Das Buch Jesus Sirach
Kapitel 1: Gottesfurcht als wahre Weisheit
Der Ursprung der Weisheit in Gott
1 Alle Weisheit stammt vom Herrn und ist bei ihm in Ewigkeit.
2 Wer kann den Sand am Meer, die Regentropfen und der Vorzeit Tage zählen?
3 Wer kann des Himmels Höhe, der Erde Breite, des Abgrunds Tiefe und die Weisheit ergründen?
4 Vor allem anderen wurde die Weisheit erschaffen, seit ewigen Zeiten verständige Einsicht.
5 Der Weisheit Quelle ist das Wort Gottes in der Höhe, und ihre Wege sind die ewigen Gebote.
6 Wem ist der Weisheit Wurzel enthüllt? Wer erkennt ihre Ratschlüsse?
7 Wem ward die Lehre der Weisheit enthüllt, und wer erforscht ihre vielfältigen Pfade?
8 Einer nur ist weise und überaus herrlich: der Herr, der auf seinem Thron sitzt.
9 Er hat sie erschaffen und geschaut und gezählt. Er hat sie ausgegossen über alle seine Werke,
10 unterschiedlich verlieh er sie den Menschen – er schenkt sie denen, die ihn lieben.
Das Wesen der Weisheit ist Gottesfurcht
11 Die Furcht des Herrn ist Ehre und Ruhm und Freude und höchste Wonne.
12 Die Furcht des Herrn erfreut das Herz und gibt Frohsinn, Fröhlichkeit und langes Leben.
13 Wer den Herrn fürchtet, dem geht es am Ende gut. Am Tag seines Todes wird er gepriesen.
14 Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn. Sie ist den Getreuen angeboren.
15 Sie schuf sich bei den Menschen einen ewigen Wohnsitz und bleibt beständig bei deren Nachkommen.
16 Der Weisheit Fülle ist die Furcht des Herrn. Sie macht die Menschen trunken von ihren Früchten.
17 Ihr ganzes Haus füllt sie mit ihren Schätzen an und die Speicher mit ihren Früchten.
18 Der Weisheit Krone ist die Furcht des Herrn. Sie läßt Wohlfahrt sprossen und kräftige Gesundheit.
19 Sie strömt Wissen aus und kluge Einsicht und bringt hohen Ruhm denen, die an ihr festhalten.
20 Die Wurzel der Weisheit ist die Furcht des Herrn und ihre Zweige langes Leben.
21 Die Furcht des Herrn hält die Sünde fern. Wer keine Furcht Gottes hat, kann darum nicht gerettet werden. Denn sein trotziger Sinn ist sein Verderben.
Hindernisse der Weisheit
22 Ungerechter Zorn kann nicht für recht gehalten werden. Des Zornes Wallung führt zum Fall.
23 Der Geduldige hält aus bis zur rechten Zeit; nachher erwächst ihm Freude daraus.
24 Er hält sein Wort zurück bis zur rechten Zeit. Dann künden vieler Lippen seine Klugheit.
25 In den Schatzkammern der Weisheit gibt es weise Sprüche. Dem Sünder ist die Gottesfurcht ein Greuel.
Der Weg zur Weisheit ist Gottes Gesetz
26 Wenn du nach Weisheit verlangst, halte die Gebote, und der Herr wird sie dir schenken.
27 Denn die Weisheitslehre besteht in der Furcht des Herrn. An Treue und Sanftmut findet er sein Wohlgefallen.
28 Sei nicht ungehorsam gegen die Furcht des Herrn und nah ihr nicht mit geteiltem Herzen.
29 Sei kein Heuchler vor den Menschen und habe auf deine Lippen acht.
30 Überhebe dich nicht, auf daß du nicht zu Fall kommst und Schande auf dich häufst und der Herr dein verborgenes Innere aufdeckt und dich stürzt vor allem Volk, weil du der Furcht des Herrn dich genaht, obwohl dein Herz voll Trug war.
Vorwort des griechischen Übersetzers
Durch das Gesetz, die Propheten und die folgenden Schriftsteller ist uns viel Herrliches geschenkt worden. Das sichert Israel den Ruhm der Weisheitslehre. Doch sollen die Leser diese nicht nur selber verstehen, sondern auch imstande sein, sich als Lehrer den Außenstehenden durch Wort und Schrift nützlich zu machen. Das wollte auch mein Großvater Jesus, der sich eingehend mit der Lesung des Gesetzes, der Propheten und der anderen vaterländischen Bücher beschäftigt und sich darin eine ausgiebige Fertigkeit erworben hatte. Er fühlte sich angetrieben, auch selbst eine Schrift über Weisheitslehre zu verfassen. So sollten die Lernbegierigen auch damit bekannt werden und umsomehr Fortschritte machen in der gesetzlichen Lebensweise. [Zu diesem Zweck, will der Übersetzer sagen, habe ich das Buch meines Großvaters ins Griechische übersetzt.]
Ihr seid nun gebeten, mit Wohlwollen und Aufmerksamkeit die Lesung vorzunehmen und Nachsicht zu üben, wo wir vielleicht einige Ausdrücke nicht zutreffend wiedergegeben haben, obgleich wir uns mit der Übersetzung alle Mühe gaben. Denn es hat ein Ausdruck nicht die gleiche Kraft, wenn er in der hebräischen Grundsprache gelesen und wenn er in eine andere Sprache übersetzt wird. Aber nicht nur dieses Buch, sondern auch das Gesetz, die Propheten und die übrigen Bücher weisen eine nicht geringe Verschiedenheit auf, wenn man sie in der Grundsprache liest.
Als ich im achtunddreißigsten Jahr des Königs Euergetes [= Ptolemäus VII. Euergetes] nach Ägypten kam und mich daselbst aufhielt, fand ich einen nicht geringen Unterschied in der Lehre vor. ]Die Juden, die in Ägypten lebten und griechisch sprachen, verstanden nicht mehr die hebräische Sprache und standen den palästinensischen Juden in der Kenntnis des Gesetzes und der Propheten nach.]
Daher erachtete ich es für nötig, mich mit Eifer und Fleiß der Übersetzung dieses Buches zu widmen. Und so verwandte ich während dieser Zeit viel Mühe und Sorgfalt darauf, um das Buch zu vollenden und es auch für jene herauszugeben, die in der Fremde schriftbeflissen sein und ihr Leben nach dem Gesetz einrichten wollen.
Kapitel 2: Der Wandel in der Furcht Gottes
Geduld in der Trübsal
1 Mein Sohn, wenn du vorhast, dem Herrn zu dienen, mache dich auf Anfechtungen gefaßt.
2 Doch sei mutig, harre aus und überstürze dich nicht zur Zeit der Prüfung.
3 Hang ihm an und falle nicht ab von ihm, damit du am Ende erhaben dastehst.
4 Nimm an, was über dich auch kommen mag, und habe Geduld bei den Wechselfällen deiner Trübsal.
5 Denn das Gold wird im Feuer erprobt, der gottgefällige Mensch im Ofen der Trübsal.
6 Vertraue auf Gott, er nimmt sich deiner an. Wandle recht und hoffe auf ihn!
Vertrauen auf Gott
7 Die ihr den Herrn fürchtet, harrt auf sein Erbarmen und weicht nicht ab, damit ihr nicht zu Fall kommt.
8 Die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf ihn, und euer Lohn wird nicht ausbleiben.
9 Die ihr den Herrn fürchtet, hofft auf das Heil, auf ewige Freude und Erbarmen.
10 Schaut auf die früheren Geschlechter und seht: Wer vertraute auf den Herrn und wurde enttäuscht? Wer verharrte in der Furcht vor ihm und wurde verlassen? Wer rief ihn an und wäre von ihm übersehen worden?
11 Denn gnädig und barmherzig ist der Herr. Er läßt die Sünden nach und rettet zur Zeit der Not.
12 Wehe den kleinmütigen Herzen, den schlaffen Händen und dem Sünder, der auf zweierlei Wegen wandelt!
13 Wehe dem verzagten Herzen, das kein Vertrauen hat und darum auch keinen Schutz findet!
14 Wehe euch, die ihr die Geduld verloren habt! Was wollt ihr tun, wenn der Herr euch heimsucht?
Gehorsam gegen Gottes Wort
15 Die den Herrn fürchten, befolgen sein Wort, und die ihn lieben, wandeln seine Wege.
16 Die den Herrn fürchten, suchen sein Wohlgefallen, und die ihn lieben, laben sich ganz an seinem Gesetz.
17 Die den Herrn fürchten, haben ein bereitwilliges Herz und demütigen sich vor ihm.
18 "Wir wollen uns lieber in die Hände des Herrn werfen als in die Hände der Menschen. So groß er ist, so barmherzig ist er auch."
Kapitel 3: Pflichten gegen die Eltern
1 Hört, Kinder, auf das Recht des Vaters und handelt danach, damit es euch wohlergeht.
2 Denn der Herr hat dem Vater Ehre verliehen bei den Kindern und festgesetzt das Recht der Mutter gegenüber den Söhnen.
3 Wer seinen Vater ehrt, sühnt Sünden.
4 Wer seine Mutter achtet, sammelt Schätze.
5 Wer seinen Vater ehrt, wird Freude an seinen Kindern erleben und im Gebet Erhörung finden.
6 Wer seinen Vater ehrt, wird lange leben. Wer auf den Herrn hört, macht seiner Mutter Freude.
7 Wer den Herrn fürchtet, ehrt den Vater und dient seinen Eltern wie Herren.
8 In Wort und Tat ehre deinen Vater, auf daß sein Segen über dich kommt.
9 Des Vaters Segen stützt der Kinder Häuser; aber der Mutter Fluch zerstört sie von Grund aus.
10 Suche nicht deine Ehre in der Geringschätzung deines Vaters; denn in der Schande deines Vaters liegt keine Ehre für dich.
11 Des Menschen Ehre hängt ab von der Ehre seines Vaters, und der üble Ruf der Mutter ist eine Schande für die Kinder.
12 Mein Sohn, nimm dich deines Vaters an in seinem Alter und mache ihm keinen Kummer, solange er lebt.
13 Wenn sein Verstand abnimmt, habe Nachsicht mit ihm und verachte ihn nicht in deiner Vollkraft.
14 Das Mitleid mit deinem Vater wird dir nicht vergessen, es wird dir angerechnet als Sühne für deine Sünden.
15 Am Tag der Trübsal wird deiner gedacht, und deine Sünden verschwinden wie der Reif bei der Wärme.
16 Wer seinen Vater verläßt, gleicht einem Frevler. Wer seine Mutter erbittert, ist vom Herrn verflucht.
Demut und Selbstbescheidung
17 Mein Sohn, vollbringe deine Werke mit Demut, dann bist du beliebt bei den gottgefälligen Menschen.
18 Je größer du bist, um so mehr demütige dich. Dann findest du beim Herrn Gnade.
19 Zahlreich sind die Hochmütigen und Stolzen, aber den Demütigen enthüllt er seine Geheimnisse.
20 Denn groß ist die Macht des Herrn. Von den Demütigen wird er verherrlicht.
21 Grüble dem nicht nach, was für dich zu schwer ist. Forsche dem nicht nach, was über deine Kräfte geht.
22 Sinne über das nach, was dir aufgetragen ist; denn das Verborgene geht dich nichts an.
23 Mit überflüssigen Dingen gib dich nicht ab; denn mehr, als man begreifen kann, ist dir kundgetan worden.
24 Schon viele hat ihr Vorwitz in die Irre geführt, böser Dünkel ihre Einsicht getäuscht.
25 Wer kein Auge hat, dem fehlt das Licht, wer keine Einsicht hat, dem fehlt die Weisheit.
26 Ein trotziges Herz findet ein schlimmes Ende. Wer die Gefahr liebt, kommt darin auch um.
27 Ein trotziges Herz belastet sich mit Schmerzen. Der Sünder häuft ja Sünde auf Sünde.
28 Für die Wunde des Stolzen gibt es kein Heilmittel; denn ein schlimmes Gewächs hat in ihm Wurzel geschlagen.
29 Ein weises Herz durchdenkt die Sinnsprüche, und nach einem aufmerksamen Zuhörer geht das Verlangen des Weisen.
Barmherzigkeit gegen die Armen
30 Wasser löscht loderndes Feuer aus, und Barmherzigkeit sühnt Sünden.
31 Wer Wohltaten vergilt, denkt an die Zukunft und findet eine Stütze zur Zeit, da er zu Fall kommt.
Kapitel 4:
1 Mein Sohn, entziehe dem Armen nicht den Lebensunterhalt und halte die Augen der Dürftigen nicht hin.
2 Betrübe nicht den Hungernden, und reize nicht den Bedürftigen.
3 Ein verbittertes Herz reize nicht noch mehr, und laß den Hilfsbedürftigen nicht auf deine Gabe warten.
4 Weise einen Bittenden in seiner Notlage nicht ab, und wende dein Antlitz vom Armen nicht weg.
5 Wende dein Auge nicht ab vom Bittenden, und gib niemand Anlaß, dir zu fluchen.
6 Denn wenn er dir flucht in seinem Seelenschmerz, wird der Schöpfer sein Flehen erhören.
7 Mache dich beliebt bei der Gemeinde, und vor den Großen beuge dein Haupt.
8 Schenke dem Armen Gehör und erwidere freundlich seinen Gruß.
9 Rette den Bedrängten vor seinen Bedrängern, und zeige dich nicht schwach in deinem Urteilsspruch.
10 Sei den Waisen wie ein Vater, und vertritt die Stelle des Gatten bei ihrer Mutter. Dann wirst du wie ein Sohn des Allerhöchsten sein, und er wird dich mehr lieben als deine eigene Mutter.
In der Schule der Weisheit
11 Die Weisheit hebt ihre Söhne empor und nimmt auf, die nach ihr suchen.
12 Wer sie liebt, liebt das Leben. Wer früh zu ihr kommt, wird erfüllt mit Wonne.
13 Wer sie ergreift, erwirbt Ruhm. Wohin er geht, da segnet ihn der Herr.
14 Wer ihr dient, dient dem Heiligen. Wer sie liebt, den liebt der Herr.
15 Wer auf sie hört, richtet recht. Wer ihr naht, wohnt in Sicherheit.
16 Wer ihr vertraut, erhält sie zu eigen, und seine Nachkommen bleiben in ihrem Besitz.
17 Sie wandelt zuerst unerkannt mit ihm und bringt Furcht und Zagen über ihn. Sie erprobt ihn mit ihrer Zucht und prüft ihn mit ihren Vorschriften, bis sie ihm vertrauen kann.
18 Dann aber kommt sie auf geradem Weg zu ihm, erfreut ihn und tut ihm kund ihre Geheimnisse.
19 Doch wenn er von ihr abfällt, verläßt sie ihn und gibt ihn seinem Verderben preis.
Wahre und falsche Scham
20 Achte auf die rechte Zeit und halte dich vom Bösen fern, und du brauchst dich nicht über dich selber zu schämen.
21 Denn es gibt eine Scham, die zur Sünde führt, und eine, die Ruhm und Ehre bringt.
22 Nimm keine Rücksicht zum eigenen Schaden, und hege keine Scheu zu deinem Verderben.
23 Halte mit der Rede nicht zurück, wo es zum Heil ist.
24 Denn in der Rede wird die Weisheit kund und in dem Wort der Zunge die Bildung.
25 Widersprich nicht der Wahrheit, und schäme dich deines Mangels an Bildung.
26 Schäme dich nicht, deine Sünden einzugestehen, und stelle dich nicht trotzig der Strömung entgegen.
27 Unterwirf dich nicht dem Toren und ergreife nicht Partei für einen Mächtigen.
28 Kämpfe bis zum Tod für das Recht, und Gott, der Herr, wird für dich streiten.
29 Sei nicht schroff mit deiner Zunge und schlaff und matt in deiner Arbeit.
30 Sei nicht wie ein Löwe in deinem Haus und nicht argwöhnisch gegen deine Hausgenossen.
Die rechte Stellung zum Reichtum
31 Deine Hand sei nicht ausgestreckt zum Nehmen und geschlossen zum Geben.
Kapitel 5:
1 Verlasse dich nicht auf deinen Reichtum und sage nicht: "Ich habe genug."
2 Folge nicht deiner Neigung und deiner Kraft, um den Gelüsten deines Herzens nachzugehen.
3 Sage nicht: "Wer hat mir zu befehlen?" – Denn der Herr wird dich streng dafür strafen.
Keine Vermessenheit
4 Sage nicht: "Ich habe gesündigt, und was ist mir geschehen? Langmütig ist der Herr!" –
5 Sei nicht ohne Furcht betreffs der Vergebung, daß du Sünde auf Sünde häufst.
6 Sage nicht: "Seine Barmherzigkeit ist groß. Er wird mir schon meine vielen Sünden vergeben." – Bei ihm ist wohl Barmherzigkeit, aber auch Zorn. Auf den Sündern lastet sein Grimm.
7 Säume nicht, dich zum Herrn zu bekehren. Verschiebe es nicht von einem Tag zum anderen. Denn plötzlich bricht aus der Zorn des Herrn, und du wirst weggerafft am Tag der Vergeltung.
8 Verlasse dich nicht auf trügerische Schätze. Am Tag des Zornes nützen sie dir nichts.
9 Worfle nicht bei jedem Wind und gehe nicht auf jeglichem Pfad. So macht es der doppelzüngige Sünder.
10 Bleibe fest bei deiner Überzeugung. Deine Rede sei stets gleich.
Gebrauch der Zunge
11 Sei schnell bereit zum Hören, gib aber mit Bedachtsamkeit Antwort.
12 Verstehst du eine Sache, so gib dem Nächsten Antwort; wenn nicht, so halte die Hand auf den Mund.
13 Ehre und Schande liegen in der Rede; die Zunge ist des Menschen Untergang.
14 Sei nicht doppelzüngig, und gebrauche deine Zunge nicht zur Verleumdung.
15 Einen Dieb trifft Schande, den Doppelzüngigen Schimpf und Schmach. Verfehle dich weder im Großen noch im Kleinen und werde aus einem Freund kein Feind.
Kapitel 6:
1 Ein schlechter Ruf bringt Schimpf und Schande. So geht es auch dem doppelzüngigen Sünder.
Leidenschaft
2 Überlasse dich nicht dem Willen deiner Leidenschaft; sonst wirst du fortgerissen wie ein Stier.
3 Sie frißt deine Blätter ab, verzehrt deine Fürchte und läßt dich stehen wie einen dürren Baum.
4 Böse Leidenschaft richtet den zugrunde, der sie hat, und macht ihn zum Gespött seiner Feinde.
Freundschaft
5 Eine sanfte Rede erwirbt sich viele Freunde, eine höfliche Zunge mehrt die Zahl der freundlich Grüßenden.
6 Viele mögen mit dir in Frieden leben, aber dein Vertrauter sei nur einer von tausend.
7 Erwirbst du dir einen Freund, so erwirb ihn durch die Probe und schenke ihm nicht zu schnell dein Vertrauen.
8 Mancher ist nur der Zeit nach Freund und bleibt es nicht am Tag deiner Not.
9 Mancher Freund wird zum Feind und deckt dann zu deiner Schande den Streit auf.
10 Mancher Freund ist Tischgenosse, harrt aber nicht aus am Tag deiner Drangsal.
11 Solange es dir gut geht, ist er wie du und verkehrt vertraut mit deinen Hausgenossen.
12 Wenn dich aber ein Unglück trifft, wendet er sich gegen dich und läßt sich vor deinen Augen nicht mehr sehen.
13 Von deinen Feinden halte dich fern, aber auch vor deinen Freunden nimm dich in acht.
14 Ein treuer Freund ist eine feste Burg. Wer einen solchen gefunden, hat einen Schatz gefunden.
15 Ein treuer Freund ist unbezahlbar. Für seinen Wert gibt es keinen Preis.
16 Ein treuer Freund ist Lebensbalsam. Die den Herrn fürchten, finden ihn.
17 Wer den Herrn fürchtet, hält rechte Freundschaft; denn so wie er ist auch sein Freund.
Streben nach Weisheit
18 Mein Sohn, von Jugend auf nimm Belehrung an, dann wirst du bis ins hohe Alter die Weisheit erlangen.
19 Wie der Pflüger und der Sämann nah dich ihr und warte getrost auf ihre herrlichen Früchte. In ihrer Pflege brauchst du nur kurze Zeit dich zu bemühen, und bald schon wirst du ihre Früchte genießen.
20 Wie rauh erscheint sie den Ungelehrigen! Der Unverständige verharrt nicht bei ihr.
21 Wie ein schwerer Prüfstein lastet sie auf ihm, und es währt nicht lange, so wirfst er sie weg.
22 Denn die Zucht ist so wie ihr Name, und nicht vielen ist sie bekannt.
23 Höre, mein Sohn, nimm meine Lehre an und verschmähe nicht meinen Rat.
24 Stecke deine Füße in ihre Fesseln und deinen Hals in ihr Joch.
25 Beuge deinen Rücken und trage sie und werde nicht überdrüssig ihrer Bande.
26 Mit deinem ganzen Herzen nahe dich ihr und halte mit all deiner Kraft ihre Wege ein.
27 Forsche ihr nach und suche sie, so wird sie sich dir offenbaren. Hast du sie erfaßt, so laß sie nicht mehr los.
28 Zuletzt findest du bei ihr Ruhe, und sie wird sich dir in Freude verwandeln.
29 Ihre Fesseln werden dir zum starken Schutz, ihr Halsband dir zum Ehrenkleid.
30 Ein goldener Schmuck findet sich an ihr. Ihre Bande sind ein Purpurgewebe.
31 Wie ein Ehrenkleid wirst du sie anziehen und wie eine Ruhmeskrone sie dir aufs Haupt setzen.
32 Wenn du bereit bist, mein Sohn, wirst du Unterweisung erhalten, und wenn du aufmerksam bist, wirst du klug.
33 Wenn du mit Liebe zuhörst, wirst du sie in dich aufnehmen, und wenn du dein Ohr ihr leihst, wirst du weise werden.
34 Halte dich auf im Kreis der Alten und schließe dich dem Weisen an.
Religiöse Bildung
35 Höre gern zu, wenn man von Gott redet, und laß dir kluge Sprüche nicht entgehen.
36 Siehst du einen Verständigen, so suche ihn schon frühmorgens auf, und dein Fuß trete die Schwellen seiner Tür aus.
37 Denke über die Satzungen des Herrn nach und erwäge beständig seine Gebote. Dann wird er dein Herz aufrichten, und dein Verlangen nach Weisheit wird gestillt.
Kapitel 7: Warnung vor verschiedenen Fehlern
1 Tu nichts Böses, so widerfährt dir nichts Böses.
2 Meide das Unrecht, so wird es dir fernbleiben.
3 Mein Sohn, säe nicht in die Furchen des Unrechts, und du wirst nicht siebenfach davon ernten.
4 Verlange vom Herrn keine Herrscherstellung und vom König keinen Ehrenplatz.
5 Halte dich vor dem Herrn nicht für gerecht, und spiele vor dem König nicht den Weisen.
6 Suche kein Richter zu werden, wenn du dem Unrecht nicht zu steuern vermagst. Du könntest sonst vor dem Mächtigen dich fürchten und deiner Gerechtigkeit Eintrag tun.
7 Verfehle dich nicht gegen die Stadtgemeinde, und würdige dich nicht herab vor dem Volk.
8 Verstricke dich nicht zweimal in die Sünde; denn schon ob der einen bleibst du nicht straflos.
9 Sage nicht: "Er wird auf die Menge meiner Gaben schauen, und wenn ich sie Gott dem Höchsten darbringe, wird er sie annehmen."
