und bewilligte alle gerechten Forderungen. Er söhnte sich mit ihnen aus, brachte ein Opfer dar, zeigte sich ehrerbietig gegen den Tempel und wohlwollend gegen die Stadt.

24 Auch den Makkabäer empfing er freundlich. Den Hegemonides ließ er als Statthalter von Ptolemaïs bis zum Gebiet der Gerrener zurück.

25 Dann begab er sich nach Ptolemaïs. Die Einwohner von Ptolemaïs aber waren über den Vertrag entrüstet. Sie ärgerten sich über die Bestimmungen und hätten sie gern wieder umgestoßen.

26 Da trat Lysias auf die Rednertribüne und verteidigte das Abkommen, so gut er nur konnte. Er stimmte die Bewohner durch beruhigende Worte um und stellte sie zufrieden. Dann kehrte er nach Antiochia zurück. So verlief des Königs Kampf und Rückzug.

 

Kapitel 14: Der Feldzug Nikanors

Klagen des Alkimus

1 Nach Ablauf von drei Jahren erfuhren die Leute des Judas, Demetrius, der Sohn des Seleukus, sei mit starker Heeresmacht und großer Flotte aus dem Hafen von Tripolis ausgelaufen.

2 Er habe sich des Landes bemächtigt und Antiochus nebst seinem Vormund Lysias aus dem Weg geräumt.

3 Ein gewisser Alkimus, der früher Hoherpriester, aber in den Zeiten der Uneinigkeit abtrünnig geworden war, sah nun ein, daß er sich in keiner Weise durchsetzen und keinen Zutritt zum heiligen Altar erlangen könne.

4 Deshalb ging er im Jahr 151 zum König Demetrius und brachte ihm einen goldenen Kranz mit einem Palmzweig und überdies noch einen von den üblichen Ölzweigen des Heiligtums. An jenem Tag verhielt er sich noch still.

5 Dann aber benutzte er die erste Gelegenheit zu seinem schändlichen Vorhaben, als Demetrius ihn in eine Ratsversammlung berief und ihn nach der Gesinnung und den Absichten der Juden fragte.

6 Er gab zur Antwort: "Die Juden, die den Namen Hasidäer führen und deren Anführer Judas der Makkabäer ist, rufen immer Krieg und Aufruhr hervor und lassen das Reich nicht zur Ruhe kommen.

7 Darum bin ich auch meiner ererbten Würde, nämlich des Hohepriestertums, beraubt worden und bin jetzt hierher gekommen,

8 vor allem aus aufrichtiger Sorge für die Sache des Königs, dann aber auch aus Rücksicht auf meine eigenen Mitbürger.

9 Unser ganzes Volk leidet nicht wenig unter dem törichten Treiben jener Leute. Mögest du, o König, dich nach alldem genau erkundigen und dich dann gemäß deiner allbekannten Freundlichkeit unseres Landes und unseres bedrängten Volkes annehmen.

10 Denn solange Judas lebt, kann unmöglich Friede im Land werden."

11 So sprach er, und sogleich hetzten die andern Günstlinge, die Judas feindlich gesinnt waren, den Demetrius noch mehr auf.

12 Dieser rief alsbald Nikanor, den früheren Führer der Elefanten, und ernannte ihn zum Befehlshaber über Judäa.

13 Er entließ ihn mit dem schriftlichen Befehl, Judas zu töten, seine Anhänger zu zersprengen und Alkimus als Hohenpriester des Hauptheiligtums einzusetzen.

14 An Nikanor schlossen sich haufenweise all die Heiden an, die vor Judas aus Judäa geflohen waren. Sie meinten nämlich, der Juden Mißgeschick und Unglück würde ihr eigenes Glück sein.

 

Der Kampf bei Dessau

15 Als sie von dem Anmarsch des Nikanor und dem feindseligen Vorgehen der Heiden hörten, bestreuten sie sich mit Staub und flehten den an, der seinem Volk ewigen Bestand zugesichert hat und seines Erbteils sich stets offensichtlich annimmt.

16 Auf Befehl ihres Führers brachen sie schleunigst auf und stießen bei dem Dorf Dessau mit den Feinden zusammen.

17 Simeon, der Bruder des Judas, war auf Nikanor gestoßen und durch das plötzliche Erscheinen der Feinde etwas ins Wanken geraten.

18 Trotzdem scheute sich Nikanor, die Entscheidung durch Blutvergießen herbeizuführen, als er hörte, welche Tapferkeit Judas und seine Leute an den Tag legten und mit welchem Mut sie für das Vaterland kämpften.

 

Der Friedensvertrag

19 Deswegen sandte er Posidonius, Theodotus und Mattatias, um Friedensbedingungen vorzuschlagen und entgegenzunehmen.

20 Es fanden reifliche Verhandlungen statt.

21 Sie setzten einen Tag fest, wo sie unter vier Augen zusammenkommen wollten. Als sie hinkamen, wurde für jeden ein Sessel hingestellt.

22 Judas aber hatte für den Fall, daß von seiten der Feinde unversehens ein verräterischer Angriff versucht würde, an passenden Orten Bewaffnete bereitgestellt; die Unterredung verlief jedoch ungestört.

23 Nikanor verweilte dann in Jerusalem und tat nichts Unrechtes. Ja, er entließ sogar scharenweise die Truppen, die er gesammelt hatte.

24 Ständig hielt er Judas bei sich und war dem Mann von Herzen zugetan.

25 Er ermunterte ihn, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Der heiratete denn auch, war glücklich und freute sich des Lebens.

 

Neue Klagen des Alkimus

26 Als Alkimus ihre freundlichen Beziehungen bemerkte und von den abgeschlossenen Verträgen erfuhr, nahm er eine Abschrift davon. Damit ging er zu Demetrius und beschuldigte Nikanor des Hochverrats, weil er den Reichsfeind Judas zu seinem Nachfolger bestimmt hätte.

27 Darüber ergrimmte der König und schrieb dem Nikanor, durch die Verleumdungen des Schurken gereizt, daß er den Vertrag mißbillige und ihm befehle, den Makkabäer sofort in Ketten nach Antiochia zu senden.

28 Durch diese Kunde wurde Nikanor bestürzt. Es fiel ihm schwer, das Abkommen aufzuheben, weil der andere kein Unrecht begangen hatte.

29 Da man aber dem König nicht zuwiderhandeln durfte, suchte er eine passende Gelegenheit, um den Auftrag mit List auszuführen.

30 Dem Makkabäer entging jedoch nicht, daß Nikanor ihn unfreundlicher behandelte und bei den üblichen Zusammenkünften zurückhaltend war. Da er einsah, daß diese Unfreundlichkeit nichts Gutes bedeute, scharte er eine ansehnliche Anzahl seiner Leute um sich und verbarg sich vor Nikanor.

 

Nikanors Drohungen im Tempel

31 Als dieser merkte, daß der Makkabäer ihm durch Entschlossenheit und List zuvorgekommen war, begab er sich in den hochheiligen Tempel, während die Priester gerade die gebührenden Opfer darbrachten. Er forderte sie auf, den Mann auszuliefern.

32 Diese schwuren hoch und teuer, sie wüßten nicht, wo der Gesuchte sei.

33 Da streckte er die Rechte gegen den Tempel aus und schwur: "Wenn ihr mir Judas nicht gefesselt ausliefert, mache ich dieses Gotteshaus dem Erdboden gleich, reiße den Altar nieder und erbaue hier dem Dionysos einen prächtigen Tempel."

34 Nach solchen Drohungen ging er weg. Die Priester aber erhoben die Hände zum Himmel, riefen den an, der allezeit der Beschützer unseres Volkes ist, und beteten:

35 "Herr, der du keines Dinges bedarfst, du hast gewollt, daß ein Tempel als deine Wohnung unter uns ist.

36 So bewahre nun, heiliger Herr, Urquell aller Heiligkeit, dieses Haus, das erst vor kurzem gereinigt ward, immerdar vor aller Verunreinigung!"

 

Rasis Tod

37 Nun wurde dem Nikanor ein gewisser Rasi angezeigt, einer von den Ältesten Jerusalems, ein Mann, der seine Mitbürger liebte und in hohem Ansehen stand und den man wegen seiner Wohltätigkeit 'Vater der Juden' nannte.

38 Schon früher, zur Zeit des Zwiespaltes, hatte er sich entschieden zum Judentum bekannt und Leib und Leben für das Judentum eingesetzt.

39 Da nun Nikanor seine feindliche Gesinnung gegen die Juden an den Tag legen wollte, entsandte er über 500 Mann, um ihn gefangenzunehmen.

40 Er dachte, wenn er diesen Mann ergriffe, würde er jenen einen schweren Schlag versetzen.

41 Schon schickten sich die Truppen an, seine feste Wohnung einzunehmen, sprengten das Hoftor und riefen nach Feuer, um die Türen in Brand zu stecken. Da stürzte er sich, von allen Seiten eingeschlossen, in sein Schwert.