10 Sei nicht kleinmütig, wenn du betest, und versäume nicht, Mildtätigkeit zu üben.
11 Verspotte keinen in seinem Seelenschmerz. Einer ist es, der erniedrigt und erhöht.
12 Ersinne keinen Trug wider deinen Nächsten, und tu nichts dergleichen gegen deinen Freund.
13 Sprich nie eine Lüge aus. Die Gewöhnung daran schlägt nicht zum Guten aus.
14 Sei nicht geschwätzig im Kreis der Alten, und wiederhole kein Wort beim Gebet.
15 Verachte nicht die mühevolle Handarbeit und nicht den Ackerbau, der vom Allerhöchsten stammt.
16 Geselle dich nicht der Menge der Sünder zu. Bedenke, daß der Zorn nicht lange auf sich warten läßt.
17 Sei recht demütigen Geistes. Feuer und Wurm sind die Strafe für den Frevler.
Verhalten gegen verschiedene Menschen
18 Vertausche keinen Freund um Geld und keinen edlen Bruder um Gold aus Ofir.
19 Verachte nicht eine Frau, die gut und weise ist. Ihre Anmut ist kostbarer als Gold.
20 Behandle den Knecht, der treu arbeitet, nicht schlecht, auch nicht den Tagelöhner, der dir ergeben ist.
21 Einen verständigen Knecht liebe aufrichtig und verweigere ihm nicht die Freiheit.
22 Hast du Vieh, so sieh nach ihm. Ist es dir nützlich, so behalte es.
23 Hast du Söhne, so erziehe sie und halte sie in Zucht von Jugend auf.
24 Hast du Töchter, so wache über ihren Leib und schau sie nicht zu freundlich an.
25 Verheiratest du deine Tochter, so hast du ein großes Werk getan. Aber gib sie einem verständigen Mann.
26 Hast du eine Frau nach deinem Herzen, so verstoße sie nicht.
27 Ehre deinen Vater von ganzem Herzen, und vergiß nicht die Schmerzen deiner Mutter.
28 Bedenke, daß du ihnen das Leben verdankst. Wie kannst du es ihnen vergelten, was sie an dir getan?
29 Von ganzem Herzen fürchte den Herrn und halte seine Priester in Ehren.
30 Liebe deinen Schöpfer, soviel du vermagst, und laß seine Diener nicht im Stich.
31 Fürchte den Herrn und ehre den Priester. Gib ihm seinen Anteil, wie dir geboten ist: Die Erstlinge, die Schuldopfer, die Gabe an Schulterstücken, das heilige Speiseopfer und den Priesterzehnten.
32 Auch dem Armen strecke deine Hand hin, daß dir voller Segen zuteil wird.
33 Gib jedem Lebenden eine liebe Gabe und versage auch dem Toten nicht deine Liebe.
34 Halte dich nicht fern von den Weinenden und trauere mit den Trauernden.
35 Säume nicht, die Kranken zu besuchen; denn das sichert dir die Liebe.
36 Bei allen deinen Werken denke an deine letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen.
Kapitel 8: Klugheitsregeln
1 Streite nicht mit einem Mächtigen, damit du ihm nicht in die Hände fällst.
2 Streite nicht mit einem Reichen, damit er nicht sein Gewicht gegen dich ausspielt. Denn schon viele hat das Geld zugrundegerichtet, sogar das Herz von Königen verkehrt.
3 Zanke nicht mit einem Schwätzer und lege nicht noch Holz auf sein Feuer.
4 Verkehre nicht mit einem Toren, daß deine Eltern nicht geschmäht werden.
5 Mache keinem Menschen Vorwürfe, der von der Sünde sich abwendet. Bedenke, daß wir alle Strafe verdienen.
6 Beschimpfe keinen alten Mann; denn auch wir werden alt.
7 Freue dich nicht über einen Toten. Bedenke, daß wir alle sterben müssen.
8 Verwirf nicht der Weisen Rede. Denk nach über ihre Sprüche; denn von ihnen kannst du Bildung lernen, um Fürsten dienen zu können.
9 Verschmähe nicht der Alten Reden; denn von ihren Vätern lernten sie. Von ihnen kannst du Einsicht lernen, um Auskunft zu geben, wo es not tut.
10 Lege kein Feuer auf die Kohlen des Sünders; sonst verbrennst du dich an seiner Flamme.
11 Gerate nicht außer dir über einen Spötter; sonst paßt er tückisch auf deine Rede auf.
12 Borge keinem, der mächtiger ist als du. Hast du ihm aber geborgt, so sieh es als verloren an.
13 Leiste nicht Bürgschaft über dein Vermögen hinaus. Hast du dich aber verbürgt, so denke ans Bezahlen.
14 Rechte nicht mit einem Richter; denn er spricht das Urteil nach seinem Gutdünken.
15 Geh nicht des Weges mit einem Verwegenen, damit er nicht schweres Leid über dich bringt. Er tut ja doch, wie es ihm beliebt, und du gehst zugrunde durch seine Torheit.
16 Fange keinen Streit mit einem Jähzornigen an, und ziehe mit ihm nicht durch die Wüste. Denn bei ihm wiegt Blutvergießen leicht, und wo keine Hilfe ist, bringt er dich um.
17 Berate dich nicht mit einem Toren; denn er kann nicht schweigen.
18 Tu nichts Geheimes vor einem Fremden; denn du weißt nicht, was er offenbaren wird.
19 Öffne nicht jedem Menschen dein Herz, um dir dadurch Gunst zu erwerben.
Kapitel 9: Umgang mit Frauen
1 Sei nicht eifersüchtig auf deine liebe Frau und lehre sie nichts Schlimmes zu deinem Schaden.
2 Gib dich der Frau nicht allzusehr hin, daß sie Gewalt über dich erlangt.
3 Nahe dich nicht einer anderen Frau, auf daß du nicht in ihre Schlinge fällst.
4 Verkehre nicht mit einer Sängerin; sonst wirst du durch ihre Künste verstrickt.
5 Hefte deinen Blick auf keine Jungfrau, daß du nicht ihretwegen bestraft wirst.
6 Laß dich nicht mit Dirnen ein, auf daß du nicht dein Vermögen verlierst.
7 Gaffe nicht in den Straßen der Stadt umher und streife nicht herum auf einsamen Plätzen.
8 Wende die Augen ab von einer schönen Frau und mustere nicht fremde Schönheit. Durch Frauenschönheit sind schon viele betört worden. An ihr entzündet sich die Leidenschaft wie Feuer.
9 Sitz nicht mit der Frau eines anderen zusammen. Ergötze dich nicht mit ihr beim Wein, damit nicht etwa dein Herz sich ihr zuneigt und du durch deine Leidenschaft ins Verderben gerätst.
Umgang mit verschiedenen Menschen
10 Gib einen alten Freund nicht preis; denn ein neuer kommt ihm nicht gleich. Ein neuer Freund ist wie neuer Wein. Erst wenn er alt ist, trinkst du ihn gern.
11 Sei nicht eifersüchtig ob des Sünders Glück. Du weißt nicht, wie sein Ende ist.
12 Habe keinen Gefallen am Wohlergehen der Gottlosen. Bedenke, daß sie nicht bis zum Tod straflos bleiben.
13 Bleibe dem weit fern, der die Macht hat, zu töten. Dann brauchst du nicht in Todesfurcht zu schweben. Wenn du dich aber ihm nahst, laß dir nichts zuschulden kommen, sonst nimmt er dir das Leben. Wisse, daß du zwischen Fallen einhergehst und auf den Mauerzinnen einer Stadt wandelst.
14 So gut du kannst, antworte deinem Nächsten und berate dich mit den Weisen.
15 Unterhalte dich mit Einsichtsvollen, und all deine Gespräche gelten dem Gesetz des Höchsten.
16 Deine Tischgenossen seien rechtschaffene Männer. Dein Ruhm bestehe in der Furcht des Herrn.
Weisungen für Vorgesetzte
17 Das Werk von Künstlerhand findet Lob, und so des Volkes Fürst, der weise ist in seiner Rede.
18 Der Schwätzer ist für seine Stadt ein Schrecken, und wer unbesonnen redet, ist verhaßt.
Kapitel 10:
1 Ein weiser Herrscher hält sein Volk in Zucht. Die Herrschaft des Einsichtsvollen ist wohlgeordnet.
2 Wie der Herrscher des Volkes, so sind seine Beamten; wie das Oberhaupt der Stadt, so all ihre Bewohner.
3 Ein zuchtloser Fürst richtet sein Volk zugrunde. Aber durch der Mächtigen Einsicht wird eine Stadt groß.
4 In der Hand des Herrn ruht die Herrschaft über die Welt. Er gibt ihr zur rechten Zeit den rechten Mann.
5 In der Hand des Herrn ruht eines jeden Glück, und der Person des Fürsten verleiht er seine Würde.
6 Grolle dem Nächsten nicht ob jeden Unrechts, und beteilige dich nicht an Taten des Übermutes.
Hochmut und Untergang der stolzen Tyrannen
7 Der Übermut ist beim Herrn und bei den Menschen verhaßt.
8 Gegen beide vergeht sich die Gewalttat. Die Herrschaft geht von einem Volk auf das andere über infolge von Gewalttat, Übermut und Geldgier.
9 Was überhebt sich Staub und Asche? Noch lebend, löst sich auf der Mensch.
10 Eine längere Krankheit – es lächelt der Arzt – heute König und morgen tot.
11 Wenn der Mensch stirbt, sind sein Erbteil Moder, Maden, Geschmeiß und Gewürm.
12 Des Menschen Hochmut beginnt, wenn er vom Herrn abfällt und sein Herz von seinem Schöpfer abwendet.
13 Denn mit der Sünde beginnt der Hochmut. Wer an ihm festhält, richtet viele Frevel an. Darum sendet der Herr wunderbare Heimsuchungen und schlägt sie bis zur Vernichtung.
14 Der Herr stürzt die Throne der Stolzen und setzt die Bedrückten an ihre Stelle.
15 Der Herr rottet die Völker mit der Wurzel aus und pflanzt Demütige an ihrer Stelle.
16 Der Herr verwischt die Spuren der Völker und vertilgt sie bis auf den Grund der Erde.
17 Er reißt sie weg aus der Erde, vernichtet sie und löscht ihr Andenken auf der Erde aus.
18 Der Übermut geziemt den Menschen nicht, noch frecher Zorn den von einer Frau Geborenen.
Die wahre Ehre
19 Welches Geschlecht steht in Ehren? Das Geschlecht des Menschen. Welches Geschlecht steht in Ehren? Das den Herrn fürchtet. Welches Geschlecht steht in Unehren? Das Geschlecht des Menschen. Welches Geschlecht steht in Unehren? Das die Gebote übertritt.
20 Im Kreis der Brüder ist deren Oberhaupt geehrt, in den Augen des Herrn der Gottesfürchtige.
21 Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erhöhung, der Anfang der Verwerfung aber ist Verhärtung und Überheblichkeit.
22 Der Ruhm des Reichen und Angesehenen wie auch des Armen ist die Furcht des Herrn.
23 Es ist nicht recht, einen verständigen Armen zu verachten. Es ziemt sich nicht, den Sünder zu ehren.
24 Fürst, Herrscher und Machthaber stehen in Ehre. Aber keiner ist größer als der Gottesfürchtige.
25 Einem umsichtigen Sklaven dienen Freie, und der Verständige murrt nicht darüber.
26 Spiele nicht den Weisen, wenn du deine Arbeit tust, und tu nicht vornehm, wenn du in Not bist.
27 Besser ist, wer schafft und alles hat, als wer großtut und kein Brot hat.
28 Mein Sohn, in Demut ehre dich selbst und erweise dir die Achtung, die du verdienst.
29 Wer wird den für gerecht halten, der sich selbst ins Unrecht setzt? Wer wird den ehren, der sich selbst entehrt?
30 Es gibt Arme, die um ihrer Einsicht willen geehrt werden. Und es gibt Reiche, die um ihres Reichtums willen geehrt werden.
31 Wer trotz seines Reichtums verachtet ist, wie erst, wenn er arm wäre?
Kapitel 11:
1 Die Weisheit des Demütigen erhöht sein Haupt und läßt ihn mitten unter den Fürsten sitzen.
2 Lobe keinen Menschen um seiner Schönheit willen und verachte keinen um seines Aussehens willen.
3 Die Biene ist unansehnlich unter den geflügelten Tieren, aber sie bringt die süßeste Frucht hervor.
4 Sei nicht stolz auf deine Kleidung und überhebe dich nicht, wenn du geehrt wirst. Denn die Werke des Herrn sind wunderbar, und doch ist sein Walten verborgen vor den Menschen.
5 Schon mancher Herrscher mußte am Boden sitzen, und der, an den niemand dachte, trug die Krone.
6 So mancher Machthaber wurde schimpflich entehrt und Angesehene wurden der Gewalt anderer preisgegeben.
7 Tadle nicht, ehe du geprüft hast. Untersuche zuerst, dann weise zurecht.
8 Gib keine Antwort, ehe du gehört hast, und unterbrich nicht im Gespräch.
9 Streite nicht um das, was dich nichts angeht, und beteilige dich nicht am Streit der Frevler.
Vielgeschäftigkeit
10 Mein Sohn, laß dich nicht auf vielerlei Geschäfte ein. Treibst du zuviel, so bleibst du nicht schuldlos. Wenn du etwas nachjagst, wirst du es nicht erreichen, und wenn du entfliehst, wirst du nicht entrinnen.
11 Da müht sich einer ab, plagt sich und hastet, aber er bleibt nur um so mehr zurück.
12 Ein anderer ist schwach und hilfsbedürftig, kraftlos und bettelarm. Aber die Augen des Herrn schauen gütig auf ihn, und der Herr hebt ihn empor aus seiner Niedrigkeit.
13 Er erhebt sein Haupt, so daß viele über ihn staunen.
Gottes gerechte Vergeltung
14 Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen vom Herrn.
15 Weisheit, Wissenschaft und Kenntnis des Gesetzes stammen von Gott. Liebe und rechter Wandel haben ihn zum Urheber.
16 Irrtum und Finsternis gehören zum Wesen der Sünder. Die aber am Bösen sich erfreuen, werden darin alt.
17 Der Segen des Herrn bleibt den Gottesfürchtigen, sein Wohlgefallen verleiht immerwährendes Wohlergehen.
18 Mancher wird reich, weil er spart und geizt. Sein Lohn besteht darin,
19 daß er sagen kann: "Ich habe nun Ruhe gefunden und will jetzt von meinen Gütern zehren." – Aber er weiß nicht, wie lange es dauert. Er stirbt und muß sie anderen hinterlassen.
20 Bleibe deinem Beruf treu, wandle ihm zufolge und werde alt bei deinem Werk.
21 Wundere dich nicht über das Tun der Sünder. Vertraue auf den Herrn und harre aus in deiner Mühsal. Denn es ist dem Herrn ein Leichtes, den Armen plötzlich und unerwartet reich zu machen.
22 Der Lohn des Gerechten ist der Segen des Herrn, schnell läßt er seinen Segen sprossen.
23 Sage nicht: "Was brauche ich noch? Was wartet noch Gutes auf mich?"
24 Sage auch nicht: "Ich habe genug. Was kann mir noch Übles widerfahren?"
25 Am Tag des Glücks vergißt man das Unglück. Am Tag des Unglücks vergißt man das Glück.
26 Denn es ist dem Herrn ein Leichtes, am Tag des Todes dem Menschen nach seinen Werken zu vergelten.
27 Schlimme Zeit läßt das Wohlleben vergessen, und das Ende des Menschen offenbart sein Tun. Preise niemand glücklich vor dem Tod.
28 Denn erst an seinen Kindern erkennt man den Menschen.
Vorsicht gegen Fremde
29 Führe nicht jeden Menschen in dein Haus; denn vielfältig sind die Nachstellungen des Hinterlistigen.
30 Wie ein im Korb gefangenes Rebhuhn ist das Herz des Stolzen. Wie ein Kundschafter späht er nach einer Schwäche.
31 Heimtückisch verkehrt er das Gute in Böses und hängt den trefflichsten Dingen einen Schandfleck an.
32 Aus einem Feuerfunken entsteht ein großer Kohlenbrand. So lauert der Ruchlose auf Blut.
33 Sei auf der Hut vor dem Bösewicht, denn er sinnt auf Schlimmes. Er hängt dir sonst für immer einen Schandfleck an.
34 Nimmst du einen Fremden in dein Haus, wird er dich in Unruhe stürzen und dich den Deinen entfremden.
Kapitel 12: Rechtes Wohltun
1 Wenn du Gutes tust, so wisse, wem du es tust, und du erntest Dank für deine Güte.
2 Tu Gutes dem Gottesfürchtigen, und du findest Vergeltung, wenn nicht von ihm, so vom Allerhöchsten.
3 Wohltaten sind dem nicht zu erweisen, der beharrlich Böses tut, noch dem, der Wohltat nicht vergilt.
4 Gib dem Gottesfürchtigen, versage es dem Bösen. Tu Gutes dem Demütigen und gib dem Frevler nichts.
5 Versage ihm das Brot und gib es ihm nicht. Sonst bekommt er dich in seine Gewalt und du erhältst doppelt Böses für all das Gute, das du ihm erweist.
6 Auch der Allerhöchste haßt die Frevler und übt Vergeltung an den Gottlosen.
7 Gib dem Guten, des Sünders aber nimm dich nicht an.
Warnung vor Vertraulichkeit
8 Im Glück erkennt man nicht den Freund. Im Unglück aber bleibt der Feind nicht verborgen.
9 Hat einer Glück, dann ist auch der Feind sein Freund. Doch hat er Unglück, zieht auch der Freund sich zurück.
10 Traue nie deinem Feind. Denn seine Bosheit gleicht dem Eisen, das rostet.
11 Auch wenn er demütig und gebückt einhergeht, nimm dich in acht und sei auf der Hut vor ihm. Sei ihm gegenüber wie ein Spiegelputzer. Dann wirst du erkennen, daß er nicht ganz verrostet ist.
12 Weise ihm keinen Platz neben dir an. Sonst könnte er dich stürzen und an deine Stelle treten. Laß ihn nicht zu deiner Rechten sitzen. Sonst strebt er noch nach deinem Sitz. Dann begriffest du schließlich meine Worte und betrübtest dich über meine Mahnung.
13 Wer hat Mitleid mit einem Zauberer, der von einer Schlange gebissen wird, und mit allen, die wilden Tieren sich nahen?
14 So auch niemand mit dem, der mit einem Frevler verkehrt und in seine Sünden sich verstrickt.
15 Eine Weile bleibt er bei dir. Wenn du aber ins Wanken kommst, hält er nicht stand.
16 Auf seinen Lippen hat der Feind freundliche Worte. Aber in seinem Herzen sinnt er darauf, dich in die Grube zu stoßen. Mit seinen Augen vergießt der Feind Tränen. Hat er aber gute Gelegenheit, wird er des Blutvergießens nicht satt.
17 Wenn dir ein Unglück zustößt, triffst du ihn daselbst noch vor dir an. Er stellt dir ein Bein, als wollte er dir helfen.
18 Er schüttelt den Kopf und klatscht in die Hände. Mit vielem Getuschel verzieht er sein Gesicht.
Kapitel 13: Der Umgang mit Reichen
1 Wer Pech anrührt, besudelt sich. Wer mit einem Spötter verkehrt, wird ihm ähnlich.
2 Hebe keine Last auf, die dir zu schwer ist, und verkehre nicht mit dem, der mächtiger und reicher ist als du. Wie passen Topf und Kessel zusammen? Der eine stößt an, der andere zerbricht.
3 Der Reiche tut Unrecht, frech prahlt er noch damit; der Arme erleidet Unrecht und muß dazu noch flehen.
4 Wenn du ihm nützlich bist, bemüht er sich um dich. Gerätst du in Not, läßt er dich im Stich.
5 Wenn du etwas hast, lebt er mit dir zusammen und beutet dich aus, ohne daß es ihm Kummer macht.
6 Solange er dich braucht, täuscht er dich; er lächelt dir zu, macht dir Hoffnung und fragt mit schönen Worten: "Was hast du nötig?"
7 Er beschämt dich durch seine Bewirtungen, bis er dich zwei- und dreimal ausgebeutet hat. Und zuletzt verlacht er dich. – Wenn er dich später sieht, läßt er dich stehen und schüttelt den Kopf über dich.
8 Habe acht, daß du durch deine Torheit nicht irregeführt wirst und zu Schaden kommst.
Der Umgang mit Mächtigen
9 Ruft dich ein Mächtiger, so halte dich zurück. Er wird dich dann um so dringender rufen.
10 Dränge dich nicht auf, sonst weist man dich zurück. Halte dich aber auch nicht fern, sonst vergißt man dich.
11 Geh nicht darauf aus, mit ihm vertraulich zu reden, und baue nicht auf seine vielen Worte. Durch sein Geplauder will er dich in Versuchung bringen und durch sein Anlächeln dich ausforschen.
12 Wer nicht schweigen kann, ist grausam; er verschont dich weder vor Mißhandlung noch Fesseln.
13 Sei auf deiner Hut und nimm dich wohl in acht; denn du gehst mit deinem Unglück um.
14 Hörst du davon im Traum, so sei wachsam. Während deines ganzen Lebens liebe Gott und rufe ihn an um deine Rettung.
15 Jedes Lebewesen liebt seinesgleichen und jeder Mensch den Nebenmenschen.
16 Jedes Geschöpf hält zu seinesgleichen, und so gesellt sich auch der Mensch zu seinesgleichen.
17 Schließt sich der Wolf dem Lamm an? So auch nicht der Frevler dem Gottesfürchtigen.
18 Kann die Hyäne mit dem Hund in Frieden leben? Kann Frieden herrschen zwischen reich und arm?
19 Wie die Wildesel der Wüste die Beute der Löwen sind, so sind die Armen die Weide der Reichen.
20 Wie die Demut ein Greuel ist für den Stolzen, so ist der Arme ein Greuel für den Reichen.
21 Wenn der Reiche ins Wanken gerät, stützen ihn die Freunde. Doch wenn der Arme fällt, verstößt ihn selbst sein Freund.
22 Wenn der Reiche fällt, hat er viele, die ihm helfen. Redet er Ungereimtes, geben sie ihm recht. Doch wenn der Arme fällt, macht man ihm Vorwürfe. Und wenn er verständig spricht, läßt man es nicht gelten.
23 Redet der Reiche, schweigen alle und erheben seine Rede bis zu den Wolken. Redet der Arme, fragt man: "Wer ist denn der?" Und wenn er anstößt, bringt man ihn vollends zu Fall.