42 Lieber wollte er in Ehren sterben, als den Verruchten in die Hände fallen und auf eine seines edlen Sinnes unwürdige Weise mißhandelt werden.

43 Da er sich aber in der Hast nicht tödlich getroffen hatte und der Haufe schon durch die Türen eindrang, lief er mutig auf die Mauer und stürzte sich kühn auf die Menge hinab.

44 Diese wich aber rasch zurück, und so entstand ein freier Platz, auf den er hinfiel.

45 Er lebte aber noch und stand in leidenschaftlicher Erregung wieder auf, obschon das Blut in Strömen aus seinen schmerzenden Wunden schoß, rannte durch die Reihen der Menge und trat auf einen steilen Felsblock.

46 Schon ganz verblutet, riß er seine Eingeweide heraus, faßte sie mit beiden Händen und schleuderte sie auf die Menge. Dabei rief er den Herrn über Leben und Geist an, er möge sie ihm wiedergeben. – So starb er.

 

Kapitel 15: Nikanors Lästerungen

1 Als Nikanor erfuhr, daß die Truppen des Judas sich in den Ortschaften Samariens aufhielten, beschloß er, sie am Sabbat in aller Sicherheit anzugreifen.

2 Doch die Juden, die notgedrungen ihm folgten, sprachen: "Bringe sie doch nicht so grausam und unmenschlich um! Achte den Tag, den der Allsehende von Anbeginn geheiligt hat!"

3 Da fragte der Erzbösewicht: "Gibt es im Himmel einen Herrn, der den Sabbat zu feiern geboten hat?"

4 Sie erklärten offen: "Der lebendige Herr selbst, der im Himmel herrscht, hat den siebten Tag zu feiern geboten."

5 Er aber sprach: "Auf Erden herrsche ich, und ich gebe Befehl, die Waffen zu ergreifen und des Königs Dienst zu verrichten." – Dennoch gelang es ihm nicht, sein schändliches Vorhaben auszuführen.

6 In seinem hochfahrenden Sinn hatte Nikanor vor, zur Erinnerung an seinen Sieg über die Truppen des Judas ein öffentliches Denkmal zu errichten.

 

Judas ermutigt seine Truppen

7 Der Makkabäer aber vertraute unablässig mit voller Zuversicht, daß er Hilfe vom Herrn erhalte.

8 Er ermunterte die Seinigen, vor dem Ansturm der Heiden keine Furcht zu haben. Sie sollten bedenken, welche Hilfe ihnen schon vom Himmel zuteil geworden sei, und auch jetzt fest hoffen, daß der Allmächtige ihnen den Sieg verleihen werden.

9 Er sprach ihnen Mut zu aus dem Gesetz und den Propheten, erinnerte sie an die schon bestandenen Kämpfe und stärkte ihre Zuversicht.

10 Nachdem er so ihren Mut aufgerichtet hatte, wies er sie auf die Treulosigkeit der Heiden und auf ihren Eidbruch hin und erteilte seine Befehle.

11 So wappnete er einen jeden, nicht mit der Wehr von Schild und Speer, sondern mit trefflichen, ermunternden Worten. Dann erzählte er noch zu aller Freude einen sehr glaubwürdigen Traum.

 

Das Traumgesicht

12 Das Traumgesicht war folgendes: Er sah, wie Onias, der frühere Hohepriester, ein edler und rechtschaffener Mann, bescheiden im Umgang, sanftmütig von Charakter, würdevoll in seiner Rede und von Jugend auf stets tugendbeflissen, mit ausgestreckten Händen für die ganze Judengemeinde betete.

13 Hierauf erschien ein anderer Mann, mit grauem Haar und würdevollem Aussehen, von wunderbarer Hoheit umstrahlt.

14 Da sprach Onias: "Das ist Jeremia, Gottes Prophet, der Freund der Brüder, der soviel betet für das Volk und die Heilige Stadt."

15 Und Jeremia streckte seine Rechte aus und gab dem Judas ein goldenes Schwert mit den Worten:

16 "Nimm hin das heilige Schwert als ein Geschenk Gottes! Mit diesem wirst du die Feinde schlagen."

 

Vorbereitung zur Schlacht

17 So wurden sie ermutigt durch die herrlichen Worte des Judas, die ganz geeignet waren, zur Tapferkeit anzufeuern und die Herzen der Jünglinge zu stählen. Darum beschlossen sie, kein Lager aufzuschlagen, sondern mutig anzugreifen und mit allen Kräften kämpfend die Entscheidung herbeizuführen, weil ja die Stadt, der Gottesdienst und der Tempel in Gefahr standen.