Kennzeichen des guten Gewissens
24 Gut ist der Reichtum, an dem keine Schuld klebt. Schlimm ist die Armut nach dem Urteil des Gottlosen.
25 Das Herz des Menschen verändert sein Antlitz: bald zum Guten, bald zum Bösen.
26 Das Zeichen eines guten Herzens ist eine heitere Miene. Doch mühsames Nachdenken erfordert das Ersinnen von Sprüchen.
Kapitel 14:
1 Glückselig der Mann, der mit keinem Wort sich verfehlt und den der Sündenschmerz nicht quält!
2 Glücklich der Mann, den sein Gewissen nicht anklagt und der seine Hoffnung nicht aufgibt!
Geiz, Habgier, Neid
3 Dem Knauser nützt der Reichtum nichts. Wozu dienen dem Geizhals Schätze?
4 Wer sich selbst nichts gönnt, sammelt für andere, und Fremde schwelgen mit seinen Gütern.
5 Wer sich selber feind ist, wem ist der wohl gut? Und so wird er niemals seines Geldes froh.
6 Niemand ist schlimmer, als wer sich selbst nichts gönnt, und das ist der Lohn für seine Schlechtigkeit.
7 Wenn er Gutes tut, tut er es aus Versehen und zeigt zuletzt doch seine Schlechtigkeit.
8 Schlecht ist, wer ein neidisches Auge hat, sein Gesicht abwendet und die Menschen so verachtet.
9 Das Auge des Geizhalses ist mit seinem Anteil nicht zufrieden, üble Mißgunst trocknet ihm die Seele aus.
10 Das Auge des Neiders schaut neidisch aufs Brot und leidet Mangel am eigenen Tisch.
11 Mein Sohn, wenn du es hast, tu dir gütlich und bringe dem Herrn nach Gebühr Opfer dar.
12 Bedenke, daß der Tod nicht säumt und daß der Beschluß der Unterwelt dir nicht bekannt ist.
13 Bevor du stirbst, tu dem Nächsten Gutes, strecke deine Hand aus und beschenke ihn, soviel du kannst.
14 Laß dir einen guten Tag nicht entgehen und laß den Anteil an fröhlichem Genuß nicht an dir vorübergehen.
15 Mußt du deine Habe nicht einem anderen hinterlassen und deinen Erwerb zur Verteilung durchs Los?
16 Gib und nimm und freue dich; denn in der Unterwelt kann man keinem Wohlleben nachgehen.
Vergänglichkeit
17 Jeder Mensch wird alt wie ein Kleid. Von Urzeit her besteht ja das Gesetz: "Du mußt sterben!"
18 Wie die grünen Blätter am dichtbelaubten Baum: die einen fallen ab, die anderen wachsen, so ist es auch mit dem Geschlecht von Fleisch und Blut: das eine stirbt, das andere wird geboren.
19 Jedes Werk vergeht in Moder, und der es herstellt, folgt ihm nach.
Selig, wer nach Weisheit strebt
20 Selig der Mann, der über die Weisheit nachsinnt und sich bemüht um Einsicht;
21 der ihre Wege aufmerksam bedenkt und auf ihre Geheimnisse achtgibt;
22 der ihr nachgeht wie ein Späher und an ihren Zugängen lauert;
23 der heimlich durch ihre Fenster schaut und an ihren Türen horcht;
24 der in der Nähe ihres Hauses sich lagert und in ihre Wände seinen Zeltpflock einschlägt;
25 der an ihrer Seite sein Zelt aufschlägt und so in guter Hut wohnt;
26 der seine Kinder unter ihr Obdach bringt und in ihren Ästen weilt;
27 der sich in ihren Schatten vor der Hitze birgt und rastet in ihrer Pracht.
Kapitel 15:
1 Wer den Herrn fürchtet, handelt so. Wer am Gesetz festhält, erlangt Weisheit.
2 Sie kommt ihm entgegen wie eine Mutter und nimmt ihn auf wie eine junge Frau.
3 Sie speist ihn mit dem Brot der Einsicht und tränkt ihn mit dem Wasser der Erkenntnis.
4 Er stützt sich auf sie und wankt nicht. Er vertraut auf sie und wird so nicht enttäuscht.
5 Sie erhöht ihn über seine Genossen und öffnet ihm den Mund inmitten der Gemeinde.
6 Frohsinn und eine Freudenkrone und ewigen Ruhm erlangt er.
7 Unverständige werden sie sich niemals aneignen, und Sünder werden sie nicht schauen.
8 Sie bleibt fern den Spöttern, und Lügner denken nicht an sie.
9 Ihr Lobpreis ziemt sich nicht im Mund des Sünders; er ist ihm vom Herrn nicht gegeben.
10 Ihr Lob erklingt im Mund des Weisen. Der Herr verleiht es ihm.
Des Menschen freier Wille – Verantwortlichkeit
11 Sage nicht: "Ich bin durch Gott zum Abfall gekommen." Denn was er haßt, sollst du nicht tun.
12 Sage nicht: "Er hat mich zu Fall gebracht." Denn er hat den Sünder nicht vonnöten.
13 Der Herr haßt jede Greueltat, und die ihn fürchten, lieben sie auch nicht.
14 Er schuf im Anfang den Menschen und überließ ihn der eigenen Entscheidung.
15 Wenn du willst, kannst du die Gebote halten, und Treue üben hängt von deinem freien Willen ab.
16 Er hat dir vorgelegt Feuer und Wasser. Strecke deine Hand aus, wonach du willst.
17 Vor dem Menschen liegen Leben und Tod. Was er will, wird ihm gegeben.
18 Groß ist die Weisheit des Herrn. Er ist stark an Macht und sieht alles.
19 Seine Augen sehen auf die, die ihn fürchten; er kennt jedes Menschen Tun.
20 Keinem gibt er den Befehl zu freveln, keinem die Erlaubnis zu sündigen.
Kapitel 16: Die Sünde und ihre Folgen
1 Verlange nicht nach einer Schar nichtsnutziger Kinder und freue dich nicht über Söhne, die gottlos sind.
2 Mögen sie auch zahlreich sein, sei nicht stolz auf sie, wenn sie nicht die Furcht des Herrn haben.
3 Vertraue nicht auf ihre Lebensdauer und verlasse dich nicht auf ihre Vielheit. Denn einer ist besser als tausend, und kinderlos sterben ist besser als Kinder hinterlassen, die gottlos sind.
4 Durch einen Verständigen wird eine Stadt bevölkert. Aber durch der Frevler Sippe verödet sie.
5 Ich sah dergleichen viel mit meinen Augen, und noch Schlimmeres vernahm mein Ohr.
6 Das Feuer loderte auf gegen die Rotte der Frevler, und gegen das ruchlose Volk entbrannte der Zorn.
7 Gott verzieh nicht den Riesen der Urzeit, die in ihrer Kraft sich empörten.
8 Er verschonte nicht die Mitbürger des Lot und verabscheute sie ob ihres Übermutes.
9 Er erbarmte sich nicht des verfluchten Volkes, das ob seiner Sünden vernichtet wurde;
10 Auch nicht der 600.000 Mann zu Fuß, die allesamt dahingerafft wurden wegen der Bosheit ihres Herzens.
11 Wie erst, wenn ein Einzelner halsstarrig ist Da wäre es ein Wunder, wenn er straflos bliebe. Denn Erbarmen ist bei ihm und Zorn. Er kann verzeihen. Doch gießt er auch den Zorn aus.
12 So groß wie sein Erbarmen ist auch seine Strenge. Er richtet jeden nach seinen Werken.
13 Der Frevler entrinnt nicht mit dem Raub, und des Gerechten Hoffnung bleibt nicht unerfüllt.
14 Den, der Gutes tut, belohnt er. Ein jeder empfängt nach seinen Werken.
15 Gott verhärtete des Pharaos Herz, daß es ihn nicht erkannte, damit seine Werke offenbar wurden unter dem Himmel.
16 Sichtbar für die ganze Schöpfung ist sein Erbarmen, sein Licht und sein Dunkel hat er den Menschen zugeteilt.
17 Sage nicht: "Ich bin vor Gott verborgen. Wer denkt dort oben an mich? In der Menge werde ich nicht bemerkt. Was bin ich in der unermeßlichen Schöpfung?"
18 Siehe, der Himmel und der Himmel des Himmels, das Weltenmeer und die Erde wanken, wenn er sie heimsucht.
19 Die Berge allzumal und der Erde Stützen erzittern vor Schrecken, wenn er sie anschaut.
20 Doch darauf achtet das Herz nicht, und wer bedenkt sein Walten?
21 Wie der Mensch den Sturmwind nicht sehen kann, so sind die meisten Werke Gottes verborgen.
22 "Wer verkündet die Werke seiner Gerechtigkeit, oder wer erträgt sie? Denn fern ist der Bund."
23 Nur der Einsichtslose meint das. Nur der Unverständige und Törichte denkt so!
Gottes Walten in der Welt
24 Mein Sohn, höre zu und lerne Einsicht und richte deinen Sinn auf meine Worte.
25 Wohlabgewogen bringe ich meine Lehre ans Licht. Genau künde ich mein Wissen.
26 Als der Herr im Anfang seine Werke schuf und sie von der Schöpfung an in ihre Teile schied, ordnete er für alle Zeiten seine Werke und ihren Bereich nach ihren Arten.
27 Sie hungern nicht und werden nicht müde und tun unablässig ihre Arbeit.
28 Keines drängt das andere, und sie widerstreben niemals seinem Wink.
29 Der Herr sah dann auf die Erde herab und füllte sie an mit seinen Gütern.
30 Mit Lebewesen aller Art bedeckte er ihre Fläche. Zu ihr kehren sie auch zurück.
Kapitel 17: Der Mensch in Gottes Schöpfung
1 Der Herr schuf den Menschen aus Erde und läßt ihn wieder zu ihr zurückkehren.
2 Er schenkte ihm eine Frist, eine bestimmte Anzahl von Lebenstagen, und verlieh ihm die Herrschaft über alles, was auf ihr sich regt.
3 Er rüstete ihn geziemend mit Kraft aus und schuf ihn nach seinem Bild.
4 Er pflanzte allem Fleisch Furcht vor ihm ein, daß er herrsche über die Tiere und Vögel.
5 Sie empfingen den Gebrauch der fünf Gewalten des Herrn, als sechste wurde ihnen Anteil gegeben am Verstand und als siebte der Geist, der da ist Deuter seiner Gewalten.
6 Urteilskraft, Zunge, Auge und Ohr gab er ihm und ein Herz zum Denken.
7 Er erfüllte ihn mit verständiger Einsicht und zeigte ihm Gut und Böse.
8 Er setzte ihm sein Auge ins Herz, um ihm die Größe seiner Werke zu zeigen,
9 auf daß er die Herrlichkeit seiner Werke preise
10 und lobe seinen heiligen Namen.
11 Dazu gab er den Menschen noch zum Besitz die Erkenntnis und das Gesetz des Lebens.
12 Er schloß mit ihnen einen ewigen Bund und lehrte sie seine Satzungen.
13 Ihre Augen sahen seine wundervolle Herrlichkeit, und seine wunderbare Stimme vernahmen ihre Ohren.
14 Er gebot ihnen: "Meidet alles Unrecht!" und schrieb einem jeden von ihnen die Pflichten gegen den Nächsten vor.
15 Ihre Wege liegen vor ihm allezeit und sind nicht verborgen seinen Augen.
16 Seine Bündnisse sind nicht kraftlos geworden wegen ihrer Bosheit, alle ihre Übeltaten sieht der Herr.
17 Jedem Volk bestellte er einen Herrscher. Doch Israel ist der Erbteil des Herrn
18 Am Ende wird er sich anschicken, an ihnen Vergeltung zu üben, Vergeltung an einem jeden auf sein Haupt, und wird sie verschwinden lassen im Inneren der Erde.
19 Alle ihre Werke stehen vor ihm wie die Sonne, und seine Augen sind stets auf ihre Wege gerichtet.
20 Ihre Frevel sind ihm nicht verborgen. Alle ihre Sünden stehen vor dem Herrn.
21 Aber der Herr ist gut und kennt seine Geschöpfe; weder vernichtet er sie, noch verläßt er sie, sondern er verschont sie.
22 Des Mannes Mildtätigkeit ist bei ihm wie ein Siegelring, und die Wohltat des Menschen behütet er wie den Augapfel.
23 Späterhin erhebt er sich und übt Vergeltung an den Frevlern und bringt Vergeltung auf ihr Haupt.
24 Den Reuigen jedoch läßt er den Rückweg offen und ermutigt die Hoffnungslosen.
25 Bekehre dich zum Herrn und laß ab von deinen Sünden. Flehe zu ihm und vermindere den Fehltritt.
26 Kehre zurück zum Allerhöchsten, wende dich ab vom Unrecht und hasse das Laster aufs äußerste.
27 Wer wird den Allerhöchsten in der Unterwelt loben an Stelle derer, die da leben und ihn preisen?
28 Beim Toten, der nicht mehr ist, hat der Lobpreis ein Ende. Nur wer lebt und gesund ist, kann den Herrn preisen.
29 Wie groß ist die Barmherzigkeit des Herrn und sein Erbarmen gegen alle, die zu ihm sich wenden!
30 Es kann nicht alles im Menschen sein, weil die Menschen nicht unsterblich sind.
31 Was ist heller als die Sonne? Doch selbst sie verfinstert sich. So ist auch übel das Sinnen von Fleisch und Blut!
32 Gott prüft selbst das Heer des hohen Himmels, wieviel mehr die Menschen, die alle nur Staub und Asche sind.
Kapitel 18: Gottes Erbarmen
1 Der ewig lebt, schuf alles insgesamt.
2 Der Herr allein wird für gerecht befunden, und keinen gibt es außer ihm.
3 Er regiert die Welt mit dem Ausspannen seiner Hand, und alles gehorcht seinem Willen; denn er ist König über alle Dinge, in seiner Macht sondert er die geheiligten von den ungeheiligten Dingen.
4 Niemand vermag seine Werke zu schildern. Wer ist imstande, seine Großtaten zu erfassen?
5 Wer kann seine gewaltige Größe erfassen, wer seine Gnadenerweise aufzählen?
6 Man kann davon nichts wegnehmen und nichts dazutun. Es ist unmöglich, des Herrn Wunderwerke zu erforschen.
7 Wenn der Mensch damit zu Ende ist, steht er erst am Anfang; sein Unvermögen fühlt er, wenn er damit aufhört.
8 Was ist der Mensch? Wozu ist er wohl nütze? Was hat er Gutes, und was hat er Schlimmes an sich?
9 Des Menschen Lebenstage sind, wenn es hoch kommt, hundert Jahre.
10 Wie ein Wassertropfen aus dem Meer und wie ein Sandkorn, so sind die wenigen Jahre im Tageslicht der Ewigkeit.
11 Deshalb übt der Herr Geduld mit den Menschen und gießt seine Barmherzigkeit über sie aus.
12 Er sieht und weiß, wie schlimm ihr Ende ist. Darum zeigt er großes Erbarmen.
13 Das Erbarmen des Menschen erstreckt sich nur auf den Nächsten, das Erbarmen des Herrn auf alles Fleisch. Er weist zurecht, züchtigt und belehrt und führt ihn zurück wie ein Hirt seine Herde.
14 Er zeigt Erbarmen dem, der seine Zucht annimmt und eifrig ist in seinen Satzungen.
Angemessenes Reden und Verhalten
15 Mein Sohn, füge zum Wohltun keinen Vorwurf hinzu und zu keiner Gabe kränkende Worte.
16 Macht nicht der Tau der Hitze ein Ende? So ist auch ein gütiges Wort besser als ein Gabe.
17 Geht ein gütiges Wort nicht über eine gute Gabe? Beides findet sich bei einem liebenswürdigen Mann.
18 Der Tor macht bittere Vorwürfe, und die Gabe des Neidischen treibt Tränen in die Augen.
19 Bevor du redest, unterrichte dich. Bevor du krank wirst, sorge für deine Gesundheit.
20 Bevor du richtest, erforsche dich selbst. Dann findest du Nachsicht zur Zeit der Heimsuchung.
21 Bevor du krank wirst, demütige dich. Hast du gesündigt, so zeige Reue.
22 Versäume nicht, ein Gelübde rechtzeitig zu erfüllen. Warte nicht bis zum Tod, um davon frei zu werden.
23 Bevor du ein Gelübde ablegst, bereite dich vor, und sei nicht wie ein Mensch, der den Herrn versucht.
24 Denke an seinen Zorn am Tage des Todes und an die Zeit der Strafe, wenn er sein Angesicht abwendet.
25 Zur Zeit des Überflusses denke an die Zeit des Hungers, in der Zeit des Reichtums an Armut und Not.
26 Vom Morgen bis zum Abend ändert sich die Zeit, und alles eilt dahin vor dem Herrn.
27 Der Weise nimmt sich in allem wohl in acht, in den Tagen der Sünde hütet er sich vor Verfehlung.
28 Jeder Verständige erkennt darin Weisheit und spendet Lob dem, der sie findet.
29 Die sich auf Sprüche verstehen, sind selbst auch weise und strömen treffliche Sprüche aus.
Warnung vor bösen Begierden
30 Folge nicht deinen Begierden und halte ich fern von deinen Gelüsten.
31 Wenn du dir der Begierde Lust gestattest, macht sie dich zum Gespött deiner Feinde.
32 Ergötze dich nicht an häufiger Schwelgerei und habe nichts mit ihr gemein.
33 Mache dich nicht arm durch Schmausereien mit erborgtem Geld, während du nichts in deiner Tasche hast.
Kapitel 19:
1 Ein Arbeiter, der dem Trunk ergeben ist, wird nicht reich, und wer das Wenige nicht beachtet, kommt bald herunter.
2 Wein und Weiber verführen Kluge zur Sünde. Wer sich an Dirnen hängt, wird noch verwegener.
3 Moder und Würmer nehmen von ihm Besitz, und der Verwegene wird hinweggerafft.
4 Wer schnell Vertrauen schenkt, ist leichtsinnig, und wer sündigt, vergeht sich gegen sich selbst.
Warnung vor übler Nachrede
5 Wer am Schlechten seine Freude hat, erfährt Tadel.
6 Wer den Klatsch verabscheut, leidet weniger Plage.
7 Sage nie etwas weiter, dann wirst du keinen Schaden nehmen.
8 Erzähle nichts weiter bei Freund und Feind und sage nichts weiter, wenn es nicht Sünde ist für dich.
9 Denn wer dich reden hört, hütet sich vor dir, zu gegebener Zeit wird er dich mißachten.
10 Hörst du ein Gerede, so laß es mit dir sterben. Sei überzeugt, es wird dich nicht zerreißen.
11 Der Tor bekommt von einem Wort schon Wehen wie die Gebärende von ihrer Leibesfrucht.
12 Wie ein Pfeil, der im fleischigen Schenkel steckt, ist das Wort im Inneren des Toren.
13 Stelle den Freund zur Rede, ob er nicht etwas getan, und wenn er es getan hat, daß er es nicht wieder tut.
14 Stelle deinen Freund zur Rede, ob er etwas gesagt, und wenn er etwas gesagt hat, daß er es nicht wieder sagt.
15 Stelle den Freund zur Rede; denn oft ist es Verleumdung. Darum glaube nicht jedem Gerede.
16 Mancher verfehlt sich, wenn auch ohne Absicht. Wer hätte sich mit der Zunge noch nicht vergangen?
17 Stelle deinen Nächsten zur Rede, ehe du ihn anfährst, und gib dem Gesetz des Allerhöchsten Raum.
18 Mancher sündigt mit der Zunge, aber nicht böswillig.
19 Denn wer begeht keinen Fehler mit seiner Zunge?
Wahre und falsche Weisheit
20 Jegliche Weisheit ist Furcht des Herrn. Mit Weisheit ist die Erfüllung des Gesetzes verbunden [und die Erkenntnis seiner Allmacht.
21 Der Knecht, der zu seinem Herr spricht: 'Was dir gefällt, tue ich nicht', erzürnt den, der ihn ernährt – selbst wenn er es danach tut.]
22 Die Kenntnis der Schlechtigkeit ist keine Weisheit, und der Rat der Sünder ist keine Einsicht.
23 Es gibt eine Schalkheit, und die ist ein Greuel; und es gibt Gottlose, denen es an Weisheit gebricht.
24 Besser arm an Einsicht, doch gottesfürchtig, als reich an Einsicht und Gesetzesübertreter.
25 Es gibt eine geriebene Klugheit, und die ist ungerecht. Sie verdreht das Recht, um Gunst zu erweisen.
26 Mancher geht in schwarzem Trauerkleid gebückt einher. Doch sein Inneres ist voll Trug.
27 Er hängt den Kopf und stellt sich taub. Doch unversehens greift er dich an.
28 Ist er aus Mangel an Kraft gehindert, Böses zu tun, so tut er es, sobald er Gelegenheit findet.
29 An seinem Aussehen erkennt man den Mann. An seinen Mienen erkennt man den Einsichtigen.
30 Die Kleidung des Menschen, das Lachen seiner Zähne und des Menschen Gang tun kund, was an ihm ist.
Kapitel 20: Toren und Weise
1 Mancher Verweis erfolgt zur Unzeit. Mancher schweigt, und der ist klug. Besser ist zur Rede stellen als grollen.
2 Wer dann bekennt, bewahrt sich vor Schaden.
3 Wie gut ist es, Reue zu zeigen, wenn du zurechtgewiesen wirst! Denn so machst du die Sünde gut, die du freiwillig begangen.
4 Wer mit Gewalt das Recht zu erzwingen versucht, ist wie ein Eunuch, der ein Mädchen entehren will.
5 Mancher schweigt und gilt als weise, und mancher ist verhaßt ob seiner großen Geschwätzigkeit.
6 Mancher schweigt, weil er nichts erwidern kann, und mancher schweigt, weil er weiß, wann es Zeit ist.
7 Der Weise schweigt bis zum rechten Augenblick. Tor und Schwätzer aber lassen die rechte Zeit unbeachtet.
8 Wer viele Worte macht, erregt Abscheu, und wer anmaßend ist, macht sich verhaßt.
9 Im Unglück liegt für manchen Glück, und mancher Gewinn ist zum Schaden.
10 Es gibt Geschenke, die dir nichts nützen, und auch Geschenke, die man doppelt vergilt.
11 Es gibt Demütigungen, die auf den Ruhm folgen, und es gibt manchen, der aus der Erniedrigung sein Haupt erhebt.
12 Mancher kauft viel und billig, aber er bezahlt es siebenfach.
13 Der Weise macht sich beliebt durch seine Reden; das Schöntun der Toren aber ist verschwendet.
14 Das Geschenk des Toren bringt dir keinen Nutzen; denn statt eines Auges hat er viele.
15 Er gibt nur wenig, aber tadelt viel und reißt den Mund auf wie ein Herold. Heute gibt er ein Darlehen, und morgen fordert er es zurück. Ein solcher Mensch ist widerwärtig.
16 Der Tor sagt: "Ich habe keinen Freund und keinen Dank für mein Wohltun."
17 Die sein Brot essen, sind Lästerzungen. Wie oft und wie viele werden ihn verspotten!
Verfehlungen mit der Zunge
18 Besser ist ein Fehltritt auf dem Fußboden als ein Fehltritt mit der Zunge. So kommt auch schnell der Sturz der Bösen.
19 Wie ein widerwärtiger Mensch ist ein Wort zur Unzeit. Es findet sich stets im Mund der Zuchtlosen.
20 Der Spruch aus eines Toren Mund wird verachtet; denn nicht zur rechten Zeit bringt er ihn vor.
21 Mancher wird durch Armut vom Sündigen abgehalten und wird so in seiner Ruhe nicht gestört.
22 Mancher richtet sich zugrunde aus Scham und opfert sich aus törichter Rücksicht.
23 Mancher macht seinem Freund Versprechungen aus Scham und macht ihn sich grundlos zum Feind.
24 Ein Schandfleck am Menschen ist die Lüge. Im Mund der Zuchtlosen findet sie sich allezeit.
25 Besser ist ein Dieb als ein steter Lügner; beide aber erben nur Verderben.
26 Das Betragen eines lügenhaften Menschen ist schimpflich; Schande bleibt allezeit an ihm haften.
Empfehlung weiser Rede
27 Wer weise ist im Reden, kommt empor. Ein kluger Mensch gefällt den Großen.
28 Wer das Land bebaut, mehrt seine Garben, und wer beliebt ist bei den Großen, kann Unrecht gutmachen.
29 Gaben und Geschenke blenden selbst den Weisen; wie ein Knebel hemmen sie im Mund den Tadel.
30 Verborgene Weisheit und verborgene Schätze, was nützen sie beide?
31 Besser ist einer, der seine Torheit verbirgt, als einer, der seine Weisheit geheimhält.
Kapitel 21: Warnung vor Sünde und Ungerechtigkeit
1 Mein Sohn, wenn du gesündigt hast, so tue es nicht wieder und bete wegen deiner früheren Sünden.
2 Fliehe vor der Sünde wie vor einer Schlange. Denn nahst du ihr, so beißt sie dich. Ihre Zähne sind Löwenzähne, die die Menschen ums Leben bringen.
3 Wie ein zweischneidiges Schwert ist alle Ungerechtigkeit. Für seinen Hieb gibt es keine Heilung.
4 Gewalttätigkeit und Hochmut vernichten das Vermögen. So verödet das Haus des Hochmütigen.
5 Das Gebet des Armen dringt vom Mund bis zu seinen Ohren, und sein Gericht kommt bald.
6 Wer Zurechtweisung haßt, geht den Pfad des Sünders. Doch wer den Herrn fürchtet, nimmt sie sich zu Herzen.
7 Der Zungenheld ist weithin bekannt. Der Einsichtige merkt, wo er anstößt.
8 Wer sein Haus mit fremdem Gut baut, ist wie einer, der Steine zu einem Grabhügel sammelt.
9 Die Rotte der Gottlosen ist ein Knäuel Werg. Die Feuerflamme ist ihr Ende.
10 Der Sünder Weg ist mit Steinen gepflastert. An seinem Ende liegt der Unterwelt Tiefe.
Der Weise und der Tor
11 Wer das Gesetz bewahrt, beherrscht seine Gedanken. Die Vollendung der Furcht des Herrn ist Weisheit.
12 Wer nicht klug ist, nimmt keine Zucht an. Doch gibt es auch eine Klugheit, die viel Bitterkeit schafft.
13 Die Erkenntnis des Weisen wächst wie eine Flut, sein Rat ist wie ein Lebensquell.
14 Das Herz des Toren gleicht einem zerbrochenen Krug: es faßt keine Weisheit.
15 Hört der Einsichtige ein weises Wort, lobt er es und fügt noch eins hinzu. Doch hört es ein Leichtfertiger, mißfällt es ihm, und verächtlich wirft er es hinter sich.
16 Das Gespräch des Toren gleicht der Last beim Wandern. Auf den Lippen des Weisen findet sich Anmut.
17 Der Mund des Klugen ist begehrt in der Versammlung, und man überlegt bei sich seine Worte.
18 Die Weisheit ist dem Toren ein verschlossenes Haus. Die Erkenntnis des Unverständigen sind unverstandene Worte.
19 Für den Toren ist die Zucht wie eine Kette an den Füßen, wie eine Fessel an der rechten Hand.
20 Der Tor erhebt ein schallendes Gelächter – der Kluge lächelt kaum vernehmbar.
21 Für den Klugen ist die Zucht wie ein Goldgeschmeide, wie ein Armband am rechten Arm.
22 Der Tor stürmt ins Haus hinein. Doch der Erfahrene scheut davor zurück.
23 Der Tor schaut von der Tür ins Haus hinein. Der Gebildete bleibt draußen stehen.
24 Es zeugt von Ungezogenheit, an der Tür zu lauschen. Der Verständige ist taub für Schimpfliches.
25 Die Lippen des Toren reden Törichtes. Die Worte des Verständigen sind abgewogen auf der Waage.
26 Im Mund der Toren liegt ihr Herz, das Herz der Weisen ist ihr Mund.
27 Verflucht der Gottlose den Satan, verflucht er nur sich selbst.
28 Der Ohrenbläser besudelt sich selbst. Man haßt ihn in der Nachbarschaft.
Kapitel 22:
1 Der Faule gleicht einem Stein voller Schmutz. Ein jeder zischt ob seiner Ekelhaftigkeit.
2 Der Träge gleicht einem Misthaufen. Jeder, der ihn berührt, wischt sich die Hände ab.
Ungeratene und wohlgeratene Kinder
3 Ein ungeratener Sohn ist eine Schande für den Vater, eine ungezogene Tochter gereicht zum Schaden.
4 Eine kluge Tochter bringt ihrem Mann Besitz. Eine schändliche macht ihrem Vater Kummer.
5 Eine freche bringt Schande über Vater und Mann und wird von beiden verachtet.
6 Die Rede zur Unzeit ist wie Musik in der Trauer. Zucht und Schläge aber zeugen von Weisheit.
7 Kindern, die ein gutes Leben führen, mangelt nichts; so lassen sie die unedle Herkunft ihrer Eltern vergessen.
8 Kinder, die sich in Verächtlichkeit und Unerzogenheit brüsten, entehren den Adel ihrer Familie.
Umgang mit Toren
9 Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen und weckt einen Schlummernden aus tiefem Schlaf.
10 Wer zu einem Toren spricht, der spricht zu einem Schlummernden. Am Ende sagt er nur: "Was gibt's?"
11 Klage um den Toten; denn das Lebenslicht erlosch. Klage um den Toren; denn die Einsicht ging ihm aus. Klage weniger um den Toten; denn er ging zur Ruhe ein. Des Toren schlechtes Leben ist schlimmer als der Tod.
12 Die Trauer um den Toten währt sieben Tage, die um den Toren und Gottlosen alle Tage seines Lebens.
13 Sprich nicht viel mit einem Toren und verkehre nicht mit einem Unverständigen. Sei auf der Hut vor ihm, damit du keinen Ärger hast und durch seinen Auswurf nicht besudelt wirst. Meide ihn, so wirst du Ruhe finden und keinen Verdruß haben ob seines Unverstandes.
14 Was ist schwerer als Blei? Wie könnte es anders heißen als "Tor"?
15 Sand, Salz und Eisenklumpen sind leichter zu ertragen als ein Tor.
16 Das Herz, das gestützt ist durch weisen Rat, ist wie ein hölzernes Gebälk, das zu einem Bau verbunden ist und bei keiner Erschütterung sich lockert; zu keiner Zeit verzagt es.
17 Ein Herz, durch klugen Sinn gefestigt, ist wie ein Sandverputz an glatter Mauer.
18 Steinchen, die auf der Höhe liegen, halten vor keinem Wind stand. So hält auch ein furchtsames Herz bei törichtem Vorhaben vor keinem Schrecken stand.
Pflege der Freundschaft
19 Wer ins Auge stößt, entlockt ihm Tränen. Wer ins Herz stößt, weckt Schmerzempfindung.
20 Wer einen Stein nach Vögeln wirft, verscheucht sie. Wer den Freund beschimpft, löst die Freundschaft auf.
21 Hast du gegen den Freund das Schwert gezogen, verzweifle nicht: es gibt noch einen Rückweg.
22 Hast du gegen einen Freund den Mund aufgetan, fürchte dich nicht: es gibt noch Versöhnung. Nur bei Beschimpfung, Hochmut, Vertrauensbruch und Hinterlist flieht ein jeder Freund.
23 Zeige Treue deinem Freund in der Armut, damit du auch an seinem Glück teilhast. Harre bei ihm aus in der Zeit der Not, damit du auch Anteil hast an seinem Erbe.
24 Dem Feuer gehen Qualm und Rauch voraus – ebenso dem Blutvergießen Streit.
25 Ich schäme mich nicht, den Freund zu schützen, und ich werde vor ihm mich nicht verbergen.
26 Wenn mich seinetwegen Schlimmes trifft, wird jeder, der es hört, vor ihm sich hüten.
Gebet um Bewahrung vor Sünde
27 Ach, wäre ein Wache vor meinem Mund und ein kunstvolles Siegel auf meinen Lippen, damit ich nicht fehle mit ihnen und meine Zunge mich nicht verderbe!
Kapitel 23:
1 Herr, Vater und Herr meines Lebens, laß mich durch sie nicht zu Fall kommen!
2 Ach, wären doch Geißeln da für mein Denken und ein Zuchtrute für mein Herz, daß sie meiner Fehler nicht schonten und Sünden durch sie nicht geschehen ließen,
3 daß meine Vergehen sich nicht noch mehren, meine Sünden nicht zahlreicher werden, ich vor dem Widersacher nicht zu Fall komme und sich mein Feind nicht über mich freut.
4 Herr, Vater und Gott meines Lebens, überlasse mich nicht ihrer Willkür! Gib mir nicht Hoffart der Augen!
5 Halte fern von mir die Begierde,
6 daß nicht Fleisches – und Sinneslust mich erfassen! Laß mich nicht anheimfallen schamlosem Sinn!
Hüte die Zunge!
7 Vernehmt, Kinder, des Mundes Zucht. Wer sie beachtet, wird nicht ins Verderben geraten.
8 Der Sünder bringt sich durch seine Lippen ins Unglück, der Schmähsüchtige und Stolze kommt durch sie zu Fall.
9 Gewöhne deinen Mund nicht ans Schwören, und mache es dir nicht zur Gewohnheit, den Namen des Heiligen auszusprechen.
10 Denn wie der Sklave, der stets in Untersuchung ist, nie ohne Striemen bleibt, so wird, wer allezeit schwört und den heiligen Namen ausspricht, nicht ohne Sünde bleiben.
11 Ein Mann, der viel schwört, belädt sich mit Schuld, und die Zuchtrute weicht nicht von seinem Haus. Wenn er sich verfehlt, ruht die Sünde auf ihm, und wenn er den Schwur nicht beachtet, versündigt er sich doppelt. Wenn er falsch schwört, geht er nicht ohne Strafe aus: sein Haus wird übervoll von Heimsuchungen.
12 Es gibt ein Reden, das mit dem Tod verstrickt ist. Möge es im Erbe Jakobs sich nicht finden! Gottesfürchtigen ist dies alles fern. Sie verstricken sich nicht in derlei Sünden.
13 Gewöhne deinen Mund nicht an unsaubere Possen; denn es kommt dabei zu sündigem Wort.
14 Gedenke des Vaters und der Mutter, wenn du mit Vornehmen verkehrst. Vergiß dich nicht vor ihnen und werde nicht ein Tor durch dein Benehmen. Sonst wünschtest du, daß du nicht geboren wärest, und verfluchst den Tag, wo du geboren.
15 Wer sich an schändliches Reden gewöhnt hat, nimmt sein Lebtag keine Zucht an.
Meide die Unzucht
16 Zwei Klassen häufen die Sünden, und die dritte führt den Zorn herbei:
17 Wie Feuer brennt die hitzige Begierde. Sie erlischt nicht, bis sie sich völlig verzehrt. Wer an sich selbst Unzucht treibt, hört nicht auf, bis ausgebrannt das Feuer. Dem Wollüstigen mundet jedes Brot; er hört nicht auf, bis er tot ist.
18 Wer sein Ehebett im Stich läßt, denkt bei sich: "Wer sieht mich? Dunkel hüllt mich ein, und die Wände verbergen mich. Niemand sieht mich, was habe ich da zu fürchten? Meiner Sünden gedenkt der Allerhöchste nicht."
19 Nur die Menschenaugen fürchtet er und bedenkt nicht, daß des Herren Augen zehntausendmal heller sind als die Sonne, daß sie auf alle Menschenwege blicken und in die verborgensten Winkel hineinschauen.
20 Alle Dinge waren ihm schon bekannt, ehe sie geschaffen wurden, und ebenso ist es, nachdem sie vollendet sind.
21 Ein solcher Mensch wird auf den Straßen der Stadt bestraft, und wo er es nicht vermutet, wird man ihn ergreifen.
22 Ebenso ergeht es einer Frau, die ihren Mann verläßt und ihm einen Erben unterschiebt von einem anderen.
23 Denn erstens war sie ungehorsam gegen das Gesetz des Allerhöchsten. Zweitens verfehlte sie sich gegen ihren Gatten. Drittens verübte sie Ehebruch und verschaffte sich Kinder von einem anderen Mann.
24 Eine solche wird vor die Gemeinde geführt, und über ihre Kinder werden Heimsuchungen kommen.
25 Ihre Kinder werden nicht Wurzel fassen und ihre Zweige keine Frucht bringen.
26 Sie hinterläßt ein fluchbeladenes Andenken, und ihre Schande wird nie ausgetilgt.
27 Die es überleben, werden einsehen, daß nichts besser ist als Gottesfurcht und nichts süßer als die Beobachtung der Gebote des Herrn.
Kapitel 24: Lob der Weisheit
1 Die Weisheit lobt sich selbst und rühmt sich inmitten ihres Volkes.
2 Sie öffnet ihren Mund vor der Gemeinde des Allerhöchsten und rühmt sich vor seiner Heerschar:
3 "Aus dem Mund des Allerhöchsten ging ich hervor, gleich dem Nebel bedeckte ich die Erde.
4 Auf den Höhen schlug ich mein Zelt auf, auf einer Wolkensäule ruhte mein Thron.
5 Allein durchzog ich des Himmels Kreis und wandelte in den Tiefen des Abgrunds.
6 In den Fluten der Meere, auf der ganzen Erde, in jedem Volk und in jeder Nation suchte ich mir Heimstatt.
7 Bei all diesen sah ich nach einer Ruhestatt mich um, in wessen Gebiet ich könnte verweilen.
8 Da gebot mir der Schöpfer des Weltalls; eine bleibende Stätte wies mir an, der mich erschaffen, und sprach: 'In Jakob schlage auf dein Zelt, in Israel soll dein Erbbesitz sein.'
9 Von der Urzeit her, von Anbeginn an erschuf er mich, und bis in Ewigkeit habe ich Bestand.
10 Dienst vor ihm tat ich im heiligen Zelt; so erhielt ich auf Zion eine feste Stätte.
11 In der Stadt, die er ebenso liebt, ließ er mich wohnen; in Jerusalem war meine Herrschaft.
12 Ich faßte Wurzel in einem edlen Volk, im Anteil des Herrn, seinem Eigentum.
13 Ich wuchs empor gleich einer Zeder auf dem Libanon, gleich einer Zypresse auf den Gipfeln des Hermon.
14 Ich wuchs empor gleich einer Palme von En-Gedi, gleich den Rosenstöcken von Jericho, einem schmucken Ölbaum gleich in der Ebene.
15 Wie Zimt war mein Duft, wie würziger Balsam; wie erlesene Myrrhe strömte ich Wohlgeruch aus, wie Galbanum, Onyx und Stakte, wie die Weihrauchwolke im Zelt.
16 Gleich einer Terebinthe breitete ich meine Äste aus; meine Zweige waren voll Pracht und Anmut.
17 Gleich einem Weinstock trieb ich liebliche Sprossen; köstliche und reiche Frucht gaben meine Blüten.
18 Ich bin die Mutter der schönen Liebe, der Gottesfurcht, der Erkenntnis und der frommen Hoffnung; allen meinen Kindern werde ich gegeben, von Ewigkeit her jenen, die von ihm bestimmt werden.
19 Kommt her zu mir, die ihr meiner begehrt, sättigt euch an meinen Früchten.
20 An mich denken ist süßer als Honig; mich besitzen ist besser als Honigseim.
21 Die mich genießen, hungern nach mehr, und die mich trinken, dürsten nach mehr.
22 Wer auf mich hört, der wird nicht zuschanden; nicht sündigt, wer sich um mich bemüht."
Lob des Gesetzes
23 Dies alles ist enthalten im Bundesbuch Gottes, des Höchsten, im Gesetz, das Mose gegeben als Erbe für Jakobs Gemeinden.
24 Hört nicht auf, stark zu sein im Herrn; haltet euch fest an ihm, damit er euch stärkt. Der allmächtige Herr ist der einzige Gott, und es gibt außer ihm keinen Erlöser.
25 Dem Pischon gleich bietet es die Fülle der Weisheit, gleich dem Tigris in den Tagen des Frühlings.
26 Es strömt über von Einsicht gleich den Fluten des Eufrat, gleich dem Jordan zur Zeit der Ernte.
27 Es fließt über von Bildung gleich dem Nil, wie zur Weinlesezeit der Gihon.
28 Der erste bringt es nicht zuwege, es zu erkennen, und ebensowenig ergründet es der letzte.
29 Denn sein Denken übertrifft das Meer an Fülle, sein Rat ist größer als der große Abgrund. –
30 Wie ein Graben ging ich aus vom Fluß, wie eine Wasserleitung kam ich in einen Garten.
31 Ich dachte: "Ich will meinen Garten bewässern, will meine Beete tränken." Da ward der Graben mir zum Fluß, der Fluß ward mir zum Meer
32 So strahle ich wie die Morgenröte weiter meine Lehre aus und lasse sie leuchten bis in weite Fernen.
33 Wie Sehersprüche gieße ich weiter meine Lehre aus und lasse sie als Erbe den späteren Geschlechtern.
34 Ihr solltet sehen, daß ich nicht für mich allein mich mühte, sondern für alle, die danach verlangen.
Kapitel 25: Liebliche und häßliche Dinge
1 An drei Dingen habe ich Wohlgefallen, und die sind wohlgefällig vor Gott und den Menschen: Eintracht unter Brüdern, Liebe zu den Nebenmenschen, und Mann und Frau, die zueinander passen.
2 Doch drei Menschenklassen hasse ich, und ihr Wesen verabscheue ich sehr: Den stolzen Bettler, den lügenhaften Reichen und den geilen und törichten Greis.
Zierde des Alters
3 Hast du in der Jugend nicht gesammelt, wie kannst du dann etwas vorfinden im Alter?
4 Wie gut steht es dem Greis, zu entscheiden, dem Alten, Rat zu wissen!
5 Wie gut steht dem Greis die Weisheit, dem angesehenen Mann Einsicht und Rat!
6 Des Greises Ehrenkranz ist die reiche Erfahrung und sein Ruhm die Furcht des Herrn.
Das hohe Gut der Gottesfurcht
7 Neun Dinge preise ich im Herzen, das zehnte führe ich stets im Mund. Es sind: Ein Mann, der Freude hat an seinen Kindern und noch bei Lebzeiten den Sturz der Feinde sieht.
8 Glücklich, wer mit einer klugen Frau zusammenlebt, der nicht gleichsam mit einem Gespann von Ochs und Esel pflügen muß. Wohl dem, der mit der Zunge sich nicht verfehlt und wer dem nicht dienen muß, der seiner nicht wert ist.
9 Glücklich, wer sich Klugheit angeeignet hat, und wer zu Ohren redet, die hören.
10 Wie groß ist der, der Weisheit fand! Aber keiner übertrifft den, der den Herrn fürchtet.
11 Die Furcht des Herrn geht über alles. Mit wem kann man den vergleichen, der sie besitzt?
12 Die Furcht Gottes ist der Anfang der Liebe zu ihm. Doch muß damit das Erste, der Glaube, sich verbinden.
Das böse Weib und die gute Frau
13 Jede Wunde, nur nicht die Herzenswunde! Jede Bosheit, nur nicht Weiberbosheit!
14 Jede Plage, nur nicht Plage durch Hasser! Jede Rache, nur nicht der Feinde Rache!
15 Kein Gift ist schlimmer als Schlangengift. Kein Zorn ist schlimmer als Weiberzorn.
16 Lieber will ich mit Löwen und mit Drachen zusammenwohnen, als hausen bei einem bösen Weib.
17 Des Weibes Bosheit entstellt ihr Aussehen und macht ihr Gesicht finster wie das des Bären.
18 Ihr Mann zieht sich unter seine Freunde zurück und seufzt voll Widerwillen bitterlich.
19 Alle Bosheit ist gering gegen Weiberbosheit. Das Los des Sünders möge sie treffen!
20 Was ein sandiger Aufstieg für die Füße des Greises, das ist ein geschwätziges Weib für einen stillen Mann.
21 Laß dich durch Frauenschönheit nicht zu Fall bringen. Verlange nicht nach dem Besitz einer Frau.
22 Empörend, schmählich und schändlich ist es, wenn die Frau den Mann erhalten muß.
23 Bedrückter Sinn, ein trauriges Gesicht und wundes Herz ist eine böse Frau. Schlaffe Hände, schlotternde Knie ist eine, die den Mann nicht glücklich macht.
24 Von der Frau stammt die erste Sünde, und um ihretwillen müssen wir alle sterben.
25 Gib dem Wasser keinen Abfluß, dem bösen Weib nicht die Herrschaft.
26 Geht sie nicht an deiner Seite, so trenne sie von deinem Leib!
Kapitel 26:
1 Glücklich der Mann einer guten Frau! Seiner Tage Zahl verdoppelt sich.
2 Eine tüchtige Frau ist ihres Mannes Freude, in Frieden erreicht er die Vollzahl seiner Jahre.
3 Eine tüchtige Frau ist ein guter Anteil. Wer den Herrn fürchtet, dem wird er zuteil.
4 Ob reich oder arm, sein Herz ist froh, sein Antlitz allezeit heiter.
5 Vor drei Dingen bebt mein Herz, und vor dem vierten fürchte ich mich: vor Stadtklatsch und vor Volksauflauf sowie auch vor Verleumdung. All das ist schlimmer als der Tod.
6 Eine eifersüchtige Frau bringt Leid und Trauer; der Zunge Geißel ist allen (vieren) gemeinsam.
7 Ein böses Weib ist ein wackelnd Ochsenjoch. Wer sie anrührt, gleicht dem, der einen Skorpion anfaßt.
8 Ein trunksüchtiges Weib bringt großen Ärger; es kann ihre Schande nicht verbergen.
9 Des Weibes Geilheit verrät sich an ihren frechen Augen und ihren Wimpern.
10 Eine schamlose Tochter bewache streng. Sonst findet sie Gelegenheit, die sie sich zunutze macht.
11 Nimm dich in acht, einer Frau mit frechem Blick nachzugehen, und wundere dich nicht, wenn sie gegen dich sich vergeht.
12 Wie ein durstiger Wanderer den Mund auftut und von jedem Wasser trinkt, auf das er stößt, so läßt sie sich vor jedem Pfahl nieder und öffnet ihren Köcher vor dem Pfeil.
13 Die Anmut der Frau ergötzt ihren Mann, ihre Klugheit hält frisch seine Glieder.
14 Eine schweigsame Frau ist ein Gabe des Herrn. Eine züchtige Frau ist nicht zu bezahlen.
15 Anmut über Anmut ist eine keusche Frau. Nichts wiegt auf eine enthaltsame Frau.
16 Wie die Sonne, die auf des Herrn Höhen strahlt, so ist die Schönheit einer guten Frau ein Schmuck ihres Hauses.
17 Wie eine Lampe, die auf dem heiligen Leuchter brennt, so ist die Schönheit eines Angesichts auf hoher Gestalt.
18 Wie goldene Säulen auf silbernem Gestell, so sind schöne Beine auf festen Sohlen.
19 Mein Sohn, bewahre deiner Jugend Blüte dir gesund und verschwende deine Kraft nicht an Fremde.
20 Suche aus dem ganzen Feld dir einen fruchtbaren Acker aus und säe getrost deinen Samen aus.
21 Dann werden Sprößlinge um dich sein und werden wachsen im Vertrauen auf die edle Abkunft.
22 Die Dirne ist dem Auswurf gleichzustellen. Ein Turm des Todes für ihre Liebhaber ist die Ehefrau.
23 Dem Frevler wird zur Strafe ein gottloses Weib gegeben; dem, der den Herrn fürchtet, eine fromme Frau.
24 Ein schamloses Weib gibt nichts auf Scham; die schamhafte Frau empfindet Scham selbst vor ihrem Mann.
25 Ein lüsternes Weib wird wie ein Hund geachtet, die schamhafte Frau jedoch fürchtet den Herrn.
26 Eine Frau, die ihren Mann in Ehren hält, gilt jedermann als weise; das Weib, das ihn mißachtet, gilt allgemein als gottlos.