18 Denn um ihre Frauen und Kinder waren sie weniger besorgt. Ihre größte und erste Sorge galt dem heiligen Tempel

19 Aber auch die in der Stadt Zurückgebliebenen waren in nicht geringer Angst und Unruhe wegen der bevorstehenden Schlacht auf freiem Feld.

20 So waren alle auf den kommenden Entscheidungskampf gespannt. Schon rückten die Feinde vor. Das Heer wurde in Schlachtordnung aufgestellt, die Elefanten in geeignete Stellung gebracht und die Reiterei auf die Flügel verteilt.

21 Als der Makkabäer das Vorrücken der Heeresmacht, die mannigfaltigen Waffengattungen und die wilden Bestien erblickte, breitete er seine Hände gen Himmel und rief den wundertätigen Herrn an. Denn er wußte, daß der Sieg nicht durch Waffen erfochten wird, sondern, daß Gott ihn denen verleiht, die er dessen würdig erachtet.

22 Er betete: "Herr, du hast zur Zeit des Hiskija, des Königs von Juda, deinen Engel entsandt, und er erschlug von dem Heer Sanheribs 185.000 Mann.

23 Sende auch jetzt, Herr des Himmels, einen guten Engel vor uns her, um Furcht und Schrecken einzuflößen.

24 Laß durch die Macht deines Armes die niedergeschmettert werden, die unter Lästerungen gegen dein heiliges Volk heranziehen!" Mit diesen Worten schloß er.

 

Sieg über Nikanor

25 Unter Trompetenschall und Kriegsgesängen rückten Nikanors Truppen heran.

26 Die des Judas dagegen griffen die Feinde unter Gebet und Flehen an.

27 Und so, mit den Händen kämpfend, mit dem Herzen aber zu Gott betend, streckten sie, hocherfreut über Gottes sichtbare Hilfe, nicht weniger als 35.000 Mann nieder.

28 Als der Kampf zu Ende war und sie voll Freude zurückkehrten, sahen sie, wie Nikanor in seiner Rüstung dalag.

29 Sie erhoben ein lautes Geschrei und priesen den Herrn in ihrer Muttersprache.

30 Judas aber, der sich ganz mit Leib und Seele für seine Mitbürger eingesetzt und während seines ganzen Lebens das Wohlwollen gegen seine Volksgenossen treu bewahrt hatte, gab den Befehl, Nikanors Haupt sowie die Rechte samt dem Arm abzuschlagen und nach Jerusalem zu bringen.

 

Das Nikanorfest

31 Als er dort angekommen war, ließ er die Volksgenossen zusammenrufen und die Priester vor den Altar treten. Auch die Leute aus der Burg ließ er kommen.

32 Er zeigte ihnen das Haupt des Frevlers Nikanor sowie die Hand des Gotteslästerers, die er prahlerisch gegen das Heiligtum des Allmächtigen ausgestreckt hatte.

33 Dann ließ er dem gottlosen Nikanor die Zunge abschneiden und stückweise den Vögeln vorwerfen, die Hand des Bösewichts dagegen vor dem Tempel aufhängen.

34 Alle priesen, gen Himmel gewandt, den Herrn, der sich so ersichtlich hilfreich gezeigt hatte. Sie riefen: "Gepriesen sei, der seine Stätte unentweiht bewahrt hat!"

35 Dann ließ er Nikanors Haupt an der Burg aufhängen als sichtbares und offenkundiges Zeichen der Hilfe des Herrn.

36 Alle beschlossen einmütig, diesen Tag nicht ohne Feier vorübergehen zu lassen, sondern ein Fest zu feiern am Tag vor dem Mordechai-Tag, am 13. des zwölften Monats, der auf syrisch Adar heißt.

 

Schlußwort

37 So verlief die Geschichte des Nikanor. Von jener Zeit an blieb die Stadt im Besitz der Hebräer. Darum schließe ich auch hier meinen Bericht.

38 Ist er gut und geschickt abgefaßt, so ist mein Wunsch erfüllt. Ist er aber schwach und mittelmäßig, so tat ich doch mein Bestes.

39 Wie es unangenehm ist, Wein allein zu trinken und ebenso Wasser allein, während Wein mit Wasser gemischt wohlschmeckend und köstlich mundet, ebenso ist eine anschauliche Schilderung eines Berichtes ein Genuß für die, die den Bericht vernehmen. Damit schließe ich.