27 Ein Weib mit großem Mundwerk und geschwätziger Zunge sieht einer Kriegstrompete gleich, die in die Flucht jagt. Ein Mann, von gleicher Art wie sie, muß sein Leben mit Kriegsunruhen verbringen.
Gefahren beim Handel
28 Über zwei Dinge ist mein Herz betrübt, und beim dritten überkommt mich der Zorn. Es sind: Ein Reicher, der verarmt ist und Mangel leidet, ein berühmter Mann, der verachtet wird, und der Gerechte, der sich zur Sünde wendet; ihn hält der Herr fürs Schwert bereit.
29 Nur schwerlich bleibt der Kaufmann vom Vergehen frei und der Krämer rein von Schuld.
Kapitel 27:
1 Des Geldes wegen hat mancher schon gesündigt. Wer sich bereichern will, wendet ab das Auge.
2 Zwischen Steinfugen sitzt der Pfahl. So lauert auch die Sünde zwischen Kauf und Verkauf.
3 Hält einer nicht eifrig fest an der Furcht des Herrn, ist sein Haus gar bald zerstört.
Vorsicht im Umgang mit Menschen
4 Schüttelt man das Sieb, bleibt die Spreu zurück, so auch des Menschen Kehricht, wenn man seine Gesinnung erforscht.
5 Der Ofen erprobt des Töpfers Geschirr, des Menschen Prüfung erfolgt in der Unterhaltung mit ihm.
6 Die Frucht zeigt des Baumes Pflege. So offenbart auch des Menschen Rede die innere Gesinnung.
7 Lobe niemand, bevor er spricht; denn dadurch wird der Mensch erprobt.
8 Strebst du nach Gerechtigkeit, so wirst du sie erlangen, und wie ein Ehrenkleid legst du sie an.
9 Wie die Vögel sich zu ihresgleichen gesellen, so kommt die Treue zu denen, die sie üben.
10 Wie der Löwe auf die Beute lauert, so die Sünde auf die, die Unrecht tun.
11 Die Rede des Frommen ist allezeit Weisheit, der Tor aber ist veränderlich wie der Mond.
12 Bei Toren achte auf die Zeit, inmitten von Verständigen verweile.
13 Die Rede der Toren ist abscheulich; bei sündhaften Gelagen erschallt ihr Gelächter.
14 Das Reden dessen, der aus Gewohnheit schwört, ist haarsträubend. Im Streit mit ihm verstopft man sich die Ohren.
15 Der Streit der Stolzen führt zum Blutvergießen. Ihr Gezänk ist lästig anzuhören.
Verrat von Geheimnissen
16 Wer Geheimnisse verrät, verliert das Vertrauen und findet keinen Freund mehr nach seinem Herzen.
17 Liebe den Freund und bleibe ihm treu. Verrätst du aber seine Geheimnisse, dann brauchst du ihm nicht nachzulaufen.
18 So wie man seinen Feind vernichtet, so hast du des Nächsten Freundschaft vernichtet.
19 Wie einen Vogel aus der Hand hast du einen Freund fahren gelassen – du fängst ihn nicht mehr ein.
20 Laufe ihm nicht nach; denn er hat sich weit entfernt. Wie eine Gazelle der Schlinge entfloh er.
21 Für Wunden gibt es Verband, für Scheltworte Sühnung. Doch wer Geheimnisse verrät, für den gibt es keine Hoffnung mehr.
Falschheit und Hinterlist
22 Wer mit den Augen zwinkert, sinnt auf Böses; wer ihn kennt, hält sich fern von ihm.
23 Vor deinen Augen macht er schöne Worte und bewundert deine Reden. Nachher aber dreht er seine Worte um und dichtet dir anstößige Äußerungen an.
24 Ich hasse vieles, doch nichts so wie ihn. Auch der Herr haßt ihn.
25 Wirft einer einen Stein in die Höhe, so wirft er ihn auf sein Haupt. Ein heimtückischer Schlag verwundet den, der ihn führt.
26 Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Wer eine Schlinge legt, fängt sich darin.
27 Wer Unheil plant, auf den fällt es zurück, und er weiß nicht, woher es kommt.
28 Spott und Schimpf ist das Los der Stolzen, die Strafe lauert ihnen auf wie ein Löwe.
29 Die sich freuen ob der Frommen Fall, fangen sich im Netz. Bevor sie sterben, zehrt ihr Gram sie auf.
Groll und Zorn
30 Auch Groll und Zorn sind recht abscheulich, und nur der Sünder hält sie fest.
Kapitel 28:
1 Wer sich rächt, erhält vom Herrn Bestrafung; denn sorgsam gibt er acht auf seine Sünden.
2 Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden auch dir, wenn du betest, deine Sünden vergeben.
3 Ein Mensch hält gegen den anderen fest am Zorn und will beim Herrn doch Heilung finden?
4 Er hat mit seinesgleichen kein Erbarmen, und für die eigenen Sünden fleht er um Verzeihung?
5 Er, der Fleisch ist, hält fest am Zorn. Wer wird da seine Sünden sühnen?
6 Denke an die letzten Dinge und laß ab von der Feindschaft. Denke an Untergang und Tod und bleibe den Geboten treu.
7 Denke an die Gebote und grolle nicht dem Nächsten. Denke an den Bund mit dem Höchsten und vergib die Schuld.
Zanksucht
8 Halte dich vom Streit fern! Dann sündigst du weniger. Ein jähzorniger Mensch facht Streit an.
9 Der Bösewicht bringt Freunde auseinander und sät Feinschaft unter Friedlichen.
10 Je nach dem Brennstoff flammt das Feuer auf. Je nach der Hitze entbrennt der Streit. Je nach der Macht des Menschen ist sein Zorn. Je nach dem Reichtum läßt er seinen Grimm aus.
11 Ein jäher Streit facht Feuer an. Blutvergießen bringt ein heftiger Zank.
12 Bläst du den Funken an, flammt er auf. Spuckst du darauf, erlischt er. – Und beides kommt aus deinem Mund.
Ohrenbläserei und Verleumdung
13 Verfluche den Ohrenbläser und den Doppelzüngigen. Denn viele, die im Frieden lebten, haben sie zugrunde gerichtet.
14 Die dritte Zunge brachte viele schon ins Wanken, trieb sie von Volk zu Volk, zerstörte feste Städte und riß der Großen Häuser ein.
15 Die dritte Zunge trieb schon treffliche Frauen fort und beraubte sie der Früchte ihrer Arbeit.
16 Wer auf sie hört, findet keine Ruhe und kann nicht in Frieden wohnen.
17 Der Geißelhieb bewirkt nur Striemen, der Zungenhieb zerschmettert Knochen.
18 Durch des Schwertes Schneide sind schon viele gefallen, doch noch mehr fielen durch die Zunge.
19 Glücklich, wer vor ihr geborgen ist, wer ihrem Grimm nicht verfiel, wer nicht an ihrem Joch zieht und nicht in ihren Fesseln schmachtet.
20 Ihr Joch ist ein eisernes Joch, und ihre Fesseln sind eherne Fesseln.
21 Der Tod durch sie ist ein schlimmer Tod. Selbst die Unterwelt ist besser noch als sie.
22 Über Fromme hat sie keine Macht; sie werden nicht versengt durch ihre Flamme.
23 Die den Herrn verlassen, fallen ihr anheim. Sie lodert auf an ihnen, ohne zu erlöschen. Wie ein Löwe fährt sie auf sie los und zerfleischt sie wie ein Panther.
24 Siehe, mit Dornen zäune deinen Weinberg ein, verschließe dein Silber und Gold. So bringe auch vor deinem Mund Tor und Riegel an.
25 Für deine Worte schaffe Waage und Gewicht.
26 Gib acht, daß du durch sie nicht strauchelst und zu Fall kommst vor dem, der darauf lauert.
Kapitel 29: Das Borgen
1 Wer Almosen gibt, borgt dem Nächsten. Wer seine Hand ergreift, hält die Gebote.
2 Leihe dem Nächsten, wenn er in Not ist. Doch zahle dem Nächsten wieder zurück zur rechten Zeit.
3 Halte dein Wort, zeige dich ihm treu, so wirst du stets erhalten, was du nötig hast.
4 Viele halten ein Darlehen für einen guten Fund und bereiten ihren Helfern noch Verdruß. –
5 Bis er es bekommt, küßt er ihm die Hand und redet unterwürfig um dessen Geldes willen. Doch zögert er zur Zeit der Rückzahlung, bringt nichtssagende Reden vor und klagt über schlechte Zeiten.
6 Wenn er bezahlen kann, bringt er kaum die Hälfte; denn er betrachtet es als einen guten Fund. Kann er es nicht, bringt er jenen um sein Geld, und der bekommt ihn ohne Grund zum Feind. Nur Fluch und Schmähworte zahlt er ihm zurück. Statt mit Ehre, vergilt er ihm mit Schmach.
7 Nicht aus Bosheit weigern sich viele, sondern nur aus Furcht, schuldlos um ihr Eigentum zu kommen.
8 Habe dennoch Geduld mit dem Unglücklichen und halte ihn nicht hin mit dem Almosen.
9 Nimm dich des Armen des Gebotes wegen an und laß ihn ob seiner Not nicht leer ausgehen.
10 Laß des Bruders und des Freundes wegen das Geld verloren sein und laß es nicht unter einem Stein rosten zum Verderben.
11 Lege deinen Schatz an nach den Geboten des Allerhöchsten, und er wird dir mehr nützen als Gold.
12 Wohltaten schließe in deine Schatzkammern. Sie retten dich aus jedem Unglück.
13 Besser als ein starker Schild und ein mächtiger Speer werden sie vor dem Feind für dich streiten.
Bürgschaft
14 Der gute Mensch bürgt für den Nächsten. Nur wer das Ehrgefühl verloren hat, läßt ihn im Stich.
15 Vergiß des Bürgen Güte nicht; denn er hat sich selbst für dich geopfert.
16 Der Sünder verschleudert die Güter des Bürgen.
17 Der Undankbare läßt seinen Retter im Stich.
18 Bürgschaft hat schon viele Wohlhabende zugrundegerichtet und sie umhergeworfen wie eine Meereswoge; sie hat schon reiche Männer aus der Heimat vertrieben, so daß sie unter fremden Völkern umherirrten.
19 Der Sünder verfällt der Bürgschaft, und wer viele Geschäfte unternimmt, verwickelt sich in Prozesse.
20 Nimm dich des Nächsten an nach deinen Kräften. Doch achte auf dich selbst, damit du nicht hereinfällst.
Heimat und Fremde
21 Die wichtigsten Lebensbedürfnisse sind Wasser und Brot, Kleidung und Wohnung, um die Blöße zu decken.
22 Besser ist ein armes Leben unter schirmendem Dach als lockende Leckerbissen bei Fremden.
23 Ob viel oder wenig, sei zufrieden.
24 Schlimm ist ein Leben von Haus zu Haus. Denn wo man nur als Fremdling weilt, darf man den Mund nicht auftun.
25 Du gibst zu essen und zu trinken und erntest nur Undank und mußt dazu noch bittere Worte hören:
26 "Komm her, Fremdling, decke den Tisch, und wenn du etwas hast, dann gib mir zu essen."
27 "Zieh ab, Fremdling, ehrenhalber! Der Bruder kam als Gast zu mir. Ich brauche das Haus."
28 Hart ist das für einen Menschen, der Einsicht hat: Der Vorwurf ob der Herkunft und das Schimpfwort "Wucherer".
Kapitel 30: Kindererziehung
1 Wer seinen Sohn liebhat, hält ständig die Rute für ihn bereit, damit er zuletzt sich freuen kann.
2 Wer seinen Sohn züchtigt, hat an ihm nur Freude und kann sich seiner bei den Bekannten rühmen.
3 Wer seinen Sohn unterweist, macht seinen Feind neidisch und kann vor den Freunden über ihn frohlocken.
4 Wenn dann sein Vater stirbt, so ist es, als wäre er nicht tot; denn er läßt einen zurück, der ihm ähnlich ist.
5 Er sieht ihn mit Freuden, solange er lebt. Und wenn er stirbt, hat er keinen Kummer.
6 Für die Feinde hinterläßt er einen Rächer, für die Freunde einen Gönner.
7 Wer seinen Sohn verzärtelt, muß sich einst selbst Wunden verbinden. Bei jedem Ruf bebt sein Herz.
8 Ein ungebärdiges Pferd geht hastig durch. Ein zügelloser Sohn nimmt Reißaus.
9 Hätschle dein Kind, und es wird dich in Schrecken versetzen. Scherze mit ihm, und es wird dich betrüben.
10 Schäkere nicht mit ihm, daß du nicht Schmerz erfahren mußt und dir am Ende die Zähne stumpf machst.
11 Laß ihm den Willen nicht in seiner Jugend und übersieh seine Fehler nicht.
12 Beuge in der Jugend seinen Nacken und schlage es auf die Lenden, solange es klein ist. Sonst wird es störrisch und ungehorsam gegen dich.
13 Halte deinen Sohn in Zucht. Bemühe dich um ihn, damit er nicht Anstoß gibt zu deiner Schande.
Gesundheit und Frohsinn
14 Besser arm, doch gesund und körperlich kräftig, als reich, doch krank am Körper.
15 Gesundheit und Wohlbefinden geht über alles Gold, ein kräftiger Körper über viel Vermögen.
16 Kein Reichtum geht über die Gesundheit des Leibes, und kein Gut geht über die Freude des Herzens.
17 Besser ist der Tod als ein bitteres Leben, die ewige Ruhe besser als eine ständige Krankheit.
18 Leckerbissen vor verschlossenem Mund sind wie Speisen, die man auf ein Grab stellt.
19 Was nützt dem Götzen wohl das Opfer, da er nicht essen und nicht riechen kann? So ist es mit dem, der Reichtum hat, aber sein Vermögen nicht genießen kann.
20 Er sieht es mit den Augen und seufzt wie ein Eunuch, der ein Mädchen umarmt.
21 Gib dich nicht dem Trübsinn hin und plage dich nicht durch Grübeln.
22 Herzensfreude gibt dem Menschen Leben, und des Menschen Frohsinn verlängert ihm das Leben.
23 Rede deiner Seele zu, beruhige dein Herz und halte fern von dir den Trübsinn. Der Kummer hat schon viele getötet; man hat von ihm keinen Nutzen.
24 Neid und Zorn verkürzen das Leben, und die Sorge macht vor der Zeit grau.
25 Ein heiteres und treffliches Herz sorgt sich beim Mahl nur um seine Speisen.
Kapitel 31:
1 Die Schlaflosigkeit des Reichen macht sein Fleisch schwinden, und die Sorgen verscheuchen ihm den Schlaf.
2 Rastlose Sorge vertreibt den Schlummer und macht wie Siechtum den Schlaf unmöglich.
Die Jagd nach dem Gold
3 Der Reiche plagt sich, um Vermögen zu sammeln, und wenn er ausruht, frönt er dem Genuß.
4 Der Arme müht sich ab bei kümmerlichem Lebensunterhalt, und wenn er ausruht, leidet er Mangel.
5 Wer das Gold liebt, bleibt nicht schuldlos, und wer dem Geld nachjagt, geht zugrunde.
6 Des Goldes wegen kamen schon viele zu Fall, und ihr Verderben stand vor ihnen.
7 Ein Fallstrick ist es für den, der ihm opfert, und jeder Unverständige läßt sich dadurch fangen.
8 Glücklich der Reiche, der schuldlos befunden wird und dem Mammon nicht nachläuft!
9 Wer ist es, daß wir ihn preisen? Denn Wunderdinge hat er in seinem Volk vollbracht.
10 Wer ward durch Gold versucht und blieb doch unversehrt? Es soll ihm zum Ruhm gereichen. Wer konnte das Gesetz übertreten und übertrat es nicht? Böses tun und tat es nicht?
11 Sein Glück ist gesichert, und die Gemeinde preist seine Gerechtigkeit.
Verhalten bei Gastmahlen
12 Wenn du an der Tafel eines Großen sitzt, reiß deinen Mund nicht auf und sage: "Es steht im Überfluß darauf."
13 Bedenke wohl, daß ein gieriges Auge etwas Schlimmes ist. Was gibt es Schlimmeres als das Auge? Darum tränt es bei allem, was es sieht.
14 Wohin es blickt, dahin strecke deine Hand nicht aus, damit du nicht zugleich mit ihm in der Schüssel zusammentriffst.
15 Lerne an dir selber, was dem Nächsten gebührt, und überlege bei allem, was du tust.
16 Iß als Mann, was man dir vorsetzt, und schlürfe nicht; sonst wirst du verachtet.
17 Aus Anstand höre als erster auf und sei nicht gierig, auf daß du nicht anstoßest.
18 Wenn du unter vielen sitzt, strecke deine Hand nicht früher aus als jene.
19 Wie wenig schon genügt einem wohlerzogenen Menschen! Er ist auf seinem Lager nicht beschwert.
20 Gesunder Schlaf stellt sich bei mäßiger Lebensweise ein. Man steht morgens auf und ist bei sich. Den Unmäßigen quälen Schlaflosigkeit, Brechreiz und Leibgrimmen.
21 Hast du dich aber mit Speisen überladen, stehe auf und geh umher, dann wird dir wieder leichter.
22 Mein Sohn, höre auf mich und mißachte mich nicht. Zuletzt verstehst du meine Worte. Bei allem, was du tust, sei rührig. So wird dir keine Krankheit zustoßen.
23 Wer anständig ist beim Mahl, den preisen die Lippen. Fest bleibt der Ruhm seines Anstandes.
24 Wer unanständig ist beim Mahl, über den murrt die Stadt, und das Urteil über seine Unanständigkeit ist hart.
Verhalten beim Trinken
25 Beim Wein spiele nicht den Helden; denn schon viele hat der Wein zugrunde gerichtet.
26 Wie der Ofen den Stahl erprobt in der Schmelze, so der Wein die Herzen der Spötter im Streit.
27 Der Wein ist für den Menschen ein Lebenstrank, wenn er ihn mäßig trinkt. Was ist das Leben, das des Weines entbehrt? Er ist für die Menschen zum Frohsinn geschaffen.
28 Herzensfreude und Frohsinn ist der Wein, genießt man ihn zur rechten Zeit mit Maß.
29 Doch Herzeleid bringt Wein, wenn viel getrunken wird im Streit und Hader.
30 Trunkenheit steigert den Groll des Unvernünftigen zu anstößigem Verhalten, lähmt die Kraft und schlägt viele Wunden.
31 Stelle den Nächsten nicht zur Rede beim Weingelage und verachte ihn nicht in seiner Heiterkeit. Sage ihm kein Schmähwort und dränge ihn nicht mit einer Forderung.
Kapitel 32: In Gesellschaft
1 Macht man dich zum Leiter des Mahles, so überhebe dich nicht. Sei unter ihnen wie einer ihresgleichen. Sorge für sie, und dann erst setze dich nieder.
2 Hast du alle versorgt, dann laß dich nieder. So hast du Freude an ihnen und erhältst für dein gutes Verhalten den Kranz.
3 Rede, du Alter, denn das kommt dir zu, doch mit tiefer Einsicht, und störe nicht den Gesang.
4 Wo es etwas zu hören gibt, schwatze nicht und spiele nicht zur Unzeit den Weisen.
5 Ein Siegel von Rubin an goldenem Geschmeide ist ein schönes Lied beim Weingelage.
6 Ein Smaragdsiegel in goldener Fassung ist Liederschall beim lieblichen Wein.
7 Sprich, Jüngling, wenn du mußt, und nur wenn man dich zweimal fragt.
8 Faß dich kurz, sage mit wenigen Worten viel. Sei wie einer, der es weiß und doch schweigt.
9 Unter Vornehmen erhebe dich nicht. Spricht ein anderer, so schwatze nicht viel dazwischen.
10 Wie der Blitz dem Donner vorauseilt, so geht vor dem Bescheidenen die Gunst einher.
11 Stehe auf zur rechten Zeit und säume nicht, geh nach Hause und sei nicht ausgelassen.
12 Dort spiele und tu, was dir in den Sinn kommt. Doch verfehle dich nicht durch übermütige Reden.
13 Für all das preise deinen Schöpfer, der dich mit seinen Gütern labt.
Das Gesetz des Herrn
14 Wer den Herrn fürchtet, erhält Belehrung; sein Wohlgefallen erlangt, wer an ihn sich wendet.
15 Wer das Gesetz erforscht, wird von ihm erfüllt; wer aber heuchelt, kommt an ihm zu Fall.
16 Die den Herrn fürchten, finden das Rechte; wie im Licht lassen sie aufleuchten seine Satzungen.
17 Der sündige Mensch lehnt die Belehrung ab und findet eine Auslegung nach seinem Belieben.
18 Ein Mensch von Einsicht läßt anderer Meinung nicht unbeachtet. Der Spötter und der Hochmütige kennen keine Rücksicht.
'Achte auf deine Seele!'
19 Tu nichts ohne Überlegung, so wirst du nach der Tat nichts zu bereuen haben.
20 Wandle nicht den Weg des Anstoßes und strauchele nicht auf steinigem Boden.
21 Traue nicht den Wegen, die frei von Räubern sind,
22 und sei auf der Hut ob deiner Zukunft.
23 Bei allem, was du tust, achte auf deine Seele; denn das heißt die Gebote halten.
24 Wer auf das Gesetz vertraut, der achtet auf sich selbst. Wer auf den Herrn vertraut, kommt nicht zu Schaden.
Kapitel 33:
1 Wer den Herrn fürchtet, den trifft kein Übel. Kommt auch Prüfung, so rettet er ihn wieder.
2 Der Weise haßt nicht das Gesetz. Doch wer nur tut, als ob er es hielte, ist wie ein Schiff im Sturm.
3 Ein verständiger Mensch vertraut auf das Gesetz; denn das Gesetz ist ihm verläßlich wie ein Orakelspruch.
4 Bereite deine Rede vor, dann hört man dich gern. Nimm dein Wissen zusammen und antworte dann.
5 Das Herz des Toren ist wie ein Wagenrad, wie ein rollendes Rad ist sein Denken.
6 Ein spottsüchtiger Freund ist wie ein brünstiges Roß. Es wiehert unter jedem Reiter.
Ungleichheit
7 Warum ragt ein Tag vor dem anderen hervor? Es kommt doch alles Tageslicht im Jahr von der Sonne.
8 Durch die Weisheit des Herrn sind sie unterschiedlich gestaltet. Er hat auch die Zeiten und Feste verschieden gemacht.
9 Die einen machte er erhaben und heilig, die anderen setzte er in die Zahl der Alltage.
10 Alle Menschen sind aus Staub. Adam ward ja aus Erde erschaffen.
11 In Weisheitsfülle sonderte sie dann der Herr und machte ihre Wege sehr verschieden.
12 Die einen segnete und erhöhte er, die anderen heiligte er und zog sie an sich. Wieder andere verfluchte und erniedrigte er und stürzte sie von ihrer Stelle hinab.
13 Wie der Ton in der Hand des Töpfers, den er nach seinem Belieben gestaltet, so steht der Mensch in der Hand seines Schöpfers, der jedem gibt, wie es ihm gefällt.
14 Das Gute steht dem Bösen gegenüber, das Leben dem Tod. Ebenso steht der Fromme dem Sünder gegenüber.
15 So betrachte auch alle Werke des Allerhöchsten: Sie stehen einander paarweise gegenüber.
Der Weisheitslehrer an seine Zuhörer
16 Ich bin als letzter gekommen wie einer, der hinter Winzern Nachlese hält.
17 Durch den Segen des Herrn bin ich vorangekommen und habe wie ein Winzer die Kelter gefüllt.
18 Erkennt, daß ich nicht für mich allein gearbeitet habe, sondern für alle, die Belehrung suchen.
19 Hört auch mich, ihr Fürsten des Volkes, ihr Leiter der Gemeinde, merkt auf!
Der Hausherr und seine Angehörigen
20 Solange du lebst, gib dem Sohn und der Frau, dem Bruder und dem Freund keine Gewalt über dich. Auch übergib keinem anderen dein Vermögen, damit du nicht später darum bitten mußt.
21 Solange du lebst und dir noch Atem bleibt, tausche nicht mit einem anderen.
22 Denn besser ist es, es bitten dich die Kinder, als daß du auf die Hände deiner Kinder blicken mußt.
23 Bei allem, was du tust, behalte die Oberhand und laß keinen Flecken auf deine Ehre fallen.
24 Verteile dein Erbe erst am Tag, da dein Leben du vollendest, in der Stunde deines Todes.
Behandlung der Sklaven
25 Heu, Stock und Last sind für den Esel. Brot, Zucht und Arbeit für den Sklaven.
26 Arbeite mit dem Sklaven, dann wirst du Ruhe haben. Laß deine Hände rasten, dann strebt er nach der Freiheit.
27 Joch und Zügel beugen den Nacken, Block und Schläge gebühren dem boshaften Sklaven.
28 Halte ihn zur Arbeit an, daß er nicht müßig ist. Denn der Müßiggang lehrt viel Böses.
29 Stelle ihn zur Arbeit an, wie es ihm zukommt. Wenn er nicht gehorcht, lege ihn in schwere Ketten.
30 Aber überschreite bei niemand das Maß, und tu nichts ohne Überlegung.
31 Hast du einen Sklaven, halte ihn wie dich selbst. Du hast ihn ja mit Blut erworben.
32 Hast du einen Sklaven, so behandle ihn wie einen Bruder. Denn wie du selbst ist er dir nötig.
33 Wenn du ihn schlecht behandelst, läuft er davon. Auf welchem Weg willst du ihn dann suchen?
Kapitel 34: Träume sind Schäume
1 Der Unverständige hegt eitle und trügerische Hoffnungen. Träume regen die Toren auf.
2 Wie einer, der nach dem Schatten greift und dem Wind nachjagt, ist der, der sich auf Träume verläßt.
3 Ein Spiegelbild ist das Traumgesicht, wie das Abbild des Antlitzes gegenüber dem Antlitz selbst.
4 Was kann vom Unreinen für rein erklärt werden? Welche Wahrheit kann von der Lüge kommen?
5 Wahrsagung, Zeichendeuterei und Träume sind nichtig, und wie eine Gebärende phantasiert der Geist.
6 Sind sie nicht vom Höchsten in der Heimsuchung gesandt, dann lenke nicht den Sinn auf sie.
7 Träume führten schon viele in die Irre. Die auf sie vertrauten, sahen sich getäuscht.
8 Ohne zu trügen, geht das Gesetz in Erfüllung, und die Weisheit aus treuem Mund findet ihre Bestätigung.
Wert der Lebenserfahrung und der Gottesfurcht
9 Wer viel herumgekommen ist, weiß viel. Der Erfahrene kann viel Wissen vermitteln.
10 Wer keine Erfahrungen gemacht hat, weiß wenig.
11 Wer aber viel gereist ist, eignet sich viel Klugheit an.
12 Auf meinen Reisen habe ich vieles gesehen, und mein Sinn sah mehr, als ich sagen kann.
13 Oft schwebte ich in Todesgefahr, ward aber daraus errettet.
14 Wer den Herrn fürchtet, dessen Geist wird leben,
15 denn seine Hoffnung richtet sich auf seinen Retter.
16 Wer den Herrn fürchtet, wird weder verzagen noch sich fürchten; denn er ist seine Hoffnung.
17 Glücklich die Seele, die den Herrn fürchtet!
Verwerfliche und gottgefällige Opfer
18 Auf wen baut sie? Wer ist ihre Stütze?
19 Die Augen des Herrn ruhen auf denen, die ihn lieben. Er ist ein starker Schirm und eine Schutzwehr gegen die Mittagshitze, ein Schutz vor dem Straucheln und eine Hilfe vor dem Fall.
20 Er hebt den Mut und macht die Augen hell, verleiht Heilung, Leben und Segen.
21 Ein Opfer von unrechtem Gut ist eine Gabe voll des Hohnes.
22 Die Gaben der Bösen sind nicht wohlgefällig.
23 Der Höchste hat kein Gefallen an der Gottlosen Opfern, und wegen der Menge der Brandopfer vergibt er nicht die Sünden.
24 Wer ein Opfer darbringt vom Gut des Armen, der schlachtet den Sohn vor den Augen des Vaters.
25 Der Arme lebt vom kärglichen Brot. Wer es ihm raubt, ist ein Blutmensch.
26 Wer dem Nächsten den Lebensunterhalt entzieht, mordet ihn.
27 Wer dem Tagelöhner den Lohn vorenthält, vergießt Blut.
28 Wenn der eine aufbaut und der andere es niederreißt, was haben sie dann mehr davon als die Mühe?
29 Wenn der eine betet und der andere flucht, auf wessen Stimme soll der Herr dann hören?
30 Wer sich ob eines Toten wäscht und ihn doch wieder anrührt, was nützt dem dann sein Waschen?
31 Ebenso steht es mit dem, der wegen seiner Sünden fastet und sie dann doch wieder begeht. Wer wird sein Gebet erhören? Was nützt es ihm, daß er sich kasteit?
Kapitel 35: Opfer und Gesetz
1 Wer das Gesetz befolgt, bringt viele Opfer dar;
2 ein Friedopfer, wer die Gebote achtet.
3 Wer Liebe erweist, bringt ein Speiseopfer dar;
4 wer Mildtätigkeit übt, ein Lobopfer.
5 Dem Herrn gefällt es, wenn man vom Bösen abläßt; und Versöhnung erlangt, wer das Unrecht meidet.
6 Erscheine nicht mit leeren Händen vor dem Herrn; das soll geschehen, weil das Gesetz es gebietet.
7 Das Opfer des Gerechten macht den Altar fett. Sein Wohlgeruch steigt zum Höchsten empor.
8 Die Opfergabe des gerechten Mannes ist wohlgefällig; das Andenken daran wird nicht vergessen.
9 Mit gütigem Auge ehre den Herrn und laß die Erstlingsgabe deiner Hände nicht kärglich ausfallen.
10 Bei allen deinen Gaben zeige ein freundliches Gesicht, und opfere den Zehnten mit frohem Sinn.
11 Gib dem Höchsten ebenso, wie er dir gegeben hat, mit gütigem Auge und soweit du kannst.
12 Denn der Herr vergilt es und erstattet es dir siebenfach.
13 Versuche nicht, ihn zu bestechen, denn er nimmt nichts an. Auf ein unrechtes Opfer verlasse dich nicht!
14 Denn der Herr ist Richter. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person.
Das Gebet der Armen
15 Er nimmt nicht Partei gegen den Armen und erhört das Flehen des Bedrückten.
16 Er läßt nicht unbeachtet das Flehen der Waise, noch die Witwe, wenn sie ihre Klage ausschüttet.
17 Fließen nicht der Witwe Tränen über ihre Wangen, und richtet sich nicht ihr Hilferuf gegen den, der sie ausgepreßt?
18 Wer dem Herrn wohlgefällig dient, wird angenommen, und sein Gebet dringt zu den Wolken empor.
19 Das Flehen des Armen dringt durch die Wolken und ruht nicht, bis es zum Ziel kommt.
20 Es gibt sich nicht zufrieden, bis der Höchste darauf schaut und gerecht richtet und Recht schafft.
21 Der Herr säumt nicht und übt nicht Langmut gegen die Erbarmungslosen,
22 bis er ihnen die Lenden zerschlagen, an den Heiden Vergeltung geübt,
23 bis er das Heer der Stolzen vertrieben und das Zepter der Bedränger zerbrochen hat,
24 bis er den Menschen nach ihrem Tun vergolten und die Werke der Menschen nach ihren Absichten,
25 bis er seinem Volk Recht geschaffen und es durch sein Erbarmen erfreut.
26 Köstlich ist das Erbarmen des Herrn in der Zeit der Not, wie Regenwolken zur Zeit der Dürre.
Kapitel 36: Gebet um Gottes Schutz für sein Volk
1 Erbarme dich unser, Herr, Gott des Alls! Schau her! Lege deine Furcht auf all die Völker!
2 Erhebe deine Hand gegen die fremden Völker, damit sie deine Macht erkennen.
3 Wie du vor ihren Augen dich an uns als den Heiligen erwiesen, so erweise dich vor unseren Augen an ihnen als den Mächtigen.
4 Damit sie erkennen, wie wir es erkannt, daß es keinen Gott gibt außer dir, o Herr!
5 Erneuere die Zeichen! Wiederhole die Wunder! Verherrliche deine Hand und deinen rechten Arm!
6 Den Grimm laß erwachen und den Zorn gieße aus, vertilge den Gegner und zermalme den Feind!
7 Beschleunige die Zeit und sei eingedenk deines Schwures, daß man laut deine Großtaten kündet!
8 Von deines Zornes Feuer werde verzehrt, wer sich retten will! Und die dein Volk bedrücken, sollen den Untergang finden!
9 Zerschmettere die Häupter der feindlichen Herrscher, die sagen: "Es gibt niemand außer uns."
10 Führe zusammen alle Stämme Jakobs! Setze sie wieder in ihren Erbbesitz ein, wie es im Anfang war!
11 Erbarme dich des Volkes, o Herr, das benannt ist nach deinem Namen, Israels, das du gleichgeachtet dem Erstgeborenen!
12 Erbarme dich deiner heiligen Stadt, Jerusalems, der Stätte deiner Wohnung.
13 Erfülle Zion mit deinem Glanz und dein Volk mit deiner Herrlichkeit!
14 Lege Zeugnis ab für dein Erstlingswerk, mache die Weissagungen wahr, die in deinem Namen ergingen!
15 Belohne, die auf dich harren, und laß als verläßlich sich erweisen deine Propheten!
16 Erhöre, Herr, das Gebet deiner Knechte gemäß dem Segen des Aaron über dein Volk!
17 So sollen alle Bewohner der Erde erkennen, daß du der Herr bist, der ewige Gott. –
Segen einer guten Ehefrau
18 Jede Speise nimmt der Magen auf. Aber die eine Speise ist besser als die andere.
19 Der Gaumen kostet das Wildbret. So prüft ein verständiges Herz trügerische Reden.
20 Ein arglistiges Herz bereitet Kummer. Aber ein erfahrener Mann zahlt es ihm heim.
21 Die Frau muß jeden Mann nehmen. Aber das eine Mädchen ist besser als das andere.
22 Die Schönheit der Frau macht das Antlitz heiter und geht über jedes menschliche Verlangen.
23 Ist auf ihrer Zunge Milde und Sanftmut, zählt ihr Mann nicht zu den gewöhnlichen Menschenkindern.
24 Wer eine Frau erwirbt, gewinnt den besten Besitz: eine Gehilfin, die zu ihm paßt, und eine Säule, an die er sich lehnt.
25 Wo kein Zaun ist, wird das Grundstück geplündert. Wo keine Frau ist, ist Seufzen und Verwirrung.
26 Wer traut einem Räuber, der wohlbewaffnet von Stadt zu Stadt stürmt?
27 Ebenso ergeht es dem Mann, der kein Heim hat und da Rast macht, wohin er am Abend kommt.
Kapitel 37: Die Wahl der Freundes
1 Jeder Freund sagt: "Auch ich schloß Freundschaft." Aber mancher Freund ist es nur dem Namen nach.
2 Ist es nicht ein Kummer, der dem Tod nahebringt, wenn ein trauter Freund sich in einen Feind verwandelt?
3 Böse Gesinnung, von wo bist du hereingebrochen, die Welt mit Falschheit zu bedecken?
4 Der Freund freut sich, solange es dem Freund gut geht. Aber zur Zeit der Not ist er gegen ihn.
5 Der gute Freund teilt mit dem Freund Mühe und greift gegen den Widersacher zum Schild.
6 Vergiß den Freund in deinem Herzen nicht. Sei seiner eingedenk, wenn du Vermögen hast.
Die Wahl des Ratgebers
7 Jeder Ratgeber hält seinen Rat hoch. Aber mancher rät zu seinem eigenen Nutzen.
8 Nimm dich vor einem Ratgeber in acht. Erforsche zuvor, was er nötig hat; denn er denkt an sich selbst. Sonst wirft er über dich das Los
9 und sagt zu dir: "Du bist auf gutem Weg:" Dann stellt er sich gegenüber hin, um zu sehen, was dir zustößt.
10 Berate dich nicht mit einem Argwöhnischen und verbirg deine Pläne vor dem Eifersüchtigen.
11 Berate dich mit einer Frau nicht über ihre Nebenbuhlerin, mit dem Feigling nicht über den Krieg, mit dem Kaufmann nicht über den Umsatz, mit dem Verkäufer nicht über die Waren, mit dem Geizigen nicht über Wohltun, mit dem Hartherzigen nicht über Barmherzigkeit, mit dem Faulen nicht über jegliche Arbeit, mit dem ständigen Tagelöhner nicht über die Aussaat, mit dem faulen Knecht nicht über viele Arbeit. Verlasse dich auf diese bei keinem Rat.
Das Gewissen
12 Doch verkehre allezeit mit einem gottesfürchtigen Mann, von dem du weißt, daß er das Gesetz hält, der gleichen Sinnes ist wie du und der mit dir Mitleid hat, wenn du strauchelst.
13 Aber auch auf den Rat des Gewissens gib acht; denn nichts ist treuer als dieses.
14 Das Gewissen pflegt dem Menschen manchmal besser Auskunft zu geben als sieben Wächter, die auf hoher Warte Ausschau halten.
15 Bei alldem aber stehe zum Höchsten, daß er in Wahrheit deine Schritte lenke.
16 Den Anfang jedes Werkes bilde die Überlegung, und jedem Handeln gehe Beratung voraus.
17 Der Sitz des Denkens ist das Herz.
18 Vier Dinge entspringen aus ihm: Gutes und Böses, Leben und Tod, und ihre beständige Gebieterin ist die Zunge.
Der weise Mann
19 Mancher Mensch ist weise und unterweist viele, aber für sich selbst ist er töricht.
20 Mancher Weise ist wegen seiner Worte verhaßt und leidet Mangel an jedem Lebensunterhalt.
21 Denn der Herr verlieh ihm keine Anmut, weil ihm alle Weisheit abgeht.
22 Mancher ist für sich selbst weise, und die Früchte seiner Einsicht zeigen sich in seiner Rede.
23 Ein weiser Mann belehrt sein Volk, und die Früchte seiner Einsicht sind zuverlässig.
24 Ein weiser Mann ist überreich an Segen. Alle, die ihn sehen, preisen ihn glücklich.
25 Des Menschen Leben währt nur wenige Tage, die Tage Israels sind unzählbar.
26 Der Weise erwirbt sich bei seinem Volk Vertrauen, und sein Name lebt ewig fort.
Sei nicht unmäßig!
27 Mein Sohn, prüfe dich selbst hinsichtlich deiner Lebensweise und sieh zu, was ihr schädlich ist; dies gestatte ihr nicht!
28 Denn nicht alles ist allen zuträglich, und nicht jeder Natur sagt alles zu.
29 Sei bei keinem Genuß unmäßig und stürze dich nicht gierig auf leckere Speisen.
30 Denn in vielem Essen nistet Krankheit, und die Unmäßigkeit führt zum Erbrechen.
31 Durch Unmäßigkeit sind schon viele zugrunde gegangen. Wer sich aber in acht nimmt, verlängert sein Leben.
Kapitel 38: Krankheit und Heilkunst
1 Ehre den Arzt, bevor du ihn nötig hast. Denn auch ihn hat der Herr erschaffen.
2 Vom Höchsten hat er die Heilkunst, und vom König erhält er Geschenke.
3 Die Kunst des Arztes läßt ihn hoch sein Haupt erheben, und vor den Großen findet er Bewunderung.
4 Der Herr läßt die Heilmittel aus der Erde sprießen. Der Einsichtige verschmäht sie nicht.
5 Ward nicht durch Holz das Wasser süß, um seine Kraft zu zeigen?
6 Er gab den Menschen Einsicht, um durch seine Wunderkräfte sich zu verherrlichen.
7 Durch sie heilt der Arzt und bringt den Schmerz zur Ruhe, und der Apotheker bereitet aus ihnen die Mischung.
8 Noch hat er sein Werk nicht vollendet, und schon strömt von ihm Heil auf Erden aus.
9 Mein Sohn, in Krankheit säume nicht. Bete zum Herrn, und er macht dich gesund.
10 Wende dich ab vom Bösen und laß deine Hände rechtschaffen handeln, reinige dein Herz von aller Sünde,
11 bringe Weihrauch dar und ein Gedenkopfer und eine fette Opfergabe, wenn dein Vermögen es erlaubt.
12 Aber auch dem Arzt gewähre Zutritt. Er darf dir nicht fern bleiben; denn du hast ihn nötig.
13 Zu Zeiten liegt in seiner Hand der Erfolg.
14 Auch er fleht zu Gott, daß er ihm Linderung gelingen lasse sowie die Heilung zur Erhaltung des Lebens.
15 Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, fällt dem Arzt in die Hände.
Verhalten bei Todesfällen
16 Mein Sohn, um einen Toten laß die Tränen fließen und stimme die Totenklage an als einer, der schweren Verlust erlitten hat. Bestatte seine Leiche, wie es ihm gebührt, und vernachlässige nicht sein Begräbnis.
17 Klage bitterlich, laß heiße Tränen fließen und halte Trauer, wie es sich gebührt, einen oder zwei Tage, der üblen Nachrede wegen. Dann tröste dich über den Schmerz.
18 Denn aus dem Kummer geht der Tod hervor, und Trübsinn lähmt die Kraft.
19 Mit dem Leichenzug gehe auch die Trauer vorüber. Aber das Leben des Armen zehrt am Herzen.
20 Überlasse dein Herz nicht der Trauer; entledige dich ihrer und denke an das Ende.
21 Vergiß es nicht: Es gibt keine Wiederkehr. Du nützt ihm nicht, und dir selbst schadest du.
22 Denke an sein Geschick. Es ist ja auch das deine: Gestern mir und heute dir!
23 Laß mit dem Toten auch sein Gedenken ruhen, und tröste dich über ihn beim Scheiden seiner Seele.
Wer nicht zur Weisheit gelangen kann
24 Die Weisheit des Schriftgelehrten gedeiht in der Zeit der Muße. Wer frei ist von Geschäften, kann sich der Weisheit widmen.
25 Wie kann der weise werden, der den Pflug führt und sich mit dem Treibstock brüstet, der Rinder antreibt und sich mit der Arbeit für sie befaßt und sich mit den Jungstieren unterhält?
26 Der darauf bedacht ist, Furchen zu ziehen, und schlaflos um die Mast der Kühe sich sorgt?
27 So ist es auch mit dem, der das Handwerk und die Kunst versteht, der Tag und Nacht damit zubringt, die Siegelsteine zu schneiden und mannigfaltige Verzierungen in Geduld anzubringen, der darauf bedacht ist, ein Bildnis ähnlich zu gestalten, und schlaflos besorgt ist, die Arbeit zu Ende zu bringen.
28 Ebenso ist es mit dem Schmied, der nah beim Amboß sitzt und das rohe Eisen bearbeitet. Die Feuersglut setzt seinem Fleisch zu, und er muß mit der Hitze des Ofens kämpfen. Der Schall des Hammers betäubt seine Ohren, und sein Auge ist auf das Modell des Gefäßes gerichtet. Er ist darauf bedacht, seine Arbeit fertigzustellen, und schlaflos sorgt er sich, sie zu vervollkommnen.
29 Ebenso ist es mit dem Töpfer, der an seiner Arbeit sitzt, mit den Füßen die Scheibe dreht, immerfort in Sorge um seine Arbeit ist, und dessen ganzes Geschäft sich um die große Anzahl dreht.
30 Mit seinem Arm formt er den Lehm und macht mit seinen Füßen den harten Ton weich. Er ist darauf bedacht, ihn herrlich zu glasieren, und ist schlaflos besorgt, den Ofen in gutem Zustand zu erhalten.
31 Alle diese verlassen sich auf ihre Hände, und jeder ist geschickt in seinem Handwerk. Ohne sie wird keine Stadt gebaut.
32 Ohne sie gibt es keine Wohnung und keine Siedlung.
33 Aber in der Volksversammlung werden sie nicht befragt. In der Gemeinde spielen sie keine Rolle. Sie sitzen nicht auf dem Stuhl des Richters, verstehen nicht das Rechtswesen, bringen Recht und Gerechtigkeit nicht an den Tag und sind in den Sprüchen nicht bewandert.
34 Aber die Dinge der Welt verfertigen sie, und ihr Sinn geht auf die Ausübung ihres Gewerbes. Anders, wer sich der Gottesfurcht widmet und das Gesetz des Höchsten erforscht.
Kapitel 39: Wem der Weg zur Weisheit offensteht
1 Anders ist es mit dem, der sein Sinnen und Trachten auf das Gesetz des Allerhöchsten richtet, der die Weisheit aller Ahnen erforscht und sich mit den Sprüchen der Propheten beschäftigt,
2 der berühmter Männer Reden sich merkt und in die scharfsinnigen Sprüche eindringt,
3 der über die Geheimnisse der Sprüche nachsinnt und sich mit dem verborgenen Sinn der Gleichnisse beschäftigt.
4 Im Kreis der Großen tut er Dienst und erscheint auch bei den Fürsten. Er reist in die Länder fremder Völker und sucht Gutes und Böses unter den Menschen kennenzulernen.
Der Weisheitslehrer
5 Er wendet sich frühmorgens an den Herrn, seinen Schöpfer, und legt dem Allerhöchsten seine Bitten vor. Er öffnet seinen Mund zum Gebet und fleht für seine Sünden.
6 Wenn es dem Herrn, dem großen Gott, gefällt, erfüllt er ihn mit dem Geist der Einsicht. Dann läßt er weise Worte sprudeln und preist den Herrn im Gebet.
7 Er versteht seinen Rat und die Lehre und sinnt nach über seine Geheimnisse.
8 Er macht seine Lehre offenkundig und findet seinen Ruhm im Bundesgesetz des Herrn.
9 Viele loben seine Einsicht, und niemals geht sie verloren. Sein Andenken erlischt nicht, und sein Name lebt von Geschlecht zu Geschlecht.
10 Die Völker preisen seine Weisheit, und sein Lob verkündet die Gemeinde.
11 Da er lebt, behält er einen Namen besser als tausende. Und legt er sich zur Ruhe, so genügt er ihm.
Lobpreis Gottes
12 Noch einmal will ich bedachtsam reden; denn wie der Vollmond bin ich voll.
13 Ihr frommen Söhne, hört mich an, und wie eine Rose an Wasserbächen sollt ihr sprossen.
14 Süßen Duft sollt ihr geben wie Weihrauch und blühen wie die Lilien. Strömt Wohlgeruch aus und singt ein Loblied! Preist den Herrn ob all seiner Werke!
15 Gebt seinem Namen die Ehre und preist ihn durch ein Loblied mit Harfen- und Saitenspiel, und verkündet mit Jubel:
16 Die Werke des Herrn sind allzumal gut, und was er befiehlt, geschieht alles zu seiner Zeit. Man frage nicht: "Was ist das? Wozu das?" Denn alles wird angestrebt zu seiner Zeit.
17 Auf sein Wort stand das Wasser da wie ein Wall, und durch das Gebot seines Mundes entstanden die Sammelbecken der Gewässer.
18 Auf seinen Wink geschieht alles, was ihm gefällt, und niemand vermag ihn zu hindern, wenn er helfen will.
19 Das Tun aller Menschenkinder ist ihm bekannt. Nichts bleibt verborgen vor seinen Augen.
20 Von einer Ewigkeit bis zur anderen reicht sein Blick, und ungewöhnlich ist nichts für ihn.
21 Man frage nicht: "Was ist das? Wozu ist das?" Denn jedes Ding hat seinen Zweck.
22 Wie ein Strom flutet über sein Segen, wie eine Flut tränkt er das Erdreich.
23 So trifft sein Zorn auch die Völker und wandelt in eine Salzwüste wasserreiches Land.
24 Seine Wege sind für die Frommen gerade, voller Anstoß für die Frevler.
25 Für die Guten bestimmte er von Anfang an Gutes, Böses für die Sünder.
26 Die Hauptbedürfnisse für das menschliche Leben sind: Wasser, Feuer, Eisen und Salz, Weizenbrot, Honig und Milch, Traubenblut, Öl und Kleidung.
27 All das dient den Frommen zum Guten, doch für die Sünder wird es zum Schaden.
28 Es gibt Winde, die zur Strafe geschaffen sind und Geißeln schwingen in ihrem Wüten. Ihre Kraft lassen sie aus zur Zeit des Verhängnisses und stillen so den Grimm ihres Schöpfers.
29 Feuer, Hagel, Hungersnot, Pest: All das ist zur Strafe da.
30 Wilde Tiere, Skorpione und Nattern und das Racheschwert, zu vertilgen die Frevler.
31 Erteilt er ihnen Befehl, freuen sie sich, halten sich auf Erden bereit und widerstreben nicht seinem Befehl, wenn ihre Zeit gekommen.
32 Darum war ich schon von Anfang an überzeugt, erwog es und schrieb es nieder:
33 Die Werke des Herrn sind allzumal gut und genügen jedem Zweck zu seiner Zeit.
34 Man darf nicht sagen: "Dies ist schlechter als jenes." Denn alles bewährt sich zu seiner Zeit.
35 Darum jubelt nun laut von ganzem Herzen und preist den Namen des Herrn!
Kapitel 40: Die Mühsal des menschlichen Lebens
1 Große Mühsal ist jedem Menschen beschieden, und ein schweres Joch liegt auf den Menschenkindern von dem Tag an, da sie den Mutterschoß verlassen, bis zu dem Tag, da sie zurückkehren zur Mutter aller Lebenden:
2 ihre Gedanken, ihre Herzensängste und die Sorge um den Tag des Todes.
3 Von dem, der auf herrlichem Thron sitzt, bis zu dem, der in Staub und Asche erniedrigt ist,
4 von dem, der den Purpur trägt und die Krone, bis zu dem, der sich in grobes Linnen hüllt: Zorn, Eifersucht, Unruhe, Aufregung, Todesfurcht, Zank und Streit.
5 Ruht er auf dem Lager aus, verwirrt ihm der nächtliche Schlaf den Sinn.
6 Er hat nur wenig, fast gar keine Ruhe und liegt dann in Träumen – sieht etwas wie am hellichten Tag. Was er sieht, bringt ihn in Angst wie einen, der aus der Schlacht entflieht,
7 und hat er sich gerettet, dann erwacht er und wundert sich, daß nichts zu fürchten war.
8 Bei allem Fleisch, vom Menschen bis zum Vieh, und bei den Sündern siebenfach dazu, sind:
9 Pest und Blutvergießen, Streit und Schwert, Hungersnot, Verwüstung und Plagen.
10 Für die Frevler ist all dies geschaffen, und um ihretwillen ist die Sintflut hereingebrochen.
11 Alles, was von der Erde stammt, kehrt zur Erde zurück, und was vom Wasser ist, strebt wieder ins Meer, und zur Höhe, was stammt aus der Höhe.
Ehrlichkeit
12 Jede Bestechung und Ungerechtigkeit vergeht, die Ehrlichkeit währt ewig.
13 Der Frevler Güter versiegen wie ein Bach und verhallen wie ein starker Donner beim Gewitter.
14 Während der, der seine Hand auftut, Freude genießt, gehen die Frevler völlig zugrunde.
15 Die Nachkommen der Gottlosen treiben nicht viele Sprößlinge und sind wie unreine Wurzeln auf schroffen Felsen.
16 Schilf an jedem Wasser und am Rand des Flusses wird vor jedem anderen Gras abgemäht.
17 Liebe aber wird in Ewigkeit nicht ausgetilgt, und Barmherzigkeit hat ewigen Bestand.
Freuden des menschlichen Lebens
18 Ein köstliches Leben führt der, der genügenden Lebensunterhalt, und der, der lohnende Arbeit hat. Doch besser als beide ist der daran, der einen Schatz entdeckt.
19 Kinder und Städtebau sichern dauernden Namen. Doch besser als beide ist Weisheit zu finden. Viehzucht und Ackerbau lassen gedeihen den Leib, doch mehr als beide (läßt ihn gedeihen) eine tadellose Frau.
20 Wein und Gesang erfreuen das Herz. Doch besser als beide ist die Liebe zur Weisheit.
21 Flöte und Harfe verschönern den Gesang. Doch besser als beides ist liebliche Redegabe.
22 Nach Anmut und Schönheit verlangt dein Auge. Doch über beiden steht die grüne Saat.
23 Freund und Genosse treffen sich zur rechten Zeit. Doch über beiden steht die Frau mit dem Mann.
24 Bruder und Helfer sind für die Zeit der Not. Doch besser als beide rettet das Almosen.
25 Gold und Silber stützen den Fuß. Doch besser als beide ist guter Rat.
26 Reichtum und Macht schwellen das Herz. Doch besser als beide ist die Furcht des Herrn. Bei der Furcht des Herrn gibt es keinen Mangel zu leiden; mit ihr braucht man keine Hilfe zu holen.
27 Wie ein gesegneter Lustgarten ist die Furcht des Herrn: herrlicher als alles ist sie geschmückt.
Das Bettlerleben
28 Mein Sohn, führe kein Bettlerleben! Lieber sterben als betteln!
29 Das Leben eines Menschen, der nach fremdem Tisch schaut, kann nicht als Leben gelten. Er macht sich unrein mit den fremden Speisen. Der Kluge und Gebildete nimmt sich davor in acht.
30 Dem Mund des Unverschämten ist das Betteln süß. Doch in seinem Innern brennt es wie Feuer.
Kapitel 41: Der Tod als Würger und als Freund
1 O Tod, wie bitter ist der Gedanke an dich für den Menschen, der ruhig sitzt in seinem Besitztum, für den, der sorglos ist und Glück in allem hat und dem es bei Tisch noch gut mundet!
2 O Tod, wie willkommen ist dein Machtspruch dem Menschen, der arm und kraftlos, der altersschwach und mit Sorgen überladen, der ungefügig ist und ohne Hoffnung!
Keine Todesfurcht
3 Fürchte dich nicht vor dem Machtspruch des Todes. Denke an deine Vorfahren und Nachkommen.
4 Dieser Machtspruch ergeht vom Herrn an die ganze Menschheit. Warum sträubst du dich also gegen den Willen des Höchsten? Ob zehn oder hundert oder tausend Jahre: In der Unterwelt gibt es keine Klage über das Lebensalter.
Der Tod als Strafe
5 Das Geschlecht der Sünder ist eine schlimme Brut; es verkehrt in den Häusern der Gottlosen.
6 Den Kindern der Sünder geht ihr Erbe verloren, und ihren Nachkommen verbleibt die Schande.
7 Einen gottlosen Vater verfluchen seine Kinder; denn um seinetwillen sind sie verachtet.
8 Weh euch, ihr Gottlosen, die ihr das Gesetz Gottes, des Höchsten, verlassen habt!
9 Wenn ihr geboren werdet, werdet ihr zum Fluch geboren, und wenn ihr sterbt, laßt ihr den Fluch als euer Erbe zurück.
10 Alles, was von der Erde kommt, kehrt zur Erde zurück, und ebenso die Gottlosen vom Fluch ins Verderben.
11 Der Menschen Trauer gilt ihren Leibern, der Sünder Name aber wird als nicht gut ausgetilgt.
12 Trage Sorge für den Namen; denn er bleibt dir sicherer als tausend kostbare Schätze.
13 Ein gutes Leben währt nur wenige Tage; ein guter Name währt ewiglich.
14 Kinder, habt ruhig acht auf die Lehre! Verborgene Weisheit und vergrabener Schatz, was nützen sie beide?
15 Besser ein Mensch, der seine Torheit verbirgt, als ein Mensch, der seine Weisheit geheimhält.
Wessen man sich schämen soll
16 Schämt euch der Dinge, die ich nenne. Denn nicht jedes Sichschämen ist geziemend, nicht jedes kann von jedem gutgeheißen werden.
17 Schämt euch der Unzucht vor Vater und Mutter, der Lüge vor dem Fürsten und Gebieter,
18 Der Missetat vor dem Richter und Herrscher, der Gesetzwidrigkeit vor der Gemeinde und dem Volk,
19 des Treubruchs vor dem Gefährten und dem Freund, des Diebstahls vor dem Ort, wo du wohnst.
20 Schäme dich, einen Eid oder Vertrag zu brechen, den Ellbogen bei Tisch aufzustemmen und im Nehmen und Geben schimpflich zu handeln.
21 Schäme dich, stillzuschweigen, wenn man dich grüßt,
22 nach einer Dirne zu schauen, den Volksgenossen abzuweisen,
23 Teil und Anteil wegzunehmen, des anderen Gattin lüstern anzuschauen,
24 an ihre Sklavin dich heranzumachen und ihrem Lager dich zu nahen.
25 Schäme dich vor Freunden des Schimpfens und nach einer Gabe kränkende Reden zu führen.
26 Schäme dich, was du gehört hast, weiterzuerzählen und geheime Mitteilungen zu verraten.
27 Dann wirst du wahrhaft bescheiden und bei allen Menschen beliebt sein.
Kapitel 42: Wessen man sich nicht zu schämen braucht
1 Jedoch wegen folgender Dinge sollst du dich nicht schämen und keine Rücksicht nehmen, daß du nicht sündigst:
2 Wegen des Gesetzes des Höchsten, seines Bundes, des Urteils, das auch dem Frevler Recht verschafft,
3 wegen der Abrechnung mit Freund und Gast, der Teilung des ererbten Gutes an Freunde,
4 der Genauigkeit in Waage und Gewicht, des größeren oder geringeren Erwerbs,
5 des gleichen Preises bei Kauf und Verkauf, strengster Kinderzucht und der blutigen Züchtigung eines bösen Knechtes.
6 Für ein böses Weib ist ein Siegel am Platz. Wo viele Hände sind, da schließe ab.
7 Was du hinterlegst, das zähle und wäge ab. Und was du ausgibst und einnimmst – lege alles schriftlich nieder.
8 Schäme dich nicht, den Unverständigen und Toren zurechtzuweisen, sowie den Graukopf, der mit Knaben zankt. Dann bist du wahrhaft gebildet und vor aller Welt geehrt.
Sorge des Vaters um seine Töchter
9 Eine Tochter ist für den Vater eine geheime Sorge. Die Sorge um sie verscheucht ihm den Schlaf: In ihrer Jugend, daß sie nicht verblühe, und ist sie verheiratet, daß sie sich nicht verhaßt mache;
10 in ihrer Mädchenzeit, daß sie sich nicht verführen lasse und im Vaterhaus schwanger werde; bei ihrem Mann, daß sie sich nicht verfehle; verheiratet, daß sie nicht kinderlos bleibe.
11 Eine leichtfertige Tochter halte in strenger Obhut, daß sie dich nicht zum Gespött deiner Feinde macht, zum Stadtgespräch und zum Gerede des Volkes, und dich in Schande bringt bei der großen Menge.
12 Keinem Mann zeige ihre Schönheit, und unter Frauen schwatze nicht.
13 Denn aus dem Kleid kommt die Motte und von einer Frau die Schlechtigkeit der anderen.
14 Besser ist die Rauheit des Mannes, als eine Frau, die schön tut, eine Frau, die dann zum Schandfleck wird.
Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung
15 Gedenken will ich der Werke des Herrn und darlegen, was ich gesehen habe. Des Herrn Werke sind durch sein Wort gebildet.
16 Voll Glanz erstrahlt die Sonne über dem All, und der Herrlichkeit des Herrn sind seine Werke voll.
17 Der Herr verlieh seinen Heiligen nicht die Gabe, alle seine Wunderwerke aufzuzählen, die er, der allmächtige Herr, erschuf, daß das Weltall durch seine Herrlichkeit festen Bestand habe.
18 Er erforscht die Meerestiefe und die Herzen und durchschaut alle ihre Anschläge. Denn der Herr kennt alles Wissen und schaut die Zeichen der Zeit.
19 Er tut Vergangenheit und Zukunft kund und enthüllt den Befund verborgener Dinge.
20 Ihm entgeht kein Gedanke, und nichts bleibt ihm verborgen.
21 Er hat die Wunderwerke seiner Weisheit wohlgeordnet, daß sie bestehen ewiglich. Nichts kam hinzu und nichts kam weg. Er bedarf keines Ratgebers.
22 Wie lieblich sind alle seine Werke! Und doch ist es ein Schimmer nur, was man sieht.
23 Alles lebt und währt immerfort, und ihm ist alles in allen Dingen untertan.
24 Alles ist verschieden, das eine vom anderen, und nichts hat er gemacht, was versagt.
25 Das eine übertrifft das andere an Schönheit. Wer kann sich satt sehen an seiner Pracht?
Kapitel 43: Gottes Herrlichkeit in den einzelnen Schöpfungswerken
1 Die Pracht in der Höhe, das durchsichtige Himmelsgewölbe, die Erscheinung des Himmels sind ein herrlicher Anblick.
2 Wenn die Sonne aufgeht, erscheint sie als wunderbares Gebilde, als Werk des Allerhöchsten.
3 Wer vermag vor ihrer Hitze standzuhalten, wenn sie am Mittag steht und den Erdkreis durchglüht?
4 Das Feuer des Schmelzofens bringt den Guß zum Glühen. Dreimal mehr brennt die Sonne die Berge aus. Sie haucht Feuerdampf und blendet das Auge mit ihren lichten Strahlen.
5 Groß ist der Herr, der sie erschaffen hat. Auf sein Geheiß durcheilt sie ihre Bahn.
6 Auch der Mond erstrahlt zu seiner Zeit, bestimmt die Zeit und ist ein ewiges Zeichen.
7 Nach dem Mond bestimmt man die Festzeit. Er ist ein Lichtspender, der abnimmt, wenn er voll geworden.
8 Den Monat nennt man nach ihm. Er nimmt wunderbar zu bei seinem Wechsel, ein Feldzeichen für das Heer in der Höhe, das am festen Himmelsgewölbe erstrahlt.
9 Die Pracht der Sterne ist des Himmels Schönheit, ein strahlender Schmuck in den höchsten Höhen.
10 Auf des Höchsten Geheiß stehen sie da in fester Ordnung und werden nicht müde auf ihrem Posten.
11 Schau den Regenbogen an und preise seinen Schöpfer! Überaus herrlich ist er in seiner Farbenpracht.
12 Mit seiner Herrlichkeit umspannt er das Himmelgewölbe, das ausgespannt hat die Hand des Höchsten.
13 Seine Allmacht entflammt den Blitz und läßt die Pfeile seines Gerichtes leuchten.
14 Da tun sich Vorratskammern auf, und Wolken fliegen aus wie die Vögel.
15 Durch seine Macht verdichtet er die Wolken, und Hagelsteine brechen los.
16 Bei seinem Blick geraten die Berge ins Wanken. Nach seinem Willen erbraust der Südwind,
17 der Nordsturm und der Wirbelwind. Der Schall seines Donners macht die Erde erbeben.
18 Wie Vögel, die herniederfliegen, streut er den Schnee hin. Wie Heuschrecken, die sich niederlassen, fällt er herab. Seine weiße Pracht blendet das Auge, und das Herz staunt über sein Gestöber.
19 Er schüttet den Reif wie Salz über die Erde aus. Wenn er gefriert, wird er zu Nadelspitzen.
20 Läßt er den frostigen Nordwind wehen, gefriert das Wasser zu Eis. Über alle Teiche lagert es sich und bedeckt sie wie mit einem Panzer.
21 Er verzehrt die Berge, brennt die Steppe aus und versengt das Gras wie eine Flamme.
22 Doch alles heilt sogleich der Nebel, und der Tau, der fällt, erquickt das Versengte.
23 Durch sein Wort beschwichtigt er das Meer und gründet darin Inseln.
24 Die Seefahrer erzählen von seinen Gefahren, und wir staunen über das, was wir hören.
25 Da sind wunderbare und erstaunliche Geschöpfe, Tiere aller Art, selbst Meeresungeheuer.
26 Durch sie erreicht alles sein Ziel, und durch sein Wort ist alles geordnet.
27 Noch vieles könnten wir anführen und kämen doch nicht ans Ende. Der Rede Schluß sei also: Er ist alles.
28 Wie können wir ihn preisen? Er ist ja noch größer als alle seine Werke.
29 Ehrfurchtgebietend und überaus groß ist der Herr, und wunderbar ist seine Macht.
30 Erhebt den Herrn mit Lobpreis, so hoch ihr könnt: Er ist doch immer noch erhabener. Lobpreist ihn mit allen Kräften und werdet nicht müde! Ihr kommt doch nicht ans Ende.
31 Wer hat ihn gesehen, daß er davon erzählen könnte? Wer kann ihn preisen, wie er ist?
32 Vieles, was verborgen ist, ist noch viel größer als dieses. Von seinen Werken sehen wir nur wenig.
33 Alles hat der Herr erschaffen und den Frommen Weisheit verliehen.
Kapitel 44: Gottes Herrlichkeit in der Geschichte des auserwählten Volkes
1 Preisen will ich die edlen Männer, unsere Väter nach ihren Geschlechtern
2 Großen Glanz hat ihnen der Herr bereitet, von Urzeit her seine Herrlichkeit.
3 Sie waren Herrscher in ihren Reichen, Männer, berühmt an Macht. Kraft ihrer Einsicht gaben sie Rat und taten mit Seherblick die Zukunft kund.
4 Durch Ratschläge leiteten sie das Volk und durch Lehren voll Weisheit.
5 Lieder ersannen sie, ihre Sprüche schrieben sie nieder.
6 Männer waren es, reich und vielvermögend, die friedlich lebten in ihrem Wohnort.
7 Sie alle standen bei ihren Zeitgenossen in Ehren, in ihren Tagen erscholl ihr Lob.
8 Manche von ihnen hinterließen einen Namen, der ihr Lob verkündet.
9 Von anderen blieb kein Gedenken zurück. Sie vergingen, als wären sie nie gewesen. Sie wurden, als wären sie nie geboren, und mit ihnen ihre Kinder.
10 Aber die folgenden sind die frommen Männer, deren gerechter Wandel nicht in Vergessenheit gerät.
11 Bei ihrem Stamm verbleibt der Segen und ihr Erbe bei ihren Kindern.
12 Zum Bund steht treu ihr Stamm und um ihretwillen auch ihre Kinder.
13 Ewig lebt fort ihr Stamm, und ihr Ruhm verlöscht nie.
14 Ihre Leiber wurden in Frieden bestattet, doch ihr Name lebt fort bis in die fernsten Geschlechter.
15 Von ihrer Weisheit erzählt die Gemeinde, ihr Lob tut kund die Versammlung.
Henoch und Noach
16 Henoch gefiel dem Herrn und ward entrückt, ein Vorbild der Sinnesänderung für seine Zeitgenossen.
17 Noach wurde als gerecht und untadelig befunden. Zur Zeit des Zornes ward er zum Lösegeld. Darum blieb der Erde noch ein kleiner Rest, als über sie die Sintflut kam.
18 Ein ewiger Bund ward mit ihm geschlossen, nicht mehr zu tilgen alles Fleisch durch eine Flut.
Abraham
19 Abraham wurde der Vater vieler Völker, und niemand kam an Ruhm ihm gleich.
20 Er hielt das Gebot des Allerhöchsten und trat in einen Bund mit ihm. An seinem Fleisch bestätigte er den Bund und ward als treu befunden in der Prüfung.
21 Darum verhieß ihm der Herr mit einem Eidschwur, durch seine Nachkommen die Völker zu segnen, ihn zahlreich zu machen wie den Staub der Erde, seine Nachkommen zu erhöhen wie die Sterne und ihnen das Land zu verleihen von einem Meer bis zum anderen, vom Strom bis zu der Erde Grenzen.
Isaak und Jakob
22 Dieselbe Verheißung gab er dem Isaak um Abrahams, seines Vaters willen, den Segen für alle Völker und den Bund,
23 und ließ den Segen ruhen auf dem Haupt Jakobs. Er erkannte ihn als seines Segens Erben an und teilte das Erbe in zwölf Teile, die er unter die zwölf Stämme verteilte.
Kapitel 45: Mose
1 Er ließ aus ihm einen frommen Mann hervorgehen, der Gunst fand bei allen Menschen, geliebt von Gott und den Menschen, Mose, dessen Andenken gesegnet ist.
2 Er nannte ihn einen Gott und stärkte ihn zu furchterregenden Taten.
3 Auf sein Wort hin ließ er die Zeichen geschehen und verherrlichte ihn vor den Königen. Er erteilte ihm Befehle an das Volk und ließ ihn seine Herrlichkeit schauen.
4 Wegen seiner Treue und Ergebenheit heiligte er ihn, erwählte er ihn aus allen Menschen.
5 Er ließ ihn seine Stimme vernehmen und führte ihn hinein ins Wolkendunkel, gab ihm persönlich das Gesetz, die Richtschnur des Lebens und der Einsicht, um Jakob seinen Bund zu lehren und Israel sein Recht.
Aaron
6 Gleich ihm erhöhte und heiligte er Aaron, seinen Bruder aus dem Stamme Levi.
7 Er schloß mit ihm einen ewigen Bund und verlieh ihm das Priestertum für das Volk. Er zierte ihn mit seiner Pracht und umgürtete ihn mit einem Festkleid.
8 Er kleidete ihn in vollendete Pracht und versah ihn mit schmucker Ausstattung, Unterkleidern, Leibrock und Schulterkleid,
9 umgab ihn rings mit Goldgranaten, mit vielen Glöckchen in der Runde, daß sie bei seinen Schritten lieblich erklangen und ihren Ton im Heiligtum hören ließen – den Söhnen seines Volkes zur Erinnerung.
10 Er umgab ihn mit dem heiligen Gewand aus Gold, Purpurblau und Purpurrot – mit gestickter Arbeit, dem Brustschild des Urteilsspruches, den Urim und Tummim, in Webarbeit aus Karmesin,
11 mit Edelsteinen, graviert wie Siegelringe, in Goldeinfassung, der Arbeit des Steinschneiders, zur Erinnerung mit eingegrabener Schrift, entsprechend der Zahl der Stämme Israels.
12 Dazu die goldene Krone oben am Kopfbund mit der eingeschnittenen Inschrift: "Geheiligt dem Herrn". Ein herrlicher Schmuck, eine prächtige Zier, eine Wonne für das Auge, vollendete Schönheit.
13 Vor ihm gab es nichts Ähnliches, und in Ewigkeit darf kein anderer es anlegen, sondern nur einer von seinen Söhnen und Nachkommen.
14 Sein Opfer soll ganz verbrannt werden, ständig Tag für Tag zweimal.
15 Mose füllte seine Hand und salbte ihn mit dem heiligen Öl. So ward ihm und seinen Nachkommen ein Dienst für alle Zukunft auferlegt, solange der Himmel steht, daß er dem Herrn dienen, sein Priester sein und sein Volk in seinem Namen segnen solle.
16 Er erwählte ihn aus allen Lebenden, um dem Herrn Fettstücke, Brand- und Weihrauchopfer darzubringen zum Gedächtnis und um Sühne zu erwirken für sein Volk.
17 Er gab ihm seine Gebote und die oberste Entscheidung in Rechtssachen, daß er Jakob seine Zeugnisse lehre und Israel in seinem Gesetz unterweise.
18 Da traten Fremdlinge gegen ihn auf und waren eifersüchtig auf ihn in der Wüste: die Anhänger Datans und Abirams und die zornentbrannte Rotte Korachs.
19 Aber der Herr sah es, und es mißfiel ihm. Sie wurden weggerafft durch seine Zornesglut. Er tat an ihnen Wunderzeichen und verzehrte sie durch flammendes Feuer.
20 Er vermehrte noch Aarons Ruhm, gab ihm einen Erbbesitz, wies ihm die Erstlingsfrüchte zu und gab ihm Schaubrote in Fülle.
21 Sie sollten die Opfer des Herrn essen – ein Geschenk für ihn und seine Nachkommen.
22 Am Landbesitz des Volkes jedoch sollte er kein Erbteil haben, kein Anteil ihm im Volk zufallen. Denn sein Anteil und Erbe ist der Herr.
Pinhas
23 Pinhas, der Sohn Eleasars, ist der Dritte an Ehren, er, der eiferte in der Furcht des Herrn, der beim Abfall des Volkes mit Edelmut und Begeisterung feststand und für Israel Sühne schuf.
24 Darum schloß er mit ihm den Bund des Friedens, daß er Vorsteher des Heiligtums und seines Volkes sein und ihm und seinen Nachkommen das Hohepriestertum für alle Zeiten verbleiben sollte.
25 Ebenso ging er mit David, dem Sohn Isais aus dem Stamm Juda, einen Bund ein: Wie des Königs Erbe nur dem Sohn, so soll auch das Erbe Aarons nur seinem Stamm zukommen.
26 Er gebe euch ein weises Herz, sein Volk gerecht zu richten, damit sein Wohlstand und sein Ruhm nicht schwinde bis in die fernsten Zeiten.
Kapitel 46: Josua und Kaleb
1 Josua, der Sohn Nuns, der Nachfolger des Mose im Prophetenamt, war ein Kriegsheld; wie sein Name sagt, geschaffen als großer Retter für die Auserwählten, um Rache zu nehmen an den Feinden, die erstanden, und Israel zu seinem Erbbesitz zu verhelfen.
2 Wie herrlich war es, wenn er die Hand ausstreckte und das Schwert schwang gegen eine Stadt!
3 Wer hielt vor ihm wohl stand? Er führte ja des Herren Kriege.
4 Stand nicht auf seinen Wink die Sonne still, und wurde nicht ein Tag zu zweien?
5 Er rief zum höchsten Herrn, als ihn die Feinde rings bedrängten, und es erhörte ihn der mächtige Herr. Hagelsteine und Eis
6 warf er auf das feindliche Heer und vernichtete am Abhang die Gegner. So sollten die Völker seine Macht erkennen und daß sein Krieg vor dem Herrn stattfinde. Er war gehorsam dem Allmächtigen.
7 Schon in den Tagen des Mose hatte er sich als fromm erwiesen, er und Kaleb, der Sohn Jefunnes. Sie widerstanden dem Feind, hielten das Volk von der Sünde ab und erstickten das boshafte Murren.
8 So blieben auch die zwei am Leben von den 600.000 Mann zu Fuß. Nur sie kamen in das Erbland, das Land, das überfließt von Milch und Honig.
9 Der Herr verlieh dem Kaleb Kraft, und bis ins Alter verblieb sie ihm, so daß er ins Gebirgsland ziehen konnte und seine Nachkommen ein Erbe erhielten.
10 So sollten alle Kinder Israels erkennen, wie gut es ist, dem Herrn zu folgen.
Die Richter
11 Der Richter Andenken sei gesegnet, aller, wie sie auch heißen mögen, deren Herz nicht abtrünnig ward und die vom Herrn nicht abfielen.
12 Ihren Gebeinen mögen immer neue Triebe aus ihrer Stätte entsprossen, und ihr Name möge sich verjüngen in den Söhnen dieser Gepriesenen.
Samuel
13 Samuel, des Herrn Liebling und Prophet, errichtete das Königtum und salbte Fürsten für sein Volk.
14 Nach dem Gesetz des Herrn richtete er die Gemeinde, und der Herr suchte Jakob gnädig heim.
15 Durch seine Zuverlässigkeit bewährte er sich als Prophet, und durch seine Aussprüche erwies er sich als zuverlässiger Seher.
16 Er rief zum mächtigen Herrn, als die Feinde ihn ringsum bedrängten, und brachte ein Milchlamm dar zum Opfer.
17 Da donnerte der Herr vom Himmel her und ließ seine Stimme mit lautem Getöse hören.
18 Er schlug die Führer der Tyrer und alle Fürsten der Philister.
19 Bevor er sich zur ewigen Ruhe legte, rief er den Herrn und seinen Gesalbten zum Zeugen an: "Von niemand habe ich Geschenke, auch nicht eine Sohle, angenommen." Und niemand legte gegen ihn Zeugnis ab.
20 Selbst als er schon entschlafen war, prophezeite er und tat dem König sein Ende kund. Er erhob noch aus der Erde die Prophetenstimme, um des Volkes Sünde zu tilgen.
Kapitel 47: Natan und David
1 Nach ihm trat Natan auf und wirkte zur Zeit Davids als Prophet.
2 Wie man das Fett vom Opfer trennt, so ward David abgesondert von den Söhnen Israels.
3 Mit Löwen spielte er wie mit Böcklein und mit Bären wie mit Schaflämmern.
4 Erschlug er in seiner Jugend nicht den Riesen und nahm die Schmach von seinem Volk? Er schwang mit aufgehobener Hand die Schleuder und brach den Hochmut Goliats.
5 Denn er hatte den Herrn, den Allerhöchsten, angerufen, und der hatte seiner Rechten Kraft verliehen, daß er den kriegserfahrenen Mann niederstreckte und das Horn seines Volkes erhöhte.
6 So rühmte man ihn denn mit den "Zehntausend" und lobte ihn ob der Segnungen des Herrn. – Als er die herrliche Krone trug,
7 warf er die Feinde ringsum nieder, vernichtete die feindlichen Philister und zerbrach ihr Horn bis auf den heutigen Tag.
8 Bei all seinem Tun brachte er Dank dar dem Heiligen, dem Allerhöchsten. Aus ganzem Herzen lobsang er ihm und war mit Liebe seinem Schöpfer zugetan.
9 Er stellte Psalmensänger vor dem Altar auf. Von ihren Stimmen erklang lieblicher Gesang.
10 Er verlieh den Festen Glanz und stattete die Festzeiten prächtig aus, daß man lobe Gottes heiligen Namen und das Heiligtum vom frühen Morgen an davon widerhalle.
11 Da vergab ihm der Herr seine Sünden und erhöhte sein Horn auf ewig. Er gab ihm das Gesetz über das Königtum und den herrlichen Thron in Israel.
Salomo
12 Nach ihm trat ein verständiger Sohn auf. Um seinetwillen herrschte er weit und breit.
13 Salomo war König in friedlichen Zeiten, da Gott ihm Ruhe verschaffte ringsumher, auf daß er seinem Namen ein Haus errichte und ein Heiligtum gründe für alle Zeiten.
14 Wie weise warst du schon in deiner Jugend! Du warst voll Einsicht wie der Strom.
15 Dein Geist umspannte die Erde. Du fülltest sie mit Rätselsprüchen.
16 Bis zu den fernsten Inseln drang dein Name. Du warst beliebt ob deines Friedens.
17 Ob deiner Lieder, Sprüche, Bilder und Auslegungen staunten über dich die Länder.
18 Du trugst den Ehrennamen, der in Israel genannt wird. Doch du häuftest Gold auf wie Zinn und mehrtest das Silber wie Blei.
19 Du gabst deine Lenden den Frauen preis und ließest sie herrschen über deinen Leib.
20 Du brachtest einen Schandfleck auf deinen Ruhm und entehrtest deinen Stamm. So brachtest du Zorn über deine Sprößlinge und Wehe deiner Torheit wegen.
21 Die Herrschaft spaltete sich, und aus Efraim ging ein aufrührerisches Reich hervor.
22 Aber der Herr ließ von seiner Huld nicht ab und ließ keine von seinen Verheißungen unerfüllt. Er ließ die Sprossen seines Auserwählten nicht verschwinden und das Geschlecht dessen, der ihn liebte, nicht vertilgen. Er ließ in Jakob einen Rest und dem David einen Wurzelschoß davon.
Rehabeam und Jerobeam
23 Als Salomo sich zu seinen Vätern legte, hinterließ er aus seinem Stamm einen Sproß, groß an Torheit und klein an Verstand: Rehabeam, der durch seinen Entscheid das Volk zum Abfall brachte.
24 Dann kam Jerobeam, Nebats Sohn, der Israel zur Sünde verführte und Efraim Anlaß zur Sünde gab. Da mehrten sich sehr ihre Sünden, die sie aus ihrem Land vertrieben.
25 Sie gaben sich aller Schlechtigkeit hin, bis über sie die Rache kam.
Kapitel 48: Elija
1 Da trat Elija, der Prophet, wie Feuer auf, und sein Wort brannte wie eine Fackel.
2 Er brachte die Hungersnot über sie und minderte durch seinen Eifer ihre Zahl.
3 Auf des Herrn Geheiß verschloß er den Himmel und ließ dreimal Feuer niederfahren.
4 Wie herrlich warst du, Elija, durch deine Wundertaten! Wer war an Ruhm dir gleich?
5 Du wecktest einen Verstorbenen vom Tode auf, aus der Unterwelt auf das Geheiß des Allerhöchsten.
6 Du stürztest Könige in die Grube, Hochgeehrte von ihrem Lager.
7 Auf dem Sinai vernahmst du Zurechtweisung und auf dem Horeb Urteilssprüche der Rache.
8 Du salbtest Könige, um Vergeltung zu üben, und einen Propheten als Ersatz an deiner Stelle.
9 Du warst im Feuersturm entrückt auf dem Wagen mit den Feuerpferden.
10 Du bist bestimmt in der Schrift, durch deine Strafreden in künftigen Zeiten den Zorn, bevor er entbrennt, zu beschwichtigen, das Herz der Väter den Kindern wieder zuzuwenden und die Stämme Jakobs wiederherzustellen.
11 Selig, wer dich sehen und in der Liebe sterben durfte! Auch wir werden ja gewiß leben.
Elischa
12 Elija ward im Sturm entrückt, und Elischa ward mit seinem Geist erfüllt. Er kannte in seinem Leben keine Furcht vor Fürsten, und niemand hatte Gewalt über ihn.
13 Nichts war für ihn unmöglich, und selbst sein toter Körper erwies ihn noch als Propheten.
14 In seinem Leben tat er Wunder und selbst im Tode noch Wunderwerke.
15 Bei alldem aber bekehrte das Volk sich nicht und ließ von seinen Sünden nicht ab, bis es aus seinem Land vertrieben und in alle Welt zerstreut wurde.
16 Nur wenig Volk blieb übrig und ein Fürst vom Hause Davids. Manche von ihnen handelten recht, andere häuften Sünden an.
Hiskija und Jesaja
17 Hiskija befestigte seine Stadt. Er führte die Wasserleitung bis in ihre Mitte, ließ den Fels mit Erz durchbohren und baute Teiche für das Wasser.
18 In seinen Tagen zog Sanherib heran und sandte Rabschake ab, streckte seine Hand gegen Zion aus und tat groß in seinem Übermut.
19 Es erbebten ihre Herzen und ihre Hände. Sie wanden sich in ihren Schmerzen wie Frauen in Geburtsnöten.
20 Sie riefen zum erbarmungsreichen Herrn und streckten ihre Hände nach ihm aus. Und der Heilige erhörte sie schnell vom Himmel her und errettete sie durch Jesaja.
21 Er schlug das Lager der Assyrer. Sein Engel rieb sie auf.
22 Denn Hiskija tat, was dem Herrn gefiel, und wandelte unverrückt auf den Wegen seines Vaters David, die ihm gebot Jesaja, der mächtige Prophet und zuverlässige Seher.
23 In seinen Tagen ging die Sonne zurück, und er verlängerte dem König das Leben.
24 Gewaltigen Geistes schaute er die Endzeit und tröstete die Trauernden in Zion.
25 Die fernste Zukunft tat er kund und, ehe es eintrat, das Verborgene.
Kapitel 49: Joschija und Jeremia
1 Das Andenken Joschijas ist wie ein Gemisch von Räucherwerk, vom Salbenkünstler zubereitet. In aller Munde ist es süß wie Honig und wie Musik beim Weingelage.
2 Er mühte sich um seines Volkes Umkehr und machte dem widergesetzlichen Greuel ein Ende.
3 Er gab sein Herz völlig dem Herrn hin und zeigte in der Zeit der Gottlosigkeit große Frömmigkeit.
4 Außer David, Hiskija und Joschija handelten sie alle, die Könige von Juda, schlecht; denn sie verließen das Gesetz des Höchsten, bis sie dahinschwanden.
5 Sie gaben ihre Macht an andere und ihre Ehre einem fremden Volk.
6 Sie zündeten die auserwählte heilige Stadt an und machten öde ihre Straßen um des Jeremia willen.
7 Denn diesen hatten sie mißhandelt, und er war doch vom Mutterschoß an zum Propheten bestimmt, um auszureißen, zu verderben und zu vernichten, aber auch um aufzubauen und zu pflanzen.
Ezechiel
8 Ezechiel sah im Gesicht die Herrlichkeit des Herrn, die Gott ihm zeigte auf dem Kerubwagen.
9 Er gedachte auch Ijobs und verkündete Gutes denen, die auf geradem Weg wandeln.
10 Auch der zwölf Propheten will ich gedenken – mögen ihre Gebeine aus ihrem Grab frische Sprossen treiben – die Jakob Heilung brachten und ihm durch feste Hoffnung halfen.
Serubbabel, Jeschua und Nehemia
11 Wie sollen wir Serubbabel preisen – er war wie ein Siegelring an der rechten Hand –
12 und ebenso Jeschua, den Sohn Jozadaks, die in ihren Tagen das Gotteshaus erbauten und dem Herrn den heiligen Tempel aufrichteten, bestimmt zu ewigem Ruhm.
13 Und Nehemia – sein Name sei gepriesen! – er baute die zerfallenen Mauern wieder auf, aus den Trümmern stellte er sie wieder her und setzte Tore und Riegel ein.
Rückblick auf bedeutende Urväter
14 Nicht einer ward auf Erden erschaffen wie Henoch. Darum ward er von der Erde entrückt.
15 Auch ward kein Mann geboren wie Josef, der Fürst seiner Brüder, die Stütze seines Volkes. Sogar seine Gebeine wurden sorgfältig geborgen.
16 Auch Sem und Set sind bei den Menschen geehrt. Aber über allen, die je in der Welt gelebt haben, steht Adam.
Kapitel 50: Der Hohepriester Simeon
1 Der Hohepriester Simeon, der Sohn Johanans, besserte zu seiner Zeit das Gotteshaus aus und befestigte in seinen Tagen den Tempel
2 Der Doppelbau und des Tempels Umfassungsmauern wurden von ihm ausgeführt.
3 In seinen Tagen ward der Wasserteich gegraben, ein Becken, dem Meer an Größe gleich.
4 Er sorgte für sein Volk gegen Einfall und befestigte die Stadt mit Wällen.
5 Wie herrlich war er, wenn ihn das Volk umgab, wenn er hinter dem Tempelvorhang hervortrat:
6 Wie zwischen Gewölk der Morgenstern und wie an den Festen der Vollmond;
7 wie die Sonne, die auf den Tempel des Höchsten strahlt, und wie der Regenbogen, der im Gewölk erscheint;
8 wie in des Frühlings Tagen die Rosenblüte und wie an Wasserläufen die Lilien; wie in den Sommertagen des Libanon Pflanzenpracht
9 und wie über dem Räucherbecken das Weihrauchfeuer; wie ein golden Gefäß in getriebener Arbeit, geziert mit allerlei Edelgestein;
10 wie ein Ölbaum, der mit Früchten prangt, und wie eine Zypresse, die in die Wolken ragt.
11 Wenn er die Ehrengewänder anlegte und in den höchsten Schmuck sich kleidete, wenn er hinaufstieg zum heiligen Altar und den Vorhof des Heiligtums verherrlichte,
12 wenn er die Opferstücke aus der Hand der Priester nahm und selbst an der Feuerstelle des Altars stand, rings um ihn der Kranz der Brüder wie Zedernschößlinge auf dem Libanon, und wenn ihn wie Palmenzweige
13 alle Söhne Aarons in ihrem Schmuck umgaben, das Opfer für den Herrn in ihren Händen, vor der gesamten Gemeinde Israels,
14 bis er den Dienst am Altar beendet und den Opferdienst des Höchsten, Allgewaltigen, besorgt,
15 seine Hand nach der Opferschale ausgestreckt, die Spende von Traubenblut dargebracht und sie am Fuß des Altars ausgegossen zum Wohlgeruch für den Höchsten, den Allkönig:
16 dann stießen die Söhne Aarons in die Trompeten von getriebener Arbeit und schmetterten mit wuchtigem Schall zum Gedächtnis vor dem Allerhöchsten.
17 Das ganze Volk fiel insgesamt eilends auf sein Angesicht zur Erde nieder, um anzubeten vor dem Herrn, dem allmächtigen Gott, dem Allerhöchsten.
18 Die Sänger ließen ihre Stimme hören, und im weiten Haus erklang lieblicher Gesang.
19 Und das Volk betete zum höchsten Herrn, dem Erbarmungsvollen, bis der Dienst des Herrn vollzogen und die Handlung zu Ende war.
20 Dann stieg er herab und erhob seine Hände über die ganze Gemeinde der Kinder Israels, um den Segen des Herrn mit seinen Lippen zu sprechen und seines Namens sich zu rühmen.
21 Darauf fielen sie zum zweitenmal nieder, vom Höchsten den Segen zu empfangen.
Nachwort zum Lobpreis der Väter
22 So preist nun den Gott des Alls, der allenthalben Großes vollbringt, der unsere Tage vom Mutterleib an wachsen läßt und mit uns verfährt nach seiner Güte.
23 Er gebe uns Freude ins Herz und lasse Frieden in unseren Tagen in Israel walten für ewige Zeiten.
24 Er lasse beständig sein Erbarmen mit uns sein und errette uns zu seiner Zeit.
25 Zwei Völker haßt meine Seele, und das dritte ist kein Volk:
26 Die Bewohner des Gebirges Seïr, die Philister und das törichte Volk, das in Sichem wohnt.
Schlußwort
27 Einsichtsvolle, kluge Lehre habe ich in diesem Buch niedergeschrieben, ich, Jesus, Sohn des Sirach aus Jerusalem, der seinem Herzen Weisheit entströmen ließ.
28 Heil dem, der darüber nachsinnt! Wer es zu Herzen nimmt, wird weise werden.
29 Denn wer danach handelt, ist zu allem geschickt, weil das Licht des Herrn seine Schritte leitet.
Kapitel 51: Anhang
Dankgebet des Jesus Sirach
1 Preisen will ich dich, mein Herr und König. Loben will ich dich, Gott meines Heils, will deinen Namen preisen.
2 Denn mein Beschützer warst du, mein Helfer. Du hast mich vor dem Untergang bewahrt und vor der Schlinge der Verleumderzungen und vor den Lippen der Lügenschmiede. Du warst mein Helfer gegen meine Widersacher.
3 Nach der Fülle deines Erbarmens hast du mich errettet um deines Namens willen vor den Bissen derer, die mich zu verschlingen gedachten, vor denen, die mir nach dem Leben strebten, und vor den vielen Drangsalen, die mich umgaben;
4 vor der Erstickung durch den Brand rings um mich her und vor dem Feuer, das ich nicht entfacht hatte;
5 vor dem tiefen Schlund der Unterwelt, vor ungewaschenem Mund und lügenhafter Rede und vor ruchloser Zunge.
6 Ich war dem Tod schon nahe und am Rand der Unterwelt.
7 Von allen Seiten war ich umringt, und niemand stand mir bei. Nach Menschenhilfe schaute ich aus, doch ich fand keine.
8 Da gedachte ich deiner Huld, o Herr, und deines Waltens von Ewigkeit, daß du die rettest, die auf dich hoffen, und sie befreist aus der Gewalt der Heiden.
9 Da ließ ich mein Flehen von der Erde aufsteigen und betete um Errettung vor dem Tod.
10 Ich rief: Herr, mein Vater bist du, meine rettender Held, verlasse mich nicht am Tage der Trübsal, in meiner Hilflosigkeit zur Zeit der Übermütigen. – Ich will deinen Namen immerdar loben, will Danklieder dir singen.
11 Mein Gebet ward erhört. Denn du hast mich bewahrt vor dem Untergang, mich errettet aus schlimmer Zeit.
12 Darum will ich dir danken und dir lobsingen und preisen den Namen des Herrn.
Schlußmahnung
Erwerbt auch ihr für euch Weisheit
13 Als ich noch jung war, bevor ich auf Reisen ging, verlangte ich im Gebet ehrlich nach Weisheit.
14 Vor dem Tempel bat ich um sie, und bis ans Ende will ich nach ihr trachten.
15 Sie erblühte gleich einer reifenden Traube, und mein Herz freute sich an ihr. Mein Fuß schritt auf ihrer geraden Bahn dahin. Seit meiner Jugend folgte ich ihrer Spur.
16 Ein wenig nur neigte ich das Ohr, und schon empfing ich sie und gewann reiche Erkenntnis.
17 Ich machte Fortschritte in ihr. Darum will ich dem die Ehre geben, der mir Weisheit schenkte.
18 Ich war darauf bedacht, sie zu üben Ich strebte nach dem Guten und ward nicht enttäuscht.
19 Meine Seele rang um sie, und ich achtete auf mein Tun. Ich hob meine Hände zur Höhe und beweinte meine Verfehlungen gegen sie.
20 Ich richtete meinen Sinn auf sie und fand sie durch Reinheit. Schon von Anfang an gewann ich durch sie Einsicht. Darum will ich nie mehr von ihr lassen.
21 Mein Herz ward angeregt, nach ihr zu trachten. Und so erwarb ich sie als ein kostbares Gut.
22 Zum Lohn gab mir der Herr die Gabe der Rede. Damit will ich ihn lobpreisen.
23 Kommt her zu mir, ihr Unwissenden, und versammelt euch im Haus der Lehre.
24 Was zögert ihr noch und laßt eure Seele vor Durst zugrundegehen?
25 Ich tue den Mund auf und sage: Erwerbt sie; es kostet kein Geld.
26 Beugt euren Nacken unter das Joch, und eure Seele nehme Belehrung an. Nahe ist sie, um sie zu finden.
27 Seht mit eigenen Augen, daß ich mich nur wenig bemüht und doch viel Ruhe für mich gefunden.
28 Sucht Anteil an der Lehre für eine große Menge an Silber. Mit ihr erwerbt ihr einen Schatz von Gold.
29 Eure Seele freue sich seiner Güte, Ihn zu lobpreisen schämt euch nicht!
30 Tut vor der Zeit, was ihr zu tun habt, dann gibt er auch den Lohn zur rechten Zeit.